LINKSPARTEI ÜBERHOLT CDU IM OSTEN Was ist nur mit den Ossis los?Von Burkhard Schröder
Die Ausgangslage: Im Beitrittsgebiet liegt die WASGPDS alias zukünftig "die Linkspartei" zur Zeit vor der CDU. Das berichten sogar die neutralen Schweizer. Parallel dazu klären uns unzählige gut gemeinte Lichterketten-Websites darüber auf, dass die Ossis rechter seien als die anderen.
Armin Pfahl-Traughber, der Michael Suslow des Verfassungsschutzes, zitiert die üblichen verdächtigen Experten: "Der Parteien- und Rechtsextremismus-Forscher Richard Stöss bemerkte etwa, 'dass sich der Schwerpunkt des Rechtsextremismus seit Mitte der neunziger Jahre von West nach Ost verlagert hat', und dass seit längerer Zeit 'in Ostdeutschland der eher spontane, schwach organisierte und ideologisch gering fundierte, dafür aber besonders aggressive Protest vorherrscht' und ergänzt dazu, 'dass Wahlparteien - gemessen an Mitgliedern und Wählern - spätestens seit 1998 auf dem Vormarsch sind'."
Nun gut. Experte zu sein, insbesondere für politische Vorgänge, entspricht in etwa der Kaffeesatzleserei oder der Vorhersage des Kriegsgeschehens aus dem Gedärm einer geschlachteten Ziege. Aber eines fällt auf: Unsere Totalitarismus-Theoretiker ("Rot gleich Braun", Hitler gleich Stalin, Bautzen gleich Auschwitz, Links- gleich Rechtsextremismus) müssten allmählich eine Meldung verfassen: Ossis seien von Natur aus keine Christen (außer Angela Merkel und dem Eichsfeld) und wählten immer extrem. Wie erklärt man das nur?
Die drüben sind doch so unerbittlich protestantisch-friedlich ("bloß keine Gewalt!), hängen noch nicht einmal bei Revolutionen die herrschende Klasse an die Laternen und haben eine Pfarrerdichte (die mit den Jesus-Latschen) wie die Backzwangs® eine Gurudichte in Poona. Der wuchtige Marxsche Satz "eine Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen" galt für die Zone also nicht.
Knapp zehn Prozent (im Durchschnitt, und nur wegen der Städte so wenig) wählen die kackbraunen Kameraden, drei Mal so viel die ganz Linken. Und die Grünen wählt im Osten irgendwie keiner, weil das genau so eine Partei der Besserverdienenden ist wie die F.D.P., nur eben mit Wind- statt Atomenergie.
Streitfrage zwischendurch, immer noch ungelöst: Ist die PDS eine linke Partei? Gute Frage. Der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen erkühnt sich, hier eine Vorgabe zu machen: Links wäre, denjenigen eine Plattform zu geben, die zu kurz gekommen sind. Man hat also immer etwas zu tun. Rechts bedeutet: Sozialdarwinismus alias Calvinismus ("wer gewinnt, hat den Segen des höheren Wesens"). Wenn die Scientologen nicht ohnehin schon einen an der Waffel hätten, könnte man ihre politischen Aussagen, falls vorhanden, als Prototyp des "Rechten" ansehen. Der Fahrradfahrer als Metapher und pars pro toto ist rechts, weil er nach unten tritt und nach oben buckelt. Zur Obrigkeitsfreundlichkeit passt der Untertanengeist. Ein Linker, der danach ruft, der Staat müsse harter durchgreifen, ist gar kein Linker, sondern ein Deutscher, was meistens eine contradictio in adiecto ist, aber vermutlich auf die meisten PDS-Wähler wiederum zutrifft.
Die PDS ist ein Spagat im luftleeren Raum, im Westen eine Anhäufung von politisch Gescheiterten und Sektierern, im Osten vertritt sie ein aussterbendes Milieu. Bei der SPD ist es vermutlich umgekehrt. Die CDU wirkt wie eine Art ideelles Gesamt-Oggersheim: Der wachsame Bürger-Blockwart mit dem Jägerzaun, der Drogen-Phobie, den heimlichen Puff-Besuchen und der Bigotterie, der Vorliebe für korrupte Politiker und anonyme Kohl-Spender, zu dem die Machenschaften eines Franz Joseß Strauß passen wie die Volkerfreundschaft zu Schalck-Golodkowski. Christlich, Dumm und Untertänig. Seicht, Platt und Dämlich.
Wir schweifen ab. Sind die Ossis nun mehrheitlich links oder rechts? Ganz einfach: Links sind sie nur, wenn sie den richtigen Führer bekommen haben. Und der muss aus dem Reich eingeflogen werden (ganz links auf der Landkarte). Nein, im Ernst: Zur Zeit gewinnen die Linken drei zu eins gegen die Kackbraunen. Das nur als polarisierender Hinweis, damit Gut und Böse von der wohlwollenden Leserin und dem geneigten Leser auf den Punkt gebracht werden können. Wir diskutieren in diesem kleinen familien- und frauenfreundlichen Forum nur über Moral, selbstredend nie über Inhalte. Die PDSWASG ist die erste und einzige Partei, die die politische Wiedervereinigung auf gleicher Augenhöhe vollzogen hat. Die anderen Parteien haben die Ost-Version nur eingemeindet und anschließend kaltgestellt.
Nun zu etwas fast ganz Anderem: "Trabi-Fans und DDR-Nostalgiker können Original-Abgase des Zweitakters jetzt in Alu-Dosen kaufen. Der Internet-Shop osthits.de in Eisenhüttenstadt bietet Kunden seit Mittwoch den unverwechselbaren Trabi-Duft aus verbranntem Öl-Benzin-Gemisch für 4,49 Euro pro Dose. 1800 Büchsen hat Firmeninhaber Thorsten Jahn produzieren lassen. Dafür setzte sich ein Bekannter von ihm vier Tage lang in der freien Natur hinter seinen Trabant 601 und hielt faustgroße Wattebälle in die Auspuff-Abgase. Dann wurde die Watte in Aluminium-Dosen luftdicht versiegelt. Der Nachteil für Trabi-Abgas-"Junkies": Die Dose ist nicht wiederverschließbar, der Geruch verfliegt." (Bocholt-Borkener Volksblatt) Das hat der Geruch mit kurzfristigen politischen Orientierungen bei den Ossis gemeinsam. Sagt der politische Kaffeesatzleser Burks. |