HAUSMITTEILUNG Der beste Sound wo gibt et alVon Burkhard Schröder Heute muss ich zunächst ein pädagogisch wertvolles Wort an die Jugend richten. Unser Thema: Musik und Geschmack bzw. die Kombination von beiden. Ich bin mit meinem Radl , den Player wie gewohnt umgehängt, kreuz und quer durch die Stadt gefahren: Erst zur Auftragsaquise (o je, schon wieder ein PR-Produkt erstellen, aber man muss nehmen, was kommt), dann zum Haus der Demokratie, um mit einem Kollegen ein berufliches Schwätzchen zu halten, dann zu meiner Bank, wieder ein Schwätzchen (vielen Dank für den Dispo! Und viel Spaß mit dem Wandgemälde hinter eurer Zweigstelle!). Aber halt: die Jugend wartet auf meine Belehrung. Während des Radelns hörte ich in heavy metal-Lautstärke per Kopfhörer die einzig wahre (1,9 MB) Musik (for ever, para siempre), die beste Musik, den besten Rhythmus wo gibt und wo jeder mitmuss. Eine der ganz großen Unterlassungssünden meines bewegten Lebens ist, dass ich nie ein Live-Konzert dieses zu früh verstorbenen Künstlers erlebt habe. Wer diese Musik nicht mag, kommt für mich gleich nach Hundebesitzern: Freundschaft und friedliche Koexistenz unmöglich.
Man muss nur mal hineinhören, sich mitreißen lassen (o höheres Wesen, verschone uns von einer Glotze voller Katholen - zum Glück habe ich den Ton ausgestellt). Liebe Jugend: In die Tonne mit HipHop und anderem neumodischen Kram und sonstigen Sprechgesängen! Das Altbewährte kann man nicht toppen. Auch wenn die Songtexte eklektizistischer Sektenkram sind: Die Wucht einiger simpler musikalischer politischen Botschaften ist unerreicht. Get up, stand up and fight for your rights: Das stimmt überall und immer.
Und nun zu etwas ganz Anderem. Oder soll ich mich etwa mit den langweiligen Themen beschäftigen, die news.google.de heute anbietet? Wen interessiert, dass es immer noch Menschen gibt, die an die Existenz höherer Wesen glauben? Und dass diese geistig Armen sich jetzt in Köln um ihren Führer scharen und ihm zujubeln? Ein ehemaliger TV-Moderator wegen angeblicher Vergewaltigung vor Gericht. Hm. Das Urteil abwarten. Alles andere ist Spökenkiekerei. Neue Regierung in Bulgarien. Hm. Muss ich mich dafür interessieren? Ich kannte auch die alte nicht.
Heute Nachmittag hatte ich ein interessantes Arbeitstreffen mit der Kollegin Lea. Dazu kommen wir wieder im November, wenn "Berliner Journalisten" Nr. vier erscheint. Ein Wort noch dazu: Liebes Deutschlandradio! Wir wissen alle, dass die Deutschen keine Kosmopoliten sind und ihre Medien ziemlich beschränkt. Aber müsst ihr denn Leo Zhou zu einer Chinesin machen, obwohl sie die deutsche Staatsbürgerschaft hat? Ist Asamoah also eurer Meinung nach Afrikaner? Und Otto Addo auch? Dann kann man gleich den kackbraunen Kameraden die verbale Lufthoheit überlassen.
By the way: Interessante Frauen. Da habe ich doch heute eine Bekannte wiedergefunden, die ich seit rund fünf Jahren aus den Augen verloren hatte! Sie ist nicht nur wunderbar, sondern hat auch einen ebensolchen Namen: Edviges Maria Almeida Salgado. Das klingt wie die oben gelobte Musik. Sie jobbt zur Zeit am Kleistpark in einer Kneipe, steht in der Danksagung meines ersten Romans, weil sie die Namensgeberin der Heldin war (aus bestimmten Gründen, die hier nicht näher erläutert werden) und kriegt hiermit ihren ersten Treffer bei Google. "Edviges" ist die portugiesische Version von "Hedwig", was Mittelhochdeutsch "Eduvigis" heißt.
Habe ich etwas vergessen? Doch, ja. Mein Bankfilialendirektor wies mich auf einen Artikel im Tagesspiegel hin. Der wiederum animierte mich, die Backjumps-Website aufzusuchen. "Die Vision ist dabei, der Stadt ihre kreative Energie zurück zu geben. Diesmal soll verstärkt der öffentliche Raum als Arbeitsfläche dienen." Har har. Das hört sich so an wie das Programm der "Partei": "Diese Sonderbewirtschaftungszone (SBZ) soll auch baulich vom Rest der Bundesrepublik getrennt werden."
Also sprüht mal schön! Oder (Aufruf zur kreativ-künstlerischen Gewalt!) fahrt nach Köln und (be)sprüht die Katholen, wo ihr sie findet!
Abbildungen Mitte und unten: Sky. | |