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Verfasst am:
17.05.2005, 22:14 |
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| INTERNET | | Aktuell | 17. Mai 2005 |
| | | KEINE ÜBERRASCHUNG IM "E-MAIL-POSTFACH" Heil Sober!Von Burkhard Schröder |
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und froh, wenn nur Bekanntes in den Medien auftaucht. Ein paar Autobomben im Irak, ein paar tote Taliban am Hindukusch, Otto Schily warnt, dass die Neonazis immer böser würden. Man ist erleichtert: nichts wirklich Neues im nahen und fernen Osten. Fehlt nur noch Sober, Version 7.1 Beta oder so ähnlich.
Ich habe heute mein täglich Brot verdient, indem ich bei Radio Multikulti die Welt zum Besseren gewendet habe, indem ich sie über das böhse Internet aufgeklärte. Mit dem Internet und dem Volk, das es surfenderweise benutzt, ist es wie mit dem Hamster im Laufrad: man dreht sich mit rationalen und pädagogisch wertvollen Hinweisen immer im Kreis und kommt nicht wirklich voran. Attachments, Mails im HMTL-Format undsoweiter. Es interessiert eh niemanden. Bis zum nächsten Wurm.
Werfen wir heute einen kritischen Blick in die Rhein-Zeitung: "Für viele Internet-Nutzer beginnt der Pfingstsonntag mit großem Ärger. Statt Feiertagsgrüßen drängeln sich Nazi-E-Mails im Postfach. Die Mails stammen vermutlich von PCs, die mit einem Computervirus infiziert sind." Der Artikel beginnt für mich, den gewöhnlichen "Internet-Nutzer", mit einem mittelschweren Ärger. Wie kommen die so genannten Nazi-E-Mails nur in die Postfächer? Bei mir sind gar keine drin, um das mal deutlich auszusprechen. Wenn eines nervt, dann die Attitude journalistisch handwerkelnder Zeitgenossen, die Tierchen im Internet - wie Pferde, Würmer und Viren - als eine Art Naturereignis zu beschreiben, das über einen hereinbricht wie Blitz, Donner und Hagelschlag. An meine Computer lasse ich weder Wasser noch Würmer. Und mein Provider sagt das auch und erfreut seine Kunden mit fast virenlosen Postfächern. Da sind eben Profis am Werk und keine Freemailer-Pfeifen, mit Verlaub.
Es geht in ähnlichem Stil weiter: "Der Onlinedienst "heise.de" vermutet, dass die Mails über infizierte Rechner verschickt wurden. Der installierte Virus besitzt eine "Hintertür", über die Kriminelle jederzeit die Kontrolle übernehmen können. Schon im vergangenen Jahr war der Sober.G dazu genutzt worden, das Netz mit ausländerfeindlichem Spam zu überziehen." Da es sich bei der Rhein-Zeitung um ein deutsches "Online"-Medium handelt, sind zwei Dinge gesetzt: man zitiert andere, aber verschweigt den URL, hier den des Heise-Newstickers. Und: man benennt das politische Problem nicht oder falsch. Wenn es sich um Neonazis handelt, sind dieselben nicht "ausländerfeindlich", weil sie zum einen niemandem die Staatsbürgerschaft ansehen, zum anderen norwegische Steuerberater, obzwar Ausländer, garantiert in Ruhe lassen, zum dritten aber Afrodeutsche anpöbeln - und deutsche Juden sowieso, wenn sie denn zu erkennen wären.
Jetzt haben wir schon seit fünf Jahren einen regierungsamtlichen, so genannten "Kampf gegen Rechts", und die Gutmeinenden und anderen Lichterkettenträger wissen immer noch nicht, worum es eigentlich geht.
Aber wir schweifen ab: heute ist Sober dran und nicht die kackbraunen Kameraden. Und man darf getrost das Wähnen und Vermuten weglassen, liebe Rhein-Zeitung; die Angelegenheit ist klar wie Kloßbrühe: "Obwohl die neue Variante Sober.Q von einigen Hersteller von Antivirensoftware als Wurm bezeichnet wird, verfügt er nach bisherigen Erkenntnissen über keine Funktion, sich selbst zu verbreiten. Die Mails verfügen auch über keinen Dateianhang. Allerdings hat man schon die zeitgesteuerte Nachladefunktion in Sober.O übersehen. Zunächst hatte man dem WM-Wurm auch keine Schadfunktion zugeordnet. Nach weiteren Tests zeigte sich dann aber, dass er Virenscanner abschaltet und unter Windows XP die eingebaute Firewall und die Update-Funktion deaktiviert. Auch Sober.P trägt diese Funktionen in sich." Sehr hübsch. Weiter so! Wer auf Virenscanner vertraut und auf "in Windows eingebaute Firewalls", mit dem sollte man nicht das geringste Mitglied haben.
Nur Telepolis ist wieder auf dem richtigen Dampfer: "Offenbar fiel es keinem der Antivirenspezialisten zunächst auf, dass Sober.P über eine Funktion verfügt, die den Wurm in die Lage versetzt, weitere Schadprogramme aus dem Internet nachzuladen. Erst durch diese Funktion wurde die neuerliche Spammailwelle aus der rechtsradikalen Ecke ausgelöst." Ja, da haben wir ihn , den kulturpessimistischen Diskurs: die Internet-Experten blickten wieder mal nicht durch. Aber so ist es.
Meine unmaßgebliche Meinung: Sober enthält eine deutsche Botschaft; ob diese aber von einem kackbraunen Kameraden stammt, wage ich immer noch zu bezweifeln, solange keine überzeugenden Beweise vorliegen. Nicht die Botschaft an sich zählt, sondern deren Repräsentanz in den Medien. Auch Rassisten und Antisemiten sollte klar sein, dass Medien nur schon vorhandene politische Meinungen verstärken, diese aber kaum ändern. Die Message wäre also: auch Nazis können spammen. Selbst der dümmste kackbraune Kamerad würde aber nicht annehmen, dass ihn diese Tatsache beim Volk sympathischer macht.
"Die bevorstehende Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen könnte den Neonazis Anlaß für den neuerlichen Versuchgeben." Ach was. Vermutlich war es doch wieder ein Verfassungsspitzel, der sich bei seinem Führungsoffizier beliebt machen wollte - die zeitliche Nähe von Sober zu Schilys Mahnen und Warnen und dem neuesten Verfassungsschutzbericht ist nicht zu übersehen. [Verschwörungstheorie off].
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