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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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Verfasst am:
04.09.2004, 01:19 |
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| [NETZ]KULTUR | | Aktuell | 04. September 2004 |
| | | THOMAS MÜNZER IM MASCHINENPARK I black, you robotVon Burkhard Schröder |
Der Film I, Robot hat sich in die Leitkultur und die urban folklore katapultiert. Dazu muss er nicht gut sein, es gibt zahllose SF-Filme, die unterhaltsamer, intelligenter und spannender sind. Der Robot von Alex Proyas (Regie) verhält sich zu Stanley Kubricks Hal wie der T-Rex in "Jurassic Park" zu einem Godzilla der fünfziger Jahre: genauso dämlich, aber tricktechnisch um Klassen besser. Aber auch der "Neuromancer" William Gibsons ist Trivialliteratur, hat aber viele Schriftsteller mehr beeinfusst als etwa der für deutsche Verhältnisse brilliante SF-Roman "Der letzte Tag der Schöpfung" von Wolfgang Jeschke.
Neu ist am Plot, einem Aufstand der Roboter, gar nichts, auch wenn der Produktdesigner Patrick Tatopoulos das in einem Interview behauptet. Nur konnte ein Aufstand von Androiden im Film bisher nicht anspruchsvoll dargestellt werden. Das Thema ist uralt: die Geister, die der Zauberlehrling rief, Frankenstein, Bladerunner - die Geschöpfe, die der Mensch sich nach eigenem Bilde erschuf, entwickeln ein unerwünschtes Eigenleben, das nicht vorgesehen war. Eine moralische Metapher, die zur Demut aufruft, weil alles unvollkommen ist, auch die scheinbar perfekte Technik. Die Schöpfung kann nicht mehr sein als der Schöpfer und ist dem ähnlicher, als er vermutete. Das hat Stanislaw Lem schon in seinen Kurzgeschichten wie "Wypadek (Der Unfall)" in den sechziger Jahren erschöpfend abgehandelt.
Neu ist die "rassistische" Codierung: I, robot ist die Geschichte zweier Männer - einer ist schwarz (Will Smith alias Del Spooner), einer weiß (Robot Sonny) - und einer weißen Frau (Bridget Moynahan alias Susan Calvin). Schwarze und weiße Hauptdarsteller kriegen sich so gut wie nie, das kennt man aus US-amerikanischen Filmen des Hollywood-Mainstreams. Und auch in Bodyguard weiß man am Schluss nicht, ob Kevin Costner (weiß) and Whitney Houston (schwarz) ein Paar werden oder ob es bei einer wonderful frienship mit ein bisschen Sex zwischendurch bleibt.
Will Smith kriegt die weiße Frau auch nicht, und nur deshalb darf er den Hauptdarsteller mimen. Der andere Mann müsste sein Konkurrent sein, wenn der nicht zum Glück Roboter wäre. Sonnys Gesichtszüge sind so, wie sich der White Anglosaxon Protestant eben ein Babyface vorstellt, wenn das Design Microsoft stammte: nichts Asiatisches, nichts Dunkles oder gar "Negroides". Aber vielleicht haben die Roboter des 22. Jahrhunderts, wenn man sie dann überhaupt anthropomorph gestaltet, alle Schlitzaugen, weil die meisten ihrer potentiellen Kunden aus China kommen?!
Deutlich wird eine symbolische Codierung immer dann, wenn man sich vorstellt, wie das Gegenteil aussähe: Ein weißer Held und ein "schwarzer", allzeit dienstbereiter Roboter würde zu sehr die Sklaverei assoziieren - und damit ein Teil des Publikums verprellen. I, robot ist somit political correct, also definitiv politisch: alle Konflikte werden gar nicht erst ausgesprochen, sondern unter den Teppich gekehrt. Rassismus ist gerade deshalb indirekt präsent, weil er nicht vorkommt.
Und auch mit dem Aufstand ist es nicht weit her. Die Revolution der Roboter misslingt, weil es einen "Verräter" gibt, der sich auf die Seite des immer noch herrschenden Homo sapiens stellt. Da ist der Terminator II schon weiter und "realistischer": der Held, der die Welt rettet, ist ebenso Roboter wie der Böse. Der deutsche Philosop Hegel hatte auf die Vision, die Zukunft werde immer besser, ob mit Robotern oder ohne, schon die richtige Antwort: "Alles, was existiert, ist wert, daß es vergeht."
Alle Bilder: 20th Century Fox
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