Eidolon

Erschienen in c't 17/2002

From: kyoko@no-id.com
Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: Steuerung des Computers durch Gehirnwellen
Date: Fri, 28 Dec 1999 10:26:19 +0100
Hi,
ich suche Infos über die Möglichkeit, den Computer per Gedankenübertragung fernzusteuern. Angeblich existieren schon Projekte, die für Menschen entwickelt wurden, die gelähmt sind. Nervensignale werden in digitale Befehle übersetzt. Elektroden, die am Kopf angebracht sind, übertragen die Aktivität der Gehirnströme auf den Cursor des Monitors. Ich arbeite als Ärztin in ein Klinik, die auf Rehabilitation spezialisiert ist und mit Kranken, die seit Geburt oder nach Unfällen unfähig sind sich zu bewegen und zu kommunizieren.
BTW Ich suche in diesem Kontext Kontakt zu Leute, die Erfahrungen damit haben, dass Ärzte mit Patiente Experimente gegen deren Willen durchführen.
Kyoko

From: mel@gazeta.pl
Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: Steuerung des Computers durch Gehirnwellen
Date: Fri, 28 Dec 1999 12:30:20 +0100
Hi Kyoko,
Ich recherchiere seit Jahren zum Thema. Ich wäre an einem Kontakt per IRC interessiert. Dort belauscht uns niemand. :-) Wann und wo treffen wir uns?
BTW Wieso schreibst du unter Pseudonym?
Hier noch ein paar Links zum Thema:
Thread "PC-Steuerung mit Gedankenbefehlen", 15.2.1997ff u.a. in de.org.ccc, de.sci.informatik.ki,
In der c't c't 1998, Heft 23, gab es einen Artikel "Chip im Kopf" zum Thema, auch in der ZEIT Nr. 4 v. 17.01.1997 "Nach links, nach links, du Bestie". Interessant ist auch in der c't 1999, Heft 20: "Kabel und Nerven - Wahrnehmung und Gedächnis als Vorgänge der Datenverarbeitung", im SPIEGEL 45/2001 "Gedanken machen Mobil" und in "Spektrum der Wissenschaft": "Computersteuerung mit Nervenimpulsen" (www.wissenschaft-online.de)
mel@gazeta.pl (Mel Stanislawsky)

From: laney@worldmirror.com
Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: Steuerung des Computers durch Gehirnwellen
Date: Fri, 28 Dec 1999 14:22:01 +0100
Hi Kyoko
Wenn du Ärztin bist und Kollegen von dir ans Bein pinkeln willst, die Experimente mit Mensche machen, die gelähmt sind, dann lebst du gefährlich. :-) Sei vorsichtig. Zufällig kenn ich mich da aus. Das Thema interessiert besonders die Geheimdienste. IMHO arbeitet die NSA seit Jahre daran. Kontakt also per PM und PGP oder IRC. Wann?
laney@worldmirror.com (Rainer M. Böttcher)

From: kyoko@no-id.com
Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: Steuerung des Computers durch Gehirnwellen
Date: Fri, 28 Dec 1999 18:07:29 +0100
Hi,
an alle Interessierten: IRCNET, EU, DE, #kyoko (moderiert), Sonntag, 30. Dec 1999 , 23.00 MEZ
Kyoko

#kyoko
Kyoko (kyoko@207.30.212.26) has joined #kyoko
altfvier (altfvier@137.158.26.95) has joined #kyoko
Laney (laney@ 80.63.2.211) has joined #kyoko
Mel (mel@ 194.149.231.16) has joined #kyoko
[...]
laney: Hast du ein konkrete Arzt unter Verdacht?
kyoko: Der Chefarzt heisst Wilhelm Nossbich. Stammt aus Tennessee, USA. Angeblich hat er früher für die Militärs gearbeitet.
Mel: Und worauf begründet sich dein Verdacht?
kyoko: Eine Patientin, die an Amyotropher Lateralsklerose (AMS) leidet, bekommt seit Monate Spritzen, die ihren Zustand eher verschlechter als verbessern. Die anderen Ärzte werden über die verabreichten Mittel offenbar nicht ausreichend informiert. In die Krankenakte steht auch nichts.
laney: Was ist AMS?
kyoko: Eine Nervenkrankheit, die im fortgeschrittenen Stadium zu einer vollständigen Lähmung der Muskeln führt. Die Patientin ist zwar geistig völlig gesund, kann aber weder sprechen noch sich durch Gesten verständlich machen. Im Spätstadium müsste sie künstlich beatmet und ernährt werden.
altfvier: Bist du eine Ärztin? Und wie redet sie mit dir?
kyoko: Elektroden an ihrem Kopf registrieren die elektrischen Impulse in ihrem Kopf, die so genannten elektro-okulographischen Signale. Die werden drahtlos in einen Empfänger übertragen und so verstärkt und digitalisiert, dass sie von einem Computer als Befehle verstanden werden. Die Patientin kann den Cursor mit den Augen steuern. Das Gerät stammt von www.biocontrol.com von der Stanford University. Ich wusste über das Thema schon Bescheid, und Mel hat die Links ja mitgeteilt. Ich wollte nur Kontakt zu Betroffenen suchen.
altfvier: Wenn sich dein Verdacht erhärtet - was willst du tun?
kyoko: Wenn jemand hier erfährt, dass ich hinter die Schweinereien gekommen bin, wird man mich beseitigen wollen. Es stehen Millionen von Forschungsgeldern auf dem Spiel. Und auch die Patientin wird zum Schweigen gebracht werden. Ich suche Hilfe, an die Öffentlichkeit und die Medien zu gehen. Ich muss die Patientin in Sicherheit bringen, bevor die Bombe hochgeht...
mel: Wie heisst du?
kyoko: Joan Aissergne. Ich bin Belgierin und die behandelnde Ärztin der besagten Patientin. altfvier: kennst du keinen versierten Hacker, der sich in unseren Krankenhaus-Computern umsehen und mir Infos zuspielen kann?
[...]

-----BEGIN PGP MESSAGE-----
Date: Mon, 14 April 2001 21:31:01 +0100 (MET)
From: laney@worldmirror.com
To: kyoko@no-id.com
Subject: love in the times of war
Liebe Joan,
Wir lernten uns virtuell kennen, aber es wird hoffentlich bald die Zeit kommen, dass wir uns auch real begegne. Du hast mir sehr imponiert. Noch nie war ich so offen zu jemandem. Du hast etwas in mir ausgelöst, das ich noch nicht kannte, als wäre ein Band der Gefühle zwischen uns entstanden, das nie zerreiße wird. Du bist zu der wichtigste Person in mein Leben geworden, obwohl ich dich noch nie gesehen habe. Ich freue mich, dass du Verbündete gefunden hast in dein Kampf, deine Patientin vor den Experimenten zu bewahren. Hoffentlich entscheidet sich die Sache bald. Ich habe in dem Hotel, das du mir genannt hast, zwei Zimmer gemietet. Sobald du deine Patientin befreit habe wirst, gibt es dort eine sichere Zuflucht. Und dann wird Mel in alle großen Zeitungen seinen Artikel über den Skandal platzieren und die Staatsanwälte werden ganze Kompanien von Kriminalbeamten auf dein Krankenhaus loslassen. Ich glaube fest, dass ich dich liebe.
Laney
-----END PGP MESSAGE-----

From: mel@gazeta.pl Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: [FYI] Leben von Geistes Hand
Date: Fri, 23 August 2001 11:46:101 +0100
Hi, hier ein Artikel aus der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft:

Leben von Geistes Hand
Larissa Krafts wacher Verstand ist "locked-in" - eingeschlossen in ihrem realen Körper. Jahrelang war für die Gelähmte ein schwaches Augenzwinkern die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen. Heute aber kommuniziert sie per Internet mit der ganzen Welt. Frei von Muskelkraft, nur mit ihren Augen und mit der Kontrolle über ihre Hirnströme, bewegt sie den Cursor ihre Computers. [...]
Im Usenet kennt man sie unter ihrem Pseudonym "Kyoko", eine Anspielung auf den computergenerierten Popstar aus Japan, eine virtuelle Person, die von vielen Fans geliebt und verehrt, aber nie real existiert hat.[...]
Wilhelm Nossbich, ein drahtiger Professor Ende 50, hat sich in der medizinischen Forschung schon seine Sporen verdient. Er ist anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Gehirnforschung. Lange Jahre arbeitete er mit dem Neurologen David J. Warner am medizinischen Zentrum der Universität Loma Linda (Kalifornien) zusammen. 1993 nahm er per Biomuse Elektromyogramme vom Gesicht eines zehnjährigen Jungen ab, der seit einem Autounfall vom Hals ab gelähmt war. Durch Anspannung bestimmter Gesichtsmuskeln vermochte er Symbole auf dem Bildschirm hin und her zu bewegen. Diese Forschungen bildeten die Basis für Professor Nossbichs Versuche, der gelähmten Larissa Kraft ein Leben in Würde zu ermöglichen und ihr neuen Lebensmut zu schenken
.[...]
Der vollständige Artikel unter:
www.spektrum.de/2002/artikel/93875_biomuse.html
Mel Stanislawsky

Dokument 2B3489 /Archiv Joan Aissergne
Psychiatrische Rehabilitationsklinik St. Catherine, Limal/Brüssel, Station VII. Freigegeben am 16. Oktober 2001

Heute habe ich etwas entdeckt, das mich zutiefst bestürzt und verwirrt. Auf dem Computer meiner Patientin Larissa Kraft fand ich eine große Zahl von E-Mails, Mitschnitte von Chats und Diskussionen in Newsgroups, die sie geführt hat. Sie hat sich -- unter dem Pseudonym "Kyoko" -- als Ärztin ausgegeben und unter meinem Namen (!) geschrieben. Ich fand heraus, dass diejenigen Personen, mit denen sie korrespondierte, in Wahrheit aber nicht existieren. Auch ein "Laney" der ihr Liebesbriefe schrieb, ist offenbar von ihr erfunden worden. Ich bin besorgt, dass sie unsere Klinik in Misskredit bringen könnte. Sie gibt vor, mit einer Patientin, mit der sie sich offenbar selbst meint, würden Experimente angestellt -- ohne deren Wissen und Einwilligung. Ein Hacker mit dem Namen Herwarth Niederlande alias "altfvier" scheint mit seinen Kumpanen versucht zu haben, in das Computersystem unserer Klinik einzudringen, um Krankenakten zu entwenden und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Besonders irritiert mich ihre Korrespondenz mit einem angeblichen polnischen Journalisten, Mel Stanislawsky. Dieser Mann kam vor einigen Wochen unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall in der Nähe unserer Klinik ums Leben. Im WWW fand ich Hinweise darauf, dass Stanislawsky ein abgehalfteter Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienses NSA gewesen sein soll und in der Öffentlichkeit mehr durch Verschwörungstheorien als durch seriöse journalistische Arbeiten aufgefallen ist. Angeblich war er auch in den Tod des Journalisten Danny Casolaro verwickelt, der besonders über Geheimdienste in den USA recherchierte.
Stanislawsky hat meiner Patientin Larissa Kraft zahlreiche Dokumente per verschlüsselter E-Mail zugespielt, die sie in ihrem Wahn, sie werde von den Ärzten unserer Klinik für Menschenexperimente missbraucht, verstärkte. Artikel, die er angeblich über sie geschrieben hat, sind nicht mehr aufzufinden. Die betreffenden Zeitschriften, bei denen ich mich erkundigt habe, wissen von nichts. Ich bin mir nicht sicher, ob Larissa diese Dokumente auch erfunden hat oder ob die Korrespondenz tatsächlich stattgefunden hat. Larissa hat auf ihrem Rechner Notizen hinterlassen, die suggerieren, dass Stanislawsky umgebracht worden ist. Ich werde das Thema morgen während der Konferenz ansprechen.
Ich mache mir große Sorgen, um die geistige Gesundheit Larissas. Sie weiß noch nicht, dass sie Zeit ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt sein wird. Ich will ihr die Hoffnung nicht nehmen, aber die medizinische Diagnose ist eindeutig negativ. Die Krankheit, an der sie vorgibt zu leiden, AMS, hat aber mit ihrem medizinischen Befund nichts zu tun. Larissa kann sich sehr wohl bewegen, sie ist kräftig und kann zwar nicht ihre Beine, wohl aber ihre Arme gut gebrauchen. Ich befürchte, dass sie versuchen wird, vielleicht mit Leuten, die sie im Internet gefunden hat, heimlich aus unserer Klinik zu fliehen. Das wäre ihr sicherer Tod. Wenn sie ihre Medikamente nicht täglich in der richtigen Dosis bekommt, setzt nach wenigen Stunden eine völlständige Lähmung des Bewegungsapparats und des Nervensystems ein. Ich werde unsere Sicherheitsabteilung darauf hinweisen, auf Larissa Kraft und auf eventuelle Besucher besonders zu achten.
[...]

From: kyoko@no-id.com
Newsgroups: de.sci.medizin,de.sci.medizin.misc
Subject: [FYI] Mysteriöser Todesfall in einer Klinik
Date: Fri, 10. Dec 2001 10:06:09 +0100
Hi,
www.standaard.be, 09.12.2001
Eine Ärztin der Klinik St. Catherine im Brüsseler Vorort Limal, Joan A., ist unter mysteriösen Umständen ermordet aufgefunden worde. Ihre Leiche wurde vor dem Krankenzimmer ein ihrer Patientin, einer querschnittsgelähmten Frau, mit einem Messer im Rücken aufgefunden. Angeblich, so teilte der Sprecher der Brüsseler Polizei heute mit, war sie auf dem Weg zu ein Konferenz der Klinik, auf der sie wichtige Dinge, die Sicherheitseinrichtungen des Krankenhauses betreffend, zur Sprache bringe wollte. Über mögliche Täter oder Motive ist noch nichts bekannt. Die Polizei stehe vor einem Rätsel.
(von mir übersetzt) Kyoko

Dokument 2B3489 /Krankenakten Larissa Kraft,
Psychiatrische Rehabilitationsklinik St. Catherine, Limal/Brüssel, Station VII. Freigegeben am 17.01.2002
From: kyoko@no-id.com
Subject: love
Date: Fri, 30 Dec 2001 14:22:01 +0100
Larey, Liebster!
[...] Beinahe wäre sie mir auf die Schliche gekommen, das Luder. Sie war so dreist zu behaupten, du existiertest gar nicht. Als sie mir sagte, ich bilde mir alles nur ein, deine Liebe zu mir, die Experimente, die sie hier mit mir anstellen, mein angebliche Lähmung der Arme, war ich zunächst empört, dann wütend. Liebster, ich schwöre dir: niemand wird je von unsere Gefühle füreinander erfahren, von unserem Plan, aus dieser Anstalt zu fliehen, den Weg in die Freiheit zu finden, nach der ich mich so sehne -- zusammen mit dir! Ich habe meine E-Mails gut versteckt und verschlüsselt auf mein Rechner. Kein Arzt wird sie finden. Und wer uns hindern will, unser Leben so zu führen wie wir es wollen, der wird das bitter büßen müssen. Ich erwarte voller Sehnsucht dein nächste Brief!
Kyoko

 
Personen:
  • Kyoko, kyoko@no-id.com, Larissa Kraft
  • Joan Aissergne
  • Mel Stanislawsky, mel@gazeta.pl
  • Rainer M. Böttcher, laney@worldmirror.com
  • Herwarth Niederlande, "altfvier"
  • Wilhelm Nossbich
  • vgl. den Thread zu den Namen in de.org.ccc