About: Israel

haaretz
Tut mir leid, aber wer mir mit so etwas kommt, fliegt aus der Blogroll. Ausserdem surfe ich nur ohne Javascript, ich nutze keine Adblocker.

Die beste Analyse zu den Wahlen in Israel: „Gerüchten zufolge werden Juden mit der Wiederwahl Netanjahus in Verbindung gebracht“.

Bei solchen Anlässen ist es immer nützlich, informative Links schon in der Blogroll zu haben. Meine Sicht auf die Weltläufte ist eher skeptisch, daher sollte man zuerst audiatur et altera pars beherzigen. Das gilt für Medien in Venezuela genau so wie für die in Israel.

Dazu Arye Sharuz Shalicar:
Die beliebteste israelische Zeitung ist in den Augen der deutschen Journalisten die Englischausgabe der linksliberalen Haaretz. Das ist die einzige Zeitung, die von den meisten Journalisten jeden Morgen mit dem Kaffee eingenommen und Ernst genommen wird. Auf den Berichten dieser einen Zeitung beruht ein Großteil ihrer Artikel. Aber andere israelische Zeitungen haben auch eine Englischedition, zumindest Online-Versionen. Die zwei grüßten Zeitungen Israels, Jediot Achronot und Israel HaYom, haben beide einen englischen Auftritt im Netz. Darüber hinaus existieren zwei israelische Zeitungen nur auf Englisch; die Jerusalem Post und die Times of Israel (nur Online), und man kann sogar das rechte Gegenstück, zur linksliberalen Haaretz, Israel National News auf Englisch lesen. Alle diese Zeitungen haben eine größere Zirkulation als die Haaretz. Nichtsdestotrotz beziehen sich Auslandskorrepondenten fast ausschließlich auf dieses eine Blatt. Es ist das Blatt, das am meisten Selbstkritik äußerst und somit genau das liefert, was der Endempfänger in Deutschland vom Spiegel, den Tagesthemen oder dem ARD-Radio erwartet.

Das ist eine traurige Realität, die einfach falsch ist. Genauso falsch wäre es, wenn israelische Journalisten sich in Deutschland einzig un allein auf das Neue Deutschland oder den Freitag beziehen würden. (…) kein internationaler Journalist nimmt diese zwei deutschen Zeitungen Ernst. Wieso sollte er auch? Es sind Zeitungen, die eine krasse Minderheit der Gesellschaft widerspiegeln. Genau so wie die Haaretz.

+972 bietet IMHO den interessantesten Artikel: „Why the Zionist left died this week – Stuck in a Zionist paradigm, Israel’s mainstream left-wing parties are unable to put forth a vision of equality and inclusion for all in Israel-Palestine.“

Schaut man sich die Parteien in Israel an, sucht man aus Gründen sofort die Judäische Befreiungsfront, die es natürlich (leider?) nicht gibt. Die ursprüngliche Idee, die zur Gründung Israels und insbesondere der Kibbuzim führte, wird offenbar nur noch von der Awoda vertreten. Ihr politisches Schicksal kann man heute nur noch mit der deutschen Sozialdemokratie vergleichen – freier Fall nach unten.

Die Analyse der +972 zur Wahl war vorhersagbar: „For much of the past two decades, with the demise of the peace process that it once led, Labor has attempted to position itself as a centrist party with a dovish pedigree, abandoning left-wing politics altogether. While Prime Minister Yitzhak Rabin reached out to Arab citizens in the early 90s — the Arab parties helped ensure he could push through the Oslo Accords while keeping his government intact — any talk of a real alliance with Israel’s Palestinian community has never been on the table.“

„Given its lack of a clear vision“ – dem kann man zustimmen, denn eine politische Agenda, die fast nur aus „gegen Netanjahu“ besteht, ist keine. „As long as the Zionist left remains undecided over whether it is more terrified of forming a real alliance with Palestinians or with those who seek to disenfranchise Palestinians, they will continue to shrink into irrelevance.“

Israel HaYom und die mehr „rechten“ Medien in Israel diskutieren gerade vor allem darüber, ob die Partei der Justizministerin Ayelet Shaked die notwendige Stimmenzahl erreicht hat, um in die Knesset zu kommen. Zur Zeit sind es zu wenig. Die Neue Rechte möchte jetzt – Überraschung! -, dass die Stimmen neu ausgezählt werden. Ergo: Ein attraktives Äußeres wird nicht automatisch von den Wählern honoriert – in Israel zählen auch Inhalte.

Richard Silverstein schreibt in Tikun Olam über die Demokraten in den USA: „It’s true that they remain moored to the two-state solution which is long dead.“

Das sollten sich die deutschen Medien und die so genannten „Linken“ hinter die Ohren schreiben. Einen Staat „Palästina“ wird es nie geben, solange die große Mehrheit der Araber in Gaza und dem Westjordanland terroristische Organisationen wie die Hamas unterstützen.

Ceterum censeo: Die politisch gebildeten Leserinnen und intellektuell anspruchsvollen Leser dieses Blogs sind aufgefordert, sich eine eigene Meinung zu bilden und dazu meine Thesen und Ideen lediglich als Anregung zu nehmen.

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Nemo tenetur se ipsum accusare

Sueddeusche.de: „Bislang gibt es in Deutschland keine Rechtsgrundlage dafür, Verdächtige zu zwingen, ihre Passwörter zu verraten. Dafür sorgt der sogenannte nemo-tenetur-Grundsatz. Er besagt: Niemand ist verpflichtet, aktiv an einem Ermittlungsverfahren gegen sich selbst mitzuwirken. Zudem hat jeder Beschuldigte das Recht, zu schweigen. Deshalb ist Beugehaft zur Herausgabe von Informationen bisher auch nur in extremen Fällen und nur gegen Zeugen möglich, nicht aber gegen Beschuldigte. Das soll sich nun ändern.“

Fefe nennt das zu Recht „die nächste Iteration des immer faschistischer anmutenden Polizei-„Sicherheits“-Gesetzes“.

Was ist, wenn jemand sein Passwort wirklich vergessen hat? Wird er dann demnächst gefoltert?

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OMG OFW

Ein polnische Obdachloser, den die Feuerwehr als „hilflose Person“ in die Rettungsstelle brachte und der offenbar volltrunken war, hatte auf seinem Arm tätowiert: Eli Lama Sabachthani. Da ich als Kind mit der Bibel aufgewachsen bin wie ein Taliban mit dem Koran, wusste ich gleich, was das hieß – in seiner Situation ein subtiler, wenn nicht gar schwarzer Humor. Als ich das nachsprach, musste er trotz seines benebelten Hirns doch lachen.

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Avatarinnen schauen dich an

avatarin

Ist natürlich ein Mesh-Avatar. Die sind schwierig herzustellen.

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Cabo Manglares

Rio Mira

Benzinschmuggler brachten mich 1979 von der Pazifikküste Kolumbiens durch die Mangrovensümpfe des Rio Mira nach Ecuador. Auf dem Foto ist nicht viel zu sehen. Für mich aber war es ein großes Abenteuer, in einem Holzboot mit Aussenborder zu sitzen und wortwörtlich ins Unbekannte zu schippern und den Geschmack und die Gerüche des undurchdringlichen Dschungels zu spüren. Ein paar Stunden später wurde auf mich geschossen. Heute weiß ich: Es war eine Art tollkühne Naivität, so zu reisen. Ich bereue es aber nicht.

(Nachtrag zu meinen Postings vom Dezember 2017 „Am Rio Mira, revisited“ und vom Januar 2015: Am Rio Mira“)

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Links ist kein Lifestyle

linke

Natürlich hat Sarah Wagenknecht recht: Linkssein heiße, soziale Missstände zu bekämpfen, „und nicht etwa, einen bestimmten Lifestyle zu pflegen, der womöglich sogar noch ziemlich elitär ist. (…) Die Linke hat sich von den ärmeren Schichten teilweise entfremdet, weil sie oft nicht deren Sprache spricht.“

Wie kommt das nur? Ich habe mir die Mitglieder des Parteivorstands der „Linken“ mal genauer angesehen und mich gefragt, warum ich sie wählen würde oder nicht. Schon merkwürdig, dass die biografischen Angaben bei fast allen sehr lückenhaft sind. Beim Internet und wie man sich dort präsentiert, müssen einige auch noch üben.

Jan van Aken, Biologe (Wissenschaftler), hat eine nicht aktiv bediente Website. Definitiv kein Mitglied der Arbeiterklasse.

Ali Al-Dailami, geboren im Jemen, Arbeiter, ist Atheist. Für mich sofort für alles wählbar.

Friedrike Benda. Angestellte: „Mitarbeiter bei MdB“. Spricht Gendersprech. Nichts über ihre Herkunft zu finden. Für mich nicht wählbar.

Judith Benda, Studentin („European Studies“). Für mich nicht wählbar (leider mein Wahlkreis).

Arne Brix, Altenpfleger, jetzt Gewerkschaftssekretär. Wählbar.

Christine Buchholz, Studentin der Erziehungswissenschaften und Geschichte, war Betriebsrätin. Trotzkistin. Sympathisiert laut Jungle World und laut der Zeit „offen mit der palästinensischen Hamas oder der libanesischen Hisbollah, die beide zur Vernichtung des israelischen Staates aufrufen.“ Gibt Wirres über Gaza von sich. Für mich unwählbar.

Tobias Bank, Politik- und Verwaltungswissenschaftler – „einjähriges, freiwilliges Praktikum in einer Haus- und Grundstücksverwaltung“. Für mich nicht wählbar: typischer Parteisoldat ohne Kontakt mit dem Proletariat.

Ulrike Eifler, Politologin, Sinologin, Journalistin. Angestellte des DGB. Keine Informationen über ihre Klassenherkunft.

Franziska Fehst, Chemikerin, Ingenieurin.

Katalin Gennburg, Wissenschaftlerin.

Thiess Gleiss, „Autohasser“ und „Öko-Sozialist“. Metallarbeiter. Für mich sofort für alles wählbar.

Harri Grünberg, war Mitglied bei Matzpen (israelische Linkssektierer). Schwer einzuschätzen.

Bettina Gutperl, Politikwissenschaftlerin, aber Arbeiterkind. Schreibt mit Gendersternchen. Unter Umständen wählbar.

Stefan Hartmann: nicht mehr da. Irrelevant bei Wikipedia – was nichts heisst. Hat mit Kipping zusammengearbeitet. Keine Meinung zu ihm – aber es ist schon merkwürdig, dass nirgendwo etwas Biografisches zu finden ist.

Claudia Haydt, Heilpädagogin, Religionswissenschaftlerin, Soziologin. Ex-Grüne. Würde ich nicht wählen.

Andrej Hunko, machte dies und das. Für mich ein Parteisoldat. Fragwürdige Position zu Gaza und Israel. Bin unschlüssig.

Sigrid Hupach Facharbeiterin für Schreibtechnik, später Diplomingenieurin. Ihr Lebenslauf beeindruckt mich, ihre politischen Schwerpunkte sind vage (irgendwas mit Kultur). Wählbar (ich glaube, dass man ihr die Gendersternchen auf der Website der „Linken“ untergejubelt hat.)

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Katja Kipping (ihr solltet mal die Website für Leute lesbar machen, die ohne Javascript surfen!), studierte Slawistik und Amerikanistin, Juristin – und redet und schreibt auch so. Schrecklich.

Ralf Krämer. Studierte Sozialwissenschaften. Gewerkschaftssekretär. Keine Meinung. Für mich ein Parteisoldat.

Kerstin Köditz, stammt aus der Arbeiterklasse. Antifaschistin, obwohl ich ihre Meinung vermutlich nicht teile. Könnte ich wählen.

Sofia Leonidakis (diese Website ist nicht erreichbar). Politikmanagement und Gestalterin. Für mich nicht wählbar. Ich weiß auch nicht, was „Queerpolitik“ ist – vielleicht so etwas wie „Querdenker“?

Xaver Merk. Arbeiter, Betriebsrat und Gewerkschaftler. Kann ich wählen.

Zaklin Nastic, studierte Slawistik. Ich finde keine Angaben darüber, was sie gearbeitet hat. Vertritt eine rationale Politik zu Russland und zu Polen. Für mich unter Umständen wählbar, ob gleich im Verdacht, nur Parteisoldatin zu sein. (Sorry für das irrelevante Kriterium, aber ich finde sie sympathisch.)

Thomas Nord. „Ich war aus politischer Überzeugung inoffizieller Mitarbeiter des MfS.“ Ein Mann mit klaren Überzeugungen. Auch wenn ihr mich jetzt wegen dessen Biografie scheel anseht: Ich würde ihn wählen.

Simone Oldenburg, Lehrerin. Kein Gendersprech auf ihrer Website. Keine Informationen zu ihrer Klassenherkunft. Wählbar.

Tobias Pflüger, Politikwissenschaftler, bildungsbürgerliche Herkunft. Seine Meinung zum Thema Religion interessierte mich. Keine Meinung zu ihm.

Lucy Redler, Diplom-Sozialökonomin. Kleinbürgerliche Herkunft. Ich würde sie trotzdem wählen, weil sie sich traut, gegen den Mainstream aufzutreten und weil sie einen „starken marxistischen Flügel“ in der Linken aufbauen will. Unter dem Generalverdacht des Linksradikalismus im Leninschen Sinne.

Martina Renner, studierte irgendwas mit Kultur und Kunst. Für mich eine Parteisoldatin ohne Profil.

Franziska Riekewald Kauffrau für Groß- und Einzelhandel, studierte BWL. „Mitarbeiterin im Marketing und Vertrieb bei einem kleinen Leipziger Forschungsbetrieb“. Sieht für mich bodenständig aus. Wählbar.

Christian Schaft, studierte etwas mit Kommunikation und so, beschäftigt sich aber mit interessanten Themen. Kein Zugpferd für die Arbeiterklasse. Keine Meinung.

Dr. Johanna Scheringer-Wright, studierte Agrarwirtschaft. Trotz der schrecklichen Website wählbar, weil es auch nach der Revolution Landwirtschaftsministerinnen geben muss.

Jörg Schindler, Jurist. Schon klar.

Martin Schirdewan, Politikwissenschaftler. Hat einen interessanten Großvater, der ihn hoffentlich beeinflusst hat. Allein deshalb würde ich ihn schon wählen.

Christiane Schneider, Schriftsetzerin, Ex-Maoistin. Ich würde sie wegen ihrer Position zu Religionsführern wählen.

Dr. Ilja Seifert (der Screenshot ganz oben ist von seiner Website), Germanist. Ich würde ihn wählen, weil er querschnittgelähmt ist und für Leute steht, die sich durchbeißen müssen.

Marika Tändler-Walenta (schwierig, etwas über sie zu finden), Parteisoldatin.

Frank Tempel, ehemaliger Kriminaloberkommissar. Das ist kein Arbeiter, aber er spricht ein Milieu an, in dem es vermutlich nicht so viele Linke gibt.

Daniela Trochowski, Dipl. Volkswirtin und Beamtin. Kennt sich vermutlich mit Geld aus, aber ich wüsste gern ihre Meinung zum tendenziellen Fall der Profitrate. Ich würde sie vermutlich wählen.

Axel Troost, „Volkswirtschaftler“ und promovierter Finanzexperte. Ich würde gern von ihm wissen, wie man Großbanken in der Nacht nach der erfolgreichen Revolution verstaatlicht und die Sache nicht wie Tsipras versemmelt.

Jochem Visser, Historiker und Publizist. Für mich nicht wählbar.

Janine Wissler, Politikwissenschaftlerin. Lehnt den Kapitalismus als „unmenschliches, grausames System“ ab“. Gute Frau. Wählbar, obwohl keine Informationen über ihre Klassenherkunft vorhanden. Unter dem Generalverdacht des Linksradikalismus im Leninschen Sinne.

Harald Wolf, Diplom-Politologe. Ex-Trotzkist. Nee.

Raul Zewlik, ist mir natürlich sympathsich, weil er mal Professor in Kolumbien war. Gendersprecher: „Venezolaner*innen “ – geht’s noch?. Wäre nach der Revolution guter Diplomat in Lateinamerika. Könnte ihn aber hier nicht wählen.

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Digitales Vermummungsverbot

Die Süddeutsche und Heise berichten, dass in Österreich der Klarnamenzwang für Postings in Foren und Newsgroups eingeführt werden soll.

„Die User können demnach weiter unter Pseudonym posten, doch die Plattformen müssen die Identität der Nutzer kennen und sie gegebenenfalls an Strafverfolgungsbehörden herausgeben.“

Natürlich ist der Vorwand für den Zensur und Kontrolle der berühmt-berüchtigte Hass „im Internet“, ein Gefühl, das seit einigen Jahren in den deutschen Medien als Textbaustein präsent ist.

In Deutschland stünde vermutlich § 13 des Telemediengesetzes dem entgegen.
Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist.

Im Heise-Forum zitiert jemand:
Eine Beschränkung der Meinungsäußerungsfreiheit auf Äußerungen, die einem bestimmten Individuum zugeordnet werden können, ist mit Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG nicht vereinbar.
Weitergehend:
Die Verpflichtung, sich namentlich zu einer bestimmten Meinung zu bekennen, würde nicht nur im schulischen Bereich, um den es im Streitfall geht, die Gefahr begründen, dass der Einzelne aus Furcht vor Repressalien oder sonstigen negativen Auswirkungen sich dahingehend entscheidet, seine Meinung nicht zu äußern. Dieser Gefahr der Selbstzensur soll durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung entgegen gewirkt werden (vgl. Ballhausen/Roggenkamp K&R 2008, 403, 406).

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Geschwindigkeit: 27588 km/h

ISS

Normalerweise empfehle ich keine Apps von Google Play, aber ISS HD Live ist richtig schön und gratis. Gibt es auch werbefrei.

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Unter Aluhüten

Schöner und kluger Artikel im Tagesspiegel über das „grüne“ Milieu: „Denn in Wahrheit bedient die Öko-Partei seit vielen Jahren ein Publikum, dass sich nicht zuletzt aus Aluhüten zusammensetzt.“

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Huancayo, revisado

Huancayo

Das Foto habe ich im Dezember 1979 auf dem Markt von Huancayo im Hochland von Peru gemacht.

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The Expanse

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Wärmste Empfehlung: The Expanse (jetzt auf Amazon Prime), mittlerweile schon die 3. Staffel. Ein starker Plot, sogar gute Dialoge, und überzeugende Schauspieler wie etwa die heimliche Heldin Dominique Tipper als Naomi Nagata. Thomas Jane als Joe Miller spielt einen zerknitterten „Philip Marlowe“ in der Zukunft. Sex habe ich bisher noch nicht wirklich gesehen, nur Herumgeknutsche – vielleicht kommt das noch.

Die Serie spielt im 23. Jahrhundert. Die Menschheit hat Teile des Sonnensystems besiedelt, darunter den Mond und den Mars, es existieren zudem weitere im System verstreute Kolonien und Raumstationen. Politisch bestehen jedoch erhebliche Spannungen. Auf der überbevölkerten und unter dem erhöhten Meeresspiegel leidenden Erde sind die Vereinten Nationen zu einer Weltregierung aufgestiegen, die auch den Mond und mehrere Stationen im Sonnensystem kontrolliert. Die meisten Bewohner (in der dt. Fassung Terraner) haben keinen Arbeitsplatz und sind für ihren Alltag auf eine staatliche Grundversorgung angewiesen. In den großen Städten wie New York City gibt es Elendsviertel und Slums.

Der Mars hat sich seine Unabhängigkeit von der Erde erstritten (offizielle Bezeichnung Martian Congressional Republic) und verfügt über ein beachtliches militärisches Potential, sodass eine Pattsituation herrscht. Die Marsianer sind ein sehr fokussiertes Volk. Viele sehen auf Terraner herab, die sie als faul und verwöhnt ansehen.

Sowohl die Erde als auch der Mars sind dringend auf die Ressourcen aus dem Asteroidengürtel angewiesen. Die sogenannten Gürtler (englisch Belter) betreiben Asteroidenbergbau, leiden aber unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen (saubere Luft und Wasser sind oft nicht ausreichend vorhanden) und weisen aufgrund der Schwerkraftbedingungen körperliche Verformungen auf. Hauptstützpunkt des Gürtels ist de facto der Zwergplanet Ceres, bedeutende Industriezentren sind Asteroiden wie Eros oder freifliegende Raumstationen wie Tycho, während der Jupitermond Ganymed der Nahrungsgewinnung dient. Eine militante Widerstandsgruppe namens Outer Planets Alliance (OPA) hat sich gebildet, die gegen die Erde und den Mars agiert und von den Vereinten Nationen mit allen Mitteln bekämpft wird. Die Eskalation des seit Jahren schwelenden Konflikts zwischen diesen drei Kräften scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. (Wikipedia)

Was mich wundert: Wir sehen zwar mind blowing spaceships, an denen man kaum etwas kritisieren kann, aber was die Gesellschaft und die Machtverhältnisse in der Zukunft angeht, haben Autoren offenbar keine Utopien. Es wird immer alles schlimmer oder bleibt wie es ist, nur die Technik wird ausgefeilter.

Da waren die sogar die Science-Fiction-Autoren der frühen Sowjetunion Mitte des 20. Jahrhunderts weiter.

Trotzdem: Sehr gute Unterhaltung!

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Autolos

fahrrad

Wenn man – wie ich – ein Fahrrad für jeden Anlass hat, braucht man kein Auto.

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Wird Tor illegal?

Heise: „Kaum hatte das Innenministerium ein generelles Verbot des Darknets gefordert, beschloss der Bundesrat eine Gesetzesvorlage zum Verbot von Darknet-Diensten und eine Lockerung des Briefgeheimnisses. (…) Es müsste also erst im Einzelfall geklärt werden, ob ein Zweck oder eine Tätigkeit darauf ausgerichtet ist, Tätern das Leben zu erleichtern – bis dahin fallen praktisch alle Tor- und VPN-Dienste unter Generalverdacht.“

Ich empfehle auch die Lektüre der Kommentare.

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Keine Toleranz!

autokorso

Ceterum censeo: Autokorsen sollte man verbieten, auch bei Hochzeiten. Das hier – vor dem Rathaus Spandau – ist nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz sowie ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Da können schon ein paar Jahre Freiheitsstrafe zusammenkommen.

Im Tagesspiegel lesen wir dazu: „Allerdings können die Polizisten wunderbar penibel sein, dass es eine wahre Freude ist. Es wurde außerdem nicht am rechten Straßenrand geparkt, es wurde gehupt, der Warnblinker wurde ohne Grund benutzt – das Tanzen auf der Straße ist das kleinste Übel. Aber auch dafür wird sich bestimmt ein Paragraph finden lassen, oder? Die Kennzeichen sind bekannt; die Halter werden kontaktiert. Zeugen sollen sich bitte melden unter 4664-272800.“

Ich fantasiere gleich weiter: In Kanada dürfen Angestellte der Stadt keine religiösen Symbole zeigen. „Bill 21 will prevent civil servants from wearing symbols such as head coverings like the kippah, turban, hijabs.“

Leider fordern das die Rechte. Ist die Linke in Kanada, wer auch immer das sei, nicht mehr für einen säkularen Staat?

Auch in Berlin nimmt die Hijabisierung der städtischen Krankenhäuser immer mehr zu.

Soll das heißen, dass die „Linken“ weltweit die Religionskritik vor und seit Marx jetzt außen vor lassen und stattdessen Toleranz gegenüber Religioten fordern? Nicht mit mir.

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Oralsex oder: Der Obrigkeit den Arsch hinhalten

oralsex

Via Twitter und Kölner Stadtanzeiger:
On the walls of Cologne City Hall, hidden under a larger statue of Archbishop Konrad von Hochstaden, is a carving showing a man giving oral sex to himself. It dates to around 1410 and no one really knows why it’s there.

Hat hier jemand eine Idee?

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CCC wird GmbH

ccc

Die Vereine Chaos Computer Club Berlin e.V. und Chaos Computer Club Köln e.V. fusionieren und gründen eine GmbH. Das meldeten der Heise Newsticker und diverse Medien heute morgen.

Linus Neumann, der Sprecher des Berliner Chapter der Hacker-Organisation, sagte der Presse, man habe mit den jährlichen Chaostreffs so viel Profit gemacht, dass die jeweils zuständigen Finanzämter mit dem Entzug des Vereinsstatus drohten. Der CCC sei vereinsrechtlich vergleichbar mit dem ADAC, dem ein ähnliches Schicksal drohe.

Ein Geschäftsführer der neuen GmbH wurde schon vorgestellt: Markus Till Sönke Ungerbühler, ein bekannter Hacker aus dem Rheinland.

Auch die „Engel“ der Chaostreffes werden nicht mehr unentgeltlich arbeiten müssen. Dafür wird eine straffe Hierarchie der Helfer eingeführt, der Leiter des Teams nennt sich künftig „Erzengel“.

Schon im Sommer soll die neue GmbH die Arbeit aufnehmen.

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Besuch beim Herrn der Unterwelt

mine san jose Oruro

Aus meinem Reisetagebuch vom 31.1.1980 Oruro, Bolivien:

Ein Microbus fährt zur Mine San José. Wir werden von einem Büro zum anderen geschickt. Der subgerente verweist uns zum gerente [Manager], der wieder zurück. Wir haben den Eindruck, dass sie Ausländer nicht gern da unten sehen.

Erst nach stundenlangem Palaver, als ich erkläre, dass mein Vater und meine Großväter auch Bergleute waren, bricht das Eis. Sie treiben einen ingeniero auf. Der rüstet uns mit Stiefeln, Lampe und Helm aus und begleitet uns in die Mine. Es arbeiten dort rund 700 Leute. Die Mine sei 400 Jahre alt. Gefördert werden Kupfer, Silber, Blei und Zinn.

Die Mine sieht teilweise aus wie eine Mischung aus Korallenriff und Tropfsteinhöhle. Das oxidierte Kupfer fühlt sich ganz weich an. Es gibt erstaunlich wenig Stempel. obwohl Flöze bis 80 cm abgebaut werden.

In einer Grotte sitzt el Tío, der „Heilige“ der mineros oder auch der Herr der Unterwelt. Ihm muss man etwas opfern, sagen sie.

Wir fahren mit zwei Aufzügen abwärts. Die Konstruktion ist recht wackelig, nur für fünf Personen, bis auf über 300 Meter Tiefe.

Die Bergleute sind bei somos Alemanes („wir sind Deutsche“) recht freundlich und schnorren erst einmal Zigaretten.

Man benutzt verschiedene Abbaumethoden, verbunden mit Sprengungen. Sie bauen die Erze meistens horizontal ab, teilweise maschinell, manchmal auch vertikal. Luftzirkulation fühlen wir, obwohl unser Ingenieur zwei Mal Gasalarm gibt.

Die Arbeitsbedingungen der mineros, die mit dem Presslufthammer arbeiten, sind schlecht. Es herrscht ein wahnsinniger Krach. Sie benutzen keinen Staubschutz, weil sie so schwitzen und auch noch Koka kauen. Ich werde aber trotzdem zum Fotografieren eingeladen.

Wir sind beeindruckt. Im Gästebuch sind wir die ersten überhaupt seit einem halben Jahr.

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Klasse C oder B?

elo

Es geht voran – in Richtung 1600! Die Elo-Zahl wertet die Spielstärke von Schach- und Gospielern.

Elo von 1600 bis 1799: Hierbei handelt es sich beim Schach um Amateure der Klasse B. Versierte Freizeitspieler können durchaus diese Spielstärke erreichen.
Elo von 1400 bis 1599: Hierbei handelt es sich beim Schach um Amateure der Klasse C. Hierbei handelt es sich meist um überdurchschnittliche Hobbyspieler.

1600 hatte ich schon mal, aber viel drüber geht nicht. Dazu müsste ich mehr Theorie pauken. Ausserdem spiele ich nur Blitzpartien.

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Cementerio de trenes

cementerio de trenes Pulacayo

Da bin ich im Führerhaus einer ausrangierten Dampflok (Potosi 1980). Ich habe lange gesucht, wo genau das ist. Fast alle Links gehen zum Cementerio de Trenes (Eisenbahnfriedhof) von Uyuni – da bin ich aber nie gewesen. Die obige Lok steht im Cementerio de trenes de Pulacayo.

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Dionysus, die Schlange und orgiastische Feten mit dem Stier

bus
Credits: Prof saxx [Public domain], via Wikimedia Commons

Und den stierförmigen Gott bracht
Er zur Welt, als er gereift war
Von der Zeit, kränzte mit Schlangen
Ihm die Stirn, daß die Mänaden
In die Haarlocken sich flechten
Dies gefangene Tier.

(Euripides: Die Bakchen)

Mythen haben mich immer fasziniert – kryptische, ja geheimnisvolle Erzählungen, deren wahren Kern man vielleicht entschlüsseln kann. Heute weiß ich, dass es immer um Astronomie geht, dass diese Tatsache aber nicht immer im Bewusstsein derer, die Mythen tradieren, präsent ist. (Ich sage nur: Hertha von Dechend und Die Mühle des Hamlet!)

Vor und parallel zum Mythos existiert der Ritus mit seiner Teilmenge „Tanz“. Bei Marija Gimbutas: Göttinnen und Götter des Alten Europa: Mythen und Kultbilder fand ich eine interessante Passage über stiergestaltige Gottheiten (schon im 5. Jahrtausend v. Chr. auf dem Balkan präsent), die den gebildeten Europäer natürlich sofort an Dionysus erinnern. Die alten Griechen machten dazu voll die Party. Gimbutas schreibt:

… bei diesen Feuerlichkeiten, in die Elemente hohen Alters eingegangen sind, erscheint Dionysos als Jahresgott. Bei den Winter- und Frühjahrsfeiern herrscht die Idee der Erneuerung vor; in dem Fest wird ein orgiastisches Szenario von ackerbäuerlicher Kultur mit Phallen, phallusförmigen Krügen, Schöpflöffeln und Kultschalen wiederbelebt, und der Stiermann (Dionysos) heiratet die Königin (Göttin).

Den im Januar angehaltenen Lenaia gingen die ländlichen Dionysia voran, bei denen Phalli in Prozessionen unter allgemeiner Lustbarkeit herumgetragen wurden, um die Fruchtbarkeit der Herbstsaat sowie der im Winter ruhenden Scholle zu befördern. Dem Bildnis des Dionysos wurden Opfergaben dargeboten (…); es wurden Priapuslieder und solche über Ziegen gesungen.

bus
Credits: Sailko, via Wikimedia Commons.

Der Sinn der Lenäen bestand darin, die schlummernde Natur zu erwecken (Deubner, 1956; James 1968: 142f.). Die Stadtdionysien im März dienten ebenfalls dazu, Fruchtbarkeit zu fördern; zu diesem Fest sandten alle Städte des athenischen Herrschaftsbereichs das vornehmliche Fruchtbarkeitssymbol, den Phallus, als einen Teil ihres schuldigen Tributes (Webster 1959: 59). Die Anthesteria schließlich waren ein Blumenfest zu Ehren des Dionysos, schlossen Trinkgelage ein und waren von ausgelassener Fröhlichkeit beherrscht. Der zweite Tag wurde Choes genannt, der Tag der Weinbecher. Der Wein wurde den Krügen entnommen und zum Heiligtum des Dionysos in den Sumpfgebieten gebracht; dort wurde er in kleinen Krügen schweigend an alle Bürger verteilt, die älter waren als vier Jahre. Nachdem jeder getrunken hatte, wurde die Frau des Stadtvorstehers im Bukoleion (Rinderstall), assistiert von Frauen, die dem Dionysos zugunsten ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, mit dem Gott vermählt. (…)

Ein Heiligtum des Dionysos, dessen Gebrauch bis ins fünfzehnte Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden kann, wurde auf der Insel Keos entdeckt (Caskey 1964: 326).

Man muss sich das alles bildlich vorstellen! Es gibt gefühlt drei Fatastillionen Filme und Dokumentationen über das antike Griechenland, aber das Thema bleibt immer ausgespart.

Apropos Stiergott und Astronomie: Das wird kompliziert.

Warum rufen die Frauen von Elis [ein Heiligtum des Dionysos] mit ihren Liedern Dionysos an, auf daß er mit seinem Stierfuß zu ihnen komme? (…) Weil in alten Zeiten der Sakralkönig des Mysteriendramas, der auf die Anrufung der Drei Grazien hin erschien, tatsächlich einen Stierfuß hatte. (Robert von Ranke-Graves: Die Weiße Göttin).

Die gesamte antike Welt kennt die Hochzeit des (stierköpfigen) Sonnenkönigs mit der Erdkönigin (oft: die Schlange). Man kennt das: Die zweite Jahreshälfte bringt die erste um, abgeschwächt: Der Sonnenkönig wird sakral gelämht und hat eine Hinkefuß wie Hephaistos.

So ein Ritual (im Bonsai-Format) habe ich selbst mitgemacht, als ich inkognito bei den Freimaurern war: Der Hinkende will immer von einer Welt in die andere.

Wenn wir das aber jetzt anfangen würden zu diskutieren, müssten wir vorher Ranke-Graves auch noch noch einmal studieren (639 Seiten). Oder wir lesen einfach die Bibel, Offenbarung des Johannes – aka Apokalypse (damit wurde ich schon in meiner Kindheit traktiert, aber mittlerweile gilt alles nicht mehr):

Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.

Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache [Schlange], groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde herab.

Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort geschaffen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen, zwölfhundertsechzig Tage lang.

Nun könnte ihr versuchen, diesen biblischen Mythos astronomisch zu entschlüsseln!

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