Offenbar oder: Gute und schlechte Nachrichten

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Luhansk battle map (ISW)

Zuerst die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Putin ist schon fast tot.

– Die russischen Truppen haben nur noch für drei Tage Vorräte.

Stockt die Invasion? Die russischen Invation stockt! Die Russen können die Ukrainer nicht schlagen.

High-Tech-Guerilla schwächt die Russen.

– Der Teufel Putin nutzt seine Höllenwaffe und lässt Feuer vom Himmel regnen.

– Russland hat zu wenig Soldaten.

– Die Ukraine gewinnt den Krieg!

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Staatsbürgerliche Aufklärung: Tattoos der „Verteidiger“ von Azovstal oder: Gibt es eigentlich Nazis in der Ukraine oder sind das nur Tausende von Einzelfällen?

Jetzt die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Kissinger rät den Ukrainern, territoriale Zugeständnisse zu machen.

– Russland ist in der Region Luhansk offenbar überlegen.

– Die Russen Russian stoßen östlich und westlich von Popasna vor, um die ukrainische Nachschublinien südwestlich von Severodonetsk zu unterbrechen und die ukrainischen Truppen im Oblast Luhansk vollständig einzukesseln.

– Die Russen erstürmen die nördlichste Stadt in der Oblast Donezk.

– Der Angriff auf die Großstadt Sewerodonezk (100.000 Einwohner) wird bald starten, sobald die Region abgeriegelt ist.

– Russland ist deutlich überlegen.

– Selenskij: Ukrainer sind unterlegen.

– Russland gewinnt im Osten.

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Für eine bessere Welt ohne Antisemitenpack

Das Lower Class Magazin habe ich aus der Blogroll entfernt. „Im In- wie im Ausland versuchen wir, denen eine Stimme zu geben, die aufbegehren, die rebellieren und die für eine bessere Welt eintrete“. Das Publikum wies schon darauf hin, dass es sich um Antisemiten- und Gendersprachenpack handelt.

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Miscellaneous

genderwahnsinn

Gibt es eigentlich wirklich etwas Neues, die Weltläufte betreffend?

– Vor Zoom hatte ich schon gewarnt.

– Computerspiele machen süchtig und gleichzeitig intelligenter.

– Es gibt noch Länder mit Telefonzellen, die scheinen aber eine Ausnahme zu sein.

– Russland erhöht Pensionen und den Mindestlohn.

burks

– Die Uiguren hatten wir schon. Die Platte Propaganda-Textbausteine werden bei Bedarf auch in Zukunft immer wieder hervorgeholt werden.

– Softwareprobleme? Softwareprobleme!

– Ich warte auf den Herbst. Vielleicht ist die Linke dann nicht mehr im Bundestag und Merz Kanzler.

– Die Motivation der ukrainischen Truppen ist wie immer sehr hoch.

– Die Chinesen üben in der Nähe von Taiwan.

– „Homecoming soldiers“ gibt es jetzt auch auf Russisch.

– Viele Deutschen haben einen Knall.

Telefonzelle

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Marsch auf [bitte selbst ausfüllen]

roman soldiers

Die Geschichte wiederholt sich usw.. Man muss nur manche Kriegsberichte, die zwei Jahrtausende alt sind, mit anderem Personal heute wiederholen. Ich habe Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien fast durch und vergebe die maximale Anzahl von Sternchen. 500 Jahre Römer gegen Germanen und umgekehrt – von Caesar bis Chlodwig. Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil man auch alles, was es zu sagen und zu wissen gibt, über die Germanen erfährt.

gladius Die Faktenfülle ist schier unermesslich, aber nie langweilig, wenn man sich für das Thema interessiert. Sogar ich, der meint, eine ganze Menge zum Thema zu wissen, konnte vieles lernen und musste auch manches korrigieren. Die unzähligen Sandalenfilme wiederholen immer nur ein Klischee, was Bewaffnung und Outfit angeht: Die Römer übernahmen in Lauf der Jahrhunderte von ihren Feinden aber alles, was praktisch war, bis hin zu runden Schilden, Steigbügeln und Langschwertern. Großartig sind auch die archäologischen Einschübe, was man wo gefunden hat, zum Beispiel im Kammerngrab von Gommern.

Und umgekehrt: Die Germanen imitierten Roms überlegenen militärischen Mittel, die herrschende Klasse stattete ihre Gefolgschaft mit römischen Beutewaffen aus, so dass dieser Vorteil der Römer irgendwann verschwunden war. Schon im Krieg gegen den Markomannen Marbod agierten die Germanen nicht mehr als ein undisziplinierter Haufen. Nur in der Logistik, bei der Artillerie und beim Straßen- und Städtebau blieben die Römer unschlagbar.

Fischers Buch ist für mich besonders dann spannend, wenn man die Passagen über die Spätantike liest, die in der Popkultur so gut wie nie vorkommt oder nur als Bullshit-Hollywood-Bingo. Kennt jemand das germanische Königreich der Sueben – im heutigen Portugal? Wer weiß, dass die ostgermanischen Vandalen ein Reich in Afrika gründeten? Oder die Brukterer, die in der Varus-Schlacht den Adler der 19. Leguon erbeuteten und in der Spätantike den Kern der späteren Franken bildeten, und die bei einem ihrer Beutezüge die heutige spanische Stadt Tarragona plünderten: Die Germanen haben sich endlich als herrschende Klasse über die Struktur des römischen Reiches gestülpt, ähnlich wie es die spanischen Konquistadoren mit den indianischen Reichen in Südamerika taten.

Man könnte auch über die aktuelle Völkerwanderung in Gegenrichtung sinnieren. Damals hätte niemand die Idee gehabt, die Germanen als „Klimaflüchtlinge“ zu bezeichnen, obwohl sie das auch waren. Sie „flohen“ auch vor Krieg, weil die Stämme im Osten, zum Beispiel die Goten, die anderen Gruppen vor sich her trieben. Ich sehe da starke Parallelen, würde aber Shitstorms ernten, äußerte ich diese Meinung außerhalb dieses Blogs das bekanntlich niemand rezipiert.

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Römische Russische Soldaten auf dem Marsch

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Fast Planwirtschaft sowie Greifzangen

windows xp

Ich konnte nicht widerstehen – ein Fall für das Softwaremuseum. Dabei ist die Maschine, auf der das oben läuft, extrem effektiv: Man loggt sich hier per Transponder, der Teil des Schlüsselbundes ist, ein und wählt per Touchpad aus, was man essen will, eine Woche im voraus. An dem jeweiligen Tag loggt man sich wieder ein, und die Küche kriegt einen digitalen „Bon“ und weiß, was sie liefern soll. Man wird platziert, und das Mahl wird an den Platz gebracht. Ich sehe keinen Unterschied zur kommunistischen Planwirtschaft: Nichts muss weggeworfen werden, und das Küchenpersonal kann ökonomisch rational handeln. Und ich gehe jetzt Jagen und Fischen. Oder irre ich mich?

Das profitorientierte Gesundheitssystem ist marode, selbstredend auch die Reha-Einrichtungen. Das äußere Luxus täuscht. Wenn man sich die medizinische Seite ansieht, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll. Am Wochenenden und an Feiertagen wird nicht gearbeitet – es müssten höhere Löhne gezahlt werden. Das geht gar nicht. Und wenn ein Physiotherapeut krank wird, fällt seine Stunde eben aus. Wäre ich Fußballprofi, bekäme ich vermutlich täglich mindestens fünf Stunden irgendwas zu tun.

Ich werde zwei Tage zusätzlich verlieren – Himmelfahrt und Pfingstmontag. Zum Glück waren die Physiotherapeutinnen im Martin-Luther-Krankenhaus sehr professionell und haben mir Übungen empfohlen, die ich selbst machen kann. Hier „rehabilitiere“ ich schon fünf Tage und bin bisher nur zwei Mal je 15 Minuten Standfahrrad gefahren, habe zwei Mal in der „Hockergruppe „jeweils 20 Minuten die Beine geschlenkert, und durfte betreut spazierengehen, was ich auch allein geschafft hätte. Ich warte immer noch auf eine individuelle Physiotherapie. Die erste ist laut „Dienstplan“ am Freitag…

Gestern ist mir beim unbegleiteten Gehen mein neues Gelenk rausgeflogen (Luxation). Ich bewegte mein rechtes Bein falsch, es knackte hörbar, und mein rechter Fuß drehte sich nach außen, was nicht sein soll. Es tat höllisch weh, wie bei einem starken Krampf. Ich hatte großes Glück, weil die nächste Bank nur 20 Meter weit entfernt war. Als ich mich schmerzverkrümmt darauf fallen ließ, gabe es wieder einen hörbaren Knack, und das Gelenk war wieder drin. Learning by doing. Gelobt sei, was hart macht.

greifzangen

Falls jemand eine Greifzange braucht, weil zu weit Bücken temporär verboten ist: Das ein einschlägige Angebot der Großbourgeoisie (Foto links) ging hier schon am zweiten Tag kaputt, weil a) aus Plastik mit einem zerbrechlichen Scharnier und b) weil ich mich draufgesetzt hatte – allerdings auf weichem Untergrund. Heute bekam ich vom hiesigen Reha-Geräte-Experten eine neue. „Immer aus Metall“ war sein Rat, und der ist vermutlich richtig. Es geht in homoöpathischen Dosen voran.

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Protokollstrecken und coordinated inauthentic behavior

waldsiedlung

Ich rekonvaleszenziere hier vor mich hin in Sichtweite der Waldsiedlung. Die, die hier wohnten, werden bis auf wenige Ausnahmen, irgendwann fast vergessen sein. Vielleicht ist das nicht richtig. Zum Beispiel:
Da Axens Tätigkeiten im Politbüro der SED nicht mit den Grundsätzen der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit zu vereinbaren seien, wurde der Witwe, Sonja Axen, die Entschädigungsrente von monatlich 800 DM, die sie nach ihrem verstorbenen Mann erhielt, 1992 aberkannt. Sie war die Tochter des antifaschistischen Widerstandskämpfers Harry Kuhn.

Nein, so etwas muss man den Nachgeborenen ab und zu unter die Nase reiben. By the way: Das Kunstwerk oben, das ich online nicht finden konnte, gefällt mir – es erinnert mich irgendwie an meine neue Hüfte.

waldsiedlungwaldsiedlung

Die Zeitläufte sind hier weit weg. Ich empfehle aber dringend, sich das Video von The New Atlas anzusehen: „Russian Ops in Ukraine – Ukraine Losing M777 Howitzers, Continues Losing Ground in Donbas“ (in Englisch, ca 23 Minuten). Danach lacht man sich über die Berichte in deutschen Medien nur kaputt. („Formally known as „Land Destroyer,“ The New Atlas provides geopolitical analysis by Brian Berletic (aka Tony Cartalucci) with a focus on Eurasia, based in Bangkok, Thailand.“) Nein, das ist kein russischer Propagandakanal. Das Publikum mag sich selbst ein Bild machen.

Oder auch Time lesen:
„While 141 countries in the UN voted to condemn Russia’s aggression, the number of African, Middle Eastern and South American countries who have imposed sanctions on Russia is 0. (…) …two-thirds of the world doesn’t see the war that we see.“

waldsiedlung

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Leadership failures

azovstal

For the mayor of Odessa, the Azovstal fighters are real heroes. “In my opinion, Mariupol saves not only Odessa, but the whole of Ukraine,” said Hennady Trukhanov, according to the Unian agency. “Because this selflessness shown by our military in Mariupol is a true example of heroism.”

Ach. Damit ist es jetzt wohl vorbei. Ich erwarte bald die ersten Filmcrews in den Ruinen, um Postakopalyptisches abzulichten.

azovstal
Source: russische Propaganda und deshalb natürlich voll gelogen

Die Lage? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht mehr aus deutschen Quellen informiere. Ein kurzer Überblick über die Themen reicht mir schon, damit ich mich voll Grausen abwende. Komplett Propaganda, nur nicht so offen wie die russische Version, sondern subtil und oft auf die Tränendrüsen drückend. Muss ich nicht haben: Nach dem ersten Satz kennt man den Rest schon.

Wir wollen alle Rüstungsexporte aus Deutschland verbieten. (…) Umbau der Rüstungsindustrie mit guter Arbeit für die Beschäftigten. (Die Linke)

Keine Analyse, nirgends. Keine verlässlichen Quellen, nirgends. Nehmt dies, Linke: Eure Forderungen nützen gar nichts, null. Man verhindert keine Kriege, indem man keine Waffen exportiert. Viel mehr sollten die Linken fordern: Waffen für die Guten! Ich habe nichts gegen eine vergesellschaftete Rüstungsindustrie. Ich fordere das aber erst, wenn die Linke unter fünf Prozent stürzt, was bekanntlich bei der nächsten Wahl geschehen wird.

azovstal
Mariupol, Bahnhof Азовсталь, 1988

Die Lage, revisited? Die Russen sagen: …the Russian army has changed the tactics of military operations in the Donbass. Instead of trying to create one big cauldron for the entire 40,000-strong group of the Armed Forces of Ukraine, now the enemy forces are dismembered, deprived of supplies and beaten in parts.

So, the largest boiler is being created in Lisichansk – there the catch can significantly beat the record of Azovstal. Nearly 10,000 Ukrainian soldiers will be surrounded. If the cauldron takes place, it will be not only a major military, but also a moral victory.

donbass

Ist das realistisch? Ich lese kaum etwas in den Mainstream-Medien über die Motivation der zwangsrekrutierten ukrainischen Soldaten, sehe aber viele Videos von welchen, die sich weigern zu kämpfen oder sich ergeben. Das kann ich nicht verifizieren, es ist aber logisch. Für was sollen die den Kopf hinhalten? Für die Kleptokratie der Ukraine und deren Marionette Selenskij? Die wollen doch nur überleben, und das ist ihr gutes Recht. Ich behaupte immer noch, dass Putin die gesetzen Ziele weitgehend erreichen wird.

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Russische Soldaten bei Sjewjerodonezk

Die Motivationsfrage stellt sich natürlich auch den Russen. Sie fangen an, ihr bestes Gerät aufzufahren, was meine These bestärkt, dass sie sich verschätzt haben, weil sie dachten, das werde ein Durchmarsch. Aber auch der „Terminator“ (unten) wird keine Schlachten entscheiden, wenn die Offiziere Pappnasen sind, korrupt und keine Initiative zulassen, und wenn der Nachschub bröckelt, je weiter die russische Armee vorrückt. Das tut sie:

Russian Airborne (VDV) forces reportedly took control of Volodymirivka and Lypove, and broke through Ukrainian defenses in Komyshuvakha, all north of Popasna. Troops of the Russian ”Wagner” Private Military Company reportedly took control of Trypillya and Vyskrivka to the west of Popasna. (ISW)

russian soldiers
BMPT (auch BMP-T, russisch Боевая машина поддержки танков, Bojewaja maschina podderschki tankow, zu deutsch: „Panzerunterstützungsfahrzeug“

Jetzt die guten Nachrichten. Ich habe zum ersten Mal von Volodymyr Ishchenko gehört, der in in Berlin lehrt. Roman Grabowski, der gerade bei den „Linken“ ausgetreten ist, zitierte mehrere seiner Artikel, u.a.
Courthouse News: „This is a war of leadership failures at many levels“.

Grabowski fasst das zusammen: Den Angriff auf die Ukraine rekonstruiert er hier als Folge einer dreifachen Krise der Hegemonie im Sinne der „capacity of the ruling class to lead the whole society, not simply to dominate it but to actually present themselves as actual leaders in the development of society“.
Auf globaler Ebene sei es eine Krise der Hegemonie der USA.

Zweitens sei es im Hinblick auf den postsowjetischen Raum eine Krise der Hegemonie nach außen, wo sich Russland durch den Mangel eines „attractive soft power project“, wie sie die USA oder die EU ausüben, auszeichne. Deshalb setze Russland nun für die Machtausübung auf Zwang und Gewalt (“So we should see this invasion as the failure of soft power, the failure of anything like an attractive development project,” he said. “Russia resorts to hard power.“).

Drittens handle es sich aber auch um eine Hegemoniekrise Russlands im Inneren, denn die russländischen Eliten würden von den Bürgern nicht als legitim betrachtet, das Putin-Regime sei grundlegend instabil und paternalistisch-klientelistisch sowie ideologielos („fundamentally unstable system based on paternalism and not on ideology“, „very non-ideological, […] relied on patronage networks, patron-clientelistic relations and […] discussed in concepts like clans, financial industrial groups“).
(…)
„No, the war is in the rational interests of the Russian ruling class. A stronger ideological regime might be an outcome of the war, not the other way round.“ He said Russian elites want to „assert their status globally, to empower themselves regionally and to consolidate their power on the domestic level.“

donbass
„Donbass“ painting by Alexander Deineka, USSR, 1947

Dem kann man vorbehaltlos zustimmen. Ich glaube auch nicht wie die alarmistische Fraktion der Linken, dass in Russland ein faschistischen Regime droht. Dazu sitzt die herrschende Klasse viel zu fest im Sattel, und außer dem städtischen Kleinbürgertum, das politisch irrelevant ist, aber um so mehr in den westlichen Medien abgefeiert wird, empört sich niemand.

Ich mach jetzt wieder Reha.

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Betreutes Gehen (FYI Tag 9 nach Operation)

patiententransport

Was sonst noch geschah. Machen wir es sowjetisch: Der Plan ist, im August wieder unter der Spandauer Wasserstadtbrücke hindurchzupaddeln, und vorher unter der Spandauer Seebrücke (im Hintergrund des Fotos zu sehen).

zimmer

Studiert die Werke des Vorsitzenden Burks, hört auf seine Worte und handelt nach seinen Weisungen! Falls hier noch jemand Ersatzteile implantiert hat hüftgeschädigt ist: Ich kann nur empfehlen, die von den Kassen bezahlte Rehabilitation in Anspruch zu nehmen. Nach meinem doppeltem Hüftbruch 1995 habe ich das sträflich vernachlässigt, weil ich irrig dachte, das gäbe sich schon irgendwie. Und als ich es mir wenige Jahre später beweisen wollte und allein mit einem 20-kg-Rucksack durch Venezuela lief, bestätigte mich das. Die minimale Fehlhaltung war auch beim Laufen und bei Krav Maga kein Hindernis. Aber je älter man wird usw…[bitte selbst ergänzen].

internet

Dank des profitorientierten Gesundheitssystems Nun bin ich also Gast bei der Michels Unternehmensgruppe. Es kam, wie es kommen musste: Ein Computer für Tausende für das ganze Gebäude, und WLAN kostet zwei Euro pro Stunde. Zum Glück bin ich komplett hardwaremäßig autonom und führe auch mein Internet mit mir. Wieder sowjetisch: Ich plane, mich mal vor den hauseigenen Rechner zu setzen, wenn niemand guckt, um vielleicht die Startseite etwas attraktiver zu gestalten. Oder auch ein anderes Wallpaper? Erotik kommt immer gut.

girl

Das Schwimmbad ist kaputt. Ich dachte, mich erwartete ein Anblick etwa wie oben. Gut, ich mag Schwimmen sowieso nicht.

Ich dachte, Ost-Bräute hätten immer kurze blonde Haare und eine Walküren-Figur? Als Ersatz kann ich den Märkischen Konsum in der Offenbachallee empfehlen: Die Verkäuferin ist mehrere Blicke wert und äußerst attraktiv (sie trug ein schwarzes Tommy-Hifinger-1985-shirt – das ist aber nicht ihr Geburtsdatum. Ich habe sie gefragt!) Seife ist in der Reha-Klinik nicht im Preis inbegriffen, ich musste welche im Konsum kaufen.

seniorenresidenzLeberseniorenresidenzKuchen

Alles luxuriös hier, aber natürlich Abzocke. Der Obararzt sagte grinsend zu mir: Eine Flasche kostet 2,50 Euro, aber das Wasser dazu sei gratis. Ich trinke aus Protest Leitungswasser. Essen: Sehr gut, all you can eat bei Frühstück und Abendessen, und nicht vegan verseucht. Nehmt dies, Muselmanen: Leber und Wurst vom Schweinchen!

Kurschatten gibt es nicht Die Anlage hier ist umzingelt von Altenheimen Seniorenresidenzen, wo diese vor sich hin residenzen. Ich bin der einzige Mann mit langen Haaren und vermutlich auch der einzige mit Instagram, Linux usw. und dem üblichen Zeug, was man so braucht. Heute erstes betreute Gehen. Krückendichte bei fast 100 Prozent, ansonsten meistens weißhaarige Damen, die nicht zur Bulimie neigen und die mich natürlich überhaupt nicht ansprechen weil sie irrig denken, ich sei zwei Jahrzehnte jünger als sie.

girl

Mein Gang ist natürlich nicht so, wie er sein sollte (die Version „weiblich“ oben) und wie die liebreizenden Physiotherapeutinnen im Krankenhaus mir rieten. Ich muss deren Tipps erst in mein Langzeitgedächnis hämmern. Man kann hier aber auch den gewohnten Trott hinter sich lassen. Aufstehen um sechs Uhr – sonst kriege ich kein Frühstück ab. Ich werde übrigens am 8. Juni entlassen. Bis dahin muss ich ohne Krücken gut laufen können.

burks

Was macht eigentlich Putin?

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FYI: Tag 6 nach Operation

burks

Letzter Abendspaziergang im Patientengarten. Ab morgen Reha.

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Wg. Mariugrad

soldier

Im Rahmen der Spezialoperation „Barbarossa“ wurden Soldaten der Wehrmacht aus Stalingrad evakuiert. #wording #propadanda

Wait a minute. Habe ich etwa ein falsches Foto zum falschen Thema genommen?

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Unter Jägerschnitten

jägerschnitte

Aus der Reihe „Rezepte fremder Völker“: die Jägerschnitte. Ich habe vor der investigativen Recherche im Internet versucht, meine Geschmacksnerven erkunden zu lassen, aus welcher Substanz diese Schnitte sei – Fleisch, Fisch, Wurst, pure Chemie oder gar geschmacklose arabische Pampe? Oder ist diese Schnitte eine embryonale Form des Jägerschnitzels?

Nein, ich beklage mich nicht. Ich würde nur gern wissen, ob Wurst, hier Jagdwurst, immer nach nichts so schmeckt? Und was ist Aufschnitt-Grundbrät? Hört sich nicht gut an, so wie „Erich Honecker“ oder „Sättigungsbeilage“…

Nach dem Verzehr habe ich aber beschlossen, das Rezept nicht unbedingt nachkochen zu müssen oder erst, wenn ich mir nichts anderes mehr leisten kann.

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Feucht-schwüle nibelungische Killer-Hasen

woman in a bar

Während meine Gelenke quietschten und die Muskeln zappelten, sprach ich mit meiner bezaubernden, aber sehr jungen Physiotherapeutin über dieses und jenes. Als sie mich fragte, was ich studiert habe und ich „Altgermanistik“ anwortete, merkte ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass ich auch hätte hieroglyphische Assyriologie antworten können, obzwar sie „interessant“ murmelte. Das, sehr geehrte alte weiße Männer mit feucht-schwülen Träumen, ist kein Interesse, sondern professionelle Empathie, bedeutet also rein gar nichts. Ich reagierte spontan und bot ihr an, am nächsten Tag – während meine neue Hüfte die ersten Salsa-ähnlichen Turns machte – das Nibelungenlied zu rezitieren, selbstredend auf Mittelhochdeutsch. Das fand sie dann doch lustig.

Später fiel mir ein, dass eine interessantere Anmache, fände dieses Gespräch in einer lauschigen Bar statt, gewesen wäre, etwas über Killerhasen in feudalen Handschriften zu erzählen. Darüber weiß ich aber nicht viel – ich müsste also, nachdem die Aufmerksamkeit geweckt, doch auf dem kürzestem Weg zurück zum Nibelungenlied, über das ich vermutlich stundenlang referieren könnte, ohne einmal im Internet nachschauen zu müssen oder auf meinem Blog.

Ich stelle mir also die Aufgabe, rein hypothetisch natürlich, wie so etwas aussehen könnte, umrahmt von schummerigem Licht, guten Getränken und einem Mädel gegenüber, dass schon fest entschlossen ist, wenn die ersten zwei Minuten langweilig werden, sich alsbald dem nächstbesten veganen Hipster mit Waschbrettbauch an denselbigen oder den Hals zu werfen.

killer rabbit

Wir wiederholen heimlich, um für alle Fragen gewappnet zu sein: Der zentrale (Klassen-)Konflikt im Nibelungenlied thematisiert genau das Problem: Während die eine Fraktion darauf beharrt, dass die Kriegerkaste hierarchisch geordnet ist – mit dementsprechenden eindeutigen Rechten und Pflichten, aber auch dem Risiko, dass jeder jedem baldmöglichst den Schädel einschlägt, um sozial aufzusteigen, verweigert die andere das, sondern schmuggelt unverbindliche Begriffe wie friund ein, die das Lehnswesen aushebeln, weil niemand weiß oder nachvollziehen kann, wer bei „Freunden“ das Sagen hat. Das ist das Todesurteil für eine orale Gesellschaft. Das Nibelungenlied – eigentlich eine Art Propagandaschrift der Ministerialen, die nicht mehr Vasallen waren, lässt die „altertümliche“ Fraktion sich gegenseitig abschlachten, bis niemand mehr übrig bleibt, was die Rezipienten sicher richtig verstanden haben. Das wäre so, als stünde am Schluss eines „Tatorts“ auch der Tod der Kommissare und aller Statisten.

Das Nibelungenlied ist aber trotzdem „altertümelnd“, weil alle vergleichbaren Epen, die im 13. Jahrhundert entstanden, etwa der Parzival – für mich das feudale Epos schlechthin – zwar Hauen und Stechen exzessiv schildern, aber die Protagonisten fast immer überleben lassen. So grimmig und gruselig (wenn man den stabgereimten Original-Text sich vorliest) wie das Nibelungenlied endet nur noch das rätselhafte Hildebrandslied, das aber rund 300 Jahre älter ist.

killer rabbit
14th century, Ms. 121, fol. 23r, Bibliothèque de la Sorbonne, Paris, France. Detail. (CC BY-NC 3.0)

So wird das natürlich nichts. Die Dame hängt schon auf dem Schoß des Hipsters. Also anders.

„Mitteldeutsch? Braucht man das oder kann das weg?“
„Wenn man sich für Literatur interessiert, kann man das nutzen, um zu kapieren, dass es immer nur um das Eine geht…“
„Um Sex? Bist du nicht ein bisschen zu direkt?“
„Das Eine meint meint hier: Klassen, die sich bekämpfen, nutzen die Geschichten (besser vielleicht wie das Original: alte maeren), die vorgesungen wurden, um sich gegenseitig die Welt zu erklären – ungefähr wie Linton Kwesi Johnson.“
„Der spielt doch Reggae?“ (Dame denkt: Kennt der Kerl sich etwa mit Popkultur aus?)
„Der Musikstil ist egal, aber Songs wie Forces of Victory erzählen mehr als das, was in den Medien vorkommt. Oral history und so. So ist es vor einem Jahrtausend auch, nur ein bisschen komplizierter.“
„Soso.“ (Dame nickt und bleibt sitzen.)
„Die Literatur um 1200 ist nur für die Herrschenden bestimmt, das Volk taucht nicht auf und hört auch nichts davon. Lesen konnten sowieso nur Mönche. Kompliziert, weil die Thesen kodiert sind und wir Texte heute sowieso anders rezipieren. Hegel hat gesagt, dass feudale Epen ungefähr wie eine katholische Messe seien. Hegel turnt garantiert ab.
„Kodiert? Ich bin keine Mathematerikerin!“
„Kostümiert ist besser. Denk an Fifty Shades of Grey – zu direkt Games of Thrones: Das ist eigentlich eine Soap Opera, nur mit komischen Klamotten und Drachen. (Eventuell ist der Zusatz nötig: Den Quatsch habe ich nie gesehen.) Im Nibelungenlied kostümieren sich Ministeriale, eine Klasse, damals recht „modern „war, als frühmittelalterliche Schlagetots. Deren Zeit war aber schon vorbei. Das ist extrem verkürzt – nein, das weckt falsche Assoziationen. Das würde jetzt langweilig werden, wenn wir ins Detail gingen, warum sie das tun und wie…“
„Kommt im Nibelungenlied auch Sex vor?“
„Ziemmlich drastisch sogar – Brünhilde denkt, sie fickte mit ihrem Ehemann Gunther, in Wahrheit ist es aber Siegfried – so eine Art indirekter Dreier. Willst du wirklich die Details?“
Dame lächelt und bestellt noch ein Getränk.

killer rabbit
A killer rabbit in the medieval manuscript Bréviaire de Renaud de Bar (1302-1304). Ms 107, fol.-89r-89r. Source: Bibliothèque de Verdun/ CC BY-NC 3.0

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FYI: Tag 5 nach Operation, et al

mirror
Eine Krankenschwester bei der Morgentoilette (Symbolbild)

Komisch, das Gehen wieder neu lernen zu müssen. Eine meiner Physiotherapeutinnen hat mich vor den Badspiegel hier gestellt und gezeigt, wie ich ein paar Male die Beinchen heben kann, ohne die Schultern schräg zu halten. Ich hatte vergessen, wie das geht. Ich kann sogar das Becken bewegen, obwohl es zum Salsa nie mehr reichen wird. Alles ist jetzt schon besser als vorher, und ich bin guten Mutes.

Gibt es irgendwo eine Website, auf der ich dieses Krankenhaus bewerten könnte? Gerade hat eine Krankenschwester zwei heiße Tassen Kaffee neben den Laptop gestellt, ohne dass ich den gesondert hätte bestellen müssen. Und gestern bekam ich eine Fußwaschung mit anschließender Ölung händisch aufgetragener Creme – auch das hätte das Personal nicht machen müssen.

Einer meiner Operateure sagte mir, er habe mich an dem Röntgenbild meiner Hüfte „wiedererkannt“. Decken die das Gesicht während des Eingriffs ab? Machte Sinn, dass sie sich bei einem hässlichen Mann nicht weniger Mühe geben als bei einem nackichten Model, obwohl die selten neue Hüften brauchen.

urlaub

Zum Glück hatte ich schon im letzten Jahr einen Teil meines Urlaubs eingereicht, ohne zu wissen, dass der Termin für die Operation ausgerechnet im Mai sein würde. Dank Corona könnte man eh nicht genau planen. Ab heute habe ich Urlaub, aber doch nicht, sondern später. Mal sehen, ob das Kapital das auch weiß, oder ob jemand meint herumzicken zu müssen zuungunsten der arbeitenden Klasse.

physiotherapeutin
Eine Physiotherapeutin zeigt mir eine Körperhaltung, die dem muskulären Aufbau dient (Symbolbild)

fenster
Meine temporäre beschränkte Weltsicht, ohne Krankenschwester (Symbolbild)

Wahlergebnisse? Sagte hier jemand Wahlergebnisse? Wer in NRW regiert, wird in 1000 Jahren so wichtig sein wie für uns heute die Schlacht bei Mursa. Oder wie Söldner in der Ukraine kämpfen. Oder wie die Schlacht um Severodonezk.

strümpfe
Hat schon mal jemand versucht, zum Anziehen einfacher Socken Werkzeug zu benutzen?

By the way: Möchte jemand den Russen gutes Essen verkaufen? Oder einen Moskwitch erwerben?

mittagessen krankenhaus
Mittagessen, vermutlich ca. 134 Kalorien, aber mehr brauche ich auch nicht, wenn ich auf meinen Schrittzähler schaue.

And now for something completely different: Deniz Yücel im Interview: „[Bitte selbst ausfüllen] wird dominiert von einem Haufen Spießern und Knallchargen“.
Wer ist gemeint?
[ x ] die Linke?
[ x ] der Deutsche Journalisten-Verband?
[ x ] der PEN?
[ x ] alles?

Freut mich, dass der Kollege wieder Klartext spricht. Wenn er in den DJV einträte, insbesondere in Berlin, könnte er die Textbausteine wiederverwenden. Hier ist gerade ein Mitglied des Vorstands zurückgetreten. Er hat Streikbrecher gespielt hat und wurde von seinen Kollegen (nicht Verbandskollegen) anschließend gegrillt. Auch eine freie Mitarbeiterin beim RBB war einschlägig „tätig“ – um die kümmere ich mich noch, wenn ich wieder fit bin. Der Streikordnung des DJV bestimmt in § 13: Alle DJV-Mitglieder sind verpflichtet, den Streikaufruf zu befolgen. Arbeit in bestreikten Betrieben bzw. Rundfunkanstalten während des Arbeitskampfes ist Streikbruch. Die zentrale Streikleitung kann beim jeweiligen Landesverband beantragen, Streikbrecher aus dem Verband auszuschließen.

Leider war ich nicht in dieser Streikleitung. Ich muss gerade an meinen Gewährsmann Caligula denken. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen wurde mir zugetragen, dass schon wieder ein paar abgehalfterte Funktionärinnen dort planen, mich irgendwie auszuschließen, weil ich immer so pöhse bin und auf die Satzung poche und Mauscheleien aufdecken möchte Viel Spaß dabei!

ausblick
Vermutlich wird mein Zimmer in der Reha so aussehen, mit Physiotherapeutin (Symbolbild von Van Morrison).

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Pihla is back

deadwind

Ich bin ja blöd. Da zermartere ich mir stundenlang den Kopf, wie ich Netflix unter Linux ansehe, und es ist ganz einfach: Man benötigt nur den richtigen Browser, eben Chrome und nicht Chromium, mit dem ich fast alles andere mache.

Der Algorithmus spülte mir gleich eine weitere Staffel von Deadwind mit der appetitlichen Kommissarin Pihla Viitala als „Sofia Karpii“ heran.

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Ordnung der Spargelartigen

clivie

Wieso blüht meine Clivia miniata ausgerechnet dann, wenn ich gar nicht da bin?

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Agitprop oder: Was ist Wahrheit?

pontius pilatus
Mihály von Munkácsy (1844-1900): Jesus vor Pontius Pilatus

Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. (Johannes 18,38)

Bis zum Jahresende werde die Ukraine wieder die Kontrolle über alle ihre Gebiete zurückerlangen, auch über die Halbinsel Krim, sagt der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes. Und vorher steckt Selenskij noch Moskau in Brand.

Seriously, folks: Wenn man beide Seiten – die russische und die ukrainische Propaganda (die vorwiegend und unkritisch in den „westlichen“ Medien wiedergekäut wird), fühlt man sich wie Pontius Pilatus: Wahrheit? Nirgends. Ich lese nebenher Gladius – Roms Legionen in Germanen und wurde an den aktuellen Krieg erinnert. Brücken – hier und dort, allüberall. Die Römer kannten das: Die „Germanen“ feixend auf der anderen Seite des Rheins. Dann bringen wir den Barbaren die Zivilisation, heiße Bäder, Steinbauten und Steuern und bauen mal kurz so ein Ding über da Flüsschen hier – weil wir es können. Könnt ihr gern kaputtmachen, falls ihr das könnt, was wir bezweifeln, aber dann müsst ihr wieder schwimmen oder paddeln. Ich schweife ab…

pontius pilatus
Jan Lievens (1607-1674): Pilatus wäscht sich die Hände

Ich weise auf total gelogene russische Propaganda Scott Ritter hin, der Anfang Mai auf RT deutsch schriebt: „Die Ukraine gewinnt den Kampf auf Twitter – nicht aber in der Realität des Krieges“. Interessant, weil die Russen – was so gut wie nie vorkommt – selbstkritisch sind und auflisten, was alles schief gelaufen ist. Nur wenige Analysten – einschließlich der Autor dieser Zeilen – haben erwartet, dass ein ernsthafter ukrainischer Widerstand länger als einen Monat andauern wird. Tatsächlich hatte General Milley den Kongress Anfang Februar während einer Anhörung hinter verschlossenen Türen darüber informiert, dass eine umfassende russische Invasion in der Ukraine innerhalb von 72 Stunden zum Fall von Kiew führen könnte.

Das hat bekanntlich nicht funktioniert. Alles deute darauf hin, dass Russland ein Geheimdienstversagen erlitten hat, wie es seit dem israelischen Versagen während des Jom-Kippur-Krieges im Oktober 1973, die Überquerung des Suezkanals durch ägyptische Truppen vorherzusagen, nicht mehr gesehen wurde. Und weiter: Es besteht kein Zweifel, dass die Anwesenheit von Ukrainern in der Asowstal-Fabrik einen Propagandasieg für die Ukraine darstellt. Aber die Realität ist, dass die Stadt Mariupol an Russland gefallen ist.

Natürlich besteht die russische Welt auch aus Wünschen und Wollen: Russland hat die Eisenbahnlinien, die als Versorgungslinien dienen entweder im Auge oder bereits zerstört. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ukrainische Streitkräfte die vom Westen bereitgestellten schweren Waffen erhalten und die Front in erkennbarer Stärke erreichen werden, ist praktisch null. Ich halte es aber eher für wahrscheinlich, dass die Motivation der ukrainischen Armee am Boden liegt, zumal viele Männer zum Kämpfen gezwungen wurden.

Realistisch ist die politische Komponente, die gar nicht soviel damit zu tun hat, wer was und wo erobert oder nicht. Der heutigen Analyse des ISW kann ich nur beipflichten: The Kremlin likely plans to annex much of the Ukrainian territory currently occupied by Russian forces—portions of Kherson and Zaporizhia oblasts in the south and the areas of Donetsk and Luhansk oblasts in the east that Russian forces and their proxies control. Moscow may also annex other Kremlin proxy statelets like South Ossetia (in Georgia) and Transnistria (in Moldova).

Wenn die bis dahin eroberten Gebiete dann „zu Russland“ gehören, kann Putin ein neues Fass aufmachen und mit Atombomben drohen, falls jemand versucht, die Krim, Mariupol oder Luhansk und Donezk zurückzuerobern. Dazu ist die Ukraine allein gar nicht in der Lage. Genauso und mit ähnlichen Folgen könnte die NATO versuchen, Königberg einzunehmen. Das wird noch ein paar Monate dauern – der Knackpunkt wird Odessa werden. Ich denke nicht, dass die Russen auf die Landbrücke nach Tiraspol verzichten werden, zumal sie die Luftüberlegenheit haben.

pontius pilatus
George Hinke (1883-1953): Pilatus wäscht seine Hände

By the way: Die beiderseitige Propaganda ist erbärmlich und auf einem Niveau für Teenager. Das gilt auch für Thomas Röper. Ich überfliege das Geschreibsel manchmal, um zu bestimmten Themen selbst zu recherchieren. Wie geht man mit Propaganda um? Doch nicht so, dass man die Konten Alina Lipps und ihrer Familie sperrt? Wie armselig ist das denn?

Das erinnert mich an die Diskussion über meine Nazi-Linksammlung. Man darf auf Solidarität der Journaille nicht hoffen, wenn man nur einen Millimeter vom Mainstream abweicht, und wenn es nur der Tonfall ist, mit Ausnahme derjenigen, mit denen man befreundet ist. Das galt auch für meine Hausdurchsuchung. Im Zweifel ist die Leserschaft dieses Blogs solidarischer als Journalisten. Ich schweife schon wieder ab…

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FYI: Tag 2 nach Operation, Update

park

Leider musste ich heute eine geharnischte Strafpredigt der diensthabenden Chirurgin über mich ergehen lassen, dann eine weitere der Physiotherapeutin, dann noch eine meiner zum Dahinschmelzen aussehenden Lieblingsschwester. Alles zu Recht.

Ich wurde darüber aufgeklärt, dass diese Klinik zur Erst- und Wundversorgung da sei und mitnichten zur Rehabilitation. Ich dürfe also nicht einfach stundenlang im Park herumrennen, einen Krampf kriegen und infolgedessen nur unter äußerster Anstrengung laut stöhnend und mit komisch verdrehtem rechten Fuß die Station erreichen, so dass mir vor Schmerzen fast schwarz vor den Augen wurde, derweilen ich vermutlich das Wort Luxation zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervorstieß, während das Person umherlief und mir einen Rollstuhl unterschob, in den mich fallen zu lassen ich gerade noch so schaffte.

Nein, allet jut. Es war nur zu zuviel. Ich bereute öffentlich und gelobte mich zu bessern dergestalt, dass ich heute im Bett blieb und mich schonte.

Ich bin ganz froh, dass die Mahlzeiten nicht schlecht sind, obwohl sie meinen Ansprüchen nicht wirklich genügen, insbesondere die Menge an Käse – ganze zehn Gramm! Was erlauben Wenn ich schon die neue Hüfte nicht zum Joggen ausführen darf, nehme ich immerhin nicht zu.

nudeln

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FYI: Tag 2 nach Operation

burks

Heute zum ersten Mal eine ortstypische Ansprache von einer Krankenschwester zu einem Patienten gehört: Jetzt aber mal hopp hopp! (Galt nicht mir.)

Meine liebreizende Physiotherapeutin hat mir jetzt mehrere Übungen gezeigt, mit denen ich meine Muskulatur so dehnen und strecken kann, dass ich mich nicht mehr schräg hinstelle, sondern wie es sich gehört. Leider habe ich mir die Fehlhaltung in den letzten zwei Jahren angewöhnt, so dass einige Muskeln ziemlich verhärtet sind. Das kriege ich aber hin. Man hält mich hier für „motiviert“.

Gestern bin ich eine halbe Stunde an Krücken gelaufen. Heute morgen um sieben Uhr noch mal. Der Beweis (Foto unten): eine winzige Blase in der Handfläche.

burks

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FYI: Tag 1

burks

Tag 1 nach der Operation: Ich kann ohne Krücken stehen und mit Krücken laufen. Schmerzfrei! Meine sonstigen Werte sind alle hervorragend. Die Ärzte nicken, lächeln und sind erstaunt. Sie haben auch schon andere Fälle gesehen.

Am 19. komme ich in die Reha. Wie lange genau – zwei oder drei Wochen – entscheidet sind erst dort. Drei Monate das rechte Knie nicht mehr als 90 Grad beugen und nicht übermäßig drehen.

Was sonst noch geschah: Meine Lieblingsschwester hier, die am häufigsten kommt, sieht so aus, als sei sie einem Titelblatt von Fitness & Beauty entsprungen (den Vergleich mit unanständigeren Magazinen, bei denen es auch um die Form der weiblichen Körper geht, erspare ich mir). Die schlechte Nachricht: Sie könnte meine Enkelin sein, also bleibt das Lechzen der Fantasie vorbehalten und rein platonisch.

Noch eine gute Nachricht, überbracht von einer ebenso liebreizenden, jungen, aber offenbar sehr professionellen Physiotherapeutin: Meine Fehlhaltung sei muskulär und knochenmäßig nicht nötig, könne also, wenn auch mühsam und langwierig, wieder abtrainiert werden. Das hatte eine andere Physiotherapeutin gestern nicht (so) gesehen. Leider wird sie mir nur eine Woche erhalten bleiben.

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Freedom of speech, US-Version

trump twitter

Elon Musk will den Twitter-Bann Donald Trumps wieder rückgängig machen.

„I do think it was not correct to ban Donald Trump, I think that was a mistake,“ Musk said. „I would reverse the perma-ban … But my opinion, and [Twitter founder] Jack Dorsey, I want to be clear, shares this opinion, is that we should not have perma-bans.“

Freedom of speech! Trumps Account war immerhin unterhaltsam und wird es vermutlich auch wieder sein.

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