Tilman Schweigers Pressephobie

Same procedure like every year – Eine Bemerkung zu Tilman Schweigers Pressephobie

Von Katharina Dockhorn, Vorsitzende des FA Freie im DJV Berlin

Wow, dem Regisseur Til Schweiger ist ein künstlerisch und ästhetisch herausragender Film gelungen. Meint er zumindest selbst. Er hat „Schutzengel“ als deutschen Kandidaten für die Verleihung des Oscars für den Besten Nichtenglischsprachigen Film vorgeschlagen. Bei der Sichtung konkurrierte er mit Publikums- und Kritiker-Lieblingen wie „Barbara“ oder dem Dokumentarfilm „This ain´t California„.

Das Vertrauen des Regisseurs in sein Werk weckte die Hoffnung bei den deutschen Filmjournalisten, nach langer Zeit wieder einen Film des Regisseurs vorab für die kritische Berichterstattung zu sehen. Seit dem Start von „Keinohrhasen“ tilman schweigerwurden alle Filme Schweigers der Presse nicht oder nur einem handverlesenen Kreis von Berichterstattern rechtzeitig gezeigt. Die Mehrheit der Journalisten wird ausgeschlossen, die kritische Auseinandersetzung mit dem Werk verhindert.

Die Hoffnung wurde enttäuscht. Die Pressestelle des Warner Bros. Filmverleihs bestätigte auf Nachfrage, dass keine regulären Pressevorführungen zum „Schutzengel“ geplant sind. Gezeigt wurde er – so besagt es die Gerüchteküche – nur ausgewählten Journalisten.

Die Ausgeschlossenen sind natürlich verärgert, auch weil sie von ihren Chefs unter Druck gesetzt werden, die Previews in der Nacht vor dem Start
wahrzunehmen, um den Film dann doch besprechen zu können.

Schweiger kann sich diese PR-Kampagne leisten. Journalisten sind auch eitel. Redaktionen fordern Berichte um jeden Preis. Sie übersehen, dass sie sich damit selbst zum Teil von Schweigers PR-Strategie machen. 2009 wurde der damalige Film Schweigers dem „Focus“ gezeigt, dem „Spiegel“ nicht. Trotzdem veröffentlichte das Hamburger Nachrichtenmagazin ein mehrseitiges Interview mit dem Hauptdarsteller und Regisseur, in dem er ausführlich seine Pressephobie erläutern durfte. Dessen Ziel war erreicht: Die Aufmerksamkeit für seinen Film war geschaffen.

Denn der Dominoeffekt geht weiter. Kaum ein Verantwortlicher einer Filmredaktion kann es sich leisten, den Film nach solcher Publicity zu ignorieren.

Die großen Nachrichtenmagazine dürften „Schutzengel“ nun wohl alle gesehen haben. Auch die Journalisten, die mit Schweiger reden durften, haben wohl den gesamten Film gesehen. Das soll nicht vor allen Junkets der Fall gewesen sein.

Und die Journalistengewerkschaften? Fordern sie Solidarität mit den ausgeschlossenen Kollegen? Sie schweigen seit Jahren zur Causa Schweiger.

Foto: Damien D., Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

» No Comments

Angreifen!

„Es hilft nicht, die Zähne zusammenzubeißen. Man muss angreifen.“ (Cécile Duflot, französische Ministerium für sozialen Wohnungsbau)

» No Comments

Besser offline

newsletter

Wie kann ein Journalistenverband einen so genannten „Besser Online„-Kongress veranstalten und gleichzeitig sich weigern, die Minimal-Standards für Newsletter zu beachten?

Newsletter, die von den Empfängern verlangen, einen anderen MUA (Mail User Agent) zu benutzen oder erzwingen wollen, die Voreinstellungen des E-Mail-Programms zu verändern, sind nicht nur unhöflich, sondern erziehen dazu, die Sicherheit zu vernachlässigen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schreibt:

Immer mehr E-Mails sind heutzutage auch HTML-formatiert. Einerseits ist dies oft lästig, weil nicht alle E-Mail-Clients dieses Format anzeigen können. Andererseits kann dies auch dazu führen, dass bereits bei der Anzeige solcher E-Mails auf dem Client ungewollte Aktionen ausgelöst werden, da HTML-Mail z. B. eingebetteten JavaScript- oder VisualBasic-Skript-Code enthalten kann. Durch Kombination verschiedener Sicherheitslücken in E-Mail-Clients und Browsern ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Sicherheitsproblemen mit HTML-formatierten E-Mails gekommen.

Auch der Fachausschuss „Onliner“ scheint sich für Sicherheit nicht zu interessieren. Meine Vorschläge dort verhallten ungehört und ungelesen. Quod erat demonstrandum.

Besser wäre es, den TEN Standard zu beachten (vgl. Netzwerk Recherche).

Aber dazu müssten diejenigen, die die ungemein wichtigen Funktionärsposten besetzt haben und sich daranklammern, als hinge wer weiß was davon ab, die Zivilcourage besitzen, gegen die Angestellten der Geschäftsstelle aufzumucken, die so einen Unsinn wie einen Nur-HTML-Newsletter verbrechen. Das kann man also vergessen. Diesen Mut hat niemand. Ich kenne den Laden lange genug.

» No Comments

Fusion der DJV-Landesverbände in Berlin, reloaded

djv berlindjv berlindjv berlindjv berlindjv berlindjv berlin

Die entscheidende Sitzung der beiden Erweiterten Vorstände des DJV Berlin und des JVVB in der Geschäftsstelle des DJV Berlin. Dort wurden die Weichen für eine Fusion gestellt.

2. Foto von oben v.l.n.r.: Bernd Lammel, Vorsitzender des DJV Berlin, Michael Konken, Bundesvorsitzender des DJV, Michael Fritsch, Vorsitzender des JVBB, Michael Rediske, Geschaftsführer des JVBB. 4. Bild von oben ganz rechts: André Gählert, Geschäftsführer des DJV Berlin. 2. Bild von unten v.l.n.r. Nils Franke, Fachausschuss Junge Journalistinnen und Journalisten des JVBB, Klaus Kundt, Sprecher der Ehrenmitglieder des DJV Berlin, Burkhard Schröder (Burks), Fachausschuss Online DJV Berlin. Bild ganz unten links: Peter Hill, Vors. Aufnahmeausschuss des JVBB, rechts: Katharina Dockhorn, Fachausschuss Freie DJV Berlin.

Fotos: Simone Ahrend©

» No Comments

Fusion der Landesverbände des DJV in Berlin rückt näher

Gestern tagten die Erweiterten Vorstände des DJV Berlin und des JVVB gemeinsam in der Geschäftsstelle des DJV Berlin. Thema: Die Fusion beider Landesverbände nach acht Jahren der Spaltung. Ergebnis: Die Fusion rückt in greifbare Nähe!

Obwohl einige – in beiden Landesverbänden – das vermutlich anders erwartet hatten, war die Atmosphäre sachlich und – je länger die Diskussion dauerte – sogar euphorisch. Das lag vor allem auch an den jungen Kolleginnen und Kollegen, die nicht verstanden, warum angesichts der riesigen Aufgaben, die eine Journalisten-Gewerkschaft hat, ausgerechnet in Berlin nicht an einem Strang gezogen wird und warum eine Fusion nicht schon längst stattgefunden hat.

Michael Konken, der Bundesvorsitzende des DJV, der kurzzeitig als „Überraschungsgast“ auftauchte, versicherte auf Nachfrage, dass die bestehenden Verträge zwischen den Landesverbänden und dem Bundesverband, die Schulden der Berliner Vereine betreffend und deren teilweisen Erlass, noch gälten. Das bedeutet: Der JVBB, der u.a. mit Geldern einzelner Landesverbände als Konkurrenz des DJV Berlin aufgepäppelt worden war (weil damals der Bundesvowrstand irrig davon ausging, der Ausschluss des DJV Berlin sei juristisch sattelfest) und diese als Darlehen noch in seinen Büchern hat (was eine buchhalterische Überschuldung bedeutet), würde bei einer Fusion gewinnen. Der teilweise Erlass war zwischen Gläubigern und Schuldnern ausgehandelt worden, gilt aber nur, wenn eine Fusion stattfindet. Der DJV Berlin hat weniger Schulden und aus anderen Gründen. Die fusionierten Landesverbände hätten zusammen nur knapp 200.000 Euro Schulden – das ist erheblich weniger als jetzt. Damit kann man leben. Eine Rückzahlung in einem absehbaren Zeitraum ist realistisch.

Es bestand Konsens darüber, im Gesamtvorstand noch einmal gemeinsam darauf zu dringen, die bestehenden Verträge zu bestätigen. Das ist nötig, weil die Landesverbände des DJV zum Teil neue Vorstände gewählt haben. Diese sind aber vertretungsberechtigt, so dass nicht die jeweiligen Mitgliederversammlungen entscheiden müssen (was die Sache sehr verzögern würde).

Alle Anwesenden waren sich ebenfalls einig, dass DJV Berlin und JVBB schon gemeinsam mit ihren Delegierten beim Verbandstag 2012 auftreten sollen.

Ein Verschmelzungsvertrag der beiden Verbände existiert als Entwurf. Er muss nur noch angepasst werden.

Die beiden Erweiterten Vorstände beschlossen mehrere Arbeitsgruppen zu bilden: AG Satzung, AG Mitglieder, AG Administration, AG Kultur, AG Zukunft und Inhalte, AG Strategee sowie eine Koordinierungsgruppe. Das alles soll flexibel gehalten werden, notfalls können die maximal sechsköpfigen Gruppen zusammengelegt werden.

Beim übernächsten Verbandstag 2013 sollte die Fusion schon stattgefunden haben.

» No Comments

Ich war’s nicht – die FDP war’s

Von Katharina Dockhorn, Vorsitzende des FA Freie im DJV Berlin

Die FDP ist Schuld – nur dem Gelben Koalitionspartner sei anzulasten, dass der Schutz der Urheber im Entwurf zum Gesetz zum Leistungsschutzrecht für Presseverlage in der derartigen Form vorläge. Wäre alleine die CDU verantwortlich, dann…, so zumindest die Abgeordneten Wolfgang Björnsen, Monika Grütters und Marco Wanderwitz heute bei der Vorstellung ihrer Leistungsbilanz in Sachen Kultur und Medien.

Drei Jahre habe man mit dem politischen Wunschpartner um das Gesetz gerungen, beteuerten die Verantwortlichen für den Bereich Kultur und Medien in der Fraktion. Journalisten und Verlagen solle dabei gleichermaßen geholfen werden, so Wanderwitz auf die Frage, ob das Gesetz nicht ein Sanierungsprogramm für Verlage auf Kosten der Urheber sei. Er hoffe nicht, dass bei den Journalisten nichts ankomme. Aber auch wenn nur den Verlagen geholfen sei, hätte das Gesetz seinen Wert.

Ganz wohl ist der Christlichen Partei wohl nicht bei dem Entwurf aus dem Hause Leutheuser-Schnarrenberger. Die Fraktion hat die Ministerin zum Gespräch geladen, denn der Journalist bleibe der Urheber, von dessen Werk der Verlag profitiere, ergänzt Björnsen. Und er verspricht, dass nur Verlage von dem Gesetz profitieren sollten, die in der Tarifgemeinschaft organisiert sind. Wie er dies festschreiben wolle, verriet er nicht.

Dabei wäre es ganz einfach. Zurück auf Anfang, dem ersten Entwurf. Er setzte auf eine Verwertungsgesellschaft zur Verteilung der Erlöse. Auf Wunsch der FDP wurde dieser Passus gestrichen, obwohl auch Springer Lobbyist Christoph Keese diese Lösung Mitte Juni in einem Interview mit Radio 1 begrüßt hatte.

Nun kann man rätseln, welche Absichten hinter dem Sinneswandel im Hause der Justizministerin stecken. Unter vorgehaltener Hand wird immer wieder kolportiert, dass sie das Gesetz nicht wolle und nur vorgelegt habe, weil es im Koalitionsvertrag stehe. Denn letztendlich könnte es in seiner vorliegenden Form auch den Verlagen nichts nutzen. Denn die überwiegende Mehrheit der Journalisten und Fotografen hat bereits der VG Wort die Zweitverwertungsrechte übertragen, womit in Deutschland seit Jahrzehnten das Recht auf Privatkopien abgegolten wird.

Oder ist das alles kein Zufall? Starten die Liberalen nun einen Frontalangriff auf die VG Wort, damit deren Gesamteinnahmen bei den Verlagen und Sendern landen? Aber warum lassen sich so viele Menschen von einer 5-Prozent-Partei an der Nase rumführen?

» No Comments

Ausschlussantrag

An den DJV Berlin
– Ehrengericht
– Kopie an den Vorstand

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hiermit beantrage ich, Alexander Kulpok, wohnhaft xxx wegen grober Zuwiderhandlungen gegen die Vereinsinteressen aus dem DJV Berlin auszuschließen.

Rechtsgrundlage ist § 3.6f der Satzung des DJV Berlin, der besagt, dass ein Mitglied ausgeschlossen werden kann
„aufgrund eines ehrengerichtlichen Verfahrens durch Beschluss des
Aufnahmeausschusses. Ausschlussgründe sind:
– Grobe Zuwiderhandlungen gegen die Vereinsinteressen,
– ein gravierender Verstoß gegen die Berufspflichten
oder ein anderer wichtiger Grund.“

Begründung:

Die Verbandsführung Alexander Kulpoks hat nicht nur den DJV Berlin finanziell an den Rand des Ruins geführt, sondern das Ansehen des DJV Berlin nachhaltig geschädigt. Zahlreiche Mitglieder haben wegen Kulpok den Verband verlassen. Im Jahr 2004 hat Kulpok z. B. dazu beigetragen, dass Mitglieder des VJJ – ohne Mitgliedsgelder gezahlt zu haben -, an der Mitgliederversammlung am 5. Juni teilnahmen, um seine Wiederwahl zu sichern (vgl. u.a. die Aussagen xxx). Die Turbulenzen danach führten zur Spaltung des Berliner DJV. Das Presseecho war verheerend.

Es wäre ein fatales Zeichen für die Wiedervereinigung mit dem JVBB, wenn der maßgebliche Verursacher der Katastrophe weiterhin dem Verband angehörte. Der DJV Berlin müsste sich fragen lassen, ob persönliche Verantwortung für verbandsschädigendes Verhalten nicht gefragt ist. (…)

Burkhard Schröder (09.09.2012)

» No Comments

Lang, lang ist’s her

Berlin, 13. Oktober 2003

Antrag
zur außerordentlichen Hauptversammlung 2003
Die Hauptversammlung möge beschließen:
Dem Vorsitzenden des DJV Berlin, Alexander Kulpok, dem Vorstandsmitglied Klaus Lehnartz sowie der Schatzmeisterin Christiane Hach wird das Misstrauen ausgesprochen.
Begründung:
Die Arbeit der genannten Vorstandsmitglieder hat zu unkalkulierbaren finanziellen Risiken des Verbandes und seiner Töchter geführt. Um weiteren finanziellen Schaden abzuwenden, ist eine personelle Erneuerung dringend notwendig.
gez.: Andreas Struve (Vorsitzender des Fachausschusses Betriebsratsarbeit)
Brigitte Baecker (stellvertretende Vorsitzende des Fachausschusses Betriebsratsarbeit)
Anno Knüttgen (stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Rundfunk)
Matthias Thiel (Vorsitzender des Fachausschusses Rundfunk)
Bettina Kieke (stellvertretende Vorsitzende des Fachausschusses Gleichstellung und Arbeitszeitmodelle)

Berlin, 30.09.2003
Burkhard Schröder

Antrag
Die Hauptversammlung möge beschließen:
Die Amtsperiode des Vorstands wird gemäß § 8(6) der Satzung vorzeitig beendet.
Begründung
Der Rücktritt mehrerer Vorstandsmitglieder am 2.9.03 hat tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über den richtigen Kurs des Verbandes offenbart. Ausschlaggebend für dieses Zerwürfnis war der mit knapper Mehrheit gefällte Beschluss, eine zuvor getroffene Entscheidung zum Presseball 2004 wieder zu revidieren.
Gegen diesen Entschluss sind zahlreiche gravierende Einwände vorgetragen worden. Insbesondere hatten die inzwischen zurückgetretenen Vorstandsmitglieder vorab davor gewarnt, dass die geplante Durchführung des Presseballs 2004 für den Sozialfonds des Verbandes mit einem existenzgefährdenden finanziellen Risiko verbunden sein würde. Eine daraus möglicherweise resultierende Insolvenz der Sozialfonds GmbH wiederum hätte unmittelbare finanzielle Folgen für den DJV Berlin als Gesellschafter.
In der Diskussion dieser Entscheidung wurde und wird deutlich, dass der noch amtierende Vorsitzende und einige der weiteren Vorstandsmitglieder gewillt sind, sich über alle diesbezüglichen Bedenken hinwegzusetzen. Eine argumentative und sachliche Auseinandersetzung damit erfolgte von dieser Seite nicht. Dies betrifft auch und insbesondere die Kritik am Umgang mit Spendengeldern und die damit zusammenhängenden moralischen, juristischen und steuerlichen Probleme.
Dieses Vorgehen widerspricht dem bei den letzten Mitgliederversammlungen abgelegten Bekenntnis zu einem ordnungsgemäßen, verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit den Finanzen des Verbandes und seiner Töchter. Die Verkürzung der Amtsperiode und die Wahl eines neuen Vorstands, der das Vertrauen der Mitgliedschaft geniesst, sind unumgänglich, um weiteren Schaden vom DJV Berlin abzuwenden.
Mit kollegialen Grüssen
Burkhard Schröder

» No Comments

Verlagssanierung auf Kosten der Urheber

Verlagssanierung auf Kosten der Urheber

Von Katharina Dockhorn, Vorsitzende des FA Freie im DJV Berlin

Nun ist es also heraus, wie sich die Verlage die durch das Gesetz zum Leistungsschutzrecht für Presseverlage erzielten Gewinne vorstellen. Sie wollen mit den Schöpfern der Texte und Fotos, die ihnen ihre Werke zur Verwertung überlassen und in den Verlagshäusern die Kassen sprudeln lassen, einen Tarifvertrag abschließen. Die Journalisten seien dafür bei ver.di und DJV in guten Händen, beschied Christoph Keese, Chef-Lobbyist des Springer-Verlags, während der Medienwoche am Rande der IFA.

Bei den Betroffenen, vor allen den freien Journalisten, löst diese Vorstellung blankes Entsetzen aus. Jahrelang hatten ihre Gewerkschaften mit den Verlagen um Vergütungsregeln für Publikationen im Internet und die Mehrfachverwertung von Texten innerhalb einer Verlagsgruppe gerungen – nur eine Minderheit unter den Verlagen hält sie überhaupt ein. Zudem sind viele Häuser, vor allem im Osten der Republik, aus der Tarifgemeinschaft ausgeschieden.

Das Gesetz droht die Vertragsfreiheit der Urheber einzuschränken. Die Verlage werden nach der Verabschiedung des Gesetzes ihren freien Mitarbeitern die Pistole auf die Brust setzen und die Abtretung alle Rechte vertraglich verlangen. Total Buy Out-Verträge werden endgültig zur Regel.

Zudem dürften die Vorstellungen einer angemessenen Vergütung der Urheber, wie es jetzt im Gesetz formuliert ist, zwischen Verlagen und Urhebern weit auseinanderliegen. Die Gewerkschaften fordern mindestens die Hälfte der Erlöse, womit sie schon an der untersten Grenze bei der Teilung der Einnahmen zwischen Autoren und Verlagen in der VG Wort bleiben. Aber warum so bescheiden? Durch die Publikation von kreativen Werken im Internet sparen die Verlage Druck- und Transportkosten, die zu schützende Investition ist wesentlich geringer als in der analogen Welt. Ergo müsste eine angemessene Beteiligung der Urheber bei mindestens 80%, wenn nicht gar 90% der Erlöse liegen. Und damit dies kontrollierbar bleibt, ist auch die Verwaltung über eine Verwertungsgesellschaft zu empfehlen. So wie im 1. Entwurf zum Gesetz zum Leistungsschutzrecht vorgesehen.

Die Hoffnungen der Kreativen auf eine Änderung des Entwurfes im Gesetzgebungsprozess ruhen jetzt auf den Kritikern des Gesetzes in allen Parteien. Sie sollten aus den Klagen der Urheber in anderen Bereichen der Kreativwirtschaft gelernt haben. Seit Jahren warten sie auf Vereinbarungen über eine angemessene Beteiligung an den Erlösen aus der Zweit- und Drittauswertung der von ihnen geschaffenen Werte durch dieLeistungsschutzberechtigten.

» No Comments

Fusion am Sankt Nimmerleinstag?

DJV Berlin

Gestern fand die Mitgliederversammlung des DJV Berlin statt.

Auf dem Podium der Vorstand des DJV Berlin: Thomas Leidel, Beate Fichtner, Bernd Lammel, Versammlungsleiter Dr. Peter Pistorius, Geschäftsführer André Gählert und der neue Schatzmeister Jens Schrader. Vorn erkennt man leider nur die Hinterköpfe Alexander Fritschs, Hans Ulrich Heusers (DJV Hessen) und Michael Konkens (Bundesvorsitzender des DJV)

Es ist natürlich schade, dass die von der Mitgliederversammlung verabschiedete Resolution – „Die Mitglieder des DJV lehnen die Autorisierung von O-Tönen und Interviews ab“ – auf der Website des DJV Berlin nicht erwähnt wird, obwohl ich die schon gestern über Twitter verbreitet hatte.

Der Grund ist vermutlich der: Jan Söfjer, der Vorsitzende des Fachausschusses Onliner des DJV Berlin, ist nach Trier gezogen. Er möchte aber weiterhin Vorsitzender dieses erlauchten Gremiums bleiben, zumal er als Redakteur der Website des DJV Berlin (vgl. Impressum) gut Geld verdient (der Honorarvertrag an ihn wurde im Vorstand ausgeguckt, wie im DJV oft üblich).

Ich hatte Söfjer darum gebeten zurückzutreten, da ein Fachausschussvorsitzender des Berliner Landesverbands in Berlin leben und arbeiten sollte. Söfjer hat das natürlich abgelehnt. Es ist Sitte und Brauch, dass ein Funktionär, sobald er einen aus Mitgliedergeldern bezahlten Posten ergattert hat, nicht mehr freiwillig zurücktritt, sondern aus dem Amt geschossen, geputscht oder abgewählt werden muss. „Die kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten“, sagte schon Lichtenberg.

Deswegen werden weder die Resolution zur Autorisierung erwähnt (ich habe sie mitverfasst) noch meine Kritik am Vorstand, die ich dem Auditorium vortrug: Der Vorstand möge bitte die Honoaraufträge und Werkverträge, die von den Geldern der Mitglieder bezahlt werde, verbandsintern ausschreiben.

Was Söfjer über die Diskussion zur Fusion der beiden Berliner Landesverbände schreibt, grenzt übrigens an groben Unfug – mit Journalismus hat das wenig zu tun (und mit gutem Deutsch noch weniger.)

Zitat: Im Anschluss wurde über die seit langem geplante Fusion mit dem Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) diskutiert. In Berlin existieren zwei DJV-Verbände, weil es 2004 nach fragwürdigen Vorstandswahlen zu einer Spaltung gekommen war. Die Missstände und Differenzen sind allerdings lange überwunden. (…) Auch die Rest-Schulden beider Verbände beim Bundesverband und anderen Landesverbänden seien kein Problem. Ein Großteil würde erlassen und der Rest könne über fünf Jahre verteilt abgezahlt werden.

Die Missstände und Differenzen sind mitnichten überwunden, sonst hätte man längst fusioniert. Der DJV Berlin hat beim Bundesverband mehr als 200.000 Euro Schulden, der JVBB hat mehr als eine halbe Million Euro Verbindlichkeiten bei einzelnen Landesverbänden des DJV. Die Schulden des Fritsch-Verbands hat der Bundesverband verursacht: Nach der Spaltung des Berliner DJV nach der Mitgliederversammlung am 05.06.2004 versuchte der Bundesverband, den Spalterband JVBB – der sich damals noch Verein Berliner Journalisten (VBJ) nannte – finanziell aufzupäppeln in der Hoffnung, die Mitglieder des DJV Berlin würden allesamt in den neuen Verband eintreten. Diese Hoffnung trog. Die Opposition gegen Kulpok mitsamt ihrem Unterhäuptling Alexander Fritsch, die sich in dem neu gegründeten Spalterverband versammelte, wird es mir und wenigen anderen Kollegen nie verzeihen, dass wir uns der Spaltung verweigerten und – letztlich erfolgreich – versuchten, Kulpok in einem zweiten Anlauf als Vorsitzenden des DJV Berlin wegzuputschen.

Der DJV hatte dann auf dem ausserordentlichen Verbandstag am 16. Juli 2004 seine beiden Landesverbände Berlin und Brandenburg ausgeschlossen und am 8. November 2004 den Verein Berliner Journalisten als neuen Landesverband aufgenommen. Die Ausschlüsse wurden von allen Gerichten für nichtig erklärt, so dass es plötzlich zwei legitime Landesverbände des DJV in Berlin gab.

Im Jahr 2005 wurde Alexander Kulpok, der maßgeblich für die Missstände im DJV Berlin verantwortlich war, endlich abgewählt.

Der JVBB kann natürlich mit den wenigen Mitgliedern, die er hat, die „Aufbauhilfen“ nie zurückzahlen. Der DJV Berlin muss also darauf warten, dass Fritsch und & Co mit ihren Gläubigern neu verhandeln, bevor man in konkrete Fusionsverhandlungen treten kann. Einen gültigen Forderungsverzicht mit den anderen Landesverbänden gibt es nicht, obwohl der Bundesvorsitzende das versuchte zu suggerieren. Und so etwas dauert im DJV immer ewig – wegen des (von Günther Jauch zum Unwort des Jahren erklärten) „Gremienvorbehalts.“

By the way, Jan Söfjer: Wolf Siegert scherzte, als er sagte: „Ich wette, wir fusionieren, bevor der Bundesverband komplett nach Berlin gezogen ist“. Der Bundesverband wird nie komplett nach Berlin ziehen, obwohl das schon vor Äonen beschlossen wurde. (Wer den DJV kennt und dessen Geschichte und handelnden Personen, weiß warum.) Deshalb „gab sich“ Siegert nicht „optimistisch“, sondern pessimistisch.

What’s next? Auf meiner To-do-Liste stehen: Endlich einen Ausschlussantrag gegen Kulpok stellen. Abwahlantrag gegen Söfjer stellen. Nachfragen, welche Referenten beim Ostdeutschen Journalistentag wieviel Honorar bekommen und warum wer eingeladen wurde und welche Pappnase auf die Idee kam, an den unsäglichen zu Guttenberg oder Ulrich „Akte“ Meyer zu denken. Mich selbst als Moderator bewerben – irgendwas mit Rechtsextremismus oder Truecrypt et al vielleicht. Antrag an den Vorstand stellen, Honorare, Werkverträge usw. nur nach interner Ausschreibung zu vergeben.

(Entschuldigung für meine Transparenz – wem das nicht gefällt, der muss dieses Blog ja nicht lesen.)

» No Comments