FRAPPR: ALTERNATIVE ZU GOOGLE EARTH Ich bin hier und war daVon Burkhard Schröder
Ich werde bekanntlich als Besitzer von Windows-freien Rechnern von Google diskriminiert. Google Earth gibt es nicht für Linux. Und für Mac auch nicht. Macs sind ohnehin nur für eine gesellschaftliche Randgruppe. Aber jetzt bin ich durch einen Artikel bei Telepolis auf Frappr! aufmerksam gemacht worden. Man sieht sich und seine Nachbarn ja gern von oben.
Wolf-Dieter Roth schreibt: "Solange man keinen Realnamen verwendet und nicht gerade Straße und Hausnummer angibt, spricht aber eigentlich nichts dagegen, den Online-Kontakten kundzutun, ob man nun eher in Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern, in Regensburg oder Buxtehude vor dem Rechner sitzt. Anschaulicher als mit Ortsnamen, die ohnehin keiner kennt, geht dies mit Landkarten. Tunlichst nicht auf der eigenen Website, versteht sich – sonst wird wieder [local] abkassiert – aber beispielsweise mit einer neuen amerikanischen Community-Site namens Frappr, die wie eine Mischung aus Google Maps, Flickr und Yahoo Groups erscheint."
Erstaunlich: DSL und Flatrate habe ich ja, und mit Frappr kann man wunderbar in der Welt herumzoomen. Zuerst also, wie zu erwarten, über Kreuzberg. "Hybrid" bedeutet: Karte und Satelliten-Foto. Die Community ist uninteressant, weil unübersichtlich und dem Big-Brother-Prinzip ähnelnd. Aber der Rest: sehr schön, nur für Europa und Deutschland noch nicht vollständig und zu grob gepixelt. Auf dem oberen Bild sehen die geneigte Leserin und der wohlwollende Leser mein Haus von oben, fast in Sichtweite des Kreuzbergs und des Viktoria-Parks (rechts unten). Die genaue Lage verrate ich nicht, vermutlich kann man das ohnehin hier erkunden.
Spannend wird es, einen Ort mitten im Orinoco-Urwald zu suchen: San Fernando de Atabapo. Da von oben alles grün aussieht und nur wenige Ortschaften zu erkennen sind, muss man sich an den Flussläufen orientieren. Wenn man weiß, wo der Orinoco ist, kann man die Stelle, wo Alexander von Humbold um 1800 nach Süden reiste, um die Verbindung zwischen dem Amazonas und dem Orinoco zu untersuchen, gut finden: Der Zusammenfluss von Rio Guivare und Rio Atabapo und nur wenige Kilometer nördlich deren Mündung in den Orinoco sind klar zu erkennen. Das zweite Foto ist genau nach Westen gemacht und zeigt den Rio Guivare, links fließt das dunkle Wasser des Atabapo. Die gegenüberliegende Seite gehört schon zu Kolumbien, auch die Inseln im Fluss.
Auf dem dritten Foto, einem Screenshot von Frappr, erkennt man alles sofort gut wieder. Damals bin ich gar nicht auf die rechte Seite der Halbinsel gegangen, obwohl ich mich eine Woche in San Fernando de Atabapo aufhielt: Ich wusste nicht, wie nah der Orinoco (rechts) vom Ort entfernt war. Hätte es damals, vor sieben Jahren, schon Frappr oder Google Earth gegeben, hätte ich mich auf meine Reise auch anders vorbereiten können. Der Zauber des Entdeckens wäre jedoch dahin gewesen: Ich hatte nur das Original-Buch von Humboldts als Reiseführer dabei - und das funktionierte immer noch.
Eine nette Denksportaufgabe ist es, anhand der Karte herauszufinden, von wo aus das unterste Foto aufgenommen worden ist - wieder nach Westen und wieder in Richtung Guaivare. Aber das überlasse ich gern den geneigten Stammleserinnen und Stammlesern für ihren Leistungskurs in Geografie. |