KLEINE KLATSCHE FÜR DIE TOTALITARISMUS-THEORETIKER Linkspartei gleich Rechtspartei?Von Burkhard Schröder
Gestern habe ich mehrere Pflastersteine gegen die Vertreter der regierungsamtlichen deutschen Geschichtslegende - der Totalitarismus-Doktrin - geworfen. Totalitarismus - das ist ein apolitisches und affirmatives Kalter-Kriegs-Märchen: Rot gleich braun, Hilter gleich Stalin, Links- gleich Rechtsextremismus. Die Doktrin wird vor allem von ultrakonservativen Think Tanks wie dem Hannah-Arendt-Institut und dem Verfassungsschutz in den medialen Mainstream ventiliert, zum Beispiel durch das erklärte Ziel, "emprische Diktaturforschung in theoriebildender Absicht" zu betreiben.
Der geschätzte Kollege Hans-Werner Conen hat mir - per elektronischer Postkarte - ob meiner politischen Meinung sein Leid geklagt: Ich schriebe "blühenden Unsinn". Da Conen eine politische Überzeugung hat und die durchaus dezidiert und pointiert vertreten kann und vehement für die Freiheit der Meinung eintritt, wodurch er sich von vielen Kleingeistern und anderen bornierten Gewerkschafts-Funktionären krass unterscheidet, somit nicht einfach ignoriert werden kann wie gewisse, intellektuell nicht satisfaktionsfähige Vorsitzende gewisser DJV-Landesverbände, lege ich gern noch ein wenig nach.
Conen schreibt: "Es geht nicht um die politische Ideologie, die natürlich nicht gleich ist, sondern allein um die Methoden auf dem Weg zu den jeweils versprochenen Paradiesen. Folterkeller, Todeslager, Unterdrückung, etc. sind nicht mal gut und mal böse, sondern immer und überall böse. Es ist völlig wurscht, im Namen welcher Heilslehre die Menschenrechte mit Füssen getreten werden." Und - zur vermutlich schwierigsten Frage: "Deshalb gilt: Weil sich z.B. zwischen Hitler und Stalin kaum Unterschiede in ihren Methoden finden, was einzelne sich dem direkten Vergleich entziehende besonders verwerfliche Untaten wie die Shoa nicht ausschließt, ist in der Praxis und aus der Sicht der Opfer kein Raum für Differenzierungen. Rot ist nicht gleich Braun, aber beide sind gleich schändlich. Pest ist auch nicht gleich Cholera."
Einspruch, Euer Ehren, ich sehe das nicht so. Nehmen wir Jörg Schönbohm, den brandenburgischen Innenminister und Vertreter der Totalitarismus-Doktrin par excellence. Der lässt in einer Presseerklärung zum gewohnt erfolglosen Melden, Durchführen und Verbieten schreiben: "Für Neonazi-Propaganda und Rassenhass gibt es in unserem Lande keinen Platz. Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung wird nicht toleriert. Das gilt für Gewalt von rechtsaußen wie von linksaußen gleichermaßen. Wir werden den Kampf gegen den Extremismus in diesem Land mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln weiter konsequent führen. Schönbohm dankte auch dem Verfassungsschutz... Und vermutlich allen seinen Agents provocateurs, die eifrig mithelfen, die Kameraden-Dichte weiter zu erhöhen.
Der Verfassungsschutz und seine unzähligen Skandale gehören natürlich zur Totalitarismus-Doktrin wie Franz von Papen zu Hitler und Hugenberg. [Der aktuelle Spiegel papier berichtet übrigens unter dem Titel "Deckname 'Rubicon'" über das völlig außer Kontrolle geratene Thüringer Landesamt des VS und seinen ehemaligen Leiter, der wegen schweren Betrugs angeklagt ist.] Holger Pfahls, auch dir danken wir!
Die Chuzpe Schönbohms muss man erst einmal haben: "Rassenhass" in einem Atemzug mit dem "Linksextremismus" zu erwähnen. Das könnte er den Salonfaschisten und der Jungen Freiheit gleich als Artikel verkaufen. Der Quatsch wird dann deutlich, wenn man die Schönbohmschen Textbausteine ein wenig umformuliert: Für Vergewaltigungen gibt es in unserem Lande keinen Platz. Gewalt als Mittel der Sexualität wird nicht toleriert. Das gilt für Gewalt von Männern wie von Frauen und Kindern gleichermaßen.
Noch einmal: Man kann überhaupt nichts vergleichen, weder den Völkermord der Türken an den Armeniern mit dem an den Ureinwohnern Amerikas noch den Terror Stalins mit dem Hitlers, weder den Völkermord unter der Herrschaft Pol Pots in Kambodscha mit dem der Deutschen an den Herero. Und schon gar nicht die industrielle Massenvernichtung der europäischen Juden mit irgendeinem anderen historischen Ereignis. Ein Vergleich hat immer einen Zweck und ein Erkenntnisinteresse. Und bei den Totalitarismus-Doktrinären quillt die antikommunistische Absicht aus jedem Knopfloch- zumindest Befangenheit ist anzunehmen.
Natürlich ist es für die Opfer egal, wer sie umgebracht hat; auch ist es ganz gleich, ob jemand an der Pest oder der Cholera stirbt. Aber was heißt das für die Nachgeborenen, was lehrt uns das? Es bedeutet nicht, dass wir eine Medizin gegen alle Krankheiten suchen müssen, eine medizinischen Wunderwaffe, sondern ein Heilmittel jeweils gegen die Pest und eines gegen die Cholera. Und warum unterscheidet das Strafgesetzbuch zwischen Mord und Totschlag?
Der Vergleich Rot gleich Braun oder das Rekurrieren auf das so genannten Totalitäre sind sinnfrei: Totalitär sind christliche Sekten wie fundamentalistische Muslime und Juden, weil sie den ganzen Menschen fordern und dem Individuum nicht mehr die Freiheit der Wahl lassen, sondern es unter die Knute des Kollektivs zwingen. Der Autor dieser unmaßgeblich Zeilen ist selbstredend versucht, angesichts dieser geistigen Seuchen Religionen als solche verbieten und alle Stätten der Verehrung höherer Wesen einebnen oder umwidmen zu lassen. Kirchen zu Coffeeshops! Aber da sei die Toleranz vor. Jeder soll nach seiner Façon selbst verdummen.
Und außerdem ist die Farbe braun hässlich und die Farbe rot sehr schön. Die jetzt real existierende Linkspartei mag sein, wie sie will und lehren, was sie will. Wer sie oder Linkssektierer aber auch nur entfernt mit den kackbraunen Kameraden vergleicht, der hat nichts begriffen.
By the way: ich wünsche der streng kapitalistischen Linkspartei aus rein technischen Gründen Erfolg: Sie ist bei demselben Provider wie burks.de gehostet. Linux rulez, schon wieder mal!
Bilder oben und Mitte: DHM
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