Burkhard Schröder
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Berlin-Kreuzberg 28.12.99

Offener Brief an den Vorstand des Chaos Computer Club

Auf einer Veranstaltung am 27.12.1999 während des Jahreskongresses des CCC in Berlin sind zum Thema Tron von Andreas Müller-Maguhn, dem Pressesprecher des CCC, abstruse Verschwörungstheorien geäussert worden, die nicht unwidersprochen bleiben sollen. Da ich Müller-Maguhn nicht für dumm halte, kann man das, was während der Veranstaltung gesagt wurde, nur als bewusste Irreführung der Mitglieder des CCC und auch des Vorstands interpretieren - um das Gesicht zu wahren. Wesentliche Fakten des Falles wurden dem Publikum vorenthalten.

1. Das gerichtsmedizinische Gutachten lässt die Interpretation, die Leiche des Boris F. sei von den Mördern mehrere Tage "gekühlt" aufbewahrt worden, nicht zu. Angesichts der Fakten, zum Beispiel der vom Gerichtsmediziner festgestellten Blutungen der Kopfbandmuskeln, ist es geradezu absurd zu behaupten, Profi-Killer hätten Boris F. bewusstlos gemacht, stranguliert, vier Tage gekühlt und dann wieder aufgehängt, um Suizid zu simulieren.

2. Die von Müller-Maguhn geheimnisvoll erwähnten Personen sind auch in meinem Buch erwähnt. Hier geht es vor allem um Ray Adams, einen ehemaligem Mitarbeiter von Scotland Yard und heute bei der israelischen Firma NDS.

3. Ich fordere den CCC auf, sich einer öffentlichen Auseinandersetzung zu stellen. Die Mitglieder des Vorstands können selbst am besten einschätzen, wie sie zum Fall "nicht" informiert wurden. Der CCC läuft in Gefahr, sich öffentlich lächerlich zu machen, wenn er sich zum Fall "Tron" die Verschwörungstheorien seines Pressesprechers zu eigen macht. Das würde bedeuten, dass wichtige Erklärungen des CCC zu anderen Themen in Zukunft weniger ernst genommen würden. Da ich auch Mitglied des CCC bin, bin ich in Sorge, dass ein Bild der Organisation entsteht, das der Wirklichkeit nicht gerecht wird.

4. Auf der Veranstaltung wurde verschwiegen, dass Mitglieder des CCC an der Recherche des Autors beteiligt waren. Es ist ein Skandal, dass der CCC weder in der Lage ist, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, mit denen Boris F. in den letzten Wochen seines Lebens zusammengearbeitet hat noch den Mut hat, sich einem öffentlichen Streitgespräch zum Thema zu stellen. Das passt nicht zum Motto, dass öffentliche Informationen frei zugänglich sein sollten.

5. Die von Boris’ Vater während der Veranstaltung aufgestellte Behauptung über mein Buch, "alles" sei gelogen, ist zwar emotional verständlich, aber Unfug. Obwohl das Buch "Tron - Tod eines Hackers" schon fast einen Monat auf dem Markt ist, sind die Eltern bisher nicht gerichtlich dagegen vorgegangen. Eine mir vom Anwalt der Eltern zugesandte Unterlassungserklärung habe ich nicht unterschrieben und werde das auch nicht tun, da die Fakten eindeutig dagegen sprechen. Es geht nur um die Legasthenie Boris Fs., um ein Zitat, das nicht von mir stammt, sondern von einem Dritten, und meine Behauptung, der Fall sei "zu den Akten gelegt". Eine Kopie meiner eidesstattlichen Versicherung sowie eine Ergänzung: http://www.burks.de/tronbuch.html.

Berlin, 28.12.1999

Burkhard Schröder