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Ob es sich überhaupt um einen öffentlichen "Streit" handelt, kann offen gelassen werden. Ein Mathematiker "streitet" sich auch nicht darum, dass 2x2 fünf ist, und ein Physiker hat etwas Besseres zu tun als mit jemandem zu diskutieren, der behauptet, die Erde sei eine Scheibe. Nicht anders verläuft ein Rededuell mit jemandem, der religiös ist oder - in einem schweren Fall von Wahn - sogar die Existenz höherer Wesen annimmt. Die USA sind vermutlich, neben Indien und Polen, das religiöseste Land der Welt, die Situation also mit Deutschland nicht vergleichbar - zum Glück. Leider haben wir, uns das eint uns leider wieder mit den US-Amerikanern, Religion als Fach in der Schule. Der Aberglauben und fromme Märchen - nicht nur die Schöpfungsgeschichte - werden leider gleichberechtigt mit Naturwissenschaften behandelt. Wir sind also noch nicht so fortschrittlich wie der Preussenkönig Friedrich II., in dessen politischem Testament der Satz steht: "Geht man allen Religionen auf den Grund, so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System von Fabeln. Es ist unmöglich, dass ein Mensch von gesundem Verstand, der diese Dinge kritisch untersucht, nicht ihre Verkehrtheit erkennt."
Vor rund 200 Jahren entstand in den USA eine Bewegung, die der heutigen auf's Haar gleich. Es sei mir aus aktuellem Anlass gestattet einen Artikel zu zitieren, den ich 1999 für die FES Thüringen verfasst habe:
"Ab 1910 veröffentlichten protestantische Theologen in den USA eine Buchreihe mit dem Titel The Fundamentals - ein Appell, sich wieder auf die Grundlagen des christlichen Glaubens zu besinnen. Die Autoren lehnten jeden Kompromiss mit der säkularen Gesellschaft ab: Die Bibel sei absolut unfehlbar und wörtlicher Ausdruck göttlicher Wahrheit, die Missstände der Gesellschaft könnten nur behoben werden, indem man sie wieder auf eine religiöse Grundlage stellte, die eifrige Bekehrung aller 'Ungläubigen' sei Pflicht. Damit war die ideologische Grundlage für den Fundamentalismus gelegt - eine Erscheinung, die nicht auf das Christentum beschränkt ist, sondern sich in den anderen Buchreligionen, dem Islam und dem Judentum, ähnlich zeigt.
Der Fundamentalismus ist ein weltanschaulicher Ausdruck, der erkenntnistheoretische und - in seiner Wirkung - gruppendynamische Code eines Missstandes, der sich von den klassischen Denkkategorien der Moderne nicht mehr entschlüsseln läßt. Der fundamentalistische Islam in den arabischen Ländern ist der direkte Erbe des Marxismus, und die politische Auspägung des christlichen Fundamentalismus, die Evangelikalen und die sogenannte 'Moral Majority, fühlten sich, zusammen mit ihren wichtigsten Verbündeten, den radikalen Antikommunisten der USA, als die Hauptfeinde der Befreiungstheologie.
Der christliche Fundamentalismus verspricht die kollektive Gesellschaftstherapie durch Rechristianisierung von unten. Die großen christlich geprägten Sondergemeinschaften Zeugen Jehovas, Mormonen und die Neuapostolische Kirche tragen zwar noch starke sektiererische Züge, werden aber in der Öffentlichkeit nur noch dann als Problem wahrgenommen, wenn die Reglementierung des Alltags für ihre Mitglieder zu Konflikten führt. Die christlichen Theologen haben ihren Frieden mit den ungeliebten 'Kindern' geschlossen. Die früher als 'Sekten' diffamierten Gruppen werden heute als Fleisch vom Fleisch der Amtskirche begriffen, als verirrte Schafe, an die man großzügig appelliert, wieder unter das Dach der Ökumene zu schlüpfen.
Diese Gruppen, die alle Anfang des neunzehnten Jahrhunderts entstanden, sind nichts anderes als fundamentalistische Erneuerungsbewegungen des Christentums unter anderen sozialen Bedingungen: die säkularen Religionen wie der Marxismus mit seinem chiliastischen Heilsversprechen, das soziales Paradies durch eigene und kollektive Anstrengung kurzfristig erlebbar zu machen, hatten ihre Blütezeit noch vor sich. Der heutige Fundamentalismus kann argumentieren, eine säkulare Gesellschaft und ihr atheistische 'Humanismus', der den freien Individuen in eigener Verantwortung überläßt, das Seelenheil zu suchen, seien gescheitert und nicht in der Lage, die drängenden sozialen, psychischen und ethischen Probleme zu lösen."
"Intelligentes Design" ist nur ein modisches Wort für den alten christlichen Fundamentalismus, die Bibel als wahr und ihre Aussagen als unfehlbar zu nehmen. Nur wird heute "Fundamentalismus" mehr mit dem Islam assoziiert - obwohl der Begriff eine christliche Erfindung ist. Deswegen brauchten die relgiösen Fanatiker eine neue, "modern" klingende Verpackung. Man sollte das Spiel aber nicht mitspielen. Wer die Begriffe besetzt, hat gewonnen. Wir sagen auch nicht "Entsorgungspark", wenn wir "Atommülllager" meinen, obwohl die Atomindustrie das gern so hätte.
Dieses kleine vernunftfreundliche Forum unterstützt also Organisationen wie die International League of
Non-Religious and Atheists. Dort lesen wir etwas über die Realität in Deutschland: "Die Gründung einer humanistischen Schule durch den HVD Nürnberg wurde von den Behörden mit der Begründung abgelehnt, eine Vereinigung nicht-religiöser Menschen könne keine Schule betreiben, da nach der Landesverfassung die Kinder in Ehrfurcht vor Gott zu erziehen seien."
Es geht daher nicht um "intelligentes" Design, sondern um total dämliches Design - und zwar der Gehirnwindungen derjenigen, die uns glauben machen wollen, es gäbe einen "Schöpfer" oder andere Phantasiewesen - und mit diesem Quatsch müsse man auch noch die lieben Kleinen quälen.
Foto oben: "Jubelparade" zum Berlin-Besuch Ronald Reagans 1987, links: Burks
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