Speicher meines Gottes

Wakaywillqueollantaytamboollantaytamboollantaytambo

Ccollanan Pachacamac ricuy auccacunac yahuarniy hichascancuta.

Die meisten Touristen antworten auf der Frage, was der interessanteste Ort in Peru sei, Cusco oder – natürlich! – die Ruinenstadt Machu Picchu. Ich sage: Ollantaytambo, das in Quechua „Speicher meines Gottes“ bedeutet.

Ollantaytambo, nordwestlich von Cusco gelegen, ist das einzige verbliebene Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit. Die Gebäude und Inka-Terrassen sowie die engen Gassen der Stadt sind noch so, wie sie erbaut wurden. Die geraden und engen Straßen bilden 15 quadratische Blocks (canchas), die je einen Eingang zum zentralen Innenhof besitzen, der von Häusern umgeben ist. Einige Häuser bestehen aus perfekt gearbeiteten Inka-Mauern aus dunkelrosa Stein.

Auf der dem Berg zugewandten Seite von Ollantaytambo ist ein imposanter Inka-Komplex, der auf Grund seiner außerordentlich starken Mauern fortaleza (dt. Bollwerk oder Festung, vgl. 2. Foto) genannt wird. Dieser Komplex lag strategisch günstig, um das Heilige Tal der Inka zu dominieren. Manco Cápac II. zog sich 1537 nach der gescheiterten Belagerung von Cusco zurück, um seine verbliebenen Krieger im Kampf gegen die spanischen Konquistadoren und deren Hilfstruppen zu sammeln. [Der jüngste Sohn Manco Capac II. war Tupac Amaru, der letzte Herrscher der Inka in Peru, der für einige Guerilla-Bewegungen Namenspatron war, u.a. die Tupamaros in Uruguay.]

Der Inka Pachacútec Yupanqui ließ Ollantaytambo im 15. Jahrhundert erbauen – angeblich auch Machu Picchu. [Die Namen hören sich einfach total spannend an – wie auch die Sprache Quechua.]

ollantaytambo

Aus meinem Reisetagebuch, Juli 1984:
Die Schlucht wird enger, und die ersten Befestigungen tauchen auf, die das Tal gegen Eindringlinge von Cusco aus verteidigen. Den Eingang von Ollantaytambo bilden Terrassen, die quer die ganze Breite des Tales ausfüllen, „successful defeated by Manco Capac’s warriors“ [das ist vermutlich ein Zitat aus dem South America Handbook]. Ollantaytambo ist die positive Überraschung unserer ganzen Reise. Die Leute leben noch in den zu Zeiten der Inkas gebauten Häusern. Die Gassen sind schnurgerade, die Ecken der Straßen aus wuchtigen Quadern, und oft fließt ein kleiner Bach durch einen schmalen Kanal in Richtung des Rio Urubamba, auch auf den Plätzen. Nur scheint das die Leute offenbar nicht viel zu interessieren, weil sie sich nicht darum scheren, wenn das Wasser nicht läuft.

ollantaytamboollantaytambo
Die beiden obigen Fotos waren kaum noch zu restaurieren und viel zu dunkel; das Licht auf fast 4.000 Metern Höhe ist schrecklich für einfache Kameras. Meine damalige Freundin klettert oben auf den Felsen oberhalb des Sonnentempels (templo del sol) herum.

Das Dorf ist vollständig umgeben von Ruinen, die wir ausnahmslos erklettern, angefangen von rechteckigen Gebäuden, die sich übereinander bis hoch auf den Berg ziehen, aber ziemlich verfallen sind. [Heute weiß ich: Es waren PinkullyunaLagerhäuser für Getreide] Der ganze Bergkamm ist im Halbkreis ist terrassiert. Rechts, wo der Hang fast senkrecht abfällt, führt ein halsbrecherischer Pfad hinab. In den Terrassen ganz oben erkennt man viele Nischen für Idölchen. Ganz oben über den Ruinen liegen riesige rosige Steintrümmer, die seltsam bearbeitet sind, wahrscheinlich die Mauern des obersten Turms. Dieselbe Form finden wir später im Haupttempel von Machu Picchu. Richtung selva [nach Norden] wird das Gelände von einer an den steilen Hang gebauten hohen Lehmziegelmauer abgeschlossen, die sich über das ganze Terrain zieht. Ich verbringe mehrere Stunden allein in den Ruinen und bekomme direkt Lust, Architektur zu studieren, so rätselhaft schön ist alles ringsum.

Aber das ist noch nicht alles – ein entzückendes kleines Hostal – der dueño ist so ein Typ wie unserer in Cochabamba, und ein Grino-like Restaurant, wo alles amerikanisch ist, sogar Time und Newsweek liegen aus. Hier verbringen wir jeden Abend im Gespräch mit anderen Gringos und lernen zwei New Yorker unseren Alters kennen. Eine interessante Kombination – das gegenseitige Akzeptieren als „Weltstädter“. Man ist aufeinander sehr neugierig. In uns erwacht die Lust, mehr von New York kennenzulernen. Im Café Alcazar [das gibt es wahrhaftig noch!] haben sie Pudding, Spaghetti und andere Leckereien. Frühstück ist besser auf der Plaza, wo wir bei einer dicken und geschäftstüchtigen jungen Frau in einem kleinen Kiosk manches Sandwich mit Honig und Ei verzehren. Sogar das Mittagessen ist ausreichend, der Essraum mit Gemälden von Inkas verziert.

Wir lernen noch zwei Schotten kennen, die im für uns unerschwinglichen Hotel El Albergue residieren: Ein rüstiger 73-jähriger Opa, der sich von uns später mit „gute Fahrt“ auf Deutsch verabschiedet, und sein 37-jähriger Sohn, dem man die Kondition aus zehn Metern Entfernung ansieht. Der Opa hatte auf dem Inca-Trail einen Unfall und konnte sich nicht mehr bewegen, und der Sohn musste den ganzen Weg nach Machu Picchu rennen, um den schon georderten Helikopter zu stoppen, als es dem Vater wieder besser ging.

Am Sonntag gehen wir in einem Seitental spazieren, was sich zu einer richtigen 10-Kilometer-Wanderung auswächst. Das erste Dorf ist schon wieder richtig „andin“, puro quechua, alle in Tracht und bei der gemeinsamen Feldarbeit. Die Häuser innen komplett schwarz verräuchert und weder tienda noch sonst irgendetwas. Die Ruinen, die es dort geben soll, finden wir nicht, und die, die wir sehen, sind zu weit weg. Der Weg ist manchmal kaum zu erkennen, aber die Sicht auf die Berge und Schluchten grandios.

Der Bach wird in mehrere „Stränge“ geleitet, von denen einige wohl die Bäder der Inkas – auch das Bad der Inka-Prinzessin – gespeist haben werden. Letzteres ist elegant und schön, hinterlässt aber ein wehmütiges Gefühl, wenn man mitansehen muss, was die heutigen Peruaner und sogar ihre Archäologen daraus machen. Das ganze Tal war ursprünglich terrassiert, und das Wasser floss von einem Becken in das nächste, so dass alles mehr oder weniger unter Wasser stand, mit Gängen dazwischen. Ein großer Felsblock diente als Bassin für sternförmig angelegte Rinnen, die wiederum in diverse Becken führen. Natürlich läuft heute nirgendwo Wasser, obwohl man das leicht ändern könnte.

Am Berghang sind viele ausgemeißelte Sitzflächen, Nischen für Götter-Statuen, und man kann über sehr steile Stufen noch weiter hinaufklettern, wo neue Rätsel aus Stein warten – zum Beispiel eine Art Knauf, der wie ein Sattelknopf auf einer steinernen Bank herausragt. Vielleicht wurde das nur aus ästhetischen Gründen angelegt? Es muss wunderbar ausgesehen haben, wenn auch nur für die damalige herrschende Klasse. Wir bleiben von jueves bis lunes da und ruhen uns vor dem „Sturm“ auf den Inca-Trail aus.

Am Dienstag morgen brechen wir nach einem ausgiebigen Frühstück am Kiosk zu Fuß nach Kilometer 88 auf [hier hält der Zug von Cusco über Ollantaytambo bis nach Urubamba – der Ausgangspunkt für den Inca-Trail. Damals musste man mit einer kleinen handbetriebenen „Seilbahn“ über den Fluss schweben – eine schwankende Angelegenheit und nur für Schwindelfreie].

Llachtapata
Die Ruinen von Llachtapata – der Anfang des eigentlichen Inca-Trails. Ich sitze da auf der Mauer, bin aber kaum zu erkennen, da alles im Schatten des Berges unterbelichtet ist.

Wir kreuzen den Fluss bei Chillca, wo wir auch noch die letzte Chicha kaufen können. Dann führt der Weg den unzugänglichen Teil des Flusstales auf und ab, von Tal zu Tal, ab und zu kleine Hütten, und es ist manchmal nicht zu sehen, ob der Pfad wirklich noch weitergeht. Gegen Nachmittag wird es richtig anstrengend, vor allem mit den schweren Rucksäcken. Bei einem wahnsinnigen Abstieg muss B. alle paar Meter pausieren, weil ihr die Beine zittern. Endlich, auf einer Anhöhe – es ziehen schon dunkle Wolken auf – auf der gegenüberliegenden Seite langgezogenen Ruinen, weiter unten ein niedlicher kleiner Turm, umgeben von Mauern – Llachtapata!

Den Turm suchen wir uns sofort von fern als Schlafquartier aus. Aber zunächst müssen wir noch runter zum Fluss und mit letzter Kraft wieder hinauf. Als wir gerade das Zelt aufgestellt haben, fängt es an zu regnen, was uns aber nicht schreckt. Wir genießen die erste heiße Suppe und die erste Schokolade, und wenig später hört auch der Regen auf. Unsere Kerze beleuchtet die Wände der Ruinen, und unsere eigenen Schatten flackern riesengroß darüber. Die Ruinen sehen wir uns gar nicht richtig an, wir sind von „unserem“ Türmchen mit einen behauenen Felsen innen – wie ein Tisch mit rundum eingelassenen steinernen Sitzflächen – begeistert. Trotzdem verbarrikadieren wir die beiden Eingänge mit trockenem Holz. Es passiert aber nichts, wir sind die einzigen Menschen weit und breit…

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Am Bahnhof von Ollantaytambo

Qurikancha

coriancha

Coricancha – der goldene Tempel der Inkas – nur die Grundmauern sind noch zu sehen. Mehr auf Wikipedia und auf Incarail: „Coricancha: the history of the most impressive temple in Cusco“. Fotografiert 1984.

Ruhmreiche Dreizehn oder: Pizarro im Exil

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Auch die mehrheitlich katholischen Peruaner hatten einen Fall von Bilder- bzw. Statuenstürmerei. Als ich 1984 in Lima war, stand das Reiterdenkmal für den spanischen Konquistador Francisco Pizarro, erschaffen vom US-amerikanischen Bildhauer Charles Cary Rumsey, noch vor der Kathedrale. Wie ich jetzt recherchiert habe, wurde das Denkmal 2003 an eine weniger exponierte Stelle umgesetzt.

Francisco Pizarro led a brutal and bloody campaign to conquer and subjugate the Inca empire. His expedition reached northern Peru in 1532, and he founded the city of Lima in 1535 which was going to become the capital of the Viceroyalty of Peru in 1541. Later in 1535 he entered the Inca capital of Cusco, thus completing his conquest of the Inca empire. Pizarro was murdered in Lima in 1541 by a fellow Spaniard as a result of political conflict among colonizers–which was a common feature of the Conquest.

Natürlich waren Pizarro und alle anderen Konquistadoren wie etwa der deutsche Nikolaus Federmann im heutigen Sinn Kriegsverbrecher. Aber das waren die Inkas auch. Man kann also schwerlich einen mehr oder weniger moralisch verurteilen. Julius Caesar war auch ein Kriegsverbrecher, wenn man die Schlacht von Alesia nimmt, machte er sich sogar des Völkermords schuldig.

Conservatives saw it appropriate to commemorate the founder of the city and to celebrate the colonial roots of contemporary Peru. They likened the Spanish conquest of Peru to the Roman conquest of Spain and argued that Peru in its essence was Spanish. Progressives viewed the monument as a symbol of colonialism and oppression and argued that Lima should not honor the destroyer of the Inca culture and oppressor and murderer of Peru’s indigenous people. They viewed Peru as a nation rooted in indigenous culture which survived centuries of efforts to eradicate it.

Da haben wir wieder das große Problem aller „Linken“ in Lateinamerika: Einerseits der völlig irrationale Nationalismus („patria libre“) und andererseits die reaktionäre Romantik, sich auf „indianische“ Wurzeln zu berufen, was auch immer das sei (wie der Leuchtende Pfad). Die armen Bauern der Anden sind ungefähr so „indigen“ wie die Niedersachsen „germanisch“ sind. Im Kapitalismus ist so etwas irrelevant.

Ich mag die peruanische Lösung: Der Konquistador wurde vom Sockel geholt und einen Park verbannt, wo man sich Gedanken darüber machen kann oder nicht, was man mit der historischen Figur anfangen will.

Intihuatana oder: Im heiligen Tal

Pisacpisacpisac
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Die Fotos habe ich 1980 und 1984 im peruanischen Pisac gemacht, einer Bergfeste der Inkas, gut 30 Kilometer von Cusco entfernt – im „Heiligen Tal“ der Inkas am Rio Urubamba.

In der Mitte ist der Tempel, dort liegt der Intihuatana, ein mächtiger Felsbrocken, von dem die Inka glaubten, an ihm sei „die Sonne angebunden“. Er diente der astronomischen Beobachtung, wie auch vergleichbare Steine zum Beispiel in Machu Picchu.

Aus meinem Reisetagebuch, Januar 1980:
Pisac [rund 3.000 Meter hoch] ist nur ein kleines Dorf mit schönem Marktplatz und riesigen Bäumen. (…) Der Aufstieg zu den Ruinen bei praller Sonne ist ein „Akt“, obwohl Stufen bis fast nach oben führen. Der Weg führt fast immer dicht am senkrechten Fels entlang, einmal durch einen ca. zehn Meter langen Tunnel, um Felstürme herum, so dass die Aussicht von einem Moment auf den anderen wechselt.

Auf beiden Seiten zahlreiche und immer noch genutzte Terrassen, wohl noch aus der Inka-Zeit. Der ganze, ziemlich große Berggrat ist voller Ruinen, mehrere Wachtürme, eine ganze Stadt rund um den Hang, mehrere restaurierte Hütten mit Strohdächern, oben das Sonnenheiligtum mit dem berühmten Stein. Man kommt sich vor, wenn man herumläuft, als würde im nächsten Moment ein Inka um die Ecke kommen. Ringsum steile Felsen, die auch fast ganz mit Mauern bebaut worden sind. Verschiedene (?) Baustile nebeneinander, im Zentrum ein schwarzer, behauener Felsen, der ganz ummauert ist.

Ich bin sehr beeindruckt. Die Ruinen sind schöner als alle, die wir bisher gesehen haben – Felsquader wie in Sacsayhuaman. Kaum Touristen, nur ein paar Argentinier, die sich mit eine Frau anquälen, die einen Sonnenstich hat. Wir fahren mit einem LKW zurück [nach Cusco].

Aus meinem Reisetagebuch, Juli 1984
Pisac ist trotz des touristischen Einflusses klein geblieben. Jedes zweite Haus hat eine kleine Werkstatt, in der kleine Steine bemalt werden oder Schmuck hergestellt wird. Wir kommen in der Hospedaje Roma unter, einer üblen Absteige, deren einziger Vorzug aus einem Balkon besteht, von dem aus man das Treiben auf der Straßenkreuzung beobachten kann [Foto unten], wo die Wagen in alle Richtungen abfahren. [Das gibt es nicht mehr, aber ich habe die Perspektive mit Google Street View wiedergefunden: Links das Restaurant mit dem Balkon war es, wir haben da oben gestanden.]

Abends sind wir die einzigen Gringos in Pisac, auch morgens, bis die ersten Collectivos [Sammeltaxis] ankommen. Die Szenerie ist von Landwirtschaft geprägt, umrahmt von Bergen, die so ähnlich aussehen wie in Amantani, unten der Rio Urubamba, der wegen der Trockenzeit recht friedlich ist.

Wir brechen früh auf, allerdings auch zwangsweise, weil die Doña der Herberge nach Cusco fahren will – und das schon um sieben Uhr früh. Später sind wir froh darüber. Der Markt, vorwiegend Gemüse, ist täglich, das touristische Zeug kann man fast alles vergessen.

Ich erinnere mich [ich habe das ein paar Tage später aufgeschrieben] an einen riesigen Baum, der mit seinen Parasiten wie eine Trauerweide aussieht, an die zum Teil restaurierte koloniale Kirche, die fast immer geschlossenen Cafés für Touristen, die engen Gassen, die alle rau gepflastert sind, und das Denkmal für einen Kaziken Pisacs, der wegen seiner führenden Rolle beim Aufstand Tupac Amarus 1780 getötet wurde. [Ich habe kein Foto gefunden, vielleicht das auf tripadvisor.com?]

Der Aufstieg zu den Ruinen geht recht mühelos. Pisac besteht aus vielen Teilen, die kein geschlossenes Ganzes bilden, die aber teilweise von einer Mauer umgrenzt werden und sich theoretisch ergänzen. Stelen, an den unmöglichsten Stellen, runde Wachtürmchen, die einen guten Blick auf die Täler ermöglichen, in größerer Höhe Gruppen von Wohnhäusern. wie Reihenhäuser am Hang, eng übereinander gebaut.

Auf halber Höhe des Hangs erhebt sich die alte Stadt Pisac, symmetrisch, harmonisch, aber klein. Die mit Wellblech gedeckten Hütten der Parkwächter verstecken sich schamvoll hinter hohen Büschen.

Noch höher auf dem Grat des Tempelbezirks unterschiedliche Formen der Steinbearbeitung und -stile nebeneinander: Große Quader wie in Cusco und Sacsayhuaman als Basis, perfekt behauene kleinere Steine
für’s Mauerwerk, in Rundungen der natürlichen Form der Felsen folgend, bröckeliges Stückwerk offenbar für die weniger wichtigen Bauten, der schwarze Fels von einer Art Turm umgeben.

Der Weg führt von einer Seite des Grates zur anderen, und immer wieder gibt kleine Abzweigungen un kleinen Häuschen, die wie Nester am Hang kleben. Wir entdecken eine perfekt der Körperform angepasste steinerne Bank, die aus einem einzigen Stück Felsen gehauen worden ist. (…)

Den ganzen Morgen sind wir allein in den Ruinen. Gegen Mittag taucht eine Horde gutbeschuhter Schweizer auf, vor denen wir nach unten fliehen.

pisac
pisac

Tecsecocha

Tecsecocha

Bei diesem Foto brauche ich Hilfe derjenigen, die sich in Cusco, Peru auskennen. Ich war dort im Januar 1980 und im Juli 1984, beide Male im Hostal Bolivar, Tecsecocha 2 – das wurde im legendären South American Handbuch erwähnt. Wenn ich mich recht erinnere, zeigt das Foto genau der Eingang des Hostals, jedoch sieht das Bild der heutigen Ansicht kaum ähnlich. Google nennt die Straße Teqsiqocha.

Das Hostal war fußläufig vom Plaza de Armas, und dort in der Nähe gibt es laut Stadtplan sonst keine dieser Ecken. Seitenverkehrt, was ich auch probiert habe, macht es gar keinen Sinn.

Es kann natürlich sein, dass das Haus, was beide Male extrem preiswert und ein Geheimtipp für Gringos war, und der Eingang total umgebaut worden sind, da das heutige Cusco mit dem von damals nicht mehr viel zu tun hat. Damals gab es nur eine (!) Kneipe, in der sich die wenigen Rucksack-Touristen trafen, eine winzige „Pizzeria“ in der Procuradores.

Warmi Wañusqa oder: Die Frau, die starb

Warmi Wañusqa
Warmi Wañusqa, 4200 Höhenmeter, „…a mountain pass in the Cusco Region in Peru. It is located in the Urubamba Province, Machupicchu District.“

Aus meinem Reisetagebuch, Juli 1984, auf dem Camino de los Incas, Peru, auch bekannt als Inca-Trail:

… Es geht unablässig steil aufwärts, mit kurzen, nur meterlangen Passagen zum Ausruhen. Der Berg hinter uns gilt als Maßstab; wir steigen wirklich sehr schnell. Bald sind die drei weißen Steine [Wayllabamba] des ersten Zeltplatzes zu sehen, aber B. kann das letzte Stück einfach nicht mehr. Ich gefalle mir darin, ein wenig mit zwei Rucksäcken zu laufen. Wir erreichen mit letzter Kraft den Platz. Uns folgt der verrückte Kalifornier, der vor vier Wochen einige Sechstausender bestiegen hat und der zudem Marathonläufer ist.

Wir descansaren und sehen nach und nach noch einige total fertige Gringos eintrudeln; andere – nur wenige – steigen scheinbar ohne Ermüdungserscheinungen weiter.

Bald klettern wir weiter und hängen trotz des erzwungenen Beinahe-Gänsemarsches einige noch ab – sie hätten sich vielleicht ausruhen sollen. Jetzt geht es durch einen Märchenwald steil, sehr steil aufwärts, knapp zwei Stunden, und dann taucht kurz vor Erreichen der Baumgrenze ein wunderschöner kleiner Platz auf, eine Wiese mit Büschen und Bäumen. Wir zelten oberhalb, wo schon zwei andere Zelte stehen, weil es näher zum Wasser ist. Letzteres ist eher flüssiges Eis statt Wasser.

Wir müssen uns mit allen warmen Sachen anziehen, kochen unser Essen und genießen den prächtigen Blick auf der Berge ringsum, deren Hänge und Schneefelder sich in der Dämmerung langsam rosa färben. Gleichzeitig wird es kalt und kälter. Unter großen Mühen entfachen wir noch ein Feuer, das alle zitternden Umstehenden für eine kurze Zeit wärmt, dann zieht es alle ins Zelt.

Am nächsten Morgen stehe ich als erster draußen; das Zelt ist mit einer Eisschicht überzogen, B.s T-Shirt liegt gefroren auf einem Busch und die Wiese ist total glitschig. Der Ofen macht Schwierigkeiten, wir sind über 4000 Meter hoch, aber irgendwann bequemt er sich, und der warme Kaffee weckt allmählich die Lebengeister, selbst die kalten Zehen erwärmen sich. So beginnt der dritte Tag….

Waqaypata nisqaqa

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Cusco, Peru, Plaza de Armas (1984). Eine Sicht von heute zeigt, dass sich alles geändert hat.

Leider gibt es weder einen englischen (nur über Cusco) und natürlich auch keinen deutschen Wikipedia-Eintrag zum Thema – die Geschichte des Platzes zur Inka-Zeit ist sehr interessant. Die Stadt Cusco ist magisch. Als ich Anfang 1980 zum ersten Mal da war, gab es fast keine Touristen und nur eine winzige Kneipe, wo sich die trafen.

On the Road

Interoceanica Sur

Das Foto habe ich 1984 gemacht – auf einer der damals gefährlichsten Straßen (Teil der Interoceanica Sur) der Welt.

Ich war mit einem LKW (illegaler Holztransport, rund 20 Personen auf der Ladefläche und ein paar Benzinkanister) unterwegs von Puerto Maldonado im Urwald von Peru nach Cusco, zwei Tage und eine Nacht. Der LKW auf dem Foto schaffte es so gerade eben durch das Flussbett (vermutlich ungefähr hier), ein paar Stunden später begannen die Berge.)

Die Nebelkrieger in Sacsayhuaman

Sacsayhuaman

Sacsayhuamán in den Anden Perus in der Nähe der alten Inkastadt Cusco.

Der größte Stein ist 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen. Man weiß bis heute nicht, wie die Inka die Steine transportiert haben, da sie weder das Rad noch Rollen kannten.

Sacsayhuaman war 1536 der Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen den Spaniern und den Truppen Manco Cápac II., der noch Jahre später später einen Guerillakrieg gegen die Konquistadoren führte.

Der Beginn des Aufstandes war absichtlich auf Ostern 1536 festgesetzt worden. Eine Woche zuvor gelang Manco die Flucht vor seinen Bewachern zu einem vorbereiteten Versteck im Norden, wo sich seine Truppen sammeln sollten. Aufgrund von Verzögerungen konnte der Angriff allerdings erst Anfang Mai beginnen, nachdem es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Generälen über den genauen Angriffszeitpunkt gegeben hatte.

Als die Inka-Armee in Cusco ankam, waren etwa 200 Spanier sowie mehrere tausend indigene Soldaten in der Stadt stationiert. Unter diesen sind viele Kañaris und Chachapoyas (die „Nebelkrieger“) aus dem Norden, welche in der späten Inkazeit umgesiedelt worden waren und dort eine wichtige Rolle als Elitetruppen spielten, bis sie sich den Spaniern anschlossen. Mancos Armee umfasste vermutlich mehrere Zehntausend Krieger (Augenzeugen sprechen von bis zu 30.000). Nachdem die Wasserversorgung unterbrochen worden war, begannen sie die Belagerung der Stadt und der ihr vorgelagerten Festung Sacsayhuamán, welche schon nach kurzer Zeit fiel.


Obwohl ihre Niederlage fast sicher schien, kämpften die Spanier erbittert um ihr Leben – sie wussten, dass sie von den Inka keine Gnade zu erwarten hatten. Als Druckmittel versuchten sie deshalb, die von Manco zur Unterstützung seiner Armee angeheuerten Zivilisten zu terrorisieren. Gleichzeitig gelang es mehreren Inkaverbänden, Entsatztrupps der Spanier auf dem Weg nach Cusco zu vernichten, wobei über dreihundert Spanier den Tod fanden…

Ein Stoff, den Homer sicher interessant gefunden hätte…

Das Foto habe ich im Februar 1980 gemacht (vgl. Sacsayhuamán).

Mamitas

cuzco

Cusco, Peru (1980). In Cusco sagt man nicht mamita, sondern mamay.

Muros

cuzco

Cusco, Peru. Das Foto habe ich 1984 gemacht. Zum ersten Mal war ich 1980 dort. Man sieht noch gut die Grundmauern der Inka und darüber die spanische Architektur.

Cordillera Vilcanota

Ausangate

Das Foto habe ich 1984 gemacht; es zeigt ein Dorf östlich von Urcos in Peru. Der schneebedeckte Berg ist der Ausangate (6.384 m) am westlichen Rand der Cordillera Vilcanota.

Ich war mit einem LKW (illegaler Holztransport, rund 20 Personen auf der Ladefläche und ein paar Benzinkanister) unterwegs von Puerto Maldonado im Urwald von Peru nach Cusco, zwei Tage und eine Nacht, auf einer der damals gefährlichsten Straßen (Teil der Interoceanica Sur) der Welt. (Ja, das Fest Quyllur Rit’i – oder auch Qoyllur Rit’i – bei Ocongate steht auch noch auf meiner To-Do- bzw. To-Visit-Liste.)

In der Nacht hatten wir bei klirrender Kälte den Pass nördlich des Lago Sinkrinaqucha (4.377 m, spanisch: Singrenacocha) überquert. Ich weiß noch, dass der LKW gegen Mitternacht ein paar Stunden anhielt, weil der Fahrer sich nicht traute weiterzufahren, und dass ich austreten musste und fast alles anzog, was ich hatte, um nicht zu Eis zu erstarren: Zwei Pullover, Wollmütze, Wollhandschuhe. Noch vor Sonnenaufgang fuhren wir weiter und erreichten kurz darauf dieses Dorf, das ich nicht mehr identifizieren kann, zumal Google Maps dort fast nur Wolken zeigt.

Zum Glück ist diese Region für Touristen nur äußerst schwer zu erreichen und auch fast unbekannt, weil rund um Cusco so viel zu sehen ist, dass nur Leute mit sehr viel Zeit auf die Idee kommen, nach Osten zu reisen. Und umgekehrt- vom Dschungel nach Westen hoch in die Anden – kommt genausowenig vor und kann bei ungünstigen Bedingungen Wochen dauern.

Qusqu – der Nabel der Welt

cusco

Cusco, Peru. Das Foto habe ich 1984 gemacht. Zum ersten Mal war ich 1980 dort. Die Kathedrale wurde von 1560 bis 1654 auf den Grundmauern des Palastes des 8. Inka Viracocha erbaut.

Pisac aka Qalla Q’asa

pisac

Das Foto habe ich 1980 im peruanischen Pisac gemacht, einer Bergfeste der Inka, gut 30 Kilometer von Cusco entfernt – ungefähr hier, im „heiligen Tal der Inka“ am Rio Urubamba. In der Mitte ist der Tempel, dort „liegt der Intihuatana, ein mächtiger Felsbrocken, von dem die Inka glaubten, an ihm sei die Sonne angebunden“. Man kann erkennen, dass der Felsen zur astronomischen Beobachtung diente. 1984 war ich zum zweiten Mal in Pisac, auf dem Berg hatte sich nichts verändert.

Schreibender Gringo mit frischem Hemd

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Das muss man erklären: Ich sitze hier (1984) auf dem „Dachgarten“ einer einfachen Pension in Cusco, Perú, ungefähr hier, wo die Straßen Huaynapata und Teesecocha aufeinanderstoßen – an der südlichen Ecke war die Persion. (Die kostete damals umgerechnet einen Euro pro Nacht – heute wäre sie vermutlich unbezahlbar.)

Wir waren vorher acht Wochen im bolivianischen Urwald gewesen und hatten per Boot den Rio Madre de Dios von Riberalta bis zur peruanischen Grenze im Westen des Pando bereist (vgl. 04.04.2011: „Der Kautschuksammler, revisited“), und sind dann von Puerto Maldonado per LKW bis hinauf in die Anden gefahren – über eine der gefährlichsten Straßen der Welt.

Will sagen: Ich war froh, dass an mir noch alles heil war. In Cusco sah ich die erste – wenn auch primitive und eiskalte – Dusche seit rund zwei Monaten, und wir konnten auch zum ersten Mal unsere Sachen mit normalem Wasser waschen und nicht mit Flusswasser. Ich fühle mich relaxed und wie im Luxushotel und trug zur Feier des Tages ein fast weißes Hemd.

El camino de los Incas

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Im Januar 2005 habe ich hier etwas über die Machu Picchu geschrieben, die geheimnisvolle Stadt der Inkas tief im Dschungel von Peru. Die Fotos (1979 und 1984) jedoch waren von grauenhafter Qualität. Hier also eine verbesserte „Neuauflage“ – in natura sind die Aussichten wesentlich spektakulärer. Die Magie eines Ortes kann man nicht fotografieren – auch nicht wirklich die Mühe, eine Woche lang quer durch die Berge und durch alle Klimazonen zu maschieren, über Pässe, die über 5000 Meter hoch sind, in eisiger Kälte (ich bin der im gelben Anorak) und glühender Hitze.


Touristen, die den Zug von Cusco aus nehmen, vermissen das Wesentliche. Nur wer die alten Strassen der Inkas selbst benutzt und in den verlassenen Ruinen des „camino de los Incas“ übernachtet, bekommt vielleicht den Hauch einer Idee, wie es vor 600 Jahren gewesen sein mag.

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Der „Incatrail“ oder auch Camino de los Incas hieße in den europäischen Alpen „Hüttenwanderung“. Nur sind die Hütten Ruinen und knapp tausend Jahre alt, und der Weg durch alle Vegetationszonen führt über Pässe bis zu 4200 Meter Höhe, umsäumt von schneebedeckten Fünftausendern. Über die rund einwöchige Wanderung in die Inkastadt Machu Picchu nur ein paar Zeilen schreiben zu wollen, im Rahmen eines Weblogs, ist ein literarisches Sakrileg, als handelte man die erste Landung auf dem Mond mit einem Dutzend Worten ab. Für den stilsicheren Gringo, der durch Peru reist, ist der Inkatrail Pflicht, zumal die normalen Reisenden durch das Tal des Rio Urubamba mit dem Zug fahren, um dann per Bus über endlose Serpentinen die sieben Kilometer nach oben zur Ruinenstadt transportiert zu werden.
camino de los incas

Für den gestandenen Globetrotter ist es daher eine Frage der Ehre, den ganzen Weg zu Fuß zu „machen“. Zelt, Lebensmittel für eine Woche und Kochgeschirr sind gesetzt. In Cusco, dem Ausgangspunkt, haben sich zahlreiche Einheimische darauf spezialisiert, die Gringos mit dem Notwendigen auszurüsten. Die Hardcore-Fraktion und Elite der Globetrotter, zu der ich mich selbstverständlich zähl(t)e, hatte ohnehin immer den Survival-Set in Griffnähe. Mit anderen Worten: der Inkatrail ist nichts für Weicheier, selbst wenn ein Idiot, wie beobachtet, auf die Idee kommt, die spanischen Konquistadoren nachzuahmen und einheimische Bauern mietet, um seinen Rucksack tragen zu lassen. Auch ohne Gepäck lassen einen die Höhe und der Weg an die körperlichen Grenzen kommen.

Wodurch unterscheidet sich die „Elite“ von gewöhnlichen Reisenden? Falls ein deutsches Lehrerehepaar, braun gebrannt und gut gelaunt und „die Anden in vier Wochen“ auf dem Programm fragt: „wie lange seid ihr denn schon unterwegs?“ Dann lautet die coole Antwort: „Fünf Monate, glaube ich. Wir kommen gerade aus dem bolivianischen Pando-Dschungel.“ Das ist kaum zu toppen. Karte IncatrailUnd wenn das noch nicht geholfen hätte, hatten wir noch drei Wochen im Guerillagebiet in Ost-Kolumbien zu bieten. Oder den 40-Kilometer-Fußmarsch durch die Salzwüste im Westen Boliviens, die „Salar de Uyuni„, nach Chipaya. Das ist – nach der Durchquerung des Darien Gap – eine der abenteuerlichsten Touren in ganz Lateinamerika, off the beaten track. Und ein unvergessliches Erlebnis wie der Camino de los Incas.

Über die Tour und die Inka-Ruinen informieren zahllose Websites. Die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser mögen sich selbst informieren. Ich bin zwei Mal über den Inkatrail marschiert, im Januar 1979 und im Juli 1984 – bei der letzteren Version zu Fuß von Ollantaytambo aus. Diese Notizen nur zur Erinnerung für an das zweite Mal und für mich.

Tagebuch Juli 1984, Auszug, geschrieben während des Marsches. „Wir kreuzen den Fluss bei Chilca. Der Pfad führt im Tal auf und ab. Gegen Nachmittag immer steiler und anstrengender, die Riemen des Rucksacks schneiden ins Fleisch, die Arme werden gefühllos. Nach Llaqtapata ein wahnsinniger Abstieg. Wir pausieren alle paar Minuten, weil unsere Beine zittern. Endlich, auf einer Anhöhe, die Stadt – es ziehen schon finstere Wolken auf. Wir quartieren uns im Turm ein. Aus das Zelt gerade aufgebaut ist, fängt es an zu schütten. Wir genießen die heiße Suppe und die Schokolade. Die Kerze beleuchtet die Innenwände, unsere Schatten flackern riesengroß umher. Wir sind allein in der Nacht.
Karte Incatrail
Vor Sonnenaufgang das Tal hindurch, den schneebedeckten Chuyuncu im Blick. Der erste Pass schließt das Tal wie eine Staumauer ab, links eine tiefe und unpassierbare Schlucht. vorbei an den Hütten von Wayllabamba. Es gibt oben nur einen Platz für ein paar Zelte, genannt „Tres Piedras“, die „drei Steine“. Noch ein anderer Gringo, ein verrückter Kalifornier, der vor einigen Wochen ein paar Sechstausender bestiegen hat und zudem noch Marathonläufer ist. Kein Wunder, dass der weniger keucht als wir….“ Der nächste und höchste Pass heisst „Warmiwañusca“ – „Wo die Frau stirbt“.

Belanglos. Ich habe mir beide Reisetagebücher vorgenommen, aber nichts gefunden, was auch nur annähernd meiner Erinnerung gleicht. Auf knapp 4000 Metern wusch meine Begleiterin ihr T-Shirt in einem Bach, am Morgen hing es gefroren über dem Zelt. Fünf Nächte (oder waren es sechs?) in geheimnisumwitterten Ruinenstädten, zumeist ganz allein. Die Bäder und Wasserleitungen in den Gemäuern, noch aus der Inkazeit, sind intakt. Steinerne Stufen merkieren den Pfad: die Inkas kannten das Rad nicht – dann kann man eine Straße auch fast schnurgerade bauen, ungeachtet, ob es steil bergauf oder bergab geht. Wie das beschreiben? Die wilde Bergwelt, garniert mit tropischem Dschungel? „Am Felscamino de los incas klebt die Inka-Siedlung Sayaqmarka und blickt über eine bewaldete Schlucht auf ferne Höhen. Halsbrecherisch führt ein Steig hinab. Tropische Dschungelpflanzen überwuchern den Pfad, Orchideen leuchten aus tiefem Grün. Zwei Inka-Tunnel verschlucken uns Trekker und spucken uns auf der anderen Seite wieder aus. Zum Lunch rasten wir auf der Höhe über dem Inka-Dorf Phuyupatamarka. Reste des Tempels auf dem Hügel, Bürgerhäuser, Maisterrassen und dazwischen Leitungen für Frischwasser, für Abwasser und zur Bewässerung der Felder. In der Ferne blitzt die Sonne auf dem ewigen Eis der Andengipfel.“

Und dann, nur wenige Stunden Fußmarsch vor Machu Picchu entfernt, Winay Wayna: das ist Quechua und bedeutet „Ewige Jugend„. Wir übernachteten in einem Söller, direkt unter uns ging es 800 Meter steil hinab.

Vorfreude – wenn man weiß, was einen erwartet, ist das Gefühl noch stärker, fast Sehnsucht. Nach wenigen Stunden wieder ein schmaler Pass. Oben das Sonnentor – „inti punktu“. Wer danach googelt, findet immer wieder die gleichen Metaphern: „ein überwältigender Anblick“, „der schönste Moment der Reise“, „unvergesslich“. Wohl wahr. Wenn Worte fehlen, sollte der Ehrgeiz des Schriftstellers einsetzen, diesen Missstand zu beheben. Tinkunanchikkama!

Sacsayhuamán

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Sacsayhuamán in den Anden Perus in der Nähe der alten Inkastadt Cusco.

„Der größte Stein ist 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen. Ungeklärt ist, wie die Inka die Steine transportiert haben, da sie weder Rad noch Rolle kannten.“

Ich frage mich übrigens, warum man bei Wikipedia nichts über die erbitterten Kämpfe liest, die in der Festung zwischen den Spaniern und den Inka tobten.

Die Fotos habe ich im Februar 1980 gemacht.

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