Wg.: Ukraine

ukraine

Fabian Lehr schreibt auf Fratzenbuch:
Keine andere ehemalige Sowjetrepublik hat durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Bildung kapitalistischer Nationalstaaten einen so extremen gesellschaftlichen Zusammenbruch erlebt wie die Ukraine. Die Ukraine war in der Sowjetunion zusammen mit den baltischen Republiken die wohlhabendste und höchstentwickeltste Sowjetrepublik (wohlhabender als Russland), erlebte im Zuge der kapitalistischen Restauration dann aber einen völligen Zusammenbruch: Ausgedrückt in Dollar mit der Kaufkraft von 2011 ist das ukrainische BIP/Kopf zwischen 1988 und 1995 von etwa 10.000$ auf etwa 4.000$ gesunken und hat bis heute nie wieder das Wohlstandsniveau der 80er Jahre erreicht. Die Lebenserwartung stürzte in den 90er Jahren um etwa 5 Jahre ab und liegt für Männer immer noch leicht unter dem Niveau der späten Sowjetunion in den 80ern.

Diese drastische Verarmung des Landes wurde durch Reste des sowjetischen Sozial- und Subventionssystems ein bisschen abgefedert, aber seit die Ukraine nach dem Umschwung von 2014 ökonomisch de facto zu einer westlichen Kolonie wurde, war damit auch immer mehr Schluss: Als Gegenleistung für die Milliardenkredite, die die Ukraine 2014 ff. bei EU, Weltbank und westlichen Banken aufnehmen musste, um die bisherigen russischen Unterstützungen auszugleichen und den Staatsbankrott abzuwenden, haben Brüssel, Washington und Co ultimativ einen neoliberalen Umbau der ukrainischen Wirtschaft, Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und drastische Reduktionen der Sozialleistungen gefordert und erhalten – dasselbe Rezept, das dann auch die Troika in Griechenland anwandte.

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Hier ist England! Ta ta ta Taaa!

war ukraine mariupol

Die BBC berichtet:
„Azov fighters and the marines have managed to defend pockets of the besieged city over the past few weeks despite dwindling resources and a fierce Russian onslaught.

If marines were surrendering en masse it would not be surprising, says Dr Aglaya Snetkov, lecturer in International Politics at University College London.

„Their supplies have been degrading, they’ve run out of food, ammunition and water – Ukrainian soldiers have posted online that their only option is either surrender or death but Kyiv authorities shut that claim down“ she said. But if thousands of Azov fighters are similarly forced to surrender, they would face a „horror show“ at the hands of Russian soldiers, she added. „Many will be killed and many will be made to go in front of Russian TV cameras to recount what they’ve done.

„It will effectively be the end of the Azov battalion which is a major part of the Russian narrative as to why they’re engaged in what they’re doing in Ukraine….to fight the ‚Nazis‚.“

Es hat sich doch etwas geändert, seitdem die BBC Feindsender war und Karl-Eduard dort arbeitete. Damals setzten sie Nazis nicht in Anführungszeichen.

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Zweifellos

mariupol
Mariupol gestern, der Rauch im Hintergrund kommt von Azovstahl, wo sich die letzten Nazis verschanzt haben.

Das wird es sein. Daran gibt es keinen Zweifel.

Kann es sein, dass ein führendes Mitglied des Ausschusses, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der Bourgeoisklasse in der Ukraine verwaltet, schon aus beruflichen Gründen einen Hang zur Theatralik hat?

Gute Nachrichten Ein Drittel der Deutschen hat erkannt, dass die Herrschaft der Bourgeoisie im Kapitalismus nur eine Scheindemokrokratie ist. Irgendwie fällt es mir heute schwer, einen Anfang zu finden. Neuer Versuch:

„Wir leben in einer Scheindemokratie, in der die Bürger nichts zu sagen haben“, meinen 31 Prozent der deutschen Bevölkerung. Auffällig dabei ist der Ost-West-Unterschied: Im Westen sind 28 Prozent der Meinung, in einer Scheindemokratie zu leben; im Osten ist es fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent).

Ich habe gestern wutentbrannt ganz entspannt mein „Welt“-Abo gekündigt. Dort wird man noch mehr als bisher nur antirussische Propaganda lesen werden (Futur II hört sich immer kompliziert an). Ich habe prinzipiell nichts dagegen, konsumiere ich doch durchaus auch die bürgerliche Presse sogar die hierzulande zensierte Presse. Das verändert mein Weltbild nicht. Ich will es aber „ausgewogen“, von allem etwas. Kakophonie ist besser als Euphonie.

Don Alphonso ist unterhaltsam, schreibt aber nur noch für Eigenheimbesitzer und Liebhaber italienischer Fahrräder und für den reaktionären Teil der Kleinbourgeoisie. Deniz Yücel ist mittlerweile zahm geworden – das mag aber dem Martyrium in türkischen Gefängnissen geschuldet sein. Harald Martenstein ist immer dann gut, wenn er über Berlinerisches schreibt – aber in der „Welt“ wird das weniger vorkommen.

Ich habe jetzt nur noch den Guardian und die Online-Ausgabe der Berliner Zeitung abonniert. Letztere verzichtet auf Gendersprache und ist Nuancen anders als der „Tagesspitzel“, wie wir das Blatt früher nannten. Mehr brauche ich vermutlich nicht.

Und jetzt das Wetter. Und jetzt der Krieg. Nicht viel passiert. Alle treffen nur richtige Entscheidungen, wie gewohnt. Die Ziele sind unverändert.

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Sammelpunkt der professionellen Revolutionäre

weltrevolution

Gibt es noch professionelle Revolutionäre? Und deren Sammelpunkte? Ich hätte gern einen Kontakt, aber bitte nur verschlüsselt. Das ist übrigens das Inhaltsverzeichnis von Reisende der Weltrevolution: Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale. Liest noch jemand solche Bücher?

Ich nehme die Empfehlungen des Publikums ernst. Ja, interessiert mich auch, und ist schon in Arbeit. Aber da ich zur Zeit sowohl eine Sim bauen muss als mich auch organisatorisch auf einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem Krankenhaus bzw. in einer Reha-Einrichtung vorbereiten als auch Schriftsätze für Rechtsstreite aufsetzen muss, die absolut lächerlich sind und nur Lappalien thematisieren, mich aber zermürben sollen, was nicht gelingen wird, mich aber um so mehr motivieren, habe ich alle Hände voll zu tun. Und der Krieg will auch beachtet werden.

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Vermischtes

Punta Gorda

Revisited: Fotografiert in Punta Gorda, der südlichsten „Stadt“ in Belize. Das sind dieselbe Frau und dieselbe Hängematte im Hintergrund.

Eilmeldung: Ein Mitglied des Ausschusses, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet, ist zurückgetreten.

Was sonst noch geschah:
– Überall sind Nazis auf dem Vormarsch, nur nicht in Mariupol.

– „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld entschieden!“ – Diese Aussage des EU-Außenbeauftragten Sepp Borrell (vorbestraft) klingt ein bisschen wie die Kriegsrhetorik aus seinem Geburtsjahr (um 1840). Würde vorschlagen, ihn von EU-Chefdiplomat in EU-Chefmilitärhonk umzubenennen. (Martin Sonneborn)

– Neues aus Gaga-Land. Schwarzwälder Bote: „Platzwärterin schaut nach Nutzenden“.

– Russisch ist jetzt offizielle Sprache der FIFA. (Als wenn das jemanden interessieren würde!)

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Tatkraft vortäuschen oder: Die Oligarchen haben das Sagen

Selenskyj

Neben der Süddeutschen könnte man auch die Deutsche Welle lesen: „Der neue Präsident der Ukraine versprach vor seiner Wahl und beim Amtsantritt einen radikalen Bruch mit den korrupten Eliten. Doch statt eines politischen Neuanfangs verfällt das Land in alte Muster.“ – „Selenskyj spielt zunehmend die für seine Vorgänger übliche Rolle eines Moderators unter den Oligarchen.“

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Election présidentielle 2022

Die Stichwahl hat Macron in der Tasche. Danke, Putin!

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Punta Gorda, revisited

Punta Gorda

Fotografiert in Punta Gorda, der südlichsten „Stadt“ in Belize. Der Ort wird vor allem von Garifuna bewohnt -(„with a mixture of Mopan and Kekchi Maya, Garifuna, Creoles, Lebanese, East Indian and Chinese peoples“) damals rund 3000 Einwohner, heute knapp 6000. Dorthin würde ich sofort wieder reisen. Dass meine damalige Freundin anscheinend missgestimmt guckt, ist vermutlich den Licht- und Mückenverhältnissen geschuldet.

Aus meinem Reisetagebuch, 15.11.1981:
…wir fragen uns durch nach Man Mans Five Stars Cooking Shop in der West Street, bezahlen sechs [Belize] Dollar für eine Hütte [vgl. Foto] mit Hängematte, Frühstück und dinner. Die Leute nennen sich Caribs, im Radio Garifuna, die Tocher spricht mit ihrer Freundin Creolisch. (…)

Wir verbringen den Abend in einem Schuppen, wo gerade die carib queen gekürt wird. Die drei Kandidatinnen tanzen langsam nach vorn auf die Bühne. Der Entertainer ruft aber seltsame Stimmzahlen aus, „6000 votes“ für eine [kann nicht stimmen, weil rund 300 Leute in dem „Lokal“ waren, darunter mit uns nur ein halbes Dutzend Weiße]. Die Band besteht aus 2 Trommeln und einem Mundharmonikaspieler, dessen Melodien (darunter Spanish Eyes) etwas verloren über dem Dum-dum schweben.

Ein paar englische Soldaten sind anwesend. Einer verwickelt uns in ein Gespräch. Wer erfahren, dass er vorher in Berlin-Spandau stationiert war und dorthin zurückkehren wird. Ein besoffener Ami erzählt uns von seinen weißen und schwarzen Kindern. Der Carib-Mann ist sehr besorgt um uns und warnte uns vor „schlechter Gesellschaft“.

Das Dorf [Punta Gorda] ist anders als Dangriga, sehr auseinandergezogen. Das Zentrum liegt an einem kleinen Markt, wo Eier und Obst und Fleisch verkauft werden, das meiste wahrscheinlich aus den umliegenden Dörfern. Wir sehen auch ein paar Maya-Frauen mit „Schador“. (…) Am Strand liegt eine zappelnde Schildkröte, die schon seit gestern da liegen soll…

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Ein guter Deutscher

georg elser

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Wenn das der Gröfaz gewusst hätte

asow

Selenskjy sprach online vor dem griechischen Parlament, zusammen mit zwei Nazis des ukrainischen Bataillons Asow. Einige Abgeordnete hatten die Sitzung boykottiert. Nur die Abgeordneten der Regierungspartei Neue Demokratie begrüßten Selensky.
„Es ist inakzeptabel, dass Mitglieder des Asow-Bataillons heute vor dem griechischen Parlament zusammen mit Präsident Selensky gesprochen haben“, sagte der Sekretär der Oppositionspartei SYRIZA – Progressive Allianz.

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Der Goldene und der Blecherne

rum guyana

Den Namen „El Dorado“ finde ich etwas kühn, denn in Guyana hat das niemand gesucht, noch nicht einmal Lope de Aguirre oder Philipp von Hutten, die immerhin das sagenhafte Goldland am Amazonas vermutet hatten.

Ich habe gerade noch einmal das grandiose Interview mit Werner Herzog aus dem Jahr 1999 über Kinski et al gelesen.
„Daß Kinski diese Rolle spielen sollte, stand schon fest, als ich das Drehbuch schrieb – in zweieinhalb Tagen, während ich mit meinem Fußballverein unterwegs war und alle um mich herum schon ab Salzburg betrunken waren und obszöne Lieder sangen. Ich habe das Drehbuch fast vollständig mit der linken Hand getippt, mit der rechten mußte ich einen Betrunkenen abwehren, der sich schließlich auch über einen Teil der geschriebenen Seiten erbrach. Dann schickte ich das Buch Kinski mit der Post, und zwei Tage später kam nachts um drei dieser bizarre Anruf: Zuerst hörte ich nur unartikulierte Schreie, und ich wußte gar nicht, wer es war. Aber es klang so merkwürdig, daß ich nicht auflegte. Dann begriff ich, daß es Kinski war und daß er begeistert war, und während dieser ganzen halben Stunde kam ich nur dazu, vier Worte zu sagen: »Wo treffen wir uns?«“

Und ja: Im Hintergrund meines Fotos ist ein alter und von der hässlichen grünen Farbe befreiter NVA-Waffenschrank, den ich kurz nach der so genannten Wende organisiert habe, also niemand so etwas haben wollte.

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I stand with Israel!

terror agaist israel

Der Terror gegen Israel geht weiter. Für Deutsche ist es weitaus sinnvoller, diese Fahne zu zeigen anstatt die der Bandera-Versteher. Just saying. Nun entfreundet mich.

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Traditionellen Werte

asow

Aus anthropologischer Sicht finde ich es normalerweise spannend, wie die Russen meinen, Propaganda machen zu müssen. Sie haben neulich stolz verbreitet, der ukrainische Nazi-Anführer sei Svyatoslav Palamasei in Mariupol liquidiert worden.

Jetzt machen sie sich immer noch über ihn lustig, aber auf eine Art, die mich an die Herrenwitze aus dem 50-er Jahren erinnert. Warum ist es denen so wichtig, über Homosexuelle beiderlei Geschlechts ihre Häme auszuschütten bzw. andere zu „bezichtigen“, sie wären schwul oder lesbisch?

Man kann natürlich auch fragen, warum es dem sexualisierten kleibürgerlichen Milieu, das man mit einer Reihe zahlloser Buchstaben, die ich nicht behalten kann, zu beschreiben beliebt, so wichtig ist, darüber zu lamentieren, wer warum welche Geschlechtsteile hat und warum nicht, statt über den tendenziellen Fall der Profitrate zu räsonnieren.

Ich verstehe es nicht. Es ist lächerlich. Deniz Yücel hat in hinter der Paywall der Welt neulich zu etwas geschrieben. Er zitierte Putin: In der Tat haben die Versuche, uns für ihre Interessen zu missbrauchen, unsere traditionellen Werte zu zerstören und uns ihre Pseudowerte aufzuzwingen, die uns, unser Volk, von innen heraus zersetzen würden, nicht aufgehört, jene Haltungen, die sie bereits aggressiv in ihren Ländern durchsetzen und die direkt zu Degradierung und Entartung führen, da sie gegen die menschliche Natur selbst gerichtet sind.

Yücel kommentiert: „Antiliberalismus meint hier die Verachtung für das, was oft als „westliche Werte“ bezeichnet wird, bei denen es tatsächlich aber nicht um kulturelle Eigenarten und Sitten geht, sondern um zivilisatorische Errungenschaften. Da auch in Deutschland – historisch gesprochen: insbesondere in Deutschland – Kultur und Zivilisation gerne verwechselt werden, zur Veranschaulichung: Bratwurst und Wandern, Borschtsch und Eisbaden sind kulturelle Güter, die man mögen kann oder nicht. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung als Teil eines umfassenden Konzepts von individueller Freiheit hingegen ist eine universalistische Idee. Basierend auf den Ideen der Aufklärung, brauchte es auch in der westlichen Welt jahrzehntelange Kämpfe, bis sie (einigermaßen) Wirklichkeit wurden – und wieder einkassiert werden können.“

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Free Speech und so

censorship

Der hier schon erwähnte Scott Ritter wurde bei Twitter gesperrt, dann aber doch wieder freigeschaltet. Ich glaube, dass das ohnehin immer mehr überhand nehmen wird, auch in Deutschland.

Wenn meine Website nicht bei einem zensurfeindlichen Provider gehostet würde, sondern bei einem der Branchenriesen, wäre sie in der Vergangenheit schon Dutzende Male abgeschaltet oder gesperrt worden.

Auch auf Facebook bin ich ständig wegen irgendeinem Quatsch „eingeschränkt“, zur Zeit, weil ich ein Plakat aus der Nazi-Zeit über Feindsender posten wollte. Dafür beamen mich die Algorithmen für zwei Monate (!) nach unten.

Bei der „Welt“ wurde jetzt zu vierten Mal ein harmloser Kommentar von mir zensiert, das vorletzte Mal wegen eines Zitats von George Orwell. Da zensieren aber nicht Algorithmen, sondern real existierende Personen, was es noch schlimmer macht. Ich weiß gar nicht, warum ich das Abo bezahle. Vielleicht sollte ich es kündigen, aber die bürgerliche Presse irgendeinen Feindsender muss man ja konsumieren.

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Eine Art von Sieg

war ukraine

Was will Putin? Ich darf die geschätzte Leserschaft auf ein höchst aufschlussreiches Interview mit Sergey Karaganiv aufmerksam machen (deutsche Übersetzung im Tagesspiegel). Zusammenfassung mit Kommentar:

1. Es war ein Krieg mit Ansage. In 2008 President Putin said that if Ukraine’s membership of the alliance became a possibility then there will be no Ukraine. He was not listened to. So the first objective is to end Nato’s expansion. Die Ukraine hat seit 2019 in der Verfassung, der EU und der NATO beitreten zu wollen. Sie waren also gewarnt.

2. …there are people in the Russian government concerned with the rise of ultra-nationalism in Ukraine to the extent that they think it is beginning to resemble Germany in the 1930s. There is also an aim to free the Donbas republics of eight years of constant bombardment. Daher das Framing „Entmilitarisierung“ und „Entnazifizierung“. Das ist natürlich Unfug und kein Grund, einen Krieg zu starten. Die Ukraine war und ist ein failed state, regiert von einer Kleptokratie wie auch Belarus, nicht zu vergleichen mit Hitler-Deutschland, und wäre mitnichten in der Lage, Russland anzugreifen, auch nicht als NATO-Staat. Letztlich geht es darum, die Separatisten im Donbass zu legitimieren.

3. Karaganiv meint, man habe vermutlich einem Krieg auf russischem Territorium zuvorkommen wollen. Das hätte man auch anders erreichen können: Wenn das russischen Modell des Kapitalismus attraktiv wäre für die Bewohner der Ukraine, wären sie sicher selbst auf die Idee gekommen, sich der ehemaligen Sowjetunion anzunähern. Außer der Sprache, die von den ukrainischen Nationalisten gewaltsam unterdrückt wird, gibt es aber nicht viel, warum Russland dem „Westen“ vorzuziehen wäre.

4. … I think it will involve the partition of Ukraine, one way or another. Hopefully there would still be something called Ukraine left at the end. But Russia cannot afford to “lose”, so we need a kind of a victory. Das ist natürlich ein weites Feld. Immerhin gibt Karaganiv zu, dass Teile der russischen Elite vermuteten, die Ukrainer würden den Einmarsch irgendwie unterstützen. Mit dem Rückzug de Russen von Kiew hat sich das Thema zunächst erledigt.

5. I also know from the history of American nuclear strategy that the US is unlikely to defend Europe with nuclear weapons. But there is still a chance of escalation here, so it is an abysmal scenario and I hope that some kind of a peace agreement between us and the US, and between us and Ukraine… Das sieht nicht so aus, die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen Russland und der NATO ist also auch aus Sicht der Russen nicht gebannt. Und da man nicht weiß, wie weit die westliche Hysterie und um welchen Preis die Oligarchen der Ukraine und ihre Marionette Selenskij den „Westen“ in einen Krieg hineinziehen würden, bleibt das Szenario einer atomaren Apokalypse bestehen.

6. Poland will gladly take back some of parts in the west, maybe Romanians and Hungarians will, too, because the Hungarian minority in Ukraine has been suppressed along with other minorities. But we are in a full-on war; it is too hard to predict. The war is an open-ended story. Bemerkenswert, dass Karaganiv davon spricht, es handele sich um einen full war und die offizielle Sprachregelung von eine militärischen „Spezialoperation“ nicht übernimmt. Natürlich gibt es auch in Polen und in Ungarn ultranationalistische Kräfte, die die ehemalige Gebiete wiederhaben wollen, aber die Polen wären schön blöd, sich diesen Klotz ans Bein zu binden.

6. If you asked me how I would describe Russia in one word, it is “sovereignty”. We defeated those who sought to rule us, starting with the Mongols, and then Carl [Charles XII] of Sweden, then Napoleon and Hitler. Also, recently, we had years of Western domination here. (…) And nevertheless, you see what has happened: Russia revolted against all that. Das ist so irrational wie die Deutschen, als beriefen sie sich auf „die Germanen“ als ihre Vorfahren oder auf das das „Deutschland“ im 13. Jahrhundert. Auf den Mongolensturm könnten sich auch die Ukrainer berufen, da es auch um Kiew ging. Gleichzeitig argumentiert Karaganiv: And Siberia is at the core of the Russian empire: without Siberia, Russia wouldn’t have become a great country. Von einem Sibirien als Teil Russlands kann man aber frühestens im 17. Jahrhundert sprechen.

7. I think the biggest loser will be Ukraine; a loser will be Russia; a great loser will be Europe; the United States will lose somewhat, but still it could very well survive as a huge island over the ocean; and the big victor is China. I told you so.

8. Russia will win, whatever that victory means, and second, because we have a strong and tough regime, so in any event, or if the worst happens, it will not be the dissolution of the country or collapse. I think it will be closer to a harsh authoritarian regime than to the dissolution of the country. But still, defeat is unthinkable. Eine Niederlage ist undenkbar? Das erinnert mich an einen anderen größten Feldherrn aller Zeiten. Wenn er sich da mal nicht täuscht. It’s the economy, stupid!

war ukraine

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Lang lebe der Atavismus!

feldstudie

Die Deutsche Gesellschaft für Anthropologie und Atavistik e.V. bedankt sich bei Ihnen für Ihre Teilnahme an der Feldstudie: „Primates, peer group pressure and catharsis on social media and blogs“. Eine Aufwandsentschädigung ist leider nicht vorgesehen.

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Deutscher Qualitätsjournalismus in Stahlgewittern

welt

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Punishing Quotas oder: Was macht eigentlich das Großkapital?

alu

Es zittert ein wenig: „Amazon will block and flag employee posts on a planned internal messaging app that contain keywords pertaining to labor unions, according to internal company documents reviewed by The Intercept. An automatic word monitor would also block a variety of terms that could represent potential critiques of Amazon’s working conditions, like “slave labor,” “prison,” and “plantation,” as well as “restrooms” — presumably related to reports of Amazon employees relieving themselves in bottles to meet punishing quotas.“ (via Fefe)

Die müssen ganz schon unter Druck stehen, wenn sie zu so dämlichen Maßnahmen greifen. Die Gewerkschaft ist übrigens unabhängig. „Amazon Labor Union’s Guerrilla“ – sehr schön!

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Entbanderafizierung jetzt!

melnyk

Hier ist dringend eine Entbanderafizierung nötig. Auf den unsäglichen Tweet des ukrainischen Botschafters gibt es eine schöne Antwort: „The moment of Bucha massacres should be the moment Ukrainians really understand WHAT Bandera and his accomplices did to Poles from Volhyna in 1943″.

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Selbstverteidigungs- und Gegenangriffskampf wie üblich

ostlandritt
Die Deutschen wieder im Kriegsmodus (Symbolbild)

Putin ist unstrittig ein Auslaufmodell. So geht Imperialismus heute nicht mehr. Man macht das wie die Chinesen: Man klaut das Gute vom Feind oder imitiert es, dann macht man es besser und kauft den Feind auf oder sieht vom Sessel aus zu, wie der zusammenbricht oder um Hilfe bitte. Problem solved.

Die Chinesen haben mit dem klassischen Einmarschieren nicht so gute Erfahrungen gemacht, ähnlich wie Russland jetzt, mit einer identischen Rolleneinteilung, nur dass die im jahrzehntelangen Guerillakrieg gestählte vietnamesische Armee die Ukraine vermutlich schneller erobert hätte als die Russen jetzt. Danach gab es immer nur asymmetrische bewaffnete Konflikte, wenn man von Kriegen zwischen drittklassigen Kombattanten absieht.

butscha

Ich versuche gerade, mir eine Meinung über das Massaker in Butscha zu bilden. Das ist gar nicht so einfach. Die Propaganda-Strategie der Russen ist klar: Alles vom Feind inszeniert. Wer über Jahrzehnte vertuscht, verleugnet und lügt, dass sich die Balken biegen, dem glaubt man nicht so einfach. Es bleibt aber vieles ungereimt. Thomas Röper hat sich schon festgelegt: „Warum die Meldungen über angebliche russische Kriegsverbrechen in Butscha eine Lüge sind“. Der „Anto-Spiegel“ bezieht aber offenbar die meisten Informationen von Alina Lipp und deren Telegram-Kanal „Neues aus Russland“.

butscha

Thomas Laschyk hat das überprüft und bietet im Gegensatz zu den meisten oberflächlichen Medienberichten ausführliche Links und Quellen. Für mich klingt das einigermaßen überzeugend: Die Russen lügen, wenn sie behaupten, sie wären schon abgezogen, als die Leute massakriert wurden. (Es kommt offenbar auf die Timeline an). Außerdem gab es schon Berichte Anfang April von Augenzeugen. Der Guardian hat die Einwohner von Butscha aktuell befragt; das sieht alles seriös aus, obwohl nicht alle meine Bedenken ausgeräumt worden sind. (Die viel zitierten Satellitenbilder sind aber irrelevant – das kann alles Mögliche bedeuten.)

butscha

Wir werden weitere Massaker erleben, von beiden Seiten. Das Selenskyj-Regime, das die Kleptokratie in der Ukraine organisiert, ist keinen Deut besser als Putin. Wenn man Krieg bestellt, weiß man, was man geliefert bekommt. In jeder Armee gibt es viel zu wenige vom Schlage eines Hugh Thomson.

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Die hier schon vertretene These scheint sich zu bewahrheiten: Die Angriff im Nordosten der Ukraine und auf Kiew war ein Scheinangriff, um ukrainische Kräfte zu binden, dass ein Entsatz von Mariupol und den beiden umkämpften Oblasten vereitelt wurde. Es war offenbar auch egal, wie das enden würde für die Einheiten um Kiew. Das ISW meint: „Russian forces retreating from around Kyiv will likely need considerable time before they can return to combat.“

Die eigentliche Entscheidung kommt noch: Efforts by Russian forces advancing from Izyum to capture Slovyansk will likely prove to be the next pivotal battle of the war in Ukraine. Russian forces likely intend to cut off Ukrainian forces in eastern Ukraine and will need to take Slovyansk as their minimum step to do so.(…) If Russian forces are unable to take Slovyansk at all, Russian frontal assaults in Donbas are unlikely to independently breakthrough Ukrainian defenses and Russia’s campaign to capture the entirety of Luhansk and Donetsk oblasts will likely fail.

mariupol

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