OBERLEHRER-MODUS KURZ ON Kein Struck bemängelt nicht keine RegierungsunfähigkeitVon Burkhard Schröder
Mit der doppelten Verneinung ist es so eine Sache: Man kann sich schnell in den Fallstricken der deutschen Sprache verheddern. Ich habe lange überlegt, ob ich diese kleine und selbstredend völlig unmaßgebliche Sprachkritik in Richtung Spiegel online als "Hausmitteilung" tituliere oder unter "Medien" virtuell abhefte. Nein, sie muss unter "Politik": Es kann sein, dass der Artikel, um den es hier geht, politisch völlig falsch verstanden wird, wenn spiggel.de, das kleine frauen- und familienfreundliche Forum, nicht aufklärend eingreift.
"Struck bemängelt Regierungsfähigkeit der Union", heißt es heute im investigativsten alles Nachrichtenmagazine online. Aber hallo: Was erlauben Struck? Der Reihe nach: Die Union ist fähig zu regieren. So die erste verständliche These des Satzes. Worte, die auf -keit enden, sind in journalistischen Artikeln übrigens verboten, lehrt der Papst alias Wolf Schneider.
Jetzt wird es richtig kompliziert. Struck bemängelt etwas. Das heisst: Er findet etwas schlecht. Der Käufer bemängelt die Qualität der Wurst. Der Chefredakteur bemängelt die Qualität der Recherche. Man kann auch bemängeln, dass etwas fehlt, also nicht vorhanden ist: Burks bemängelt das Fehlen von Links in den Artikeln von Spiegel online.
Ziehen wir die Grmamatik-Schraube noch ein wenig an. Burks bemängelt, dass Spiegel online keine Links setzt. Das Gegenteil ist auch richtig: Burks bemängelt, dass Spiegel online Links setzt. Keine Frage: sie tun es ja nicht oder viel zu selten
Struck bemängelt, dass die Union zu regieren fähig sei. Soweit alles klar? Puls und Atmung normal? Das würde nicht verwundern: Ein SPD-Politiker ist sicher unangenehm überrascht, wenn die Konkurrenz regieren kann. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. In der Überschrift heisst es: "Struck bemängelt Regierungsfähigkeit der Union." Das verneint nicht wirklich doppelt, ist aber trotzdem verkehrt, weil das Gegenteil gemeint ist. "Er warf der Union Unprofessionalität vor. Die Partei müsse das Regieren erst wieder lernen, schrieb er heute den SPD-Abgeordneten im Bundestag." Die CDU könne also, das erlauben Struck zu behaupten, nicht regieren. Das wirft er der CDU/CSU vor.
Burks bemängelt also die Fähigkeit von Spiegel online, logisch korrekte Überschriften zu verfassen? Oder man ist dort ultragelehrt und weiß, was eine Litotes ist. Jede Wette, dass nicht? Da wir es hier bekanntlich mit medienkompetenten Stammleserinnen und Stammlesern zu tun haben, sei das sprachkritische Urteil dem Publikum überlassen. Tun Sie nicht, ws sie lassen können bzw. tun sie, was Sie nicht lassen können oder: Tun Sie, was Sie tun können und tun Sie nicht, was Sie nicht tun können.. |