DEBATTE ÜBER DIE TOTALITARISMUS-DOKTRIN Auch der Maoist hat's nicht leichtVon Hans-Werner Conen
Lieber Burks:
auch der Maoist hat’s ja nicht leicht.
Zunächst: Danke für die Blumen. Meine Rechtsabteilung prüft noch, ob es sich bei Ihren überschwenglichen Komplimenten nicht doch um vergiftete Geschenke nach Danaerart handelt. Bestätigt zu erhalten, mehr im Kopf zu haben als mancher Gewerkschaftsfunktionär, besagt ja nur, auf der nach unten offenen Schwachsinnsskala noch meßbare Werte aufzuweisen, also möglicherweise nur debil oder imbezil - und noch nicht idiotisch - zu sein. Wie Sie sicher verstehen werden, genügt mir das nicht.
Sieht man einmal von dem mir zustehenden Lob ab, hätten Sie Ihren zweiten Artikel über Ihre Position in der Totalitarismus-Debatte wohl besser nicht geschrieben. Er ist nämlich eine Verschlimmbesserung.
Deshalb hier noch einmal zum Mitschreiben: Mord und Totschlag und Folter und Körperverletzung und Vergewaltigung und Freiheitsberaubung und Raub und Unterdrückung und, und, und sind - jedenfalls in der zivilisierten Welt, denn das eben ist Zivilisation! - nicht erlaubt, wenn "Rote" uns in ihr Paradies auf Erden zwingen wollen, und streng verboten, wenn "Braune" den Volksstaat ausmendeln, sondern immer und überall Verbrechen. Im Zweifel Massen- oder Völkermord.
Der Innenminister Schönbohm verkündet - als Innenminister und als Mensch - eine Selbstverständlichkeit: Ein Verbrechen ist ein Verbrechen ohne Rücksicht auf das Motiv, aus dem heraus es begangen wird. Es gibt keinen "Ehrenmord", schon gar keinen politischen. Es ist auch grundsätzlich wurscht, wer das Verbrechen begeht. Es gibt keine "guten Mörder", schon gar keine politischen. Nur nebenbei: Es gibt natürlich auch keine "guten Vergewaltiger" (nach Burks sind das wohl Frauen), die sich von den "bösen Vergewaltigern" (das sind nach Burks wohl Männer, weil sie Männer sind) unterscheiden. Quasi "technische" Erwägungen ändern daran nichts.
Es kann nicht ganz falsch sein, sich an das Bundesverfassungsgericht zu halten. Das sagt sinngemäß: Das Haben und Sagen einer Meinung, auch einer "totalitären", die z.B. Verfassungswerte in Frage stellt, unterfällt der Meinungsfreit und kann nicht sanktioniert werden. Erst wenn die "totalitäre" Idee - sei sie politisch, sei sie religiös - mit "aktiv-kämpferischen" Mitteln (!) verfolgt wird, darf der Staat - "zur Bewahrung der verfassungsmäßigen Ordnung“ - dagegen z.B. mit dem Strafrecht vorgehen. Verkürzt: "Totalitär" denken und reden darf man, "totalitär" handeln darf man nicht.
"Totalitär" ist nicht an eine bestimmte Ideologie gebunden, wie Linke gern mit "Blick nach rechts" glauben machen wollen. Das Repertoire totalitärer Mittel - und allein auf diese kommt es an - steht allen Ideologien und ihren eifernden Verfechtern gleichermaßen zur Verfügung. Gewalt gegen Andersdenkende ist das Problem, nicht die Ausrede dafür.
In der "Totalitarismus-Debatte" - wenn es denn eine solche gibt - dürfen vor allem die geschichtliche Erfahrung und die heutige Realität nicht übersehen werden. Es ist ziemlich müßig, über "was wäre wenn" zu fabulieren, wenn man genau sieht, was war und ist. Real sind allein die von "Rot" und "Braun" und all den anderen totalitären Heilslehren bzw. in ihrem Namen begangenen Mega-Verbrechen - von Herodes' Kinderschlachten bis zur Inquisition, von Shoa bis Gulag, von kambodschanischen Killing-Fields bis zu Saddams Folter-Kellern, von 9/11 bis zum Kopfabhacken für den Islam. Was bisher noch stets ausgeblieben ist, sind die als "Belohnung" für die Massenmorde versprochenen irdischen Paradiese, für "Arbeiter und Bauern", für "Deutschblütige", für "Christenmenschen", für "den Islam", für wen auch immer - das Paradies ist weiter weg denn je.
Man geht deshalb wohl nicht fehl in der Annahme, daß Stalin oder Hitler, daß "Rot" oder "Braun" (ohnehin zwei Erscheinungsformen derselben totalitären sozialistischen Ideologie) sich wie ihre Kumpanen durch die Geschichte mit "Gedankengut" nicht groß aufgehalten - und sich ihrer einzigen und wahren Begabung zugewandt haben: dem Zerstören, dem Unterdrücken, dem Morden. Seit der alte Herr Moses vom Berg Sinai zurück war, wissen wir aber: Du sollst nicht töten. Punkt.
Die im hysterisierten Gutmenschen-Staat Deutschland von kreischenden Lichterketten-Gliedern geführte Debatte, ob und was man "vergleichen" - und damit angeblich "verharmlosen" - darf, sollte man getrost vergessen. Natürlich sind Pest und Cholera verschiedene Krankheiten, die einer unterschiedlichen Therapie bedürfen. Das heißt aber nicht, daß man den Pest-Patienten auf die Quarantäne-Station legt - und dann mit den Cholera-Trägern in SO36 ein Straßenfest feiert.
Und noch eine Illusion, lieber Burks, muß man Ihnen nehmen: "Rassismus" und Antisemitismus und "Links" (nicht nur "Linksextremismus"!) gehören innigst zusammen. Die deutsche Linke ist traditionell und bis heute antijüdisch. Die abstoßenden Beispiele im Zusammenhang mit den politischen Morden (Rathenau, etc.) zu Zeiten der Weimarer Republik sind bekannt. Die linke Kreuzberg-Mischpoke steckt offenbar hinter einem - mißlungenen - Bombenanschlag auf eine Berliner Synagoge. Zeitgenossen gleicher Gesinnung zog es zu Terror-Fürsten wie Arafat oder Habasch, die offen Sympathie für den Holocaust und sich entschlossen zeigten, "die Juden ins Meer zu treiben". Da wollten die "blutroten Kameraden" von SDS und RAF und "2. Juni" und linker SPD nicht abseits stehen, wenn die umgebracht werden sollten, die dem "Führer" entwischt waren. Und heute gehört es zum guten Ton der deutschen Linkenvon SPD bis PDS/ML, ihre antisemitischen Reflexe an Israel auszutoben - und dafür zu sorgen, daß islamistische Selbstmord-Attentäter mit deutscher und europäischer Staatsknete jüdische Kinder in die Luft sprengen.
Ich will zwei linke Deutsche, die ich politisch nicht eben mag, davon ausnehmen: Johannes Rau und Josef Fischer. Ansonsten gilt: Links heißt antisemitisch!
Fürwahr, das Paradies ist noch sehr weit. Betrachtet man die von "Links" und von "Rechts", die es uns regelmäßig versprechen ("Nur diese Opfer noch, dann kommt das Paradies"), wird das auch so bleiben. Trösten wir uns mit Goethe: "Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten!"
Die Abbildungen zeigen Wahlplakate aus der Weimarer Republik - die Nazis berufen sich auf die Gemeinsamkeit zwischen der NSDAP und der bürgerlichen Rechten. Quelle: German Propaganda Archive |