Der Integrationsgipfel soll gut gewesen sein. Die Bundesregierung ist zufrieden. "Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sprach nach dem Treffen von einer 'neuen Ära' der Integrationspolitik. Die 'Lebenslüge', Deutschland sei kein Einwanderungsland, 'ist vorbei'." Recht hat der Mann. Aber er täuscht sich natürlich. Die "Lebenslüge" ist Teil der Identität der Deutschen und spiegelt sich im Staatsbürgerschaftsrecht leider immer noch wieder: Das Blutsrecht (ius sanguinis) ist noch nicht abgeschafft. Immerhin: Die Kanzlerin gehört aber der CDU an und hat sich trotzdem, eindeutig und öffentlich dazu bekannt, dass die Einwanderer Deutsche werden können und sollen.
Das war die gute Nachricht. Wenn die Verehrer höherer Wesen der christliche Version den Integrationsgipfel loben, muss irgendwo ein Haken sein. Natürlich: Es wurden vornehmlich Organisationen und Personen eingeladen, die staatlichen Religionsunterricht unterstützen wie die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion" (DITIB) oder ohnehin der CDU nahestehen. Die taz lässt einige der Ausgegrenzten zu Wort kommen.
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Aber die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser werden sich natürlich fragen: Was soll ein solcher Gipfel, der vornehmlich der Agitprop für die jeweilige Regierung dient? Und wer soll sich warum und vor allem wohin "integrieren - außer dem Spracherwerb, der Einwanderern nützlich ist, wenn sie sich auf dem kapitalistischen Arbeitsmarkt herumtreiben? Was sollen Immigranten aus der Türkei tun: Sich so lange assimilieren, bis das "Türkische", will saggen: Das Alevitische, Tscherkessische, Armenische, Jezidische, Armenische usw. aus ihnen völlig herausgequetscht worden ist, zugunsten des Bajuwarischen, Berlinischen, Westfälischen, Badischen, gar Christlichen? Und bis alle Erinnerungen an die Herkunft nur noch Folklore sind, so wie sich die Multikultis und Lichterkettenträger "Kultur" vorstellen?
Das sei den PolitikerInnen ins Stammbuch geschrieben: Migranten verhalten sich so, das sie Vorteile davon haben. Wer durch den Status ausgegrenzt wird ("liebe ausländischen Mitbürger"), der hat kein Motiv, sich irgendwie und irgendwem anzugleichen. Ich will mich übrigens auch nicht anpassen oder gar in den Mainstream assimiliert werden. Und ich kann den Einwanderern nur raten, sich ebenfalls dem zu widersetzen. |