Unter Säbelrasslern

kriegspropaganda

Ich darf das geneigte Publikum auf eine merkwürdige Tatsache hinweisen: Keine relevante deutsche Zeitung, kein Radiosender, keine Fernsehsendung unterstützen die russische Position im Ukraine-Konflikt, welche auch immer das sein mag. Alle jammern für die arme Ukraine. Das nenne ich „Schießschartenmodus“.

Man könnte doch auch – ganz anarchistisch gestimmt – fordern: Warum nicht die Ostgrenze Polens und die Westgrenze Russlands wie 1922 neu festlegen? Warum marschiert Russland nicht in den failed state Ukraine ein und überlässt den Westen eben dieser, also die ehemaligen Ostgebiete Polens, dem neuen Nachbarn, als Zeichen ewiger Freundschaft oder so ähnlich? Auch wenn das vielleicht absurd klingt, aber es zeigt, dass es ein breites Spektrum von Meinungen zum Thema, was doch zu erwarten wäre, hierzulande nicht gibt – in den Medien. Die propagandistische Dauerberieselung wirkt. Und in der Ukraine werden kritische Stimmen sowieso unterdrückt.

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Meine Prognose stimmt mit der von Al Jazeera überein: „No, Russia will not invade Ukraine. A large-scale military operation does not fit into Moscow’s cost-benefit calculus.“ Man kann natürlich nie wissen. Der ehemalige deutschen Generalfeldmarschall Helmut von Moltke dazu: „Jede Strategie reicht bis zur ersten Feindberührung. Danach kommt nur noch ein System von Aushülfen.“

Man darf annehmen, dass Putin sich mit dem chinesischen Premier verständigt hat, wie weit er gehen sollte und könnte. Die werden sich weise eins grinsen, sich nicht wirklich festlegen und ihm bedeuten, er solle mal machen. Alle wissen, dass die USA keine Soldaten in die Ukraine schicken wird. Die Vereinigten Staaten wollen nur, dass Deutschland ihr Fracking-Gas kauft, das extrem umweltschäödlich produziert wird, anstatt das billigere Gas von Russland. Bei diesem Thema ist den „Grünen“ die Umwelt plötzlich schnurzpiepegal.

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Aber der Gerd sei entspannt, erzählen Freunde. Er habe schon ganz andere Kämpfe durchgestanden. Was gerade passiere, sei ein laues Lüftchen. Hauptsache, die Deutschen sehen es mehrheitlich wie er: Frieden mit Russland. Das sei das Einzige, was zähle. Er, Gerhard Schröder, soll mit seinem Kurs der Außenpolitik dieses Landes schaden, gar ganz Europa, wie führende Parteifreunde jetzt kritisieren? Ach Gottchen. Ist ja niedlich. (Aus dem aktuellen „Spiegel“)

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Ich frage mich, welche Motive die deutsche Journaille treiben? Der Klassenstandpunkt? Die Eitelkeit, endlich der Politik mal sagen zu können, was sie tun soll? Wen interessiert schon, was Journalisten zum Thema zu kommentieren haben? Das ist doch nicht systemrelevant. Wer meint, jetzt müsste „hart durchgegriffen“ und Putin „in seine Schranken verwiesen“ werden, den würde ich persönlich auf einen LKW verladen und in einem Schützengraben im Donbass wieder auskippen. Was für eine lächerliche Mischpoke!

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Wieder mal stimmt der Marxsche Satz: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Leider stimmt aber auch: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.“ Man sollte nicht glauben, dass alle Beteiligten, die herrschenden Klassen und ihrer medialen Helfershelfer, jeweils rational handeln.

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Vereinsmeierei, reloaded

An: vorstand@djv-berlin.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das gestrige informelle Gespräch zwischen Steffen Grimberg und mir war sachlich und konstruktiv (um nicht zu sagen: so wie zwischen Macron und Putin, bloß ohne Militärmacht). Ich wurde ausreichend informiert.

Ich hatte ein schriftliches „Agreement“ vorbereitet, das Steffen aber nicht unterschrieben hat, weil, wie er zu Recht anmerkte, eine individuelle Vereinbarung zwischen einem Vorstandsmitglied und einem einfachen Mitglied in der Satzung nicht vorgesehen ist. Wenn jemand mit der Satzung argumentiert, bin ich immer beeindruckt, weil ich irrig davon ausgehe, dass ich der einzige bin, der die auch liest.

In fast allen Punkten könnte eine Einigung erzielt werden. Das hätte man auch gleich so haben können. Der erste Punkt meines Vorschlags ist mein eigentliches Motiv und wäre auch nicht verhandelbar. Dazu bin ich zu sehr „Old-School-Gewerkschaftler“. Wer die Gehälter der Abgestellten kürzen will, um Rentner zu alimentieren, die eh ihr Schäfchen im Trockenen haben oder um sich mit Bonzen [sic] an einem Buffet zu versammeln, um sich gegenseitig zu bepreisen, ist in einer Gewerkschaft falsch.

Es hat übrigens auch ein Geschmäckle, wenn jemand, der einen großen Teil seines Einkommens durch Seminare beim DJV Berlin bezieht und in den sozialen Medien als „Beruf“ „Freelance Tutor bei DJV Berlin – Journalisten – Verband Berlin Brandenburg“ angibt, für ein Ehrenamt (!) im Vorstand kandidiert. Wir sind nicht 2004 gegen Korruption und Vetternwirtschaft im DJV angetreten, dass sich das wiederholt. Der DJV Berlin ist keine Kuh, die man zu eigenen Zwecken melken kann, auch wenn das einige offenbar anders sehen. Dafür würde ich jederzeit wieder auf die Barrikaden gehen.

Der Streit ist also vorerst beigelegt.
Mit kollegialen Grüßen
Burkhard Schröder (auch bekannt als Burks)
_______________________________________

Vereinbarung (die aber nicht unterzeichnet wurde)

1. Steffen Grimberg, Vorsitzender des DJV Berlin – JVBB e.V. (im folgenden: DJV Berlin), und Burkhard Schröder sind sich darüber einig, dass die Gehälter der Angestellten des DJV Berlin nicht gekürzt werden und dass keine Angestellten des DJV Berlin entlassen oder diese freigestellt werden. Davon ausgenommen sind Vereinbarungen im gegenseitigen Einvernehmen.

2. Steffen Grimberg und Burkhard Schröder sind sich darüber einig, dass [xxx] nicht Geschäftsführerin des DJV Berlin werden und dass sie auch keine anderen (Honorar-)Verträge mit dem DJV Berlin erhalten wird.

3. Steffen Grimberg und Burkhard Schröder sind sich darüber einig, dass [xxx] keine Beraterverträge in irgendeiner Form erhalten soll, die aus Mitgliedsgeldern des DJV Berlin bezahlt werden.

4. Steffen Grimberg wird auf [xxx] einwirken, dass dieser presserechtliche Streitigkeiten mit Burkhard Schröder im Einvernehmen und ohne Anwälte löst und, falls das nicht möglich ist, mit Hilfe des Schiedsgerichts. Burkhard Schröder erklärt, dass er jederzeit zu Gesprächen bereit sei.

5. Burkhard Schröder erklärt, dass er durch Steffen Grimberg ausreichend über den Inhalt der verbandsinternen Protokolle aufgeklärt worden sei. Burkhard Schröder verzichtet darauf, sein durch die Satzung verbrieftes Recht auf Auskunft durch den Vorstand und auf Einsicht in sämtliche Protokolle gerichtlich durchzusetzen.

5. Steffen Grimberg wird auf den Vorstand einwirken, den Antrag Burkhard Schröders zur nächsten Mitgliederversammlung zu unterstützen, dass die verbandsinternen Finanzen und die Finanzierung des Journalistenpreises „Der lange Atem“ getrennt und transparent bilanziert werden. Burkhard Schröder versichert im Gegenzug, dass er auf weitere Recherchen bei Sponsoren, Juroren und Preisträgern verzichte.

6. Burkhard Schröder erklärt, dass er die Arbeit des Vorsitzenden und des Vorstands unterstütze und jederzeit als Berater unentgeltlich zur Verfügung stehe, insbesondere auch in Angelegenheiten, die den Bundesverband betreffen.

7. Falls Teile dieser Vereinbarung nicht eingehalten werden, wird sie insgesamt ungültig.

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Polyglotte Venus

Kleopatra aka Venus von Esquilin
Venus von Esqulin – vielleicht Kleopatra

Aus der Rubrik „nützliches Wissen“: Kleopatra sprach Griechisch, Ägyptisch, Aramäisch, Arabisch, Syrisch, Medisch und Parthisch.

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Bananensegler, reloaded

grenada

Im Hafen von St. George’s, der Hauptstadt Grenadas, (Kleine Antillen) während der Revolution 1982.

Das Segelschiff im Hintergrund hatten wir hier schon vor vier Jahren und vor zwei Jahren und von seewärts.

Ich habe mir das noch einmal angesehen. Ich stand auf The Carenage. Die Kneipe, die dem damals gestürzten Diktator Eric Gairy gehört haben soll und die die Revolutionäre des New Jewel Movement enteignet hatten, heißt heute Sails Restaurant & Bar, wahrscheinlich für Globetrotter wie mich heute unbezahlbar.

Die Schiffe legen heute noch vor der Kreuzung The Carenage, Monkton street und Wharf road an. Ich habe ein Foto gefunden, das den Anlegeplatz von einer Jacht im Hafen aus zeigt.

Ich muss gerade über einen Eintrag in meinem Reisetagebuch lachen: „Schreibmaschine mit Korrekturtaste wäre auch schön.“

21.03.1981: Am Samstag treffen wir Igor Jedlin, den Zauberer, nebst Frau oder Freundin. Sie kommen von einem gecharterten russischen Kreuzfahrerschiff. Wir führen sie ein bisschen durch die Stadt und trinken einen Rum-Punsch mit ihnen. Die Kreuzfahrer sind zu bedauern, für eine Insel haben sie jeweils nur einen Tag, und dann wollen sie noch nach Venezuela und Jamaica.

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Unvollständige Journalistengehirne

zdf

Israel hat also eine „unvollständige“ Demokratie? Auch wenn die sich auf eine externe Quelle beziehen – das ZDF hat den Quatsch unkritisiert übernommen.

Die Economist Intelligence Unit gehört zum Londoner Verlag The Economist Group. Haupteigentümer ist das Italienische Großkapital.

Vielleicht erklärt das, warum auch Frankreich und Spanien „unvollständige“ Demokratien sein sollen? Und für so einen Unfug bezahle ich Gebühren und finanziere indirekt auch das Zeug, was die da beim ZDF offensichtlich rauchen!

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Petrus, geboren 1751

ahnenpass

Auszug aus dem mit Schreibmaschine Mitte der 90-er Jahre abgetippten Ahnenpass meines Großonkels Walter Erich Schröder (der Bruder meines Großvaters Hugo). Eigentlich ist es albern, bei diesen Vorfahren noch den Zusatz „Eltern“ zu benutzen. Aber aus reiner Neugier und aus mathematischer Insuffizienz: Wenn dieser Petrus der Ur-Ur-Urgroßvater meines Großonkels war, wie viele Urs kommen dann vor, wenn ich den in Bezug auf mich bezeichne?

Übrigens: Petrus könnten den Alten Fritz noch live gesehen haben.

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Waffengleichheit oder: Audiatur et altera pars

themis

Interessantes Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Thema prozessuale Waffengleichheit (Anspruch auf rechtliches Gehör vor Gericht laut Art. 103 Abs. 1 GG):

Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat die 2. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass das Hanseatische Oberlandesgericht die Beschwerdeführerin in ihrem grundrechtsgleichem Recht auf prozessuale Waffengleichheit gemäß Art. 3 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 3 Grundgesetz verletzt hat, indem es ohne vorherige Anhörung eine einstweilige Anordnung erlassen hat.

Das ist zwar nicht wirklich neu, aber in der Praxis manchmal – vor allem bei „Abmahnungen“ – nicht automatisch garantiert. Man muss sich wundern, dass sogar ein Oberlandesgericht abgewatscht werden muss.

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Verkaufte Seelen

the expanse

Ich schaue The Expanse gerade zum zweiten Mal. Mir fiel auf, dass im obigen Dialog sowohl der Journalismus in Deutschland thematisiert wird als auch das formuliert, was auf meinem Grabstein stehen sollte (den es vermutlich nicht geben wird, weil ich meiner Schwester gesagt habe, sie solle meine Urne klauen und die Asche im Hixterwald verstreuen.)

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Herumhamstern, retro style

hamster

Was macht eigentlich das Usenet? Ich habe hier noch einen schmalbrüstigen (sic) Windows-Rechner zu stehen. Mails bearbeite ich eigentlich nur mit Linux, aber man kann ja mal nostalgisch herumspielen. In den 90-ern war es gang und gäbe, dass bei Postings im Usenet die Headerzeilen total nerdig erstunken und erlogen wurden. Mit Hamster kann man viele schöne Dinge tun. Alles so sinnvoll wie ein tiefergelegter Opel Manta. Die Kombination aus Hamster und Claws Mail finde ich aber irgendwie cool.

Neben unterschiedlichen Download-Quellen im Netz wurde Hamster ab Dezember 2000 mehrmals in die c’t-Heftbeilage aufgenommen. Kinder, wie die Zeit vergeht.

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House of Holtzbrinck

house of holtzbrinck

Berliner Zeitung (Paywall, Screenshot oben): „House of Holtzbrinck: Werden im Verlagshaus Interessenkonflikte verschwiegen? Auflagenschwund und sinkende Werbeerlöse. Verlage stehen unter Druck. Der Fall Holtzbrinck zeigt, wie die journalistische Unabhängigkeit in Gefahr gerät.“

Fabio de Masi zitiert: Dass man das Spannungsfeld von journalistischen Grundsätzen und wirtschaftlichen Verflechtungen in der Medienbranche beobachten und Interessenkonflikte offenlegen muss, denkt auch der ehemalige Vize-Fraktionschef der Linken im Bundestag Fabio De Masi, der sich als Aufklärer im Wirecard-Skandal im Bundestag einen Namen gemacht hat. Die Berliner Zeitung am Wochenende hat De Masi Einsicht in ihre Rechercheergebnisse gewährt und um seine Einschätzung gebeten. „Ich finde, eine Berichterstattung etwa über Start-ups, an denen der Verleger über Firmenkonstrukte beteiligt ist, sollte in der Berichterstattung offengelegt werden. Es ist ziemlich einfach, der Redaktion einen Katalog von Firmen zu übergeben, in die man investiert hat“, sagt De Masi, das schütze die Redaktion vor wirtschaftlicher Einflussnahme und damit deren redaktionelle Unabhängigkeit.

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Rüstige Rentner

zeit online

Ich habe leider kein Abo von Zeit online.

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The Rebel Maya

x-cacal
Credits: The Modern Maya: A Culture in Transition, X-Cacal, 1974

Frage an die aus Wokistan: War der Krieg der Maya gegen die Weißen (Guerra de castas, 1847 bis 1901) rassistisch oder ist er ein Anlass für reaktionäre völkische Romantik wie bei den Themen „Kurdistan“ und „Tibet“?

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Geschaltet und gleich

katjuscha
Deutsche Medien bei der Berichterstattung über Russland und China (Symbolbild), Credits: RIA Novosti

„Ich bedauere, dass Sie Informationen bezweifeln, über die die US-Regierung verfügt.“ (Ned Price, „United States government official“)

Nein, niemand hat die Absicht, die deutschen Qualitätsmedien als „gleichgeschaltet“ zu bezeichnen. Um das umzusetzen, brauchte es einen Masterplan und Institutionen, die so viel Druck aufbauen könnten. Beides gibt es nicht. Nur der Profit zählt im Kapitalismus, und letztlich ist der opportunistisch.

Man fragt sich daher um so mehr, woher es kommt, dass einem beim sporadischen medialen Konsum eine dicke und trübe Propaganda-Suppe entgegenquillt und warum fast die gesamte Journaille ähnliches dummes Zeug fabriziert, das einem Fakten-Check nicht standhält, wie man bei den abgenudelten Themen „Ukraine“ und „Uiguren“ leicht beweisen kann. Bonusse (nein, nicht Boni – ich habe nachgesehen!): Dalai Lama, VVN. Ich nenne das im schönsten Bürokratendeutsch „freiwillige Selbstkontrolle“ (aka Opportunismus und Feigheit), ein Begriff, der eh ein Oxymoron ist, aber die Absurdität trefflich zeigt. Ich will ja nicht gleich mit dem „Klassenstandpunkt“ deutscher Journalisten ins Haus fallen. Dann hörte ja niemand mehr zu.

Audiatur et altera pars (Christian Y. Schmidt, der in Peking lebt): „Natürlich wurde die Uigurin Dinigeer Yilamujiang nicht zufällig als letzte Fackelträgerin der Winterspiele in Peking ausgewählt. Sie wurde genommen, um der ganzen Welt zu zeigen, dass die Behauptung, an den Uiguren in Xinjiang fände ein Genozid statt, eine schlichte Propagandalüge ist, die dazu dient, China in der Welt zu isolieren und dem aufstrebenden Land möglichst stark ökonomisch zu schaden. Um so mehr wird in den nächsten Tagen das Propagandageheule gegen China zunehmen. Ganz sicher wird dabei gebetsmühlenartig wiederholt werden, Dinigeer Yilamujiang sei instrumentalisiert worden. Selbstverständlich wurde sie das, und zwar, um eine Botschaft der Versöhnung zu verbreiten und das Bild eines Chinas, in dem jede der 56 Ethnien eine gute Zukunft hat. Diese Instrumentalisierung ist zu begrüßen.“

By the way: Warum gibt es bei den muslimischen Salar in China keine islamistischen Terroristen wie bei den Uiguren? (Lesen: Das Gutachten von Prof. Norman Paech)

Und noch einmal Christian Y. Schmidt: „Ich hatte neulich schon darauf hingewiesen, dass die Zahl der Uiguren, die angeblich in Umerziehungslagern in Xinjiang festgehalten werden, in letzter Zeit auf magische Art und Weise geschrumpft ist. Wurde vor zwei bis drei Jahren von den westlichen Medien noch gern gemeldet, dass drei Millionen Uiguren in Lagern stecken würden, wahlweise aber auch eine Million bzw. anderthalb Millionen, heißt es in letzter Zeit immer öfter, es seien Hunderttausende. Jetzt wird bei DER SPIEGEL daraus „viele Tausende“, was zumindest gefühlt noch einmal deutlich weniger ist als „Hunderttausende“.

Diese Entwicklung zeigt klar und deutlich, dass die westlichen Medien über die Zahl der Internierten in Xinjiang rein gar nichts wissen, sondern sie einfach ins Blaue hinein erfinden. Ganz sicher aber weiß man, dass das, was in Xinjiang passiert – wo die Behörden keine Menschen töten – ein Genozid ist. Dagegen haben die Massaker, die westliche Bomber unter den Zivilbevölkerungen des Irak, Libyens, Syriens und Afghanistans angerichtet haben, für die westlichen Medien nie etwas Genozidales. Sie sind immer bloß ein Versehen.“

Audiatur et altera pars, Russland, Gas. Es gibt da noch die Power of Siberia, eine Gasleitung vom Baikalsee in die VR China. Nord Stream 2 ist dagegen Peanuts. Russland könnte auch auf den westeuropäischen Markt verzichten. Dann würde das Gas noch teurer, China stünde im Wettbewerb noch besser. Nennt man „sich ins eigene Bein schießen“ und gilt beim Militär als Selbstverstümmelung.

Es ist wie bei Esoterikern: rationale Argumentation hilft nicht.

dietrich antifachistin

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Einstürzende Altbäume, reloaded

ncm e-bike

Überraschung! Nachdem ich heute mit Mühe mein NCM-Moscow-E-Bike unter dem umgestürzten Baum hervorgezerrt hatte (und auch noch das Fahrrad meine Opas), stelle ich überrascht fest, dass der Hinterreifen, der gestern völlig demoliert aussah, sich wie durch ein Wunder wieder auf die Felge geschmiegt hatte. Respekt vor den Konstrukteuren – das Ding scheint ja ziemlich zäh zu sein. Noch nicht mal Luft hatte der Reifen verloren. (Das sind nicht die Originale, sondern so genannte unplattbare von Schwalbe).

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, lustkaufte ich bei der Großbourgeoisie (dahin gehen auch die Links) eine Astsäge und, für hartnäckige Fälle, eine Survival-Axt. Man kann nie wissen, ob einem der Himmel nicht ein Baum beinahe auf den Kopf fällt.

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Einstürzende Altbäume

baumbaumbaumbaum

Heute wollte ich mit meinem Roller einkaufen. Die Vorsehung hatte es aber so gewollt, dass eine riesige Weide im Hof umgestürzt war, direkt auf den Niu und mein E-Bike. Der Rest, der da herumliegt, ist eh Müll – und den Autowracks macht das auch nichts. Meine Nachbarn Jurek und Hassan und ich haben über Stunden mit Sägen, dann mit einer Kettensäge die Hälfte des Baums zerlegt, dass ich den Roller wieder ausbuddeln konnte. Nur eine kleine Delle. Wäre der Baum nur ein wenig anders gefallen, hätte er mir das Lenkrad zerlegt und das Gerät wäre hin gewesen. Beim E-Bike hat es nur das Hinterrad erwischt.

Der Baum hätte auch gestern Abend umfallen können, als ich direkt darunter stand. Danke, Merkel.

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In den Warenkorb

burkhard schröder

Machen Sie mal eine typische Handbewegung, Herr Schröder! Was könnte ich gesagt haben? Das Reich der Freiheit kommt auch nicht mit stufenweiser Verbesserung von Gefängnisbetten? Oder: Der Kapitalismus ist ungesund – sogar für Kapitalisten. Oder: Gehe in dich, das ist leicht gesagt. Doch es zu tun, ist schon deshalb schwerer, weil da wenig Auslauf ist. Oder: Altwerden bezeichnet also nicht nur eine wünschenswerte Zeitstrecke, auf der möglichst viel erlebt worden ist, möglichst viel in seinem Ausgang erfahren werden kann. Altwerden kann auch ein Wunschbild dem Zustand nach bezeichnen: das Wunschbild des Überblicks, gegebenenfalls Ernte. Oder: Die Menschen haben keinen aufrechten Gang, wenn das gesellschaftliche Leben noch schiefliegt. Oder: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns? Oder: Woher stammt nur der Aberglaube, daß die Wahrheit sich selber Bahn breche? (Nein, alles nicht von mir.)

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Hier ist kein Wartebereich, revisited

warteraum

Aus einem meiner Schreiben an die Polizei aus dem Jahr 2015:

(…) Ich habe die dem Herrn B. vorgeworfenen Tat „Sachbeschädigung Schrankenautomat“ nicht selbst gesehen, sondern nur gehört.

Herr B. kam ca. 2 Uhr [nachts] in den leeren Warteraum der Rettungsstelle im Vivantes Klinikum am Urban. Er kaufte dort am Automaten ein Getränk. Ich habe ihn beobachtet, aber zunächst gewähren lassen. Er begann aber, seinen Rucksack auszupacken und Müll auf den Bänken und dem Fußboden herumzustreuen. Daraufhin habe ich ihm erklärt, dass der Warteraum nur für Patienten und deren Angehörige sei und er die Rettungsstelle zu verlassen habe. Herr B. wurde verbal aggressiv, verließ aber dann doch den Warteraum unter lautem Schimpfen.

An der Doppeltür nach draußen drehte er sich um und warf seinen Rucksack nach mir, traf mich aber nicht. Der Inhalt – u.a. Papierschnipsel und leere Dosen – breitete sich dabei großflächig auf dem Boden aus. Einige Schwestern waren durch den Lärm aufmerksam geworden und kamen aus der Rettungsstelle. Ich kann mich aber nur noch an den Namen einer erinnern. Als eine der Schwester eine leere Erdnussdose des Herrn B. aufheben wollte, stürzte der in aggressiver Weise auf sie zu. Ich habe eingegriffen und ihn auf den Boden geworfen, um zu verhindern, dass er sie angriff.

Herr B. sammelte dann seine Sachen wieder ein, ich habe währenddessen den Kollegen Sebastian P., der Streife lief, per Diensttelefon zur Unterstützung geholt. Wir haben Herrn B. zu verstehen gegeben, dass er die Rettungsstelle zu verlassen habe, was auch geschah. Der Kollege und ich haben uns vor der Eingangstür draußen aufgehalten, um sicher zu sein, dass Herr B. auch wirklich ging.

Nur kurze Zeit später hörten wir laute Geräusche auf dem Parkplatz, konnten aber nichts sehen. Es hörte sich metallisch an, als wenn jemand auf ein Auto einschlüge. Wir sind sofort auf den Parkplatz gerannt. Kollege P. verlor dabei noch sein Diensttelefon, was ich einsammelte. Auf dem Parkplatz haben wir niemanden mehr angetroffen. Wir sahen aber, dass die Sprecheinrichtung des Schrankenautomats demoliert war. Teile davon hingen herunter oder lagen auf dem Boden.

Ich bin die Dieffenbachstrasse in Richtung Grimmstraße gelaufen, der Kollege P. in Richtung Planufer. Ich habe noch gerufen, dass ich Herrn B. nicht sähe. Den Kollegen habe ich, als ich wieder zurückging, auch nicht mehr gesehen, ich hatte aber noch sein Diensttelefon. Das habe ich beim Pförtner abgegeben.

Kurz nachdem ich wieder in der Rettungsstelle war, erhielt ich einen Anruf aus der Pforte, dass der Kollege den Herrn B. aufgegriffen habe, dass dieser aber in den Kanal gesprungen war, und dass ich eine Decke bringen solle, was ich auch tat.

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Talking devices

discord

Gestern unterhielt ich mich mit einer Frau in den USA per Discord (Screenshot), sie hat einen eigenen Server. Vor ein paar Tagen haben ich mit jemanden geskypt, der irgendwo in Kalifornien sitzt und eine Art Werwolf-Avatar spielt, den ich für einen bestimmten Plot in Second Life brauchte.

Gestern Abend bekam ich eine Kurznachricht über Telegram, wo mein Whisky war, den ich per Großbourgeoisie bestellt hatte. Mein Neffe schickte mir per Signal ein Update des Gesundheitsstatus meines Großneffen. Ein Freund sendete mir eine old schoolSMS auf mein Handy. Ich bekam rund 20 E-Mails (Spam rausgerechnet), eine davon verschlüsselt. Jemand versuchte mich per Messenger von Facebook zu erreichen – das ignoriere ich sowieso. Eine Ex-Loverin schrieb mir etwas Nettes per WhatsApp. Gestern machte ich eine Videokonferenz per BigBlueButton (ich habe einen eigenen Server) mit einer Kollegin, die eine Reportage über mich schreiben will.

Mir fiel auf, dass ich mIRC oder XChat schon ewig nicht mehr benutzt habe. Ich hatte übrigens vor Jahren versucht, spaßeshalber eine Mailbox auf meinem Linux-Rechner zu installieren, bin aber kläglich gescheitert. (Ruft da jemand im Hintergrund: DFÜ? Oder Usenet? Oder gar ICQ?)

Wait a minute. Das wird jetzt unübersichtlich. Was ist, wenn ich Avatar online spielte und mit Mitspielern chattete, dass ich Feuerschutz brauchte? Oder wenn ein Avatar (adult!) in Second Life eine meiner drei Kaiilas anspräche, die auf meinen Sims herumstehen, um den Traffic zu erhöhen? Die virtuellen Tierchen bzw. Avatare sind permanent per Textviewer online und und könnten antworten.

Das sind schon ein Dutzend Optionen, mit mir zu kommunizieren. Kann man das alles überwachen? Kann man, ist aber technisch aufwändig und geht nicht wirklich vollständig. Telegram abhören? Wer schickt Vertrauliches über Telegram?

Aber gar Signal? Da lachen ja die Hühnerinnen. Vielleicht sollte ich noch aus Trotz WeChat installieren. Und ob zum Beispiel Linden Lab so einfach Nutzerdaten und Chat-Logs herausgäbe, wage ich zu bezweifeln. Die können natürlich alles sehen und lesen. Kalifornisches Recht ist aber nicht deutsches Recht.

Beim IRC-Chat hingegen sehe ich für die üblichen Verdächtigen eher schwarz. Ist Internet Relay Chat in China erlaubt? Wie zensieren die da? Ich sage nur: #Shanghai DALnet! Aber wer nutzt das schon! Die Nachgeborenen müssen eh erst Google bemühen.

Ich kommuniziere eher altertümlich – per verschlüsselter E-Mail. Da verrät man, wer mit wem, aber nicht was. Oder ich richte einem Informanten eine eigene E-Mail-Adresse bei mir selbst an, und er muss dann nur Entwürfe schreiben, die ich dann lese. Dazu müsste ich einem Informanten natürlich trauen, und ich vertraue niemandem, außer sehr wenigen Leuten, die ich an zwei Händen abzählen kann.

Oh, ich habe heute auch schon mit meiner Chefin und einem Ingenieur hier geredet. Als ich aus dem Haus ging, schaut ich in meinen Briefkasten und war erfreut, dass keine Post von Anwälten darin war. Telefoniert habe ich auch schon. By the way: Attraktive Damen lade ich zu Waldspaziergängen ein, falls sie mir etwas Vertrauliches mitzuteilen haben und nicht in meine Wohnung kommen wollen, weil sie hier mitlesen.

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Check:

health check

Versehentlich 11 Stunden und 41 Minuten geschlafen. Behauptet meine Uhr. Prostata normal. Offenbar immer noch kein Corona.

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Aussterbende Kulturtechniken

silberbesteck

„Um das regelmäßige Reinigen des Silberbestecks zu umgehen, kannst du es zu einem guten Preis im Internet verkaufen.“ Ach ja? Die zahlen pro Kilo.

Ich habe die Teilchen gerade für’n Appel und ’n ei in der Nachbarschaft erworben. Ich finde es auch interessant zu wissen, wie man so was pflegt und aufbewahrt. Ich habe gesehen, dass in einer Schublade meiner Mutter auf dem Tafelsilber ein Stück Kreide liegt. Das alles gehört eindeutig in die Rubrik „aussterbendes Wissen“ wie das Einkochen, das gute Kochen insgesamt, das Schuhputzen, das Flicken von Fahrradreifen, das Strümpfe stopfen.

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