Früher war mehr Lametta

burks1954

Das bin ich, Weihnachten 1954

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Frohe Festtage!

weihnachten

Ich wünsche allen geneigten Leserinnen und wohlwollenden Lesern frohe Festtage! Und bleibt mir gewogen…

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Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V)

Theophanu-Evangeliar

Theophanu-Evangeliar, um 1050, Pergamenthandschrift. Im 18. Jahrhundert wurde die Handschrift aus den Deckeln (unten) gelöst und in Leder eingefasst.

Katrinette Bodarwé schreibt in in Gold vor Schwarz: Der Essener Domschatz auf Zollverein: „Der Liber ordinarius schildert insbesondere die Rolle dieser Handschrift, die als Pleonarius bezeichnet wird, in der österlichen Liturgie. Auf der Westempore wurde am Karfreitag ein Zelt als Ostergrab errichtet, in dem das Evangeliar zusammen mit dem: silbernen Kreuz vom Kreuzaltar und wahrscheinlich dem Tafelreliguiar mit dem Kreuznagel Christi und einigen anderen Reliquien bestattet wurde. Am Ostermorgen wurden diese Heiltümer als Zeichen der Auferstehung in einer feierlichen Liturgie unter Beteiligung der Kanonissen wieder erhoben.“

Das Evangeliar war schon damals ungeheuer kostbar und das Beste, was Künstler und Handwerker zu der Zeit aufbieten konnten. Die Äbtissin war aber Enkelin Kaiser Ottos II. und seine berühmten Frau Theophanu aus Byzanz, ihr Bruder Hermann der Erzbischof von Köln. Sie war in ihrer Epoche im Vergleich so wohlhabend wie heute Susanne Klatten.

Theophanu-EvangeliarTheophanu-Evangeliar

Buchdeckel und Rückseite des Theophanu-Evangeliars. Der vordere Deckel (35,7 x 26 cm) hat einen Kern aus Eichenholz und ist mit Goldblech und einer Platte aus Elfenbein belegt, angefertigt von einem Künstler aus dem Raum Köln-Lüttich. Das untere Feld des Randes zeigt das Stifterbild. In der Mitte Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß. Zu ihren Füßen kniet die Äbtissin Theophanu (Beischrift THEOPHANV ABBA[TISS]A), die das von ihr gestiftete Evangeliar zu Füßen der Thronenden ablegt. Seitlich Pinnosa und die heilige Walburga, in den beiden seitlichen Feldern die Essener Stiftspatrone Petrus und Paulus (oben) sowie Kosmas (auch Cosmas) und Damian (unten) unter Arkaden. Oben halten zwei Engel eine Mandora über dem Pantokrator. Der Deckel ist wie ein spätantikes (!) fünfteiliges Diptychon gegliedert – der Künstler wollte offenbar die damals schon ferne Vergangenheit zitieren.

Aber wieder zum eigentlichen Thema. In Agrarisch und revolutionär I ging es um die „zweigeteilte Grundherrschaft“ (Villikation) als Basis des mitteleuropäischen Feudalismus. Laut Michael Mitterauer Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs finden wir hier die Basis dafür, dass sich der Kapitalismus in Mitteleuropa einschließlich England zuerst entwickelt hat.

Ich schrieb in Agrarisch und revolutionär II: Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert setzte voraus, dass die Wasserenergie durch andere Energieformen ersetzt wurde. Die ökologische Basis schaffte hier Europa einen entscheidenden Entwicklungsvorsprung.

Im Detail ist es natürlich komplizierter. Was genau diese Villikation [der Wikipedia-Eintrag ist noch nicht einmal auf dem Niveau von Proseminaren im 1. Semester] bedeutet, sieht man dann, wenn man diese Form der Klassenherrschaft mit den Gebieten vergleicht, wo das nicht so war. Offenbar sind Ackerbau und Getreidewirtschaft wichtig: In Friesland dominierten eher die Viehzucht und Textilgewerbe (vor allem Schafwolle) – eine „zweigeteilte Grundherrschaft“ hat sich dort nicht ausgebildet. Auch nicht in Irland – aus ähnlichen Gründen wie bei den Friesen – wohl aber in England unter Alfred dem Großen.

Mitterauer schreibt: Viel weiter zurückreichende Strukturübereinstimmungen mussen dafür die Voraussetzungen gebildet haben. Anders als Irland aber ebenso wie das nördliche Gallien war auch Britannien von provinzialrömischen Mustern geprägt* – von der Civitas-Verfassung, von ländlichen «villae rusticae» mit ihrer Latifundienwirtschaft, von den ökonomischen Bedürfnissen der Heeresversorgung in einer gefährdeten Grenzregion. (…) Zum vorgefundenen Bestand gehörten vor allem alle jene Getreidearten, auf die im Frühmittelalter im Frankenreich die entscheidenden agrarischen Innovationen aufbauten. Den Weg der fränkischen Agrarrevolution konnten die Angelsachsen also von vornherein mitgehen, und damit auch die Entwicklung der auf verstärkten Getreidebau basierenden «zweigeteilten Grundherrschaft» mit ihren charakteristischen Pflugfronen.

Vielleicht bin ich jetzt der einzige Mensch auf der Welt, der das spannend findet: Hier haben wir ein starkes Argument, dass die antike Sklavenhaltergesellschaft als Basis die Ökonomie im Frühfeudalismus antrieb. Man kann nicht behaupten, dass Latifundien und das Kolonat die conditio sine qua non waren, aber wenn sie als Grundlage existierten, beschleunigten sie offenbar die Agrarrevolution. Und das war nur im Frankenreich und in England so. In anderen Regionen des ehemalige römischen Reiches stimmte die Ökologie nicht. Die Voraussetzungen in bestimmten Regionen Europas für das „Wettrennen“ zum Kapitalismus waren also durchaus exotisch, so dass Mitterauer mit der These, es habe sich um einen „Sonderweg“ gehandelt, recht haben könnte.

Jetzt erscheint die von mir schon fast verworfene Frage bzw. These marxistischer Theoretiker in einem anderen, sogar vorteilhafteren Licht, ob der Feudalismus sich nur dann zum Kapitalismus entwickele, wenn er auf der Sklavenhaltergesellschaft fuße – oder ob es theoretisch auch ohne ginge. Da kein Paralleluniversum existiert, in dem wir das testen könnten, ist die Antwort einfach: Die These der angeblich zwangsläufig aufeinanderfolgenden Gesellschaftsformationen sagt nur etwas über die Geschwindigkeit aus, mit der letztlich der Kapitalismus in England zuerst entstand. Da die kapitalistischen Staaten Mitteleuropas in kurzer Zeit fast die ganze Welt unterjochten und der ihre Ökonomie aufzwangen (wie auch die Römer den unterworfenen Völkern), bleibt die Frage rein hypothetisch, was etwa aus China geworden wäre, wenn es keine Weltkriege und eine japanische Okkupation, keinen Langen Marsch und keine Revolution gegeben hätte.

Im 12. Jahrhundert löst sich die Villikation allmählich auf. Das, was in der bürgerlichen Geschichtswissenschaft als „Hochmittelalter“ bezeichnet wird, ist nur eine variierte Form der Klassenherrschaft: Es geht immer darum, wie den Bauern und Handwerkern der Mehrwert abgenommen wird, ob durch den Kriegeradel direkt oder die Klöster oder deren Helfershelfer – das spielt keine Rolle.

Steht vor der Jahrtausendwende noch die Mehrarbeit (Fron) der Bauern für den Feudalherrn im Vordergrund, wird dieses System später mehr und mehr verdinglicht in Form von Abgaben – bis hin zur Geldrente. Abhängig bleiben die Bauern immer – bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert waren neun Zehntel der deutschen und vier Fünftel der europäischen Bevölkerung abhängige Bauern. Um klarzumachen, was das bedeutet: Seit der Zeit Karl des Großen hatte die Feudalklasse es geschafft, sich fast die gesamte arbeitende Bevölkerung untertan zu machen und auf deren „Kosten“ zu leben. Das kann man ultrakurz auf den Punkt bringen: Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?

Der Klassenkampf geht für die Bauern immer darum, sich von Herrschaft und Abgaben zu befreien. Oft kämpften sie zuerst um die Allmende – aber gegen die militärische Übermacht konnten sie langfristig nicht bestehen. Andere wichen der direkten Konfrontation aus, indem sie versuchten auszuwandern, vor allem in den Osten, wo sie mehr Freiheiten bekamen als Gegenleistung für das Roden und Urbarmachen der unwirtlichen Gebiete. Die Zahl der Aufstände gegen die Feudalherrschaft kann man sicher vergleichen mit der Anzahl kleiner und großer Streiks in der Moderne.

Theophanu-Evangeliarkarolingischer Evangeliar

Unten: Kleines karolingisches Evangeliar aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, Pergamenthandschrift mit Zierseiten und insgesamt 240 Blättern. (Rainer Teuber)

Fortsetzung folgt.

* Rosamond Faith: The English Peasantry and the Growth of Lordship (Studies in the Early History of Britain)
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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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Kinners!

kinder

Die Stubengelehrten auf Fratzenbuch streiten sich gerade darüber, ob mein Foto nur einen verunglückten Versuch zeige, sowohl den Singular als auch den Plural mit falschen Mitteln zu schreiben, weil bei „Kinder“, was jeder normale Mensch verstünde, die aus Wokistan offended beleidigt sein könnten, wenn ihr Einzelkind nicht erwähnt wird, oder ob es wieder nur der Gendersprachenwahn sei oder beides.

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Unter Selbstermächtigungssenatorglottisschlaginnen

ung

Ich hatte schon befürchtet, dass die Rekordhalterin im Ungismus-Nominalismus sich auf einen subalternen Parteiposten zurückziehen und der Tag „Mach’s besser, Katja“, sich erledigen würde. Dem ist, irgendwem sei Dank, nicht so; Katja Kipping wird wird versorgt mit Senator (har har) für Integration, Arbeit und Soziales (also Gedöns) in Berlin. Und schon geht es auf ihrer Fratzenbuch-Seite (Screenshot oben) wie gewohnt geschwurbelt zur Sache:

Ich habe deshalb für Reformalternativen wie die Kindergrundsicherung, die Vier-Tage-Woche und die Mindestrente sowie die Überwindung von Hartz-IV gekämpft. Kurz gesagt: für eine Sozialpolitik im Zeichen von Selbstbestimmung und Selbstermächtigung. Mit der Ernennung zur Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales in Berlin beginnt für mich ein neues Kapitel. Es wird sich vieles ändern: Ich wechsele von der Bundes- in die Landespolitik, von der Opposition in die Regierung, aus meiner Wahlkreis Dresden nach Berlin.

Was sich nicht ändern wird: mein unbedingter Einsatz für und mit jenen, die von schlechten Arbeitsbedingungen, Armut, Ausgrenzung oder Wohnungslosigkeit betroffen sind. Ich bin entschlossen (und auch neugierig) alle möglichen Handlungsspielräume zu finden und zu nutzen, um: Berlin zu einer Vorreiterin für gute Arbeit und Ausbildung sowie einer Stadt mit sozialem Netz und Anlaufstellen für alle in Not zu machen, in der Menschen jeden Alters und Herkunft, mit und ohne Behinderung selbstbestimmt leben und sich entfalten können.

Wir zählen gemeinsam: Neun Mal -ung (Regierung zählt nicht). Bei „im Zeichen von Selbstbestimmung und Selbstermächtigung“ muss ich kapitulieren – ich verstehe nicht, was gemeint ist. Vermutlich geht das geschätzt 87,3 Prozent der BevölkerUNG auch so. Ich setze mich „unbedingt“ dafür ein – halt: Was ist der Unterschied zu „ich setze mich ein“? Das muss ich nicht unbedingt wissen.

Sie habe dafür gekämpft, Hartz-IV zu überwinden (vermutlich wäre „abschaffen“ verständlich). „Alle möglichen Handlungsspielräume“ – auch das ist Bullshit-Sprachbingo. „Alle möglichen“ kann sowohl eine ungefähre Anzahl von Optionen meinen, ohne sich festlegen zu wollen als auch, dass keine ausgelassen wird. Und was war noch ein ein „Handlungsspielraum“ – soweit ein Handballer im Torraum nach Bällen greifen kann? Mein Sprachspielraum ist ziemlich groß, ich verstehe sogar Nominalstil, wenn ich mir Mühe gebe.

Ich bin entschlossen (und auch neugierig), die Zahl der Wörter in Kippings letztem Satz nicht zu zählen, um: (jawoll, wir setzen Doppelpunkte überall hin, wie mit einem Salzstreuer verbreitet) dieses Posting zu beenden.

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Unter Leftwingern

Der Guardian meldete es schon: „Gabriel Boric, a leftist former student leader, will become Chile’s youngest president after storming to a resounding victory in a run-off vote against his ultra-conservative far-right opponent, José Antonio Kast.“ [Tagesschau]

Wichtigster Satz: „Er wurde von einem breiten Bündnis unterstützt, zu dem auch die Kommunisten gehören.“ Übrigens: Camila Vallejo unterlag vor zehn Jahren Gabriel Boric: „Wissenschaftler und Journalisten sprechen einstimmig von der drohenden Radikalisierung des Protests. Denn Boric propagiert die Abkehr vom Weg der Verhandlungen mit den Politikern, den die Studentenführer in den letzten Monaten eingeschlagen haben.“

Man sieht, dass Schönheit und Geschlecht keine Kriterien sein sollten, um Leute zu wählen. Boric ist kein Mitglied der KP Chiles, aber noch radikaler als Vallejo, die – unter uns gesprochen – doch eher eine Mittelschichtstussy ist.

Schade, dass es in Deutschland keine ernst zu nehmende Kommunistische Partei gibt.

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Ambulantes

ambulantes

„Fliegende Händler“, die man in Lateinamerika ambulantes nennt, fotografiert 1981 irgendwo in Mexiko, vermutlich in Tepic, der Hauptstadt des Bundesstaates Nayarit.

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Leicht tickende Kost

bulgogibulgogi

Nachdem ich das Publikum mit Wissenschaft nervte, muss ich jetzt leichte Kost nachschieben. Bulgogi liegt in der Marinade bis morgen. Was haben wir noch?

– Exklusiv auf burks.de: Ab der fünften Impfung wird es vermutlich Treuepunkte geben!

– Überraschung! Neue Bundesregierung dämpft Hoffnungen auf schnelle Digitalisierung. Echt jetzt? Warum? „So tickt Verwaltung nicht.“ Wie ticken sie denn?

Manuel Kellner schreibt auf Fratzenbuch: „Kampagnen gegen das Impfen haben eine äußerst reaktionäre und antisemitische Tradition. Nehmen wir die NSdAP. Julius Streicher schrieb im Jahr 1935: ‚Die Impfung ist eine Rassenschande‘. Hinter einer gesetzlichen Impflicht aus dem Jahr 1874 verortete Streicher jüdische Abgeordnete. Streichers Hetzblatt „Der Stürmer“ illustrierte den Zeitgeist in einem Sujet: Ein Arzt mit Hakennase, er lächelt verschlagen, hält eine Spritze in der Hand. Seine Patientin hat ein Kind im Arm, sie sieht sehr deutsch aus und äußert Bedenken: ‚Mir ist so komisch zu Mut, Gift und Jud tut selten gut.‘ Der Deutsche Impfgegner-Ärztebund reimte im Jahr 1935: ‚Deutsches Volk, hab‘ nichts mit dem Impfen gemein, / Es ist jeder wahren Gesundheitspflege Hohn, / Und willst Du nicht selbst Dein Totengräber sein, / Dann bekenn‘ Dich entschlossen zur Anti-Vakzi-Nation!'“

Nun gut, so etwas gibt es heute auch, nur ohne antisemitische Untertöne. Man kann aber Meinungen, die einem nicht passen, trotzdem tolerieren. Nehmen wir den die gemeinsame Kampffront von Wagenknecht und Kubicki, die sich beide gegen eine Impfflicht ausgesprochen haben. Oder Stiko-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen: „Persönlich halte ich von einer gesetzlichen Impfpflicht nicht viel, da diese einen Rattenschwanz an Administration, Impfbefreiungszeugnissen und Klagen nach sich zieht und die gesellschaftliche Entzweiung fördert. Das Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, erreicht man über andere Wege viel einfacher. Allein die Einführung der 2G-Regel hat ja schon dazu geführt, dass sich sehr viele Unentschlossene impfen haben lassen. Die drei oder vier Prozent, die generell jede Impfung ablehnen, sind der Mühe nicht wert, eine Impfpflicht einzuführen.“

Es ist sowieso zu spät. Ich muss zugeben, dass mir chinesische Lösungen ohnehin besser gefallen. Ich bin neulich mit einer alten Freundin heftig aneinandergeraten, weil ich Moscheen schließen und Bärte abschneiden den chinesischen Weg, gegen den islamischen Terrorismus der Uiguren vorzugehen, für effektiv und auch weitgehend legitim halte und das Mediengetöse zum Thema hierzulande für größtenteils Propaganda.

– Der Vorstand des DJV Berlin/JVBB hat, wie zu erwarten war, die Frist verstreichen lassen, meine Fragen zu beantworten. Jetzt muss ich etwas für den Ruf tun, den ich bei denen habe. Oderint, dum metuant!

– Ich weiß, jetzt was das Ding in meinen Auge ist, das ich manchmal sehe und manchmal nicht und was ein Augenarzt nicht erklären konnte. Danke, Internet!

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Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV)

Warnhinweis: Mitgliedern arabisch-kurdischer Clans ist es nicht erlaubt, diesen Beitrag zu lesen. Bei Zuwiderhandlung wird der Täter von vielen alten, kleinäugigen und männlichen Jungfrauen im Paradies erwartet werden.

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Theophanu-Kreuz, um 1040/1045, und Rückseite. Die Senkschmelze an den Kreuzenden stammen von einem unbekannten Objekt vermutlich byzantinischer Herkunft. Durch den großen Kristall in der Mitte kann man die Reliquie betrachten – einen Nagel vom Kreuz Christi (magisches Denken: pars pro toto, vgl. Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II))

Auch wenn das mediävistisch interessierte Publikum jetzt ächzen wird: Wir müssen kurz und zwischendurch die Methode zum Pfad der Erleuchtung analysieren, die hier angesagt ist. Es gibt sehr viele Variablen, als da wären:

– Reliquien setzen magischen Denken voraus. Magie gibt es aber immer und überall; auch Esoterik im Kapitalimus funktioniert nach den hier schon geschilderten Gesetzen der Magie. Gehörte diese Art objektivierter Magie zwingend zum Feudalismus?

Reminder: Objekte sind dingliche bzw. verdinglichte Zeichen der sozialen Hierarchien und der Rituale.

Auch im Shintoismus in Japan werden Reliquien verehrt. Und erfreulicherweise auch im vorkapitalistischen China (wenn das nicht so wäre, stimmte meine These nicht). Das widerspricht auch nicht der Marxschen These, dass der Feudalismus in Japan zum Beispiel noch „typischer“ sei als der in Mitteleuropa, was die Klassenverhältnisse betrifft.

– Arbeitshypothesen: a) Religion ist nur eine Teilmenge magischen Denkens. b) Das Christentum gehört nicht unbedingt zum Feudalismus, wohl aber objektivierte ritualisierte Magie.

– Wie unten beim Corneliuskult gezeigt, unterscheidet sich also der „Überbau“ der herrschenden Klassen mitnichten von der Alltagspraxis der Bauern und der Handwerker. Das magische Denken „überwölbt“ alles. Die kostbaren Reliquien der Domschätze sind also nur die Spitze des weltanschaulichen Eisbergs: Was für eine Äbtissin das Theophanu-Kreuz war, war für das einfache Volk ein einfaches Kästchen oder das Anrufen eines Heiligen bei der Fallsucht (Epilepsie). Deswegen gibt es im Katholizismus mehr als 10.000 Heilige und Märtyrer, also knapp 30 pro Tag – da ist für jeden etwas dabei.

Essener Krone

Essener Krone aus des 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts. Bis ins 16. Jahrhundert wurde diese Krone jedes Jahr zu Maria Lichtmess (2. Februar) der Goldenen Madonna (entstanden um 980, die ich nicht fotografiert habe*) in der Schatzkammer aufgesetzt. Die wiederum wurde bei Prozessionen mitgeführt. Die Krone ist an mehreren Stellen leicht beschädigt, vielleicht bei sehr frühen Versuchen, etwas zu restaurieren oder zu ändern. Eine der vier goldenen Lilien wurde geringfügig versetzt.

Birgitta Falk schreibt in Gold vor Schwarz: Der Essener Domschatz auf Zollverein über die These, die Krone sei mit Absicht verkleinert worden „Sie sei ursprünglich bei der Krönung des dreijährigen Kindes Otto III. verwendet worden, der 983 in Aachen zum Mitkönig des Römischen Reiches gekrönt wurde. (…) Die stilistische Diskrepanz zwischen dem Filigran auf dem Grund des Kronreifs, den aufwendigen Fassungen sowie den eleganten „Spinnen“ gibt allerdings Rätsel auf.“ Entweder entstand die Krone im 19. Jh. und wurde in ein Jahrhundert später umfassend umgearbeitet oder sie ist erst in der 2. Hälfte des 11. Jh. unter den Äbtissinnen Theophanu und Svanhild entstanden.

OstensoriumOstensorium

Mitte: Ostensorium, Mitte 14. Jahrhunderts, vergoldetes Silber, getrieben, gegossen, graviert, emailliert. „Es handelt sich um das älteste bekannte Beispiel einer Turmmonstranz, bei welcher der Zylinder von zwei seitlich angebrachten Streben begleitet wird. Die Monstranz wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in ein Reliquienostensorium umgewandelt.“ (Unteres Foto: Detail – in Stoff eingenähte Reliquie der Heiligen Andreas), Paulinus und Severin.

„Die Darstellung des Pelikans auf der Turmspitze belegt, dass es sich bei dem Ostensorium ursprünglich um eine Hostienmonstranz handelte. Dieser Verwendungszweck erforderte einen abnehmbaren Turmaufbau, um das Einsetzen der konsekrierten Hostie in den Kristallzylinder zu ermöglichen. Aus diesem Grund sind die Streben, die den Oberbau mit dem Turmaufbau verbinden, nicht verlötet, sondern durch Schrauben verbunden. Die paarweise angebrachten Einzelbuchstaben und Kreuze dienten möglicherweise dazu, dem konsekrierenden Priester das Öffnen der Monstranz zu erleichtern, indem sie die Stellen, an denen die Streben gelöst werden konnten, markierten“.

Obiges Bild rechts: Ostensorium um 1350/1375. Drei Bergkristallzyliner – die beiden größeren enthalten Reliquien der Heiligen Cornelius ** und Simeon.

Obiges Bild links: Ostensorium aus dem 15. Jahrhundert. Im Glaszylinder in der Mitte sind Reliquien und hinter dem Fenster des Turms. Der gesamte Turmaufsatz lässt sich abnehmen.

kapselmonstranz

Kapselmonstranz der Äbtissin Elisabeth von Nassau, 1385, vergoldetes Silber, gegossen und graviert, Bergkristall und Email. Höhe 56 cm. Die Dame war wohl sehr durchsetzungsfähig und „regierte“ mehr als vier Jahrzehnte. Sie ließ sich sogar von Rat und Bürgerschaft der Stadt Essen huldigen und setzte es durch, dass die Richter vor „ihrem“ Stift vereidigt wurden. Die Bürger mussten lange kämpfen, um wieder unabhängig von der Äbtissin zu werden.

A eliz · abet de nassauwe // abb(atiss)aa) essnden(sis)a) · m° c°c°c°lxxxvb)
B e
C e
D s(anctus) geor/gius
E s(anctus) (ch)ri/stoforc)
F s(ancta) ursu/la
G pingn/osa
Übersetzung: Elisabeth von Nassau, Äbtissin von Essen 1385.
   

Für hier mitlesenden Alt-, Mittel- und Neugermanisten haben wir noch ein Schmankerl: „Die heilige Pinnosa wurde bereits im 10. Jahrhundert in Essen besonders verehrt. Ihre Reliquien kamen sicher gemeinsam mit Reliquien der heiligen Ursula aus Köln nach Essen. Die ungewöhnliche, bis jetzt an anderer Stelle nicht belegte Schreibweise pingnosa statt Pinnosa in Inschrift G hängt mit der Velarisierung des Lautwertes 〈n〉 zusammen, die im Frühneuhochdeutschen im main- und rheinfränkischen Gebiet für einige Dialekte belegt ist.“ Es geht also irgendwie um Verengung des Mundraums durch Hebung der Hinterzunge an das Gaumensegel; deswegen schrieb man in Essen den Namen der von den Hunnen dahingemetzelten Jungfrau anders. Aha! (Puls und Atmung noch normal?)

Im Verzeichnis deutscher Inschriften heißt es über die Monstranz: „Der ausladende Fuß aus vier geschweiften Bögen und durchbrochener Zarge läuft in einen sechskantigen Ständer aus. In ein Schriftband auf dem Fuß ist ein Name mit Datum als Stiftervermerk (A) in Kontur vor kreuzschraffiertem Schriftgrund graviert, auf der Vorderseite des Fußes und der Rückseite des sechsseitigen Kapellennodus Einzelbuchstaben (B, C) in Kontur mit Kreuzschraffurfüllung vor glattem Schriftgrund. Die Überleitung in den Oberbau ist mit Weinranken überfangen, links und rechts befindet sich eine Engelsfigur. In der Mitte der Basis ruht auf einer Konsole, die von vier Engeln mit Musikinstrumenten umgeben ist, eine Bergkristallkapsel, in der Herrenreliquien und eine Reliquienauthentik enthalten sind. Die Kapsel wird von Strebewerk begleitet. Darüber erhebt sich ein turmartiger Baldachin. Das unterste Geschoss besteht aus einer über Eck gestellten viereckigen Grundfläche mit Brüstung über vier Kielbögen. Im darüber liegenden Geschoss sind in die vier Fensterbrüstungen Heiligennamen (D–G) graviert, darüber befinden sich Maßwerkfenster, an den Ecken stehen musizierende Engel unter Baldachinen. Im dritten Geschoss steht eine Statuette, darüber befindet sich die Turmspitze mit Kruzifix.“

Angeblich sind in der Bergkristallkapsel ein Tropfen vom Blut Christi, ein Splitter vom Kreuz und ein Dorn der Dornenkrone.

reliquiar

Reliquiar aus dem 14. Jahrhundert, silber und teilvergoldet (14 cm hoch), gegossen, graviert, Bergkristall. Die Statuette des Heiligen Antonius, dem so genannten „Vater aller Mönche“, wurde erst 1950 bei einer Restaurierung angebracht und stammt von einem anderen Ostensorium. Im Kristallzylinder sind eingewickelte Reliquien der Sieben Schläfer von Ephesus ***, des heiligen Chrysanthus und des Florinus.

Fortsetzung folgt
* Sehr interessant aus technischer Sicht: Restaurierungsgeschichte und Zustand
** Das Grab des Bischofs von Rom wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt und konnte Cornelius zweifelsfrei zugewiesen werden. Im 9. Jahrhundert – also zur Zeit der karolingischen Renaissance – entwickelte sich um ihn ein regelrechter Kult im ganzen christlichen Europa. „An verschiedenen Orten wurde Cornelius noch bei weiteren Leiden angerufen, so bei Lahmheit, ansteckenden Krankheiten, Pest, Fieberkrankheiten, Kopfleiden, Blindheit, Hirnhautentzündung, Mutterkornpilz, Ohrenschmerzen, Halskrankheiten, Keuchhusten, Krätze, Warzen, Blutungen, Bruchleiden, Kinderlosigkeit (Ninove in Belgien), Stress und Beziehungsproblemen, gegen Schlaganfall und plötzlichem Tod, zur Erhaltung der Keuschheit und als Patron der Liebenden (Neuss-Selikum).“ (Wikipedia)
*** Die Siebenschläfer werden auch im Islam verehrt.

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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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Ministry for Digital

Federal Ministry for Digital and Transport

Was bedeutet eigentlich „Federal Ministry for Digital and Transport“? Ist das Englisch? Und fehlt da nicht irgendetwas mit „Cyber“?

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Schlefaze: The Wheel of Time

wheel of time

The Wheel of Time, except for a small and minor nude scene in the pilot episode, hardly has any sexual content, which was something that kept parents from watching Game of Thrones with their children. But what you should know is that this series still tackles some mature topics while also showing some scenes that may be too much to handle for kids under the age of 14.

Mehr muss man zu der Serie nicht sagen. Doch, eins noch: Ich stelle dem interessierten Publikum heute die schlechteste Verfilmung aller Zeiten einer Roman-Serie vor. Mir fielen spontan allerlei Titel ein: „Wokistan for the Teen Age“ wäre auch angemessen. Schuld sind die Algorithmen von Amazon Prime, die mir den Quatsch vorschlugen (vielleicht weil ich im Angebot herumgezappt habe) und meine Neugier, was und wie denn die gegenwärtige volkstümliche Popkultur für die Nachgeborenen sei.

Nein, das wird jetzt kein Fantasy-Bashing. Fantasy ist immer und ausnahmslos (nehmt dies, Game of Throne-Fans!) reaktionäre pseudoromantische Kapitalismus-Kritik, Opium für’s Volk – aber Bullshit kann erholsam sein. Ich spiele online auch so etwas, aber John Norman als Vorlage ist so absurd schlecht, dass man es schon wieder lustig findet, wenn man es als unbeabsichtigte Satire nimmt. Immerhin kann Fantasy mit BDSM Sex und Gewalt besser sein als der Angriff der Killertomaten.

Ein Plot, wenn es den überhaupt gibt, ist natürlich irrelevant. Eine Verfilmung hofft auf den Sog der Leser der Buchvorlage(n) und ist potenziell unendlich lang, weil sich das immer Gleiche ebenso oft wiederholt. Fantasy schreiben Autoren, die zu faul sind, sich mit Wissenschaft und gesellschaftlichen Utopien zu beschäftigen. Eigentlich könnte Fantasy auch zeitlos sein, und der jeweilige Plot würde sowohl zum Paläolithikum, zum Feudalismus oder auch zur Zukunft passen. Merkwürdigerweise verweisen aber fast alle Filme dieser Art ikonografisch auf das, was die Drehbuchschreiber für das Mittelalter halten, garniert mit wohlweise ein paar Zaubereien oder mit Helfen und Heilen. Um diese Absurdität auf die Spitze zu treiben: Warum ließ man „The Wheel of Time“ nicht in einem Plattenbau-Ambiente spielen? Trollocs würden da vielleicht sogar besser hinpassen.

wheel of time

The Wheel of Time treibt das Absurde noch mehr ins reaktionäre Bullshit-Bingo, weil man den ohnehin schon albernen pseudomärchenhaften Plot mit Wokeness und „Diversity“ spickt und noch ein paar modische Elemente des urban style daruntermischt, inklusive metallene Nasenpopel aka Septum. Fehlen eigentlich nur eine Kneipe mit veganem Essen und Untertitel mit Gendersternchen (aber vielleicht kommt das noch). Und, wie nicht anders zu erwarten war, trägt eine Tussy einen Hidjab.

Im Ernst: Gegen Quotennegerinnen maximalpigmentierte Schauspieler ist nichts einzuwenden, da die Hautfarbe – erst recht bei Fantasy! – nichts, aber auch rein gar nichts aussagt. Sandalenfilme sind da eher schon deshalb Quatsch, weil es sogar römische Kaiser mit dunkler Hautfarbe gab – die Römer waren weniger Rassisten als die heutigen Mitteleuropäer. Und das sollte man auch so zeigen, selbst bei purer Fiktion.

Aber muss man es mit dem Holzhammer machen? In Wahrheit ist es gar nicht so, dass die Hautfarbe unwichtig wäre, sonst würden die People of Wokistan nicht so insistieren, dass jede bekannte Farbschattierung (nur im Englischen kann man race sagen) vorkommen muss. Warum nicht ausnahmslos Dunkelhäutige nehmen? Nein? Geht nicht? Weil sich „Weiße“ so etwas nicht ansehen würden? Warum nicht ausschließlich phänotypische „Inder“ wie die Hauptdarstellerin, die aber Indigenous Australian ist? Weil Bollywood noch als fast „weiß“ gilt?

Und warum muss ein männlicher Hauptdarsteller, der japanisch/koreanisch aussieht, eine Art Katana auf dem Rücken mit sich herumschleppen? Nur weil alle Schwertkämpfer der heutigen Hollywood-Trash-Populärkultur wie Samurais aussehen müssen und keine Degen wie die Musketiere tragen? Keine Sorgen, Koreaner und Japaner sind für US-amerikanischen Geschmack im Durchschnitt viel gebildeter, verwöhnter und anspruchsvoller, als dass sie sich diesen Schund reinziehen würden. Nehmt lieber einen Bihänder!

Und erst die Zigeuner das „fahrende Volk“ mit seinen bunten Wagen! Ein Schelm, wer da an Roma aus Transsylvanien denkt. Unerbittlich gut, die Frauen regieren, und die Männer haben Wursthaare wie die Quoten-Farbigen in „Matrix Reloaded“.

wheel of time

Fazit: Unerträglicher Kitsch. Für mich grenzt das schon an eine Gefährdung der Jugend. Jede Sekunde des Films verschwendet kostbare Lebenszeit.

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Precision and elegance oder: Die Brillenlage am Mittwoch

elegance

– Es ist alles, wie es immer war: Deutschland hat bald nicht genug Impfstoff. Surprise, surprise! Hätte uns doch jemand gewarnt! Der Mangel habe viele überrascht – auch ihn, sagte Gesundheitsminister Lauterbach. Mich nicht.

– Bürgerrechtler seien „quasiliberale Wichser“, Homosexuelle „Schwuchteln“, die weggesperrt gehörten. Das sagt Alexei Nawalny. Dahe wird er für den EU-Menschenrechtspreis nominiert.

– Scholz sagt, wir schafften das. „Der Dezember schlage mit seinen dunklen Tagen ohnehin aufs Gemüt, derzeit fehlten zudem die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte und geselligen Weihnachtsfeiern, sagte der 63-Jährige.“ Wie meinen? Dann schaff dir eine Brille wie Mick Jagger an! Mir schlägt im Dezember nichts auf irgendwas. Und wenn das doch drohte, lasse ich meinen Avatar ein paar Leute umhauen oder befehle virtuellen Sklavinnen, dass sie mir ihre gravitationsbefreiten Titten 2.0 zeigen. Dann fühlt man sich gleich besser.

covis-19

– Übrigens: Gratulerer, Magnus Carlsen!

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Germanen

germanen

Habe ich mir selbst zu Weihnachten geschenkt: Germanen: Eine archäologische Bestandsaufnahme. Ist nicht billig, aber sehr interessant, falls jemand noch Geschenkideen braucht. Aber wer interessiert sich dafür? Ich hatte die Ausstellung leider verpasst.

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Entfreund*innen

dramatic exit

Diejenigen 32 Personen, die meinten, mich neulich auf Facebook auf einen Schlag „entfreunden“ zu müssen, weil ich die Außenministerin Annalena Baerbock zwar nicht mit Ullrich Friedrich Willy Joachim von Ribbentrop verglichen, aber boshafterweise in einem Satz zusammen erwähnt hatte, dergestalt, dass dieser auf jeden Fall schlechter als jene sei, wohl wissend, dass der Außenpolitikexperte Christian Hacke schon vor zehn Jahren meinte, der damalige Außenminister Guido Westerwelle sei der „bornierteste Außenminister seit von Ribbentrop“ und eingedenk der Tatsache, dass die grüne Trampolinspringerin aber mitnichten, auch was ihren Intellekt und ihre Bildung angeht – obzwar nicht die geistige Elite Deutschland – mit Nazi-Kriegsverbrechern auf eine Stufe gestellt werden darf, seien versichert, dass sie nicht in meinen erlauchten „Freundes“kreis zurückkommen können, derweilen seit den zwei Tagen, als das Unheil meines Postings seinen schicksalsschweren Lauf nahm und mich fast sozial ächtete, sich 32 neue „Freunde“ eingefunden haben, was – according to science – die Energiebilanz des Universums wieder ausgleicht oder, um es salopp zu formulieren, welchselbiges die Angelegenheit des „Entfreundens“, die vermutlich als Strafe und dramatischer Abgang verstanden werden sollte, zu einem Nullsummenspiel machte. Just saying.

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Impfpflichtdurchsetzungsgesetz und Klarnamendurchsetzungsgesetz

impfpflicht

Das hiesige Publikum riet mir, um den Abschaum im Internet anzutreffen, Twitter aufzusuchen. O mein höheres Wesen – da schwillt einem die Gülle gleich kubikhektorliterweise entgegen. Man muss nur nach #impfpflicht suchen. Das halte ich nicht aus, und schon gar nicht an einem freien Wochenende.

Ich habe da aber mal ein paar Fragen. Wie wollen „die“ eigentlich feststellen, wer geimpft ist, wenn das Impfpflichtdurchsetzungsgesetz in Kraft tritt? Es gibt keine Zentrale, sondern alles machen wieder die Länder. Die erhobenen Daten sind auch nicht personenbezogen. Das RKI bekommt die Daten aber nicht direkt, sondern über die Bundesdruckerei (WTF?) Außerdem ist unstrittig, dass die Daten nicht stimmen.

impfpflicht

Die Unternehmen müssen sich also selbst kümmern. Nehmen wir das Sicherheitsgewerbe. Zufällig kenne ich mich ein bisschen in der Praxis aus. Es herrscht extreme Personalnot für Jobs, die mehr verlangen, als eine Mauer zu bewachen, und das schon seit Jahren. Auch die Löhne sind nicht mehr so extrem niedrig wie noch vor einem Jahrzehnt. Das Problem: Die Jobs müssen besetzt werden – wenn jemand ausfällt, muss jemand anderes einspringen. Die Impfquote ziemlich niedrig, weil der Anteil der Idioten hoch ist. Was soll ein Unternehmen also machen? Zwingen kann eine Firma niemanden, aber in manchen Objekten dürfen Ungeimpfte nicht mehr arbeiten. Und wer soll das alles kontrollieren – und wie? Wer sich schlecht behandelt fühlt, kann sich auch krankschreiben lassen. Wenn ein Angestellter ausfällt und eine Schicht nicht besetzt werden kann, müssen Sicherheitsfirmen dem Auftraggeber Strafe zahlen, und noch mehr: Eine Brandmelde- oder Alarmanlage kann man nicht einfach acht Stunden sich selbst überlassen. Ich gehe davon aus, dass mindestens drei Augen zugedrückt werden. Und wenn man sich erst die kleinen Sicherheitsklitschen ansieht, bei denen weder Dienstuniformen vorhanden sind noch Mitarbeiter, die einen korrekten deutschen Satz formulieren können, dann weiß man, was man bekommt.

klarnamenpflicht

And now to something similar. (Rainer Wendt – das ist übrigens der mit den virtuellen Streifenfahrten.) Unsere Qualitätsmedien schreiben oft: Klarnamenpflicht im „Netz“ sei gefordert worden. Das möchte ich im IRC oder Usenet mal sehen. Die, die so etwas herumtönen, haben keine Ahnung, und davon ganz viel. Wenn ich mir anschaue, mit wie vielen Fake-Profilen ich täglich in den sozialen Medien konfrontiert werden – von Porno-Spam bis zu „Klarnamen“, denen man auf den ersten Blick ansieht, dass sie frei erfunden sind…

Alles Bullshit-Bingo.

Burks.de kann man übrigens abschalten, wenn ich zu viele Hassreden schwinge.

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Interstellar Transport Vehicle

peapockship-house

Kaufen oder nicht kaufen, das ist die Frage. Kostet ca. zwei Euro.
From the Fantasy Faire 2018 sim Erstwhile Station, designed by Marcus Inkpen and Sharni Azalee.
CLASS 5 Interstellar Transport Vehicle with type XC4 Collapsible Solar Sails. Only 10 years since last overhaul. Minor damage. Spacious Cabins & Refurbished Cockpit. Animated with Sounds and Posed Seats

Große Künstler!

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Inca Trail, revisited

inca trail

Noch ein Foto vom camino de los Incas, auch bekannt als Inca Trail, aufgenommen im Januar 1980. Das muss ungefähr in 4000 Metern Höhe sein, am dritten Tag des Marsches nach Machu Picchu. Man kann gut den Weg aus Steinen erkennen, den die Inka damals haben anlegen lassen.

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Irgendetwas mit Rädern

burks

Da war ich knapp zwei Jahre alt. Ich kann nicht erkennen, was ich da mit mir herumziehe, irgendetwas mit Rädern.

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Flame Wars

Das Publikum in meiner Timeline auf Fratzenbuch verhielt sich bisher überaus gesittet. Schon länger hatte ich aber gehofft, mal den viel zitierten Abschaum sozialer Medien anzutreffen: Woke Bonsai-Inquisitoren, diverse Shitstomer, grün lackierte kackbraune Kamerad*/_Innen mit Glottischlag. Denen allen hätte ich gern etwas von den Flame Wars im Usenet Mitte der neunziger Jahre erzählt und dass damals die Dumpfbacken oft eine Merkbefreiung erhielten.

Jetzt weiß ich, wie ich es anstelle. Ich werde unsere Außenministerin Baerbock zukünftig mit Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord und Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow vergleichen.

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Harmful Social Consequences

Spermaschmuggler
Spermaschmuggler in der Karibik (Symbolbild)

Zuerst wollte ich etwas über Spermaschmuggler schreiben, aber das funktionierte nicht, weil ich weinend auf meinem Schemel saß: Fast vierzig Personen hatten mich auf Fratzenbuch „entfreundet“. Ich hatte gepostet: „Annalena Baerbock wird vermutlich die schlechteste Außenministerin seit Joachim von Ribbentrop werden.“

„Entfreunden“ – das schmerzt unsäglich. Als ich mich wieder beruhigt hatte, las ich Henryk M. Broder (Paywall), dass das Amt an sich völlig überflüssig sei und ohnehin der Kanzler die Außenpolitik bestimme. Als Außenminister ist Baerbock eine Art Briefbote. Sie kann nicht viel Unheil anrichten. Stimmt: Diplomatische Verstimmungen könnte man auch faxen.

Der Guardian berichtet über regierungsamtliches „Entfreunden“ in SüdKorea: The government invests heavily to remove human contact from many aspects of life but fears of harmful social consequences persist. Mir wäre es auch lieber, wenn eine freundliche Roboterin den Kaffee brächte, falls dieser gut schmeckte, oder wenn diese silikonisch aussähe.

Indien hat COVID-19 fast besiegt: Studien zeigen, dass die Mehrheit der 1,4 Milliarden Menschen im Land bereits Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt hat. Der Virologe Jacob John, emeritierter Professor am Christian Medical College im südindischen Vellore, ist überzeugt, dass Indien als erstes Land der Welt die Pandemie besiegt hat und in die „endemische Phase“ übergegangen ist. „Dieser Zustand ist erreicht, wenn sich die Neuinfektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisieren“, sagt John. Und genau an diesem Punkt befindet sich Indien jetzt.

Die Gründe kann man sich denken: Demografie, vorhandene Infrastruktur, was Impfen angeht, eigener Impfstoff, der nicht unzählige bürokratische Hürden überspringen musste, um eingesetzt zu werden.

[Einschub: Ich habe es aufgegeben, die deutschen Qualitätsmedien zu mahnen, dass man Links ins Internet setzen könne. Es ist zwecklos, und ich bin nicht Don Quichotte. Dann geht doch sterben.]

By the way; Sieben junge Deutsche infizieren sich in Südafrika trotz Dritt-Impfung. Vierte Corona-Impfung rückt näher. Und: Es wird nicht besser werden, weil die Misere des Gesundheitswesens endemisch ist.

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