Die Frage ist ganz einfach: Es geht nicht darum, ob sich Israel die Hisbollah militärisch vom Leibe halten sollte oder nicht, sondern nur: Wie? Wer das Problem erörtert, gerät unweigerlich an die Theorien und Erfahrungen, die alle möglichen und unmöglichen Leute im Guerillakrieg gesammelt haben. Rein militärisch gesehen ist die Hisbollah eine Guerillatruppe, auch wenn sie keinen Widerstand leistet, sondern Terror ausübt. Das hat sie auch schon gemacht, als Israel den Libanon noch nicht angegriffen hatte. Jeder, die sich zum Thema äußern und Israel kritisieren will, sollte solange das Maul halten, wie er oder sie kein Rezept hat, wie den fanatischen Schiiten beizukommen sei.
Vor drei Jahren, zu Beginn des Einmarsches der USA in den Irak, habe ich für Telepolis einen Artikel geschrieben und deutsche Militärhistoriker befragt, wie sie die Chancen sähen: "Deutsche Militärhistoriker prophezeien den Briten und Amerikanern im Irak eine Niederlage". "Bagdad mit militärischen Mitteln zu beherrschen ist nicht möglich. Es wird zu einem langjährigen Häuserkampf, einem regelrechten terroristischem Kleinkrieg kommen." Ja, sie haben letztlich Recht behalten insofern, als ein "Sieg" über irgendjemanden nicht mehr möglich ist und ohnehin nie war.
Das gilt auch für Israel. Militärisches Eingreifen der orthodoxen militärischen Art erzeugt nur immer wieder neue Terroristen. Mittlerweile scheint die Hisbollah in der Bevölkerung, die sie ohnehin als Schutzschild einsetzt, wie der Fisch im Wasser zu schwimmen - eine alte Devise von Guerillatruppen, die schon Mao Zedong erfolgreich angewendet hat. Woran erkennt man einen Anhänger der Hisbollah? An nichts. Israel kann nur versuchen, die Infrastruktur des Landes, in dem sich die Terroristen bewegen, zu zerstören. Die Hisbollah braucht keine Kasernen, Militäranlagen, Unterstände - ihre Kämpfer haben die Raketenwerfer auf dem Rücken. Nachschub ist garaniert, solange Israel keine Atombomben auf Teheran abwirft und den ganzen Vorderen Orient - und sich selbst - in die Steinzeit zurückbombt.
Auch die Bodenoffensive jetzt wird nichts Entscheidendes bringen - die Kämpfer der Hisbollah leisten doch ohnehin nur symbolisch Widerstand, um Erfolgsmeldungen in ihren Propagandasendern verbreiten zu können. Die militärische Macht Israels ist stark genug, um es selbst mit der syrischen Armee aufnehmen zu können - und mit der ägyptisnhen gleich dazu. Das hat Israel schon ein paar Mal beweisen. Und die Motivation ist ungleich besser, zumal auch Frauen mitkämpfen - das ist gut für die Moral der Truppe.
man sollte keinen Krieg anfangen, das gilt im Großen wie im Kleinen, wenn man gar nicht weiß, was dessen Ziel sein könnte. Was will Israel? Die Hisbollah zerschlagen? Das geht nicht, sie ist wie eine Hydra, die immer wieder nachwächst, weil die sozialen und politischen Bedingungen, unter denen sie entstanden sind, sich nicht geändert haben. Das Land plattmachen und asphaltieren? Alle "wehrfähigen" Männer prophylaktisch umbringen?
Der größte Fehler Israels war es, sich 2000 aus dem Südlibanon zurückgezogen zu und gleichzeitig verhindert zu haben, dass eine UN-Truppe ein "robustes" Mandat erhielt, also selbst hätte eingreifen können. Diee Truppe hätte die Schmutzarbeit machen und die Terrorgruppen in Schach halten können. Die libanesische Armee ist nur ein Pappkamerad, gegen Israel sowieso und auch gegen die Hisbollah.
Propagandistisch wendet sich die Lage gegen Israel, weil eben der Zuschauer auch nicht weiß, wie das alles ausgehen soll. Das wusste man beim Einmarsch der USA im Irak ohnehin nicht, und das wussten die Yankees in Vietnam auch nicht. Die Israelis hätten vom Desaster der USA im Irak lernen sollen. Aber Miltiärs und Kommissköppe lernen nie. Sonst wären sie ja auch nicht beim Militär. |