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Verfasst am:
23.04.2004, 22:33 |
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| AUS ALLER WELT | | Aktuell | 23. April 2004 |
| | | DIE BÖSEN NUTZEN SCHON WIEDER DAS INTERNET Al Kaida online im OriginalVon Burkhard Schröder |
Zwei Meldungen schrecken uns vor dem wohlverdienten Wochenende auf: die Welt berichtet, ein "mutmaßlicher" Anführer der Al Kaida in Gestalt eines maskierten Bewaffneten habe irgendwelche Drohungen ausgestoßen - in einem Video "auf einer islamistischen Website". Der mutmaßliche Terrorist, mutmaßen die üblichen Verdächtigen, heisse Abdulasis Al Mokrin, der mutmaßliche "Führer des Al-Qaida-Netzwerks in Saudi-Arabien." Die medienkompetenten wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern ahnen schon, welche Frage sich aufdrängt: welchen uniform resource locator hat diese Website? Das wird uns leider nicht verraten.
Der Mutter aller investigativen Online-Magazine liegen die Ausgaben eines "14-täglich erscheinenden Online-Magazin[s] "Mu'askar al-Battar" vor sowie "Sawt al-Dschihad". Auf Papier vermutlich - wenn es Online-Magazine sind: in der Form ausgedruckter Websiten. Der Leser fragt, bitte, jammert, ja schreit: gebt mir einen Link! Behaltet euer Wissen nicht für euch! Wo sind die Quellen? Fehlanzeige.
Das kundige Stammpublikum dieses kleinen Familienforums weiß, was jetzt folgt: eine medienkritische Standpauke. Die so genannten Online-Magazine, wie sich die digitalen Papierausgaben deutscher Medien kühn nennen, sind die Bits und Bytes nicht wert, die sie beanspruchen. Internet ohne Links ist ein Schmarrn, liebe Kolleginnen und Kollegen. Und zwar ein unhöflicher, unprofessioneller und das journalistische Handwerk grob missachtender Schmarrn. So etwas beleidigt die Rezipienten. Internet ohne Links ist so interessant und befriedigend wie ein Coitus interruptus.
Deshalb versuchen wir, obwohl des Arabischen nicht mächtig, nachzuhelfen. Warum Al Kaida das Internet nutzt, wissen wir schon aus zahllosen, per Software nach dem Zufallsprinzip generierten Pressemeldungen des Verfassungsschutzen zum allzeit medienhypetauglichen Thema: Neonazis nutzen schon wieder und immer böhser das Intenet. Zu welchem Behufe? Um "den Kontakt zu seinen Sympathisanten auszuweiten und zu verbessern." Das gilt laut Spiegel online für den digitalen Terrorismus. Wer hätte das gedacht. Niemand, deswegen schreiben auch alle die hübsche Meldung ab: "Al Qaida rekrutiert verstärkt im Internet" Natürlich "verstärkt", denn vorher hat das Terror-Netzwerk gar nicht "im Internet" rekrutiert. Zwei Online-Magazine sind schon ein Vielfaches mehr als gar keins.
Wann wären wir zufrieden? Wir brauchen die Erklärung über den Anschlag in Riad und die Websites der beiden islamistischen Online-Magazine. BBC redet von "The al-Haramain Brigades", die sich zum Anschlag in Saudi Arabien bekannt hätten. Spiegel online nennt den Namen eines Kaders: Abu Hadschir al-Muqrin, der "einen Aufsatz" im Internet veröffentlicht habe. Die Suche nach "al-Muqrin" ergibt bei Muslim News eine andere Schreibweise seines Namens: "Abdul Aziz al-Muqrin". Sein "Kriegsname" ist "Abu-Hajar"; in Wahrheit heisst er "Abd-al-Aziz Isa Abd-al-Muhsin al-Muqrin". Die Recherche nach al-Haramain führt schnell weiter - zu einem detaillierten Profil der Gruppe.
Al Jazeera hat im übrigen die Namen der Websites verraten, ohne direkt zu verlinken. Die Botschaft Al Kaidas wurde in einem arabischen Forum publiziert. Die Online-Zeitungen Mu'askar al-Battar und "Sawt al-Jihad (Voice of Jihad)" sind noch einfacher zu finden - per Suchmaschine.
Als besonderen und gewohnten Service bietet burks.de ein Original-Schreiben Osama bin Ladens zum download an, datiert vom Februar 2003. (Titel vgl. Abbildung unten) Aber im Gegensatz zu den geschätzten Kolleginnen verschweige ich nicht, dass die Quelle für die Al Kaida-Magazine eine wissenschaftliche Website ist: [url]e-prism.org[/url] ist auf einen Israeli registriert.
Al Kaida nutzt das Internet - und muss noch viel lernen. Sehr geehrte Terroristen! Man stellt keine pdf-Dokumente ohne Passwortschutz ins Internet - und, sehr geehrte Redakteure von Mu'askar al-Battar - Word-Dokumente schon gar nicht. Aber dafür könnt ihr vermutlich gar nichts, sondern das "Project for the Research of Islamist Movements", das eure Machwerke online publiziert.
Jetzt stellt sich wiederum die medienkritische Frage: ist burks.de die einzige deutsche Website, die Links zu den Publikationen Al Kaidas anbietet? Oder sind alle anderen nur nicht in der Lage, die zu finden? Darf ich jetzt wie Spiegel online über "Mu'askar al-Battar" stolz verkünden: "spiggel.de alias burks.de liegen acht Ausgaben dieses Magazins vor" Ja, mir liegen sogar 15 Ausgaben von "Sawt al-Jihad" vor. Und auch daran ist das Internet schuld.
Nachtrag 29.04. Ein Redakteur von Spiegel online hat eine Link zu einer Website in Malaysia verraten, die ebenfalls Al Kaida-Dokumente im Original anbietet. Ein "Online-Magazin" gibt es deshalb immer noch nicht.
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