KOPF AB ZUM GEBET Katholen! Und nun zu uns!Von Burkhard Schröder
Was muss der Atheist heute erschrocken und empört lesen? Spiegel online schreibt gewohnt investigativ: "Geprägt war das Katholikentreffen von einem überwältigenden Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Friedens. Der Papst gewann bei seinem ersten Auslandsbesuch die Herzen der jungen Menschen." Woher will der Herr Kollege das eigentlich wissen? Oder stehen jetzt schon Spiegel-Redakteure auf der Gehaltsliste des so genannten "Heiligen Vaters"?
Hatten wir nicht jüngst eine Diskussion über Schleichwerbung? Das Verbot eben derselben gilt nicht nur für Produkte, sondern auch für Weltanschauungen, die als Produkte verkauft und vermarktet werden - wie der Katholizismus. Der Kollege Alexander Schwabe hat in Trier Theologie studiert. Das qualifiziert ihn mitnichten, über eine Agitprop-Veranstaltung der Verehrer höherer Wesen der katholischen Version zu berichten, die zudem von der in Deutschland unter der biedern Oberfläche allzeit bereiten Massenhysterie gepägt war. Zugunsten des Kollegen darf man ergänzen, dass der dem Protestantismus-Lutherismus frönt, was aber die Sache nicht besser macht.
Ich hatte mich im JoNet dahingehend geäußert, dass Journalisten, die an höhere Wesen glauben, grundsätzlich nichts über Themen schreiben sollten, die mit "Kirche" oder Religion zu tun haben. Wer meint, die Erde sei eine Scheibe, sollte auch keinen Geografie-Unterricht geben. Und wer glaubt, die Sonne drehe sich um die Erde, was ähnlich glaubwürdig ist wie die kühne These, es gäbe höhere Wesen, wird kaum einen Job bei der NASA bekommen. Religion ist Aberglaube und Heroin für's Volk, basta. Ein Journalist sollte auch nicht Mitglied einer politischen Partei sein, das macht ihn befangen und schränkt seine Unabhängigkeit ein.
So weit das heutige Medien-Bashing. Benedikt der Katholische kritisierte also die "merkwürdige" Gottvergessenheit "in großen Teilen der Welt", so liest man verärgert. Die völlig unkritischen Artikel in der Süddeutschen und fast allen anderen Medien sind nicht nur eine Beleidigung für Muslime und Juden, sondern ein Angriff auf die Vernunft und die Aufklärung, die in ferner Vergangenheit für kurze Zeit sogar in Deutschland beheimatet waren. "Aber jetzt empfinde ich Wärme für den neuen Papst. Ich sehe viel Demut bei ihm. Und ich habe hier in Köln erlebt, wie die Herzen von so vielen Menschen ihm zuströmen. Das hat mich mitgerissen“, sagt Ewa." Wieso muss man so einen hirnlosen Quatsch abdrucken? Wenn das der Führer noch erlebt hätte.
Apropos: "Wenn Gott das noch erlebt hätte", titelte nur die taz vorbildlich am 19. August. Die Papst-Hysterie bestätigt doch, dass Deutschland kein säkularer Staat ist, weniger säkular als etwa die Türkei oder gar Frankreich, wo die in der Verfassung vorgeschriebene Trennung von Staat und Kirche praktiziert wird. Atheisten haben hierzulande keine ernst zu nehmende Lobby. Kirchen zu Lichtspielhäusern! ------------------------------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 21.08.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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