Querflöte und Zwerchfell

querfloete

Auch wenn ihr das nicht glaubt, aber das bin ich im Jahr 1985. Wenn man Querflöte gespielt hat, kann man die Zwerchfellatmung einschalten und immer lauter reden und schreien als andere…(Sorry für das unpolitische Posting.)

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Zusammenschnurrendes Narrativ

amazonas

Auf dem Amazonas (Brasilien 1982), durch das Fenster der „Toilette“ des Schiffes aufgenommen, Symbolbild für den Klassenstandpunkt deutscher Journalisten

Der Tagesspiegel referiert eine Polit-Show über die industrielle Resservearmee und wie Löhne zu drücken seien:
Klar ist: Heil wie die gesamte SPD will sich nicht drücken, nur in der Offensive kann die Partei dieses „Trauma“, wie es Robert Habeck, der Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, richtig charakterisierte, überwinden. Davon ist die Partei, davon ist die Gesellschaft sehr, sehr weit entfernt.

Kommt in mein geplantes Lehrbuch als Beispiel für schlechtes, falsches und schlampiges Deutsch. Wie viele Fehler finden die Leserinnen und Leser? Und was ist – aus journalistischer Sicht – zusätzlich noch falsch?

By the way, lieber Kollege Huber:
Die anderen bevorzugen Empörung, wie auch anders, wo im gesellschaftlichen Narrativ Hartz IV auf die Schlagwörter von Schikane und Sanktion zusammengeschnurrt ist.

Wer Narrativ sagt, meint sich damit für’s Feuilleton qualifiziert zu haben. Das Narrativ, was auch immer das für eine Substanz sei, schnurrt, womöglich wie eine Katze und auch noch zusammen? Wie darf ich mir das vorstellen?

… verurteilte die Linken-Politikerin und ehemalige Arbeitsvermittlerin Inge Hannemann das Fordern-und-Fördern-Konzept als Mittel zur Stigmatisierung, Angstmache und Ursache einer überkommen geglaubten Klasssengesellschaft.

Gut und richtig ist es, die Ungisierung der linken Sprache (Hau wech den Nominalstil!) zu karikieren. Ein linker Funktionär kann bekanntlich keinen einzigen Satz ohne ein Wort sagen, das mit -ung endet.

Mein Tipp, damit das Volk derartige Textbausteine versteht: Zuerst kommt der Name (Inge Hannemann), dann kommt, was die Person tut (am besten mit Tuwörtern beschreiben), dann erst und nur als Option Titel, Details aus der Biografie. Also nicht: begrüßte der Staatsratsvorsitzende und des Generalsekretärs der SED (usw.) Erich Honecker, der auch Vollmitglied des Politbüros und Sekretär des ZK für Sicherheitsfragen war, den Genossen Jedermann aufs Herzlichste, sondern: Erich Honecker begrüßte den Genossen Jedermann. Wie ihr alle wisst, ist Erich Honecker usw…

Jetzt aber: „einer überkommen geglaubten Klasssengesellschaft“? Wer sagt das? Heil? Huber? Hannemann? Oder wünscht sich der Autor, dass es keine Klassengesellschaft gebe? Oder wird das Hannemann unterschoben, also suggeriert, sie habe sich mit dem Kapitalismus weltanschaulich versöhnt? Das kommt davon, wenn man mit dem Fall, den die indirekte Rede verlangt, nicht klarkommt.

Fragen über Fragen…

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Anflug auf den Amazonas

amazonas

Der Amazonas beim Anflug auf Leticia (Kolumbien 1982) im Dreiländereck Kolumbien, Peru und Brasilien.

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MISCELLANEOUS

dancer in Ianda

Das Uninteressanteste zuerst: „Nach einem großen Medienwirbel um 2007 ist es heute still geworden um „Second Life“. Dabei sind rund eine Million Nutzer ihrem Zweiten Leben treu geblieben. Das dortige Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 500 Millionen Dollar, mehr als in manch realem Kleinstaat.“ (Der Spiegel, 31.03.2018)

Ich gehöre dazu. Die Taverne auf dem obigen Screenshot habe ich auch gebaut.

And now for something completely different. Neues Deutschland: „Humanistischer Gegenentwurf zur rechten Intelligenzia. Mit der »Antwort 2018«-Erklärung gibt es nun Kontra für Lengsfeld und die Neue Rechte“.

Ich finde die Diskussion zum Würgen – sie besteht de facto aus dem Austausch von Textbausteinen, die man seit Jahren zu Genüge kennt. („Wissenschaftlich rechtsdrehend“ – habt ihr sie noch alle beim ND? „Erstunterzeichner*innen“ – das allein schreckt genauso ab wie jedes Wort von der Lengsfeld.)

And now for something completely different. Bini Adamczak, die hier schon lobend erwähnt wurde, sagt in der Schweizer WOZ: „Die Linke ist so fragmentiert, dass das Gemeinsame sehr schwer herzustellen ist“.

Leider schwurbelt Adamczak im schönsten Akademiker-Jargon daher, dass es nur so raucht. Wer unverständlich formuliert, soll sich nicht wundern, dass niemand sich dafür interessiert: „fordistische Beziehungsweisen“, „Individualisierung und Fragmentierung“ (das könnte Katja Kipping nicht besser), „vom Stalinismus desavouiert“, „das Phantasma von Homogenität, Einheit und Repräsentation“, „die Begrenztheit ihrer eigenen Perspektive reflektieren“. Neinneinnein.

Adamczak hat aber immer etwas Interessantes und Neues zu sagen, wenn man sich der Mühe unterzieht, sich durch den Text zu quälen. Das Interview ist lesenswert.

And now for something completely different. Die Bloggerin „Notaufnahmeschwester“ wettert auf Krautreporter gegen die „Lappen: „Ich arbeite seit 20 Jahren in der Notaufnahme. Aufregender Job? Sicher, aber anders, als ihr denkt. Denn nur etwa fünf Prozent der Patienten kommen mit einer lebensgefährlichen Krankheit oder Verletzung zu uns. Über die anderen schreibe ich in meinem Blog …“

Jetzt kommt mein „aber“. Warum stellt sie nicht die wichtigen Fragen? Zum Beispiel: Warum fährt die Feuerwehr Leute in eine Notaufnahme, obwohl diese augenscheinlich keine Notfälle sind? Warum fährt die Feuerwehr jeden Betrunkenen, der irgendwo herumliegt oder nur so tut, als sei er betrunken, in eine Notaufnahme? Warum werden „Kranke“, die mit „Rückenschmerzen“ oder einer kleinen Schnittverletzung (die sich mit einem Pflaster „heilen“ ließen) in eine Notaufnahme kommen, dort überhaupt angenommen, anstatt sie wieder nach Hause zu schicken? Ja, bitte? ich warte auf Antworten!?

And now for something completely different. Im Tagesspiegel lese ich über Trump und den Atomdeal mit dem Iran: „Trump nennt das Abkommen den ’schlechtesten Deal aller Zeiten‘. Im Wahlkampf hat er versprochen, ihn zu kündigen – es sei denn, der Iran stimmt Nachbesserungen zu. Trump fordert zusätzlich einen Stop der Entwicklung weitreichender Raketen; die Mullahs sollen die Unterstützung von Terrorgruppen wie Hisbollah und Hamas einstellen und ihre Revolutionsgarden nicht mehr im Irak und in Syrien einsetzen.“

Trump hält schon wieder ein Wahlversprechen? Eine Katastrophe für die deutschen Medien! „Briten, Franzosen und Deutsche haben den Deal eingefädelt und vorangetrieben.“ Ach? Die Europäer wollen also, dass Terrorgruppen finanziell unterstützt werden, womöglich mit meinen Steuergeldern? Das lässt ja tief blicken.

Ich muss jetzt leider arbeiten, sonst könnte ich mich noch weiter und mehr aufregen.

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Herdentrieb

Henryk M. Broder: „In keinem anderen Gewerbe ist der Herdentrieb so ausgeprägt wie im Journalismus, der Wunsch nach Konsensualität so sinnstiftend. Ich kenne Kollegen, die nur deswegen Journalisten geworden sind, weil sie gedacht haben, das wäre eine Stufe auf der Karriereleiter, die in die Pressestelle des Bundeskanzleramtes führt. Oder wenigstens in den Frachtraum einer Maschine, mit der der Außenminister nach Kuala Lumpur fliegt. Wer es nicht in die Entourage eines Ministers schafft, freut sich immer noch über zwei Freikarten für ein Helene-Fischer-Konzert.“

Wo er recht hat, hat er recht.

Der Artikel offeriert viele Links, die interessanter sind als er selbst. Demnächst mehr in diesem Theater oder warum Burks wieder mal ganz anders denkt als alle anderen. (Nein, ich finde die rechten Pappnasen weiterhin bescheuert.)

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Widerstand ist zwecklos, sie werden integriert

Bassam Tibi im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung: „Der deutsche Staat kapituliert vor dem Islam.“

„Liberale Musliminnen wie Seyran Ates und Necla Kelek wurden rausgeschmissen. Deutschland führt seinen Dialog nur noch mit vier Verbänden, die allesamt aus dem Ausland finanziert werden und islamistisch und schriftgläubig sind.“

Ist das eigentlich wahr?

Ich teile seine Positionen nicht unbedingt, obwohl er sicher recht hat, wenn er über die muslimischen Verbände herzieht. Die „Religion“ von Einwanderern ist immer auch eine Reaktion auf das, was ihnen begegnet. Es ist halt etwas kompliziert… Das Problem der „Palästinenser“ und deren krimineller Milieus in Deutschland ist jedoch eindeutig hausgemacht.

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Goma in Riberalta

roberalta

Riberalta, der Ausgangspunkt für den Pando-Dschungel Boliviens (1984). Es gibt auch heute noch keine Straße nach Riberalta, die durchgehend befahrbar ist, man bewegt sich auf Booten fort. Der Rio Madre de Dios ist der größte Fluss. Im Pando gibt es nur Paranüsse und Naturkautschuk, die sich ökonomisch verwerten lassen. Auf den Booten sieht man große Rollen Kautschuk, der im Dschungel gesammelt und vorgefertigt wurde.

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Messerangst

Thomas Richter Fischer auf meedia.de: „Messerangst in Mitteleuropa – oder: Warum die Kriminalstatistik nur dann nützlich ist, wenn man sie versteht“.

Wie üblich sehr lesenswert.

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Auf die Fresse

Tagesspiegel: „‚Willst du eins auf die Fresse?‘ Tagesspiegel-Leserin Carmen Schiemann fährt viel Bus und Bahn. Pöbeleien, Vandalismus, Belästigung erlebt die 66-Jährige oft. Ein Erfahrungsbericht.“

Was lehrt uns das jetzt?

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Unter Betroffenen oder: Entscheidungen sind falsch, wenn sie den Gegnern gefallen [Update]

Don Alphonso wechselt von der FAZ zur Welt. Auf Meedia.de sagt er dazu: „Man kann heute keine Geschichte mehr erzählen, ohne dass sich jemand betroffen fühlt“. Das Interview sollte man ganz lesen.

„Die Medienszene ist immer noch riesig, mir fehlt da der Überblick. In den Leitmedien ist das tendenziell so, da werden die Bankenrettung wie die Migrationskrise recht einheitlich beschrieben, und dass es da vielleicht das eine oder andere Problem gibt – sei es die Instabilität der Deutschen Bank, seien es die erwartbaren Judenhasser aus dem mittleren Osten – wird, wenn überhaupt, nur sehr verspätet zur Kenntnis genommen.“

Well said.

[Update] „Die Frage ist bei Menschen nicht, wie sie so vor sich hinleben, da schludern wir alle, sondern was sie tun, wenn wirklich die Luft brennt.“

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Dogmatismus

„Das Dogma ist weniger wert als ein Kuhfladen.“ (Mao Zedong)

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Religionen zu Pflugscharen!

toleranz

Credits: Thank God I’m Atheist/Facebook

Wer wissen will, warum in vielen christlich geprägten Ländern reaktionäre Freikirchen immer mehr politischen Einfluss bekommen, lese Gilles Kepel: Die Rache Gottes: Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch.

Spiegel online: „In immer mehr Ländern Lateinamerikas gewinnen die evangelischen Freikirchen an Einfluss in der Politik. In Kolumbien sorgten Fundamentalisten Ende 2016 mit dafür, dass das Friedensabkommen mit den FARC bei der Bevölkerung durchfiel, weil sie gegen die Gleichberechtigung der Frau in dem Vertrag wetterten. In Mexiko führt mit Andrés Manuel López Obrador ein Politiker die Umfragen für die Präsidentenwahl im Juli an, der sich als Anhänger einer Freikirche zu erkennen gibt und Homo-Ehe und Abtreibung skeptisch gegenüber steht.“

Nein, ich bin gegenüber Religionen und Verehrern höherer Wesen nicht tolerant.

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Law, Justice, and Memory in Poland

Jewish Review of Books: „Law, Justice, and Memory in Poland“.
The complexity of human experience does not fit into the Law and Justice Party’s simplistic portrayal of Poland as always victimized and heroic. In fact, as I noted two years ago, although the Poles are deservedly proud of their heroic anti-Nazi resistance during World War II, it is also demonstrably true that during the war Poles killed more of their Jewish fellow citizens than they killed occupying Germans.

Wahrscheinlich darf ich jetzt auch nicht mehr nach Polen reisen oder käme dort in den Knast.

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Waffen für das Volk oder nicht?

firearms

„March for our lives“ is reactionary bullshit from middle class liberals, workers must stay armed. (Credits: Keeping up with the Kulaks/Facebook)

Ich bin halt in so einer Laune. Und für den Mainstream, der bei diesem Thema 99 Prozent aller Meinungen in Deutschland ausmacht, war ich noch nie zu haben. „Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Waffengegner.“ (Kaiser Wilhelm II.)

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Reglionen zu Pflugscharen! Oder: Always Look on the Bright Side of Life

Always Look on the Bright Side of Life

Zum Thema Religion:

– Die französische Zeitung Le Figaro veröffentlichte einen Appell von mehr als 100 Intellektuellen gegen den politischen Islam. Audiatur online hat ihn übersetzt.

Ich wurde kritisiert, weil ich den Appell verbreitet habe. „Le Figaro“ sei „rechtsgerichtet“. Das heißt, man darf nur Meinungen zur Kenntnis nehmen, die von Medien verbreitet werden, die die Meinung vertreten, die man selbst schon hat?

Wir hören auch sagen, dass die Religionen in Frankreich durch eine „instrumentalisierte“ Gewaltentrennung unterdrückt werden und dass man somit der Minderheitenreligion, also dem Islam, einen speziellen Platz einräumen muss, damit er nicht mehr gedemütigt wird. Dieselbe Argumentation zieht sich weiter: Anscheinend schützt man die Frauen vor den Männern, indem man sie durch einen Schleier bedeckt und befördert ihre Emanzipation, indem man sie von den Männern trennt. (…) Heute allerdings will man eine neue Art von Apartheid in Frankreich errichten, eine spiegelverkehrte Segregation dank der die „Geknechteten“ ihre Würde bewahren, indem sie sich von ihren „Peinigern“ abkapseln. Bedeutet dies, dass eine Frau, die den Schleier ablegt und auf die Strasse tritt, zum gewöhnlichen Freiwild wird?

In Deutschland ist diese Diskussion unmöglich oder wird von den falschen Leuten geführt. Wir leben noch im Mittelalter, weil Staat und Religion nicht getrennt sind.

Im Tagesspiegel muss ich lesen, dass angeblich Imame und Rabbiner jetzt gemeinsam in Schulen auftreten sollen. Meine Meinung dazu: Religion hat in Schulen überhaupt nichts zu suchen! Es ist unglaublich, dass diese Meinung im Medien-Mainstream gar nicht mehr auftaucht.

Dazu lese man – auch im Tagesspiegel: „‚Das Leben des Brian‘ und ‚Heidi‘ sind an Karfreitag verboten – warum?“

Im Fall der Satire „Das Leben des Brian“ gab die FSK im Jahr 1980 den Film frei, aber nicht für die stillen Tage, wie ein Sprecher sagte. Warum nicht? Die Begründung, so heißt es, darf die FSK nicht öffentlich bekanntgeben, ohne dass eine Genehmigung des Antragstellers, also des Filmverleihs, vorliegt. „Aber Sie können sich ja den Grund denken“, sagt der Sprecher, „und das ist auch der Grund“.

Und so etwas nennt sich 21. Jahrhundert?

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Im Recht oder auch nicht [Upddate]

Sueddeutsche.de : „Die Zeit“ trennt sich von „Fischer im Recht“.

Grund sei, dass ein Text Fischers illoyal gewesen sei „gegenüber unseren eigenen Reportern, die mit erheblichem Aufwand recherchierten, und vor allem auch gegenüber den Frauen, die sich uns unter erheblichem persönlichen Risiko anvertraut haben. (…) Die Zeitung schrieb am 4. Januar im Zeit Magazin und am 25. Januar in einem Dossier über Anschuldigungen, die mehrere Schauspielerinnen gegen Wedel erheben und die von Mobbing bis zur Vergewaltigung reichen. (…) Fischer schrieb bei meedia.de dagegen unter anderem von einem „Tribunal“ und einer „medialen Abrechnung“; die Zeit nutze „Mittel der Suggestion und Verzeichnung, der Zirkelschlüssigkeit und der Denunziation“. Eine erste Fassung des Textes hatte Fischer dem Spiegel zufolge der Zeit angeboten, die den Abdruck ablehnte.

(Sehr geehrte Pappnasen bei sueddeutsche.de, habt ihr schon einmal etwas davon gehört, dass man Links setzen kann? Es ist einfach unverschämt, die Leser selbst suchen zu lassen!)

Auf den Beitrag Fischers gab es bei meedia.de eine Replik der Juristin Elisa Hoven. So sieht Streit der Meinungen aus! Was die „Zeit“ macht, ist jedenfalls lächerlich, aber bezeichnend für die Art und Weise, wie der Mainstream mit unbequemen Thesen umgeht.

[Update] die Neue Zürcher Zeitung: „Der frühere deutsche Bundesrichter Thomas Fischer war der aufregendste freie Mitarbeiter der «Zeit». Keiner konnte so wortgewaltig austeilen. Keiner provozierte solche Debatten unter den Lesern. Dafür liebten sie ihn in der Redaktion. Bis er an der Berichterstattung des eigenen Blattes etwas auszusetzen hatte.“ Der Kommentar ist geradezu vernichtend für die „Zeit“.

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Sex, Sportschau und Bier

dolls

Telepolis: Deutschlands größter Sexpuppenhändler Manfred Scholand über intelligente Liebespuppen, Männer „ohne Zugang zu Sex“ und Roboter, die zu real sind – „Unser Standardkunde will Sex haben und danach Sportschau schauen und ein Bier trinken“. Sehr interessant, auch die Kommentare.

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Huachacalla oder: Durch die Wüste

Huachacalla

Hier ein bisher unveröffentliches Foto aus Bolivien (1984). Im Hintergrund liegt die Kleinstadt Huachacalla (Google Maps), am Rand der großen Salzwüste, nicht weit von der chilenischen Grenze, damals ein gottverlassenes Nest, zu dem man zwei Tage mit dem LKW über eine halsbrecherische „Straße“ brauchte. Von dort aus machten wir uns mit den schweren Rucksäcken zu Fuß auf (auf dem Foto ist meine damalige Freundin zu sehen), um Chipaya weiter im Osten zu erreichen (auf Google Maps ganz rechts). Wir sind den ganzen Tag in glühender Sonne marschiert und mussten auch noch durch Flüsse waten. Damals habe ich die Grenzen meines Körpers kennengelernt…. Ich wüsste gern, ob ich das heute noch könnte.

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Nur gegen die Religion

Heiko Heinisch schreibt auf Die Kolumnisten über „Was der Islam Europa gebracht hat – und was nicht“. Interessanter Artikel, der klar macht, dass Wissenschaft und Vernunft immer gegen Religion durchgesetzt werden mussten und das muslimische Gelehrte immer gegen den Islam argumentieren mussten – ähnlich wie die Stimmen der Vernunft im Feudalismus, in der Renaissance und in der frühen Neuzeit das Christentum als Gegner hatten.

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Facebook und die drei Siebe des Sokrates

Facebook

Gestern diskutierte ich mit engen Freunden über so genannte „soziale Netzwerke“. Am 03.12.2016 (also vor zwei Jahren) schrieb ich hier:

Das Magazin (mit recht naiven Statements des Autors): „Der Psychologe Michal Kosinski hat eine Methode entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook minutiös zu analysieren. (…) Das Smartphone, stellt Kosinski fest, ist ein gewaltiger psychologischer Fragebogen, den wir konstant bewusst und unbewusst ausfüllen. (…) Ab Juli 2016 wird für Trump-Wahlhelfer eine App bereitgestellt, mit der sie erkennen können, welche politische Einstellung und welchen Persönlichkeitstyp die Bewohner eines Hauses haben. Wenn Trumps Leute an der Tür klingeln, dann nur bei jenen, die die App als empfänglich für seine Botschaften einstuft. Die Wahlhelfer haben auf den Persönlichkeitstyp des Bewohners angepasste Gesprächsleitfaden bereit. Die Reaktion wiederum geben die Wahlhelfer in die App ein – und die neuen Daten fliessen zurück in den Kontrollraum von Cambridge Analytica.“

Schon klar. Das ist nicht neu. Steht genau beschrieben (fast wörtlich) bei Stefan Schulz: Redaktionsschluss: Die Zeit nach der Zeitung.

Und jetzt (in Worten: jetzt) gibt es einen „Skandal“, dass Daten von Facebook-Nutzern an die Politik verkauft wurden? Cordt Schnibben schreibt auf Facebook: „Kopfschüttelnd schaue ich seit Tagen zu, wie Freunde glauben, die richtige Reaktion auf das Datendesaster bei Facebook sei der Abschied. (…) Facebook etc. sind amerikanische Unternehmen, die Geld machen mit der Kommunikation zwischen mir und ein paar tausend Leuten; dennoch sind soziale Medien mehr als das, sie sind Teil der Öffentlichkeit geworden, die ich als Bürger (und als Journalist) nutzen sollte, so wie ich das Telefon und die Straße benutze.“

trump

Ich brauche Facebook nicht, nutze es aber trotzdem. Für mich ist es Unterhaltung und schult gleichzeitig in Medienkompetenz, weil die Seriösität von Informationen nicht vom Medium borgegeben wird. Meine Vorlieben, den Konsum von Informationen bzw. Medien betreffend, könnte ich auch ohne Fratzenbuch ausleben; ich müsste mir nur eine Linkliste anliegen (mit diesem hier (Facebook) zum Beispiel – oder diesem) oder RSS-Feeds abonnieren.

Mein Argument „gegen“ meine Freunde, die alle nicht „soziale“ Medien nutzen, war, dass die Algorithen genau das imitieren – mehr schlecht als recht -, was im realen Leben auch geschieht: Man traut den Fakten mehr, wenn sie von Leuten verbreitet werden, die man kennt oder womöglich sogar mag. Die Deutungshoheit der Journaille ist perdu, und das ist gut so.

pumch

Eines Tages kam einer zu Sokrates und war voller Aufregung.
„He, Sokrates, hast du das gehört, was dein Freund getan hat? Das muss ich dir gleich erzählen.“
„Moment mal“, unterbrach ihn der Weise. „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“
„Drei Siebe?“ fragte der Andere voller Verwunderung.
„Ja, mein Lieber, drei Siebe. Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht.
Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es irgendwo und . . .“
„So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist -, so doch wenigstens gut?“
Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegenteil …“
„Aha!“ unterbrach Sokrates. „So lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich erregt?“
„Notwendig nun gerade nicht …“
„Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir das erzählen willst, weder erwiesenermaßen wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“

Wenn man das beherzigte, wäre Facebook wüst und leer.

facebook

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