Mir fällt heute irgendwie nichts ein. Vielleicht ist es auch nur die katatonische Starre, in die ich fiel, als ich Angela Merkel im TV sah, mit einem blauen Kleid angetan, huldvoll lächelnd bei dern Festspielen für Hitlers Lieblingsmusik. Erwarten die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser, dass ich ihnen die Weltläufte erkläre? Mir öffentlich und phatasievoll ausmale, wie es wäre, wenn Kanzlerin Angela im Schador samt Guido und seinem Lebensabschnittsgefährten im Schlepptau einen Staatsbesuch in Saudi-Arabien machten? Dagegen ist Freddy Krüger jugendschutztauglich. So sehen, wird der Araber vermuten, Leute aus, die aus dem Land der Dichter und Denker kommen.
Ein Blog ist, wenn man die etwas vage Definition ernst nimmt, eine Art Tagebuch, also stark subjektiv, ohne ständigen Kotau vor den Regeln des Stils, der Grammatik und der Sprache an sich. Ich hüpfe also von Angela zu den Franzosen. Die wollen die europäische Verfassung nicht so. Auf der offiziellen Website heißt es, der Vertrag vom letzten Jahr könne erst in Kraft treten, wenn alle Staaten ihn ratifiziert hätten. Was ist, wenn nicht? Einen Plan B scheint es nicht zu geben. Von den Franzosen lernen heißt siegen lernen: Die werden sich jetzt öffentlich darüber streiten müssen, was eigentlich in der EU-Verfassung steht und warum. Mich hat das bis jetzt auch nicht groß interessiert, aber durch das Non bin ich neugierig geworden.
Und nun zu etwas ganz anderem. Bekanntlich teilt sich der Homo sapiens in zwei Gattungen: in diejenigen, die Katzen mögen, und die, die Hunde lieben. Zu den letzteren gehören mehrheitlich die Deutschen, was über den Nationalcharakter, eben den sprichwörtlich hündischen, Einiges und genug aussagt. Die Hunde steh'n in Reih und Glied, ein Anblick, den man gerne sieht. Mit Katzen kann man so etwas nicht machen. Früher habe ich viele Jahre Katzen besessen. In den Siebzigern zwei Kater, Salami (oben und unten) und Antares (3.v.o.), später einen einzelnen Kater, der nur Kater hieß (großes Bild links) und rabenschwarz war. Alle stammten aus dem Tierheim.
Kater ging Frauen grundsätzlich aus dem Weg, vermutlich war er vorher von einer misshandelt worden. In den ersten zwei Wochen, die er in unserer Wohngemeinschaft lebte, klaute er Lebensmittel, wo er nur konnte, und bunkerte seine Vorräte an einer Stelle, die wir nur schwer erreichen konnten - als wenn er vorher nie gefüttert worden wäre.
Wir wohnten damals zu sechst auf 400qm in einer Fabriketage, die vorher ein Getreidespeicher gewesen war. Kater war des Nachts in seinem Element und fing zahllose Mäuse, die brav er unter den großen WG-Tisch legte. Kam Besuch, spürte er genau, wann jemand mich nicht leiden konnte oder Katzen: dann wartete er eine Gelegenheit ab und schiffte der Person ins Bett. Das gab manchmal unangenehme Situationen, aber Kater irrte sich nie.
Die beiden Brüder Salami und Antares lebten Ende der Siebziger mit mir in einer Vierer-Studenten-WG in Charlottenburg. Ich besaß ein Hochbett, und wenn ich Damenbesuch hatte, durften sie gar nicht ins Zimmer, weil sie die Angewohnheit hatten, frühmorgens zur Essenszeit schnurrend über die Gesichter der Schlafenden zu tapsen. Verschloss man aber die Tür, warfen sie sich spätestens um sieben Uhr mit langem Anlauf dagegen, wenn sie meinten, ihr Hunger sei unerträglich. geworden.
Irgendwann, kurz vor meiner ersten langen Südamerika-Reise, brachten wir die beiden Kater auf eine Bauernhof in Norddeutschland, der den Eltern eines meiner Mitbewohner gehörte. Antares wurde leider ziemlich schnell vom einem Traktor überfahren, weil er nicht wusste, was das war. Salami lebte bis ins hohe Katzenalter und verprügelte allein wegen seines Kampfgewichts die Dorfkater. Die Katzendamen warteten aber vergeblich auf irgendwelche Aktionen danach: Salami war natürlich kastriert und dem Sex abhold.
Das surfende Publikum wird sich fragen: Was haben Angela Merkel mit der EU-Verfassung und beide mit Hauskatzen zu tun? Vermutlich gar nichts. Aber in einem Blog darf man bekanntlich schreiben, was man will, so wirr und ungeordnet wie das Leben ist. Und bei news.google.de ist es auch nicht besser: "Das Krokodil im Badesee ist ein Riesenwels" lesen wir da, "Xbox 360: Allard verrät Preis", oder: "Testament gemacht Salma Hayek diktiert Penélope". Schlagzeilen, die die Welt dringend braucht. Dann kann ich auch über Katzen schreiben....
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BURKS ONLINE 30.05.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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