HOMMAGE AN ANNA Polnische FrauenVon Burkhard Schröder
Manchmal lernt man als alternder Zyniker unverhofft junge Frauen kennen, die einem die Schuhe ausziehen, im übertragenen Sinn natürlich, und die einen mit offenem Mund staunend herumstehen lassen. Die Welt ist offenbar doch noch nicht ganz dem Untergang geweiht, die Jugend ist weder unpolitisch noch dämlich, weder verderbt durch daily soap-geschädigt noch bräsiger Mainstream. Jedenfalls in diesem einen Fall.
Ich möchte Ihnen, geneigte Leserin und wohlwollender Leser dieses kleinen familien- und frauenfreundlichen (!) Forums, Anna Krenz vorstellen. Ihre wesentlichen Eigenschaften: Sie ist Architektin, Journalistin und vor allem höchst agile Künstlerin, hat sich selbst beigebracht, wie man Websites programmiert, nimmt die Männerwelt ironisch auf die Schippe, publiziert ein eigenes Online-Magazin, betreibt eine Galerie im hintersten Kreuzberg, ist erst Mitte zwanzig, gewinnt garantiert im polnischen-Wodka-Trinken gegen den Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen, trägt im Sinne der Selbstvermarktung eine Art unverwechselbares silbernes Häubchen, selbst auf dem Fahrrad, und hat so unverschämt blaue Augen und ein strahlendes Lächeln, dass man als Mann dahinschmilzt wie eine Tafel Schokolade in einer heißen Bratpfanne.
Le Vernissage - jetzt verrate ich zunächst ein Geheimnis. Wer ein eigenes Online-Magazin produziert, ganz gleich, ob das real existiert oder der irritierte Surfer schon wieder auf den Arm genommen wird (Anna kann es nicht lassen) und einen dazu passenden Presseausweis hat, macht bei offiziellen Stellen mehr Eindruck als mit einem gültigen polnischen Presseausweis. So sind die Polenmädchen (der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen kann es auch nicht lassen): Einfach machen. Bei den Deutschen hat man und frau vermutlich erst einmal Bedenken, und deswegen kommt man zu nichts.
Polish wife: Man muss sich nur einmal die Kommentare im Gästebuch ansehen. Kann es wirklich wahr sein, dass ein Mann das Angebot, ihm online eine polnische Frau zu verkaufen, ernst nimmt? Und auch noch in Form eines Comic-Strips? Ja. Uneingeschränkt ja. Zwei Dinge sind bekanntlich unendlich - das Universum und die - hier männliche - Dummheit.
"Sucht der Mann aus dem Westen immer noch nach der Idealfrau - schön, hingebungsvoll, treu, fleissig und religiös? Erfüllen die jungen Polinnen dieser Voraussetzungen? (...) Kann Polen am Verkauf von gut gepflegten und schönen Ehefrauen verdienen?" Originalton Anna Krenz auf einem Flyer, der in ihrer Ausstellung ausliegt.
Anna Krenz hat sich für ihr Projekt Polish Wife Websites wie loveme.com zum "Vorbild" genommen. Da lernt man die harte Realität jenseits aller bürgerlich-romantischen Ideen von der Ehe kennen. Ohne überflüssige Sentimentalitäten.
Da dieses kleine Blog keinerlei Form genügen muss, also auch Inhalt und Kommentar ungebührlich vermengen darf, hier eine in Gänze subjektive Kritik: Ich bin schwer beeindruckt, als Journalist, als Kunstkritiker, als Weltbürger, als deutscher Mann, als gelegentlicher Trinker polnischen Wodkas, als Verehrer des Klugen und Schönen im Allgemeinen und Besonderen.. |