Rebellion der Heinzelmännchen, die nicht mehr lesen

10 Jahre danach

And now for something completely different.

„Auch Pohrt, von der marxistischen Gesellschaftsanalyse kommend, setzte sich Zeit seines Lebens verlässlich in die linken Nesseln. Er verspottete die Hausbesetzerszene als „Rebellion der Heinzelmännchen“, geißelte Sitzblockaden als „deutschnationale Erweckungsbewegung“ und empfahl Israel auf dem Höhepunkt des zweiten Golfkriegs, irakische Giftgasattacken einfach mit einem Atomschlag zu beantworten.

Elke Heidenreich hat neulich bei „Lanz“ den Verdacht geäußert, dass viele Vertreter der Linken nicht mehr lesen. Wer nicht lese, so ihre Schlussfolgerung, verfüge auch über keine Sprache mehr. Ich glaube, sie hat recht. Statt Pohrt oder Droste findet heute man auf Seite der Linken vornehmlich aufgeregte Genderamseln und Antirassismusexperten, die das immer gleiche Lied auf ihrer leicht verstimmten Harmonika zum Besten geben.“

Da muss ich dem Jan Fleischhauer recht geben, obwohl ich sonst fast nie seiner Meinung bin.

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Moralischer Freifahrtschein

islam

„Messerattacken muslimischer Migranten können nicht so oft als psychisches Problem oder ursächlich begründet in der defizitären Integrationsbemühung der Mehrheitsgesellschaft geframed werden, wie sie als wiederkehrendes Muster Zeugnis fundamenter islamischer Ablehnung unserer Kultur verstanden werden müssen. Jeder weiß das. Es sind nur alle zu feige zuzugeben, dass diese kulturelle Kluft besteht, weil sie in ihrer Utopie einer Multikulti-Traumwelt gefangen sind, die sie von dem kollektiven Laster der rechten Vergangenheit zu befreien suggeriert.

Trotz der Gewissheit vieler, sich gegen Rassismus zu engagieren und bar jeder Evidenz selbstkasteiend die Schuld nach islamistischen Anschlägen innerhalb der eigenen Verhaltens- und Kulturmechanismen zu suchen, schicken selbsterklärte Linke ihre Kinder eben auch nicht an Schulen, an denen 70 % aus dem islamischen Kulturkreis stammt, und gentrifizieren, was die Doppelmoral hält. Letztere ist in der Psychologie auch als „moralisches Lizensieren“ bekannt: Wer ethische Verhaltensnormen und Werte hochhält, handelt dennoch nicht immer entsprechend.

Diese Verlogenheit wird uns viel kosten. Gruppenvergewaltigungen und die erodierende Sicherheit des öffentlichen Raums, insbesondere für Frauen, Juden und Homosexuelle, werden zur zu tolerierenden Gewohnheit, weil nicht dramatisiert werden darf, was seine Ursache im links Protegierten hat. Die Kritik an Unkulturpraktiken wie Ehrenmorden, Frauen- und Schwulenhass oder der fest verankerten Atheismusaversion von Muslimen wird eingebettet in die postkoloniale Opfer-Täter-Hierarchie und damit diskursiv verbannt.
Die Schuld bei sich selbst zu suchen, ist – wahrheitsunabhängig – einfacher, als sein Weltbild an die Realität anzupassen. Die Verlogenheit und Multikultiromantik ist ein Privileg, das den öffentlichen Frieden, die Erosion von Kultur, sozialen Frieden und auch den Wohlstand riskiert.

Wer dem existenten und sich verschärfenden Kulturkrieg zwischen islamisch geprägtem Patriarchat und Autoritarismus einerseits und freiheitlich-demokratischen Werten andererseits nicht ehrlich begegnet, ist gewillt, letztere ersterem zu opfern. Um der sozialen Stigmatisierung als „rechts“ zu entgehen, unterstützt man im Namen der Menschlichkeit die Einwanderung von Menschen, die evidenzbasiert größtenteils homophob, frauenfeindlich und judenfeindlich sind, um sich als „tolerant“ feiern zu lassen. Man feiert den Einzug des Muezzinrufs als kulturelle Bereicherung und guckt geflissentlich weg, wenn Ehrenmorde, Schächtungen oder Angriffe auf Juden die Sozialromantik geringfügig trüben.

Viele Menschen sind falsch und wissen es selbst. Sie kommen nur nicht dazu, auszubrechen, weil alle anderen auch falsch sind. So müssen sie ihre wahren Gedanken und Gefühle verbergen, um nicht Gefahr zu laufen, der kollektiven Lüge überführt zu werden.

Das Zitat wird irrtümlich Orwell zugesprochen, ist aber trotzdem zitierwürdig: Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.“

Source: „Gott und die Welt – Ein Blog von humanistischen Atheisten über ihre Sicht auf Gott und die Welt“.

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Die Öko-Lüge

seltene erden
Seltene Erden – credits: NASA

Was macht eigentlich das Kapital? Fragt ja sonst niemand. Ich aber – vor allem nach der Lektüre der durchaus faktenreichen, aber natürlich Kapitalismus-affinen Titelgeschichte im Print-Spiegel: „Damit der reiche Norden ökologisch korrekt leben kann, wird der arme Süden ausgebeutet: Konzerne zerstören ganze Landstriche, um Rohstoffe für Windräder und Solarzellen zu fördern. Welche Alternativen gibt es? Ach? Hätte uns doch jemand gewarnt!

Ich darf das Publikum daher höflich auf das Thema und die neuesten Trends im Kapitalimus aufmerksam machen dergestalt, dass man sehr gut vergleichen kann, welche Vor- und Nachteile der Staatskapitalismus à la China hat, wenn die Ressourcen knapp werden und wer eigentlich im „freien“ Westen auf den Rohstoffen sitzt.

Kupfer: Die größten Kupfervorkommen sind in (nicht hat!) Chile. Eigentümer ist der Konzern Antofagasta plc, und der wiederum gehört der chilenische Milliardärsfamilie Luksic. Der Chef der Holdings, die unter anderem auch Gold und Molybdän fördern, ist Luksic Craid, der neben der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft, die offenbar nicht anstrengend ist, auch noch genug Zeit findet, um auf den Mount Everest und andere Berge zu steigen (den Wikipedia-Eintrag hat garantiert seine PR-Abteilung verfasst). Die Profite sprudeln und das Volk sieht davon nichts.

Das Publikum möge beurteilen, ob die Tatsache, dass fast alle Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles nach dem Putsch 1972 ermordet wurden, auch in anderen Ländern blühte, wenn es ernst würde und die „Linke“ aufhören würde, nur den Kapitalismus reparieren zu wollen. Das Kapital hat bekanntlich weltweit einen funktionierenden Klasseninstinkt.

Was braucht man noch für „Öko“? Elektroautos, Windräder, in den Lithium-Batterien in einem Tesla S steckt so viel Lithium wie in 10.000 Handys. Noch mehr Fakten: Eine Tonne Neodym, das für Windräder gebraucht wird, verursacht 77 Tonnen Kohlendioxid, eine Tonne Stahl nur 1,9 Tonnen. Alles öko eben. Und – Überraschung! – China kontrolliert 75% der Produktion von Lithium. Erklärt das Heulen und Zähneklappern bei den Lautsprechern des Kapitals aka Medien, wenn die Rede auf China kommt?

Kobalt braucht man für Batterien: 64% der Weltproduktion stammen aus dem Kongo. Wie es dort zugeht, ist ausführlich beschrieben worden; der Frühkapitalismus lässt grüßen. Auch Daimler bezieht Kobalt aus dem Kongo, aber auch aus Neukaledonien und aus Papua-Neuguinea (offenbar sitzen da schon die Chinesen fest im Sattel).

Auch, ich vergaß die politische Situation in der so genannten „Demokratischen“ Republik Kongo. Der Staat gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Kapital hat nichts zu befürchten: „…der fast vollständige Zerfall der Infrastruktur, Verwaltung und Wirtschaft des Landes und insbesondere die Ausplünderung der äußerst rohstoffreichen Ostprovinzen des Kongo, in denen die Zentralregierung fast völlig machtlos ist, durch Uganda, Ruanda und verschiedene lokale Machthaber.“ Ich wiederhole mich: alles öko! Wir müssen das Klima retten!

Bauxit: Ohne Bauxit gibt es kein Aluminium. (Aluminium ist in den letzten Jahren um fast 60 Prozent teurer geworden.) An erster Stelle der Förderländer steht Guinea – eine Militärdiktatur. Bonus: China hat schon alles aufgekauft und denen gleich noch die Transportmittel dahingebaut. Die Guineer an sich waren nicht dazu in der Lage.

Nickel: Fast die Hälfte der Weltproduktion kommt aus Indonesien. Oh, ich vergaß: China baut in Indonesien zahlreiche Nickelschmelzen. Alles natürlich voll öko! Schmankerl am Rande: Nickel gibt es auch in Kuba. Und die Schweizer engagieren sich beim Nickelabbau in Guatemala, umweltbewusst wie immer (was laufen da auch die Eingeborenen herum und sperren sich gegen die Logik des Klimarettens Kapitals!).

Man könnte, wenn man zufällig unsere Klimaretter*_&%gretInnen lächerlich findet, auf die Idee kommen, es handele sich bei dem grünen Hype um einen Art Imperialismus 2.0, der sich mit Moral aka „Öko“ tarnt und die Leute verdummt. Aber so weit wollen wir heute nicht gehen….

seltene erden

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Blackspace, reloaded

blackspace

Ich muss noch einmal auf Blackspace zurückkommen. Die gute Nachricht: Die Agentur von Reut Alush ist wieder online. (Hey, hier lesen doch nicht so viele mit, dass ein Link von burks.de einen DDOS-Angriff bedeutet?)

Die schlechte Nachricht: Ich muss einen Stern von meiner Bewertung wegnehmen. (Ich bemühe mich, nicht allzuviel über den Plot zu verraten.)

Erstens: Am Schluss wird es richtig konfus, und die Gründe, warum wer wen umgebracht hat und vor allem die Motive blieben mir schleierhaft. Offenbar hatten die Drehbuchschreiber zu viele Ideen auf einmal und konnten sich nicht entscheiden: Geht es darum, dass Eltern mehr Verantwortung für ihre Kinder übernehmen sollen – und was heißt das im Detail? Dass in Schulen nichts vertuscht werden soll, auch wenn das dem Ruf der Schule schadete? Der Plot schien zuerst ein Whodunit, aber später verliert er sich in Psycho-Scharmützeln. Zum Glück machen die Dialoge und die Schauspieler das wieder wett.

Zweitens: Viel zu wenig Sex. Einmal rumknutschen mit Reuth Alush ist definitiv nicht genug, und die behält auch noch den Büstenhalter an. Das wäre mit mir nicht passiert. (Das fällt mir in allen isrealischen Filmen auf: Die sind ziemlich prüde.) Aber vermutlich spekulieren sie auf mehr Staffeln, und es wäre langweilig, wenn der Hauptdarsteller (verheiratet, wird auch noch Vater) immer mit derselben vögelte.

Drittens: Wie auch schon bei Hatufim spielt sich alles in der oberen Mittelklasse ab. Ein Schüler kommt aus einem „Problemviertel“ und prügelt sich – auch ein dummes Vorurteil – herum. Immerhin haben einige Schüler Nebenjobs, was bedeuten könnte, dass sie sich die Kosten für Nachhilfeunterricht nicht leisten können oder was auch immer. (Die Lebenshaltungskosten in Israel sind hoch, vor allem die Mieten – ein Schekel ist knapp 30 Cent wert im Vergleich.) Die Armut in Israel ist auch groß. „In der Armutsstatistik der OECD gehört Israel zu den Mitgliedsländern mit den höchsten Armutsraten.“ Das kommt im Film überhaupt nicht vor. Alle wohnen in ziemlich luxuriösen Wohnungen. Vermutlich sind diese Leute auch das Publikum, an das sich die Serie richtet. Was würden die frühen sozialistischen Kibbuzim dazu sagen? (Nehmt dies, „Linke“: „Doch der Kibbutz Sasa im Norden des Landes hält an den linken Idealen fest. Der wirtschaftliche Erfolg eines Kibbutz-eigenen Rüstungsbetriebs macht es möglich.“)

Es ist dann doch wie hier: Die Mittelschicht hat moralische Probleme und thematisiert diese. Klassenkampf kommt nicht vor oder darf nicht vorkommen. Wo kämen wir denn da hin!

blackspace

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VPN, ick hör dir nicht trapsen [Update]

VPN

Eine Frage an die hier mitlesenden Nerds: Ich kriege es nicht hin, unter Ubuntu eine VPN-Verbindung zu meiner Fritzbox herzustellen. An einschlägiger Stelle habe ich schon gefragt.

1. Ich habe in der Fritzbox einen funktionierenden VPN-Zugang eingerichtet, der funktioniert auch bei meinem Android-Handy. (vgl. Screenshot oben)

2. Wenn ich mit dem Laptop aber per mobilem Modem (das funktioniert) auf VPN zugreifen will, kommt „Aktivierung der Netzwerk-Verbindung gescheitert“.
vpnc, network-manager-vpnc und network-manager-vpnc-gnome sind installiert.

Wähle ich bei der Einrichtung Cisco-kompatibler VPN-Client:
Gateway (in der Fritzbox die Server-Adresse) Benutzername: In der Fritzbox IP-Sec-ID / Gruppenname Benutzerpasswort: in der Fritzbox IPSec_Schlüssel /Shared Secret Nutzername: in der VPN-Konfiguration der Fritzbox wird der angezeigt Gruppenname in der VPN-Konfiguration der Fritzbox wird der angezeigt Passwort: mein Fritzbox Passwort „Aktivierung der Netzwerk-Verbindung gescheitert“

Wähle ich bei der Einrichtung OpenVPN, bin ich unsicher, was ich bei „Art“ eintragen sollen, wenn ich „nur Passwort“ wähle, weiß ich nicht, wo ich das „CA Zertifikat“ herkriege. Ich kriege das gar nicht eingerichtet.

Die Antworten sind bisher entweder nicht befriedigend. (Mit Windows funktioniert es übrigens auch nicht, aber das kriege ich vielleicht hin.)

[Update 13.11.] Problem gelöst. Man muss für jeden VPN-Zugang in der Fritzbox einen eigenen Nutzer anlegen und jeweil auch einen eigenen Zugang. Dann funktioniert es. Und man muss die richtigen Daten an der richtigen Stelle eingeben – die Bezeichnungen, die die Fritzbox für den VPN-Zugang anzeigt, sind nicht identisch mit dem, was beim Einrichten unter Linux angeboten wird. Die Fritzbox sagt: „Serveradresse“ – unter Linux heißt das „Gateway“. Das ist irgendwie wie mit den Adaptern – warum sollte man etwas vereinheitlichen? In der Fritzbox ist „IP-Sec-ID/Gruppenname identisch mit dem Nutzernamen, den man gewählt hat. Muss man auch erst mal drauf kommen.

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Unter Maskenreitern

maskenreiter

Ich kann doch nicht umhin, die hier schon vorgestellte Maske im Einsatz zu zeigen. Mein Avatar reitet da auf einer Kaiila in Sais ein und wird sich wenig später konspirativ mit dem Kommandeur treffen.

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Vereinsmeierei, revisited

Ich habe für die Mitgliederversammlung des DJV – JVBB Anträge gestellt.

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Nicht auf den Monitor einschlagen!

fly

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Blackspace [Update]

blackspace

Wer gern Thriller-Serien schaut, kommt um Blackspace nicht herum. Die israelische Produktion fesselt mich sogar so, dass ich nicht herumzappe, wie es sonst meine Art ist. Ich werde bestimmt noch mehr dazu schreiben, habe aber erst einige Folgen gesehen.

Der Held und Kommissar Guri Alfi spielt seine Rolle wie eine Mischung aus Clint Eastwood und dem „Tatort“-Komissar Faber: Warum zwei Gesichtsausdrücke, wenn einer genügt. Man muss auch nicht immer aussprechen, dass alle anderen Idioten sind und sich ficken sollen, es reicht aus, wenn man so guckt.

Der Plot: Massaker in einer Schule, alle sind Jugendliche und alle verdächtig, Pistolen werden ausgedruckt und man kommuniziert in geheimnisvollen Kanälen im Cyberspace (statt „Blackspace“ hätte man auch Telegram nehmen können). Die Schüler mobben sich gegenseitig bis aufs Blut und mehr, als man hierzulande gewohnt ist. Auch genderpolitisch ist alles unkorrekt. Die Kerle verhalten sich, wie man es aber aus israelischen Filmen kennt, sehr, sehr rau(h)beinig, um es vorsichtig zu formulieren. Männer haben kurze Haare, Frauen lange. Und natürlich sind die Schauspielerinnen durchweg um ein Vielfaches attraktiver als in deutschen Filmen.

Allein schon wegen der dem Kommissar zwangsweise beigeordneten „Jugendkommissarin“ (oder so ähnlich) sollte der Hetero-Mann einen Blick auf die Serie werden. Reut Alush ist das, was man unter Männern als smoking hot bezeichnet. Oder ein höheres Wesen hat sich einen Scherz erlaubt und in Form der Netflix-Algorithmen mir eine Frau vorgestellt, wegen der ich sogar Olga Kostjantyniwna Kurylenko stehen lassen würde.

Ich musste manchmal schallend lachen, weil die Dialoge zum Teil urkomisch werden. Morag Shmuel (Reut Alush, vgl. Screenshot unten) wird von Rami Davidi (Guri Alfi, dito) rüde und unhöflich behandelt – hierzulande würde die Dame zum Antidiskriminierungs-Beauftragten rennen. Aber israelische Frauen sind wohl ziemlich tough. Shmuel fragt den Internet-Experten der Einheit (der hier weder fett ist noch Popcorn frisst, sondern sogar Uniform trägt), ob der Kommissar immer so sei. Der antwortet trocken: Nein, manchmal habe der auch „schlechte Tage“. (Ich schaue den Film mit Untertiteln, das Hebräisch passt einfach vom Klang her viel besser zu dem rauen Umgangston).

Und dann erst die Schüler: Man möchte am liebsten auf das selbstverliebte nervtötende Pack einprügeln und die Mores lehren. Die Schülerinnen geben eindeutig den Ton an (herausragend: Liana Ayoun), auch wenn die Herren meinen, unentwegt den Obermacho raushängen lassen zu müssen. Sehr subtil und sehr realistisch in Szene gesetzt. Diese Art von Kommissar passt hervorragend zu Jugendlichen, die ständig den Mittelfinger gegen jeden und alles heben. Obwohl Alfi eher klein ist und nicht muskulös, spielt er so, dass vermutlich auch die Araber-Gangs in der Notaufnahme, mit denen ich zu tun hatte, artig geblieben wären. „Natürliche Autorität“ nennt man das, wurde mir gesagt. (Ab und zu kommt der Schimanski durch: Der gewalttätige Vater eines Schülers bedroht seinen Sohn und dann auch noch den zufällig anwesenden Kommissar, der einen Kopf kleiner ist. Man kann sich das Ergebnis ausmalen.)

Bis jetzt ist „Blackspace“ uneingeschränkt gut! Ich glaube auch, dass ich mein Urteil nicht revidieren werden muss.

blackspace

[Update] Wie Website der Agentur von Reut Alush [https://www.add-ca.com/talents/reut-alush/] ist nicht erreichbar. Habe ich so viele Leser? [Ein Foto bei Fracebook]

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Alles minitrans und aktivistisch

notizen

Zur Zeit kriege ich nicht genug Schlaf und muss auch noch kurz nach vier Uhr früh aufstehen, wie die Bäckersleut. Aber das Publikum sei versichert, dass es nicht vergessen ist. Noch mehr: Ich plane, die mediävistisch interessierten Leserinnen und die des Feudalismus mittlerweile kundigen Leser in Kürze mit einem längeren und natürlich reichlich bebilderten Traktat zu belästigen, welchselbiges sich aber schwieriger gestaltete als gedacht und was mich zwang, meine wirren Gedanken, die wie gewohnt von Hölzken auf Stöcksken hüpfen, in eine schriftliche Form der vorläufigen Art zu pressen, ganz altmodisch mit Bleistift und Papier dergestalt, dass hier noch etwas hinzukam und dort noch jenes bemerkt werden musste, was wiederum irgendwie auf dieses verwies.

Und es gibt ja auch noch die Weltläufte (har har). Die Klassenherrschaft im Kapitalismus modifiziert sich. Ausgerechnet die Nachdenkseiten bieten hierzu eine interessante Lektüre: „Noch mehr Mini-Jobs und endlich Einstieg in die Aktien-Rente. Auf dem Weg zur grün lackierten Klassengesellschaft: Die Ampel-Koalition mit verschärfter Arbeits- und Rentenarmut, aber genderpolitisch korrekt“.

Der Autor Werner Rügemer analysiert messerscharf, warum die grüne und liberale Mischpoke mitnichten auch nur ansatzweise links sind, sondern nur eine Fraktion des Kapitals repräsentieren, die sich flexibler an die neuen ökonomischen Trends anpasst:
Und die kleinen, mittleren und großen Unternehmen – von kirchlichen Altenheimen über Mittelstandsbäckereien und Industriereiniger bis zu Amazon – können mithilfe der Digitalisierung die anfallende Arbeit in immer kleinere Portionen aufteilen, sprich Mini-Jobs, die je nach zeitlichem und mengenmäßigem Bedarf eingesetzt, geschoben, gekündigt werden können.

Apropos: Die „Linke“ macht jetzt Klassenkampf für kriminelle arabische Clans. Das ging schon durch die Qualitätsmedien.

Bei der Frau Sahra Nagel („Die Linke Neukölln), die ich nicht als Genossin anreden würde, fällt mir ein Anonymus aus dem 14. Jahrhundert ein:
Ich wil hie schribvn
von diesen tvmben wibvn
was hie wirt plapla gvsprochvn
vppigs in der wochvn
was wirt allvs wol gvdaht
so es wirt für den richtvr braht.

Wenn man liest, was manche „Linke“ von sich geben, könnte man fast meinen, die Drogenfreigabe sei doch der falsche Weg. Auch die Genossin Wagenknecht hat offenbar den Pfad der reinen Vernunft verlassen und wandelt jetzt auf dem des Herumschwurbels.

Vermutlich ist auch diskriminierend, wenn man bei Afghanen in christlichen Kirchen immer die Augen offen halten sollte.

Dann haben wir noch eine anderer randalierende Gruppe, deren Klassenbasis vorwiegend im neuen städischen Kleinbürgertum zu suchen ist und das sich im reaktionären „linksidentitären“ Milieu der heutigen Universitäten tummelt. N-TV:
Die britische Philosophin Kathleen Stock wird monatelang von Genderaktivisten bedroht und bedrängt. Die Polizei rät ihr sogar, Leibwächter zu engagieren. Nun gibt sie ihre Professur in Sussex auf. (…) Transgender-Aktivistinnen und -Aktivisten werfen Stock Diskriminierung vor. Sie hatte gesagt, dass Menschen nicht ihr biologisches Geschlecht ändern könnten und der transaktivistischen Vorstellung widersprochen, dass Geschlechtsidentität in Fragen von Gesetz und Politik den Ausschlag gebe.

Ich hoffe immer noch, dass die Wahlen wiederholt werden müssen. Und nicht nur in Berlin. Bakunin würde sich freuen.

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Das buntscheckige Volk der Panzaleo-sprechenden Rothäute

quechua-Ethnie

Immer und immer wieder nehme ich mir vor, bein sonntäglichen Frühstück keine deutschen Medien zu konsumieren. Und immer, wenn ich rückfällig werden, bestätigt sich mein VorUrteil: Entweder verfassen die Praktikanten Quatsch, oder die Redakteure sind genau so blöd wie jene. Und ich muss mich dann ärgern und blogge über meinen Ärger statt über etwas Interessantes.

Wenn jemand hierzulande etwas Völkischen daherfaselt, wird es um so schlimmer. Zudem zwingt die Mischung aus political correctness, Opportunismus und Feigheit oft zu sprachlichen Volten, die nicht nur im wörtlichen Sinn unaussprechlich, sondern auch unverständlich sind (wie das Wort „Volte“).

Im aktuellen „Spiegel“ (S. 80) haben wir hier eine „Quetschua-Ethnie“. Nun ist Quechua eine Sprache und sonst nichts. Ethnie heißt im Deutschen „Volk“, es sei denn, man plante eine ethnologische Diskussion vom Feinsten, die so ausufert, dass man die letzten 6000 Jahre Weltgeschichte betrachten muss. „Volk“ hat im Deutschen aus Gründen einen Beigeschmack, so dass oft lieber englische Wörter benutzt werden. Redakteure und Praktikanten erheben sich selten bei etwas, was sie nicht wirklich interessiert, über das Wikipedia-Niveau, das sie hier recht haben lässt – auch dort sind die, die Quechua sprechen, eine „Ethnie“.

pielroja

Im Detail wird das natürlich extrem lustig und lächerlich, weil es mittlerweile bei den Mittelklassen der lateinamerikanischen Staaten Mode geworden ist, Quechua und auch Aymara zu sprechen (was zu einer Renaissance der eingeborenen „indigenen“ Musik geführt hat). Man kann das irgendwie vergleichen mit Kanak Attak: Wer rassistisch diskrimiert wurde, dreht den Spieß verbal um.

In Wahrheit geht es immer nur um die Klassenfrage. (Über den „Indianerismus“ in Ecuador hatte ich schon geschrieben.) Jemand wird nicht abschätzend beurteilt, weil er oder sie Quechua spricht, sondern weil das vorwiegend die Bauern und Armen tun, von denen die Mittelklassen sich abgrenzen wollen. Das ist bekanntlich auch die primäre Idee der klassistischen Gendersprache.

Das galt auch für die „Tracht“, die keine ist, sondern der Landbevölkerung von den Spaniern aufgezwungen wurde oder – wie die Cholita auf dem obigen Bild – eine buntscheckige Mischung aus allen möglichen Moden Europas und Lateinamerikas. In Bolivien ist die Chola ein Zeichen für „Tradition“, auch bei Mestizen.

Ich habe das selbst in Bolivien erlebt. Der Fahrer des LKW, mit dem wir unterwegs warn, selbst Aymara-Indio, machte sich über die Dorfbewohner lustig und nannte sie „pielroja“ („Rothäute“), wieder ein Beweis, dass „indianisch“ oder die Sprache nichts mit der Haut oder der Abstammung oder gar einem „Volk“ zu tun haebn, sondern eine Lebensweise im Verhältnis zum Mainstream meint.

quito taxistas catedral

Das Foto habe ich 1979 in Quito, Ecuador, gemacht. Ich kann leider die Perspektive nicht wiederfinden, aber das im Hintergrund sollte die Kathedrale sein.

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Unter Maskenträgern

triopta

Will man unerkannt bleiben, muss man als Avatar eine Maske tragen. #roleplaying #roleplay #secondlife #Gor #fantasy #mask #badass #triopta

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Resistance is futile

gendern

Man muss sich wehren. Irgendjemand muss damit anfangen. Aber solange es nicht ums Geld geht, bleibt die Sache Feuilleton, ist also irrelevant. Ich habe jetzt den Newsletter Netzwerk Recherche abbestellt, den ich, seitdem es ihn gab, abonniert hatte, weil ich nicht mit Genderdoppelpunkten inmitten unschuldiger Wörter belästigt werden will. Denen ist es egal, warum man das nicht mehr lesen will, und sie haben auch die Abonnenten nicht gefragt.

Zum Thema auch: Welt online: „Autorin klagt gegen Gendern ihres Textes“. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) unterstützt die Klage. Man muss den Verein nicht mögen, aber es gibt keine organisatorische Alternative, gegen den identitären Unsinn vorzugehen.

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Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I)

essener schwert

Karolingisches Schwert aus dem Essener Domschatz, hergestellt vor 1000. Die Schwertscheide hat einen Holzkern und ist mit getriebenen Goldplatten bedeckt. Der Griff ist mit Edelsteinen und Emails verziert. Länge: knapp einen Meter. Auf der Scheide sind Ranken aus sorgfältig verteilten Blättern mit fantastischen Formen vermutlich byzantinischen Ursprungs. Die Scheide ist vermutlich ein Geschenk Kaiser Otto III. an das Essener Stift.

Es ist wie mit Frauen, dem Universum und dem Mikroskop vielen Dingen: Je genauer man hinschaut, um so interessanter kann es werden. Das gilt auch für „Prunkschwerter“. Wie der Name schon sagt: Sie sind nicht zum Kämpfen, sondern zum protzen Prunken, was aber im Feudalismus etwas anders heißt als im heutigen Kapitalismus. In jenem haben wir das Problem, dass es außer der Archäologie kaum etwas gibt, das als Quelle taugt. Vor und nach der karolingischen Renaissance muss man sich an Objekte halten, meistens der religiösen Art.

Wir hatten hier schon Marcel Mauss zitiert: „Nicht seelische Regungen oder psychische Prozesse sollten jeweils sichtbar gemacht werden, sondern objektivierende Formen sozialer Ordnung und Interaktionen. (…) Prestige und Status waren im Auftreten sichbar zu machen; nur ritualisiert ließen sie sich wahrnehmen, Herrschaftszeichen, Gaben, Kleider, Gebärden machten Leute.“ (Vgl. Die Gabe: Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften). Ich wiederhole mich: Wer begreift, was eine Reliquie ist (vergesst den oberflächlichen Unsinn auf Wikipedia), ist auf dem richtigen Weg.

Das Essener Schwert, heute Teil des Stadtwappens, ist nicht als Bodenfund erhalten geblieben, sondern als Teil des Domschatzes. Das ist selten. Es war rund 20 Jahre „in Gebrauch“; jemand hat damit gekämpft. Das haben metallurgische Untersuchungen gezeigt. Das Damaszener-Schwert wurde auch oft geschliffen und dadurch rund sechs Millimeter schmaler als ursprünglich. Das Essener Schwert ist von so hoher Qualität, dass es vermutlich für einen Königshof in Auftrag gegeben wurde.

Als Teil des Kirchenschatzes wurde es seiner „militärischen“ Qualitäten verlustig. Man nahm den ursprünglichen Griff aus Holz oder Horn und die Parierstange ab, heftete die Kostbarkeiten daran und fertigte die Scheide (die Klinge ist in der Ausstellung gar nicht zu sehen, das wird nicht allen auffallen). Das Wichtigste ist die Inschrift, die vermutlich erst im 15. Jahrhundert hinzugefügt wurde:

Gladius cu(m) quo fueru(n)t / decollatia) / p(at)ronib) / n(ost)ri
Das Schwert, mit dem unsere Patrone enthauptet wurden.

Somit hat sich ein gutes Schwert in eine Reliquie verwandelt. Man verbindet die legendären frühchristlichen Zwillingsbrüder Kosmas und Damian, die vielleicht zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian lebten, mit dem Schwert, dazu kommen seltene, exotische und kostbare Schmuckstücke, alles kombiniert mit bestimmen Ritualen, und fertig ist die objektivierende Form sozialer Ordnung und Interaktion. Noch im 18. Jahrhundert wurde das Schwert während der Fronleichnamsprozession herumgetragen und dem gemeinen Volk vorgeführt, dass es nur so prunkte.

Wir müssen leider die Abstraktionsschraube noch ein wenig mehr anziehen. Ich hatte mich natürlich auf den Besuch des Domschatzes vorbereitet und u.a. Gold vor Schwarz: Der Essener Domschatz auf Zollverein gelesen, ein gutes, ausführliches und vor allem bezahlbares Buch zum Thema. Über das, was mich interessiert, findet man natürlich dort nichts. Über die bloße Phänotypie kommt die bürgerliche Historiografie nur selten hinaus. (Der hier schon oft zitierte Johannes Fried Johannes Fried ist eine große und um so bemerkenswertere Ausnahme.)

Was braucht es, um einen Gebrauchsgegenstand in eine Reliquie zu verwandeln? Klobürsten oder banale Dinge sind nur dann ungeeignet, wenn sie keinen Bezug zum jeweils passenden Überbau, also der Religion, haben. Ich habe auch in Essen zahlreiche Nägel gesehen, die verehrt wurden, weil sie angeblich vom Kreuz stammten, an dem angeblich der Sohn des christlichen Gottes starb. Fazit: Jedes Objekt ist theoretisch geeignet. Reliquien sind auch nicht auf das Christentum beschränkt. Wir müssen uns also auch in das luftige Reich der Magie begeben, also hinsehen, wie in einer oralen Gesellschaft das Volk im Sinne des Wortes verzaubert wird.

Fortsetzung folgt.

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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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Jeszcze Polska nie zginęła!

weichsel
Die Weichsel an der Grenze zwischen Deutschland und Polen

Wenn der Europäische Gerichtshof (EuGH) Deutschland aufforderte, nach Polen einzumarschieren, um die Strafgelder einzutreiben, sollten wir das übrigens ablehnen, weil wir dieses Mal verlieren würden.

„Polens“ Sturheit ist nur Säbelrasseln aus innenpolitischen Gründen. Polen kann sich einen Austritt aus der EU gar nicht leisten. Das kann man beim Finanztransparenzsystem der EU nachsehen. Polen ist auch der größte Empfänger von EU-Geldern.

Unsere Qualitätspresse ist erstaunlich einhellig gegen Polen.

Das finde ich komisch, da auch in Deutschland die Justiz nicht wirklich unabhängig ist – es gibt ein politisches Weisungsrecht. Politiker können also in Deutschland der Justiz sagen, was sie tun soll. Keine Unabhängigkeit, nirgends.

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Freiheit, wie sie die Welt anschaut

collectivismt
Medics from north China’s Tianjin Municipality wave goodbye before their departure in Wuhan, central China’s Hubei Province, March 17, 2020. (Xinhua/Xiong Qi)

„Don’t criticize what you can’t understand. Embrace those things that are uncomfortable, those things that don’t make sense, those things that are frustrating. Those are the things that will teach you the most.“ (Werauchimmerdasgesagthabenmag)

Cornelius Dieckmann erzählt im Tagesspiegel ein Märchen, man könnte auch sagen: Er verbreitet Fake News:
Wenn Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping nun behauptet, Taiwan gehöre seiner Regierung, ist das ebenso geschichtsvergessen, wie es umgekehrt größenwahnsinnig wäre, würde Tsai das Festland beanspruchen (was sie nicht tut).

Der Kollege Christian Y. Schmidt, antwortet auf Fratzenbuch bequem und angenehm, was erstens, zweitens, drittens kam: Unter anderem behaupte Diekmann, die ROC-Präsidentin Tsai-Ingwen beanspruche nicht das chinesische Festland für die Taipeh. Täte sie das nicht, würde sie aber gegen ihren Amtseid verstoßen. Denn der Anspruch auf ganz China wird in der Verfassung der ROC erhoben. Allein, dass in der Nationalversammlung der ROC Plätze für Abgeordnete aus Tibet und der Mongolei vorgesehen sind, ist dafür ein Beweis.

Apropos China: Im ehemaligen Nachrichtenmagazin ist ein sehr interessanter Artikel des Gastkommentators Kishore Mahbuban. Man fragt sich, ob der Zensor für die freiwilligen Selbstkontrolle gerade pinkeln war oder ob die anti-chinesische Propaganda der deutschen Mainstream-Medien so offensichtlich, dass man ein Feigenblättchen für eine andere Perspektive dazwischenschmuggeln wollte: „Daten lügen nicht. Warum China und andere Staaten Ostasiens des Virus erfolgreicher bekämpfen als der Westen“.

Der westlichen Welt fällt es schwer zu akzeptieren, dass das chinesische Volk bereit ist, seine „Freiheit“ aufzugeben und unter der KP zu leben. Dieses Unverständnis hat wohl damit zu tun, dass die unterschiedlichen historischen Erfahrungen der westlichen und der chinesischen Bevölkerung verschiedene Arten von „Freiheit“ produziert haben. Im Westen liegt der Schwerpunkt auf „Freiheit von“, zum Beispiel auf der „Freiheit von“ starker autoritärer Herrschaft. In China liegt die Betonung auf der „Freiheit für“. Aus der Sicht der Chinesen bedeutet „Freiheit“, ein glückliches Leben mit ihren Familien und Freunden zu führen, geschützt von einer starken Zentralregierung, die für Ordnung sorgt.

Als ich 1980 zum ersten Mal in die Volksrepublik reiste, durften die Chinesen nicht selbst entscheiden, was sie studieren, wo sie wohnen, wo sie arbeiten, und auch nicht, was sie anziehen. Heute dürfen sie das. 1980 konnten Chinesen nicht ihr Land verlassen, 2019 reisten 130 Millionen Menschen als Touristen ins Ausland und kehrten freiwillig zurück. Das chinesische Volk hat in den letzten 40 Jahren den größten Zuwachs an persönlicher Freiheit seiner 4000 Jahre alten Geschichte erlebt. Um ein brilliantes deutsches Wort zu verwenden: Das chinesische Volk hat seine eigene „Weltanschauung“. Und es ist glücklich mit dieser Weltanschauung.

Das ist zwar dick aufgetragen und die Frage umgangen, ob es im Sozialismus auch der chinesischen Couleur Klassenkampf gebe, was im Zweifel zu bejahen ist, aber natürlich hat der Mann recht. Der so genannte „Westen“ hat sich beim Kampf COVID-10 nicht nur blamiert, er ist auch kläglich gescheitert.

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Traumhaus und Traumschiff am Amazonas

benjamin constant

Nachtrag zu Am Solimões (18.01.2011) – Tabatinga Benjamin Constant am Amazonas, der in Brasilien bis zur Mündung des Rio Negro Solimões genannt wird.

Von Benjamin Constant bis Manaus sind es mehr als tausend Kilometer. Wir waren eine Woche per Schiff unterwegs.

Ich schrieb am 14.12.2004: „Wenn man weiß, dass die Tide in Manaus mehr als zwölf Meter beträgt, kann man ahnen, welch unbändige Urgewalt hier am Werk ist. Der Amazonas fordert heraus, und niemand hat eine Chance gegen ihn. Und deshalb ist der Reisende auf einem Schiff nur auf ihm geduldet.“ In Tabatinga ist die Tide des Amazonas noch nicht so hoch.

Aus meinem Reisetagebuch, 5.Januar 1982:
„Am nächsten Morgen schüttet es. Wir schaffen es gerade noch, zum DAS zu kommen. Ausreisestempel [aus Kolumbien] gibt es ohne größere Probleme, obwohl sich der Mensch natürlich erst einmal zwei Mal beim Datum vertut. Wir müssen ein Taxi für 1000 (!) nach Tabatinga nehmen. Dort bei der Policia Federal müssen wir beim dunkelhäutigen Einreisebeamten 600 US Dollar cada persona vorzeigen. Sie sind freundlich, aber kaum zu verstehen. Der erste Eindruck von Tabatinga ist natürlich sehr vom Regen verwischt. Die Fähre kostet 400.“

Jetzt muss ich mich korrigieren. Ich wundert mich über meinen Tagebuch, weil dort nach Tabatinga Benjamin Constant, auch Brasilien, folgt. Umgekehrt würde auch gar keinen Sinn machen, weil Tabatinga die Grenzstadt zu Kolumbien ist und man einfach laufen kann. 2012 habe ich hier die „Skyline“ des brasilianischen Ortes gepostet, inklusive der markanten Catedral, und die gehört eindeutig nicht zu Tabatinga, sondern zu Benjamin Constant. Wir haben also in Tabatinga nicht übernachtet, sondern sind mit der Fähre nach Benjamin Constant gereist.

Weiter im Tagebuch:
„Benjamin Constant unterscheidet sich sehr von Leticia [Kolumbien]. Die Häuser sind den Umständen entsprechend gepflegt. Sogar gejätete Vorgärten gibt es. Nirgendwo fehlt die Mülltonne vor dem Haus. Straßenbeleuchtung, saubere Kneipen, manchmal mit Samba.

Das Hotel Pousada São Jorge [das gibt es tatsächlich noch!] ist total vollgehängt mit Wäsche, aber wir können kochen und haben Platz für die Hängematten, während zwei komische Schweden lieber das teuerste Hotel am Ort nehmen.

Drei Bayern mit dementsprechenden Hüten (und das am Amazonas!). Drei Schweizer, die sich gerade für 1200 $ ein Boot bauen lassen [Foto unten] und damit bis Belém fahren wollen. Sie laden uns ein mitzukommen. Wir sind erst angetan, aber der Fluss soll sehr gefährlich wegen der Strudel sein, die [vermutlich sollte das Boot einen Scheinwerfer bekommen] sind ausgeleuchtet, aber keiner von ihnen weiß wie, sie haben noch nicht einmal eine Karte. [Wir haben abgelehnt.]

Ein Engländer aus Leticia. Ein Costaricenser, der Schnickschnack verkauft. Ein Brasilianer mit deutschen Vorfahren und kolumbianischer Frau, die Kreolin ist (das gibt viersprachige Kinder!) – sie sind den Putumayo einen Monat lang runtergefahren [per Einbaum – die hatten ein Baby dabei, aber kaum Geld und sind so mitten durch den härtesten Dschungel Kolumbiens gereist. Ich sprach mit dem Mann Deutsch – er war in meinem Alter -, und seine bildschöne Frau verstand kein Wort und machte sich immer lustig über den Klang des Deutschen und imitierte ihn wie wie Adenoid Hynkel].

Es gibt eine Kirche, die jeden Morgen die Leute mit flotter Musik unterhält – unmöglich bei uns! An den Ufern und Nebenarmen des Rio Solimões sieht es aus wie in der Karibik.

Das Schiff, die Marcia Maria, ist ein wahrer „Luxus“dampfer, wenn man von den Platzproblemen absieht. Es gibt eine tadellos funktionierende Dusche, ein sauberes Klo usw. Die Brasilianer schrubben sowieso ihre Schiffe mehr als woanders [Bolivien, Kolumbien usw.]. Es gibt jede Menge Wasserfilter und sonstige Kleinigkeiten, die das Leben im Dschungel erleichtern. Nur der ganze Müll kommt natürlich in den Fluss, auch das Öl.

benjamin constant

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Als die Römer frech geworden, reloaded

Gladius: Roms Legionen in Germanien

Thomas Fischer: Gladius: Roms Legionen in Germanien.

Was fällt dem historisch gebildeten Leser und der in römischer Geschichte bewanderten Leserin zuerst auf? Ja, richtig: Der Reiter benutzt keine Steigbügel. Die waren sogar noch fast ein Jahrtausend später nicht selbstverständlich.

Die Perspektive Richters schien mir interessant: Mit den freien, nicht unterworfenen Germanen verband Rom seit den Völkerwanderungen der Kimbern und Teutonen im ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. ein wechselvolles Verhältnis, in dem sich kriegerische Konfrontationen nur für kürzere Zeit mit friedlicher Koexistenz ablösten. Dieses ambivalente Verhältnis war von Anfang an durch den Widerspruch gekennzeichnet, dass Germanen seit Caesars Zeiten in der römischen Armee dienten. Als sich die römisch-germanischen Konflikte ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. ganz erheblich verschärften, nahm auch der Anteil von Germanen, die in der römischen Armee kämpften, in großem Umfang zu. Rom sah zu Recht an seinen Grenzen die Germanen im Norden noch vor den Parthern bzw. Persern im Osten als seine gefährlichsten äußeren Gegner an. Kein Wunder, dass an der Germanengrenze am Rhein und später an der Donau die zahlenmäßig stärksten römischen Truppen stationiert waren – paradoxerweise stets unter germanischer Beteiligung.

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Schöner gesamtdeutsch Essen

currywurst mit kartoffelsalat

Selbstgemachter westfälischer Kartoffelsalat, dazu Currywurst mit Sauce. Die Würstchen sind waren aus Halberstadt.

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The Voyeurs oder: Breathing new life into the forgotten genre of erotic thriller

the voyeurs

Ich empfehle The Voyeurs (Amazon Prime). Bevor mich jemand missversteht: Ich dachte auch zuerst, das sei Film, in dem es vorwiegend darum ginge, die äußerst appetitlichen und auf einschlägigen Websites oft genug erwähnten big naturals (bra size D) der Hauptdarstellerin Pippa (Sidney Sweeney) in ihrer natürlichen Umgebung – also unbekleidet – möglichst oft zu Wort kommen zu lassen darzustellen. Aber das ist mitnichten so. Der Film ist intelligent, kombiniert auf elegante Weise sex and crime, überrascht die Zuschauer mit dramatischen Zickzacks des Plots und kann auch als Parabel für die Hipster-Kardashians dienen, ohne dass irgendwo ein moralischer Holzhammer zu sehen wäre, wie in deutschen Filmen unumgänglich.

the voyeurs

Es sei empfohlen, sich den Plot vorher nicht durchzulesen, weil das einige Überraschungsmomente weniger bedeutete. Mal so dahingeschwurbelt: Was macht sie aus, die Faszination für das Leben und die intimen Momente uns fremder Personen? In einer digitalen Zeit, in der sich Menschen auf Plattformen regelrecht zur Schau stellen, Videoüberwachung ein fast alltäglicher und unbemerkter Begleiter ist, Firmen unsere Spuren im Internet analysieren und Datenschutz ein stetig heiß diskutiertes Thema ist, erarbeiten Filme ein außerordentliches Spektrum dessen, wie Voyeurismus jeden von uns im Alltag begleiten kann. (…) Auch Michael Mohans „The Voyeurs“ spielt mit dem Reiz des Verbotenen, der lauernden Gefahr und der Sucht nach Teilhabe an einem Leben, das nicht (mehr) das eigene ist.

the voyeurs

Sidney Sweeney ist kein blondes Puttchen, das nur den Möpse-Faktor ausspielt. Ich finde Sex-Szenen in Filmen meistens peinlich und zum Fremdschämen, weil man weiß, was kommt und in welcher Reihenfolge und dass bestimmte Praktiken sowieso nicht sein dürfen. Die Sweeney spielt das, was das voyeuristische Hetero-Herz anzusehen begehrt, mit einer Mischung aus Unschuld und Schamlosigkeit, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die Dame ist außerdem Kampfsportlerin, was für eine Frau mit solch auffälligem Busen nützlich ist, um notfalls zu aufdringliche Glotzer in das Gemächt zu treten, und betreibt Sportarten, bei denen man nicht allzu ängstlich sein darf. Tough girl, obwohl sie auf den ersten Blick nicht so wirkt.

the voyeurs

Ein Wort zur Technik im Film. Das Paar nutzt eine Art Laserpointer, um ihre Nachbarn auszuspionieren. Man kann mich gern eines Besseren belehren, aber ich halte das für Bullshit-Bingo. Alle Drucker, auch in der Nachbarschaft, sind für alle zugänglich. Kann man machen, und vermutlich agieren Hipster auch so. Aber realistisch ist das nicht. Die Rezensenten begnügen sich damit und kennen in Deutschland ohenhin nicht den Unterschied zwischen Fax und E-Mail: Pippa findet einen dramatischen Weg, um mit den Nachbarn zu kommunizieren. Sie verschafft sich offenbar Zugang zu deren Drucker und verschickt die Faxe. Wenn Julia und Seb wollen, dass die Nachbarn sie ausspionieren, würden sie sich nicht einmal darum kümmern, ein Passwort für ihr W-LAN zu vergeben. Die technische Seite des Ganzen wird jedoch im Film selbst nicht im Detail gezeigt.

Klar, weil es diese „technische Seite“ so nicht gibt, oder aber man ist extrem bekloppt, was aber dazu führte, dass man sich solche Luxus-Lofts, die im Film zu sehen sind, vermutlich dann nicht leisten könnte.

Jim Schembri schreibt: Sweeney’s magnetic performance really draws you in, making you complicit in her actions as she soft steps ever deeper into the goings on across the way.

Not only do her actions have consequences, even the consequences have consequences. Vastly underrated, The Voyeurs turns out to be a knockout piece of entertainment for adults that plays with perversion and delivers a most satisfying finale.

Ich hätte noch einen alternativen Titel: Unterschätze niemals eine Augenoptikerin mit viel Holz vor der Hütte!

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