Ausharren im Nichtdazugehörenwollen und die Masse der Leiber

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Kein Herdentier (Symbolbild – ich halte das Foto übrigens für unecht, aber kann es leider nicht beweisen.)

Yassin. Ibrahim. Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Nein, hat es nicht. Religion ist nur ein Syptom.

„Hier, rief ich entflammt hier: Im übrigens ist es ein großer Unterschied, ob man tut, was man nicht billigt, oder ob man zu billigen vorgibt, was man tut; das erste tut, wer schwach ist, das zweite Benehmen ist das eines Sklaven.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Das, verehrtes Publikum, ist elegantes Deutsch auf höchstem Niveau. Gemeißelte Sätze, sogar mit schwachen Verben, barsche Logik des geschachtelten Satzes, wie sie nur in Latein und im Deutschen zur vollen Blüte gelangt (jetzt drehen die Metaphern durch!), die Leser erstarren und wollen es noch mal gesungen hören usw..

Ich habe das Büchlein jetzt durch. Meine Lesebefehl bleibt aufrechterhalten (nur für die, die was mit Medien machen). Warum konnten und können nur Ossis in diesen Zeiten gut und elegante und doppelbödige Texte schreiben – wie zum Beispiel Stefan Heym, Alexander Osang und eben Birk Meinhardt? Bei Heym kam dazu, dass er seine Bücher zuerst auf Englisch schrieb; das machte die deutsche Version dann ohnehin leichter lesbar.

Man muss vermutlich dem, was einen umgibt, irgendwie fremd sein, um hinzukriegen, dass die Texte ein eigenes Leben entwickeln und über das bloße Meinen eines Einzelnen hinauswachsen. Ich kenne das von mir: Wer in einer Sekte aufwächst, gehört nie dazu oder hat das Gefühl, alle seien anders als man selbst. Irgendwann zweifelt man dann doch: Kann es sein, dass alle anderen bekloppt sind und gemeinsam vom Felsen springen wie die Lemmini, obwohl das doch ins Verderben führt? Sollte man sich ihnen anschließen um des lieben Friedens willen?

Nimm nichts als gegeben, nie wieder. Reih dich nicht noch einmal bei denen ein, die etwas für gegeben und unumstößlich halten, wärm dich nicht an der Masse ihrer Leiber. Bleibe auf Abstand, nutze den Vorteil der Fremdheit.

Meinhardts Buch kann ich nicht rezensieren, weil das Gefühl überwiegt, man tue dem Autor Unrecht, ließe man etwas aus, also müsse man den Text zur Gänze wiederholen, um ihn gebührend gewürdigt zu haben. Ich erkenne wieder, was ich schon vor Jahren gedacht und nur auf diesem winzigen und gesellschaftlich irrelevanten Blog mich zu formulieren erkühnt habe:

Einschub, alle die gekommen sind, sind in der Zeitung und im Fernsehen und im Radio Flüchtlinge, das ist das Anfangs- und das Endwort. Es suggeriert Verfolgung, Todesangst und Hilfsbedürftigkeit, es appelliert an meine Anteilnahme, dabei ist es, derart pauschal gebraucht, ein irreführendes Wort, denn ein erheblicher Teil der Hergekommenen ist schlicht der Verheißung eines besseren Lebens gefolgt. Wirtschaftsflüchtlinge, heißt es jetzt manchmal, immer noch sind es also Flüchtlinge, Bedürftige; nur wie heißt das Museum oben in Bremerhaven, wo sich unsere Vorfahren auf die Schiffe drängten, um ins gelobte Amerika zu gelangen? Auswandererhaus. Unsere Vorfahren sind Auswanderer gewesen, von Amerika aus gesehen natürlich Einwanderer. Einwanderer.

Nein, das sagt man nicht, das widerspräche dem – wie man in Neudeutsch modisch sagt: Narrativ.

Aber woher kommt das? Dieser unerträgliche Opportunismus der übergroßen journalistischen Mehrheit, ja die Feigheit, oft wider besseres Wissen die Fakten zu verbiegen, also nichts Falsches zu verbreiten, sondern nur die halbe Wahrheit, weil die anderen gar nicht erst gefragt werden, da das Resultat dann auch gelogen ist? Meinhart nennt den „ersten Angriffskrieg eines Landes, dessen Bürger ich bin“, „daß ich heute in einem Staat lebe, der es gewagt hat, einen anderen Staat völkerrechtswidrig zu bombardieren“. Das darf man den Bellizisten von heute nicht öffentlich vorhalten: Man würde eine Shitstorm ernten, dessen gelindester Vorwurf der des Putin-Verstehens wäre.

Aber damals fing es an. Oder: Man merkte es immer öfter. Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Ich ziehe vor zu sagen: Objektivität ist eine Illusion, die von der bürgerlichen Presse verbreitet wird und an die sie selbst glaubt, um zu vertuschen und zu verdrängen, dass sie die Sicht der herrschenden Klassen wiederspiegelt – und nur die.

„Das EU-Parlament fordert Serbien auf, Desinformation zu bekämpfen, einschließlich manipulativer Anti-EU-Narrative.“

…mit ihrem erbärmlichen Eifer, mit dem sie sich auf der Seite versammeln, die ihnen die richtige erscheint, und mit dem sie dort geradezu aufstampfen, es ist die richtige, richtige, richtige Seite, ich kenne aus den Zeiten der endlose Genitivverbindungen die Details des Mechanismus des Demonstrierens des festen eigenen Standpunkts.

Das Ansichten Meinhardts über die deutsche „Presselandschaft“ beruhigt mich ungemein. Es gibt also doch noch Kollegen aus der Zunft, die aus der Reihe tanzen und ihren Kopf gebrauchen – und Konsequenzen ziehen.

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Auf der Mauer

Berliner Mauer

Mauerfall 1989. Oben rechts bin ich zu sehen. Keiner hat ein Handy dabei. © Lothar Michael Peter

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Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Der Flughafen von Quito, Ecuador, fotografiert am 29.11.1979. Das ist der alte Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre, der neue wurde 2013 eröffnet. Vom alten Flughafen steht heute nur noch der Kontrollturm, der auch auf meinem Foto zu sehen ist. „Wegen seiner Lage und weiterer Bedingungen wie seiner abschüssigen Landebahn galt er als einer der am schwierigsten anzufliegenden Flughäfen weltweit.“

Ich bin von Quito aus nicht geflogen. Ich war damals nur dort, um ein Luftfracht-Paket nach Deutschland zu schicken. Aus meinem Reisetagebuch:
Flughafen recht klein. Es ist mittlerweile schwierig, sich daran zu gewöhnen, dass es in Quito Bushaltestellen gibt. Wir brausen erst einmal am Flughafen vorbei. Die Maschinen der Ecuadoriana sind wirklich schreiend bunt und sehr fröhlich.

Die Ecuadoriana gibt es auch nicht mehr: Nachdem sie privatisiert wurde, ging sie prompt bankrott.

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Linke in der „Linken“

gegen krieg

Die Frage drängt sich auf: Gibt es schon einen Arbeitskreis „Linke in der Linken“? Ja, gibt es offenbar. Nennen sich „Linke gegen Krieg“. Wait a minute! Gibt es auch Linke, die „für“ Krieg sind? Das wären dann Veganer, die Gulasch essen?

Lauschen wir den sinnfreien Textbausteinen Parölchen: „Sicherheit und Unabhängigkeit der Ukraine müssen wiederhergestellt werden!“ Warum eigentlich? Unabhängigkeit von Nationen? Kapital und Arbeit der Ukraine ziehen gemeinsam an einem Strang? Das erinnert mich an die alte Parole der maoistischen Sekten im Endstadium: „Unterdrückte Völker, vereinigt euch!“ Warum nicht gleich in die Gesellschaft für bedrohte Völker eintreten? So wird das nix. Da waren wir in den 70-er Jahren schon weiter: Liga gegen den Imperialismus! Das bringt die Sache auf den unvölkischen Punkt. Heute müsste vielleicht Liga gegen den militarisierten Nationalismus sagen.

Was haben wir denn?
…eine diplomatische Initiative der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel eines umgehenden Waffenstillstands und von Verhandlungen über ein Ende des Krieges, ohne Vorbedingungen.
Kann man machen. Die Ukraine will aber nicht verhandeln. Da wird sich erst ändern, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch steht, also bald.

Schluss mit Waffenlieferungen an die Ukraine und in andere Kriegs- und Krisengebiete.
Falsch, weil eine lächerliche Forderung. Und was wäre dann mit den U-Booten? Nein, ich bin dafür, die Waffenindustrie zu vergesellschaften und weiter Waffen zu produzieren, die man dann den Guten zukommen lassen kann – und den Bösen nicht.

Schluss mit Wirtschaftssanktionen, die die Bevölkerungen treffen, Schluss mit dem Wirtschaftskrieg.
Geht im Kapitalismus nicht. Ist ein Feature, kein Bug.

Keine weitere Aufrüstung der Bundeswehr, der EU und der NATO – Abrüstung ist das Gebot der Stunde.
Halte ich für Blödsinn und blauäugig. Sagt das mal der Hamas und den so genannten Palästinensern, die ihr so toll findet.

…zur Bewältigung der großen globalen Herausforderungen Frieden, Klimaschutz, gerechte Entwicklung.
Ach was. Der Kapitalismus ist keine „Herausforderung“? Was für Sprechblasenfacharbeiterinnen! „Gerechte Entwicklung“ – was soll das sein? Welches Gesellschaftssystem, welche Ökonomie soll das leisten? Mit oder ohne tendenziellen Fall der Profitrate? Ich werfe jetzt noch weit ausholende weitere Begriffe in den Diskursraum, wie Katja Kipping sagen würde: Jugoslawischen Modell! Genossenschaften! Sozialismus! Klassenkammpf! Habt ihr diese exotischen Wörter schon einmal gehört, Linke in der „Linken“? Nein? Dachte ich mir. Ich sage nur: China!

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Das Wesentliche, Alisa, Putin, Fellow travellers und eine verwirrte Recherche

books

– Wie ich hier schon mehrfach schrieb, wächst mit dem Alter Älterwerden die Erkenntnis, man müsse und solle sich auf das Wesentliche konzentrieren, da die Zeit verrinnt und irgendwann gar nicht mehr da ist, oder man selbst so wirr im Kopf ist, dass nichts Vernünftiges mehr hinauskommt, was in meinem Fall wegen der genetischen Gemengelage nicht der Fall sein wird. Vielleicht bin ich gar nicht alt oder nur unweise, weil ich das Wochenende – neben dem üblichen hausmännischen Putzen, Waschen, Kochen, Einkaufen via Großbourgeoisie usw. – nur mit Unwesentlichem verbracht habe. Der dicke Stapel ungelesener Bücher auf meinem Schreibtisch bleibt leider dick, es kamen sogar noch einige dazu. Das Rätsel um die Insel Thule habe ich immerhin durch und an einem passenden Platz auf meinen Regalen verstaut.

– Gut, ich habe ein virtuelles Event mit hohem Spaßfaktor organisiert, an dem 22 Spieler teilnahmen, was für Second Life eine Massenveranstaltung ist. Erstaunlich, dass die – ohne Lag! – auf meine Sim passten, da angeblich für eine Homestead 20 das Maximum ist. Man kann offenbar noch zwei hinzutricksen.

Wir haben herumgeballert, dass die virtuellen Pfeile den virtuellen Himmel verdunkelten nur so zischten, und die (von mir angeheuerten) Banditen erst nach einem halbstündigen Kampf unterlagen. [Zu denen gibt es nur ein uraltes Video – deren Sim sieht mittlerweile völlig anders aus. Es handelt sich um das scherzhaft so genannte „Pew-Pew-Gor“ aka „Gor Evolved“, das die litearische Vorlage nur als Anregung nimmt und dessen Bekleidungsvorschriften völlig ignoriert.]

– Nun zum Wesentlichen und zu uns, Qualitätsmedien! In späteren Zeiten werden Anthropologen und Soziologen vielleicht über der Frage brüten und Fakten dazu sammeln, warum insbesondere in Deutschland der Hang zum Opportunismus so stark ist, gerade bei den Medien, und Meinungen, die vom Mainstream nur geringfügig abweichen, so bekämpft werden, als befände man sich in der McCarthy-Ära reloaded. Man kann nur mit dem Kopf schütteln. Wer dagegen ist, Panzer an die Ostfront zu schicken, wie Rommy Arndt im MDR, und es wagt, diese Meinung (!) zu äußern, wird gleich als Putin-Propagandist angepöbelt. Diese Mischpoke aus den Anstalten hält Dissens gar nicht mehr aus.

– Wesentlich ist bekanntlich die Ökonomie. Während die Chinesen Russland aufkaufen bzw. erobern und China mittlerweile der wichtigste Handelspartner Russlands ist, ziehen sich gleichzeitig „westliche“ Tech-Riesen aus China zurück. Das behauptet die hierzulande zensierte – weil hochgefährliche! – russische Propaganda.

udo liilischkies
Udo Lielischkies ist der ehemalige Leiter des ARD-Studios in Moskau, der sich schon für Fake News aus dem Ukraine-Krieg entschuldigen musste.

– In wessen Interesse das alles ist, steht erfreulich klar in ausländischen Qualitätsmedien: „Ukraine’s very existence depends on a successful conclusion to Putin’s war. Ukrainian success is also vital to the strategic interests of the United States and its allies“.

alisa gabaevaa

– And now for something completely different. Ich hatte mich auf der Website von El Al registriert und weiß jetzt, wie ich heiße (natürlich von rechts nach links lesen): בורקהרד שרדר.

– Einer der intelligenten Social-Media-Algorithmen spülte mir eine Dame herein, deren Lächeln ich bezaubernd fand. Eine kurze Recherche aber (vgl. unten) brachte mich aber ganz überraschend zu Putin, den ich bei großen Brüsten nicht erwartet hatte. Warum? Aalisa gabaeva – eindeutig ein Künstlername – ist nicht Alisa Kharcheva. Oder doch? Dabei stellte ich mir die naheliegende Fragen, ob es ein Tool gebe, nicht Gesichter, sondern andere Körperteile miteinander vergleichen zu können, um einwandfrei herauszufinden, ob es sich um dieselbe Person handelt?

google search

– Die russische Propaganda behauptet: „Gleichzeitig belegen die Twitter-Files eindeutig, dass amerikanische Behörden versuchten, die Moderation von Twitter zu beeinflussen. So enthüllten die Journalisten etwa, dass Twitter die Online-Einflusskampagnen des US-Militärs unterstützte, im Auftrag mehrerer US-Geheimdienste „anti-ukrainische Narrative“ zensierte, im Auftrag des Weißen Hauses „legitime Inhalte“ zu COVID-19 unterdrückte und letztlich auch an dem „Russiagate“-Hoax beteiligt war.“

Aber da es sich um russische Propaganda handelt, ist alles automatisch voll gelogen und darf auch die hiesigen Bevölkerung nicht gezeigt werden weil das diese beunruhigen könnte.

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– Hatten wir heute schon Katzenbilder?

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Virtuelles Meeting 3.0

avatare

Jetzt muss mein Avatar noch etwas Virtuelles mit meinen virtuellen Bodyguards besprechen. #SecondLife #roleplaying #fantasy #gorilla #tahari #avatars

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La Vela de Coro

Vela de Coro

La Vela de Coro – auf den ersten Blick ein langweiliges Strandfoto, auf dem nichts zu sehen ist.
La Vela de Coro is the port of Coro, Venezuela. Coro and its port form a conurbation, although Coro is in the municipality of Miranda and La Vela is in a separate municipality, Colina. The twin settlements were founded by the Spanish in the 16th century.

Das kann man ein bisschen anzweifeln. Einen Hafen gibt es nicht mehr, aber gegründet wurde er nicht nur von Spaniern, sondern auch von deutschen Konquistadoren, vermutlich von Ambrosius Dalfinger aus Ulm im Jahr 1529. Man darf sich das nicht wie einen richtige Hafen vorstellen. Es war eher eine windgeschützte Bucht, in der Schiffe ankern und entladen werden konnten. Vom „Hafen“ ist es nicht weit nach (Santa Ana de) Coro. Vela heißt „Segel“ im Spanischen.

Dieser Ort kommt in meinem Roman vor. Auch dessen „Helden“, die historisch verbürgt sind, gingen ungefähr hier an Land.

Wer schon einmal in Venezuela mit einem Lokalbus gefahren ist, weiß, dass die Angelegenheit nicht so läuft wie hier. Erstens gibt es keine richtigen Bushaltestellen. Zweitens weiß man als Ausländer überhaupt nicht, welcher Bus wohin fährt und über welche Strecke. Feste Zeiten gibt es natürlich auch nicht. Man muss herumfragen, und zur Sicherheit mehrere Meinungen einholen. Irgendwann habe ich den Bus gefunden, und der „Ritt“ der Klapperkiste durch die Vororte von Coro – das nur eine Kleinstadt ist – war interessant.

Am Strand war ich übrigens ganz allein. (1998)

Postscriptum: Das Foto (Dia) war total ramponiert. Ich habe es auch im Original hochgeladen.

Vela de Coro
South Amerika Handbook, Ausgabe 1997

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מצטער, אני לא דובר עברית

hebräisch

Jetzt habe ich es endlich hingekriegt, einen meiner Rechner umzurubelnschekeln und auch eine Tastatur, die ich noch herumzuliegen hatte, mit hebräischen Buchstaben zu bekleben. Es kommt tatsächlich das Richtige aus dem Drucker, nur leider nicht die Vokalzeichen. Aber zum Vokabeln lernen reicht es.

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Wen wählen? Oder: Die Partei hat immer recht

spieglein
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Wählbarste im ganzen Land? (Symbolbild)

Ich stimme mit dem Schockwellenreiter überein:

„Blieb nur die Frage, wohin mit den Kreuzchen? Die Marktwirtschaftsterroristen von Rechts (also F.D.P. und CDU) sind für mich genauso unwählbar wie die braune Kacke von der AfD. Und bei der SPD will eine Frau, die sich einen Doktortitel erschummelt hat, schamlos wieder Regierende Bürgermeisterin werden, statt sich in eine Ecke zu stellen und sich zu schämen. Und der damalige Innensenator, der die Wahl versemmelt hat, klebt auch noch an seinem Sessel und wird von seiner SPD dabei unterstützt.

Die Kriegstreiber von der grüngetünchten F.D.P. sind noch weniger wählbar als das Original. Martialische Ostlandritte, um die Ukraine »heim ins Reich in die EU zu holen, das können die Bellizisten von CDU und F.D.P. besser als die bündnisgrünen Kirchentagstanten mit ihrer mehr als eigenwilligen Interpretation des fünften Gebots.

Und die Linke? Nun, zumindest in Neukölln hat sie beschlossen, lieber Religioten und Salafisten in den Arsch zu kriechen (das hält sie nämlich für rassismusfreie Politik), als sich um die Interessen der arbeitenden Bevölkerung zu kümmern. So schnell kann der olle Marx gar nicht in seinem Grab rotieren, wie sie durch Shisha-Pfeifen das »Opium des Volkes« in sich reinzieht. Dafür hat sie zwar jüngst ein großes Lob von einer bekannten Neuköllner Clangröße bekommen, aber meine Stimme verloren.

Nein, da bleibt nur noch die PARTEI, denn sie hat nicht nur versprochen, keine Versprechen zu machen, sondern sich konsequent selbst an dieses Versprechen nicht zu halten. Von ihr ist also nichts zu erwarten, daher kann sie mich auch nicht enttäuschen.“

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Was mit Medien machen

„Beim Aufräumen im Keller fand ich jetzt eine vergilbte Broschüre: Leistungssport im imperialistischen Westdeutschland. Darin stehen Sätze wie dieser: Die auf die sportpolitische Wirksamkeit und auf sportliche Siege zielende Ideologierelevanz ist ein Hauptaspekt der Olympiavorbereitung, um westdeutsche Spitzensportler durch antikommunistische Verhetzung zu personifizierten Gegnern des Sozialismus zu erziehen.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Birk Meinhardt, der lange für eine Tageszeitung gearbeitet hat, gehört zu den wenigen, die sich einer genauen Selbstbefragung unterzogen haben und ihre Position auf dem brüchigen Pflaster des Medienbetriebs zu orten versuchen. Seine Geschichte ist die eines leidenschaftlichen Journalisten, der als erster Ostler in der Redaktion eines angesehenen Blattes arbeitet und lange blind bleibt für die Widerstände, auf die seine Arbeit zunehmend trifft. Es ist die Geschichte einer Ernüchterung und – schließlich – einer Entzweiung.

Ich habe das Buch geschenkt bekommen und finde es großartig. Meinhardt schreibt so präzise und gleichzeitig subtil wie Osang, der auch aus dem Beitrittsgebiet stammt. Meinhardt war in einer anderen Situation als ich, weil ich immer als Freiberufler gearbeitet hatte, aber ich kann dennoch fast alles nachvollziehen und unterschreiben.

Es ist auch bezeichnend, dass jemand, der die Branche – und sich selbst – kritisch sieht, sofort runtergemacht wird: „Psychogramm des gekränkten älteren weißen Mannes“. Jaja. Warum nicht gleich „Nazi“? „An einer Stelle beteuert er, er sei kein Rassist. Er wolle nur halt nicht immer nur positive Geschichten über Flüchtlinge lesen“. So was geht ja gar nicht. Geschichten über „Flüchtlinge“ müssen immer positiv sei, am besten noch mit kleinen Kindern bebildert werden. Oder nicht?

In einem muss ich Sabine Rennefanz von der „Berliner Zeitung“ recht geben: „Ich habe das Buch anders gelesen: als eine Zeitreise in eine Zeitungswelt, die es so nicht mehr gibt.“ Eben. Journalismus, wie man ihn früher lernte, gibt es nicht mehr. Vielleicht ist das auch ganz gut so – im Interesse der mündigen Leser, die sich aus verschiedenen Quellen selbst informieren.

Das Buch kann man auch gut an Leute verschenken, die „was mit Medien“ machen.

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Unter Aufpolierenden

polen

Eine Niederlage ist möglich, polnische Nachbarn? Darf man das sagen? Ich dachte, die tapferen ukrainischen Oligarchen tapfere Ukraine würde in jedem Fall gewinnen!?

„Die Leopard-1-Panzer sind ja schon lange nicht mehr im Bestand der Bundeswehr, sie sind ausgemustert und stehen teilweise noch in Lagern oder in der Industrie“, erklärt Richter. Manchmal seien solche Panzer zur Verschrottung vorgesehen, andererseits könnten sie für den Export wieder aufpoliert werden.“ (Oberst a. D. Wolfgang Richter. Wikipedia dazu: „Die Obersten dienen wie die meisten Stabsoffiziere vorwiegend auf Stabsposten und in der Regel nicht in der Truppe als militärische Führer“.)

Ich bin kein Clausewitz Militär: Aber warum verschenkt man Panzer, die eigentlich verschrottet werden sollen? Oder sollen modernere Versionen an die Ostfront? „Im Gespräch“ ist der Leopard 2. Dummerweise scheint das Verteidigungsministerium nicht zu wissen, wie viele Panzer sie haben – die müssen erst gezählt werden. (Zwischenfrage: Machen die bei der Bundeswehr nie eine Inventur?)

Ceterum censeo: Putin wird das durchziehen. Das sagte ich schon. Die schaffen das.

davos

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Foederati

roman soldiers

Habe heute eine interessante Textstelle in Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien gefunden (wurde hier schon kurz besprochen):

„Seit dem Ende des 4. Jh.s erscheinen zunehmend foederati in den römischen Quellen. Rom geht nun dazu über, Verträge (foedera) mit den Anführern barbarischer Gruppen zu schließen – zum Beispiel mit Franken Sachsen, Vandalen, Alanen und vor allem mit Westgoten. Diese verpflichteten sich zum römischen Militärdienst und erhielten dafür Geld und Nahrungsmittel. Im Grunde handelte es sich also zunächst um reichsfremde Söldnertruppen. Nach der Schlacht von Adrianopel schloss Kaiser Theodosius I. im Oktober 382 ein foedus mit den Westgoten, wobei es als Präzedenzfall zur Ansiedlung der Goten in der römischen Provinz Tharkien kam. Von nun an ging die Anzahl regulärer römischer Militäreinheiten zugunsten von Foederatenverbänden allmählich zurück. Das Foederatensystem war aus römischer Sicht vor allem deshalb so attraktiv, weil man so hohe Kampfkraft mit geringen Kosten erwerben konnte: Dies lässt sich einem Gesetz des Kaisers Valentinian III. aus dem Jahr 440 entnehmen, wonach ein regulärer Soldat den Staat jährlich 30 Solidi kostete, ein foederierter Krieger hingegen nur fünf. Das Problem war nur, dass die Loyalität der foederierten Verbände und ihrer Anführer, die meist als rex (König) bezeichnet wurden, nicht immer sicher war, sie hing vor allem von der Regelmäßigkeit der Zahlungen ab. Als das Steueraufkommen Westroms im 5.Jh. schwand und die militärische Lage sich verschlechterte, wurde den foederati immer häufiger gestattet, auf römischem Territorium zu siedeln, um so ihre Versorgung zu sichern. Dies förderte die Bildung selbständiger germanischer Reiche auf römischem Reichsboden und damit aber auch das Ende des weströmischen Reichs.“

Es geht also wieder wie immer nur um die Kohle. Mich wundert eigentlich, warum die Herrschenden in Rom das nicht haben voraussehen können? Oder ihnen blieb keine Wahl…

roman empire
Das Römische Reich vor der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

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Ganz in Blau

elorza

Elorza in den südlichen Llanos (Ebenen) von Venezuela, fotografiert 1998. Wenn ich mich recht erinnere (ich habe damals kein Reisetagebuch geschrieben, sondern für meinen Roman recherchiert), gab es irgendeinen „Tag der Streitkräfte“ oder etwas in der Art. Die Kleidung ist die dortige Schuluniform.

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Im Dorfe

max henry ferrars

Max Henry Ferrars: Dorfszene im Schwarzwald, 1905.

Auf Fratzenbuch schrieb jemand: A group of children playing a game in a small village in 1905. This photo is just magnificent! It’s delightful to think of what this sounded like, too: no cars, cell phones, etc.. Just kids playing a game, a babbling brook, and chickens clucking in the yard…“

Gegenmeinung: But. Don’t think it’s good to see life back then through rose colored glasses. Life was hard and people often died very young. Not all children lived like in this photo. Many lived in deep poverty. My mom grew up in the mid 1930’s. She talked about teachers hitting students and no one cared to stop it, because that was the norm. My granddad worked at a brickyard when he was 5 in the 1890’s.
Just saying that while we all get nostalgic about old times, there were lots of darkness there too.

Darüber würde ich gern das Publikum eine 11. oder 12. Klasse einen Besinnungsaufsatz schreiben lassen. Die scheinen übrigens Ringelreihen zu spielen. Kennt das noch jemand?

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Unter Völkischen [Update]

six days war
IDF soldiers survey the Old City before launching their attack, June 1967 (photo credit: Wikimedia Commons CC BY-SA/Mazel123)

Sehr geehrtes „Welt“-Redaktionsteam,
Ich hatte kommentiert: „Ein Volk der Palästinenser gibt es nicht. Das ist eine Erfindung Arafats.“ Das wurde offenbar zensiert. Warum? Soll ich ihnen noch historische Fakten liefern, eventuell die Rede Arafats vor der UN übersetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Burkhard Schröder (Noch-Abonnent)

Andere Kommentare unter dem Artikel der „Welt“: „Mehr als 90 Länder verurteilen Israels Sanktionen gegen Palästinenser, auch Deutschland“:

Übrigens hatten die Palästinenser 70 Jahre Zeit, zu zeigen, dass sie in der Lage sind, einen funktionierenden, friedlichen Staat zu bilden. Der Wille ist aber nicht vorhanden, deshalb wählt man die aus dem Iran gesteuerte Hamas, die sich in ihrer Charta die Vernichtung Israels zu Ziel gesetzt hat, immer wieder in die Regierung! Warum sollte Israel diesen Terroristen auch nur einen Millimeter entgegenkommen? Trotzdem liefern sie Strom und Wasser nach Gaza, geben Tausenden Palästinensern Arbeit und versorgen sie in Notfällen auch in ihren Krankenhäusern.
Gut, dass die Israelis bei der letzten Wahl richtig gewählt haben.

Wer oder was sind Palästinenser? Gibt oder gab es mal einen Staat der so hieß?

Israel macht alles richtig, die Palästinenser kriegen außer Terror gar nichts hin. Anstatt daß die
EU mit ihren Milliardensubventionen für zielführende Bildung sorgt, wird in den Koranschulen der Hamas die Ausbildung von Terrornachwuchs gezüchtet. Das kleine Israel ist unglaublich erfolgreich, Trotz seiner orthodoxen Sektenprobleme.

Schämt Euch ! Israel hat nach drei Angriffs- und Vernichtungskriegen, die es nicht begonnen aber allesamt gewonnen hat, Unterstützung verdient. Aber deutsches Geld finanziert Märtyrer-Renten und Terror.

Deutschlands Politiker wieder auf dem alten Weg, gegen Israel und gegen Juden, kurz gesagt Antisemiten. Ein große Schande.

„Israel hat 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert.“
Soso, einfach so erobert?! Ohne Vorgeschichte oder Angriffskrieg der Araber?! Das sind die berühmt-berüchtigten Halbwahrheiten deutscher Journalisten.

Wenn man sich das vor Augen führt: 37 Mio Euro Steuergeld führt Israel bisher an den Erzfeind, der die Israeli allesamt im Meer ertrinkend sehen möchte, ab. Gut, dass das ein Ende hat!

Der UNO-Angriff auf Israel mit einer Flut von einseitigen Resolutionen ist surreal. Es ist absurd, dass im Jahr 2021 von etwa 20 Resolutionen der UN-Generalversammlung, die spezifische Länder kritisieren, 14 davon – das entspricht 70% – auf ein einziges Land ausgerichtet waren: Israel. Auf die einzige Demokratie im Nahen Osten! Dass D da mitmacht, schon unter Merkel, ist eine Schande!

Im Zweifelsfall auf der Seite der „Autonomiebehörde“. So sieht die tatsächliche Solidarität Deutschlands mit Israel aus.

„So sollen rund 37 Millionen Euro aus Steuereinnahmen, die Israel für die palästinensische Autonomiebehörde einsammelt, an israelische Familien abgeführt werden, die Angehörige bei Terroranschlägen von Palästinensern verloren.“ Israel handelt hier rational und nachvollziehbar. Wenn Palästinenser einen Staat wollen, müssen Sie auch einen Staat gründen und Ihre Steuern von ihren Bürgern selbst einziehen und verwalten. Ich verstehe hier nicht warum Israel für diese Entscheidung so lange gebracht hat. Das ist, als würden die Russen auf der Krim Steuern für die Ukraine einziehen.

Deutschland ist gegenüber Israel so verlogen. Was tut die Autonomiebehörde für ihre Bevölkerung? Sie kassieren Milliarden von uns und es hat sich in all der Zeit nichts geändert.

Ich möchte gar nicht wissen, wie die Kommentare bei der „Taz“ oder beim „Tagesspiegel“ aussähen.

[Update]

Sehr geehrter Leser,
vielen Dank, dass Sie sich an uns wenden.
Wir haben den von Ihnen dargestellten Sachverhalt sowie die Vorgehensweise des Moderations-Teams eingehend geprüft.
Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr folgender Kommentar nicht veröffentlicht werden konnte, da er gegen unsere Nutzungsregeln verstößt:
– „Es gibt kein „palästinensisches Volk“. Das hat Arafat erfunden. Oder gibt es auch ein Volk der Sudetendeutschen?“

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Unproporzional

freude
In den USA ist die Freude über das Öl aus Indien groß. (Symbolbild)

Das funktioniert also so: Wir Die USA und ihre Speichellecker boykottieren russisches Öl. Wir Sie kaufen stattdessen Öl aus Indien. Und woher haben die das? Aus Russland. Darauf wäre ich nicht gekommen. Dass das erlaubt ist!

Dann haben wir noch eine neue unproporzionale [sic] Verteidigungsministerin.

pistorius

Gut, dass es Archive gibt (via Fefe).

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Hanno und die Wissenschaft von den Klimaten [Update]

Geographike Hyphegesis

Wieder so ein Buch, was man dringend braucht: Germania und die Insel Thule: Die Entschlüsselung von Ptolemäus‚ „Atlas der Oikumene“.

Es geht um die Geographike Hyphegesis (erstellt um 150 n.u.Z.): Bei der Geographike handelt es sich um eine umfassende Darstellung der bekannten Welt des 2. Jahrhunderts n. Chr. mit etwa 8000 Ortsangaben durch ein Koordinatensystem. Sie ist damit der historisch erste bekannte Versuch, Teile der als Kugel erkannten Erde in einer Kartenprojektion zutreffend darzustellen.

Was mich fasziniert ist, wenn man damals versuchte, „wissenschaftlich“ im heutigen Sinn zu arbeiten. Ptolemäus war ein großer Universalgelehrter, aber lag auch manchmal groß daneben. Welche Quellen benutzte er über Germanien? Diese Einteilung der germanischen Orte in klimata könnte auf Vermessungen der römischen Armee zurückzuführen sein, die für die Feldzüge in Germanien zwischen 14 v. Chr. und 16 n. Chr. erstellt wurden und von den römischen Garnisonen am Rhein ausgingen. Anscheinend hatte Ptolemaios Zugriff darauf.

Faszinierend! Ptolemäus lebte in Alexandria! Woher wusste er überhaupt, dass solche Vermessungen existierten? Offenbar kannte er auch Hanno den Seefahrer, einen Katharer Karthager, der schon 600 Jahre vorher die Westküste Afrikas erkundet hatte. Schade, dass die damals nicht fotografiert oder – wie Alexander von Humboldt – gezeichnet haben…

[Update] Das Buch schildert ausführlich, welche Quellen Ptolemäus zur Verfügung gestanden haben könnten. Man kann jetzt auch die Insel Thule lokalisieren: Es ist die Insel Smøla beim norwegischen Trondheim. Von dort aus ruderte/segelte man damals sechs Tage bis nach Britannien und vice versa.

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Unter Selbstermächtigern

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Da ich ein Interview in einer feministischen Zeitschrift nicht mit nackten Weibern spärlich bekleideten Damen illustrieren will, nehme ich ein anderes Foto.

Ich empfehle ein Interview mit Erich Vad in der „Emma“:

[Mark Milley] hat eine unbequeme Wahrheit ausgesprochen. Eine Wahrheit, die in den deutschen Medien übrigens so gut wie gar nicht publiziert wurde. Das Interview mit Milley von CNN tauchte nirgendwo größer auf, dabei ist er der Generalstabschef unserer westlichen Führungsmacht. (…)

Militärische Fachleute – die wissen, was unter den Geheimdiensten läuft, wie es vor Ort aussieht und was Krieg wirklich bedeutet – werden weitestgehend aus dem Diskurs ausgeschlossen. Sie passen nicht zur medialen Meinungsbildung. Wir erleben weitgehend eine Gleichschaltung der Medien, wie ich sie so in der Bundesrepublik noch nie erlebt habe. Das ist pure Meinungsmache. Und zwar nicht im staatlichen Auftrag, wie es aus totalitären Regimen bekannt ist, sondern aus reiner Selbstermächtigung. (…)

Es gibt weitestgehend keinen fairen offenen Diskurs mehr zum Ukraine-Krieg, und das finde ich sehr verstörend.

I told you so.

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Krieg ist Frieden!

krieg ist frieden

Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke! Es ist fast unheimlich, wie aktuell das heute ist. Dazu gibt es ein schönes Interview mit Johannes Varwick. „Warum Realpolitik im Ukraine-Krieg mich ins Abseits manövriert hat“.

Zentraler Satz: „Wer sich zu weit vom Mainstream entfernt, der wird kaltgestellt.“

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Unter Zweitwohnenden

kiss my ass
Deutsche Journalistinnen aus der Mittelschicht senden der Arbeiterklasse eine ausnahmsweise ungegenderte Botschaft (Symbolbild)

Manchmal bin ich froh, dass ich rechtzeitig aufgehört habe, Journalisten auszubilden. Was ich heute über die Branche, zu der ich immer noch gehöre, sage, wäre gar nicht mehr druckreif.

Nur um das klarzustellen: Ich mache niemandem zum Vorwurf, Hausbesetzer zu sein. Eine Freundin, die verarmt war und sich und ihre Kinder mit Mühe durchbringen musste, erbte unerwartet nach dem Beitritt der DDR ein großes Haus, zwar nicht in Berlin, aber groß genug, dass die Mieteinnahmen sie ernähren können. Ich hätte vermutlich auch ein Haus, wenn man Vater nicht zehn Prozent seines Bruttoeinkommens sein Leben lang an die Sekte gespendet hätte, in die ich hineingeboren wurde. Bekanntlich war Friedrich Engels selbst ein erfolgreicher Kapitalist, was seiner politischen Haltung nicht schadete.

Was ich aber zutiefst verabscheue, ist Heuchelei oder, wie man so sagt, wenn jemand Wasser predigt, aber Wein säuft. Zur Zeit werde einige angeblich „linke“ Journalisten in den Medien durchgehechelt (der Originalartikel ist hinter einer Paywall):
Sie kassierten Fördergeld in Millionenhöhe für ein Wohnprojekt und gaben an, selbst dort einzuziehen. Stattdessen wurden Wohnungen unter der Hand vermietet. Jetzt wollen die Eigentümer das Haus gewinnbringend verkaufen. Wie aus einer Utopie ein fettes Geschäft wurde.

spiegelzitat
Ausriss aus dem „Spiegel“-Artikel über Brigitte Fehrle

Vermutlich war alles, was die Damen und Herren, die „links“ genannt werden, total legal. Ich wundere mich auch nicht, wie Journalisten so viel Geld verdienen können, dass es für den Hauskauf reicht. Oder zwei: „Fehrle wohnt sein langem in Berlin-Kreuzberg sowie in ihrer Zweitwohnung, einem renovierten Bauernhaus im Wendland.“ Es gibt bekanntlich kaum Menschen in der Zunft, die aus der Arbeiterklasse stammen oder aus Verhältnissen wie Christian Baron.

Die Journalisten kauften das Haus Anfang der 1990er-Jahre für 1,2 Millionen Mark (umgerechnet etwa 600 000 Euro). In den Folgejahren bekamen sie staatliche Zuschüsse in Höhe von über 3,4 Millionen Mark dazu.

Aber man sollte nicht Artikel schreiben, die angeblich die Interessen der da unten vertreten und sich in der Nichtmedienblasenrealität anders verhalten. Diese Attitude passt wie Arsch auf Eimer zu den Grünen und ihrem missratenen klimaschützenden Nachwuchs mit Upperclasshintergrund und den dazu passenden Ansichten.

Aber darüber zu räsonnieren, ist sowieso zwecklos. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

tagesschau
Kann passieren, Qualitätsmedien. Die Damen sehen sich auch zum Verwechseln ähnlich.

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