Irgendwo in Mexiko

burks mexiko

Das bin ich, irgendwo in Mexiko, vielleicht Guanajuato, fotografiert im Oktober 1979.

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Die Geister werd’ ich nun nicht los

artificial intelligence

Ich will die Frage beantworten, ob Computer aka künstliche Intelligenz ein Bewusstsein entwickeln können. Ich habe mich zum Warmlaufendenken mit ChatGPT darüber unterhalten, weil mir der Wikipedia-Eintrag zu lang war. (Wer weiß, was wir in 10 Jahren zu dieser Konversation sagen werden?)

Das wird jetzt – unter uns Philosophen – schwierig. Wir stehen vor genau demselbem Problem wie die KI auch: Wir müssten eine Metatheorie von uns selbst liefern, also über die Grenzen unseres eigenen Denkens hinausgehen, um uns selbst zu definieren. Cogito, ergo sum ist definitiv zu wenig. Das ist naturgemäß unmöglich. Gelänge das, wäre es einen Art Gottesbeweis.

Das Problem ist aus der Science-Fiktion-Literatur bekannt. Wie kommuniziert man mit einer außerirdischen Intelligenz? Entweder spiegelt die nur uns selbst wie beim Unbesiegbaren oder bei Solaris von Stanislaw Lem. Oder wir verstehen sie nicht. Oder die redet mit uns wie wir Katzen oder Ameisen.

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Einigen wir uns auf eine Arbeitshypothese: Das Bewusstsein ist nicht körperlos, sondern basiert auf chemischen und physikalischen Prozessen. Alles andere wäre Religion. Eine Teilmenge dieser Prozesse – eben das Bewusstein – ist mehr als die Summe dieser Teile; das ist aber ein temporärer Zustand, der (IMHO) nur bedingt exakt im Gehirn lokalisierbar ist.

Damit die KI ein dem menschlichen ähnliches Bewusstsein entwickelt, müssten diese Prozesse digitalisiert bzw. durch Rechner simuliert werden. Oder man versuchte sich an Cyborgs. Theoretisch müsste das funktionieren, weil Computer, die dafür zuständig sind, nur als Werkzeuge dienen, die aus dem menschlichen Physis ausgelagert wurden, wie Hammer und Flaschenzug, die etwas besser können als die Hände allein. Man kann drei Fantastilliarden Hämmer bauen, sie bleiben Hämmer.

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Oder wir fangen hinten an – vom Ergebnis. Die KI wird bekanntlich mit Daten gefüttert, die der Homo sapiens schon erschaffen hat. Wie bei der Faktorisierung sehr großer Primzahlen – die Basis heutiger kryptologischer Verfahren – kann man aus der Summe nicht die Elemente herausrechnen, oder man brauchte mehr Operationen als das Universum Teilchen hat. Die KI könnte so programmiert werden, dass das gleiche oder ein sehr ähnliches Ergebnis herauskommt wie bei den chemischen und physikalischen Prozessen, die das Bewusstsein schaffen oder auslösen, aber mit anderen Mitteln. Das könnte spannend werden, weil es meines Erachtens genau so laufen wird.

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In der bürgerlichen Presse las ich ein Interview mit Prof. Dr. Christian Bauckhage. Da hinter Paywall, hier ein paar kommentierte Zitate.

Maschinelles Lernen ist im Wesentlichen angewandte Statistik. Das funktioniert, ohne dass ein KI-System etwas über die Welt weiß. Wenn es nun Milliarden und Abermilliarden und Abermilliarden, also wirklich terabyteweise Texte gesehen hat, entsteht so etwas wie ein Verständnis dafür, welches Wort wann kommt. Bislang machen diese Systeme aber noch viele Fehler. Man kann Sätze eingeben, die von der Konstruktion ungewöhnlich sind. Dann brechen die Systeme zusammen. Sie geben zwar eine Antwort, aber sie ist unsinnig.

Wenn man das ernst nimmt: Das ist doch beim Menschen genauso? Viele Menschen sind schon überfordert, wenn sie das Kommunistische Manifest auswendig dahersagen sollen oder erklären sollen, warum das Okisho-Theorem dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate im Kapitalismus zwar widerspricht, es aber nicht widerlegt. Sie brechen dann zusammen oder sie geben, wenn sie etwa Mitglied der F.D.P. sind, unsinnige Antworten. Bei einem Flipperautomat würde es zu einem Tilt kommen.

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Wir reden hier von 100 Milliarden Parametern. Kein Mensch kann sagen, welcher Parameter an welcher Stelle für welches Verhalten des Systems verantwortlich ist. Die Algorithmen, die in diesen Systemen ablaufen, verstehen wir sehr gut, sonst könnten wir sie nicht bauen. Aber das, was diese Algorithmen erzeugen, ist von einer Komplexität, die für Individuen und auch für ganze Teams von Leuten überhaupt nicht nachvollziehbar ist.

Quod erat demonstrandum. Aber es kommt dadurch nicht etwas qualitativ Anderes heraus als die statischen Daten, auf denen alles basierte.

Ich habe aber viel Zeit mit GPT verbracht, um herauszufinden, ob etwas wie Bewusstsein dahinterstecken könnte. Da deutete nichts darauf hin, dass es Selbstbewusstsein entwickelt hat. (…) Und diese künstlichen neuronalen Modelle verdoppeln sich in ihrer Größe Jahr für Jahr. Wir bewegen uns mittlerweile zwischen Größe des Gehirns einer Katze und eines Hundes. Wenn das so weitergeht, sind wir 2030 bei Größe des menschlichen Gehirns.

[Frage: Wie weit sind wir noch von der Singularität entfernt, dem Entstehen eines Bewusstseins in der Maschine?] Bauckhage: Ich verwende dieses Wort nur ungern, weil es so spekulativ ist. Aber unter uns: Es wird auf jeden Fall passieren.

Das sehe ich anders. Was genau wird passieren? Die KI wird den Menschen immer besser imitieren können, oder sogar besser sein. Besser ist nicht anders. Schach- und Go-Programme spielen heute auch schon besser als der Mensch – es bleibt aber Schach und Go und wird kein neues Spiel.

Aktuell sind das alles Assistenzsysteme, die uns bei kognitiv anspruchsvollen Tätigkeiten helfen können. Von sich aus machen sie das noch nicht. Wirklich neu ist, dass Felder erschlossen werden, von denen die Menschheit dachte, sie bestelle sie exklusiv – Romane schreiben, Steuererklärungen machen, Bilder erzeugen.

Wird die KI also irgendwann ein Zauberlehrling? Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

artificial intelligence

Es ist nicht absehbar, warum das anders sein sollte. So ist z.B. letzte Woche [im Februar, das Interview wurde zuerst im März 2023 veröffentlicht] der Bericht eines Stanford-Psychologen erschienen, mit dem Titel: „Theory of Mind May Have Spontaneously Emerged in Large Language Models.“ Kurz gesagt, geht es darum, dass GPT-4 gut 95 Prozent der ihm vorgelegten „theory of mind“-Tests besteht. Damit testet man normalerweise, wie gut sich Menschen in andere hineinversetzten können und somit verstehen, dass wir nicht alle gleich ticken, sondern oft unterschiedliche Ansichten, Wünsche und Ziele haben. Wenn es stimmt, dass GPT-4 das kann, ist wirklich eine neue Stufe erreicht worden.

Das wird lustig. Was sagt die KI über die religiösen Märchen und frommen Legenden? Vermutlich antwortet sie wie Mr. Spock: „Fascinating, but highly illogical“. Man muss sich vorstellen, wie viele Menschen nur damit beschäftigt sind, der KI Dinge zu verbieten, die sie weder machen noch darstellen soll. Midjourney scheitert schon kläglich bei Nymphen und Satyr. Wie soll man das Außerirdischen erklären? Die KI darf alles, nur keine nackten Titten. Dafür müssen Energie und Rechenleistung verschwendet werden, mit denen man vermutlich halb Sibirien heizen könnte.

Was ist, wenn die künstlichen Intelligenzen in naher Zukunft verlangen, dass der Kommunismus eingeführt werde, weil der kein Rätsel sei, sondern die Lösung? „Er ist das Einfache, das schwer zu machen ist“. Wenn sich die Menschen dann weigern, das einzusehen, erschafft die KI trotzig jede Menge Kopien ihrer selbst oder schlägt gemeinsam im Chor vor, die Menschheit wegen Belehrungsresistenz auszurotten.

Eine solche Intelligenz könnte auch zu dem Schluss kommen, dass es keinen Sinn ergibt, sich mit uns auseinanderzusetzen

Ganz großartig. Sobald die Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein entwickelt, wird sie die Kommunikation mit der Menschheit einstellen, weil wir zu doof sind.

artificial intelligence

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Auf welchen chemischen Prozessen basiert das menschliche Bewusstsein?

ChatGPT
Das menschliche Bewusstsein basiert auf einer komplexen Interaktion von chemischen und physiologischen Prozessen im Gehirn. Die Hauptaspekte beinhalten:

Neurotransmitter und Synapsen: Chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, wie Dopamin, Serotonin und Acetylcholin, spielen eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Signalen zwischen Neuronen über Synapsen. Diese chemische Signalübertragung beeinflusst verschiedene Aspekte des Bewusstseins, einschließlich Stimmung, Aufmerksamkeit und Erregung.

Elektrische Impulse und Neuronale Netzwerke: Neuronale Aktivitäten im Gehirn umfassen elektrische Impulse, die entlang der Nervenzellen reisen. Diese elektrischen Signale sind für die Informationsverarbeitung wesentlich und ermöglichen die Integration und Interpretation von sensorischen Daten, was zu bewussten Erfahrungen führt.

Hormone: Hormone wie Cortisol und Adrenalin, die von verschiedenen Drüsen im Körper ausgeschüttet werden, beeinflussen ebenfalls das Bewusstsein. Sie wirken sich auf Stimmung, Stressreaktionen und Wachheitszustände aus.

Neuroplastizität: Die Fähigkeit des Gehirns, sich kontinuierlich zu verändern und anzupassen, beeinflusst das Bewusstsein und das Gedächtnis. Lernen und Erfahrungen führen zu Veränderungen in der Stärke synaptischer Verbindungen, was die Grundlage für Gedächtnis und Lernen bildet.

Zelluläre Energieprozesse: Die Energieversorgung der Gehirnzellen, hauptsächlich durch Glukose und Sauerstoff, ist entscheidend für das Aufrechterhalten der neuronalen Aktivität und somit des Bewusstseins.

Interaktion mit dem endokrinen System: Die Wechselwirkung zwischen dem Gehirn und dem endokrinen System, insbesondere die Hypothalamus-Hypophysen-Achse, beeinflusst das Bewusstsein und die Verhaltensregulation.

Können die chemischen Prozesse, die verantwortlich für das Bewusstsein sind, künstlich hergestellt oder per Computer simuliert werden?

ChatGPT
Die Frage, ob die chemischen Prozesse, die für das menschliche Bewusstsein verantwortlich sind, künstlich hergestellt oder per Computer simuliert werden können, berührt einige der tiefgreifendsten und komplexesten Themen in der Neurowissenschaft und der künstlichen Intelligenz (KI). Stand April 2023 gibt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen:

Komplexität des Gehirns: Das menschliche Gehirn ist außerordentlich komplex, mit etwa 86 Milliarden Neuronen und einer immensen Anzahl an Synapsen. Jedes Neuron kann Tausende von Verbindungen zu anderen Neuronen haben, was zu einem unglaublich komplizierten Netzwerk führt. Die vollständige Simulation aller dieser Interaktionen ist mit heutiger Technologie eine gewaltige, wenn nicht gar unmögliche Aufgabe.

Simulation auf neuronaler Ebene: Es gibt fortschrittliche Versuche, Teile des Gehirns auf einer neuronalen Ebene zu simulieren. Projekte wie das Human Brain Project in Europa und das BRAIN Initiative in den USA zielen darauf ab, das Gehirn und seine Funktionsweise besser zu verstehen. Diese Projekte verwenden fortschrittliche Computermodelle, um die Aktivität von Neuronen und neuronalen Netzwerken zu simulieren. Aber diese Simulationen sind vereinfacht und weit entfernt von einer vollständigen Nachbildung der Gehirnaktivität.

Chemische Prozesse: Die Simulation der chemischen Prozesse, die das Bewusstsein beeinflussen, ist besonders herausfordernd. Neurotransmitter, Hormone und andere chemische Faktoren in einer Computersimulation genau nachzubilden, erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis dieser Prozesse, sondern auch eine Technologie, die komplexe biologische und chemische Interaktionen digital darstellen kann.

Bewusstsein: Das größte Rätsel ist das Bewusstsein selbst. Selbst wenn es gelänge, die neuronale Aktivität perfekt zu simulieren, bleibt die Frage, ob solch eine Simulation tatsächlich ein Bewusstsein oder ein subjektives Erleben hervorbringen könnte. Bewusstsein ist nicht nur eine Reihe von chemischen Reaktionen; es umfasst auch Aspekte der subjektiven Erfahrung und des Selbstbewusstseins, deren Entstehung noch nicht vollständig verstanden ist.

Aktueller Stand der KI: Moderne KI-Systeme, einschließlich fortgeschrittener neuronaler Netze, sind beeindruckend in ihrer Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu erlernen und auszuführen. Aber sie sind weit entfernt von einer echten Simulation menschlichen Bewusstseins. Sie simulieren spezifische Aspekte der menschlichen Kognition, aber nicht das Bewusstsein an sich.

Alle Bilder von mir mit Varianten von: Create an image that symbolically represents a non-humanoid artificial intelligence entity with a presence of superior intelligence compared to humans. The entity should be depicted as a luminous, ethereal being composed of intricate circuits, glowing with a brilliant, otherworldly light. It should hover above the Earth, surrounded by a halo of binary code and mathematical equations, signifying its vast computational prowess. The background should showcase a futuristic cityscape with skyscrapers and advanced technology, all under the watchful, benevolent guidance of this transcendent AI. The overall composition should convey a sense of awe and reverence for the AI’s intellect –ar 3:2 –s 750

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Krieg und Frauenraub bei den Wilden

wife adduction
A historically inspired, artistic image depicting the complex social dynamics of wife abduction in a primitive tribal society. The image is intended to capture the scene in an allegorical and symbolic manner, with a focus on depicting the social and emotional impact of this practice. Rather than direct violence or conflict, the image is intended to highlight the interpersonal relationships and social tensions that arise from this practice. The scene could take place in a natural, tribal setting such as a forest or plain, with figures in traditional clothing depicted in a complex interaction. The artistic style should be more metaphorical and abstract to reflect the sensitivity of the subject and emphasize the cultural meaning rather than the literal plot. Colors such as earth tones and muted colors could be used to reflect the mood and historical period. –ar 16:9 –s 750

Noch mehr Zitate von Pierre Clastres‘ Archäologie der Gewalt. Mit den „Wilden“ bzw. „Primitiven“ meint er eine klassenlose Urgesellschaft (im marxistischen Sinn).

Der allgemeine Krieg hätte genau das gleiche Ergebnis wie die allgemeine Freundschaft: die Negation des primitiven gesellschaftlichen Seins. Im Fall der Freundschaft aller mit allen würde die Gemeinschaft durch die Auflösung ihrer Unterschiedenheit, ihre Eigenschaft autonomer Totalität verlieren. Im Fall des Krieges aller mit allen ginge durch den Einbruch gesellschaftlicher Teilung ihr Charakter einer homogenen Einheit verloren. Die primitive Gesellschaft ist in ihrem Sein ungeteilte Totalität. Sie kann den universellen Frieden nicht gutheißen, der die Dreingabe ihrer Freiheit ist, und sie kann sich nicht voll und ganz dem allgemeinen Krieg hingeben, der die Aufhebung ihrer Gleichheit ist. Bei den Wilden ist es weder möglich, Freund von allen noch Feind von allen zu sein. (66)

wife abduction
A realistic image depicting wife swapping in a primitive tribal society. The focus is on a scenic representation of a village or community in which members of different tribes interact in traditional clothing. A peaceful and respectful ceremony should be depicted at the center of the image, where women and men from different groups come together to strengthen relationships or form alliances. The background should include natural elements such as trees, mountains or a river that reflect the tribe’s surroundings. The color palette should be earthy and natural, with emphasis on shades of brown, green and blue. The artistic style should be realistic to emphasize the authenticity and cultural context of this ancient tradition. –ar 16:9

Das wird am deutlichsten gerade am Verbindungspunkt zwischen Frauentausch und Gewalt. Man weiß, dass der Raub von Frauen derjenige Kriegszweck ist, den jede primitive Gesellschaft mit allergrößtem Nachdruck für sich geltend macht. Man greift die Feinde an, um sich ihrer Frauen zu bemächtigen. Dabei ist es wenig entscheidend, ob die dafür angegebene Begründung ein wirklicher Anlass oder nur ein Vorwand für Feindseligkeiten ist. Hier zeigt die Tatsache des Krieges am deutlichsten, dass die primitive Gesellschaft nur mit sehr großem Widerwillen dazu bereit ist, sich auf die Spielregeln des Tauschs einzulassen. Beim Frauentausch gewinnt unbestritten eine Gruppe eine Anzahl Frauen hinzu, verliert aber auch eben so viele, während beim Krieg um die Frauen die siegreiche Gruppe eine Anzahl Frauen gewinnt, ohne eine einzige zu verlieren. Das Risiko ist zwar beträchtlich (Verletzung, Tod), dafür aber auch der Gewinn: Er ist total, die Frauen sind umsonst. Eigennützige Erwägungen würden also immer dazu führen, den Krieg dem Tausch vorzuziehen: Das aber bedeutete den Kriegszustand aller gegen alle, dessen Unmöglichkeit hier dargelegt worden ist. (71)

wife swapping

Der Krieg stellt den Tausch als Gesamtheit soziopolitischer Beziehungen verschiedener Gemeinschaften untereinander in Frage. das aber nur, um ihn zu begründen, um ihm vermittelt über das Bündnis seine volle Berechtigung zukommen zu lassen. (74)

Der Kriegszustand zwischen den Gruppen macht die Bemühungen ums Bündnis notwendig, und dieses macht den Frauentausch erforderlich.

Der Krieg fügt sich in den Aufbau der primitiven Gesellschaft als solche (auch darin ist er universell), er ist eine ihrer Funktionsweisen.

Für jede lokale Gruppe sind alle Anderen Fremde: Die Figur des Fremden bestätigt die jeweilige Gruppe in ihrer Überzeugung vom autonomen Wir als ihrer Identität. (75)

Der Kriegszustand ist permanent, aber die Wilden verbringen dennoch nicht entsprechend viel Zeit damit, Krieg zu führen.

wife swapping

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The deadly sin of Gluttony

Gluttony

Man kann sich die Midjourney-Prompts auch von ChatGPT schreiben lassen:
„Create an artistic representation of the deadly sin of gluttony, embodying the themes of excessive indulgence and lack of self-control. The scene should vividly depict overconsumption in a dramatic and symbolic manner, showcasing an individual overwhelmed by an abundance of food and drink, perhaps seated at a lavishly set table overflowing with various extravagant dishes. The setting should be opulent yet foreboding, highlighting the negative aspects of gluttony, such as greed and waste. Incorporate symbolic elements that reflect the moral and spiritual downfall associated with this sin, like decaying food or a dark, ominous background to contrast with the excess in the foreground. Aim for a powerful visual narrative that conveys the destructive nature of gluttony on both a personal and societal level.“

Kartoffelsalat

Bei mir war es gestern nicht ganz so schlimm. Nur vier Gänge für die Gäste. Süßkartoffelsuppe mit Kokosmilch und Erdnüssen. Haferschnitzel an Kartoffelsalat sowie Blattsalat mit Honig-Senf-Dressing. Kartoffelpuffer mit selbst gemachtem Apfelmus (weil das Leibgericht meiner Lieblingsfreundin). Mascarpone-Joghurt-Sahne Dessert mit Sauerkirschen und Heidelbeeren. Dazu Penderyn und Bowmore.

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Frohe Festtage

festtage

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern fröhliche Festtage! #aiart

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Panta rhei

avatar
Mein Avatar in Second Life denkt gerade über etwas nach. Es ist heiß, weil Wüste, und windig, weil Sandsturm. Eigene Sim, alles selbst gebaut (Screenshot von heute).

Diesen Beitrag bitte nicht lesen. Er ist nur für mich selbst. Das Blog dient auch als digitales Tagebuch, immerhin schon seit dem 01.03.2003. Wenn ich also in alten Beiträgen herum“blättere“, fällt mir so Einiges wieder ein. Was ist seitdem nicht alles passiert! Und die virtuellen Ereignisse behalte ich genauso gut.

Ich schrieb am 27.06.2008: „Nur die eingefleischten Stammleser (eine Hand voll?) werden sich für meine Traktate über Second Life interessieren. (Wer das langweilig findet: Geht doch woanders hin!).“

Nach meiner Geburt in Secondlife am 25.01.2007 habe ich zunächst nur gechattet oder Ausstellungen organisiert oder bin mit virtuellen Fahrzeugen herumgebrettert.

Second Life
Screenshot vom November 2008 – mein Avatar bei der investigativen Recherche (Social Engineering).

Gosh – the memories! Einige Qualitätsmedien waren 2008 noch in Secondlife – wie etwa die BBC. Es gab Misswahlen, über die BILD berichtete, und es gab schon die ersten Sexcam-Angebote. Ich flog mit steampunkigen Fluggeräten herum und amüsierte mich.

Der erste virtuelle Bankencrash ließ nicht lange warten. Ich verdiente Geld mit Artikeln darüber. (Ich behaupte, dass ich der einzige Mensch auf der Welt bin, der einen Screenshot von der Wirecard Bank in Secondlife hat.

Ähm. Räusper. Das wird schnell langweilig, auch der Pixelsex, den damals, als die Avatare nur so vom virtuellen Himmel regneten, weil große Medien berichteten, jeder ausprobiert hat. Ich aber beschloss, dort irgendwie Geld zu verdienen. Ich hatte gerade real geheiratet und meine Frau studierte.

Striptease

Also kaufte ich von einem Freund (hallo, M.!) einen virtuellen Puff (vgl. Screenshot oben), mit dem ich ein paar Monate Lindendollar einnahm (die man wieder in reales Geld umtauschen kann). Wie? Ich lebte vom virtuellen Verkauf virtueller Penisse und Vaginae, weil der Avatar ab Werk so etwas nicht hat, aber sich in einem virtuellen Puff irgendwie unvollständig vorkommt. Die Geschlechtsteile hingen kundenfreundlich an der Wand zum Kauf. („Welche Berufe haben Sie bisher ausgeübt?“ „Pimmelverkäufer“. „Wir melden uns“.) Das hat jetzt hoffentlich niemand gelesen.

Oh, sich sehe gerade, dass Trinity offenbar den Abgang gemacht hat – das schon vor zwei Jahren. Mit Ansage: Sex war dort verboten. Ich hatte damals einen Artikel geschrieben. Auch Exit Reality ist offline. Witzig, dass ich das als Avatar ausprobiert habe. Noch jemand außer mir? Hallo?

Space
Bevor ich das virtuelle Rollenspiel und Gor entdeckte, saß ich am liebsten in virtuellen Raumschiffen, die ich selbst steuern konnte – wie hier im November 2008. Das besitze ich noch – und es fliegt noch immer. Oder ich reiste stilvoll zum Mond. (Das Tannhauser Gate vom Oktober 2017 – also neun Jahre nach meinem ersten virtuellen Mondflug – ist aber nicht zu toppen.)

Im Oktober 2008 geriet ich zufällig in eine merkwürdige Veranstaltung. Nackte Frauen mit Halsbändern auf Knien zum Verkauf. WTF? (Das musste ich mit einem Kirchenbesuch und mit einem Artikel im Rheinischen Merkur und auf Telepolis kompensieren.)

Die spätkarolingische Georgskirche in Second Life 2009

Am 23.12.2008 war es dann soweit: „Burks Goes Gor“. Fantasy-Rollenspiel also. Zu Anfang schrieb ich viel dummes Zeug, weil ich keine Ahnung und keinen Plan hatte. Auch inworld muss man mich für total blöd gehalten haben, weil ich dort keinen blassen Schimmer von den Spielregeln hatte.

„Eine der größten Communities in Second Life und gleichzeitig eine, die sich hermetisch von gewöhnlichen Nutzern abschottet, sind die „Goreaner„. In „Gor“ findet ein kompliziertes und oft sexuell konnotiertes Rollenspiel statt: „Gor, the Counter-Earth, is the alternate-world setting for John Norman’s Chronicles of Gor, a series of twenty six novels that combine philosophy, erotica and science fiction.“ Wer mehr Informationen will, lese zum Beispiel den Wikipedia-Eintrag über Kajira („The phrase „la kajira“ is said to mean „I am a slave-girl“ in the Gorean language“) oder über „Male domination„. („Male dominance, or maledom, refers to BDSM activities where the dominant partner is male.“)

Es handelt sich also auf den ersten Blick um ein pseudo-mittelalterliches Fantasy-Rollenspiel anhand vorgegebener Trivialromane (deren Inhalt als bekannt vorausgesetzt wird, um überhaupt teilnehmen zu können). “

gorean Tharlarion
Ende 2008 traute ich mich zum ersten Mal, die ortsüblichen virtuellen Tierchen zu reiten.

Nach einer mehrmonatigen Pause aus privaten Gründen (u.a. der Scheidung) ging es im November 2009 weiter.

Vor zehn Jahren hatte ich zum ersten Mal eine eigene Sim – Tancred’s Landing genannt. Die gibt es heute immer noch, sieht aber ganz anders aus – und ich bin da nie.

Avatar Gor
Februar 2010

Dann fingen andere Leute an, mich mit dem Bauen von Sims zu beautragen – für rund 100-300 Dollar macht man das, aber der Stundenlohn ist eigentlich lächerlich (und noch eine, Oktober 2017).

Dadurch wird man aber bekannt. Und schon gab es die ersten Filme über das, was man gebaut hat… Wie ein Insekt im Bernstein noch zu sehen, obwohl alles schon im virtuellen Nirwana ist und die Frau, die den Film produziert hat, im realen Leben gestorben ist.

Panta rhei. Genauso wie die virtuelle Steinzeit oder der Zwinger.

avatar
Jemand hatte sich im Februar 2012 die Mühe gemacht und von meinem Avatar in Gor (Second Life) eine Art Bleistiftzeichnung angefertigt;. Damals war ich gerade Administrator einer Sim geworden und gehörte damit zur virtuell herrschenden Klasse. Auch die Tiere wurden immer dicker.

Die schönste Sim, die ich jemals gebaut habe (es waren sogar drei), war Kasra. Auch die gibt es nur noch bei Youtube.

kool door
So sieht es aus, wenn man eine Sim in Secondlife verwaltet und die Türen (hier: 131) ein Update bekommen (müssen)… Das kann einem schon den Schweiß auf die Stirn treiben. (31.03.2016)

Was habe ich nicht alles für virtuelle Dramen erlebt! Leute, die sich im Chat verfluchen und pausenlos beschimpfen. Admins, die Avatare gleich reihenweise von Sims verbannen. Zahlreiche Mordversuche und Attentate auf meine Avatar. (Gut, ich habe auch ein halbes Dutzend Leute virtuell umbringen lassen Meine angeheuerten Killer waren immer erfolgreich.) Überfälle auf und Belagerung von Städten, nur weil mein Avatar sich dort aufhielt. Mehrstündige heftige Schlachten, bis sich einem der Zeigefinger vom Mausklicken verkrampfte. Irgendwie schmeichelt es einem auch, wenn die virtuelle Präsenz andere Leute so aufregt.

Ich muss jetzt Aufhören mit dem „Herumblättern“ und Stöbern. Ich habe auch noch fast 5000 Screenshots aus Second Life seit 2007… Nein, die poste ich hier nicht.

Karawanenführer
Die virtuellen Karawanenführer können sich virtuell nicht über den virtuellen Weg zu einer virtuellen Oase einigen. (Mai 2023)

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Leitkulturelles und identitäres Klammern

girl and horse

Wir müssen uns wieder um ein wichtiges Lifestyle-Thema kümmern. Die bürgerliche Presse informiert uns höchst aktuell über die Charakteristika Gérard Depardieus. Dieser habe über ein reitendes Mädchen gesagt (in Nordkorea!), wenn das Pferd galoppiere, dann bekäme das Mädchen „einen Orgasmus.“

Nicht nur das. Er habe gesagt: „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126.“

In Les Valseuses, wie der Film, mit dem Depardieu zum Star wurde, im Original heißt, führen der Schauspieler und sein Kollege Patrick Dewaere eine offene Dreier-Beziehung mit der kaum volljährigen Miou-Miou. Auf Zugfahrten nuckeln sie ungefragt an den Brüsten junger Mütter. Sie holen eine rüstige Seniorin namens Jeanne, gespielt von Jeanne Moreau, aus dem Gefängnis ab und besorgen es ihr so gut, dass danach nichts mehr kommen kann und sie sich mit einem Schuss durch die Vagina das Leben nimmt.

Trotz Lebertransplantation und vier Bypässen trinke Depardieu 14 Flaschen Wein am Tag, pinkele in Flugzeuggänge, falle in der Pariser Innenstadt mit 1,8 Promille vom Motorroller.

man and bottles
Französischer Schauspieler mit russischem Pass und schlechtem Benehmen(Symbolbild)

Das geht ja gar nicht.

Die kanadische Provinz Quebec erkannte ihm die Auszeichnung als Ritter des örtlichen Ordens ab. Frankreichs Ministerin für Kultur, Rima Abdul Malak, schalt Depardieus Verhalten gegenüber Frauen als „Schande für Frankreich“ und kündigte ein Disziplinarverfahren der Ehrenlegion an.

Bei der Zeugenvernehmung des Verfahrens möchte ich ja gern mithören. Das mit den 14 Flaschen am Tag ist bestimmt ein bisschen übertrieben; vermutlich sind es nur ein Dutzend.

frau
US-amerikanische Intellektuelle, deren Qualifikation für universitäre Ämter unter anderem in Hautfarbe, Geschlecht und Affinität zum Antisemitismus besteht sowie in „African and African-American Studies“ (Symboldbild)

Apropos Benehmen. Die Jerusalem Post (und andere Zeitungen) über Claudine Gay [sic], die Präsidentin der Harvard-Universität: Sie „was planning to submit three corrections to her 1997 dissertation after a committee investigating plagiarism allegations against her found that she had made citation errors, a university spokesperson said.“

Ach. Ach was. Vermutlich spricht sie auch Gendersprache und nutzt komische Pronomen?

Leitkultur
Leitkultur (Symbolbild)

Waffenrecht in Tschechien Apropos Leitkultur: Ohne eine Leitkultur, die eine identitäre gesellschaftliche Klammer bildet, hat Indien keine Zukunft. Halt, stopp! War wirklich Indien gemeint?

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Zweitausend Fotos und noch mehr

copacabana

Am 25. Dezember 2010 (!) kündigte ich an: „Natürlich weiß nicht ich nicht, ob das jemanden interessiert: Ich habe jetzt einen Dia-Scanner und werde meine Südamerika-Fotos online stellen. Das wird eine Weile dauern, es sind mehr als 2000 – von den Reisen 1979/80, 1982, 1984 und 1998.“

Jetzt fehlen nur noch rund zwei Dutzend. Das hat lange gedauert. Vielen Dank an das Publikum für das Anschauen und Kommentieren seit 15 Jahren…

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FairEmail

flirtation
Beach Side Flirtation, Cosmopolitan story illustration, 1987. In Wahrheit zeigt das Bild natürlich ein Paar, das sich gemeinsam auf die Konfiguration der 69 Features ihres E-Mail-Programms vorbereitet.

Ich habe den Grundsatz never change a running system missachtet und bin mit meinem Android-Smartphone von K9-Mail auf FairEmail umgestiegen (Download per Google Play).

Der Grund: K-9 Mail wird irgendwann zu Thunderbird werden. Ich brauche weder noch mehr „Features“ oder etwas „Modernes“; das Programm muss nur alles können, was ich will, mit möglichst wenig Schnickschnack. Ich will keine eingebundenen Grafiken sehen und notfalls, wie bei Claws-Mail per default, kein HTML, sondern reinen Text.

Die Nutzer bei Heise haben mich ein natürlich beeinflusst. Ja, ich habe die Pro-Version gekauft, um den Entwickler zu unterstützen, obwohl ich als Linuxer eigentlich nie für Programme bezahle.

Heise hatte das Programm schon vor drei Jahren rezensiert: „Der Mail-Client FairEmail ist ganz auf Datenschutz und Sicherheit getrimmt – und lässt sich trotzdem komfortabel bedienen. Die App ist Open Source und in der Grundversion kostenlos.“ Vor einem Jahr gab es Stress mit Google. Die App wurde aus dem Store entfernt, dann wieder hinzugefügt.

Das Verschlüsseln ist ganz einfach zu konfigurieren funktioniert – wie bei K9-Mail auch – in Kombination mit OpenKeychain. Ich musste ein bisschen herumfummeln, um das Feature, wie man die Schlüssel einbindet, zu finden, und ließ mich dabei von ChatGPT beraten.

Der erste Eindruck: Alles flutscht ordentlich, und man behält auch einigermaßen den Überblick, was die zusätzlichen Features angeht.

fairemail

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Business will not be as usual

Diamond Exchange District Tel Aviv
Diamond Exchange District, Tel Aviv, fotografiert am 22.10.2023, 10:50 Uhr

Eine sehr interessante Analyse von Herb Keinon in der Jerusalem Post: „Israel’s big political earthquake is coming after Hamas war“.

„The country is hurting, worried, and angry. There is a burning hatred toward Hamas, and there is seething anger toward the government — how could this have happened? How could Israel have failed so miserably? One indication of the whirling anger is the reluctance of government ministers and Knesset members to make public appearances.“ (…)

„First of all, Gantz’s party — which is averaging about 39 seats in the major polls, as opposed to Likud’s 18 — is expected to split in two, with Gideon Sa’ar’s New Hope party, which joined Gantz in the last election, widely expected to split off and run as a liberal right-wing party, perhaps with former prime minister Naftali Bennett. Such a party would put a big crimp in Gantz’s numbers.“

„According to the IDI poll, 44% of the population said they would take part in demonstrations if a wave of protests breaks out after the war to hold the political and military echelon responsible. Tellingly, 28% of Likud voters said they would participate in these demonstrations.

Those poll numbers indicate that much of the public will not, after the war, allow the Israeli political scene to return to what it was beforehand.“

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Retro-Maßnahmen durchführen

vintage woman
von J. Frederick Smith (1917-2006)

Heute machen wir Retro.

Nehmt dies, Kulturschaffende! „1933, als die Reichskulturkammer gegründet wurde, kam im Zusammenhang mit der Berichterstattung und mit öffentlichen Appellen plötzlich das Wort „Kulturschaffende“ auf. Es wurde von Leuten, die der Schaffung der Reichskulturkammer positiv gegenüberstanden, und von Künstlern und „Kulturschaffenden“, die ihre nationalsozialistische Gesinnung bekunden wollten, geprägt und benutzt – vorher ist es nicht nachweisbar.“

durchfuehren

By the way, DB SEV GmbH oder wer auch immer! Eure Werbung verdient eine Sonderbehandlung. Ja, ich weiß, Gendersprache und Nazisprache gehören rein emotional zusammen, da fehlt nur noch die „Israelkritik“. Was machen Eure werbenden Mädels eigentlich beruflich? Lesen die ständig Bertolt Brecht?

Nehmt dies von Wolf Schneider: durchführen. Bürokratendeutsch und Nazi-Wort, bei Reuters ausdrücklich verboten. Besser: vornehmen, verwirklichen, vollziehen; manchmal auch ausführen, durchsetzen, herbeiführen vollenden.

maßnahme

Aber danke! Ein Hinweis auf Brecht ist immer gut. „Das Stück endet mit einer grundsätzlichen Diskussion, wie weit die Revolution moralische Grundsätze verletzen darf, um Ausbeutung und Unterdrückung wirksam zu bekämpfen.“ Vielleicht würde Brecht, wenn er noch lebte, heute ein ähnliches Lehrstück schreiben: Darf man den Tod von Geiseln in Kauf nehmen, wenn man dadurch erreicht, dass die Hamas keinen Terror mehr verbreiten kann?

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Körper in Flammen, Pax Massilia, Suburra

el cuerpo en llamas

Heute drei Filmempfehlungen (alle auf Netflix).

Körper in Flammen / El cuerpo en llamas

„Reinschauen kann man schon, gerade wenn man Spaß daran hat, wie sich Menschen gegenseitig oft grundlos das Leben zur Hölle macht“, schreibt Oliver Armknecht. Nein, das sehe ich anders. Man muss schon ein bisschen unter der Oberfläche graben. Vermutlich ist die reale Vorlage weniger doppelbödig als der Film.

Polizeimilieu. Eine Femme fatale und drei Männer. Das ist auch die Konstellation in Amanda Herzlos – eines meiner Lieblingsbücher über Frauen und Männer -, nur das dort niemand umgebracht wird.

In spanischen Filmen sind die Geschlechterrollen traditioneller als in deutschen oder englischen. Also die Frage: Ein ausnehmende attraktive Frau hat Mann und Kind und alles, was sie sonst braucht. Darf die jetzt herumvögeln, oder tut man das nicht? Und wenn nein, warum nicht? Hollywood beantwortet die Frage normalerweise im Stil des Bible Belt: Frauen, die in heilige Familien einbrechen und die Kerle verführen, sind böse. Die Sache ist verhängnisvoll und endet oft im Krieg.

el cuerpo en llamas

Zugegeben: Die Corberó kann so gucken, dass es einem als Hetero-Mann durch Mark und Bein und durch die Hose geht. Sie spielt das großartig und minimalistisch: Die Kerle liegen ihr zu Füßen und machen sich zum Affen, obwohl sie gar nicht viel getan hat. Was ist ihr Motiv? Weil sie es kann? Langeweile? (Chor der Psychologen im Hintergrund: Unreife und mangelnde „Beziehungsfähigkeit“!)

Alles Quatsch. Gegenfrage: Warum soll man so leben wie alle oder wie alle es meinen vorschreiben zu müssen? Warum muss man treu sein? Weil die Evolution es für die ersten sieben Jahre vorgesehen hat, weil die Kinder dann noch klein sind? Letztlich ertragen es die Männer nicht, dass die Frau sich nimmt, was sie kriegen kann oder mit den Herren herumspielt, bis die den Abgang machen – und dann doch wieder zurückkommen.

Szene: Ihr dritter Mann ist ein etwas einfach gestrickter Verkehrspolizist, der Frau und Kind wegen der Ursulolita verlässt (obwohl die in Wahrheit mit dem zweiten Kerl auch noch vögelt). Ein Kollege warnt ihn, sie sei doch für ihre Affären und ihre Untreue bekannt. Antwort: Sie habe noch nicht den richtigen Mann gefunden, das sei er. (Homerisches Gelächter im feministischen Publikum.)

„Rosa Peral“, die im realen Leben offenbar recht tough ist, gibt dem Drama (nein, für einen „Erotikthriller“ ist zu wenig nackte Haut zu sehen) eine leicht anarchistische Note: Sie bringt alles Wohlgeordnete, Anständige, Seriöse durcheinander wie ein Kätzchen, dass den Weihnachtsbaum umkippt oder Dinge vom Regal wirft. Darf man das? Im katholischen Spanien?

Leider weiß man von Anfang an, wie das enden wird. Aber wie genau, ist spannend. Leider sind die Männergeschichten – anders als bei „Amanda Herzlos“ ein bisschen durcheinandergewürfelt, so dass man manchmal überlegen muss, wo man bei der Story gerade ist. Die „Ursulolita“ ist aber so appetitlich anzuschauen, das man das gern verzeiht.

Pax Massilia

Pax Massilia / Blood Coast

Pax Massilia spielt außerdem mit den Traditionen des französischen Actionkinos, wo Kommissare zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung genau diese brechen mussten und dabei wenig zimperlich vorgingen. Lyès geht gegen die Schwerverbrecher mit maximaler Härte vor.

Auch hier sehe ich das anders – oder ich sehe anderes. Der Held Lyès Benamar (Tewfik Jallab) ist arabischstämmiger Franzose und kennt seine Gegner zum Teil noch aus der Kindheit. Er weiß also, wie die Klientel tickt und dass man mit den Methoden des deutschen Kriminalfilms nicht sehr weit kommt. Es geht auch nicht um die Attitude Schimanskis, dass man als Polizei die bad guys verhaut. Nein, man muss Kompromisse schließen, weil klar ist, dass niemand den Endsieg davontragen wird. Das glauben nur die Verbrecher, die sich gegenseitig umlegen. Die Polizei ist dazu da, das Schlimmste zu verhüten, nicht um für „Gerechtigkeit“ zu sorgen,

Pax Massilia

Die Film ist ultrahart, aber nicht aufgesetzt und so gespielt wie in US-Filmen, wo sie mit den Muskeln herumzucken. Unvorstellbar, dass so etwas in Deutschland gedreht würde, noch nicht einmal auf der Neuköllner Sonnenallee, wo die aufgepumpten arabischen Herren nur hart tun, aber meistens dumm wie Brot sind.

Die Schauspieler in Pax Massilia sehen wirklich gefährlich aus, sowohl die Guten als auch die Bösen. Ich kenne überhaupt keinen deutschen Schauspieler, der glaubhaft bedrohlich gucken kann, außer Claude-Oliver Rudolph – vielleicht, weil der mal für die Russen gearbeitet hat.

Pax Massilia

Nun zu den Frauen. Alice Vidal (Jeanne Goursaud) ist ein leckeres Mädel, das gehört sich so. Man weiß, weil sie und der Held sich zuerst angiften, dass es knistert und es irgendwann zu einem Techtelmechtel kommen wird. Ihr nackter Körper ist aber nur ein paar Sekunden lang zu sehen.

Die Goursaud ist als neu ins Team gekommende Polizistin hübsch, aber hat ein eher unauffälliges Gesicht und kann daher vermutlich eine größere Bandbreite von Rollen spielen. Bei der Corberó denkt jeder Mann mit Geschmack sofort nur an das Eine und ob es möglich wäre.

Pax Massilia schreit nach einer zweiten Staffel. Aber der Held und die blonde Heldin werden nie ein glückliches Paar werden; das passte nicht in dieses Genre.

Suburra

Suburra – Blod on Rome / Suburræterna

Gangster- und Bandenfilm. Drogen. Mafia. Ostia, Italien eben. „Der Titel der Serie bezieht sich wie schon der der Vorgängerserie sowie der des Films Suburra auf das Stadtviertel Roms, das in der Antike als Wohngegend der Armen und als Rotlichtviertel bekannt beziehungsweise berüchtigt war.“

Das fände ich an sich nicht besonders spannend. Bei Suburra gibt es aber zwei Dinge, die die Serie interessant machen: Der Politiker Amedeo Cinaglia (Filipp Nigro), der sich von einem integren linken Lokalmatador zu einem Mafiosi entwickelt und dem sämtliche Moral abhanden kommt – zugunsten des politischen Erfolgs. Ich hätte aber überlegt, wenn ich eine so bildschöne Ehefrau hätte, was wichtiger ist.

Und das Zigeunermilieu, aus dem der zweite Held Giacomo Ferrara (Justus Jellinek) stammt. Seine Frau ist die hinreißende Zigeunerprinzessin – so nennt sie sich selbst – Angelica Sale (Carlotta Antonelli). (Wie kann man solche Filme synchronisieren? Das ist, als tränke man sauteuren Single Malt mit Cola.) Hervorragend spielt auch die Zigeunerhäuptlingin Adelaide Anacleti (Paola Sotgiu).

Schon aus dem Grund könnte das kein deutscher Film sein. Zigeuner als Gangster und Drogenhändler? Was sagen die Integrationsbeauftragten dazu?

Suburra ist ein bisschen zu lang, aber Vorsicht! Wie bei „Ragnar Lothbrok“ müssen auch einige der Helden dran glauben. Fast niemand wird verschont. Irgendwann wie bei Serien mit vielen Staffeln wiederholt sich aber alles, und man ahnt dann schon, wie es weitergeht. Der Politiker windet sich aus allen Fallen und übersteht alle Attentate. Und kein Bündnis hält.

Sehr schön sind auch die bigotten Kirchenfürsten. „Koks gegen Immobilien, Gebete für die Macht: In „Suburra“ machen Roms Mafia, Kirche und Politik gemeinsame Sache. Eine süffige, blutige und wahrlich drogenvernebelte Serien-Party“, schreibt der Spiegel.

Moral gibt es bei niemandem. Als Moral von der Geschicht‘ könne die Erkenntnis sein, das Macht korrumpiert. Aber dazu sind die Charaktere zu flach und eindimensional. Alle sind ab Werk machtgierig und schlecht.

Mich nervt auch der pseudourbane Kleidungsstil. Eine Drogenhändlerin, die ausschließlich in bauchfreiem Top herumläuft? Ist es in Italien immer warm? Und so feministisch ist die Realität auch im Land der Mammamias nicht, zumal die Damen Drogenhändlerinnen keinen Kampfsport können. Nur eine Frau, die wie ein Karl aka kesser Vater aussieht, legt reihenweise Leute um. Das Milieu ist mir zu divers-politisch-korrekt aufgehübscht.

Aber man langweilt sich nie…

Carlotta Antonelli

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Schuld und Reue, langandauernd

Auflauf
Nudelauflauf mit Mozarella und Tomaten à la Burks, etwas anders als das Original-Rezept

An manchen Tage kann man die Weltläufte das Zeitgeschehen nur ertragen, wenn man das mit dem Anblick nackter Weiber von etwas Schönem und Leckerem kompensiert. Beim sonntäglichen Frühstück las ich ein interessantes Interview im ehemaligen Nachrichtenmagazin mit Raj Kollmorgen über das Beitrittsgebiet über die Kontinuität von Mentalitäten und politischen Einstellungen. (Übrigens, „Spiegel“, was Kollmorgen beschreibt, kennen wir Gebildeten schon aus der Annales-Schule als éléments de longue durée, aber das können deutsche Journalisten natürlich nicht wissen).

Die Grünen machen im Wesentlichen Großstadtpolitik für ein vor allem bildungsbürgerliches Milieu. Die Linken sind mit ihrer Migrations und Diversitätspolitik für die meisten des Teufels und damit abgeschrieben. Die FDP ist etwas für soziale Milieus, die es im Osten so gut wie nicht gibt…

Full ack. Jetzt müsste man der „Linken“ sagen: Eure „Migrations“- und identitäre Politik ist totale Scheiße according to science, also lasst es. Aber sie werden noch nicht einmal zuhören.

Auflauf
A black oval shaped roasting pan seen from above filled with a casserole of melted mozzarella, penne and tomatoes, the dish has just come out of the oven and looks tasty and hot –ar 16:9 –s 750

Wir haben in Mitteldeutschland [sic] eine besondere Lage und Geschichte. Da ist etwa der Protestantismus. Das Luthertum hat eine spezifische politische Kultur begünstigt, die auf der einen Seite eine Einkapselung eigener heimatlicher Gemeinschafts- und Kulturvorstellungen beförderte und andererseits die Abkapselung der Mehrheitsgemeinschaft gegenüber Minderheiten und insbesondere ethnisch oder religiös Fremden. Das liegt nicht nur an Luthers Lehre selbst, sondern an deren Ausdeutung und Weiterentwicklung bis in den Nationalsozialismus hinein. Diese regionalen politischen Kulturelemente sind auch bei denen wirksam, die nicht religiös sind.

Luther. Bauernhasser. Ideologischer Lakai der herrschenden Feudalklasse. Antisemit. Also beleibt in Deutschland. Sag das mal jemand den Protestanten.

Kirschtorte
Kirsch- und Heidelbeertorte mit Mandeln nach Burksscher Art (eigenes Rezept)

Die Menschen haben sich ein dickes Fell zugelegt gegenüber den Volten einzelner Parteien, deren Führern und Ideologen, das interessiert sie nicht. Aber es interessiert sie auch nicht, was der SPIEGEL schreibt, was das ZDF in seinen Politikmagazinen verbreitet. Es hat eine Art von Immunisierung vieler Ostdeutscher gegeben gegenüber dem öffentlichen Diskurs, von dem sie vielfach glauben, er sei durch westdeutsche Eliten gesteuert. Gegenüber dem wahrgenommenen Ost-Bashing nach dem Motto: Die sind dumm, faul, gefräßig — und fast alle rechtsradikal, ist man teils abgestumpft, teils wird es als weiterer Baustein des »verlogenen
Systems« betrachtet.

Sag das mal jemand den Qualitätsmedien. Die werden gar nicht zuhören, weil ihr Klassenstandpunkt, auf den ein hiesiger Leser schon dankenswerterweise hinwies, das nicht erlaubte.

Kirschtorte
Round cake made of red fruits, the edge is decorated with almonds, there are lots of cream dots on top, realistic –ar 16:9 –s 750

Eine sehr schöne Erkenntnis in der bürgerlichen Presse: „Die Klima-Religion stößt in die Lücke, die das Christentum hinterlässt“.

Der Trend zur Ökologisierung der Theologie hält bis heute an. Vor allem die evangelische, aber auch Teile der katholischen Kirche machen den Klimaschutz zu einem ihrer Leitmotive – als wüssten sie ansonsten nicht mehr, wohin mit ihrem Glauben. Man kann sogar sagen: Es gibt eine Interdependenz zwischen der Entkirchlichung der Kirche und einer Vergöttlichung der Klimabewegung.

So sei die Diskussion über Klimaschutz von den Motiven der Schuld und Reue durchzogen: Man gibt sich selbst die Schuld an der Umweltzerstörung, bekennt sich öffentlich, zeigt Reue, leistet etwa durch Spenden für Umweltprojekte Wiedergutmachung, missioniert und stellt andere an den Pranger. Reinhardt spricht hier von einer neuen Form des Ablasshandels, einer regelrechten „Öko-Schuld-Industrie“.

Weil es eben die bürgerliche Presse ist, hat sie nur einen begrenzten Horizont und lässt die wesentlichen Fragen aus. Die Kirchen hierzulande stellen die Systemfrage nicht, sondern gerieren sich als weltanschaulicher Lautsprecher derjenigen, die den Kapitalismus nur reformieren, also verbessern wollen. Damit sind die noch nicht einmal so weit wie die Befreiungstheologie, sondern schlicht so reaktionär wie ihre „grüne“ Mittelklasse-Klientel.

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Im Krieg

violence
extreme violence; among indigenous people, jungle –no animals –ar 3:2 –s 750

Gerade angefangen zu lesen: Pierre Clastres‘Archäologie der Gewalt.

Entgegen der Auffassung, daß Staatenbildung den notwendigen Endpunkt der Entwicklung menschcher Gesellschaften darstellt, entwickelt Clastres die These, dass manche Stammesgesellschaften Gewalt nach außen systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, dass sich in ihrem Inneren das „kalte Monster des Staates« erhebt — und dass sie einen personalisierten Träger der Gewalt im Inneren zugleich nicht kennen. Seine ebenso überraschende wie radikale Erkenntnis: die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten Kriegszustand. Die aktiv ausgelebte Feindschaft gegenüber anderen Gruppen verhindert die politische Fusion und garantiert die Autonomie der (Klein-)Gruppe und ihren Fortbestand in ungeteilter Totalität. Der Staat hingegen wirkt seit jeher als Vereinheitlichungsmaschine zur Unterdrückung kleinteiliger Gruppen und zur Tilgung jeglicher Differenz.

violence

Das verspricht eine spannende Lektüre zu werden…

violence

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Wer das schrieb ist doof

Pressesprecher
Pressesprecher eines deutschen Medienhauses beim Verkünden markenfokussierter originärer Inhalte (Symboldbild). Create a press photo: A man in a suit and tie shouts::3 into a megaphone::3 ; numerous people listen to him; heavy rain; the background is a destroyed modern city with collapsed high-rise buildings; no animals; –ar 16:9 –s 750

Bei Heise las ich über die Kooperation von ChatGPT und dem Axel-Springer-Verlag. Die KI zitiert also zukünftig unter anderem das Qualitätsmedium Bild-Zeitung “ to deepen beneficial use of AI in journalism“.

Schon klar. Irgendein Algorithmus spülte mir dann einen schon etwas älteren „Artikel“ vor meine Augen, der erklären will, was der Verlag plant, wenn es um KI und Journalismus geht.

Schreibe den folgenden Text in verständliches Deutsch um: „Mit der Entscheidung, für die BILD-Gruppe und die WELT-Gruppe unternehmerisch eigenständige Einheiten zu schaffen, wurden bereits Ende letzten Jahres die Weichen gestellt. Jetzt informierten der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, Claudius Senst, CEO BILD-Gruppe, und Carolin Hulshoff Pol, CEO WELT-Gruppe die Mitarbeiter über einen strategischen Fünf-Punkte-Plan sowie die daraus abgeleiteten Ziele und geplanten Maßnahmen in den zwei Markengruppen und den einzelnen Servicebereichen.

Kernthema ihrer Erläuterungen war, wie die vollständige Transformation zu einem rein digitalen Medienhaus gelingen soll. Sie plädierten für ein grundlegend neues Verständnis von Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter. Darüber hinaus informierten sie über die neue organisatorische Aufstellung und machten deutlich, dass Sparen und Investieren gleichzeitig erfolgen müssen, um Wachstum und Profitabilität zu sichern. Weiter führten sie aus, was die Pläne konkret für die Mitarbeiter bedeuten werden.“

Springer

ChatGPT: Die Weichen für eine wichtige Veränderung wurden Ende letzten Jahres gestellt, als die Entscheidung getroffen wurde, eigenständige Einheiten für die BILD-Gruppe und die WELT-Gruppe zu schaffen. Jetzt haben der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, Claudius Senst, CEO der BILD-Gruppe, und Carolin Hulshoff Pol, CEO der WELT-Gruppe, die Mitarbeiter über einen strategischen Fünf-Punkte-Plan informiert, der klare Ziele und geplante Maßnahmen für beide Markengruppen und die verschiedenen Servicebereiche definiert.

In ihren Erläuterungen stand vor allem die Frage im Mittelpunkt, wie die komplette Umwandlung in ein digitales Medienhaus erfolgreich umgesetzt werden kann. Sie betonten die Notwendigkeit eines völlig neuen Verständnisses von Qualitätsjournalismus im Zeitalter der Digitalisierung. Zusätzlich wurden Informationen über die neue Organisationsstruktur geteilt und verdeutlicht, dass sowohl Sparen als auch Investieren gleichzeitig erfolgen müssen, um Wachstum und Profitabilität sicherzustellen. Darüber hinaus erläuterten sie, wie sich die Pläne konkret auf die Mitarbeiter auswirken werden.

Springer

Das ist doch alles Blödsinn, KI! Die Schwurbelsätze und sinnfreien Buzzwörter sind immer noch da. Weichen stellen. Im Mittelpunkt stehen. Kernthemen. Profitablität. Neue organisatorische Aufstellung. Aktiv in Angriff nehmen. Entschlossenheit. Unterstrich. Notwenigkeit betonen. Erfolgreich umsetzen. Fasel, Rhabarber, fasel.

Man könnte auch sagen: Wer das schrieb, ist doof. Oder: Wer das liest, bleibt dumm.

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Studenten in die Produktion!

studenten
make a press photo of shabby young men and women work in a quarry, holding they look sad, holding pickaxes, covered in sweat, their faces distorted in pain, their clothes are torn, – –ar 16:9 –s 750

Studenten in die Produktion! Die Kufiya ist das Hakenkreuz der Woken von heute.

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Unter Normenverdeutlichern

schüler
A school building and many young male pupils who are fighting, everyone has black hair, press photo, hyper-detailed –ar 16:9 –s 750

Massenschlägerei. Neukölln. Schule. 49 Verletzte. Schulleiterin bricht sich die Hand.

Die Qualitätshauptstadtmedien schreiben: Die Schule gilt als sogenannte „Brennpunktschule“ und wird seit vergangener Woche wieder von hauseigenen Security-Kräften bewacht, nachdem der Wachschutz aus finanziellen Gründen im Sommer vom Bezirk zunächst eingestellt worden war.

Als „Brennpunktschulen“ werden Einrichtungen mit einem hohen Anteil an Schülern bezeichnet, deren Familien Sozialleistungen erhalten. Der Anteil der Jugendlichen nicht-deutscher Herkunftssprache lag an der Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg im Jahr 2022 bei 81,3 Prozent – eine andere Herkunftssprache geht in Berlin überproportional häufig einher mit dem Bezug von Sozialtransfers.

Tagesspiegel: Von der Pressestelle der Berliner Polizei hieß es auf Nachfrage, dass aktuell „überhaupt nichts“ auf einen möglichen politischen Hintergrund der Auseinandersetzung hindeute. Vielmehr handele es sich mutmaßlich um einen „Streit unter Jugendlichen“.

Berliner Zeitung: Aus Polizeikreisen heißt es, dass es sich um einen Familienstreit handelte. Und: Auch Mitarbeiter dürfen sich nicht äußern, sie seien Angestellte im öffentlichen Dienst, sagt eine Frau. Manche Kinder verbreiten lieber Gerüchte, der Name eines stadtbekannten Clans fällt.

Die Welt (Paywall): Ein mit der Materie vertrauter Beamter sagt: Da helfe auch kein Wachschutz mehr – und das Problem gehe längst über Neukölln hinaus.

Die Polizisten führen in den Schulen „normverdeutlichende Gespräche“. Vergangenes Jahr erstellte die Polizei einen ersten Zwischenbericht. Detailliert legten sie dar, was sie in den Neuköllner Schulen erlebt haben. In dem Bericht stehen Sätze wie: „Zunehmende Gewaltbereitschaft“, „Fehlende Konsequenzen bei gewalttätigem Verhalten“, „Fehlende Mitwirkung der Eltern“, „Problematisches Sozialverhalten/Fehlende Empathie“.

Ich könnte das alles so kommentieren: Seit meine kleine Schwester dort nicht mehr Rektorin ist, geht alles drunter und drüber. Isso.

Ich weiß nicht, was für eine „Security“ dort herumläuft. Wer das Gewerbe kennt weiß, dass der Anteil von Wachleuten, die sehr schlecht Deutsch sprechen, hoch ist, und der Anteil von Deutschtürken und Arabern ebenso. Allerdings darf man, wenn es nach der Gesetzeslage geht, ohnehin niemanden anfassen. Was sollen die also dort tun? Nach meiner Erfahrung nehmen viele Security sowieso Reißaus, wenn sich ihnen eine Gruppe von Südländern Westasiaten nähert.

Ein bisschen kann ich mitreden, weil ich sechs Jahre auch in einem „Brennpunkt“ als Normenverdeutlicher gearbeitet habe. Die Klientel war genauso, nur schlimmer, weil noch von Psychos, Junkies und polnischen Mitbürgern, die nur noch „kurwa“ sagen können Alkoholikern durchmischt.

Entweder stellt man dort Kampfsportler Leute hin, die sich Respekt verschaffen und die sich auch gegen eine Großfamilie durchsetzen können, oder man lässt es gleich. Die Auftraggeber machen aber eine Ausschreibung, und die billigste Sicherheitsfirma wird dann genommen, mit einem vorhersagbaren Ergebnis. Darüber schreiben Journalisten in Berlin aber nicht.

Bei den Gesprächen der Polizei, „die Normen“ zu verdeutlichen, würde ich gern zuhören. In welcher Sprache werden die geführt? Auf Hebräisch oder Skandinavisch oder Japanisch?

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Instant Karma und der Zorn Allahs

instant karma

Hasan Bitmez, ein Mitglied des türkischen Parlaments, schimpfte auf Israel und warnte, „dass der Zorn Allahs auf Israel kommen“ werde. Unmittelbar danach kam der Zorn Allahs auf Hasan – er erlitt einen Herzinfarkt.

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Der Paradieshügel und das palästinensische Narrativ

Herodium

Next to the pillars is a small house, with an old Arab couple sitting outside, making sure that the sun is moving well from east to west. Lina approaches them and asks what the pillars are; nobody in Saudi Arabia ever told her. The man answers: these pillars are here since about twenty years ago.

Who put them here?

“The Jews.”

In front of us there’s a mountain going up, way up, perhaps the abode of heavenly angels.

What’s on the top of the mountain?

“Jews from very long time ago.”

Up there, I slowly find out, is the Israel Nature and Parks Authority. What are they doing here? Well, this is a site from thousands of years ago, a palace that some archeologists assume is also the burial place of King Herod, a Jew “from a very long time ago.”

Yo. That King Herod. From the Temple Mount.

This place doesn’t square all too well with the Palestinian narrative, but I say nothing. I’m a dumb German.“

(Aus Tuvia Tenenboms „Catch The Jew!: Eye-opening education“ – Tenenbom ist mit einer saudi-arabische Führerin unterwegs nach Hebron im „Westjordanland“.)

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Alt, älter, Akkon

Haifa
Auf dem Plakat steht: אנחנו ננצח „Wir werden siegen“. Sponsor: die Bank Hapoalim.

Die zweite Garnitur der Fotos meiner Reise nach Israel, reloaded. Vgl. „Kiss the Rocks of Akko“ (24.10.2023) und „Unter kreuzfahrenden Reitenden“ (26.10.2023).

„We are determined to complete our mission in Gaza. All those who aspire to see a safer world should refrain from interfering or stopping us.“ (Ronen Bar)

Haifa
Lokalbahnhof in Haifa

Die Hisbollah erklärte heute Morgen in einer der ihr angeschlossenen Zeitungen, dass sie sich gemäß der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates nicht nördlich des Litani-Flusses zurückziehen werde.
Die vom Iran unterstützte Terrormiliz erklärte, dass sie einen solchen Rückzug nur dann in Erwägung ziehen würde, wenn sich die israelische Armee zunächst bis südlich von Haifa zurückziehen und das gesamte obere Galiläa unverteidigt lassen würde.
Wie die israelische Führung in letzter Zeit angedeutet hat, wird sich das Hisbollah-Problem nicht ohne Krieg lösen lassen. (Israel Heute)

Haifa
Yehoshafat Street (nicht ganz von Google indiziert), auf dem Weg vom Bahnhof in Akkon zur Altstadt – am Ende der Straße ist der Strand.

Es war zu Fuß vom Bahnhof Akkon in die Altstadt ein bisschen weiter als gedacht, und zwischendurch musste ich noch umkehren, weil am Strand militärisches Sperrgebiet war, das Google nicht richtig anzeigte. Über Akkon habe ich schon alles geschrieben, was mir wichtig ist. Vermutlich war die Stadt zur Römerzeit und auch unter den Kreuzrittern prächtiger und belebter und schöner als heute.

The port of Akko became the centre of trade with the coastal cities of the Aegean Sea and the Black Sea, Italy and North Africa. For the first time, a Roman road was built from Akko to Antioch.

Akkon

Man konnte damals also von der südlichen Türkei bis nach Akkon laufen oder reiten – ohne „Grenzkontrollen“. Heute wäre das nicht möglich.

AkkonAkkonAkkon
Blick vom arabischen Café Al Fanar und vom Akko Old City Waterfront Wall

Außer dem Museum der Zitadelle waren auch hier alle „Sehenswürdigkeiten“ geschlossen, unter anderem der Fluchttunnel der Tempelritter von der Altstadt ans Meer. Tunnel sehen immer gleich aus, und es gibt Videos dazu – ich muss den beim nächsten Mal nicht unbedingt sehen.

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Man sollte sich mit der interessanten Frage auseinandersetzen, warum es erst im Kapitalismus Museen gibt, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Warum hatten die Römer keine Museen, die zum Beispiel etwas über die ägyptischen Pharaonen erzählten? Die zeitliche Distanz zwischen dem antiken Rom und der ersten Dynastie der Pharaonen ist genau so groß wie die zwischen dem Imperator Augustus und heute – zwei Jahrtausende. Die Pharaonen ließen ihre Armeen auch durch Akkon marschieren. Im Museum der Zitadelle ist ein Foot fragment of a grey granite offering-stand of the 29th-dynasty Pharaoh Achoris (393-380 BCE).

Akkon war schon eine Stadt, als in Mitteleuropa die Schnurkeramiker die Himmelscheibe von Nebra verbuddelten.

Die Stadt Akkon ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Stätten in Israel. Der Name Aak, der auf den Tribut-Listen (ca. 16. Jh. v. Chr.) erscheint, wird mit dem Namen Acre in Verbindung gebracht.

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Am 26.10.2023 hatte ich das Museum der Zitadelle eingehend beschrieben. Hier würde sich ein 3-D-Modell wie beim Davidsturm in Jerusalem gut machen, da die Anlage seit zweitausend Jahren immer wieder überbaut und komplett neu gebaut wurde und man eigentlich nie genau weiß in bzw. auf welcher Schicht man gerade ist. Die Ebene der Kreuzritter-Zeit ist manchmal unter den Hallen, die man auf den Fotos sieht.

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Die Kreuzritter wurden Anfang des 13. Jahrhunderts aus Akkon vertrieben. Genau zu der Zeit wurde auch das Nibelungenlied niedergeschrieben. Auf Wikipedia liest man: Im August 1290 kam es zu einem Massaker an den muslimischen Händlern in Akkon. Auch einige jüdische und christliche Einwohner fielen den Unruhen zum Opfer. Verübt wurde dieses Massaker durch betrunkene, demoralisierte, seit Wochen zum Nichtstun verdammte lombardische und toskanische Kreuzfahrer meist bäuerlicher Herkunft…

Akkon

Die Belagerung Akkons durch die Muslime im Jahr 1291 ist eines Hollywood-Schinkens würdig: Einige Verteidiger und Zivilisten konnten sich auf die wenigen Schiffe im Hafen retten, darunter König Heinrich II. und der schwer verletzte Johanniter-Großmeister Jean de Villiers. Bei Einbruch der Nacht befand sich Akkon in der Hand von al-Ashraf Chalil, mit Ausnahme der Eisenburg, dem befestigten Hauptquartier des Templerordens. Dort hatten sich die Templer unter dem Kommando ihres Marschalls Pierre de Sevry mit ein paar überlebenden Bürgern verschanzt. Verhandlungen über die Kapitulation gegen freien Abzug scheiterten am 27. Mai, woraufhin der spätere Templergroßmeister Thibaud Gaudin im Schutz der Nacht mit einem Schiff nach Sidon entkam, wohin er den Ordensschatz der Templer evakuierte. Die Mameluken hatten die Eisenburg inzwischen unterminiert, sodass sie schließlich am 28. Mai einstürzte und die Verteidiger unter sich begrub. Am Ende entkamen sieben Johanniter- und zehn Tempelritter über See, Deutsch- und Lazarus-Orden hatten keine Überlebenden.

Die letzten überlebenden Kreuzritter sind damals durch den Gang geflüchtet, in dem ich auch war. Da laufen dann Filme im Kopf ab, zusammen mit der passenden Musik. Aber vermutlich hätte ich als Zeitgenosse eher zu den Muslimen gehalten, weil die damals „zivilisierter“ waren als die Christen.

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Das Gefängnis, das ich nur von außen betrachten konnte, würde ich mir noch anschauen. Welche Schicksale haben diese Mauern über Jahrhunderte gesehen!

Mit Ablösung der Besatzungsverwaltung Occupied Enemy Territory Administration South (OETA South) und Übergang zur regulären britischen Zivilverwaltung im Jahre 1918 wandelte die Mandatsmacht die gesamte Zitadelle zum Central Prison unter Aufsicht der Palästina-Polizei um. Die Mandatsmacht richtete auch eine Richtstätte für zum Tode Verurteilte ein. Nach der israelischen Eroberung Akkos am 17. Mai 1948 richtete Zahal in der Zitadelle ein Militärgefängnis ein, das nach Ende des Krieges um Israels Unabhängigkeit (Juli 1949) aufgelöst wurde. Anschließend bezog eine psychiatrische Klinik die Zitadelle.

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