Lecker Möppkenbrot

UnnaUnnaMöppkenbrot

Wenn sich Veganer und Vegetarier zusammensetzten, um sich die Hölle auszumalen und was es dort zu essen gäbe, würde ihnen zuerst Möppkenbrot einfallen.

Möppkenbrot (auch Möpkenbrot, plattdt. Möpkenbraut, in der Fachsprache Westfälische Beutelwurst) ist eine westfälische Blutwurst, die mit Roggenschrot angedickt wird und mit einer Blut-Schwartenmasse und klein gewürfeltem Speck, Schwarten und fettreichem Schweinefleisch, gelegentlich auch Rosinen, besteht.

Wie macht man das? Guckst du hier:

Das frische, warme Blut wird mit dem Schrot und den Speckwürfeln vermengt und mit den Gewürzen pikant abgeschmeckt. Man kocht es in einem Topf oder Wasserbad und füllt es zum Auskühlen in eine Schüssel.
Die abgekühlte Masse hat etwa die Konsistenz von Blutwurst und sieht auch ähnlich aus. Man schneidet dicke Scheiben (etwa 1 cm) portionsweise ab und würfelt sie. Viele Zwiebeln und viel Speck ebenfalls würfeln. Zusammen in einer Pfanne gut durchbraten. Inzwischen einige Äpfel schälen, würfeln und kurz mit durchschmoren.
In dieser Form das Gericht am besten warm essen. Möpkenbrot schmeckt aber auch kalt, wenn man die dicken Scheiben ganz läßt und auf Vollkornschwarzbrot oder Pumpernickel serviert.

Ich nehme übrigens Rübenkraut.

Heute morgen habe ich eine Weile nach der typischen Spezialität der westfälischen Bauern rund um Unna gesucht. Es hat eine Weile gedauert, aber dann wurde ich ökologisch korrekt fündig. Das obige Möppkenbrot stammt vom Milchhof der Familie Lategahn in Unna-Mühlhausen. Lecker!

By the way: Ich bin wieder in Berlin.




Bonjour Tristesse

UnnaBönenBönen

Schön, dass die eisernen Stützpfeiler an der Fassade eines entkernten Hauses am Unnaer Markt entfernt wurden, ohne auf mich und das Café, in dem ich saß, zu fallen. Schade, dass das städtebauliche Kastastrophe links daneben (früher: Café Jokisch) nicht gleich mit abgerissen wurde.

Das gilt selbstredend auch für für den Bahnhof in Bönen (gelegen zwischen Unna und Hamm). Immerhin hatte ich das seltene Erlebnis, mit dem Wagen vor einem geschlossenen beschrankten Bahnübergang warten zu müssen.




Holzwickede: Waldesrauschen (3)

Holzwickede

Ungeachtet der Weltläufte und was es dort zu berichten und zu bloggen sei, widme ich mich dem deutschen Wald, konkret dem Hixterwald aka Sölder Holz.

Der Deutsche an sich hat zum Wald an sich ein besonderes Verhältnis, die meisten Märchen und Mythen spielen dort. Das liegt vermutlich daran, dass Deutschland noch im Mittelalter größtenteils von Wald bedeckt war und alle Geächteten, Outsider, Räuber (bei Schiller auch „Libertiner“ genannt) oder auch nur arme Leute, die sich vor irgendeiner marodierenden Soldateska verstecken mussten, dorthin flohen oder schlicht dort zu überleben versuchten. Der verirrte Wanderer, der im nächtlichen Wald das Licht eines Hauses sieht, ist ein fester Bestandteil vieler Erzählungen. Der Eisenhans („der Wald als märchentypischerm Sitz des Magischen“) war immer mein Lieblingsmärchen, und nicht zufällig ist mein liebster Aufenthaltsort der deutsche Wald im Komparativ – der Dschungel.

Der Hixterwald liegt südwestlich von Holzwickede (das Foto ist von Norden aus aufgenommen worden – also hinten rechts.)

HolzwickedeHolzwickede

Mein Großvater ging mit mir oft zum Kellerkopfdenkmal also known as 130er Denkmal. Das liegt südwestlich vom Hixterwald. Da dieser früher aber viel ausgedehnter war, gehörte das kleine Waldstück sicher dazu.

Im Südwesten des Gemeindegebiets befindet sich das 130er Denkmal (auch Kellerkopfdenkmal). Am steilen Abhang des Kellerkopfes zum Ruhrtal hin wurde am 1. September 1929 das Regimentsdenkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des 1. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 130 (im Volksmund „130er“) eingeweiht.
Gebaut wurde diese Gedenkstätte nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Fritz Richter-Elsner von 1926 bis 1929 im Geiste der damaligen Zeit zu Ehren und zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Regiments, unter denen sich viele einheimische Soldaten befanden. Initiator und Stifter des Denkmals war der 130er Soldatenverein, gebildet aus den überlebenden Angehörigen des Regiments.
Der Kellerkopf war für lange Zeit Ausflugsziel und Naherholungsgebiet. Heute findet lediglich zu Pfingsten eine größere Anzahl an Menschen zum Kellerkopf, denn seit 1979 feiert der Förderverein zur Erhaltung und Pflege des Kellerkopfdenkmals jeden Pfingstsonntag dort ein Friedensfest.

Die einheimische Jugend hat ein ganz eigenes Verhältnis zu derartigen Denkmälern, was ich (als ehemaliger Kriegsdienstverweigerer) schmunzelnd zur Kenntnis nehme.

Übrigens: Der Ausblick in das Ruhrtal ist zwar atemberaubend schön, aber wohnen möchte ich auf dem Kellerkopf nicht, da die nahe Autobahn ständig zu hören ist.

HolzwickedeHolzwickede

Und nun zum Hixterwald und dazu, dass Wikipedia teilweise auf Agitprop hereinfällt. Der Wald war in der frühen Neuzeit das Kohlerevier der Gegend. Die Zeugnisse der Bergbaus findet man überall: „Pingen, Transportwege und Schachtreste der Zeche Schwarze Adler.“ Die Zeche im Wald wurde kurz vor der deutschen Revolution im 19. Jahrhundert geschlossen.

HolzwickedeHolzwickedeHolzwickede

Guckst du aber hier, Holzwickeder:

Am Emscherquellhof entsprang während der Bergbautätigkeit die Emscher. Durch den Bergbau im Hixterwald versiegte die ursprünglich dort entspringende Emscher im 19. Jahrhundert und kam hier am Emscherquellhof wieder zu Tage. Heute entspringt die Emscher wieder im Hixterwald.

Quod erat demonstrandum. Die Emscher entspringt mitnichten „südöstlich von Dortmund bei Holzwickede (Kreis Unna) am Haarstrang auf etwa 147 m ü. NN in einem Quellteich“, sondern, wie man verschämt zugibt: „Genau genommen existieren mehrere kleinere Rinnsale, aus denen die Emscher entspringt, die in besagten Quellteich münden“. Die Emscher entspringt im Hixterwald (auf dem 2. Foto von unten ist sie klar zu sehen). Der so genannte Quellteich im Emscherhof ist nur Agitprop, mit der man Besucher dorthinlocken will, also eine Art Holzwickeder Disneyland, inklusive einer Aussichtsplattform auf einen Tümpel, den man uns als Emscherquelle verkaufen will.

Der Selbach im Osten des Hixterwalds (3. Bild von unten) fliesst übrigens nach Norden in die Emscher, die in Holzwickede einen Bogen nach Westen macht, aber die Ureinwohner von Sölde (meine Tante gehört dazu, die habe ich gestern gefragt), nennen den Selbach auch „Emscher“.

Die Emscher liegt östlich der Lichtung, die ich ganz unten fotografiert habe und auf der ich schon vor einem halben Jahrhundert mit meinem Opa gestanden habe, der Selbach westlich davon.




Holzwickede: Träumen vom Hilgenbaum und der Kornmuhme? (2)

Holzwickede

Schön, dass ich ein Blog habe. Die Westfälische Rundschau bringt heute eine halbe Seite ihres Lokalteils Holzwickede über mich, und ich musste bei einigen Sätzen schon heftig schlucken.

Nein, ich träume nicht nur von Holzwickede, wenn ich im Ausland bin (wie es dort steht). Das wäre ja fürchterlich.

Ich hatte dem jungen Kollegen erzählt: Bei langen Auslandsreisen verblassten die Träume von Berlin allmählich, aber es dauerte immer Wochen, bis ich anfing, von der Gegenwart – zum Beispiel in Südamerika – zu träumen. Stattdessen machten meine Träume eine Art Zeitreise, immer weiter zurück in die Kindheit, als sei das Unterbewusstsein noch nicht in der Lage, das real Erlebte zu verarbeiten.

Ich habe auch nicht mit meiner Mutter im Wohnzimmer gesessen und auf den Weltuntergang gewartet, den die Neuapostolischen erwarteten. Aber ganz falsch ist das nicht: Johann Gottfried Bischoff, der Chef der Sekte, genannt „Stammapostel“, hatte Weihnachten 1951 verkündet, dass er der letzte „Stammapostel“ sei. Jesus werde zu seinen Lebzeiten wiederkommen. Das ist natürlich eine klassische millenaristische Botschaft, die den ideologischen Gehalt derjenigen „adventistischen“ religiösen Gruppen ausmachen, die sich so von den christlichen Mainstream-Kirchen absetzen.

Wikipedia: „In der Folgezeit wurde diese Botschaft innerhalb der NAK immer bedeutsamer. Unter anderem wurden Aufnahmen in die NAK, die so genannten Versiegelungen, sowie Berufungen in die neuapostolischen Ämter ab September 1954 von der Annahme der Botschaft abhängig gemacht. Zahlreiche Gemeindeglieder und höchste Amtsträger widersetzten sich dem und wurden daraufhin ausgeschlossen. Von der der NAK wurden sie fortan als ‚Zweifler, Rechthaber und Eigenbrötler‘ bezeichnet. Sie gründeten zum Teil neue Gemeinschaften wie die Vereinigung Apostolischer Gemeinden. Prominenteste deutsche ‚Opfer‘ waren am 23. Januar 1955 der designierte und ordinierte Nachfolger des Stammapostels, der rheinische Bezirksapostel Peter Kuhlen, sowie seine zwei Mitapostel Dehmel und Dunkmann.“ Natürlich starb der Herr irgendwann.Hilgenbaum

In diesem Milieu bin ich groß geworden, und das hat auch meine Kindheit geprägt. Natürlich wissen die heutigen Sekten-Mitglieder davon nichts, zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit ist die NAK nicht in der Lage, geschweige denn zu ihrer schrecklichen Rolle im Nationalsozialismus.

Und nun zu uns, Hilgenbaum: „Östlich des alten Ortskernes stand früher eine uralte Eiche, die ihren Namen dadurch bekam, dass dort Nachrichtenzettel (Hilgen) angebracht wurden. Andere Quellen deuten den Namen als heiligen (=hilgen) Baum. Nachdem der historische alte Baum einem Feuer zum Opfer fiel, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts an (fast) gleicher Stelle ein neuer Baum gepflanzt. Er befindet sich auf der SO-Seite der Kreuzung Massener Straße/Goethestraße, während der erste Hilgenbaum den Unterlagen nach ‚auf der Kreuzung‘ stand.“

HolzwickedeHolzwickede

Nein, meine Großeltern hatten keinen Hof in Hengsen-Opherdicke, wie der Hellweger Anzeiger schreibt, sondern wohnten ganz normal in der Hengser Straße (wie ich gestern schon schrieb). Wenn mein Opa mit mir in den Hixterwald ging und wir an den Kornfeldern vorbewanderte, erzählte er mir von der „Kornmuhme„. Das sei eine alte Frau, die es besonders auf kleine Jungen abgesehen hatte, die in die Felder rennen wollten, um das Korn zu zertreten. Ich war damals ziemlich beeindruckt. („Häufig als altes, grauenerregend anzusehendes Weib, seltener in Mann- oder Tiergestalt streichen sie durch Getreidefelder und können unter Umständen dem Menschen gefährlich werden.“)

Die Emscherquelle im Hixterwald habe ich gestern nicht gefunden, obwohl ich als Kind an ihr gespielt habe. Vielleicht ist sie auch verschwunden: „Der Hixterwald beherbergt die historische, ursprüngliche Quelle der Emscher. (…) Besondere Bedeutung hat der Hixterwald als frühes Kohlerevier. Überall sind noch Zeugnisse des primitiven Bergbaus im 18. und 19. Jahrhundert zu erkennen. Im Wald finden sich Pingen, Transportwege und Schachtreste der Zeche Schwarze Adler.“ (Liebe Westfälische Rundschau, Hixterwald schreibt man in einem Wort!)

Update: Ursprünglich stand hier Hellweger Anzeiger. Der Kollege hat mein Blog gelesen und mich um Korrektur gebeten. Jetzt sitze ich in einem Internet-Cafe in Unna und verstelle denen erst einmal alle Browser-Optionen…




Holzwickede: Back to the Roots (1)

HolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickedeHolzwickede

Holzwickede est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Nordseite, aliam Südseite, tertiam Opherdicke et Hengsen appellantur. Zugeben: Holzwickede ist und war, obzwar im Ruhrpott gelegen, immer ein Dorf – zwischen Dortmund und Unna -, und hat selbst andere Dörfer eingemeindet. Da ich dort meine Kindheit verlebt habe, bin ich vermutlich ein Landei.

Heute war ich dort, bin meinen alten Schulweg von meinem Geburtshaus (Nordstrasse 2, 3. Foto, das Fenster im dritten Stock war mein Geburtszimmer) bis zur leider abgerissenen Nordschule gelaufen und habe den Bahnhof gesucht (wurde abgerissen, was dort jetzt steht, kann man beim besten Willen weder Architektur noch Bahnhof nennen). Die Bahngeleise sind auch im Kopf der Holzwickeder: Wer nördlich davon wohnt, geht nicht wirklich gern in den Südteil des Dorfes (durch die Unterführung) und umgekehrt. Das war schon immer so und wird auch so bleiben, auch wenn sich irgendein Bürgermeister mit einer ungemein hässlichen Fußgängerbücke für drei Millionen Euro ein persönliches Denkmal gebaut hat, was ungefähr so sinnvoll war wie der Turmbau von Babel.

Das nichtssagende Foto mit dem Bürgersteig und dem roten Auto wird dann zu einer historischen Aussage, wenn man es mit dem Foto Klein Burks in Holzwickede vergleicht – das wurde aus derselben Perspektive geschossen, nur vor 55 Jahren.

Rathaus. Gebäude in der Hauptstraße. Der Emscherpark, Startpunkt des Historischen Bergbaurundwegs Holzwickede (mein Großvater und mein Vater haben in der Zeche Caroline in Holzwickede nach dem Krieg gearbeitet).

Der kleine Tunnel ist hier, meine Tante nannte ihn immer den „Krüper“ offenbar ein seltenes Wort für „kleiner Tunnel“. In meiner Kindheit bin ich immer im Winter den Abhang bis fast in den Tunnel hineingerodelt; Autos fuhren damals so gut wie nie.

Das unterste Bild ist nur für familäre Insider: Die ehemalige Hengser Straße (welcher Dödel hat die eigentlich in Hauptstraße umbenannt – die führt doch nach Hengsen?!) – im dritten Haus von links wohnten meine Großeltern, Auf dem Bürgersteig vorn rechts habe ich oft gespielt. Doch dazu mehr in Kürze.

Morgen treffe ich den Glöckner von Notre Unna.




Holzwickede

Holzwickede

Das sind mein Vater und seine Schwester (meine Tante) ungefähr hier in Holzwickede (fotografiert in Richtung Südosten). Wann genau das Foto gemacht worden ist, weiß ich nicht, jedenfalls zwischen 1945 und 1952.

Ich werde jetzt eine Woche in Unna und Holzwickede sein und meine Kindheit erwandern. Mehr in den nächsten Tagen auf burks.de oder hier oder hier. (Ja, ich habe dort Internet!)




Entartet geschlechtsbetont

RA Max-Lion Keller: „Der Bayerische VGH (Urteil vom 23.03.2011, Az. 7 BV 09.2517) hat entschieden, dass eine Internetseite, die Darstellungen eines volljährigen Models in ‚unnatürlich geschlechtsbetonter Körperhaltung‘ enthält, dann nicht gegen das Verbot des § 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 9 Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) verstößt, wenn die Darstellerin zum Zeitpunkt der Aufnahmen nachweislich über 18 war und wenn diese Angabe auch deutlich aus dem Angebot hervorgeht.“

In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird das „gesunde Volksempfinden“ wieder als juristische Kategorie seinen Einzug in Urteile halten. „Unnatürlich geschlechtsbetont“ – wider die Natur, sozusagen entartet geschlechtsbetont.




Simpler, more enjoyable, relevant, accessible, relevant and engaging

Avatar

Er hört sich bei den LindenLabs an wie eine Frontbegradigung: „Linden Lab Restructures to Generate Efficiencies and Support Investment in New Platforms“. „Restrukturierung“ kann immer auch bedeuten: „Wir ziehen uns geordnet aus Stalingrad zurück“, „Deutschland muss sparen“, „Wieder mehr variables Kapital auf dem Arbeitsmarkt verfügbar“ oder „Gute Nachricht: Griechische Staatsanleihen jetzt besonders günstig!“ Was also ist gemeint?

„Today’s announcement about our reorganization will help us make Second Life® even simpler, more enjoyable, relevant and engaging for consumers starting with their first experience. It will also enable us to invest in bringing 3D to the web and will strengthen our profitability,“ said Mark Kingdon, chief executive officer of Linden Lab. According to Kingdon, the restructuring also better aligns Linden Lab with its two longer-term goals. First, the company aims to create a browser-based virtual world experience, eliminating the need to download software. Secondly, Linden Lab will look to extend the Second Life experience into popular social networks. ‚Ultimately, we want to make Second Life more accessible and relevant to a wider population,‘ he said.“

Die Berichterstattung deutscher Medien – inklusive der Mainstream-Blogs – über Second Life kann man komplett vergessen. Genausogut könnte man auch eine saudi-arabische Zeitung über die Kreuzzüge befragen. Deswegen hier ein paar Details mehr.

Auf ReadWriteWeb („one of the most popular technology blog“) wird das noch erläutert: „Linden Lab intends to move the Second Life environment to a browser- and mobile-based platform, obviating the need to download software. It will combine its product and engineering divisions. Future plans include migration to social networks, like Facebook.“ PaidContent schreibt: „The company’s financial state isn’t known. Linden Lab has raised about $19 million in funding but hasn’t raised outside cash since 2006. At least two of its backers have sold their stakes; one unnamed investor sold its holdings to late-stage investment firm Stratim Capital a year ago…“

Die „Lindens“ wollen also die Hemmschwelle tiefer legen: man muss immer noch einen Client (ein Programm, das den Zugang ermöglicht) installieren, bevor man die größte virtuelle Welt der Welt betreten kann. Ich habe mich von einem guten Freund technisch belehren lassen, dass es in absehbarer Zeit möglich sein könnte, 3d-Rendering per Browser adäquat umsetzen zu können.

Das Problem von Second Life ist bekanntlich, dass eine Kommunikationsplattform nur zwei Geldquellen hat: Ausspionieren und Verkaufen des Nutzerverhaltens sowie das Geld, was die Nutzer „inworld“ ausgeben. In beiden Punkten übertrifft Second World um Längen, nur eben nicht in den Nutzerzahlen. Die Zahl der aktiven Nutzer wird sich um eineinhalb Millionen Nutzer bewegen, obwohl offiziell das Zehnfach angeben wird: Sehr viele Avatare, die während des Medienhypes 2007 geschaffen wurde, sind inaktive Karteileichen, und aktive Nutzer (wie ich) haben fast immer mehrere Avatare (ich habe vier) für unterschiedliche Segmente der virtuellen Welt und deren Szenarien. (Mein ältester Avatar heisst übrigens Burkhard Schroeder, „geboren“ im Januar 2007.)

Second Life

Der Sceenshot unten zeigt die Ergebnisse, die man in der Second-Life-internen Suchmaschine erzielt, wenn man „deutsch“ eingibt und „erwachsene“ Inhalte zulässt. Ich möchte die deutschen Jugenschutzwarte anstacheln zu jammern: „Dass muss man doch melden, durchführen und verbieten!?“ Damit könnten sie sich noch lächerlicher machen, was ich bekanntlich lebhaft begrüßen würde. Aber im Ernst: Wer bei Gor In Second Life die Nase rümpft, hat eben keine Ahnung: Der Avatar ganz oben stammt aus Gor und ist wesentlicher appetitlicher als der Schund und Müll, der einem im deutschen Segment der 3D-Welt entgegenbrodelt.




Queen Röschen Zensursula

Zensursula

Ja, das ist ein Plädoyer, die Monarchie in Deutschland wiedereinzuführen. Ich bin für Königin Zensursula, auch bekannt als Familienministerin Ursula von der Leyen.

Nein, ganz im Ernst. Natürlich habe ich den Telepolis-Artikel gelesen: „Politisches Leyen-Spiel“. Von der Leyen sei die „denkbar schlechteste Alternative“, und es wird alles aufgezählt, was sie alles gar nicht kann („war nie eine Powerfrau“) und warum sie Karriere gemacht hat („dank der Netzwerke ihres Vaters“). „Ursula von der Leyen, die sich stets als opportunistische Karrieristin hervorgetan hat, ist kein geistiger Leuchtturm für die Republik, sondern bestenfalls ein Teelicht.“ Stimmt alles, auch dass allein schon ihrer Kandidatur „die ultimative Bankrotterklärung der politischen Klasse“ wäre. Geschenkt.

Ich habe mich in einer Mailingliste der Piratenpartei bei einigen Leuten recht unbeliebt gemacht, weil ich eine Bundespräsidentin Zensursula für einen Glücksfall hielte: Sie würde immer wieder klar formulieren, was auf der Agenda der Internet-Ausdrucker, Jugendschutzwarte, Content-Mafia und der Verfechter des Überwachungsstaates steht, und sie würde das wie gewohnt so dummdreist tun, dass die Wähler, deren Intelligenzquotient die durchschnittliche Sommertemperatur geringfügig übersteigt, in Scharen zu den Piraten überlaufen würden.

Man muss Politik so sehen wie Jon Gnarr und die „Beste Partei„: Politik ist nur absurdes Theater, in Deutschland orchestriert von unkritischen Medien wie der lobhudelnden FAZ, der kein kritisches Wort zur Karriere von der Leyens einfällt. Wer gegen von der Leyen ist, nimmt das Theater viel zu ernst. Alice Schwarzer hatte doch Recht: Geschlecht ist ein politisches Programm, und das Geschlecht ist auch Zensursulas Programmpunkt: „Zudem würde sich die SPD dem Vorwurf aussetzen, die Wahl der ersten Frau in das höchste deutsche Amt zu hintertreiben.“ Har har. Na und?

Ich wundere mich, dass sogar der Kollege Jens Berger in Telepolis die ultrareaktionäre Weltanschauung der deutschen Supermutter kaum erwähnt. „Konservativ“ ist nicht genug. Von der Leyen ist viel schlimmer – sie unterstützt sogar die Evangelikalen („die Bibel hat immer recht“) wie den „Jugend-Kongress“ Christival. „Träger des Christival ist der gemeinnützige Verein Christival e.V., der zur evangelikal ausgerichteten Deutschen Evangelischen Allianz gehört.“ Die Evangelikalen verhalten sich ideologisch zum Protestantismus wie Opus Dei zum Katholizismus. Die „Allianz“ ist „der organisierte reaktionäre Flügel des evangelischen Konservatismus.“

Und so jemand soll alle Deutschen parteiübergreifend vertreten? „Schließlich haben zahlreiche SPD-Politiker in der Vergangenheit behauptet, von der Leyen betreibe eine in Wahrheit sozialdemokratische Politik.“ Ach ja. Danke für den Hinweis, FAZ. Ich sehe das auch so.

Warum also Monarchie? Die Monarchie würde heute nicht mehr den Geburtsadel und die ostelbischen Junker vertreten wie noch im Kaiserreich. Die Monarchie suggeriert, dass Herrschaft etwas Angeborenes ist, etwas „Natürliches“ im Sinne des Wortes. Ein König in der europäischen Tradition ist kein Indianer-Häuptling, der abgesetzt wird, wenn er auf Dauer nur Unfug macht, sondern bleibt Herrscher, auch wenn er ein Idiot oder sonstwie geistig verwirrt ist. Dafür sorgt schon die Kirche, die zur Monarchie gehört wie der Eiter zur entzündeten Wunde.

Der junge Karl Marx hat das in „Kritik des Hegelschen Staatsrechts unnachahmlich hegelisch verschwurbelt, aber völlig korrekt formuliert: „Wenn die Geburt, im Unterschied von den andern Bestimmungen, dem Menschen unmittelbar eine Stellung gibt so macht ihn sein Körper zu diesem bestimmten sozialen Funktionär. Sein Körper ist sein soziales Recht. In diesem System erscheint die körperliche Würde des Menschen oder die Würde des menschlichen Körpers (…) so, daß bestimmte, und zwar die höchsten sozialen Würden die Würden bestimmter durch die Geburt prädestinierter Körper sind. Es ist daher bei dem Adel natürlich der Stolz auf das Blut, die Abstammung, kurz die Lebensgeschichte ihres Körpers; es ist natürlich diese zoologische Anschauungsweise, die in der Heraldik die ihr entsprechende Wissenschaft besitzt. Das Geheimnis des Adels ist die Zoologie.“

Die Zoologie ist ja auch das Geheimnis der Karriere von der Leyens. Zudem findet Politik ohnehin nur noch symbolisch statt. Die PolitikerInnen dilettieren als „Verein der Versager“ herum, wie Spiegel Offline trefflich schrieb, sie haben keine Ahnung außer davon, wie man politische Gegner bekämpft, sie lassen sich für die Interessen des Großkapitals – hier des französischen – instrumentalisieren. „Politik“ findet als populistische Show statt, als Gruppenbild mit sehr wenigen Damen mit den sattsamen bekannten Arschgesichtern in der Glotze bei Maybrit und auch anderswo.

Das muss jetzt endlich konsequent durchgezogen und auf das Niveau von Gala, chrismon und Glanz & Gloria heruntergezerrt werden. Das Volk will höhere und niedere Wesen verehren, es will nicht denken, sondern unterhalten werden, und es will Blut und …äh… Brot und Spiele. Politik als Stierkampf im Colosseum – das fehlt Deutschland.

Ursula von der Leyen als erste deutsche Königin nach der Abdankung Kaiser Willems – aus der Dynastie „Albrecht und die Seidenbarone“ – das hat was. Eine deutsche Königin sollte nicht allzu intelligent daherreden (also nicht so wie die jordanische Königin), eine Opportunistin sein, damit die Deutschen sich auch mit ihr identifizieren können, und natürlich muss sie erzreaktionäre Ansichten vertreten wie deutsche Könige schon immer. Deswegen wurden sie ja von der Kirche unterstützt und vom Volk geliebt (nur die dummen linksextremistischen Arbeiter- und Soldatenräte nach dem ersten Weltkrieg machten eine Ausnahme). Nicht zu vergessen: eine deutsche Königin der Herzen muss höhere Wesen verehren und Kinder schon im zarten Schulalter mit Aberglauben und frommen Märchen belästigen und indoktrinieren wollen.

Kurz: Von der Leyen als Bundespräsidentin oder Königin passt zu Deutschland wie der Arsch auf Eimer. Ich bin dafür.




Al-Habash – eine Alternative zum politischen Islamismus

Al-Habash

Nie hätte ich gedacht, dass ich durch meine Artikel den Bau einer Moschee in Berlin ermöglichen oder erleichtern würde. Aber so war es wohl. Gestern war ich Gast bei der Eröffnung der neuen Moschee am Kreuzberger Görlitzer Bahnhof, genau dort, wo am 1. Mai 1987 Bolle abbrannte (ich wohnte 1987 in Sichtweite von Bolle).

Am 24.03.2003 schrieb ich einen Artikel für das Berliner Stadtmagazin Tip über die Al-Habash, die damals in einem Hinterhof residierte und auf dem Bolle-Gelände eine neue Moschee errichten wollte. Am 10.05.2003 veröffentlichte ich einen ähnlichen Artikel zum Thema in Telepolis. Ich war insbesondere motiviert, weil die taz damals einen völlig ahnungslosen, dämlichen und denunzierenden Artikel verfasst hatte: „Hinter dem Verein soll eine Sekte stecken“. Die Autorin Astrid Schneider hatte sich nicht die Mühe gemacht, auch nur eine Minute im Internet nachzuschauen (einen Artikel in Wikipedia gab es noch nicht).

Niemand wusste jedoch etwas über diese islamische Bewegung. Auch die „Islam-Experten“ waren noch nicht gewohnt, im Internet zu recherchieren; und es reicht auch nicht immer aus, nur die Ehefrau eines Muslim zu sein, um als „Experte“ genug zu wissen. Meine beiden Artikel waren die ersten überhaupt, die in deutschen Sprache über die Al-Habash publiziert wurden. Sie erleichterten der deutschen Sektion der „Association of Islamic Charitable Projects“, Vorurteile abzubauen – bei den Medien und auch bei den Politikern, die über den Neubau zu entscheiden hatten. (Der „witzige“ Abgeordnete, der in dem Artikel der „Kreuzberger Chronik“ erwähnt wurde, ist auf dem zweiten Bild von unten zu sehen.)

Damals schrieb ich über den Berliner Pressesprecher der Al-Habash: „Birol Ucan weist den Vorwurf der Intoleranz gegenüber anderen islamischen Richtungen weit von sich: „Wir erklären alle zu Ungläubigen, die alle anderen zu Ungläubigen erklären“, sagt Ucan spitzbübisch.“ Ich habe Ucan gestern in der Moschee getroffen. Er konnte sich noch gut an mich erinnern, obwohl das Interview sieben Jahre her war. Wir waren uns darüber einig, dass am folgenden Tag wieder Unausgegorenes in den Zeitungen erscheinen würde und dass einige „orthodoxe“ Muslime gar nicht über die „Omar-Ibu-al-Khattab-Moschee“ erfreut sein würden (Kein deutsches Medium hat recherchiert – ausser der taz. Aber die hat auch etwas wiedergutzumachen.).


Und siehe, die Moschee ist gut und ansehnlich geworden. Zum Anlass hier noch einmal der Artikel aus Telepolis (Links aktualisiert):

Al-Habash

Al-Habash – eine Alternative zum politischen Islamismus?

Wenn der Bundesinnenminister den jährlichen Verfassungsschutzbericht vorstellt, erfährt Deutschland, wer die Guten und die Bösen sind. Man darf [ihm] zutrauen, dass er sich bei den Traktaten, die manche Mitarbeiter des VS verfassen, oftmals gruselt. Aber als deren Dienstherr muss er öffentlich den Kopf dafür hinhalten Das aktuelle und interessanteste Böse wird zur Zeit vor allem repräsentiert durch den „Islamismus“. Der Verfassungsschutzbericht 2002 ordnet jedoch die in Deutschland bekannten Gruppen recht hilflos und chaotisch bestimmten Ländern zu. Al-Qaida ist eine Unterabteilung „der Araber“, obwohl Immigranten, die einen deutschen Pass besaßen, dort eine wichtige Rolle spielten. Ein Muslim ist in Deutschland eben potentiell immer ein „Ausländer“. Über den Islam findet man nur eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, schlechter als manche Volkshochschul-Broschüren. Der Vorwurf etwa, einzelne islamische Gruppen würden die Trennung von Staat und Religion nicht akzeptieren, triff auf den christlichen Fundamentalismus ebenso zu.

Für den Islam in Deutschland gilt, was auch für das Judentum zutrifft: Diejenigen Vertreter, die in der Öffentlichkeit auftreten und sich dem Staat als Ansprechpartner andienen, stehen jeweils für eine sehr konservative oder gar orthodoxe Variante, die für der Mehrheit der Gläubigen nicht repräsentativ ist.

Der Islam, die jüngste der drei Buchreligionen, ist seit Jahrhunderten in Mitteleuropa präsent. Aber erst die türkischen Einwanderer nach Deutschland rückten ihn wieder ins Blickfeld. Der türkisch geprägte Islam importierte jedoch auch den lang andauernden Kulturkampf zwischen Laizismus und Islamismus innerhalb der türkischen Gesellschaft nach Deutschland.

Liberale Richtungen wie die Aleviten kommen weder im öffentlichen noch im so genannten „interreligiösen“ Diskurs vor. Die Immigranten aus den Ländern, die einen ganz anderen Islam praktizieren, konnten sich gegen die Dominanz des staatlich geförderten Islam der DITIB (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi), der „Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion“ und gegen das komplizierte Geflecht zahlreicher Organisationen, die von der konservativen Milli Görüs dominiert werden, kaum Gehör verschaffen.

Warum aber Milli Görus und wer überhaupt warum im Verfassungsschutzbericht auftaucht, bleibt das Geheimnis der vermutlich gar nicht vorhandenen „Islam-Experten“ im Innenministerium. Zum pluralistischen Libanon fällt dem Verfassungsschutz nur die „Partei Gottes“ alias Hisb Allah ein. Immerhin: eine religiös-fundamentalistische Radikalisierung der in Deutschland lebenden palästinensischen Migranten sei nicht zu beobachten.

Abgelehnt vom orthodoxen Islam

Vielleicht ist daran der Islamismus schuld wie zum Beispiel die Association of Islamic Charitable Projects, auch „al-Habash“ genannt, eine kaum bekannte Strömung aus dem Libanon, die versucht, jetzt in Deutschland Fuß zu fassen. Im Internet tobt ein erbitterter Streit darum, wie diese Organisation, über die auch deutsche Islam-Experten nur wenig Informationen besitzen, einzuschätzen ist. Das Spektrum der Meinungen reicht von „religiös durchgeknallte Sekte“ bis zu „moderate Alternative zum Islamismus.“

Unstrittig ist nur eins: Die Gruppe hat sich mit der libanesischen Migration vor allem nach Frankreich und in der Schweiz ausgebreitet und missioniert vor allem libanesische Kurden und Palästinenser. Ihr deutsche Zentrale ist die kleine Omar-Moschee in Berlin. Die Moschee, bis jetzt in einer Fabriketage im Hinterhaus gelegen, soll auf dem traditionsreichen Gelände der Bolle-Ruine in Kreuzberg neu gebaut werden. Woher das Geld für das Vorhaben stammt, weiß niemand.

Erstaunlich ist, dass es keine deutsche Website gibt, die über die al-Habash informiert. Deutsche Medienberichte zitieren Experten, die fahrlässig von einer „Sekte“ reden, obwohl zahlreiche seriöse Informationen zum Thema im Internet zu finden sind. Was al-Ahbash vorgeworfen wird, vor allem, sie lehre nicht den „wahren“ islamischen Glauben, stammt aus der Propaganda des orthodoxen Islam der arabischen Halbinsel und des dort vorherrschenden erzkonservativen Wahabismus. Auf Islam online aus Katar verdammt ein „Islam Online Fatwa Committee“ die al-Ahbash. Die Anhänger seien „tatsächlich weit entfernt von allen Imams im Hinblick auf die Gedanken, das Verhalten und die Ethik“.

Auch Islamic Web, eine der bedeutendsten britischen Islamseiten, verurteilt die al-Ahbash als „Sekte“. Das wird von der einflussreichen und wohltätigen indonesischen „Rahmania Foundation“ übernommen. Besonders US-amerikanische Muslims haben sich auf die al-Ahbash eingeschossen. Fanatiker wie der in Texas ansässige und selbst ernannte „Scheich“ Ahmad Jibril beschimpfen die al-Ahbash als „Häresie“. Die „AS -Sunnah Foundation of America“ (ASFA), Organisation des Muhammad Hisham Kabbani – ein ehemaliger Studenten der Amerikanischen Universität in Beirut -, ruft Muslime in aller Welt auf: „Beware of a man who calls himself Abdullah Habashi and of his followers. They are a group of extremists…“

Al-Habash

Gegen politischen und islamisch unterfütterten Fanatismus

Die al-Ahbash (Association of Islamic Charitable Projects oder arabisch: „Jam’iyyat al- Mashari‘ al-Khayriyya al-Islamiyya“) wurde durch den Mufti (islamischer Rechtsgelehrter) Abdullah al-Habashi (exakter Name: Abdallah ibn Muhammad ibn Yusuf al-Hirari al-Shibi al- Abdari) gegründet. Al-Habashi wurde 1920 im äthiopischen Harare geboren. Seine Anhänger werden daher auch „Habashiyyin“ genannt. Das ist eine lautmalerische Version für „Abessinier“ – ein anderes Wort für Äthiopier. 1947 ließ Kaiser Haile Selassie den Mufti nach Saudi Arabien deportieren. Später studierte al-Habashi in Damaskus und in Beirut. 1983 übernahmen seine Gefolgsleute die schon seit 1930 existierende „Gesellschaft für philanthropische Projekte“.

Im August 1995 wurde der Führer der al-Habashi, Scheich Nizar al-Halabi, in Beirut von maskierten Männern auf offener Straße erschossen. Drei der Täter wurden gefasst und exekutiert. Das Attentat ging auf das Konto der palästinensischen Terrorgruppe Osbat al-Ansar, deren Anführer Ahmad Abd al-Karim (Kampfname: Abu Mahjan) in Abwesenheit ebenfalls zum Tode verurteilt wurde. Man vermutet, dass al-Karim sich heute noch im Flüchlingslager „Ain al-Helweh“ im südlichen Libanon aufhält. Das Camp ist für libanesische Militärs und Polizei off limits. Im Oktober 2001 gab die libanesische Regierung an die USA Informationen weiter: Die Terrorgruppe „Osbat al-Ansar“ stehe in engem Kontakt zur „al-Qaida“ Usama bin Ladens. Scheich Nizar al-Halabi hatte sich in aller Öffentlichkeit gegen politischen und islamisch unterfütterten Fanatismus ausgesprochen.

Vom orthodoxen Islam wie den Wahabiten unterscheidet die al-Ahbash vor allem die radikale Absage an politische Gewalt. Sie besitzt keine eigene Miliz und ruft nicht zum Kampf gegen Israel auf. Das wird in einem Artikel, den die israelische Bar-Ilan-Universität zum Thema publiziert hat, lobend hervorgehoben. Die Führung der al-Ahbash hat sehr gute, vielleicht zu gute Kontakte zur syrischen Regierung, aber auch zu den christlichen Wählern im Libanon. Mit der schiitischen Hisbollah schloss al-Ahbash eine nur politische Allianz.

Die al-Ahbash gilt unter Religionswissenschaftlern als sunnitische Gruppe mit schiitischen Elementen und starkem Einfluss des Sufi-Spiritualismus. Sie hat also von allem etwas, steht aber theologisch noch auf der „rechtgläubigen“ Seite des Islam – im Gegensatz zu der aus Pakistan stammenden Ahmadiyya-Bewegung, die von der Islamischen Welt-Liga „exkommuniziert“ und aus der islamischen Weltgemeinschaft ausgeschlossen wurde.

Professor A. Nizar Hamzeh von der Amerikanischen Universität in Beirut bezeichnet die al-Ahbash als die „Sufi-Antwort auf den politischen Islamismus“. Die Tradition des Sufismus spiegelt sich vor allem darin wider, dass die al-Ahbash im Internet zahlreiche religiöse Musikstücke zum Download anbietet. Ursula Spuler-Stegemann, Religionswissenschaftlerin an der Universität Marburg und eine der wenigen Islam-Expertinnen Deutschlands, hat von den al-Ahbash in Deutschland bisher nicht viel gehört, weiß aber: „Die Saudis können Sufis nicht ausstehen.“

„Westliche“ Musik oder gar „westliche“ Instrumente sind strenggläubigen Muslimen wie Wahabiten à la Taliban streng verboten. Der schlimmste Vorwurf gegen die al-Ahbash aus orthodoxer Sicht lautet daher: „Sie haben große Meistergruppen wie James Last, sie singen und tanzen mit Frauen und sie benutzen sie, um zu Allah zu beten! … Wenn Sie sich dafür interessieren, sie zu sehen, dann müssen Sie nur in ein Videoladen im Libanon gehen und danach fragen.“

Im Unterschied zu fundamentalistischen Islam-Versionen, die in Deutschland beheimatet sind, nehmen die al-Ahbash den Koran nicht als das authentische Wort Allahs: Der Koran spiegele nur dessen Meinung wider. Er sei vom Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed überliefert worden. Das lässt zeitgemäßen Koran-Interpretationen mehr Raum als buchstabengetreuer Glaube. Ähnlich wie im Katholizismus praktizieren die al-Ahbash eine Art Heiligenkult – für orthodoxe Muslims eine Blasphemie. Die al-Habashis predigen zwar religiösen Pluralismus, bezeichnen aber alle politischen Islamisten als „takfir“ – „Ungläubige“. Deshalb können die „traditionellen“ deutschen Sufis – wie deren größter Orden, die Naqschbandis – mit den al-Ahbash nicht viel anfangen. Abd al-Hafidh aus der Eifel, vor seinem Übertritt zum Islam Herr Wenzel genannt und heute Sprecher der Naqschbandis, kennt al-Ahbash kaum. Er kann sich nur daran erinnern, bei seiner frommen Pilgerfahrt nach Medina von den al-Habashi als „Ungläubiger“ beschimpft worden zu sein.

Birol Ucan, ein Berliner Türke mit deutscher Staatsbürgerschaft und Pressesprecher des „Islamischen Vereins für wohltätige Zwecke“ in Berlin, kann nicht beantworten, woher das Geld für die neue Deutschland-Zentrale kommen soll. Vielleicht hat er auch von der „Taqiya“ gehört, dem islamischen Gebot sich zu verstellen, um der eigenen Sache nicht zu schaden – eine professionelle Haltung den Medien gegenüber. Man besitze ein Haus in Peine bei Hannover, aber dort keine Moschee. Wenn das Geld nicht reiche, wären Selbsthilfe angesagt und eine Light-Version der Moschee. Wer’s glaubt.

Die al-Ahbash in der Beiruter Zentrale hatten immer ausreichend finanzielle Mittel. Das wird den Vereinvorsitzenden Hassan Khodr, der als Beruf „Autohändler“ angibt, ruhig schlafen lassen. Man hofft, dass eine al-Ahbash-Moschee ein Zeichen für einen zwar tiefreligiösen, aber toleranten Islam setze. Die konservative Konkurrenz wird sich warm anziehen müssen, denn auch bei Muslimen sind singende und tanzende Frauen und Musik eine bessere Werbung als puritanische Turbanträger.

Al-Habash




Piraten eine Politsekte? [Update]

Unna

Die Wahlergebnisse in meiner Heimatstadt Unna in Westfalen sind beispielhaft: die Piraten kommen auf 1,8 Prozent. Damit haben sie mehr Stimmen als die Nazis, sind aber dennoch eine Politsekte geblieben.

In Unna haben von rund 50000 Wahlberechtigten gut 500 Menschen die Piraten gewahlt. Davon kann man noch die üblichen Querulanten und Spinner abziehen, die ihr Kreuzchen so abgeben wie beim Lotto. Bei Twitter lese ich: „Piraten verlieren nicht nur fast 0,2% sondern haben auch 40.000 Zweitstimmen weniger als bei der Bundestagswahl“. Auf der Website der Piraten steht nichts Aktuelles, das ist lächerlich. Schlafen die noch alle? Beim Piratenweib habe ich die beste Analyse gefunden: „Die Piratenpartei hat sich standhaft geweigert, Positionen einzunehmen. Ja, es haben sich sogar rechte und linke Gruppen innerhalb der Partei ‚bekriegt‘ und tun es noch.“

Ich halte 300 von 50000 für repräsentativ für den Bundes-Durchschnitt: Nur so viele wüssten, wie man die Zensur im Internet umgeht, nur so viele wüssten, wie man seine E-Mails verschlüsselt, nur so viele wüssten, wie man die immer noch real existierende Speicherung der Daten auf Vorrat umgeht, nur so viele stehen für ein modernes Urheberrecht. Die Themen bleiben aktuell. Und die Noch-Nicht-Wähler der Piraten werden wieder sehr schnell auf den Boden der Realität zurückfinden, wenn es eine große Koalition gibt oder wenn sie merken, dass auch die Linken und die Grünen bei den Kernthemen der Piraten sich nur marginal von der Meinung der Mainstream-Parteien unterscheiden.

Die Piraten dürfen nur nicht den Fehler machen, sich wie eine der anderen Parteien aufzuführen. Plakate aufhängen? Damit fängt man nicht die Klienten, die die Piraten wählen. Es muss alles anders sein, sonst kann man es gleich vergessen. Ceterum censeo: Internet, Internet, Internet.

Update: Feynsinn und Finkeldey haben Recht.




Meinungsverbrecher jagen I

LawBlog: „BDK fordert Gestapo 2.0 und will die Vorratsdatenspeicherung wieder.“ Das soll ein FDP-Politiker getwittert haben. Was macht der Bund Deutscher Kriminalbeamter, in Person seines Vorsitzenden Klaus Jansen? Er erstattet Strafanzeige. Sofort. Unnachsichtig. Und gleich beim Landeskriminalamt.“

Nur damit es klar ist: „Der BDK fordert zum schnellstmöglichen Zeitpunkt ein neues Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung“. Aha. Klar und deutlich.

Und der Angezeigte ist kein FDP-Mitglied. Soviel zur Recherche-Fähigkeit des BdK.

Irgendjemand – ich weiß nicht mehr wer – hat mal formuliert: Immer wenn man glaubt, dümmer geht’s nimmer, kommt der Bund Deutscher Kriminalbeamter daher….




Mohammed(s) Dog

MohammedJerusalem Post berichtet: „Swedish papers publish image of prophet with dog’s body after 7 nabbed in murder plot. (…) The controversial drawing by Swedish artist Lars Vilks was printed in Stockholm papers Dagens Nyheter and Expressen and the Malmo daily Sydsvenska Dagbladet.“ Die schwedische Zeitung Nyheter hat auch noch mit einem Manifest und mit einem Interview mit dem Zeichner Lars Vilks nachgelegt.

The Jawa Report (ich habe nicht recherchiert, wer dahintersteckt) zitiert CNN: „Irish media reports said the target was Swedish cartoonist Lars Vilks, who drew a cartoon of the Muslim prophet Mohammed with the body of a dog in 2007, prompting al Qaeda to offer $100,000 to anyone who killed him plus an extra $50,000 if the killer slits his throat. The Irish press reports cited unnamed police sources.“

Trauen sich deutsche Medien, die Karikaturen auch zu publizieren, etwa aus Solidarität oder gar im Namen der Meinungsfreiheit? Drei Mal dürfen Sie raten…




Ein Leben für den Kapitalismus

Otto Graf Lambsdorff ist tot. Ja, er hat auf deselben Schule Abitur gemacht wie ich, dem Pestalozzi-Gymnasium Unna. Nur verliefen unsere Karrieren unterschiedlich. Spiegel Offline ist aussagekräftiger als Wikipedia:

„Im Juni 1984 trat er deshalb von seinen Ämtern zurück – und wurde im Februar 1987 schließlich wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 180.000 DM verurteilt. Das vergleichsweise milde Urteil sorgte auch für Kritik, weil Lambsdorff 515.000 DM Prozesskostenhilfe ‚zur Deckung seiner Anwaltskosten‘ erhielt.“

Da fehlem einem doch irgendwie die Worte.




Deutsche wollen den starken Staat

Laut einer Umfrage des Magazins stern finden die Deutschen Verstaatlichung der Industrie gut. „Am größten ist die Zustimmung zur Verstaatlichung der Strom- und Gaskonzerne. 77 Prozent der Deutschen wünschen dies. 84 Prozent der Grünen sind dafür und sogar knapp drei Viertel der Unionsanhänger (73 Prozent) sowie 70 Prozent der FDP-Wähler. Aus Sicht der meisten Bürger sollten auch die Finanzindustrie wie Banken und Versicherungen (64 Prozent) und Logistikunternehmen wie Fluglinien, Bahn und Post (60 Prozent) zumindest teilweise staatlich sein.“

Ginge das? Aber sicher – es steht sogar im Gundgesetz, Artikel 14, Absätze zwei und drei: „(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen.“

Eigentum verpflichtet. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Eigentum soll auch dem Wohl de Allgemeinheit dienen, nicht nur dem inviduellen Vergnügen oder Profil. Und es soll nicht dem wohl des Staates dienen. So will es unsere Verfassung. Trotzdem finde ich das Ergebnis der Umfrage lustig: Es zeigt, wie dämlich die Wählerinnen und Wähler, insbesondere auch die der Linken sind. Mehr als die Hälfte der Linken wollen die Chemieindustrie verstaatlichen, aber nur ein Viertel die Autoindustire. Wo, bitte, ist das ein relevanter Unterschied – und welcher? Ein verstaatlichter Volkswagen-Konzen würde dennoch nicht wieder Trabants produzieren, wie die Ossis vermutlich irrig annehmen.

aktienkurs

Wer jemals Marx gelesen und verstanden hat, wird wissen, dass Verstaatlichung mitnichten automatisch zum Programm von Kommunisten und anderen Linken gehört. Vermutlich denken die Marxismus-Gläubigen an Passagen wie: „Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateure werden expropriiert.“ (Das Kapital. Band 1. Siebenter Abschnitt: Der Akkumulationsprozess des Kapitals. MEW 23, S. 791, 1867″) Diese Sätze stehen übrigens in einem Kapitel im „Kapital“, das sich der so genannten „ursprünglichen Akkumulation“ widmet – also dem historischen Übergang von der mittelalterlichen Feudalherrschaft auf der Basis der Landwirtschaft zum Industriezeitalter. Die „Kapitalisten“, um die es hier ging, wären heute FDP-Wähler, also die Kleinbourgeoisie, die nur gefühlt zur „herrschenden Klasse“ im Marxschen Sinne gehört. Und was die Rolle des Proletariats angeht, hat Marx aus der Sicht der 19. Jahrhunderts eine ganz nette Prophetie abgeben, aber kräftig danebengehauen. So ist es oft mit Vorhersagen, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

Die heutigen Linkswähler scheinen „Verstaatlichung“ mit „Vergesellschaftung“ zu verwechseln. Der Staat kann im Kapitalismus eben nicht anders als ein Kapitalist agieren, so gut oder so schlecht. In der Regel wird das schlechter sein, sogar erheblich, weil die verantwortlichen Bürokraten eben keine persönliche Verantwortung tragen und das Risiko des ökonomischen Scheitern auf den Steuerzahler übertragen. Das Desaster der Landesbanken beweist das.

Vergesellschaftung bedeutet aber so etwas wie zum Beispiel wie im Fall des Aluminium-Werks in meiner Heimatstadt Unna geschehen: „Ganz Deutschland schaute im Januar 2000 auf das Aluwerk. Noch nie hatten ein Betriebsrat und die Belegschaft ein Unternehmen übernommen. Für eine Mark wurde das Werk damals verkauft.“ Das Werk im Besitz der Belegschaft sei heute eine „verdeckte Perle“, wie sogar das Wall Street Journal schrieb.




Zoff im AK Vorrat

Ich war immer schon der Meinung, dass man auch auf die Guten einprügeln müssen, wenn es der Wahrheitsfindung dient. Es finde es beschämend, dass der Veranstalter, der informelle Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, bewusst lügt über die Zahl der Teilnehmer der Demo am Samstag. Das ist doch Propaganda wie im realen Sozialismus! Wozu soll das gut sein?

Die Fakten: Wieviele Leute an einer großen Demonstation teilgenommen haben, ist immer schwer zu schätzen, weil man auch Passanten und Teilnehmer nicht immer auseinanderhalten kann. Die beste Methode ist, sich an einer engen Stelle an den Straßenrand zu stellen und einfach zu zählen, wieviele vorbeikommen. Ich war von Anfang an dabei und bin auch im letzten Jahre mitmarschiert. Meine erste Demonstration war Ende der 60-er genau hier, die habe ich selbst organsiert – und wir waren mehrere hundert Schüler. Danach bin ich ungefähr 124712563 Mal auf die Straße gegangen. Ein bisschen Erfahrung traue ich mir zu. Ich behaupte: Es waren am Samstag nicht mehr als 20.000 Leute, 5.000 mehr, als die Polizei behauptet. Ich kann mich irren, aber nicht wesentlich – auch wenn es 30.000 gewesen wären, sind das nur halb so viel wie vom Ak Vorrat angegeben werden.

Netzpolitik.org schreibt. „Ob es 100.000 Menschen waren, ist daher unklar. 50.000 Menschen werden aber von den meisten Teilnehmenden als sehr realistisch eingeschätzt. Der Demo-Zug war auf der Straße Unter den Linden etwa 1,5 Kilometer lang.“ Aha. Nehmen wir zehn Demonstranten in einer Reihe (das war der Durchschnitt), deren Kette ca. einen Meter „tief“ ist (das ist schon sehr dicht!), dann sind hundert Leute auf einer Länge von zehn Metern, 10.000 auf einem Kilometer. Quod erat demonstrandum.

Man hat sich offenbar in der informellen „Führungsebene“ des AK Vorrat darauf geeinigt, die falschen Zahlenangaben nicht mehr korrigieren zu wollen. Intern heißt es: „Es gibt sehr gute Gründe dafür, dieses Fass einfach momentan gar nicht mehr aufzumachen. Die reale Zahl, die später erinnert wird, wird sich eh mittelfristig im kollektiven Gedächtnis der Leute, in den Blogs und sonstwo ergeben. Kurzfristig sollten wir auf jeden Fall vermeiden, uns hier in Glaubwürdigkeitsdebatten zu verstricken oder uns gar noch gegenseitig zu wiedersprechen.“- „Die Teilnehmerzahl 100.000 bitte nach außen replizieren,“ postet ein Vertreter des AK Vorrat offenbar wider besseren Wissens. Ja, die Wahrheit muss draußen bleiben, wenn es der „Glaubwürdigkeit“ der eigenen „Partei“ dient. Das ist widerlich.

Die völlig überhöhten Schätzungen stammen unter anderem von Ricardo Cristof Remmert-Fontes, der als „Sprecher“ des Ak Vorrat durch die Medien gereicht wird, der aber vor allem deswegen Sprecher ist, weil er vor jedes Mikrofon springt, das im Umkreis von 100 Metern hochgehalten wird. In der Mailingliste musste er wegen seiner Eitelkeit und „egozentrischen Alleingängen“ schon mehrfach herbe Kritik einstecken. Jemand schrieb zu RCRF: „du kannst die Zahlen gar nicht belegen und willst einer Behauptung durch den Status ‚Demonstrationsleiter‘ Beweiskraft verschaffen, du sagst von dir selbst, dass du als Person nicht glaubwürdig bist, nur als Funktionär. Der erste Punkt zeugt von stark verinnerlichten Strukturen einer Autoritätsgläubigkeit in völlig unkritisch Weise…“

Bettina Winsemann aka Twister schreibt in einem offenen Brief an den AK Vorrat: „Ich halte es für untragbar, dass RCRF weiterhin eine ‚tragende Rolle‘ beim AK Vorrat spielt. Begründung: a) Keine Teamplayerfähigkeit (…) Hier ist auch beim erneuten Alleingang (Kommunikation der Zahl 70.000 usw.) zu sehen, dass Absprachen nicht eingehalten werden und diese Alleingänge schaden. Nachträglich eine kommunizierte Zahl nach unten zu korrigieren ist strategisch gesehen idiotisch. b) Keine Kritikfähigkeit (…) f) Falschaussagen bzw. Missverständnisse (…) g) Gewaltbereitschaft (…) Wenn also tatsächlich Peter in Berlin Prügel angedroht wurden (dies wurde soeben durch padeluun bestätigt) seitens RCRF, dann ist dies auch durch Überlastung nicht mehr zu entschuldigen. So etwas darf nicht passieren.“

In der internen Mailingliste heisst es weiter: „Am 12.10. haben sich in Berlin 15 Menschen aus verschiedenen Ortsgruppen des AK zusammengesetzt. Die meisten von uns waren aktiv an der Vorbereitung und Organisationen der Demonstration beteiligt. Wir haben Ricardo Remmert-Fontes kurzfristig gebeten zu unserem Treffen dazuzukommen. Dort haben wir ihm mitgeteilt, dass es verschiedene aus unserer Sicht wesentliche Kritikpunkte an seiner Arbeit gibt.(…) Daher haben wir vorgeschlagen, dass er die Vertretung des AK in das Öffentlichkeit ab sofort und mindestens bis zum Nachbereitungstreffen in Wiesbaden niederlegt und nicht mehr für und/oder im Namen des AK Vorratsdatenspeicherung spricht.“




Caissa zu Ehren

Burks

In einer Schublade habe ich eine silberglänzende Schale gefunden, die aber nur aus Blech ist. Schwer, die zu fotografieren, zumal meine Lumicron-Kamera langsam den Geist aufgibt. Ein Mann zieht einen störrischen Esel – das ist das Wahrzeichen der Stadt Unna. Dort bin ich aufgewachsen, und dort habe ich erste journalistische Erfahrungen gesammelt. Auf der Schale ist eingraviert:
EHRENPREIS der Stadt UNNA, 1. Platz, Jugend-Schachturnier 1970.
Hihi. Wussten Sie, verehrte Leserin uind geliebter Leser, dass ich begeisteter Schachspieler bin und jahrelang in Vereinen (- in diesem und in diesem -) gespielt habe? Wenn Sie mich herausfordern: Ich zögere auch nicht, das hier zu spielen, damit gleich Leben in die Bude kommt.




Dog | Down | Platz

Ajax the dog

Hundeerziehung ist kompliziert. Hier demonstriert unser Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch den Befehl Down!.

Wikipedia: „Down oder Halt, auch Platz: Beim Platz soll der Hund sich legen und bleiben; das Down bzw. Halt bezeichnet das in der Jagdhundeausbildung gebräuchliche ‚Bannen‘ des Hundes auf ein akustisches Signal (Trillerpfeife) hin. Dabei soll der z.B. Wild hetzende Hund sich bei Wahrnehmung des Signals gerade, mit dem Kopf zwischen den Vorderpfoten niederwerfen. Der Down-Befehl ist in der Jagdgebrauchshundeausbildung der wichtigste Befehl für die Unterordnung des Hundes.“

Und das ist falsch: Down! und Platz! sind zwei ganz verschiedene Befehle: Bei jenem muss er den Kopf zwischen die Pfoten nehmen, was für den Hund eine unnatürliche und daher unbequeme Haltung ist. Bei diesem darf er den Kopf erhoben haben. Mit der Trillerpfeife wird er vom down nur erlöst, mitnichten aber hingelegt.

Unter Tölchen ist ganz schön gelehrig: Obwohl er bekanntlich nicht versteht, was der Homo sapiens sagt, erkennt er den Unterschied zwischen den beiden Worten – Down! und Platz! sind aber auch mit unterschiedlichen Handzeichen verbunden.