Von der Weichsel an die Brahe

weichsel

Die Weichsel an der Grenze zwischen Deutschland und Polen

Gerade habe ich im Karczma Młyńska (Mühlentaverne) in Bromberg (Bydgoszcz) lecker gegessen. In könnte mich spontan mit der polnischen Küche anfreunden; nix vegetarisch, nix vegan, nix halal, gute Hausmannskost mit Schwein und Graupen. So was kriege ich weder in Neukölln noch in Kreuzberg.

„Traditional Polish soup, pork-based“. Yeah! „Traditional Polish beef roll, pearl barley, beetroots“. Nochmal: Yeah! Supernette Bedienung, ultraschnell.

Przepraszam, nie mówię po polsku! Das kann ich schon. Ansonsten höre ich nur Zischlaute um mich herum.

Addendum: Polnische Taxifahrer fahren immer und überall mindestens 80 km. Auch sehr sympathisch.

Addendum 2: Ich sage Prag und nicht Praha, und Straßburg, nicht Strasbourg. Also sage ich auch Brahe und Weichsel und nicht Brda und Vistula.

image_pdfimage_print

Was geschah mit Tron? [Update]

TronWas geschah mit Tron? – eine weitgehend sachliche Zusammenfassung vom Heinz-Nixdorf-MuseumsForum – mit einigen kleinen Verschwörungstheorien. Morgen ist es zwanzig Jahre her, Vgl. Burkhard Schröder: Tod eines Hackers (1998).

Ich hatte 2006 bei Telepolis geschrieben: „Hacker leben nicht gefährlich“.

„Der Hacker als Sozialcharakter ist der Magier des Informationszeitalters, ein Mythos, der sich beim näheren Hinschauen als blosse Projektion entlarvt, wie es in der Natur des Mythos liegt.

Information bedeutet Macht, wer über sie verfügt, übt Macht über andere aus. Dass das möglich sei, ist im Zeitalter des Internet absurd. Der Hacker gibt sich mit Informationsmonopol einiger Weniger nicht zufrieden – er will die Codes knacken, mit denen die Mächtigen ihr Wissen vor dem Zugriff andere schützen – so die Selbststilisierung der Szene: Robin Data gegen die bösen Sheriffs weltweit operierender Firmen.

Stilisierung deshalb, weil die vielzitierte Hackerethik, dass Informationen frei sein sollten, dann nicht mehr greift, wenn die eigenen Interessen berührt werden. Das zeigt sich im Fall Boris F. deutlich. Die Hackerethik fällt auf die Hacker zurück.

Wer glaubt, die eigene Gruppe nach aussen abschotten zu können nach dem Prinzip security by obscurity, wird genausowenig Erfolg gaben wie die Hersteller von Smart Cards und Verschlüsselungssystemen, deren Prinzipien nicht offengelegt werden, damit sie öffentlich überprüft werden können. Konspirative Koketterie und unkritisierte Veschwörungstheorien bergen für sensible junge Menschen Risiken. Das zu thematisieren wäre die Konsequent aus dem Tod Trons – für die Hacker als auch für die Journalisten, die über sie berichten.“ (aus meinem Buch über Tron, S. 205)

Auszug aus einem Brief Markus Kuhns an die Los Angeles Times, Juli 2002:

-"Streitfeld, David" wrote on 2002-07-08 19:24 UTC:I am a reporter for the Los Angeles Times working on a story about smart card hacking. i wanted to ask you about Boris F...].
-The German journalist Burkhard Schröder wrote a book on the case. I think that both his presentation of the case and the conclusions he maked are the most sensible ones that I have seen so far, therefore I’d like to refer you to him as a more well-informed source.
-Do you think his death was a suicide?
-From all I know, this seems to be the most plausible hypothesis.
-Why do so many people think he was killed, even if it’s unclear by who?
-Lack of an obvious motive, plus he was affiliated with the Chaos Computer Club in Berlin, a highly media-active association that includes quite a number of conspiracy theory enthusiasts.“

[Update] von Detlef Borchers: „Missing Link: Trons Tod – Eine weitere Spurensuche nach 20 Jahren“.

image_pdfimage_print

Was tun? [Update]

Dieeter Dehm (man muss ihn nicht mögen) auf Facebook:. „Wer jetzt eine schnelle Draufsicht von oben wagt, darf die Katastrophe der SPD (9,5) und der Linken (2,9) durchaus summarisch bewerten: eine rote Perspektive konnte maximal gerade mal 12,4% der WählerInnen mobilisieren! Während beide Parteien von grünlicher Romantik und Sprachpolizei bezüglich Migration und Geschlechterkleinkrieg geprägt werden, haben WählerInnen das Original davon gewählt: die Grünen (18). Erst, wenn sich beide rosaroten Parteien bundesweit entgrünlichend bemühen, das Rote zu schärfen und auszuweiten, wird der werktätige Alltagsverstand nicht mehr länger kampflos der AfD überlassen. Beide Parteien sollten sich jetzt schnell verständigen, wie mit den Gewerkschaften die erkämpften, nationalstaatlich verfassten Sozialstandards gemeinsam zu retten sind.“

Burks (man muss ihn nicht mögen) auf Facebook: „Die üblichen Sprechblasenfacharbeiter bei der Linken wiederholen nur immer das, womit sie ständig krachend scheitern. Die Linke muss sich aufs Kerngeschäft konzentrieren und Systemopposition werden. Lifestyle-Themen („Klimawandel“, Ökodings, „nachhaltig“, Genderifiziertes) können die Grünen eh besser.“

[Update] Dazu passt Warum der „Kampf gegen rechts“ die Gesellschaft weiter spaltet. Darin der schöne Satz: “ Innerhalb des derzeitigen Wirtschaftssystems lässt sich nicht „die Welt retten“ – dieses System ist selbst eng mit dem Faschismus verwandt“.

Noch ein Update: Nutzlos gegen Rechts (2008), Der „Kampf gegen rechts“ ist gescheitert (2004), Wir waren doch die Guten (2003).

I told you so.

image_pdfimage_print

Krantor, revisited

Krantor

Das Danziger Krantor aus dem 15. Jahrhundert (fotografiert 1982).

image_pdfimage_print

Am Ziehbrunnen

ziehbrunnen

Ziehbrunnen auf einem Hof in Dąbrowa Mała (früher dt.: Mittenwalde). Neben dem Hof habe ich 1982 gezeltet; der Bauer und seine Frau luden mich, als sich das Misstrauen gelegt hatte, zu einem Essen ein und schlachteten sogar ein Huhn.

image_pdfimage_print

Untertäniges Volk

„…das einfache, untertänige Volk wurde nahezu immer betrogen.“ (Johannes Fried: Die Anfänge der Deutschen: Der Weg in die Geschichte, S. 335, über die Zeit der Karolinger)

image_pdfimage_print

Erzbesorgte erzinformierte Leser

Erzlesenswert die Kolumne Thomas Fischers: „Was mich interessieren würde: Warum eigentlich kennen ungefähr 99,9 Prozent der deutschen Staatsbürger bestenfalls einen einzigen Richter des Bundesverfassungsgerichts, haben aber zugleich zu gefühlten 60 Prozent eine Meinung über behauptete Verfehlungen des 10.000 km entfernt lebenden Richters K. als verklemmter 17-Jähriger vor 37 Jahren?“

Und: „(Auch) die deutschen Pressemedien vollführen seit zwei Jahren ein Trump-Festival jenseits aller Rationalität.“

image_pdfimage_print

Tweet of the day 88

Die Uniform ist natürlich falsch, aber das weiß Höcke vermutlich gar nicht.

Übrigens: Warum die Deutschen um den Antisemiten Stauffenberg so ein Tamtam machen und nicht stattdessen Georg Elser in Berlin eine riesige Gedenkstätte erhielt, habe ich nie verstanden. Es sagt ja viel aus über diese Republik. Wikipedia: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.“ (Claus Schenk Graf von Stauffenberg)

image_pdfimage_print

David gegen Uber

Main alter Freund Richard, altgermanistischer Studienkollege, ehemaliger WG-Genosse, ehemaliger Geschäftspartner, ist in die Rolle des David geschlüpft und scheint den milliardenschweren Konzern Uber aus Deutschland zu vertreiben.

Auch Uber Black wird in Deutschland möglicherweise verboten. Die Zukunft des Limousinen-Services von Uber wird zurzeit vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe verhandelt. Das endgültige Urteil wird erst am 13. Dezember verkündet. Eine entsprechende Entscheidung zeichnete sich in den Aussagen der Richter während der Verhandlung aber ab.

Geklagt hatte der Berliner Taxiunternehmer Richard Leipold. Er hält es für illegal, dass Uber Black die im Mietwagengeschäft vorgeschriebenen Regeln missachtet, obwohl das Unternehmen über eine App in Deutschland Aufträge an Mietwagenfahrer weiterleitet, die Preise festlegt und auch abrechnet.

Hihi. Tiene cojones, el amigo.

image_pdfimage_print

Konkret, paddelgepaust

konkret

Vielen Dank, Pressegrosso! Ich hatte die konkret immer nur gekauft, weil ich zu faul war, ein Abo abzuschließen. Die Oktober-Ausgabe bekam ich aber nirgendwo. Der Grund: Das Pressegrosso, Monopolist für die Auslieferung von Zeitschriften, weigerte sich, die Zeitschrift, die auf dem Titelbild die Schlagzeile Deutschlands Nazis“ und den Untertitel „Die Schläfer erwachen“ mit Hakenkreuzen auf der Krawatte eines Nazi-Führers illustriert, auszuliefern. Begründung: „Der Gebrauch des Kennzeichens einer verfassungswidrigen Organisation verstößt gegen § 86 a StGB. Für den nicht politisch bewanderten, das Magazin nicht kennenden Beobachter ist nicht auf Anhieb eine eindeutige Gegnerschaft zu der Organisation und die Bekämpfung ihrer Ideologie zu erkennen.

Also habe ich jetzt abonniert. Mit dem Paragrafen habe ich vor 18 Jahren auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Vermutlich bin ich der einzige Leser des Magazins, der es während der Paddelpausen liest.

Zitadelle SpandauZitadelle Spandau

Ich verstehe nicht, warum Gremliza so auf Wagenknecht herumdrischt und die „Sammlungsbewegung“ (weißer Schimmel!) Aufstehen „völkisch“ nennt. Diese Haltung ist sehr bequem, typisch deutsch und noch mehr typisch linksdeutsch. Man kann immer ein oder mehrere Haare in der Suppe finden und sich in dem Gefühl sonnen, die alleinseligmachende Exegese der Weltläufte anzubieten. Angesichts der maginalisierten parteipolitischen Linken in Deutschland kann es aber einfach nicht so weitergehen. Wagenknecht sagt ganz richtig, dass das Thema „Einwanderung“ (wie bekannt, mache ich die Mainstream-Sprachregelung „Flüchtlinge“ schlicht nicht mit) nicht so wichtig sein, sondern die Wirtschaft / soziale Frage im Vordergrund stehen müsse. It’s the economy, stupid.

Zitadelle Spandau

Die Zeit schreibt über Wagenknecht: Nach der Silvesternacht in Köln kommentierte sie in einer Pressekonferenz über Flüchtlinge aus dem Maghreb: „Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht dann eben auch verwirkt.“ Der Satz enthielt eine seltsame Prämisse. Nämlich die des Gastrechtes.

Das Heulen und Zähneklappern der Lichterkettenträger war groß. Was aber lesen wir in der aktuellen konkret?
In einem Land wie Deutschland wünsche ich mir mehr Charakter, und dass mit allen fair umgegangen wird. Das gilt auch für Flüchtlinge. Die Verfahren müssen transparent sein und dürfen nicht so lange dauern. Wer einen Aufenthaltsstatus bekommt, muss auch in diese Gesellschaft integriert werden; wer keinen erhält, muss relativ schnell wieder das Land verlassen. Sagt wer im Interview? Uwe Dziuballa, Besitzer des einzigen jüdischen Restaurants in Sachsen.

Kein normal denkender Mensch kann etwas anderes denken und fordern. Hätte Wagenknecht aber das gesagt – wer keinen Aufenthaltsstatus bekommt, muss schnell das Land verlassen – rückte man sie gleich in CSU-Nähe. Das ist doch dämliche Heuchelei. Auch richtig: Es sei „nicht links, Probleme zu verschweigen“.

Batardeau am Mühlengraben

Auch in konkret (S. 11) unter dem süffisanten Titel „Blockwartezeit“ der Hinweis auf eine Aktion der Duisburger Polizei: „Polizei beschlagnahmt Luxusautos vor Jobcentern“. Angeblich seine Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte überlastet und, so suggeriert der Hinweis, offenbar mehr mit Obigem beschäftigt. Das mag ja alles stimmen. Was aber soll ich jetzt denken? Dass die das nicht hätten tun sollen? „Aber nicht nur die Luxuskarossen waren Ziel der Polizeikontrolle: Drei Personen, die mit Haftbefehl gesucht wurden, konnten festgenommen werden. Außerdem beschlagnahmte die Polizei drei weitere Wagen mit starken Mängeln.“ Gut so. Man darf das populistisch nennen, aber es ist gerecht. Ich schäme mich nicht der Schadenfreude.

Jetzt zum Paddeln. Das untere Bild zeigt den Batardeau am Mühlengraben. Wiedre ein Wort gelernt Ich weiß gar nicht, ob man da durchpaddeln kann – mir war das Wasser zu flach, das Kanu scheuerte schon auf dem Grund.

image_pdfimage_print

Brasiliens Abstieg

Republik (Schweiz) über Brasiliens Abstieg:
Die Aufklärungsrate der Verbrechen ist gering: Nur in zehn Prozent der Morde kommt es zu einer Festnahme. Lediglich in vier Prozent wird Anklage erhoben. Bei den geringeren Delikten ist es noch dramatischer. Beispiel Rio de Janeiro: Hier werden laut Polizei durchschnittlich zwei Handys pro Stunde geraubt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, weil kaum jemand noch zur Polizei geht. Die Ansicht ist verbreitet: Die Polizisten würden ohnehin nichts unternehmen.

Jair Bolsonaro hat es verstanden, das generelle Gefühl der Unsicherheit zu kanalisieren. Sein zentrales Wahlkampfversprechen lautet: Jede Brasilianerin darf eine Waffe tragen, um sich zu verteidigen. Bolsonaro befürwortet die Todesstrafe und die Folter. Und er will der Polizei eine Lizenz zum Töten erteilen. (…)

Viele Brasilianerinnen wünschen sich nun zwar eine Säuberung des Kongresses. Dennoch werden viele der üblichen Verdächtigen nach den Wahlen wieder einziehen. Es liegt am brasilianischen Wahlsystem, das kompliziert und undemokratisch ist. Lediglich fünf Prozent der aktuellen Abgeordneten wurden direkt gewählt, die anderen sind über Leihstimmen eingezogen. Hinzu kommt, dass einige wenige Familien Brasiliens Politik dominieren.

Der informativste Artikel, den ich in letzter Zeit über Brasilien gelesen habe – und sehr eindrucksvolle Fotos.

image_pdfimage_print

Chrosna, Kujawien

Chrosno

Dieses Haus in Chrosna (dt. Krossen), Polen, habe ich 1982 fotografiert – es ist vermutlich die alte Dorfschule, in der mein Großvater Schüler war.

Nächste Woche werde ich das Haus live sehen und hoffentlich noch viel mehr.

image_pdfimage_print

Saepe parva et pulchritudo

OtorowoBlumen

Zwei Dinge, die mir gerade während meines Urlaubs Spaß gemacht haben…

image_pdfimage_print

Mittenwalde – Dąbrowa Mała, reloaded

mittenwalde Dąbrowa Mała

Hier und heute muss ich leider etwas widerrufen. Ich schrieb im Januar 2017: Ich bin bei der Lektüre auf mehrere interessante Indizien gestoßen, die eigene Familiengeschichte betreffend. Leider gibt es keine Zeitzeugen mehr, die mir etwas konkret über das Verhältnis der Polen und Deutschen rund um den ehemaligen Hof meines Urgroßvaters in Mittenwalde im heutigen Polen sagen können. Der Hof wurde 1943 von den Polen abgebrannt, meine Urgroßmutter starb an ihren Verletzungen. Mein Urgroßvater war aber kein Nazi, zumal einer seiner Söhne von den Nazis ermordet worden waren. Ich weiß nur, dass er auf „die Polen“ sehr schlecht zu sprechen war.

Was waren also die Gründe für den Brandanschlag? Vermutlich werde ich es nie erfahren, aber man findet in einigen Büchern Hinweise darauf (vgl. Ausriss oben), wie groß der gegenseitige Hass war.

Es gibt in Mitteleuropa wohl kaum ein schwierigeres historisches Thema als das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen. Und meine Familie war seit dem späten 18. Jahrhundert immer mitten drin..

Jetzt weiß ich, dass alles ganz anders war. Ich habe einen Kriminalfall aus dem Jahr 1943 lösen können. Doch vorab will ich etwas zu der gähnenden Langeweile bemerken, die das Stammpublikum befallen könnte. Was heißt und zu welchem Ende studiert man die eigene Familiengeschichte?

Es gibt vermutlich Verhaltensweisen und Traditionen, die von den Vorfahren unbewusst übernommen werden, falls diese einen beeinflusst haben. Meine beiden Großväter, die in meiner Kindheit wichtig für mich waren, lehnten Hitler ab. Wie würde ich heute denken, wenn das anders gewesen wäre? Ich wollte auch wissen, wie mein Urgroßvater, der wegen des „romantischen“ und verschwundenen Hofes immer geheimnisvoll für mich war, zu den Nazis stand. Einer seiner Söhne, Helmuth, wurde umgebracht – kaum vorstellbar, dass dann der Vater das Regime unterstützt hätte. Und was war mit der Brandstiftung, die meiner Urgroßmutter das Leben kostete?

Nach eine Suche von 36 Jahren haben ich endlich den genauen Ort erfahren, wo der Hof Gustav und Annas stand. 1982 suchte ich an der falschen Stelle – damals lebte mein Großvater noch, der dort geboren worden war, aber der hatte noch nie eine Karte der Gegend gesehen und sich um ein paar Kilometer vertan, als er mir den Weg beschrieb. Der obigen Kartenausschnitt (für die gesamte Karte von 1940 klicken) zeigt das Haus (links), das rechte gehörte wohl früher auch dazu; zu einem mir bis jetzt noch unbekannten Datum ist der Hof geteilt worden.

mittenwalde Dąbrowa Mała

Das Dorf Mittenwalde (Dąbrowa Mała) im ehemaligen Westpreußen (vgl. Kartenausschnitt) grenzte an Krossen (Chrosna, beide in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Wie mir eine Lehrerin aus Thorn (Torún) schrieb, schwelt immer noch ein Streit zwischen den Dörfern, wo die exakte Grenze sei – genau dort, wo der Hof war. Das erklärt auch, warum mein Opa zwar in Mittenwalde geboren, aber in Krossen zur Schule ging.

mittenwalde 1911

Eine Leserin meines Blogs (vgl. Kommentare) schickte mir vor zwei Jahren eine handgemalte Skizze, die Mittenwalde im Jahr 1911 zeigt samt der Legende, wer wo wohnte. Nr. 1 (links unten) ist der Hof meiner Urgroßeltern. Leider war ich zunächst auf der falschen Fährte, weil ich die Nord-Süd-Tangente für die Strasse hielt, die von Mittenwalde/Dąbrowa Mała nach Süden führt. Der Vergleich der Waldwege stimmte einigermaßen, und ich war erst recht von meiner These überzeugt, als ich in Archiven herausfand, dass die Nr. 1 ein Hof bei Elsendorf hätte sein können, der schon im 18. Jahrhundert von einer Familie bewohnt wurde, deren Namen in meinem Stammbaums vorkommt. Aber ich irrte. In Wahrheit zeigt die Skizze die „Hauptstraße“ von Krossen – Mittenwald ist östlich davon. Und die Skizze ist nicht exakt genordet: Wenn man sie richtig hält, stimmt alles.

mittenwalde Dąbrowa Mała

Ein Großcousin von mir, von dessen Existenz ich erst jetzt auf Umwegen erfahren habe, war schon Dutzende Male im heutigen Polen, weil er in Krossen/Chrosna geboren worde und ihn das Thema interessierte. Das Foto ist von ihm und zeigt die Stelle, an der der Hof meiner Vorfahren war. 1981 hat er mitten im Wald noch Reste des gemauerten Kellers und verwilderte Obstbäume gefunden – das Haus selbst und die Anbauten waren komplett aus Holz.

Und wer hat es nun angesteckt? Es gibt noch Augenzeugen – und die haben geredet! Es war nicht der polnische Knecht Eduard, der unter Verdacht stand (sorry, Eduard!) und grausam verprügelt und zeitweilig ins Gefängnis gesteckt wurde. Es war der Nachbar Zühlke, Bauernführer und Obernazi von Mittenwalde, mit dem meine Urgroßeltern verfeindet waren, so, dass er ihnen sogar nicht erlaubte, den Weg, von Norden kommend, zu ihrem Hof zu gehen – sie mussten westlich an einem Hügel einen Umweg gehen. Diese Nazi schwängerte seine polnische Magd – seine Frau starb vor Kummer, sagten die Leute -, und floh noch vor Kriegsende nach Westen. Bestraft wurde er nie. Zu meinem Ärger taucht diese Name auch irgendwann in meinem Stammbaum auf, die Bauern in den damals zahlreichen „deutschen“ Dörfern dort heirateten alle untereinander.

mittenwalde 1794

Jetzt noch eine Denksportaufgabe für die der Geografie kundigen und die in der Messtechnik (nennt man da so bei der Landvermessung?) bewanderten Leser. Hier eine Karte von Mittenwalde aus dem Jahr 1794. Die ist nicht genordet und von einem preußischen Kataster-Beamten gezeichnet worden. Wenn man die mit der Karte von 1940 vergleicht, müsste man sehen können, ob dort schon im 18. Jahrhundert ein Hof stand? Ich suchte an der „Grenze mit Chrosna“, die dort handschriftlich eingezeichnet ist. Wenn die Leser meinen, dass der Hof damals aber in Krossen war, weil 1794 noch nichts zu sehen ist, muss ich noch mal eine andere Schriftrolle anfordern.

Viel Spaß mit diesem unpolitischen Thema!

image_pdfimage_print

A great political gift

Fefe hat natürlich recht: #metoo ist ein Geschenk für die Republikaner in den USA, weil es deren Basis erst recht mobilisiert. Das sollten sich die Leute hier hinter die Ohren schreiben, die meinen, sie kämpften gegen die AfD. Meistens ist der Effekt ähnlich wie bei Kavanaugh: „It’s been a great political gift for us. The tactics have energized our base…“

image_pdfimage_print

Starship Size Comparision Chart

Science Fiction starships

Motherboard: „Dirk Löchel hat eine maßstabsgetreue Karte zusammengestellt, die alle Science Fiction-Raumschiffe in der Größenordnung von 100 bis 24000 Metern nebeneinanderstellt.“

Holy shit!

image_pdfimage_print

Hansestadt Havelberg und mehr

Hansestadt HavelbergHavel bei HavelbergDom Hansestadt HavelbergHansestadt Havelberg RathausHansestadt HavelbergMDH BacksteinFachwerk mit LehmDom Hansestadt HavelbergDom Hansestadt HavelbergHansestadt HavelbergfriedensplatzSoldatenkönigDom Hansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt HavelbergRechnungsbuchrechnungsbchJachthafen Hansestadt HavelbergHansestadt HavelbergHansestadt Havelberg

Zwei ältere Herren besuchen einen anderen älteren Herrn, der von Kreuzberg in die Hansestadt Havelberg übergesiedelt ist. Heinz und Helge kenne ich schon seit 35 Jahren (sie wurden hier am 22.11.2004 vorgestellt, als Heinz seine Druckerei aufgab). Ich komme mir immer dumm mit ihnen vor, denn Helge ist Dachdecker und kennt sich auch in anderen Handwerkskünsten aus und ist einer der besten Köche, den ich kenne, und Heinz ist Kunsthistoriker, kann drucken und Häuser renovieren, ist Maler mit einer Galerie und gehört jetzt zur lokalen Prominenz, ja, und wir haben auch mal eine Zeitschrift zusammen gemacht (ich kann nur schreiben und dilettiere im Holzbau.

Im Tweet-Modus: Junge Leute weg, alte Leute noch da, Auenlandschaft ringsum (Engländer würden hier in Scharen Vögel beobachten), leere, aber sehr schöne Häuser, zu wenig Geschäfte, aber um so mehr Kultur. Respekt, was die da alles auf die Beine stellen, obwohl die Stadt pleite ist. Habt ihr schon einmal versehentlich zusammen mit einem Dackdecker einen Dom besichtigt? Das dauert lange, aber ich weiß jetzt alles über Stützgebälke und Dachschindel der unterschiedlichen Art. Interessant war auch zu erfahren, warum die alte Eingangstür des Doms unerreichbar in der Höhe schwebt (vgl. Foto) – die Basilika war nach dem Bau im 12. Jahrhundert auch ein Wehrbau.

Wer Fachwerk sehen will, das noch mit Lehm gefüllt ist, oder Backsteine mit Ziegelzeichen sehen will, ist in Havelbergs Altstadt auf der Insel richtig.

Wie ließen uns nicht nehmen, auch das Ehrenmal für die Rote Armee hinter dem Dom zu besuchen. (Was bedeutet die Inschrift?)

By the way: Im vorletzten Foto spiegeln wir uns im Schaufenster der Galerie.

image_pdfimage_print

Nur hier!

internet

Erinnerte mich an das nicht-kapitalistische Schild in vielen Läden im Beitrittsgebiet: „Neue Ware eingetroffen!“ Oder an den Sketch: „Jen Brings the Internet to the Shareholders meeting“.

image_pdfimage_print

Die Grenze

Lesebefehl: Christian Bangel in der Zeit: „In Frankfurt an der Oder verbreitet eine Gruppe Syrer Angst. Der linke Bürgermeister reagiert mit einem Tabubruch. Das Bild von der weltoffenen Oststadt bekommt Risse.“

image_pdfimage_print

Marxistisch umrahmter Whisky aus progressiv hebridischer Destille

Whisky

Ich bin ein neugieriger Mensch und mag es auch gern exotisch. Deswegen liebe ich auch die Wörter Bunnahabhain oder Bruichladdich. Ich war auch schon mehrfach auf den Kleinen Antillen, aber die Inneren Hebriden finde ich noch exotischer. Ich habe mich jetzt auf den Whisky der Insel Islay eingetrunken, dort gibt es acht Brennereien.

Heute im Einkaufkorb beim Drogendealer meines Vertrauens: Bowmore wie gewohnt und erschwinglich (ich habe da Bowmore-Flaschen gesehen, die mehr als 150 Euro kosten!) sowie eine Flasche Classic of Islay, die deshalb preisgünstiger war, weil sie nicht einer bestimmten Brennerei zuzuordnen ist, ähnlich wie der unvergleichliche Whisky aus der Linkwood-Destillery. Mir schmeckt er noch rauchiger als Bowmore.

Für das Ding neben den Flaschen mach ich auch gleich Werbung: Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung. Die aktuelle Ausgabe 115 Von der Novemberrevolution zum „deutschen Oktober“ fesselte mich von Anfang an. Ich bin aber erst bei den ersten Artikel und informiere die geneigte Leserschaft ein anderes Mal ausführlicher. Im nächsten Monat wird die mediale Propaganda der herrschenden Klassen und ihrer Helfershelfer auf uns hereinprasseln, weil die Revolution 1980 1918 100 Jahre her ist. Es ist schon zu wissen, dass es noch Leute gibt, die erstens historisch gebildet sind und zweitens so ähnlich denke wie man selbst. Sind ja leider wenig genug.

image_pdfimage_print

← Nächste Einträge Ältere Einträge →