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Juan Evo Morales Aima a.k.a. Evo Morales ist der neue Präsident Boliviens. Und Steffen Leidel, der DW-Reporter, ist sein Winnetou. "Evo Morales ist der erste vom Volk gewählte Staatschef von Bolivien indianischer Abstammung." Soso, er ist also vom Volk gewählt worden. Die letzte Militärdiktatur ist aber schon eine Weile her. Vom wem wurden denn die anderen Präsidenten gewählt? Es wird immer richtig volkstümlich, wenn ein Deutscher das Völkische bemüht. Das kennt man nicht anders. Wen meint der geschätzte Kollege denn nur mit Volk?
Und was mit indianischer "Abstammung"? Natürlich stolpert ein deutscher Journalist sofort nicht nur über den Boden, sondern auch das Blut. Er kann sich Nationen nicht anders als biologisch erklären. Es gibt also Indianer in Bolivien; das sind vermutlich die dortigen Aboriginals. Und irgendwie haben die sich mit den Weißen gekreuzt. Wer ein Halbblut (Karl May!) ist, der stammt von den Indianern ab, wenn man der Deutschen (eben!) Welle glauben will. (Ich, der Autor, stamme übrigens vom Stamm der Preußen ab.)
Der neue bolivianische Präsident redet ähnlichen Quatsch. "Nosotros, Aymaras y Quechuas, naciones originarias de los Andes..." Da hat aber jemand im Geschichtsunterricht nicht gut aufgepasst. Eine Nation der "Quechua" hat es nie gegeben, und auch keine Nation der Aymara. Quechua war die vorherrschende Sprache zur Zeit der Inka, die wiederum die Aymara sprechende Bevölkerung beherrschten. Oder gar die Poquina (oder Chipaya) sprechenden Indios! Aus denen würde die "Deutsche Welle" vermutlich auch einen "Indianerstamm" machen.
"Indianisch" oder indigenous bedeutet heute in den Andenstaaten nichts Anderes als eine bäuerliche Lebensweise, eventuell, aber nicht immer kombiniert mit einer der nicht aus Europa importieren Sprachen. Alle Indios sind zudem christlich missioniert worden. Was man sich unter einem Stamm vorstellen soll, entzieht sich leider meiner Kenntnis, und von welchen "indianischen" Genen man abstammen könnte, könnte mir vermutlich kein Biologie-Lehrer verraten. Nur ein deutscher Rassist, der ein indianisches Volk durch genetische Merkmale definiert. Wer in Bolivien jemanden diskriminieren will, nennt ihn "pielroja", was so viel wie "Rothaut", also "Indianer" heißt.
Wir haben es hier also mit einem klassischen Fall der Selbstethnisierung zu tun, einem Phänomen, das man auch bei Immigranten in Europa und den USA beobachten kann. Es bringt manchmal Vorteile, wenn man sich einer gesellschaftlichen Minderheit zuschreibt, um einen Anteil am großen Ganzen einzufordern. Auch die Arbeiterklasse Boliviens, vor allem die früher sehr gut organisierten Minenarbeiter, kämpfen immer öfter im indianischen "Kostum", wie man es von den sozialen Bewegungen im mexikanischen Chiapas kennt.
Man darf der Gerechtigkeit halber nicht unterschlagen, dass die Deutsche Welle das Prinzip "audiatur et altera pars" kennt und einen Kritiker zu Wort kommen lässt: "Der peruanische Schriftsteller Vargas Llosa kann dagegen dem Sieg des Indios Morales nichts abgewinnen. Er sieht darin einen Rückfall in die 'Ideologie der Abstammung' und warnt vor einem Rassismus der 'Indios gegenüber der Weißen'."
Und nun zu etwas Angenehmeren. Wir lauschen nicht der Indianer-Lyrik à la Deutsche Welle, sondern den Worten des neuen bolivianischen Präsidenten. Dieser hub an und sprach: "The worst enemy of humanity is capitalism. That is what provokes uprisings like our own, a rebellion against a system, against a neoliberal model, which is the representation of a savage capitalism. If the entire world doesn't acknowledge this reality, that the national states are not providing even minimally for health, education and nourishment, then each day the most fundamental human rights are being violated."
Man muss das ja nicht gleich Populismus nennen. In deutschen Medien findet man derartige Thesen nicht, dazu ist man hierzulande zu feige. Es könnte aber jemand beim Hören und Lesen der Worte auf die Idee kommen, der Coca-Bauer aus Bolivien hätte Recht. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie wie gewohnt Karl Marx. | ------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 24.01.2006 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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