Iran und Israel usw.

Wer hat recht, Rainer Trampert oder Hermann L. Gremliza?

Ich habe keine Zeit, das zu kommentieren, weil ich arbeiten muss. Will ich aber nachholen. Ansonsten: Keep on Förmchenweitwerfen im Sandkasten.

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Schöpferisch zerstören

Financial Times: „The Chinese are wary of Donald Trump’s creative destruction“.

Endlich ein Artikel, der sich vom deutschen Medien-Mainstream zum Thema anregend und wohltuend abhebt.

They think Mr Trump feels he is presiding over the relative decline of his great nation. It is not that the current order does not benefit the US. The problem is that it benefits others more in relative terms. To make things worse the US is investing billions of dollars and a fair amount of blood in supporting the very alliances and international institutions that are constraining America and facilitating China’s rise.

In Chinese eyes, Mr Trump’s response is a form of „creative destruction“. He is systematically destroying the existing institutions — from the World Trade Organization and the North American Free Trade Agreement to Nato and the Iran nuclear deal — as a first step towards renegotiating the world order on terms more favourable to Washington.

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Die Logik des Kapitals

Taz: „Madsack und DuMont dürfen ihre Hauptstadtredaktionen zusammenlegen. Die Veränderungen treffen vor allem DuMont-Mitarbeiter.“

Mad­sack bestätigt derweil, dass die neue RND Berlin GmbH, also der Ableger seines Redaktionsnetzwerks Deutschland mit dann zirka 50 sogenannten Partnern, keiner Tarifbindung unterliegen wird.“

Schon klar.

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Upper West

waldorf astoriaupper west tower

Aufgenommen in der Budapester Strasse, Berlin, Richtung Südwesten.

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Das Tegeler Duell und die Sechserbrücke

Tegeler SeeTegeler HafenSechserbrückeHumboldt Insel RückseitesechserbrückeSkyline Spandau

Ich war heute sieben Stunden auf der Havel und dem Tegeler See und beabsichtige nicht, dem Publikum heute noch die politischen Weltläufte zu erklären. Ich werde noch nicht einmal meinen Avatar in Second Life bewegen. Die folgenden Fakten sind nicht von mir, aber die Links.

Das Wort „Tegel“ entstammt einem slawischen Wurzelwort, das „Anhängsel“ bedeutet. Und genau dies ist der Tegeler See: er ist ein Anhängsel der Havel. Der Anteil der Uferstellen, an denen man baden kann, ist zwar gering, allerdings hat der See eine gute Wasserqualität und zählt zu den innerstädtischen Berliner Gewässern mit der größten Sichttiefe.

Am Nordostufer des Sees, unterhalb der „Seeterrassen“ an der Greenwichpromenade, befinden sich [was für ein verficktes schlechtes Deutsch!] die Schiffsanlegestellen der verschiedenen Reedereien. Die Uferpromenade wurde als lange Allee zum Flanieren mit Ruhebänken und Kinderspielplätzen gestaltet [Passiv ist immer schlecht und langweilig. Wer tat was? Und von wem stammt der Plan?]. Der nördliche Teil der Promenade endet an der Tegeler Hafenbrücke (auch Sechserbrücke genannt). Sie bildet die Zufahrt zum 1908 als Verbreiterung der Mündung des Tegeler Fließes gebauten Tegeler Industriehafens [irgendwas mündet da und wird breit, um ohne Ung auszukommen]. Große Teile des Ostufers sind in der Hand von Bootsvereinen und öffentlich nicht zugänglich. Am 25. März 1852 fand am Seeufer das Duell Vincke–Bismarck statt.

Wieder was gelernt. Klicken und sich weiterbilden!

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Flachpass

Retweeted FabioDeMasi:
„Ausgerechnet der Wurst Fabrikant #Hoeneß sollte Ball schön flach halten und sich um seine Steuern kümmern. #Özil hat die WM doch nicht alleine vergeigt. Alle reden über ein dummes Foto mit Erdogan. Die Bundesregierung liefert Waffen an den Typen.“

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A Meme For Our Time

journalism

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Ollanta

ollantaytambo

Dieses Foto habe ich 1984 in Ollantaytambo in Peru gemacht. Die Stadt liegt in einer Höhe von 2792 Metern am Urubamba.

Es gab damals nur eine Handvoll Ausländer dort. Wir sind von Ollantaytambo zu Fuß durch die Berge nach Machu Picchu, das dauerte eine Woche.

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Pisac, revisitado

pisac

Ausblick vom Zimmer meiner Herberge, Pisac, Peru (1984). Mehr Fotos: Pisac aka Qalla Q’asa sowie Pisac am Urubamba.

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Homeland in Berlin

homeland berlin

Schaue gerade die fünfte Staffel von Homeland, die fast komplett in Berlin gedreht wurde. Auf dem Screenshot explodiert gerade eine Bombe am Kottbusser Tor, in einem ehemaligen besetzten Haus (Adalbertstrasse 6).

Der Spiegel schreibt indigniert: „Manche Straße meint man zu erkennen, die Mischung aus leicht verranzten Ausgehmeilen, englischsprachigen Touristen und verspiegelten Konzernbauten ergibt ein stimmiges, aktuelles Bild. Fremd ist nur diese latente Gefährlichkeit, die dieses homeländische Berlin ausstrahlt: Jeder Bärtige führt potenziell Böses im Schilde, islamistische Kommandeure residieren hier unbehelligt, blonde Frauen werden am helllichten Tag in Kastenwagen gezerrt. Und die CIA macht, was sie will.“

Gefährlichkeit? Das kann man sehen, wie man will. Kommt drauf an, mit wem und wo man verkehrt. „Sie stehen allem, was ihnen fremd ist, feindlich gegenüber. Sie respektieren nicht unsere Gesetze, sondern sehen Deutschland als Beuteland an.“ Sagt der Berliner Islamwissenschaftler Ralph Ghadban.

Bärte? Rasieren ist nicht haraam. Ich komme fast jeden Tag über die Sonnenallee und lebe in Neukölln. Ich sehe das, was mehrheitlich von arabischen und türkischstämmigen Männern gezeigt wird. Was die im Schilde führen? Warum tragen sie jetzt Bärte und früher nicht? Fragen über Fragen. „Fremde sind Feinde“.

Entführungen am hellichten Tag in Berlin? Gab es, zum Beispiel im Juli 2017. Auch Foltern der Opfer kam vor.

Die CIA macht, was sie will? Edward Snowden könnte man fragen, ob das stimmt. Manchmal arbeitet der Geheimdienst mit der NSA zusammen – das gilt ja wohl auch.

Zwei Dinge sind jedoch völlig unglaubwürdig. Investigative Journalisten, die irgendwelche Machenschaften im Alleingang aufdecken, in Berlin? (Gut, Laura Sutton ist keine Deutsche.) Gibt es nicht. Und der Bundesnachrichtendienst darf keine Leute verhaften, was er in „Homeland“ jedoch macht.

Sehenswert. Homeland ist nicht rassistisch. Mal sehen, ob die sechste Staffel wirklich – wie befürchtet – an Niveau verliert.

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Formiphobie oder: Was tun die da? Und warum? [Update]

AmeisenAmeisenAmeisen

Eine Frage an die hier mitlesenden Gärtner und Biologen: Auf einer Pflanze auf einem Balkon, deren Name ich nicht kenne, die aber wie wahnsinnig wächst, laufen viele Ameisen umher und scheinen andere Insekten (mit einer Lupe gut zu sehen) zu „melken“, jedenfalls machen sie irgendetwas. Die streicheln doch nicht andere Tiere einfach so… Muss ich mir Sorgen machen? Übernehmen die bald meinen Balkon? Oder ist das normal?

[Update]
Blattläuse (die auf der Pflanze sind auch schwarz)
Darum melken Ameisen Blattläuse

Was tun? Chemische Keule geht nicht. Oder soll ich eine Schlacht von Marienkäfern gegen die Ameisen organisieren – und die Gewinner kriegen meine Pflanze?

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Viehzeug beim Chillen

TiefwerderTiefwerderSpandau

Der hiesige Leser Andreas ist schuld: Ihr wolltet Paddelbilder sehen, nix lernen. Was also hat die obige Kuh auf den Tiefwerder Wiesen zu suchen? Und warum sehe ich da einen Alligator in Klein Venedig und erschrecke und hebe schon das Paddel, um mich wehren zu können? Und warum kommen da plötzlich ziemlich viele Enten mir entgegen? Schwimmen die gemeinsam zum Abendessen in Spandau? Lesen hier Biologen mit?

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Private race to the moon

moon lander
Credit: SpaceIL

Israel will noch in diesem Jahr ein Fahrzeug auf den Mond schicken. „The nonprofit SpaceIL and the government-owned corporation Israel Aerospace Industries (IAI) announced Tuesday (July 10) that they aim to launch a robotic lunar landing mission atop a SpaceX Falcon 9 rocket from Florida this December.“

Wie man an dem Modell sieht, gibt es auch private Sponsoren – die Adelson Family Foundation und die Kahn Foundation. Die Israelis werden vermutlich auch den Google Lunar X Prize gewinnen.

„The lunar landing would make Israel the fourth country — after Russia, the United States and China — to put a craft on the surface of the moon.“

Vielleicht hätten die Palästinenser ihr jährliches Budget von 60 Millionen für den Terror besser für eine Mondlandung ausgegeben – und die Anführer der Hamas gleich mit einem One-Way-Ticket mitfliegen lassen?

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Do not open it!

sarcophagus

Science Alert: A massive, black sarcophagus has been unearthed in Egypt, and nobody knows who’s inside. “

Schon klar, was jetzt kommt. IFLScience: „Archaeologists consider opening that gigantic clack sarcophagus and, yes, everybody is making the same joke.“

Har har. Auf Twitter sieht man schon die ersten Bilder.

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Sittliche Reife

Seehofer fehle die „sittliche Reife“ für sein Amt. Was habt ihr da geraucht, liege Kollegen von Spiegel online? Seit wann braucht jemand „sittliche Reife„, um im Kapitalismus ein Amt zu übernehmen, und was ist das genau?

So was will ich nicht lesen. Das ist kein Journalismus. Moraltheologie kann ich selbst.

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Ewige Jugend

camino de los incascamino de los incas

Gerade habe ich bemerkt, dass ich die Ruine Wiñay Wayna (Quechua: Ewige Jugend) am so genannten Inca-Trail in Peru in der Nähe von Machu Picchu zwei Mal fotografiert habe, sogar aus fast demselben Blickwinkel, einmal 1980 in der Regenzeit und einmal 1984 in der Trockenzeit (rechts). Das letztere Foto hatte ich hier noch nicht veröffentlicht.

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Homeland

Homeland

Was hält das hiesige Publikum von Homeland? Ich beginne gerade, mir die zweite Staffel (via Amazon Prime) anzusehen und bin recht angetan, teilweise sogar begeistert.

Mit dem Original Hatufim hat Homeland ab der zweiten Hälfte der ersten Staffel offenbar nicht mehr viel zu tun, sie haben wohl nur Teile des Plots geklaut bzw. übernommen.

„Und wer Englisch kann, sollte unbedingt das Original gucken. Wichtig ist aber vor allem, dass man überhaupt zuguckt“, schreibt Johannes Boie in der Süddeutschen. Die deutschen Pseudo-Linken sind natürlich nicht angetan, die sind lieber Antisemiten als einen doch recht realistischen Blick auf den islamistischen Terror zu riskieren.

„Die Journalistin Laila al-Arian bezeichnete im Webmagazin Salon.com die Serie als die derzeit am stärksten islamophobe amerikanische Fernsehsendung.“ Ach was. Phob bin ich nicht geworden. Wer einen Hijab trägt, den nehme ich nicht ernst, Frau Al-Arian. Journalisten sollten höhere Wesen gar nicht verehren.

Ich sehe Religionen, insbesondere den Islam, als Form geistiger Verwirrung, die, wenn sie sich politisch geriert, immer gefährlich ist, auch als Passivrauchen Nebenwirkung für die, die nichts damit zu tun haben wollen wie ich.

Der heutige Islam ist noch nicht so weit zu akzeptieren, dass Staat und Kirche getrennt sein sollten. Und natürlich wird Religion von den herrschenden Klassen immer miss- und gebraucht (vgl. Erdogan), um die Untertanen vom Klassenkampf und den wahren Problemen abzulenken.

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Die Freiheit verteidigen oder: Heterosexualität ist eine Angewohnheit, kein Privileg

Über Medien: „Seit Jahren schreiben wir unfreundliche Artikel übereinander: Harald Martenstein, der bekannte Kolumnist der ‚Zeit‘ und des ‚Tagesspiegels‘, und ich [Stefan Niggemeier]. Es wurde Zeit, sich endlich einmal zu treffen – nicht unbedingt, um uns zu vertragen, sondern um uns zu streiten. Auf meinen Vorschlag für ein Gespräch antwortet Martenstein: ‚Ich freue mich auf unser Treffen, so schwierig wie der Gipfel zwischen Trump und Kim wird es nicht werden. Atomwaffen sind schon mal kein Thema!'“

Martenstein: Sie sind eine Landplage. Und ich bin, Moment, jetzt muss ich meinen Zettel rausholen, „mitleiderregend“, „dummstolz“ und natürlich, dies als die Krönung, ein „weißer, heterosexueller, alter Mann“. Da habe ich mich gefragt: Woher will denn der Niggemeier wissen, ob ich heterosexuell bin? Ich kenne diesen Kollegen kaum. (…) Rassistisch und sexistisch zugleich. Die Königsdisziplin. Was ist eigentlich so schlimm daran, heterosexuell zu sein?

Ich habe den Eindruck, dass der Niggemeier völlig humorlos ist. Aber gegen Martenstein hat er eh keine Chance…

Martenstein: Schreiben Sie doch mal was Feminismuskritisches. Machen Sie das Experiment. Ich tröste Sie hinterher.

LMAO.

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SAIS Túpac Amaru, revisitado

[Reprint: Burks.de, 24.3.2011]

SAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac AmaruSAIS Túpac Amaru

Die fetten peruanischen Schafe auf dem untersten Foto haben im Jahr 1979 mein komplettes Weltbild über den Haufen geworfen – mit weitreichenden Konsequenzen; sogar der große Vorsitzende Mao Zedong musste in die Mülltonne. Aber der Reihe nach.

Ich stieg in Lima, der peruanischen Hauptstadt, in den Zug nach Huancayo, hoch in den Anden. Von einem Deutschen hatten wir gehört, es gebe dort irgendwo in der Bergen eine landwirtschaftliche Kooperative, die SAIS Túpac Amaru (La Sociedad Agrícola de Interés Social “Tùpac Amaru” Ltda.. Nº 1). Die Bahn war damals noch die höchste der Welt. „Im September 1892 konnte der erste Zug der Ferrocarril Central Andino von Lima nach Oroya befahren. Diese Bahnlinie war bis 2005 die höchste normalspurige Eisenbahnstrecke der Welt mit einem Scheitelpunkt bei 4781 m ü. NN bei La Galera.“ (Wikipedia). (Video)

Ich habe die Kooperative auf der Karte zunächst nicht wiedergefunden; der Name der Bahnstation mit der beeinduckenden geologischen Formation war mir entfallen. Nach einer kleinen Suche bin ich mir sicher, dass es Canchayllo war, in dessen Nähe die SAIS liegt, und die Bahnstation heisst Pachacayo (4. Bild von oben).

Die Kooperative bestand damals aus 17 Dörfern, die sich zusammengeschlossen hatten, vergleichbar der chinesischen Volkskommune. (Wie überall in den Anden war auch die Kooperative umzingelt von Ruinen aus der Inka-Zeit. Ich bin da auf dem Foto zu sehen.) Die linke Militärregierung Perus unter General Juan Velasco Alvarado startete 1969 eine Agrarreform. Der US-amerikanische Besitzer der großen Hazienda auf dem Gebiet der heutigen Genossenschaft war enteignet worden. (Vor dem Dorf standen noch einige kleine konfortable Häuser, in denen deutsche „Entwicklungshelfer“ gewohnt hatten, denen die Wohnungen der Bauern „zu primitiv“ gewesen waren und die sich zunächst eigene Häuser bauen ließen, die heute als Gästehäuser dienen.)

Die Agraringenieure der SAIS erzählten die Geschichte, und ich war selbstredend zunächst von dem Konzept begeistert, zumal die Schafe der Kooperative fetter als die der privaten Bauern (2. Bild von unten) waren, das Gras grüner, und auch landwirtschaftliche Maschinen gab es, die sich ein Kleinbauer im Hochland nie hätte leisten können. Die Bauern, rund 1000, die sich der Kooperative angeschlossen hatten, wurden zu Landarbeitern, die bezahlt wurden. In meinem Reisetagebuch habe ich notiert, dass ich eine Broschüre zu lesen bekam: „SAIS – Creation de la Revolution Peruana“. Eine linke Revolution, die Erfolge vorzeigen könnte – und alles schien ähnlich revolutionär wie in China – mein Weltbild wurde bestätigt. Was konnte also noch schiefgehen?
cooperative
Irgendwann merkte ich, dass die Ingenieure und offenbar auch die Bauern in zwei Lager gespalten waren – die einen gaben bereitwillig Auskunft, die anderen verweigerten jegliches Gespräch. Dann erzählte uns jemand, es habe vor kurzem eine Dorfbesetzung gegeben – von Bauern, die noch Besitztitel auf ihr Land hatten und das offenbar von der Kooperative zurückwollten. Hinter dieser Kampagne standen einige linke Organisationen und offenbar auch, so wurde gemunkelt, die Guerilla Sendero Luminoso. (Deren Anführer gingen erst 1980 in den Untergrund. Ich konnte zum Jahreswechsel 1979/80 noch offen mit deren Sympathisanten in Aycucho, der späteren Hochburg der Guerilla, diskutieren.)

Also wie war das jetzt? Eine linke Militärregierung enteignet die Gringos, macht eine Agrarreform und produziert besser und mehr und kollektiver – und die Revolutionäre sind dagegen?

Je mehr ich darüber nachdachte, um so komplizierter wurde das. Die Kooperative zahlte viel Steuern an den Staat; es war eigentlich ein kapitalistisches Unternehmen, das Profit machen musste. Den Bauern ging es ähnlich wie den vielen armen und landlosen preussischen Bauern, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Berlin zogen und dort Proletarier wurden. Sie hatten nichts mehr, ausser ihrer Arbeitskraft, und die mussten sie auf dem Markt verkaufen, „geben“. (Der Arbeiter ist eigentlich der Arbeit“geber“, nicht der Kapitalist, der nimmt die Ware Arbeitskraft.)

Langer Rede kurzer Sinn: Später in Bolivien bekam ich noch mehr Informationen, wie man es auch hätte machen können. Dort griff die Linke auf kollektive Konzepte der landwirtschaftlichen Arbeit zurück, die eigentlich von den Inkas stammen, unter anderem etwas, das in Deutschland als Allmende bekannt ist. („Die Allmende ist jener Teil des Gemeindevermögens, der nicht unmittelbar im Interesse der ganzen Gemeinde zur Bestreitung derer Ausgaben verwandt wird, sondern an dem alle Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung haben.“)

„Links“ bedeutete also nicht, der Landbevölkerung irgendwelche superklugen Konzepte überzustülpen, ihnen gar zu „helfen“, weil Bauern bekanntlich blöd sind, oder zwangweise den gut gemeinten Staatskapitalismus einzuführen, der sich auch als „Sozialismus“ kostümieren kann wie in der DDR, sondern den Bauern zuerst einmal zuzuhören, was die eigentlich wollen. Die sind nämlich gar nicht blöd.

Jedenfalls waren die Schafe der peruanischen Kooperative der erste Schritt, der mich aus dem Politsektentum herausbrachte.

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Volk auf dem Weg

Neu auf Ahnenforschung – Links:
Volk auf dem Weg :Transnational Migration of the Russian-Germans from 1763 to the Present Day, Studies in Ethnicity and Nationalism: Vol. 9, No. 2, 2009

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