Ein Teller bunten Quatsch

treptower strasse 12

Was gibt es so?

– Noch mehr Vereinsmeierei. Also noch mehr Schriftführer, Kassenwarte und Beisitzer, Ämter, um die sich Leute bewerben, die sonst nichts auf die Reihe kriegen. Braucht dieses Land nicht.

– Nein. Ich kann den Quatsch nicht mehr hören. Dann doch lieber irgendeinen russischen Propagandakanal.

Warum bekommt die Ukraine keine Atomwaffen vom putinfreien Westen? Selenskij würde doch bestimmt vernünftig damit umgehen!

Manche Leute sind so dumm, dass es sogar verschwendete Zeit wäre, versuchte man, deren gar nicht vorhandenen Argumente zu widerlegen. #deutschersatzbau

olaf scholz
Wer hätte das gedacht! Gut, dass es Faktenchecker gibt! Die kriegen wirklich alles raus.

– Die Briten spielen mit dem Feuer. Doch halt! die Russen haben das schon gemerkt: „Laut BBC würden die ukrainischen Truppen nur drei dieser Kettenkampffahrzeuge erhalten. Wie britische Militärexperten bemerken, gibt es im Prinzip gar nicht sehr viele M270 im britischen Arsenal, die an Kiew geliefert werden könnten.“

– Nein, ich bin auf jeden Fall für die Chatkontrolle. Das funktioniert wie bei der „Online-Durchsuchung“: Wenn man fragt, wie das denn technisch umgesetzt werden soll, erntet man betretendes Schweigen. (Chat – was war das noch mal? IRC? Signal? Oder auf Suaheli in Second Life?) Vielleicht lernen dann einige Leute, wie man Kontrollen umgeht.

marmelade
Erdbeer- und Rharbarbermarmelade – man gönnt sich ja sonst nichts.

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Gut genährte Journalille

„Gut genährte Wohlstandskinder wie etwa Alina Lipp bringen ihren Altersgenossen ihre verquere Sicht der Dinge nahe.“ Das nennt der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) „Journalismus“. #cringe #DJV

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Krumme Löffel, Trampeln und andere schöne Dinge

qualitätsmedien

Die Medienblasenbewohner sollten vielleicht dessen eingedenk sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung sie gar nicht zu Kenntnis nimmt oder dass deren Kenntnis über die Weltläufte sich aus der „Tagesschau“ speist und dem, was die Peer Group so an einen heranträgt. Die Rekonvaleszenten in der Reha-Klinik, mehrheitlich mit Rollator oder Krücken unterwegs, schienen mir weniger an Spezialfragen des Feudalismus, an Gamedesign in Second Life oder an Kryptografie interessiert, sondern an Johnny Depp und Amber Heard, die man hätte ins Colosseum sperren sollen. Wait a minute! Indisch essen für 59.000 Euro? Wie geht das?

für 59.000 Euro? Wie geht das? der Yellow Press im Allgemeinen und Besonderen, was die Auswahl auf der Theke der Rezeption zeigt.

patiententransport

Was haben wir noch? Die Opferzahlen der Ukraine im Kampf um den Donbass sind immens. Erneut sprach Kiew davon, dass täglich bis zu 100 Soldaten sterben. Die Verluste sind so hoch, dass mancher Experte bezweifelt, dass die Ukraine in einigen Wochen noch zu einer nennenswerten Gegenoffensive fähig ist. (Tagesspiegel)

Russia may be getting more revenue from its fossil fuels now than before its invasion of Ukraine, as global price increases offset the impact of western efforts to restrict its sales, US energy security envoy Amos Hochstein has said. „I can’t deny that,“ Mr Hochstein told the Senate Subcommittee on Europe and Regional Security Cooperation in response to a question about whether Moscow was making more money now off its crude oil and gas sales than before the war. (The Independent)

Seid ihr jetzt hinreichend informiert? Ich vergaß den Figaro: Au Donbass, ces soldats ukrainiens démunis qui abandonnent le front…

arbeitszimmerarbeitszimmerarbeitszimmer

Ich bin also wieder zu Hause und genieße den gewohnten Anblick. Just saying.

apfelstrudel

Das ist kein Kantinenfraß, sondern Apfelstrudel (der Kuchen in der Waldsiedlung war aber extrem gut!) Nur der Löffel gab mir irgendwie Rätsel auf.

Heute schon geradelt und dennoch nicht vom Fleck gekommen! (Danke, G.!)

ergometer

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Downton Abbey oder: Unter soapen Kostümdramatikerinnen

Michelle dockery
Lady Mary Crawley (Michelle Dockery). Credits: The Mirror.

Es war ein kurzer Moment des Zögerns, als ich überlegte, ob ich das Publikum mit Kitsch behelligen sollte. Ich muss beichten, dass die positive Antwort vor allem daher rührt, dass ich mir das seifige Kostümdrama Dowton Abbey höchstpersönlich und – ich gebe es zu! – mit Vergnügen reinziehe. Ich habe keine Ahnung, was sich der Netflix-Algorithmus sich dabei gedacht hat. „Schicksal einer Adelsfamilie und ihres Personals am Anfang des 20. Jahrhunderts“ – da wendet man sich normalerweise mit Grausen ab. Das hatten wir doch unzählige Male. Ich habe in der Pubertät versucht, den fetten Schmöker Die Barrings zu lesen, den meine Mutter im Bücherschrank hatte, und war gelangweilt, weil keine anrüchigen Szenen vorkamen, nach denen man im dem Alter solange sucht, bis man endlich Henry Miller in die Finger bekommt. In Downtown Abbey kommt auch kein Sex vor – keiner, den man sieht (ich bin erst bei der dritten Staffel).

downtown abbey

Wenn die Herrschenden eine Filmserie gut finden, ist das keine Empfehlung: Man ahnt schon, dass die Verhältnisse so bleiben sollen, wie sie sind. „Auch viele Prominente machten keinen Hehl aus ihrer Leidenschaft für das Kostümdrama. Amerikas First Lady Michelle Obama ließ sich die DVDs vorab ins Weiße Haus schicken. Pop-Star Katy Perry veranstaltete mit Freunden Public Viewings, und die britischen Royals Kate und William waren Fans der ersten Stunde.“

Um die hier mitlesenden Revolutionäre und Gramsci-Leser zu beruhigen: Die Soap Opera ist viel zu harmlos, um den Klassenkampf, der bekanntlich überall tobt, besonders in Deutschland, zu behindern. „400 Roben und über 1000 Perücken“. Und ich bekam bis jetzt davon nichts mit. Gehört die Klamotte also zur Allgemeinbildung und zur Popkultur wie bestimmte Brüste oder Computer? Wieder Gramsci: Man muss wissen, was das Volk an Unterhaltendem liebt, um es für das Gute, Schöne und Wahre manipulieren zu können. 120 Millionen Zuschauer sind ein starkes Argument.

maggie smith
Violet Crawley (Maggie Smith)

Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich die Heldin Michelle Dockery als Lady Mary hier kürzlich schon erwähnt hatte. Britisch bis auf die Knochen, immer Haltung wahren und unterkühlte Erotik. Wenn man die Dockery ungeschminkt sieht, ist sie nicht auffallend hübsch, eher ein girl next door, aber ihre Präsenz übertrifft die aller anderen. Große Schauspielerei und ein anspruchsvolle Rolle.

Mit einer Ausnahme: Wenn Ihre Ladyship Dowager Countess of Grantham Violet Crawley – die Großmutter der Familie – Maggie Smith in einer ihrer pompösen Roben hereingerauscht kommt, mitsamt dazu passender Hutmode, weiß man, dass es jetzt sehr britisch und stockkonservativ wird. Die zweifache Oscar-Preisträgerin spielt alle anderen mit Leichtigkeit an die Wand. Sie ist auch die einzige Akteurin, bei der ein Hauch Von Selbstironie zu spüren ist, wenn sie jemanden mit Blicken vernichtet, der sich nicht an die Gesetze der britischen Adelsgesellschaft hält oder schlicht in ihren Augen Aufsteiger-Pack ist. Sehr vergnüglich!

Jessica Brown
Sybil Crawley (Jessica Brown)

Bliebe noch die Frage nach der most sexy actress zu beantworten: Eindeutig und zweifellos (bis zu Beginn der dritten Staffel) Jessica Brown – aber weniger wegen ihres Kussmundes, sondern wegen ihrer leicht rauchigen Stimme, die älteren weißen Männen wie mir die Schuhe auszieht. Ich könnte ihr stundenlang zuhören. Leider wird sie nicht alles Staffel durchhalten, sondern [bitte selbst ausfüllen].

Fazit: Kann man machen, dauert ewig, natürlich OmU! (Wehe, wenn nicht!)

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Band auf Kissen

theraband

Ich würde viel mehr schreiben, da über Pfingsten hier nichts stattfindet (man müsste höhere Löhne zahlen!). Leider kann ich noch nicht sehr lange auf meinem Allerwertesten sitzen, ohne dass es irgend schmerzt (beim Aufstehen) bzw. ich das Gefühl habe, mein rechtes Hüftgelenk sei eingerostet. Ich sitze auf einem so genannten orthopädischen Kissen, da das rechte Bein nicht mehr als 90 Grad angewinkelt sein darf, und mache ansonsten diverse Übungen mit einem so genannten Theraband, das ich vorher noch gar nicht kannte. Vielleicht sollte ich davon Videos erstellen…

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Operation Neptune

operation neptune
Credits: Chief Photographer’s Mate (CPHoM) Robert F. Sargent „Into the Jaws of Death“/Wikipedia

Ein besonderer Tag für die deutsche Geschichte: Man sollte immer dran erinnern, dass die deutsche Volksgemeinschaft sich nicht aus eigener Kraft vom Nationalsozialistischen Wahn hat befreien können, sondern dass es einer zweiten Front in der Normandie bedurfte, um Europa von Deutschland und der Nationalsozialistischen Volksgemeinschaft zu befreien. Bis zur letzten Patrone kämpften die Deutschen für ihren Führer, und nur wenige fühlten sich „befreit“. #DDay75thAnniversary

By the way: Wird der D-Day auch in der Ukraine gefeiert, oder gilt er dort als Trauertag?

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Frau vor Mangroven und Palmen

caye caulker

Das Foto habe ich 1980 auf Caye Caulker gemacht. Das ist jetzt das letzte Foto meiner Reisen 1979 und 1981 nach Belize, es sei denn, ich fände noch eines in einem abgelegenen Ordner eines abgelegenen Backups. Es sind IMHO 45, ich muss das noch einmal kontrollieren. Vielleicht gebe ich irgendwann ein E-Book über die Reisen heraus. Aber wer will schon etwas über Zentral- und Südamerika vor 40 Jahren wissen?

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Mit Nachsicht

Ulbrichts haus

Wann werden Walter Ulbricht und Erich Honecker für die Nachgeborenen so unbekannt sein wie heute schon (leider) Paul Levi oder Hugo Haase? Diese waren nicht wichtiger als jene, oder nur als schlechtes Beispiel nützlich.

Dazu passt eines der großartigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Gedicht in deutscher Sprache:
…Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

honeckers haus

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Ungenießbare Wahrheit

teich
Hier gibt es nichts zu fotografieren ausser Wald, daher ein Teich mit Spinnennetz als Symbol für alles.

– Ich darf das Publikum auf einen Artikel in The Hill aufmerksam machen (für die, die noch rational denken können): „The unpalatable truth in Ukraine“.
„And that leaves only one other conceivable outcome: a fragmented and partly dismembered Ukraine, neither fully part of the West nor entirely within the Russian sphere of influence. A Ukraine fragmented in that the whole of the Donbas and perhaps other territories will be left beyond Kyiv’s control; partly dismembered in that Crimea will remain part of Russia (at least in Russian eyes); and not fully part of the West in that it will not be free to join NATO or even to have a meaningful partnership with the EU. Simply put, this outcome is not only not impossible, it’s not even improbable.“

Well said, dude.

– Das schweizer (ja, das schreibt man klein!) Blog „Infosperber“ ist jetzt in der Blogroll, unter Vorbehalt. Gleich ein interessanter Artikel, der die politische Situation in Lateinamerika zusammenfasst: „Süd- und Mittelamerika: Was in vielen unserer Medien unterging“. Den werde ich mir noch mal in Ruhe zu Gemüte führen.

– By the way: Die Front in der Ukraine Ist jetzt rund 1000 Kilometer lang. Falls sich jemand wundert, warum alles so langsam geht: Das ist unter anderem der Grund.

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Abseits der Weltläufte

Krücken

Meine Physiotherapeutin riet mir, die Krücken mal umzudrehen, weil meine Hardware schon in der Lage wäre, den Rest zum Laufen zu bringen, aber meine Software aka Gehirn das anders sähe, was zu ändern sei. Und siehe, es funktioniert, wenn auch noch nicht auf Dauer.

Was soll ich mich mit den Weltläuften beschäftigen? Es passiert doch eh nichts, was man nicht schon gehört hätte. Ukrainisches Militär meldet anhaltende Kämpfe um [bitte selbst ausfüllen]. #dreiunabhängigeQuellen

Die Ukraine gehört eindeutig zur Sowjetunion. (Auf Fratzenbuch schreiben sie sich ob dieses Postings die Finger wund, dabei wollte ich das Publikum nur in Medienkompetenz schulen. Ab 100 Kommentaren kaufe ich ein e.)

Fußpflege

Ich habe gelernt, was ein Fußpflegegerät ist (Link geht zur Großbourgeoisie). Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Sache ist die 30 Euronen wert – ich darf mich rechts bis August nicht tief bücken.

Fußpflege

Grüße nach Unna ins Evangelische Krankenhaus! (Link geht zu Facebook)

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Info und Vogel

Was hält das Publikum von Infosperber.ch? Ich wollte nicht erst dreitausend Artikel darüber lesen.

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Merciless und nicht vergessen

kunst

Surprise! Ab und zu kommen vereinzelte Stimmen der Vernunft zum Vorschein (nein, nicht in deutschen Medien), wie zum Beispiel im Guardian. Simon Jenkins: „The EU should forget about sanctions – they’re doing more harm than good – Far from compelling Russia to exit Ukraine, they are causing great suffering worldwide as food and energy prices soar“. Hätte uns doch jemand gewarnt!

Doch halt: Wir haben noch die Tagesschau: „Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine steigen die Energiepreise. Russland rechnet deshalb in diesem Jahr mit fast 14 Milliarden Euro Mehreinnahmen. Ein Teil des Geldes soll für den Krieg ausgegeben werden.“ Ach?!

Ich habe noch ein Stimmungsbild von der BBC: „I watched from afar Russia’s latest merciless assault on Severodonetsk“. Na sowas. Die Stadt ist schon zur Hälfte in russischer Hand. Das ging ja schnell. Im Ruhrpott fragt man dann: Un gezz?

Ganz ruhig: Wer fragt, verunsichert die Bevölkerung. Und den Abgeordneten des Bundestags erzählt man einfach nichts mehr. Demokratie wird eh überschätzt.

Ich darf übrigens zum heutigen 31. Mai auf mein Posting vom 01.06.20 hinweisen: „Nicht vergeben, nicht vergessen“.

Für diejenigen, die das Thema Krieg und auch den Rest satt haben: Man kann sich auch mit künstlichen Krabbeltieren, die durch Nadelöhre kriechen, beschäftigen. Oder was machen eigentlich die Chinesen? Sie weisen dezent darauf hin, dass man sie wohl kaum boykottieren kann, weil sie Rohstoffe besitzen, die sonst kaum jemand hat. Die deutsche Bahn übertrumpfen sie auch. Vieleicht sollte ich täglich die chinesische Propaganda hier posten, um irgendwann mitfliegen zu können.

kuchen
Ich arbeite noch immer daran, mein Idealgewicht zu erreichen.

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In der Muckibude

muckibude

Endlich täglich Muckibude, leider viel zu kurz. Aber mehr solle ich mir nicht antun, sagt meine Lieblingsphysiotherapeutin (die mit dem schönen Charakter), die Operation sei noch nicht so lange her.

„Haben Sie einen Computer?“ fragte mich ein Sporttherapeut. Ich soll mir ein Ergometer anschaffen, gebraucht oder bei der Großbourgeoisie. Hat das Publikum Erfahrungen und Tipps. welchen man nehmen sollte? (Kein Schnickschnack nötig: Sitzhöhe muss verstellbar sein und die Kraft, die man braucht.)

„YMMD“ hätte ich am liebsten geantwortet. Aber das hätte er vermutlich nicht verstanden.

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Unter doppelten Moralisten

china

Ich darf Christian Y.Schmidt auf Fratzenbuch zitieren: „Links der neue „Der Spiegel“-Titel (mit den schlimmsten Fotos aus den sog. „Xinjiang Police Files“). Rechts eins von vielen Folter -Fotos aus dem irakischen Abu Ghraib-Gefängnis, in denen die Gefangenen von der CIA und der US-Armee gefoltert wurden, wobei auch mindestens ein Gefangener zu Tode kam. Abu Ghraib ist nur ein Beispiel, das für eine unbekannte Anzahl von Foltergefängnissen steht, die von den USA rund um den Erdball betrieben wurden, wobei es wahrscheinlich auch heute noch welche gibt. Enthüllungen erfolgen ja immer erst Jahre später.
Hat man aber je einen Spiegel-Titel gesehen, auf dem der amerikanische Präsident abgebildet war, mit Titel „Folterstaat USA: Deutschlands furchtbarer Partner und Verbündeter“? Diese doppelte Moral ist widerlich.“

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Anatomie einer Affäre [Update]

Anatomy of a Scandal

Nein, der Film heißt Anatomy of a Scandal („Anatomie eines Skandals“ auf Netflix). Ich empfehle ihn hiermit wärmstens, obwohl ich alles, was auch nur von weitem nach MeToo riecht, weiträumig umfahre.

Sophies privilegiertes Leben als Ehefrau des Politikers James wird durch skandalöse Geheimnisse ruiniert, als diesem ein schockierendes Verbrechen vorgeworfen wird.

Na ja, das hört sich nicht spannend an. „Skandal“ und „schockierend“ lassen mich nur gähnen. Aber jetzt die guten Nachricht: Der (Gerichts-)Film ist britisch, das heißt: Allein schon das sophisticated elitäre Englisch ist ein wahrhafter akustischer Genuss. Es geht auch nicht so radau- und showmäßig zu wie in ähnlichen Hollywood-Produktionen. Jeder akzeptiert peinlich genau die gewohnten rules, inklusive der lustigen Perücken. „I love the Pomp“ sagt eine der Anwältinnen.

Anatomy of a Scandal

Die heimliche Heldin ist Sophie Whitehouse (Sienna Miller), die auch im realen Leben mit einem Silberlöffel im Mund geboren wurde. Model, Modelabel, Schauspiel, elitäre Sportart, nur Gesang fehlt. Sie ist mir bisher nicht aufgefallen, obwohl ich bestimmt schon enen Film angesehen habe, in dem sie mitspielt. Sie spielte die Ehefrau des American Sniper. Auf jeden Fall ist sie großartig – britische Filme stehen ihr besser. Sie schafft es auch, die Tränendrüsigkeit zu vermeiden, die das Thema – hat mein Ehemann eine Frau vergewaltigt? – mit sich bringt. Mit einem Gesichtsausdruck sagt sie mehr als mit Rumgeheule. Man ist in jeder Lage beherrscht, also British und upper class. Die Miller würde mich noch nicht mal mit ihrer linken Arschbacke angucken.

Anatomy of a Scandal

Die Affäre ist Olivia Lytton, gespielt von Naomi Scott. Mit der habe ich ähnliche Probleme wie mit Andy Allo: Sie sieht so scharf umwerfend aus, dass man von den Dialogen abgelenkt wird. Ich könnte als Boss mit einer solchen Angestellten nicht arbeiten, weil ich immer nur an das Eine dächte, vorausgesetzt, meine Ehefrau würde den Charme und das Lächeln nicht toppen. Vermutlich haben die Scott genommen, um beim Publikum genau den Eindruck zu erwecken, dass kein Mann, auch nicht der Held, ihr auf Dauer widerstehen könnte, wenn sie es darauf anlegte (was hier der Fall ist). Aber auch die kann richtig schauspielern: Wenn sie aussagt, denkt man als alter Mann nicht „was ist die süß“, sondern achtet auf das, was sie sagt und welche Miene sie zieht. Sie macht erheblich mehr mit ihrem Gesicht als Clint Eastwood.

Anatomy of a Scandal

Überzeugend auch James Whitehouse (Rupert Friend) sowie die Staatsanwältin (Kronanwältin) Kate Woodcroft (Michelle Dockery,) die den klassischen Blaustrumpf gibt (kennt jemand das Wort?). Friend verkörpert den klassischen britischen Schnösel („Arroganz ist sexy“), auch seine Eskapaden zur Studentenzeit entsprechen genau dem Klischee, das man von der britischen Oberschicht kennt. Die Dockery hingegen ist unglaublich wandlungsfähig: Sitzt sie in „Zivil“ mit einem Kerl in einer Bar, erkennt man auf den ersten Blick gar nicht die gestrenge und intellektuell brillante Anwältin.

Anatomy of a Scandal

Angela Regan (Josette Simon – „Royal Shakespeare Company, and Royal National Theatre“!) entspricht zwar nicht dem vorherrschenden Schönheitsideal (IMHO – kurze Haare stehen nur Andy Allo und der jungen Wynona Ryder), die Anwältin des Angeklagten, ist zum Glück auch eine überzeugende Schauspielerin, die mit der Dockery mithalten kann. Sie ist nicht nur Quotennegerin da, weil man sonst „zu weiß“ wäre. Ich glaube auch nicht, dass es soviel crown prosecutors und andere attorneys mit afrikanischen Vorfahren gibt, aber in „Anatomie eines Skandals“ spielt die Hautfarbe nicht wirklich eine Rolle – wie es sein sollte!

Ich muss zugeben, dass ich erst einige Folgen gesehen habe, aber garantiert fällt der Plot nicht ab. Man kann sich, wenn man eine Recherche vermieden hat, gar nicht vorstellen, dass eine der Parteien „gewinnt“ -alles ist eine Frage der Perspektive. Das macht die Sache spannend und kompliziert. Redet und vernimmt die Kronanwältin, hält man den Angeklagten für ein Arschloch schuldig; plädiert die Anwältin, glaubt man der Klägerin kein Wort mehr. Wenn ich einer der Geschworenen wäre, wüsste ich nicht mehr, was ich denken sollte.

Sehenswert! (Aber bitte OmU, sonst ist das Quatsch!)

[Update] Das Publikum sehe sich die Infos auf über Sienna Miller gala.de an (jaja). „Monogramie wird überschätzt.“ Offenbar spielt sie sowohl in American Sniper als auch in „Anatomy of a Scandal“ ein bisschen sich selbst: Eine Frau, die den Richtigen einfach nicht findet oder sich über den Mann definiert und das später als falsch erkennt. Auf jeden Fall ist der obige Film das Klügste, was ich bisher zum Thema #MeToo gesehen habe.

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Fangt mehr Fisch!

caye caulker

Das Foto habe ich 1980 auf Caye Caulker gemacht. „Die Insel ist ca. 8 Kilometer lang und 2 Kilometer breit und liegt etwa 35 Kilometer nordöstlich von Belize City im Karibischen Meer.“ Caye Caulker war damals noch ein fast touristenfreies spottbilliges Fischernest mit einem riesigen Korallenriff ein paar Kilometer vor dem Strand, an dem man wunderbar schnorcheln konnte.

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Hostilities could have been avoided

Gamingdepurity.com: „Former Japanese Prime Minister Shinzo Abe in conversation with Economist stated that he sees the guilt of Ukrainian President Volodymyr Zelensky at the beginning of the Russian special operation. In his opinion, the position of the Ukrainian leader on the country’s membership in NATO and the refusal to resolve the conflict in Donbass led to it.

The ex-premier expressed the opinion that hostilities could have been avoided by forcing Zelensky to promise that Ukraine would not join NATO or to force him to grant “a high degree of autonomy to two enclaves in the east.”

At the same time, Abe admitted that it would be very difficult to get Zelensky to change his mind, but he could be influenced by US President Joe Biden. “But, Zelensky, of course, would have refused,” the former Japanese prime minister said.“

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Missing Link oder: Franziska und kleine Könige

Nibelungenlied
Das Nibelungenlied und die Klage (Leithandschrift A): „Wie die herren alle zen Hevnen [Hunnen] fvren“. Ein historischer Kern oder Anknüpfungspunkt der Sage ist die Zerschlagung des damals von Gundahar [by the way: interessante Vornamen für männliche Neugeborene!] beherrschten Burgunderreiches im Raum von Worms um 436 durch den römischen Konsul und Magister militum (Heermeister) Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen.

Ich sage nur: Audofleda, Amalasuntha, Dietrich von Bern, Childerich, Aegidius, Fredegar sowie der Liber Historiae Francorum (wer fließend Latein lesen kann). Habe ich jemanden vergessen? Eventuell Syagrius?

Dann holen wir tief Luft und beginnen mit dem Schlusskapitel von Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien:
Die Auflösung des weströmischen Reiches außerhalb Italiens war ein längerer Prozess: Weite Teile gerieten bereits gegen Ende des 5. ]h.s de facto unter die Herrschaft von Germanenstämmen, etwa den Vandalen, Franken, Burgundern und Westgoten. Sie alle waren in ein Machtvakuum vorgestoßen, das der Zerfall der römischen Zentralregierung hinterlassen hatte. Aber auch die Macht der neuen Herren war nıcht immer unangefochten: Ostgoten, Vandalen, Franken, Burgunder und Westgoten stellten in ihren Herrschaftsgebieten nur eine Minderheit dar, die über die große Anzahl von römischen Untertanen römisch-katholischen Bekenntnisses herrschte. Da aber die germanische Oberschicht zumeist nicht dem römisch-katholischen Glauben anhing, sondern der arianischen Glaubensrichtung, verschärfte dies die Spannungen zwischen Herrschern und Beherrschten. Nur im Frankenreich, das sich dann ım Verlauf der weiteren Entwicklung als Großmacht und Haupterbe des römischen Reiches im Westen* durchsetzen konnte, fand sich für dieses schwerwiegende Problem eine Lösung…

Minderheiten, die über Mehrheiten herrschen bzw. deren herrschende Klasse ersetzen, haben wir oft in der Geschichte, zum Beispiel die mongolische Yuan-Dynastie in China oder die Spanier in Lateinamerika. Es kömmt aber auf die Ökonomie an.

Mit Childerich haben wir ein erstes politisches Missing Link zwischen Sklavenhaltergesellschaft und Feudalismus: Ein fränkischer Warlord, also ein Germane, der sich (lateinisch!) Rex nannte und dessen Truppen als römischer Verbündete (foederati) in Gallien dienten. Die Historiker sind bei der Frage, was dieser Franke eigentlich exakt war, heillos zerstritten („ist aber nicht immer klar, ob Childerich als römischer Befehlshaber oder als fränkischer Anführer bzw. König agierte“). Childerich verwaltete in der Endphase des römischen Galliens die römischen Provinz Belgica Secunda aka Gallia Belgica, auch als militärischer Befehlshaber (dux).

siegelring childerichs
Fingerring bzw. Siegelring (anulus) des merowingischen, fränkischen Königs Childerich (Hilderich) – Beschriftung: (Sigillum) CHILDERICI REGIS. Childerich hat auf dem „Portrait“ einen geschorenen Bart und, wie bei fränkischen Königen üblich, langes Haar trug (rex crinitus).

Wir wiederholen:

Wir müssen hier ein berühmtes Zitat aus dem Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ von Marx abklopfen, ob es mit der Realität übereinstimmt:
„Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“
„Soziale Revolution“ meint offenbar nicht das Klischee, dass Männer in langen Wintermäntel und mit Gewehren Paläste stürmen, sondern dass die Eigentums- und Produktionsformen radikal umgewälzt werden. Insofern ist die „Spätantike“ durchaus eine solche Epoche. Sehr interessant ist, dass die aktuelle bürgerliche Forschung das ähnlich sieht und von einer Transformation spricht.
Joseph Tainter scheint der Marxschen These sogar sehr nahe zu kommen. Sein Hauptwerk Collapse of Complex Societies definiert diese „soziale Revolution“ als „Kollaps“: a rapid, significant loss of an established level of sociopolitical complexity, also genau das, war mit dem Römischen Weltreich geschah.

Liebe Kinder, als Hausarbeit lernt ihr bitte folgende fränkischen Namen auswendig: Childerich („Missing Link“), Chlodwig (der zum Christentum konvertierte, also das oben genannte angebliche „schwerwiegende Problem“ löste), Karl Martell (der islamfeindlich war – Frau Chebli, bitte übernehmen!). Überlegt euch ein, zwei Sätze dazu. Mehr muss man heute über die vier Jahrhunderte vor Karl dem Großen nicht wissen. Außerdem gibt es ohnehin kaum belastbare Quellen.

franziska
Fränkische Wurfaxt Franziska (Stiel neuzeitlich), 6. Jahrhundert, Grabfund 1935, Museum Grünstadt [Vorsicht! Bei der Website braucht man eine Sonnenbrille!]. Credits: Altera levatur / Wikipedia

Wir reden also, was die Ökonomie betrifft, über die fließende Grenze zwischen dem Kolonat der spätrömischen Antike und der frühfeudalen Villikation (ab dem 7. Jh.).

Wir haben hier eine Sythese zwischen der herrschenden Klasse der westgermanischen Kriegergruppen und deren Warlords und dem romanisierten Volk, das für diese arbeitete, nachdem die überregionale Verwaltung des weströmischen Reiches weggebrochen war. Ob die Goten, Vandalen, Burgunder, Franken, Langobarden oder Sachsen die neuen Herrscher gewesen wären, bleibt letzlich eine Frage des historischen Zufalls, wer wen in welcher Schlacht entscheidend massakrierte. Es hätte an der Ökonomie und deren langfristigen Entwicklungstendenzen nichts geändert.

* Im Süden waren die „Erben“ die Umayyaden, und im Osten natürlich das tausendjährige (!) byzantinische Reich. Aber diesen beiden „Erben“ bzw. deren Regionen gelang der Sprung zum Kapitalismus nicht so schnell wie in Nordwesteuropa.
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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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New Order

Thomas Fischer gewohnt meinungsstark über die „neue Weltordnung“:

„Die Bundesaußenministerin »zeigte sich«, wie man erfuhr, (…) »tief entsetzt«, einmal mehr fassungslos und zudem empört; sie hat deshalb, wie man las, »von Peking transparente Aufklärung gefordert«. Da wird sich Peking sehr gefürchtet haben. Es hat derzeit etwa 22 Millionen Einwohner, also so viel wie NRW, Berlin und Hamburg zusammen. Es funktionierte schon als Hauptstadt, als der Westen noch 200 Jahre auf die Geburt Homers warten musste. (…)

Wenn die Berufung von Staaten auf das Recht tatsächlich nicht trägt, ist das keine Frage persönlicher »Heuchelei« oder individueller Selbstüberschätzung. Es bedarf dann vielmehr einer anderen, tragfähigen Begründung.

Dies ist, was die Bürger des »Westens«, falls dies etwas Inhaltliches bedeuten soll, von ihren Staaten erwarten können und fordern müssen. »Glotze und Bild« und »zeigt sich schockiert« sind erstens inhaltlich, zweitens schön und gut bei Hempels hinterm Sofa, taugen drittens aber nicht ansatzweise für die neue Weltordnung – die, wenn wir die Performance richtig deuten, einfach nur die alte sein soll.“

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Cheblis Weisheiten

chebli

Ist das jetzt „kulturelle Aneignung“ oder hat da jemand nicht alle Latten am Zaun?

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