Freiwilliger Kniefall

privatisierung

Die Hamburger Morgenpost fasst zusammen, was die „Privatisierung“ städtischer Krankenhäuser und der Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und den Asklepios-Kliniken bedeuten. Das Magazin „Der Spiegel“ hatte enthüllt (nur in Print): „Der Klinikkonzern Asklepios hat sich den Ruf eines gnadenlosen Renditetreibers erarbeitet, der Gewinne auf dem Rücken von Ärzten, Pflegern und Patienten macht. Auf vielen Stationen regieren Druck und Angst. Die Politik versagt.“

Hamburg habe mehr als die Hälfte der 565 Millionen Euro Schulden des LBK übernommen – über 300 Millionen Euro. Der Kaufpreis von 318 Millionen Euro sei als großer Erfolg gefeiert worden. Doch am Ende hat Asklepios diese Summe noch nicht mal bezahlt: Weil die Kliniken in den ersten fünf Jahren die im Kaufvertrag festgelegte Zielsumme von 408 Millionen Euro operativem Gewinn (Ebitda) nicht erreichten, wurden dem Konzern 75 Millionen des Kaufpreises erlassen. Schließlich entstanden der Stadt noch extrem hohe Kosten durch das Rückkehrrecht für Mitarbeiter, die nicht bei Asklepios bleiben wollten. (…) Asklepios hat die Grundstücke, auf denen die Kliniken stehen, für mindestens 60 Jahre pacht- und mietfrei überlassen bekommen.

Wie kann man nur solche Verträge abschließen? Oder sind die alle schlicht gekauft worden? Die verantwortlichen Politiker sind bekannt:
Zwölf Jahre ist es her, dass die Hamburger mit großer Mehrheit in einem Volksentscheid gegen die Privatisierung des Landesbetriebs Krankenhäuser stimmten. Der damalige Senat unter CDU-Bürgermeister Ole von Beust setzte sich über dieses Votum hinweg und verkaufte Asklepios 74,9 Prozent der Anteile.

Hat ihn jemand dafür belangt? Nein? Warum nicht?

Das kommt bei „Privatisierung“ übrigens immer heraus. Dämliche Politiker werden über den Tisch gezogen oder lassen sich kaufen oder beides. Man müsste in die jeweilige Verfassung ein Verbot des Verkaufs städtischen Eigentums – wie Wasser- Energie, Grundstücke – einfügen. Fordert das eine Partei? Die kriegte meine Stimme.

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Frohes Fest!

weihnachten

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Prometheus in Baktrien oder: Als die Griechen Afghanistan eroberten [Update]

Alexander

Neu in meiner Filmothek (und noch ungesehen. [Update] Der Film ist Mist und langweilig.): Alexander von Oliver Stone.

Ja, natürlich hatte Alexander mehr als nur einen Koch bei sich. Leider werden bestimmte Ereignisse und sogar Epochen der Geschichte mit den Namen prominenter Exemplare der jeweils herrschenden Klasse verknüpft. So auch hier, als die Griechen (oder genauer: Mazedonier) ca. 330 v. Chr. Afghanistan und Indien eroberten. Das ist schon eine Weile her, und Alexander ist nicht Spartakus. Warum also noch einmal darüber schreiben reden?

Als Kind besaß ich ein Buch über „Abenteurer“ à la Marco Polo. Dort kam auch der Chaiber-Pass vor. Ich habe mir immer gewünscht, mal dort zu sein, notfalls per Eisenbahn. Der Pass galt für mich immer als Inbegriff des exotischen Abenteuers. Stattdessen hat es mich in die entgegengesetzte Richtung verschlagen, und ich könnte ständig Rutger Hauer zitieren.

Wenn mir also ein Buch in die Hände fällt wie damals, kann ich nicht widerstehen. Jetzt war Spartakus schuld, dass ich mir Diodoros Historische Bibliothek gekauft habe, rund 1600 Seiten und die wichtigste Quelle zum Thema. Darin kommt auch Alexander der Große vor:

Hierauf zog er weiter und schlug in der Nähe des Gebirges Kaukasus, welches Einige Paropamisus nennen, ein Lager. Er ging quer über dieses Gebirge der Breite nach in sechzehn Tagen und erbaute an dem Passe, der nach Indien führt, eine Stadt, welche er Alexandria nannte. Mitten auf dem Kaukasus ist ein Felsrücken, der zehn Stadien im Umfang und eine Höhe von vier Stadien hat. In demselben wurde von den Einwohnern die Höhle des Prometheus gezeigt und das Nest des Adlers, von dem die Fabel erzählt, und die Spuren der Fesseln. Alexander erbaute noch eine andere Stadt, eine Tagreise von Alexandria entfernt. In den beiden Städten ließ er siebentausend Fremde und dreitausend von den Nichteingereihten, die seinem Heere folgten, auch von den Miethtruppen, wer wollte, sich ansiedeln. Er brach unterdessen mit dem Heer auf und rückte nach Baktriania vor…

baktrien

Wie kam Prometheus und dessen Legende eigentlich in die Nähe von Baktrien? Hätte das Karl May gewusst? (By the way: Ich lese Diodor auf dem Klo, vermutlich werde ich im Jahr 2052 damit fertig sein.)

Ob Alexander einen höheren Intelligenzquotienten hatten als andere, wissen mir nicht. Es ist aber Tatsache, dass militärische Konflikte, die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, nicht durch geniale Ideen, sondern schlicht durch Technik entschieden werden. Die Logistik und die Waffen der Griechen waren denen der Perser und Inder überlegen, und ihre Befehlshaber setzten sie so ein, dass etwas exotische „Gegner“ wie Steitwagen oder Elefanten scheiterten. Eine Kompanie Ledernacken gegen zehn mal so viele Kreuzritter? Oder eine spanische Tercio gegen 50.000 Indianer? Vergesst es.

Noch ein weiteres Wort zum Sonntag: Ich muss mich nicht mit jedem Sturm im Wasserglas beschäftigen. Jemandem, der Listen unerwünschter Personen oder Websites erstellt, um zu „mahnen“, „warnen“, „verbieten“ oder was auch immer, sollte die Gülle stundenlang ins Gesicht schwappen. No mercy.

Man kann an jedem winzigen Detail der Geschichte alles erklären. Ich kann mich noch erinnern, dass wir uns als linksradikale Studenten am historischen Seminar der FU darüber lustig gemacht haben, dass ein Professor ein Seminar im Fachbereich Geschichte anbot mit dem Titel „Der Brückenzoll in Regensburg im 12. Jahrhundert“. Wir besuchten stattdessen alle Seminare, in deren Titel mindestens das Wort „Revolution“ vorkam. Wir hatten unrecht. Das weiß ich aber erst heute. „Wo kommt die Kohle her? Wo geht die Kohle hin?“ (Matthew D. Rose) Das ist nicht nur eine journalistische, sondern auch die wichtigste Frage marxistischer linker Historiker.

diodor

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#Russiandidit

#Russiandidit

Die Russen trollen jetzt zurück.

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Zwölfflächler, not certain

Zwölfflächler

Weiß jemand von den gebildeten Leserinnen und intelligenten Lesern, wozu ein Dodecahedron gut ist? „As no classical accounts or narratives seem to mention them, the purpose of this mysterious object remains a puzzling mystery that has confused archaeologists since their first discovery.“

Das ist wohl nicht ganz richtig laut Wikipedia: „Iamblichus states that Hippasus, a Pythagorean, perished in the sea, because he boasted that he first divulged „the sphere with the twelve pentagons.“ – „Regular dodecahedra have been used as dice and probably also as divinatory devices. During the hellenistic era, small, hollow bronze Roman dodecahedra were made and have been found in various Roman ruins in Europe. Their purpose is not certain.“

Faszinierend! (Und vielleicht doch ganz einfach.)

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Unter Vollpfosten

„Zweifelhafte Posts sollen zudem für alle Nutzer sichtbar als ‚umstritten‘ gekennzeichnet werden können.“ (Tagesschau)

Die sind alle völlig irre. Zum Glück wird irgendjemand klagen, und das Bundesverfassungsgericht wird die Sache wegen fehlender Normenklarheit in die nächste Tonne kloppen. Lustig wird sein, wer für die geplante Zensur sein wird. Da fallen mir auf Anhieb viele Vollpfosten ein.

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Director of Health and Human Services

trump

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Zersetzung oder: Sozialer Druck gegen abweichende Meinungen

Sollte man lesen: Don Alphonso in der FAZ über „Auch nach Freiburg keine Stimme für die AfD“.

„Ich bin schon oben und habe etwas gegen Leute, die der Meinung sind, Klasse könnte man sich erarbeiten.“ Das gegen die Kleinbürger, die irrig meinen, Bildung garantiere den sozialen Aufstieg.

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Bitte verzichten sie auf Polemik oder: Hilflos herumeiernder „Qualitätsjournalismus“, revisited

zensur

Die zehn Regeln der Kriegspropaganda
1.1 Wir wollen keinen Krieg!
1.2 Der Gegner ist allein für den Krieg verantwortlich!
1.3 Der Führer des feindlichen Lagers wird dämonisiert
1.4 Wir verteidigen ein edles Ziel und keine persönlichen Interessen!
1.5 Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten, wenn wir Fehler machen, geschieht dies unbeabsichtigt
1.6 Der Feind benutzt unerlaubte Waffen
1.7 Wir erleiden wenige Verluste, die Verluste des Feindes sind erheblich
1.8 Anerkannte Kulturträger und Wissenschaftler unterstützen unser Anliegen
1.9 Unser Anliegen hat etwas Heiliges
1.10 Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht, arbeitet für den Feind und ist damit ein Verräter

Man kann ein beliebiges Mainstream-Medium über Syrien ansehen und findet gleich alles wieder.

zensur

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Kein „Mord wie jeder andere“

Leseempfehlung: Thomas Fischer auf „Zeit online“ über „Eine Tote in Freiburg, die ‚Tagesschau‘ berichtet nicht. Die Nichtmeldung führt zum Sturm der Berichterstattung – Deutschland im kommunikativen Krisenmodus.“

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Not that great

capitalism

(Sassy Scialist Memes)

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Web-Weltempfänger

Radio Garden: Unzählige Radiostationen der Welt live hören! (Ich hörte gerade den Sender von Puerto Píritu, jetzt Georgetown, Guyana.)

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Auf Pump

Mother Jones (via Fefe): „A Guide to Donald Trump’s Huge Debts—and the Conflicts They Present“.

Das System Trump funktioniert exakt so wie der Kapitalismus. Passt also wie Arsch auf Eimer.

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Lets party!

selfie

Was: Weihnachtsfeier. Wer: Das Personal der Rettungsstelle im Urban-Krankenhaus. Wo: Golgatha. Was gerade läuft: Mein Musikwunsch.

Ich hatte die Ehre, eingeladen zu werden. (Das meine ich ernst.)

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Impulse für die Kleinbourgeoisie und andere Nachtwächter

wachmann

Bild: Johann Peter Hasenclever: Singender Nachtwächter

Ich halte den „Wirtschaftsjournalisten“ Roland Tichy („Tichys Einblick„) für ein Groupie der so genannten „Freien“ Marktwirtschaft und der esoterischen Lehre der „Volkswirtschaft“ und für ein Sprachrohr einer bestimmten – reaktionären – Strömung des Kapitals, die es auch schon ähnlich in der Weimarer Republik gab (vgl. Karsten Heinz Schönbach).

Was aber die Meinungsfreiheit und das Thema Zensur angeht, hat er völlig Recht.

Tichy ventiliert die weltanschauliche Position des jammernden Kleinbürgertums (das sich selbst natürlich „Bürgertum“ nennt), das sich Illusionen über die Herrschaft des Kapitals machte und jetzt – Überraschung! – zwischen gemeinem Volk und herrschender Klasse immer mehr zerrieben wird. Die Krise des Kapitalismus wird zeigen, dass „Demokratie“, wie sie der Mainstream versteht, eben nur eine Illusion ist. Die Mittelklassen appellieren an die da oben, sich doch bitte an die Regeln zu halten, die angeblich common sense seien (keine Zensur usw.). Die herrschende Klasse ist aber eine Charaktermaske – sie interessiert das nicht.

Die Pseudo-Anti-Rechts-Staatsantifa um Anetta Kahane und andere kleinbürgerliche Gefühlslinke gehören zur selben Klasse wie Tichy, sind aber eine konkurrierende Fraktion. Deshalb fetzt es jetzt so zwischen denen. (Sorry für die orthodoxe altertümliche Ausdrucksweise.)

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Link.Haften.Urteil

Heise trollt ganz großartig das Landgericht Hamburg: „Nach dem Linkhaftungsurteil hat heise online nachgeforscht, ob Links zur Seite des LG Hamburg Abmahngefahr bedeuten. Das Gericht hat sich nun geäußert und geht von der Rechtmäßigkeit aller Inhalte aus – rechtsverbindlich will es das aber nicht zusichern.“

Der Heise-Foren-Nutzer „Caliga“ hat sich dazu hinreichend geäußert.

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Tweet of the day 85

tweet

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Krimi­nalität im Kon­text

Bundes­lage­bild Krimi­nalität im Kon­text von Zu­wan­de­rung 2015 (pdf). Interessante Quelle, muss ich noch im Detail auswerten.

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Wer uns nicht versteht, ist dumm

Telepolis: „Beobachtungen zum schwierigen Verhältnis zwischen Linken und dem „gemeinen Volk“ am Beispiel der taz“. – „Soziale Probleme werden erst interessant, wenn sie Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder LSBTTIQ betreffen. (…) Wenn so manche Menschen, nicht nur aus der Unterschicht, mit den Grabenkämpfen zwischen linken Splittergruppen nichts anfangen können, kommen dafür zwei Gründe in Frage: Entweder sie sind zu dumm dafür oder sie haben einfach andere Probleme, etwa wo das Geld für die nächste Miete oder die Stromrechnung herkommt.“

Meine Rede. Und wer Wörter wie „Migrationshintergrund“ und „queer“ benutzt, die zum Beispiel ältere Menschen gar nicht verstehen, ist auch doof.

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Security on strike?

Taz: „Die Wach- und Sicherheitswirtschaft steht möglicherweise vor einem Arbeitskampf. In mehren Bundesländern sind die Tarifverhandlungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit dem jeweiligen Landesableger des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW) ins Stocken geraten – und zum Jahreswechsel endet die Friedenspflicht. Danach drohen Streiks, falls die Arbeitgeber nicht bereit sind, mindestens eine zentrale Forderung der Gewerkschaft zu erfüllen: Niemand in der Branche soll künftig weniger als 10 Euro verdienen. (…)
Der Personalbedarf im Sicherheitsgewerbe ist groß. 13.000 Arbeitsplätze sind zurzeit unbesetzt. Was nicht zuletzt daran liegt, dass sich in der Branche zwar gut Geld verdienen lässt – nur nicht von den Wachleuten. 80 Prozent der Beschäftigten der allgemeinen Bewachung arbeiten im Niedriglohnbereich. Je nach Bundesland liegen die Stundenlöhne zwischen 8,60 und 9,74 Euro brutto.“

Yeah.

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