HAUSMITTEILUNG Wächter der NachtVon Burkhard Schröder Heute war ich, in angenehmer weiblicher Begleitung, im Kino. Manchmal ist man in einer Stimmung, da hilft nur eine gute Freundin, die nicht herumzickt, und ein Trash-Film. Wohl dem, der beides unter einen Hut bringt. So hier: Auf nach Berlin-Treptow. "Wächter der Nacht" hieß das Werk, ein russischer Vampirfilm. Oder so etwas Ähnliches.
Jeder humanistische Gebildete weiß, dass bei dem Thema der Plot nicht auf die Goldwaage gelegt oder gar interpretiert werden sollte; er ist fast immer ein großer Schmarrn. So auch hier.
Man sieht sich so etwas an, um intelligente Bilder vorgeführt zu bekommen. Ich hatte ziemlich schnell den Eindruck, dass quer durch das Genre zitiert wird, was das Zeug hält. Matrix natürlich, Highländer - also die alten Rittersleut, die wie gewohnt in der Vergangenheit aufeinander dreindreschen, selbstredend Dracula und - ironisch gebrochen - Buffy, die Dämonenjägerin. Und alles vor der Kulisse des postkommunistischen Moskau.
In einer Rezension ist zu lesen: "Im Moskau von heute stehen sich die Hüter des Lichts und die Krieger der Finsternis in ewiger Feindschaft gegenüber. Das Gleichgewicht der Kräfte wird garantiert durch die Vereinbarungen eines jahrhundertealten Waffenstillstands zwischen den rivalisierenden Seiten, der täglich erneut auf die Probe gestellt wird. Auf der Seite des Lichts stehen die Wächter der Nacht, eine Gruppe von übersinnlich begabten Anderen, die in der Nacht die Menschen vor der andauernden Bedrohung durch die Dunklen Anderen beschützen – Vampire, Hexen, Formwandler und Meister der schwarzen Magie. Die Wächter der Nacht achten darauf, dass der Waffenstillstand eingehalten wird - ebenso wie ihre Widersacher, die als Wächter des Tages von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ihre Gegner in Schach halten. Doch eine uralte Prophezeiung besagt, dass eines Tages ein Anderer kommen wird, mächtiger als alle Anderen zuvor, der den Kampf zwischen Licht und Finsternis für eine Seite entscheiden kann. Würde er von der dunklen Seite verführt werden, würde er die Welt in einen neu aufflammenden Krieg zwischen Dunkelheit und Licht stürzen, dessen Auswirkungen katastrophal wären. Und es mehren sich die Anzeichen, dass dieser Tag kurz bevorsteht."
Über den Film: "'Wächter der Nacht – Nochnoi dozor' wird nun, nachdem er im heimischen Russland abräumte, als internationale Wiederbelebung des russischen Erfolgsfilms vermarktet. Dabei profitiert er von denkbar günstigen Rahmenbedingungen: Es handelt sich um die Verfilmung einer äußerst populären Romanreihe, ist damit von vornherein als Trilogie angesetzt – ein derzeit sehr verbreitetes Phänomen – und behandelt mit seiner apokalyptischen Thematik einen Stoff, der Hochkonjunktur hat." Die Kritik im Filmspiegel ist gut und zutreffend. Fazit: Annehmbar - nicht so schlecht wie erwartet.
Die Frage bleibt natürlich, was uns der Künstler damit sagen will. Die Story wird durch einen moraltheologischen Exkurs verklammert: Der Held lässt seine Freundin abtreiben - weil es ein Vampirfilm ist, per schwarzer Magie. Das geht schief, das Kind kommt zu Welt. Natürlich kommen Vater und Sohn wieder zusammen, die Mutter verschwindet im Off. Der Sohn jedoch entscheidet sich für die Bösen, wegen der Schuld und so. Die die Guten seien nicht nur genau so wie die Bösen, sondern noch schlechter, weil sie lögen. Fortsetzung folgt. Jede Wette: Im dritten Teil wird die Familie dann wieder zusammengefügt. Wie in "Krieg der Sterne" oder anderen Schinken.
By the way: Es war wieder ganz nett, mit der Lieblingsfreundin in einem unmöglichen Trash-Ambiente "asiatisch" zu essen: Die letzte Pampe, aber lustig. Die Asiaten waren auch keine Chinesen, die thailändische Gerichte anboten, sondern Vietnamesen. Die Ossis in Treptow kriegen den Unterschied sowieso nicht mit. Det is Berlin by night.
| |