Die schönsten Sätze stammen von Spiegel online: "Brauner Sauce keine Chance geben!" - Der brutale Überfall auf den türkischstämmigen Berliner Linkspartei-Politiker Giyasettin Sayan hat in allen Parteien Betroffenheit ausgelöst." Wer hätte das gedacht. "Betroffenheit" - das heißt so viel wie gar nichts. "Wut und Trauer" hätte der Textbaustein früher geheißen. Beides stammt aus dem "Wörterbuch der Worthülsen". Wir sind wieder einmal beim viel besungenen "Kampf gegen Rechts", also beim heiteren Beruferaten, dessen Antwort nur "Lichterkettenträger" heißen kann.
Die anderen Worthülsen heißen: Türkischstämmig, (afrikanischstämmig, äthiopischstämmig, englischstämmig, papua-neuguineischstämmig?), Gesicht zeigen, Flagge zeigen, übelste Form von Gewalt, verurteilen wir auf das Schärfste, keinen Fußbreit, härter durchgreifen, Demokratie muss jeden Tag neu erkämpft werden, Ausländerfeindlichkeit, Null Toleranz, Gewaltproblem, Entsetzen und Empörung, multikulturell, tiefe Erschütterung, Verfassungsschutzbericht, Fremdenfeindlichkeit, Politiker aller Parteien verurteilten den Überfall. "Die rechts(!)politische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, forderte, ein Konzept vorzulegen, das nicht nur Repressionen vorsehe, sondern die Ursachen rechtsextremistischer Gewalt angehe." Da wären wir nicht von selbst drauf gekommen, obwohl wir das alles seit zwanzig Jahren in unzähligen Variationen gehört haben - und erst recht seit der medialen Massenhysterie im Jahr 2000.
Die Welt radebrecht: "bei einem offenbar fremdenfeindlichen Angriff". Ist Giyasettin Sayan also ein "Fremder"? Nein, ist er nicht, höchstens nur für die Welt. Übrigens: Sayan ist mitnichten "türkischstämmig", genausowenig wie ein Bayer "preußischstämmig" oder ein deutscher Jude "israelischstämmig" wäre.
Die Süddeutsche schreibt: "Giyasettin Sayan kam vor mehr als 30 Jahren aus der Türkei nach in Deutschland, er hat in Berlin studiert und schon lange einen deutschen Pass." Macht nichts: In den deutschen Medien wird man automatisch zum Fremden oder zum Ausländer gemacht. Ermyas M. aus Potsdam ist übrigens auch noch im Krankenhaus, aber niemand kümmert sich mehr um ihn.
Ceterum censeo: Der Kampf gegen Rechts ist endgültig gescheitert. Die Programme haben nichts bewirkt, was messbar wäre. Man kann nicht "gegen Rechts" arbeiten. Man kann nur für die Anderen, die Guten, arbeiten. Man kann auch nicht "rechte" Musik verbieten, sondern nur bessere Musik machen. Ich werde wütend, wenn ich das Gefasel in den Zeitungen lese und die Schaumschlägerei im Fernsehen höre und sehe. Da sitzen alle wie gehabt und schämen sich nicht, seit Jahren die gleichen Sprüche mit ernstem Gesicht loszulassen. Aussteigerprogramme, Anti-Gewalt-Training und der ganze Quatsch.
Ich bekomme Lust, wieder ein Buch zum Thema zu schreiben, obwohl ich mir selbst alle heiligen Eide geschworen hatte, das nicht mehr zu tun und zum Thema "Rechtsextremismus" zu schweigen, weil es genau so sinnlos ist, dazu etwas zu sagen wie zum Thema Drogen. Man müsste noch einmal die verbale Peitsche herausholen und der Mischpoke mächtig über den Holzkopf knallen und alle Kerzen der Lichterketten auspusten.
Ich warte drauf: Wenn ich Luft hole und kundtue, was ich denke, kommt wie ein Echo mit genervtem Unterton: Aber was sollen wir denn tun? Gut gemeint ist eben nicht gut. Man darf nicht den größten Unsinn veranstalten, nur weil einem nichts anderes einfällt.
Diskutiert öffentlich und kontrovers einige Fragen: Was ist deutsch? Wer gehört zur deutschen Nation? Was ist Kultur, gar "Multikultur"? Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Und meldet mir jeden Idioten, der Ausländerfeindlichkeit oder Fremdenfeindlichkeit sagt, damit ich ein Verbot dieser und anderen Sprechblasen durchführen kann.
Ich möchte zudem ein Experiment wagen, wie es in der Wissenschaft Sitte und Brauch ist. Schafft zwei Jahre alle Programme "gegen Rechts" ab, sperrt sofort alle Gelder, stampft die "Aussteigerprogramme" ein! Ich prophezeihe: Zwei Jahre später wird sich nichts, aber auch gar nichts geändert haben.
Ceterum censeo: Verfassungsschutz abwickeln! |