HAUSMITTEILUNG Nun kriechen die Pfaffen wieder aus den LöchernVon Burkhard Schröder Meine Ansprache zu den Festtagen werden Sie schon kennen. Wir müssen uns aber noch kurz anderen und sehr ersten Dingen widmen, während die Busse in Berlin die Verehrer höheren Wesen in die Messen und Mitternachtsmetten kutschieren.
Man liest zur besinnlichen Zeit ja gern Spiegel online. Ja, da haben Dirk Maxeiner und Gregg Easterbrook völlig recht: Die Welt wird immer besser! Hätten Sie's gewusst? "Ob Krieg, Hunger, Analphabetentum, politische Unterdrückung oder Umweltverschmutzung. Alle großen Übel dieser Welt schrumpfen erfreulicherweise seit längerem, immer weniger Menschen müssen darunter leiden. Und das gilt nicht nur für die alten reichen Staaten Europas und Nordamerikas, sondern global." Dieser antikulturpessimistische Diskurs passt gut zu diesem kleinen optimistischen sowie familien- und frauenfreundlichen Forum.
Was ich im nächsten Jahr nicht lesen will, sind sinnfreie Textbausteine wie: Nazis werden immer mehr und immer böser! Nazis nutzen immer öfter das Internet! (Diese Meldung ist jedoch schon abgeebbt; offenbar ist die Software, die sie beim Verfassungsschutz erzeugt, kaputt.) Immer mehr Jugendliche nehmen die bösen Drogen! Der Haushalt in Berlin wird in Kürze saniert. Mir fällt jetzt zu viel ein, ich lasse es besser. Sonst wenden sich die geneigten Stammleserinnen und wohlwollenden Stammleser mit Grausen ab.
Und nun zu etwas ganz Anderem. Man liest im investigativsten aller Nachrichtenmagazine die Schlagzeile mit Grausen: "Steht das Christentum im postmaterialistischen Westen vor seinem Comeback?" Gott bewahre! Das mögen Jahwe und Allah verhüten!
Lichtenberg hat wie immer Recht: "Und ich dank' es dem lieben Gott tausendmal, daß er mich zum Atheisten hat werden lassen." Zur Erholung musste ich ein paar Minuten unmoralische.de lesen. Wir haben es hier von jeher mit Ludwig Marcuse gehalten: "Auf welcher Gesetzestafel steht: Die heiligen Gefühle der Theisten müssen respektiert werden, die heiligen Gefühle der A-Theisten aber nicht?" Und was dabei herauskommt, wenn man einen gläubigen Anthroposophen zum Innenminister macht, konnte man ja an Otto Schily sehen.
Für mich war, wie auch für Mahatma Gandhi, die Theologie, auch die feministische, eine "Lügenmacht", eine vom Staat sanktionierte Verdummung des Volkes, die leider in die Schulen gelassen wird. Jeder Verehrer höherer Wesen, sei er Christ, Jude oder Muslim, ist ein armer Irrer, den man nur aus übergroßer atheistischer Toleranz und nur mühsam ertragen kann.
Deswegen hasse ich Weihnachten. Nun kommen die Pfaffen wieder aus ihren Löchern gekrochen und salbadern mit scheinheiliger Miene die Leute voll. "Ich verteidige den Atheismus als die notwendige und selbstverständliche Form menschlicher Intelligenz." Oder auch, passend zu Weihnachten von Bertrand Russell: "Ich betrachte die Religion als Krankheit, als Quelle unnennbaren Elends für die menschliche Rasse."
Christen! Ihr kennt bestimmt den Philosophen Rousseau. Genau, der Rousseau. Und der sagte ganz richtig: "Das Christentum predigt nur Knechtschaft und Unterwerfung. Sein Geist ist der Tyrannei nur zu günstig, als daß sie nicht immer Gewinn daraus geschlagen hätte. Die wahren Christen sind zu Sklaven geschaffen." So etwas traut sich keine deutsche Zeitung in der Weihnachtszeit als Leitartikel zu bringen. Eine Bande opportunistischer Weicheier, allesamt Feiglinge ohne Mumm - ich sagte es schon mehrfach.
Die Antwort auf die von Spiegel online gestellt Frage: Das Christentum steht mitnichten vor einem Comeback, sondern wir Vernünftigen und Ungläubigen vor einen Rollback des finstersten Aberglaubens. Ich empfehle übrigens zu genau diesem Thema Gille Kepels brilliantes Buch: "Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch." Die Gläubigen besinnen sich wieder auf das Original und entsagen dem Glauben an esoterische "Energien", asiatische Gurus und andere religiöse Denkformen. Und das ist gut so. Für Atheisten gilt: Lieber ein erzreaktionärer Papst, der zu Kreuzzügen aufruft, als eine feministische Theologin, die das reformieren will, was nicht reformierbar ist. Gott ist tot, und Religion ist eine besonders widerliche Form der Nekrophilie.
Ich beziehe daher den Satz Goethes auf mich: "Er ist ein heller Geist und also ungläubig." In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, und vergessen Sie nicht, Ihren Pfaffen einen Volksverhetzer und -verdummer zu nennen. Einer muss es ihm ja sagen. | |