Moralisch verkommenen Woken

wokistan

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Echt schön

sachsen-Anhalt

Wieso ist dieses geschenkte Notizbuch braun? #djv #djv23

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Schöne, nackte Weibsbilder in verschiedenen Stellungen

Jean-Léon Gérôme
Bilder: Jean-Léon Gérôme (1824-1904): Frauen im Harem-Bad

„Die niedrigen Sofas waren mit Kissen und reichen Teppichen bedeckt, auf welchen die Damen saßen. Die erhöhten Sofas hinter ihnen sind für ihre Sklavinnen, doch alle ohne Unterschied des Ranges in ihrer Kleidung, alle waren im Stande der Natur, das heißt in klaren Worten mutternackend, keine Schönheit, keine Ungestalt verdeckt. Und doch sah ich nicht das geringste üppige Lächeln oder eine ungesittete Stellung. Sie bewegten sich, sie wandelten mit eben der majestätischen Anmut, die Milton unser aller Stammmutter beilegt. Viele waren mit solchem Ebenmaß gebaut, wie je eine Göttin durch den Pinsel eines Guido [Reni] oder Tizian gemalt worden ist. Die meisten mit blendend weißer Haut, von nichts als ihren schönen Haaren geziert, die in viele Zöpfe zerteilt über ihre Schultern herunterhingen und entweder mit Perlen oder mit Bändern durchflochten waren, vollkommene Bilder der Grazien.

Jean-Léon Gérôme

Hier ward ich von der Wahrheit einer Beobachtung überzeugt, die ich oft gemacht habe: dass, wenn es Mode wäre, nackend zu gehen, man schwerlich auf das Gesicht achten würde. Ich bemerkte, dass die Damen mit der zartesten Haut und schönsten Leibesgestalt auch den größten Anteil an meiner Bewunderung hatten, obschon ihre Gesichter bisweilen weniger schön waren als die ihrer Gesellschafterinnen. Um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, war ich boshaft genug, im geheimen zu wünschen, dass Mr. Jervas hier unsichtbar zugegen sein könnte. Es würde, bilde ich mir ein, seiner Kunst sehr förderlich gewesen sein, so viele schöne, nackte Weibsbilder in verschiedenen Stellungen zu sehen, einige im Gespräch, einige bei der Arbeit, wieder andere Kaffee oder Sorbet trinkend und viele nachlässig auf Kissen hingestreckt, während ihre Sklavinnen (im allgemeinen reizende Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren) sich beschäftigen, ihre Haare phantasiereich und zierlich zu flechten.

Jean-Léon Gérôme

Kurz, dies ist der Frauenzimmer Kaffeehaus, wo alle Stadtneuigkeiten erzählt, Verleumdungen ersonnen werden usf. Sie machen sich diesen Zeitvertreib gewöhnlich einmal in der Woche und bleiben zum wenigsten vier oder fünf Stunden beisamen, ohne sich zu erkälten, wenn sie plötzlich aus dem heißen Bad in den kühlen Raum treten, was mich in Erstaunen setzte.“

Aus: Lady Mary Montagu: Briefe aus dem Orient, verfasst 1784

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Unter Superhackerinnen

verblendung

Neulich spülte mir der Netflix-Algorithmus Verblendung in die Timeline (oder wie auch immer man das bei Netflix nennt). Ich kannte weder Stieg Larssons Bücher noch die Filmversion des Themas aus dem Jahr 2009.

Ich glaube nicht, dass es mehr als ein halbes Dutzend Journalisten gibt, die so sind wie „Mikael Blomkvist“, der von Daniel Craig gespielt wird. Die „Hackerin Lisbeth Salander“ (Rooney Mara) gibt es überhaupt nicht. Das ist ein urbaner Mythos und fiktiver Sozialcharakter, der sich verselbständig hat und Teil der Alltagskultur wurde wie Dornröschen oder Schneewittchen.

Der Film ist spannend und gut und kann empfohlen werden, obwohl einige Details unlogisch oder haarsträubend absurd sind (Superhackerinnen kontrollieren aus der Ferne meinen Browserverlauf!). Man muss schon froh sein, dass „Hacken“ nicht mehr nur bedeutet, Passwörter erraten zu können.

verblendung

Interessant ist die Frage, was genau identifiziert eine Frau als „Hackerin“ in einem Film? Ein Regisseur muss den Geschmack und die Erwartungen des Publikums kennen bzw. vorhersehen. Das bedeutet zum Beispiel: eine Hackerin darf nicht wie Anja Hayduk oder gar wie Ricarda Lang aussehen. Warum nicht?

Weibliche Hacker im Film sind immer sexuell attraktiv, männliche fast nie. Warum? „Hackerinnen“ müssen Sex haben, sonst wird der Plot langweilig. „Hacker“ aka Nerds (Vgl. die Nerds Gary Larsons – ich muss mich übrigens jedes Mal bei den unsterblichen „Cow Tools“ und den Artikeln darüber kaputtlachen) nicht, höchstens mit Milfs. (Ich bin nicht so bewandert in Filmgeschichte und lasse mich gern eines Besseren belehren.)

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Nächste Frage: Warum sind weibliche Hacker immer Punks oder Goths oder Emos oder eine Mischung aus allem? (Das normale Publikum, vor allem in den USA, könnte das ohnehin nicht unterscheiden. Wenn eine Frau kurze, schwarze Haar hat und irgendeinen Metall-Popel im Gesicht, fällt sie automatisch in die Pr0n-Kategorie „Emo“.) Was haben ehemalige Jugendmoden mit Hacken zu tun? Warum sehen Hackerinnen nicht aus wie Schachspielerinnen beim Damengambit?

Es gibt nicht viele Optionen, gesellschaftliche Außenseiter ikonografisch darzustellen, dass jeder gleich kapiert, was gemeint ist. Früher hatte man Schillers Räuber, Zigeunerbarone oder Hippies. Da heute alle gleichermaßen Funktionskleidung tragen, muss das „Außenseiterische“ mit Elementen irgendeiner Jugendkultur aufgepeppt werden. Ein Hacker trägt nie Vokuhila und fährt auch keinen Opel Manta. Hacker sehen nie aus wie Arbeiter.

verblendung

Der Hacker als Sozialcharakter ist der Magier des Informationszeitalters, ein Mythos, der sich beim näheren Hinschauen als bloße Projektion entlarvt, wie es in der Natur des Mythos liegt. Zauberer aller Zeiten und Völker mussten immer anders aussehen als ihr Publikum. Was sie tun, bleibt dem Normalsterblichen schleierhaft.

Deshalb können Autoren von Drehbüchern und Regisseure den „Hackern“ übermenschliche Fähigkeiten andichten, und niemand findet das lächerlich. So auch hier. Konten fremder Personen einsehen, sich deren Geld überweisen, fremde Rechner permanent „onlinedurchsuchen“ oder Telefonzellen in den Bergen Afghanistan live abhören (wie der CIA in „Homeland“) – alles kein Problem. Ich weiß, was dein Browser tut, immer und überall.

PS. Wenn metallene Gesichtspopel oder die „Punk“-Frisur Teil der Attitude sein sollen, dann legt man so etwas nicht einfach ab – weil das zur Person „gehört“. Das aber macht unsere Heldin, die irgendwann eine blonde Perücke trägt und „normal“ aussieht, weil sie sich verkleiden muss. Danach klemmt sie sich wieder alles in die Haut. Nein, so funktioniert das vielleicht bei Thurn und Taxis, aber nicht bei Superhackerinnen…

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Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DJV!

Tel aviv-Yaffo
Strandpromenade zwischen Tel Aviv und Jaffa. Samstag, 21. Oktober 2023, 16:14:36: Sirenen heulten – also Raketenalarm. Die Menschen rannten, um sich irgendwie zu schützen. Ich musste mich auf den Rasen werfen, zusammen mit einem israelischen Vater und seiner kleinen Tochter. Direkt über uns zerstörte der Iron Dome drei Raketen, die aus Gaza abgefeuert worden waren.

Geschätzter Kollege Henrik Zörner vom Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Journalistenverbands (DJV), dem anzugehören ich ebenfalls die Ehre habe!

Mit Befremden und verwundert las ich in einer Pressemeldung des DJV etwas über „Demonstrationen und Kundgebungen von Palästinensern und ihren Unterstützern“.

Wer mag mit „Palästinenser“ gemeint sein? Ich finde trotz aller gedanklicher Bemühungen keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, etwa unterfüttert mit einem historischen Diskurs und womöglich sogar mit Fakten?

Sind „Palästinenser“ Menschen, die in Palästina leben, was auch Israelis bekanntlich tun? Oder Menschen, deren Vorfahren in Palästina lebten wie die der Deutschen und in Berlin geborenen Sawsan Chebli? Das wäre doch abwegig: Meine Vorfahren lebten in Wolhynien – ich bezeichne mich dennoch nicht als „Russen“ oder gar als „Ukrainer“.

Nun ist allgemein bekannt, dass das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) definiert (weltweit einzigartig) nicht nur die aus Palästina geflohenen und vertriebenen Araber, sondern auch ihre anderswo geborenen Nachkommen in väterlicher Linie als „palästinensische“ Flüchtlinge anerkennt. Der Status scheint sich zu vererben. Sollte der DJV diese „Palästinenser“ meinen, die meinten, Sympathien für die grausamen Massaker der terroristischen Hamas aufbringen und die deutsche Bevölkerung damit behelligen zu müssen?

Macht es Sinn, von Terroristen und deren Unterstützern einzufordern, „die freie, unabhängige und kritische Berichterstattung durch Journalisten möglich“ zu machen? Ist das nicht absurd? Warum sollten sie das tun?

Oder sind Araber gemeint, die Jassir Arafat anlässlich seiner Rede vor der UN 1974 zu „Palästinensern“ erklärte, was dazu führte, dass in deutschen Regierungsdokumenten der Begriff „Palästinenser“ erst in diesem Jahr zum ersten Mal auftaucht? Und leben diese „Palästinenser“ jetzt in Deutschland?

Oder meint „Palästinenser“ schlicht arabische Kriegsflüchtlinge? Auch die Sudetendeutschen waren Kriegsflüchtlinge. Dennoch kamen sie nicht auf die Idee, sich zu einer eigenen Nation auszurufen. Warum also die Araber?

Immerhin haben die Araber in zahlreichen Kriegen, die sie allesamt begonnen haben, versucht, Israel von der Landkarte zu tilgen und alle Juden umzubringen. Das hat bekanntlich nicht funktioniert. Wer einen Krieg beginnt und verliert, muss die Folgen tragen. Das wissen wir Deutschen am besten. Oder sollen wir jetzt Ost- und Westpreußen sowie Schlesien für unsere Enkelkinder zurückfordern? Mit welchem Recht? Nein? Dann sollten das die Araber auch nicht. Es hätte ohnehin keine Sinn.

Ich war seit Beginn des Krieges mehr als zwei Wochen in Israel, geschätzter Kollege Zörner. Niemand dort, außer ein paar politisch marginalisierten Exoten, glaubt daran, dass es jemals einen weiteren arabischen Staat in Palästina geben wird. Die Idee „Land für Frieden“ ist mausetot. Daran ändert auch nichts, dass die Bundesregierung an dieser Fiktion festhält. Das ist so falsch wie es falsch und vorschnell war, den venezolanischen Politiker Juan Guaidó, der mittlerweile als Tourist in den USA lebt, als den „Präsidenten“ des südamerikanischen Landes anzuerkennen.

Ja, ich wage sogar zu behaupten, dass es gar kein „Volk“ der Palästinenser gibt! Ein Volk hat eine gemeinsame Sprache – wie die Sorben und Friesen in Deutschland. Die „Palästinenser“ sprechen aber das Arabisch, das in jedem arabischen Land gesprochen wird. Ein Staat Palästina hat nie existiert, weder in der 5000-jährigen Geschichte des so genannten „Heiligen Landes“ noch vor der Staatsgründung Israels 1948. Auf welche historischen Tradition könnten sich „Palästinenser“ berufen? Auf die der Beduinen im Ottomanischen Reich?

Man kann in dieser Frage unterschiedlicher Meinung sein. Unter den Kolleginnen und Kollegen des DJV gibt es aber keinen Konsens. Daher sollte das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DJV das gesamte innerverbandliche Meinungsspektrum angemessen berücksichtigen und nicht nur eine Position zu Wort kommen lassen, die in Israel ausgelacht würde.

Sie können mir Ihre Antwort auch mündlich geben – wie sehen uns am Sonntag auf dem Verbandstag des DJV in Magdeburg. Ich bin Delegierter des DJV Berlin.

Bis dahin verbleibe ich mit kollegialen Grüßen Ihr
Burkhard Schröder

israel

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No Aggression and Violence

spielautomat

Spielautomat im Tiberias Hostel, Israel. Ich weiß aber nicht, wie der funktioniert und um was es geht.

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Keine Gnade

Israel
Anflug auf Tel Aviv – IMHO von Norden. Man kann die typische Anlage neuer israelischer Siedlungen erkennen. Ich finde die aber auf der Karte nicht wieder.

Ich hatte überlegt, ob ich Israel Heute aus der Blogroll nehmen soll. Religiöses Gefasel geht mir auf die Nerven. „Israel Heute ist eine in Jerusalem ansässige Nachrichtenagentur, die objektive jüdische und neutestamentliche Perspektiven auf lokale Nachrichten bietet.“

„Objektiv“ und „neutestamentlich“? Au weia. Nicht mir mir. Aus eben diesem Grund habe ich auch die Videokonferenz mit dem Chefredakteur Aviel Schneider – als ich in Jerusalem war – vorzeitig verlassen.

Andererseits spiegeln die Artikel einen nicht unerheblichen Teil des Meinungsspektrums in Israel wieder – dieser Teil kommt in deutschen Medien überhaupt nicht vor.

Die Hamas genießt breite Unterstützung in der Zivilbevölkerung des Gazastreifens, die sie an die Macht gewählt hat und wahrscheinlich wieder wählen würde. (…) Im Durchschnitt der vom Palestinian Center for Policy and Survey Research (PCPSR) im Jahr 2022 durchgeführten Umfragen unterstützten etwa 60 % der Bewohner des Gazastreifens den “bewaffneten Kampf” (d. h. Terroranschläge) gegen Israel, verglichen mit etwa 40 % bis 50 % der Bewohner des Westjordanlands. Im März 2023 stieg die Unterstützung für den bewaffneten Kampf unter den Bewohnern des Gazastreifens auf 68 %. (Israel Heute)

Wer gern kalt duscht, sollte auch den Artikel: „Tacheles mit Aviel – Schluss mit der Rücksichtnahme!“ lesen. In meiner irrelevanten und nicht repräsentanten privaten Statistik teilen diese Meinung 90 Prozent aller Israelis.

Ich warte das Ende des Krieges ab und prüfe dann erneut.

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Block der Gläubigen (II)

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF

Zweiter Teil meiner Notizen zu Gilles Kepel: Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“, insbesondere Kapitel 4: „Die Erlösung Israels“ (S. 203-267).

7. Die radikalsten Aktivisten der »Gush-Emunim« schwenkten auf eine Taktik des Gegenterrors ein, die an die Strategie der OAS in Algerien erinnert, und verstanden ihre Gewaltaktionen (durch die sie das Gewaltmonopol eines in ihren Augen versagenden Staates usurpierten) als Vollzug des israelischen Volkswillens — wie ein Mitglied dieser damals entstehenden »jüdischen Untergrundbewegung« in einer Verteidigungsschrift beteuert. Der Verfasser dieser Schrift weist immer wieder darauf hin, dass seiner Meinung nach der Gegenterror vom Durchschnittsisraeli und sogar der Regierung gebilligt werde. Als im Radio die Nachricht vom Attentat auf die arabischen Bürgermeister gesendet wird, erlebt er, wie eine einfache Frau spontan über die Bombenleger sagt: »Ich würde ihnen die Hände dafür küssen.« Der Militärgouverneur der besetzten Gebiete habe sogar bedauert, dass die Opfer bei den Attentaten nur verletzt wurden. Und in Nablus sei die arabische Bevölkerung von Sprengstoffanschlägen in Angst und Schrecken versetzt worden – womit man das gesteckte Ziel erreicht habe. Dem steht das »Lavieren« von Premierminister Begin gegenüber, der die Gewaltanwendung bedauert und eine Untersuchung anordnet, die allerdings im Sande verläuft. (Kepel, S. 232f.)

Im Februar 1983 wurde der „linke“ israelische Friedensaktivist Emil Grünzweig vom „rechten“ Yona Avrushmi ermordet. Es folgen weitere Anschläge, u.a. auf den Markt und die islamische Universität von Hebron mit mehreren Toten. Der israelische Geheimdienst Mossad zerschlug das „Untergrund“-Netz und verhinderte Schlimmeres – die israelischen Terroristen wollten auch den Felsendom und die al-Aqsa-Moschee sprengen, was vermutlich einen 3. Weltkrieg ausgelöst hätte.

Tatsächlich spekulierten die Verschwörer ganz kaltblütig auf diese Möglichkeit, wie der israelische Hochschullehrer Gideon Aran, der beste Kenner der »Gush-Emunim«, betont: »Die Anführer der Untergrundbewegung glaubten, dass die Sprengung der »Schandflecken« (des Felsendoms und der Al-Agsa Moschee [sic]) mehrere hundert Millionen Muslime zum Jihad veranlassen würde, was die ganze Menschheit in die letzte, entscheidende Schlacht zwingen würde: den Kampf zwischen Gog und Magog mit all seinen kosmischen Folgen. Der Sieg Israels am Ende dieser so sehnlich herbeigewünschten Feuerprobe könnte das Kommen des Messias vorbereiten.

Nach 1984 taucht die Gush-Emunim nicht mehr auf, aber die Theorien wie auch die des Kahanismus werden von anderen Parteien modifiziert aufgenommen und vertreten, unter anderem von der Otzma Jehudit. Wie überall sind auch die Grenzen zwischen „ultrarechts“ und „Nazis“ in Israel fließend – die Ideen der Anhänger Kahanes kann man durchaus mit den Nürnberger Rassegesetzen vergleichen.

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF. kann jemand von den hier mitlesensen Waffe-, Militär- und Kriegsexperten erklären, was die Panzer oben für eine sonnendachähnliche Konstruktion haben und für was die gut ist?

8. Ich hatte 2015 schon etwas zum Thema „Terror und Apokalyptiker“ geschrieben gestützt u.a. auf Hans Blumenberg“ „Lebenszeit und Weltzeit“. Man sieht: Dieses Phänomen ist nicht auf nur eine der monotheistischen Weltreligionen beschränkt, sondern taucht in allen auf – als deren äußerste Konsequenz:

„Die Terreur ist nichts anderes als unmittelbare, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit; sie ist also Ausfluss der Tugend; sie ist weniger ein besonderes Prinzip als die Konsequenz des allgemeinen Prinzips der Demokratie in seiner Anwendung auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes.“ (Maximilien de Robespierre, 1794)

9. Kepel weist auch darauf hin, dass die Motive der „rechten“ israelische Terroristen denen der militanten Islamisten ähneln, die 1981 den ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat ermordeten. Dort „Re-Judaisierung“, hier „Re-Islamisierung“.

Jetzt wird es kompliziert (Arbeitshypothese). Wenn sich hinter Religion die jeweiligen Klassenkämpfe kostümiert verstecken – wie kann man das vergleichen, wenn sich die Ideen also Elemente des luftigen Überbaus – strukturell ähneln, die Kämpfe der Klassen aber unter ganz verschiedenen Voraussetzungen, Zeiten und Ländern stattfinden?

IDF in Gaza
Israelische Streitkräfte in Gaza, Quelle: IDF

Dabei stößt die Rejudaisierung besonders unter den sephardischen Juden Israels auf große Resonanz, weil die Orthodoxen als erste ihre Interessen vertreten und es ihnen ermöglicht haben, sich innerhalb des institutionellen politischen Systems Gehör zu verschaffen. [Quod erat demonstrandum] Hat sich in der Zeit zwischen 1974 und 1984 vor allem die »Gush-Emunim« als Vorkämpferin einer Rejudaisierung Israels hervorgetan, sind es danach die Haredim, die sich in diesem Bereich besonders engagieren. Während die Hochburgen der »Gush-Emunim« in den Siedlungen der besetzten Gebiete liegen und die meisten ihrer Anhänger Aschkenasim oder Sabra sind, die in den Jugendbewegungen der national-religiösen Partei aktiv waren, stammt die (ein beachtliches sephardisches Kontingent umfassende) Gefolgschaft der Orthodoxen hauptsächlich aus dem israelischen Kernland in den Grenzen vor 1967. (S. 252)

10. Die Orthodoxen in Israel sind sich natürlich nicht einig (vgl. judäische Befreiungsfront). Die Schasch vertritt die Sephardim. Die Kriterien Sephardim und Aschkenasim zu unterscheiden, halte ich für irrational und so albern rassistisch wie die verschiedenen Hautfarben in Brasilien. Letzllich ist das immer eine soziale Unterscheidung (vgl. pielroja).

Die Agudat Yisrael ist eher von osteuropäischer, also chassidischer Tradition geprägt. Degel haThora „repräsentiert den nicht-chassidischen Teil des aschkenasischen ultraorthodoxen Judentums, steht also in der Tradition der Befreiungsfron Judäas) litauischen Mitnagdim„.

Auf die Geringschätzung des aus Arbeiterpartei und Aschkenasım bestehenden Establishments, das den Zionismus auf seine eigenen Interessen abgestimmt hatte, reagierten die Sepharden häufig mit Wahlenthaltung. Hinzu kam die offene Auflehnung gegen das System, wie sie sich bei den Ausschreitungen ın den Elendsquartieren von Haifa 1959 oder ın der Gründung der »Schwarzen Panther« 1971 manifestierte, die auf die Ähnlichkeit ihrer Situation mit der Unterdrückung der Schwarzen in den USA aufmerksam machen wollten.(…)

Zugleich entwickelten diese Schattenkinder des sozialistischen und weltlichen Zionismus in ihrem überschwenglichen religiösen Empfinden neue Formen der sozialen Vernetzung, der Solidarität, des gesellschaftlichen Aufstiegs und der Verteidigung ihrer verspotteten Identität. Diese religiöse Inbrunst nahm im wesentlichen zwei Formen an: Zum einen bestand sie ın der symbolischen Verlegung von Gräbern von (hauptsächlich marokkanischen) Heiligen nach Israel, deren neue Ruhestätten zu regelrechten Wallfahrtsorten wurden; zum anderen in der Wiedereinführung der Verehrung von Weisen (Hakham) – wie man sie schon in der Diaspora praktiziert hatte. (S. 256)

IDF in Gaza

11. Diese auf der Ebene der gesamten Bewegung praktizierte Endogamie verstärkt den inneren emotonalen Zusammenhalt der Gemeinschaft, die sich durch Riten der totalen sozialen Abgrenzung definiert. (…)

Eine solche Definition der Identität durch einen übersteigerten Ritualismus, durch die systematische Suche nach Abgrenzungssymbolen erinnert an eine pietistische islamische Gruppe wie die »Tablich«.

Da haben wir wieder alle „Sekten“-Mechanismen zusammen. Für mich ist auch die Hijabisierung der türkischen Einwanderer und deren Nachfahren so erklärbar. (Ende meiner Notizen)

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Päuschen

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Tiberias, Busbahnhof

Ich habe mir einen Männerschnupfen geholt und bleibe nach der Lohnschinderei im Bett. Ein Tag Päuschen sei mir gegönnt.

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Block der Gläubigen (I)

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Tel Aviv, Allenby Road Yona Hanavi – das Cafe heisst Nabi Yuna

Nein, das Thema Israel ist nicht durch. Übrigens habe ich rund 700 Fotos gemacht; der Vorrat reicht noch eine Weile.

Ich wollte mir noch einmal meine Notizen ansehen zu Gilles Kepel: Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“. insbesondere Kapitel 4: „Die Erlösung Israels“ (S. 203-267). Ich hatte das Standardwerk zur Religiotisierung zum Vormarsch der „Orthodoxen“ in allen monotheistischen Weltreligionen hier schon erwähnt. Kepels Buch ist 1994 erschienen, erklärt aber eigentlich alles, was in den letzten Jahrzehnten in Israel „innenpolitisch“ geschehen ist. Statt das noch einmal zu lesen, kann ich meine Stichpunkte auch hier verbreiten. Was man daraus schließt, bleibt jedem selbst überlassen.

tel aviv carmel markettel aviv carmel market
Carmel-Markt, Tel Aviv

1. Nach dem Krieg 1973 war die Gush-Emunim-Bewegung („Block der Gläubigen“) gegründet worden. Gegen einen Staat und eine Gesellschaft, die bis dahin kulturell von einem laizistischen und zum Sozialismus tendierenden Zionismus geprägt waren, machte sie sich zu Vorkämpferin der Rejudaisierung Israels. Mitglieder dieser Bewegung wurden 1984 verhaftet, weil sie verdächtigt wurden, arabische Studenten der Hebron-Universität ermordet und Attentate auf arabische Bürgermeister verübt zu haben. Sie hatten auch Pläne geschmiedet, den Felsendom und die AL-Aqsa-Moschee in die Luft zu sprengen.

Gush Emonim war eine religiös-zionistische Erneuerungsbewegung. „Religiös“ will offenbar die „sozialistische“ Idee, vor allem der Kibbuzim, beerben. (Das kann man vergleichen mit der Rolle der Muslimbrüdern in Ägypten unter Nasser.) Menachem Begin wurde von den Gush Emunim unterstützt. „Zionistisch“ meint also nicht mehr nur, einen Staat für Juden zu gründen, sondern dessen Grenzen nach den „Heiligen Schriften“ ausrichten zu wollen – also nach irrationalen Kriterien. In der Bibel gehört auch das Land Gosen zu Israel – also ein großer Teil des Nil-Deltas.

jerusalem panorama
Jerusalem – links (südlich) vom Felsendom ist die al-Aqsa-Moschee (dunkle Kuppel)

2. Neben der Gush Emunim fanden auch andere „ultraorthodoxe“ Gruppen – die so genannten Haredim – wieder neue Anhänger, vor allem unter den jüdischen Einwanderern aus arabischen Ländern.
Allgemein betrachtet, kann man sagen, daß die ganze jüdısche Welt in den siebziger Jahren eine Bewegung der Teschuwa (was soviel bedeutet wie »Rückkehr zum Judentum« und „Reue, das heißt Rückkehr zur strikten Einhaltung des jüdischen Gesetzes, der Halacha) erlebte. Die »Reumütig Zurückgekehrten« (Baalei Teschuwa) verschließen sich den Versuchungen der säkularen Gesellschaft, um ihr Dasein ausschließlich auf die Gebote und Verbote zu gründen, die sie heiligen jüdischen Texten entnehmen. Dieser Bruch fordert eine strenge Trennung von Juden und Gojim (Nichtjuden, Heiden), um so die größte Gefahr für den Fortbestand des auserwählten Volkes, die Assimilation, zu bekämpfen.

Ergo: Klassischer Klassenkampf in religiösem Kostüm, samt kompensatorischer Gratifikation. Wir wiederholen: Wer den sozialen Aufstieg plant, durch Ausbildung und das dazu passende internalisierte Verhalten, aber durch die real existierenden Klassenschranken (die sich auch als Rassismus äußern können) einer Gesellschaft daran gehindert wird, also scheitert, wird versuchen, diesen „Aufstieg“ dennoch zu erreichen, indem er sich einer Gruppe anschließt, die vielleicht sozial geächtet ist (ob eine religiöse oder eine politische Sekte macht keinen Unterschied), aber innerhalb der Gruppe einen „Aufstieg“ ermöglicht oder zumindest verspricht. Die Religiotisierung Religion verspricht den unteren Klassen (hier u.a.: die in Israel damals diskriminierten Sephardim, heute etwa die Juden aus Äthiopien) etwas, was die säkulare Gesellschaft ihnen nicht geben kann.

Die Trennung der Gruppe nach „Innen“ und „Außen“ ist eine Methode, Kontinuität zu erzeugen – bei Sekten funkioniert das bekanntlich sehr gut.

4. Die Teschuwa ist also eine Rektion auf und das Gegenteil der jüdischen Aufklärung, der Haskalah im 19. Jahrhundert. Die Teschuwa setzt die Wiederherstellung geschlossener Gemeinschaftsstrukturen voraus, die vor der materialistischen und korrupten Gesellschaft schützen..

Schon wieder: reaktionäre Rebellion gegen den Kapitalismus, der das Individuum auf dessen isolierte Existenz als Warenproduzent zurückwirft und alle anderen sozialen „Bande“ zweitrangig werden lässt.
In dieser Gesellschaft der freien Konkurrenz erscheint der Einzelne losgelöst von den Naturbanden usw., die ihn in früheren Geschichtsepochen zum Zubehör einer bestimmten, begrenzten menschlichen Gruppierung machen. (Karl Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 615)

siedler Oelberg
Ein Haus jüdischer Siedler auf dem Ölberg, der zu Ostjerusalem gehört.

5. Vor einem halben Jahrhundert waren die meisten Juden, vor allem in den USA, so genannte Reformjuden, die sich um rituelle Gesetze wenig scherten.
Diese Bewegung der »reuevollen Rückkehr« hat mit dazu beigetragen, dass sich das Erscheinungsbild des Judentums in der ganzen Welt nach 1975 verändert hat. Bis dahin hatten sich die orthodoxen und ultraorthodoxen Strömungen – die Haredim – nur noch in wenigen Familien halten können, die sich gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld weitgehend abschotteten. Die Jugendlichen befreiten sich immer mehr aus diesen Fesseln und praktizierten einen zwangloseren Glauben, der die verschiedensten Gestalten annehmen konnte.

In einer Gesellschaft ohne Religion ist es aber schwierig, eine wie auch immer geartete „jüdische“ Identität aufrechtzuerhalten. In Frankreich waren sehr viele säkulare Juden Teil der Studentenbewegung im Mai 1968, oder, wie Kepel es ausdrückt: Es war ein offenes Geheimnis, dass zahlreiche führende Linksradikale Juden waren.

Für diese Linken war der Staat Israel nur der Brückenkopf des Imperialismus im Nahen Osten, den man zerstören musste, um an seiner Stelle ein weltanschaulich neutrales Palästina zu errichten, in dem Juden und Araber in bestem sozialistischem Einvernehmen leben sollten.(…) skandierten die jüdischen Linken im Chor mit ihren »heidnischen« Gesinnungsgenossen: »Palästina wird siegen« – bis das Blutbad, das Palästinenser bei der Olympiade in München 1972 unter israelischen Sportlern anrichten, eine tiefe Verstörung auslöst. Das ist der Anstoß für eine Distanzierung vom linken Aktivismus und, für viele, für eine Wiederentdeckung ihrer jüdischen Identität. Dieses Ereignis war eine der Ursachen für die Selbstauflösung der proletarischen Linken, die die »Sponti«-Fraktion der französischen Maoisten darstellten. Ihr wichtigster Führer sollte einige Jahre später mit der gleichen Intensität, mit der er sich für den Marxismus-Leninismus engagiert hatte, seine Rückkehr zum Judentum vollziehen und in Straßburg eine ultraorthodoxe Jeschiwa gründen, in der sich neben einigen jüdischen Konvertiten zahlreiche seiner ehemaligen politischen Weggefährten einfanden.

6. Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der ähnlich traumatisch war wie der 7. Oktober diesen Jahres, wurde Israel von den Großmächten dazu gezwungen, sich aus vielen eroberten Gebieten zurückzuziehen und die US-amerikanische Idee „Land für Frieden“ zu akzeptieren. Die innere Krise, die dem Krieg folgte, ließ die bis dahin unangefochten regierende Arbeiterpartei erodieren. Die „Orthodoxen“ reagieren, indem sie fordern, den Begriff Staat Israel durch das biblischen „Land Israel“ (Eretz Israel) zu ersetzen.
Das bedeutet zunächst einmal, sich jedem israelischen Rückzug aus den besetzen Gebieten zu widersetzen und dort Siedlungen zu errichten, um den Fortbestand der jüdischen Herrschaft über das Gelobte Land zu sichern. Die „Gush-Emunim“ betritt die politische Bühne in einem Augenblick, wo die israelische Gesellschaft in einer tiefen Orientierungskrise steckt. Die Führer der regierenden Arbeiterpartei wurden von der arabischen Offensive völlig überrascht und verloren dadurch ihre Legitimität (…) Sie können sich nicht mehr damit brüsten, die unfehlbaren Wegbereiter der Zukunft Israels zu sein.

tel aviv

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Frontbericht allüberall oder: Hit and run

wagenknecht
Sahra Wagenknecht 2018 (Facebook)

Wer die arabischen Mörderbanden nicht als Todfeinde der sozialistischen Idee brandmarkt, hat jedes Recht verwirkt, sich auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu berufen. (Andrej Hermlin)

Die Genossin Wagenknecht macht sich beim Thema Israel sofort – quod erat demonstrandum – total lächerlich. Sie möchte keine Bodenoffensive (was die Israelis natürlich gleich auf ihre To-Do-Liste gesetzt haben, weil es ja die Wagenknecht so will). Es gebe nur eine Lösung, nämlich die Zwei-Staaten-Lösung. Ach ja? Nur will das in Israel niemand mehr. Die Idee „Land für Frieden“ ist kläglich gescheitert – an den Arabern.

Frage: Warum muss es noch einen arabischen Staat in Palästina geben? Gibt es irgendwo einen funktionierenden arabischen Staat auf der Welt? Dieses neue Gebilde wäre nur eine Art Swasiland, ausgelutscht von den korrupten Warlords und künstlich am Leben gehalten von der EU. Und dieser Staat soll auch eine eigene Armee haben, womöglich von meinen Steuergeldern mit finanziert?

Die so genannten Palästinenser wollen auch halb Jerusalem zurück. Mit weniger würden sie sich nicht zufriedengeben. Wer aber denkt, dass Israel auch nur einen Quadratmeter Jerusalems abgeben [wem eigentlich?] aufgeben würde, der sollte zum Psychiater gehen. In welcher Traumwelt leben diese „Zwei-Staaten“-Befürworter eigentlich?

panzer
Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die deutsche Linke ist und bleibt völkisch. Da war Rosa Luxemburg schon viel weiter.
Auch die feine Trennlinie zwischen Antizionismus, Israelkritik und Antisemitismus, auf der die Kritiker hierzulande vehement bestehen, ist weggewischt. Ebenso wie die edle Gesinnung, den Palästinensern eine staatliche Heimat zu verschaffen, sich von offener Terrorunterstützung nicht einmal mehr oberflächlich unterscheidet. Es sind Pro-Hamas-Demos, die stattfinden, nicht Pro-Palästina-Demos. (…)
„Für die neue rassistische Heilslehre CRT (Critical Race Theory) und die wesensverwandte Klimaideologie ist es in erster Linie der „weiße Mann“, der als Quelle von Kolonialverbrechen, Rassismus und Kapitalismus und CO2 die Schuld der Welt trägt, während eine genderqueere schwarze Frau mit Dyskalkulie gleich durch mehrere Gruppenzugehörigkeiten „empowert“ werden muss und stets Opfer von Unterdrückung ist. Ein weißer Amerikaner, der im orangefarbenen Overall, gefesselt und mit verbundenen Augen, vor seinem IS-Henker kniet, der ihm gleich den Kopf abschlagen wird, ist nach der Theorie des Intersektionalismus immer noch Täter und sein islamistischer Henker das Opfer.“ (Roger Letsch)

panzer
Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die Israelis machen das jetzt ganz richtig: Hit and run, nachts und sogar zu Wasser.
If the IDF applies the tactic properly, it will start making multiple targeted short incursions at the same time with a high enough frequency that Hamas will become more and more confused about what will happen next, about when an incursion might be larger, from where it will come – and then strike at that moment when Hamas’ guard has suddenly gone down.

This will enable the IDF to get an initial foothold in Gaza with larger troops before Hamas can fully adjust and mount a counter-offensive.

Das kann aber noch Monate dauern…

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Unter Globetrotterschließfächerreisenden

bushaltestelle
Selfie an einer Bushaltestelle in Tel Aviv

Das war auch für mich ganz neu. Am vorletzten Tag in Israel fuhr ich von Haifa nach Tel Aviv und suchte mir den richtigen Bus zum Strand. Dort hatte ich das Wom Beach Hotel gebucht. Das war aber, wie mir der Pförtner mitteilte, wegen des Kriegs geschlossen. Die hatten mir noch nicht einmal Bescheid gegeben – daher kann ich nur dringend abraten, bei denen etwas zu buchen. Ich erhielt den Tipp, „weiter oben“ im Haus sei noch so eine „Art“ Hotel.

o podo pod
Das O Pod Hotel ist im vierten Stock, man sieht rechts die hohen Fenster, hinter denen ich gesessen und gebloggt habe.

Ich empfehle vorbehaltlos das O Pod Hotel. Ich wusste gar nicht, dass mich ein Schließfach für mich selbst erwartete. Ich war nur an der Rezeption erstaut, dass alles supermodern und sauber aussah und erwartete einen Drei-Sterne-Hotel-Preis, den ich auch bezahlt hätte. Die Sache kostete aber weniger als 50 Euro, und das war noch nicht einmal die billigste Variante.

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Wenn man nicht die sargähnlichen Schließfächer genommen hat, ist es sogar geräumig. Man kann sitzen und sich mühelos umdrehen und hat noch viel Staufläche.

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Zum Vergleich: Links die „große“ Version der Einzel“zimmer“, rechts die kleine.

Man braucht als Backpacker gar nicht mehr. Die Alternative wäre, was die Kosten angeht, ein Vier- oder sogar Acht-Bett-Zimmer in einem Hostel, in dem man das Schnarchen und andere Geräusche der Zimmernachbarn ertragen muss und dass diese das Klo einsauen. Dann doch lieber Schließfach: Dort gibt es einen riesigen „Workspace“ nebenan mit genug Steckdosen und helle und luftige Plätze zum Ausruhen. Wenn das Hotel jedoch proppevoll gewesen wäre, hätten nicht alle am Fenster Platz gehabt.

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Nachteil: Es gibt keine Bar oder Küche, dafür aber genug Getränkeautomaten und unten im Haus das Café Aroma; in dem ich ein ganz wunderbares Frühstück mit dunklem (!) Brot serviert bekam (dort: schukran statt toda – aber Araber, die in Tel Aviv ein Café betreiben, sprechen natürlich auch Hebräisch).

o pod

Da mein Rückflug am Nachmittag sein sollte, der Flug am Vortag jedoch wegen der zahlreichen Raketenalarme gecancelt worden war, ging ich kein Risiko ein, sondern stand sehr zeitig auf und fuhr zum Flughafen, um die frühe Maschine zu bekommen, was mir auch nach einigem Hin und Her gelang. (Ich kann El Al nur loben: Einer der Chefs kümmerte sich persönlich um mich, als ich ein paar Mal von einem Schalter zum anderen geschickt worden war – ein vorbildlicher Service!)

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Die Kaufmann Street morgens um kurz nach sieben Uhr. Die Bushaltestelle zum Tel Aviv HaSchalom-Bahnhof ist in Sichtweite des Hotels.

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Freie Zeit

heimwerker

Ich habe noch drei Tage Urlaub aka Freizeit und tue das, was man im Urlaub macht. Das ist vermutlich unschwer zu erkennen.

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Unter kreuzfahrenden Reitenden

Zitadelle Akko
Große Halle der Kreuzritter, Zitadelle Akkon

Am Montag habe ich mir noch die Zitadelle in Akkon angesehen. Ich konnte leider nicht auf’s Dach, aber dafür war der Eintritt ins Museum frei, weil ich der einzige Tourist war. Von allen Museen, die ich in Israel angesehen habe, war ich beeindruckt. So etwas können die.

Zitadelle Akko

Die gesamte Anlage ist ein verwirrendes Sammelsurium von Bauten, die seit dem 12. Jahrhundert entstanden sind. Wenn man bedenkt, dass die Stadt 5.000 Jahre alt ist und die Kreuzritter schon etwas vorgefunden habe, was sie dann überbaut haben, ahnt man schon, dass man hier lange buddeln kann und immer noch etwas finden kann.

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Römische Gefäße, die man in Akkon gefunden hat: Die würde ich auch benutzen. Jedenfalls sehen sie besser aus als Pappbecher, die man heute überall sieht.

Zitadelle Akko

Wie schon in Jerusalem laufen auch dort lustige Filmchen über die Wände (vgl. auf Instagram, die die Geschichte kind- und jugendgerecht erklären.

Zitadelle Akko

Die Überreste dessen, was die Kreuzritter haben bauen lassen, sind oft unter der heutigen „Oberfläche“, weil alles in osmanischer Zeit mehrfach überbaut wurde.

Zitadelle AkkoZitadelle AkkoZitadelle Akko

Es ist zwar alles schön ausgeschildert, aber das Gelände ist so groß, dass man sich sehr gut trotzdem verlaufen kann. Irgendwann geriet ich in einen Fluchttunnel der Kreuzritter, der lang und länger wurde und auch nicht geradeaus verlief.

Zitadelle Akko

Wenn man groß und dick ist, passt man da gar nicht hinein. Zum Glück bin ich nur groß. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die sich da mit Rüstungen hindurchgequetscht haben. Zwei geharnischte Leute kommen nicht aneinander vorbei, und ich musste ständig den Kopf einziehen. Wenn das Licht ausgefallen wäre, wäre mir recht mulmig geworden.

Zitadelle Akko

Spannend fand ich auch die Informationen zur Ökonomie. Ich wusste gar nicht, dass es damals eine „Zuckerindustrie“ in Palästina gab.

Zitadelle Akko

Das Gefängnis war auch geschlossen. Hier wurden viele jüdische Widerstandskämpfer gegen die britische Besatzung erschossen oder gehängt. Auch Mosche Dajan war hier Gefangener.
Die benachbarte Zitadelle, die auf dem damals noch nicht freigelegten Grand Manoir aufsetzt, wandelte die Mandatsmacht komplett in ein Gefängnis um. Das Gefängnis im Norden des Landes war die zentrale Haftanstalt Mandatspalästinas, wo außer unpolitischen Kriminellen auch solche einsaßen, die für ihre Verbrechen politische Motive beanspruchten, und je nach Standpunkt als Terroristen bzw. Freiheitskämpfer angesehen werden, sowie solche, die die Ermittlungsbehörden für Gegner der britischen Mandatsmacht hielten.

Zitadelle Akko

Anmerkung: Im benachbarten Orchideengarten habe ich keine Orchideen gefunden. Vielleicht gibt es die nur im Winter?

Zitadelle AkkoZitadelle Akko

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Akklimatisierungsbedingt

avivdrei flaschen

Back home. Ich musste mich akklimatisieren: Zuerst Shakshuka im Aviv 030 und dann zwei edle Getränke im Drei Flaschen. Morgen mehr.

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Kiss the Rocks of Akko

Akkon
Akkon Altstadt

Während ich das hier in Tel Aviv schrieb, gab es einen Raketenalarm, und wir mussten alle in einen Schutzraum rennen. Man hörte einen dumpfen Knall, dann war es vorbei. #FucktheHamas .

Akkon

This gate was built in the 13th century, and was te only point of entry on dry land during the Ottoman period. The wooden doors are coate with a layer of iron, and the gate is built on a right handle turn, which forces any attacker so slow before entry, and south of the gate is a large watchtower.

AkkonAkkonAkkon

Gestern habe ich mir Akkon angesehen. Die Stadt ist fünf Jahrtausende alt. Just saying.

„Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels.“ Das sieht man sofort. Die Altstadt ist aber kleiner als die von Jerusalem und unterscheidet sich gar nicht groß davon. Ein Gewusel von gewundenen engen Gassen, oft so schmal, dass nur ein Auto durchpasst, aber kein Fußgänger zusätzlich (wie bei dem Tor oben).

Ich habe in ganz Israel noch kein Lastenfahrrad gesehen. Dafür brettern hier fast alle mit fetten E-Bikes oder Rollern herum. Auch ist die Altstadt voller Autos. Fußgängerzone ist nur dort, wo keine Autos mehr hinpassen.

al Fanaral Fanar

Ich hatte noch kein Frühstück gehabt und ging daher zum Araber zum Al Fanar, wo man mir leckere süße Waffeln auftischte. Als ich versuchsweise „schukran“ sagte, war der Kellner sehr erfreut.

Ich bin dann nach Norden an der Stadtmauer entlang.

Zwischendurch: Die Welt leider hinter Paywall „Ganze Familien sind im selben Leichensack“. Der ist so schrecklich, dass ich ihn nicht zu Ende lesen konnte. Ähnliches auch auf Bild.de. Man kann auch Orit Arfa lesen: „Deutschland, weine nicht um uns Juden!“

AkkonAkkonAkkon

Akko and he rocks in it sea were considered in certain situations as the northern border of the Land of Israel. The Jewish Sages would kiss the the rocks of Akko upon entering the land of Israel.

Akkon

Obwohl Akkon ein touristisches Vorzeigeprojekt zu sein scheint, ist die Altstadt ziemlich heruntergekommen, auch ist vieles im Bau.

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Man kann Häuser auch renovieren. Aber dann sähe alles wie in Griechenland oder Disneyland aus.

AkkonAkkonAkkon

Der „moderne“ Teil Akkos unterscheidet sich nicht von den Städten Israels, die ich bisher gesehen habe. Alles gerade und geplant. Die Palmen steh’n in Reih‘ und Glied, ein Anblick, den man gerne sieht. Ich vermute mal, dass die Israelis es lieber so haben als winzige renovierungsbedürftige Räume in der Altstadt mit einem Gewimmel von außen verlaufenden Stromleitungen, bei deren Anblick jeder deutsche Elektriker einen Herzinfarkt bekäme.

AkkonAkkon

Ich empfehle Akkon als Tagesausflug von Haifa aus. (Die Zitadelle wird ein eigenes Kapitel.)

Akkon
Auf einem Bahnsteig von Akkon

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Fattoush und Shtroudl

The FattoushThe Fattoush
Libanesisches Kebab in „The Fattoush“ – Anspruch und Wirklichkeit

Ich habe in Haifa zwei Restaurants getestet, die auf der Sderot Ben Gurion fast gegenüberliegen: The Fattoush und Shtroudl. Die Straße ist so etwas wie der Kudamm der German Colony, man darf also Touristennepp erwarten. Aber zu schlecht darf es auch nicht sein, weil es hier Dutzende von Restaurants gibt, und das spräche sich herum.

„Shtroudl“ ist eindeutig besser. Im „Fattoush“ haben sie zwar eine High-Tech-Speisekarte – ein Tablet, auf dem man die Speisen anklicken und das in Hebräisch, Englisch, Arabisch und Russisch verfügbar ist. Aber das Ergebnis ist nicht so wie die Menukarte verspricht. Man wird satt, und es schmeckt gut. Für ein Viertel des Preises bekomme ich aber auf der Straße eine Falafel, die genauso gut mundet und den Magen hinreichend füllt. Muss also nicht sein.

Im „Shtroudl“ schmeckt es außerordentlich gut, obwohl das Hauptgericht wie Fast Food aussieht. Das war eher für zwei Personen, aber ich habe alles aufgegessen. Vorspeise: Tabun bread – so leckeres „Brot“ habe ich noch nie gegessen. (Außerdem war die Kellnerin noch bildhübsch und sprach Englisch.) Gerne wieder.

ShtroudlShtroudl

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Haifa, Deutsche Kolonie und mehr

Haifa
Haifa Aerial Cable Car

Gestern kam ich in Haifa an – mit dem Zug ist das ein Katzensprung. Ein niedliches Zimmer für mich allein, was gut tut nach all den Vier-Bett-Zimmern. Ich komme aber mit dem Bloggen nicht hinterher: Ich hatte Haifa gewählt, weil es mitten zwischen den Touristen-Magneten Akkon und Caesarea liegt (letzeres fällt aus). Das Haifa Hostel liegt extrem zentral, aber auch so, dass man den Straßenlärm gefühlt aller Straßen Haifas hört, dazu noch die Bahnlinien in Sichtweite hat – nicht zu vergessen, dass der Hafen nur hundert Meter weit entfernt ist. (Dennoch: Uneingeschränkte Empfehlung, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht!) Mittlerweile bin ich von der Stadt sehr eingenommen. Ich finde sie sogar interessanter als Akkon (dazu in den nächsten Tagen mehr).

Nach dem Einchecken bin ich sofort los und mit dem Lokalbus zur Station der Seilbahn (davon gibt es mehrere, und für die Carmelit hatte ich leider keine Zeit). Die Dame am Schalter wollte mir erklären, dass sie schon geschlossen sei (um 16 Uhr), aber ich habe wohl so ein ungläubiges Gesicht gemacht, dass sie mich dann doch fahren ließ – „one way“. Ich hatte alle drei Kabinen für mich allein (Video auf Instagram).

Haifa
Panoramafoto

Die Bergstation ist beim Karmelitenkloster Stella Maris. Die Aussicht ist atemberaubend. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich so ein Panorama zum letzten Mal gehabt habe. (In Guadalajara und bei der Barranca del Cobre gibt es kein Meer. New York hat keine Berge.)

Leider hatte ich kein Fernglas, aber ich gehe davon aus, dass man Akkon erkennen kann, das rund 15 Kilometer im Norden liegt, vermutlich auch Naharija, wenn nicht sogar die Küste des Libanon.

security

An dem Karmelitenkloster, von dem ich gar nichts wusste, habe ich erst mit dem Kollegen herumgealbert. (Hier ist nichts ohne Security, kein Supermarkt, keine Bahnstation, kein Busbahnhof, und meistens mehrere.)

stella Marisstella Maris

Dann tauchte ein Mönch auf, der Italiener war – wir sprachen dann eine wilde Mischung aus Italienisch, Spanisch, Englisch und Hebräisch und übersetzten gemeinsam einen lateinischen Satz auf einer Stele.

Während der osmanischen Herrschaft wurde den Karmelitern die Rückkehr in das Heilige Land verboten. Letztendlich wurde eine Vereinbarung zwischen einem Vertreter des Vatikans und Emir Turbai (lokaler Herrscher der Carmel Region) getroffen, bei welcher den Karmelitern die Höhle des Propheten Elijah und der heilige Gipfel des Berges zugesprochen wurde. Diese Vereinbarung führte zu einem starken Protest der in der Höhle lebenden Derwische und orthodoxen und griechischen Mönche, welche zu diesem Zeitpunkt verantwortlich für den heiligen Gipfel waren.

Es war also schon immer so wie heute im so genannten „Heiligen Land“. Hier sollen auch gleich zwei Grotten sein, in denen der biblische Prophet Elias gebetet haben soll. Man weiß, was dann kommt: Die Äthiopier kriegen wieder nichts ab.

Besonders rätselhaft war mir aber die Säule mit einer Maria außerhalb des Klosters, in Spanisch, „Gewidmet den Chilenen, denen sie erschienen ist“. Die ist wohl von der chilenischen Regierung gestiftet worden. Der Mönch erklärte mir die religiösen Theorien dazu, aber das muss jetzt nicht sein…

Ich machte mich dann zu Fuß auf den Weg nach unten und sammelte Eindrücke.

HaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifa

Haifa ist voller Russisch sprechender Juden. In den guten Restaurants sind die Speisekarten manchmal viersprachig – Hebräisch, Arabisch, Englisch und Russisch. Und die Ausgänge der Supermärkte werden von aufgedonnerten „Russinnen“ blockiert, die unendlich langsam ihre Utensilien einpacken und dabei quatschen und auch noch telefonieren.

Haifa

Die weltberühmten Bahai-Gärten sind bis auf weiteres geschlossen. Die Bahai verehren wie alle Religioten die Gräber ihrer Gründer, hier den Schrein des Bab. (Haben wir eine Religion vergessen?)

Haifa

Ich bin hier mitten in der Deutschen Kolonie:
Ein weiterer Impuls war 1869 die Gründung eines Dorfes, der Deutschen Kolonie, durch christliche Siedler der Tempelgesellschaft aus dem Königreich Württemberg – damals etwas außerhalb der Stadt, unterhalb des heutigen Schrein des Bab. Sie gaben Modernisierungsimpulse durch modernes Handwerk, Landwirtschaft, Industrie, Gesundheits- und Transportwesen und veranlassten den Bau der ersten Mole. Haifa wurde zu einem wichtigen Knotenpunkt für christliche Pilgerreisende.

Wie die Deutschen so sind – sie geben Modernisierungsimpulse. Nur heute nicht mehr. Jeder Lokalbus ist hier moderner als deutsche Busse, was das Management der „Fahrscheine“ angeht oder die Anzeige, wo der Bus gerade ist.

Haifa

Post Scriptum. Geschieht in Deutschland irgendetwas, was erwähnenswert wäre? Hier wird es bald losgehen, der öffentliche Druck steigt. Auch die Soldatinnen sind bereit. Ach ja, der Iran gibt sich wieder großmäulig. Das muss man nicht ernst nehmen. Solche Parolen sind Innenpolitik. By the way: Gab es dort nicht neulich eine Revolution? Nein?

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Getränkeabteilung

Haifa

Im Supermarkt Keshet Teamin, Haifa (extra ein Beitrag für den Trittbrettschreiber): Deutsche Biere, aber viele Getränke mit kyrillischer Beschriftung, auch Griechisch.

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On the road again

Tel Aviv
Familiärer Einheitslook ab Schabbat in Tel Aviv

Was haben wir heute in der Ferne? Harald Martenstein schreibt hinter der Paywall der „Welt“ bürgerlichen Presse:
Was steckt hinter der auf Demos zu beobachtenden Antijuden-Allianz zwischen dem Islamismus und Teilen der extremen, meist woken Linken? Die Islamisten verabscheuen doch aus tiefster Seele alles, was mit Queer oder Feminismus zu tun hat. In Gaza wären ihre deutschen Helferlein ihres Lebens nicht sicher, in Israel dürften sie Party machen. (…) Juden werden als weiß gelistet und Israel als, politisch gesehen, westliches Land.

Dazu kommt aber die gemeinsame Ablehnung des modernen Universalismus, der davon ausgeht, dass alle Menschen gleiche Rechte besitzen und für alle Kulturen die gleichen moralischen Regeln gelten. Seine woken und islamistischen Gegner sind geistig wieder in der Vormoderne angekommen. Sie denken in Stämmen, die durch Hautfarbe, Gender, sexuelle Orientierung oder ethnisch definiert sind. Jeder darf sich nehmen, was er kriegen kann. Menschenrechte gibt’s nur für die eigene Gruppe. Es ist eine Kultur der Plünderer.

Tel Aviv

Wg. Bund deutscher Wagenknechte (BSW). Ich glaube nicht, dass diese Partei langfristig Erfolg haben wird. Führerinnenparteien wie auch die ÖkoLinX bestehen immer aus einem harten Kern der Gefolgsleute, wie schon bei den Germanen, und saugen dann wie ein Staubsauger den politischen Abschaum auf, der nirgendwo eine Heimat findet und von Partei zu Partei zieht. Woher soll das Personal bei Wagenknecht kommen? Die werden alles vermasseln, was zu vermasseln ist.

Tel AvivTel Aviv

Tel Aviv: unzählige Parks und Grünflächen, hervorragende farblich abgehobene Fahrradwege, die von unzähligen Scootern und E-Bikes nur so wimmeln, erstaunlich viele Hunde, vor allem Kampfhunde, mit unfähigen Haltern. Höfliche Autofahrer, die immer (!) halten, wenn ein Fußgänger sich dem Zebrastreifen nähern. Extrem freundliche und hilfsbereite Menschen (das schrieb ich schon). Ich muss mal wieder hier hinfahren, wenn Scheißwetter ist. Heute in Haifa durchgehend 31 Grad, um 21 Uhr noch 28 Grad. Da ist es schwer, schlechte Laune zu kriegen.

Tel Aviv

Heute zum ersten Mal die U-Bahn hier benutzt. Man bekommt den Eindruck, dass die Israelis immer die beste Lösung für alles finden. Das mag auch daran liegen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel bei uns älter sind, aber das allein erklärt es nicht. Man kommt nur rein, wenn man eine gültige Rav-Kav-Karte hat. Es gibt keinen (in Worten: keinen) Müll, keine Graffiti, niemand lungert herum, überall Security. Es gilt das Prinzip doppelter Türen. Niemand kann auf die Gleise fallen, weil die mit durchsichtigen Plastikwänden abgesperrt sind, deren Türen sich erst dann automatisch öffnen, wenn ein Zug kommt. Jeder Bahnhof hat freies Internet. Wenn man aber gar kein Hebräisch kann, ist es schwierig, den Namen der Station zu entziffern, weil man zwischen den Stationen meistens ohne Netz ist. Ich bin auch eine Station zu weitgefahren, mitten ins Diamantenhändlerviertel, wo es fast aussieht wie in Manhattan.

Tel Aviv
Ich habe das Gesicht des rechten Mädels verpixelt, weil ich sie nicht gefragt habe.

Noch einmal: Ich habe noch nie so viele Frauen mit sehr langen und sehr schönen Haaren gesehen. Das kann nur an dem hier nicht existierenden Protestantismus liegen. Es ist aber ein Irrglaube, dass man hier mit Englisch so einfach durchkäme. Die Soldaten sprechen es fast alle, aber meine private Statistik mag nicht repräsentativ sein. Aber die meisten Leute auf der Straße sagen, sie sprächen nur ein bisschen Englisch.

Burks

On the road again – mit Gruß an alle Backpacker!

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