POLITIK | | Aktuell | 26. Oktober 2004 |
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DIE ARMEN NEONAZI-ELTERN Kinder, die nach rechts abgleitenVon Burkhard Schröder |
Medien und Rechtsextremismus - das ist ein Thema, über das zur Zeit nachgedacht wird. Was Rechtsextremismus ist, nehmen wir ein anderes Mal durch. Dieses kleine familienfreundliche Forum beteiligt sich gern - aus metatheoretischer Sicht - an der Diskussion. Heute auf dem Stundenplan: ein Artikel in der Süddeutschen über die Eltern von "Rechtsradikalen": "Der brave Martin und der liebe Lukas sind jetzt Neonazis". Der Plot ist schnell erzählt: Eltern finden es doof, wenn ihre Kinder Neonazis sind. Beispiel: eine Mutter "lebt seitdem in einem Strudel aus Schuldgefühl, Hilflosigkeit und einsamen Versuchen, etwas gegen die weitere Radikalisierung der eigenen Kinder zu unternehmen."
Radikalisierung! Kein Grund, sich Sorgen zu machen! möchte man rufen. Radikal ehrlich, radikal links, radikal moralisch - sympathische Charaktereigenschaften, die Erziehungsberechtigte entspannt den Lebensabend genießen lassen, falls ihre Sprößlinge so sind. Der Süddeutschen gelingt es aber schon im zweiten Absatz, eine handgestrickte Totalitarismus-Doktrin zu formulieren: geht es jetzt um Eltern, die besorgt sind, weil ihre Kinder antisemitische und rassistische Vorurteile äußern? Nein, es geht um "Radikalisierung". Thema verfehlt, sechs, setzen!
Der Deutsche an sich wendet sich selbstredend an die Obrigkeit, falls die Kinder nicht so sind, wie er sie sich wünscht. Leugnen das Mädel oder der Bube den Holocaust, wendet man sich an das Jugendamt. Die tun was. Und hart durchgreifen: "Wenn sie bei einer Durchsuchung des Kinderzimmers die Blut-und-Boden-Literatur und die faschistischen Texte aus dem Internet findet, gibt's Hausarrest." Früher hätte man den Nachwuchs mit Prügel traktiert. Die falsche politische Meinung? Wo ist der Rohrstock? Wie geht man gegen Antisemitismus vor? Mit Hausarrest.
Sehr hübsch auch die Textpassage: "Manche Eltern sind fremdenfeindlich und bestärken ihre Söhne in der Haltung, 'sich von den Ausländern nichts gefallen zu lassen', auch wenn die Söhne wegen Körperverletzung im Gefängnis landen. Manche Eltern sind wohlhabend, liberal und fürchten um ihren guten Ruf, wenn die Söhne mit Glatze und Springerstiefeln durch die Stadt ziehen." Wie ich schon mehrfach schrieb: Wer den "Ausländerdiskurs" führt, hat nichts begriffen.
Fazit: alles und nichts sind die Ursachen für "Rechtsextremismus". Das verraten uns die Medien, die die üblichen Verdächtigen Experten befragt haben - die Schlapphüte ("die Bösen werden immer mehr und immer böser"), die Soziologen (" frostiges emotionales Familienklima"), die Psychologen ("das Temperament mancher Kinder lasse sie schneller aggressiv werden"). Aha. Rassismus ist also eine Frage des Temperaments. Deswegen gibt es auch bei den Südländern so viele Neonazis und bei den kühlen Nordländern so wenige. Oder war es umgekehrt?
Einer der erwähnten Mütter, eine "Frau mit den intellektuellen Ansprüchen und der Liebe zur Anthroposophie Rudolf Steiners", die grübelt, was sie falsch gemacht hat, können wir von hier aus einen Rat geben. Er stammt von Wilhelm Busch: das kommt von das. Wer Steiner und seine Wurzelrassen mag, soll sich nicht wundern, dass die Kindlein das konsequent weiterdenken. Und sich dann an einen anderen Steiner wenden.
Der Schlussatz des hier hin- und hergewendeten Artikels sei den geneigten Leserinnen und wohlwollenden Lesern besonders an's Herz gelegt, jedoch geringfügig geändert: "'Der Adolf', sagt sie, "war ein sehr feinfühliges Kind." Heute freilich habe er - nach seinen eigenen Worten 'zugemacht bis oben hin'. Kürzlich, erzählt die Mutter, habe er zu ihr gesagt: 'Wenn ich aufmachen würde, müsste ich weinen. Und das will ich nicht.' Seitdem hofft Anna, dass irgendwann die Tränen fließen." Und ich dachte immer, wenn jemand "zumacht", dass er oder sie die RAF neu gründet.
Ergo: was sollen die Eltern tun? Ich weiß es nicht. Oder geht es um Verhaltenstherapie für Eltern? Wie verhalte ich mich, wenn mein Sohn Rassist ist? Darf ich ihn dann weiter liebhaben oder muss ich ihn durchprügeln, womöglich mit Hilfe der Antifa? Im Hagalil-Forum schrieb jemand: "Angehörige brauchen auch Beratung und Hilfe, um NEIN zu sagen". Na sowas. Geht es um Verhaltenstherapie für Eltern? Vermutlich gelten die Ratschläge auch für die Fälle, wenn das Kind die bösen Drogen nimmt oder sich den Hare-Krishnas oder einem irgendeinem Guru Wischiwaschi anschließt. Wie verhalte ich mich, wenn mein Sohn Rassist ist? Darf ich ihn dann weiter liebhaben oder muss ich ihn durchprügeln, womöglich mit Hilfe der Antifa? Die Anwort weiß nur der Wind. Oder die wohlwollende Leserin und der geneigte Leser. Aber eines weiß ich gewiss: diskutiert der Deutsche über Rassismus oder Antisemitismus, benötigt er nur fünf Sekunden, um dem Thema die Politik auszutreiben und es für Pfarrer und Moraltheologie kompatibel zu machen.
Die Abbildungen zeigen nach rechts abgeglittene Kinder, deren Eltern zu wenig Hausarrest verordnet haben.
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BURKS ONLINE 26.10.2004 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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