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Erschienen am 10.09.2002
im Tagesspiegel
.Die Liebe zum Brot

Der Deutsche im Ausland vermisst vor allem eines: das heimatliche dunkle Brot. Wohl kein anderes Lebensmittel wird so gern gegessen (1). Jemand, der kein Brot mag, stellt sich hierzulande ins gesellschaftliche Abseits wie ein Alkoholiker in Saudi-Arabien. Die Franzosen haben ihren Wein, die Holländer den Käse, die Italiener Nudeln - und wir das Roggenmischbrot. Wenn etwas die deutsche Kultur beschreibt, dann die Tatsache, dass es mehr als 100 Brotsorten gibt. Das ist Weltrekord. Und deswegen stellen wir das Brot auch im Museum aus (2).

Der Südafrikaner Donoven Gloy warnt Ausländer, die nach Deutschland reisen wollen, davor, ohne vorheriges körperliches Training deutsche Brot zu kaufen: "Deutsche Brote sind so schwer, dass man sich den Arm auskugelt, wenn man zu viele davon auf einmal nach Hause trägt." (3) Es sei für Nicht-Eingeweihte praktisch unmöglich zu begreifen, worin sich die Brotsorten unterschieden: durch das verwendete Mehl? Die Backtemperatur? Die Körner? Das geheime Wissen um die Eigenarten deutschen Brotes können "man leider weder in einem Buch finden noch im Internet."

Die Amerikaner gehen mit der deutschen Tradition des Brotbackens lässig und sehr flexibel um. Wenn man nach Brotrezepten sucht, findet man Bagels, Muffits, Pankakes, Biscuits, "Pretzels", sogar "Spaetzles" und exotische Versionen wie libanesisches Thymian-Brot. (4) Trotzdem kommen die ausgefallensten Brote aus Deutschland. In Westfalen kennt man das "Möpkenbrot" (5). Wichtigste Zutaten sind Fleischbrühe und Schweineblut. Man serviert es mit süßem Rübenkraut oder brät es in der Pfanne mit Schmalz und Äpfeln.

Wer sich im Rheinland wenig um den Rinderwahnsinn schert, der verzehrt ein deftiges Brot mit einer geräucherten Wurst, die wie das Möpkenbrot vor allem aus Blut und Fett hergestellt wird und jeden Vegetarier sich vor Grausen abwenden lässt. Ein Kölner Puppenspieler ließ sogar eine mit Helium gefüllte Blutwurst zum Himmel steigen - nach Ansicht einiger Narren die Ursache für die Sonnenfinsternis von 1999. Wie heißt diese Kölner Spezialität, die man am besten zusammen mit dunklem Brot isst?

(1)www.gmf-info.de/info/forschungaktuell/f_markt.htm
(2)www.brotmuseum-ulm.de
(3)www.campus-germany.de/german/print/4.68.375.html
(4)www-2.cs.cmu.edu/~mjw/recipes/bread/
(5)www.fusselchen.de/kulinarisches/westfalen/

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