Rightwing free marketers

The Guardian: Boris Johnson has signalled his ruthless determination to deliver Brexit and stoked speculation about an early general election by sacking more than half of Theresa May’s cabinet and packing his team with Vote Leave veterans and rightwing free marketers.

Genau. Wer für den „freien“ Markt ist, ist immer auch rightwing. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.

By the way: Galt Boris Johnson nicht mal als fortschrittlich? Alkoholverbot im öffentlichen Verkehr? Mehr Fahrräder?

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Steine aus Glashäusern schmeißen [Update]

„Haltung zeigen gegen Rechts“ ist a) keine journalistische Haltung und b) schlechtes, weil Schwurbeldeutsch, liebe Sprechblasenfacharbeiter von Netzwerk Recherche! Wer im Glashaus sitzt…

(Sorry, aber ein guter Freund hat mal eine Frau, mit der ich was hatte, vor mir gewarnt: „Der legt sich mit allen an“. Vielleicht sollte ich mich doch lieber zurückhalten…)

[Update] Bei RTL dampft gerade die Kacke, wenn ich das mal so formulieren darf. „Über einen Zeitraum von knapp zehn Jahren hat der Reporter demnach sowohl die eigene Redaktion als auch die Zuschauer immer wieder systematisch und vorsätzlich getäuscht. (…) Zum anderen hat der Reporter mehrfach Menschen dazu überredet, Dinge zu behaupten, die ihnen niemals widerfahren sind oder Geschichten nachzuerzählen, die ihm Protagonisten, die nicht gefilmt werden wollten, berichtet hatten.“

Kontrollmechanismen? Har har. Ich bin froh, dass ich mit dieser Mischpoke nichts mehr zu tun habe.

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Yasuke, Daimos und Samurai [I]

yasuke
Credits: The Incredible Legend of the First Black Samurai

Die Fakten sind so: Es ist brüllend heiß, anstatt auf dem Wasser herumzupaddeln, was erst für morgen geplant ist, habe ich zwei Keller entrümpelt. Außerdem habe ich vier Tage Urlaub, aber keine Lust, an Büchern (under construction) weiterzuschreiben. Es wartet noch eine virtuelle Stadt in Second Life, die zu bauen ich die Ehre hatte beauftragt zu werden, aber alldieweil das eine entsetzliche Fummelei ist, für die sich eher die Kühle der Nacht eignet, muss ich das Publikum mit dem beliebten und total aktuellen Thema Feudalismus in Japan – oder doch nicht? behelligen; bitte aber, überhaupt gar nicht und nie an schwachsinnige Filme (außer an eine Szene) zu denken, die zwar dort handeln, in denen aber ein Scientologe herumschauspielert, den ich auf der Leinwand nicht ausstehen kann, wegen seiner allzuglatten Fresse und auch der Ideologie.

Das Thema ist für mich sehr interessant – insbesondere nach meinem Aufenthalt in Quedlinburg – und dient sozusagen als Vorarbeit zum Einen und Einzigen Wahren und Autorativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Feudalismus und wie er den Kapitalismus gebar und warum und warum anderswo nicht – der geplante Beitrag soll allem Widerspruch und Streit zum Thema ein Ende setzen.

(Die folgenden Thesen beziehen sich im wesentlichen auf John Witney Hall: Feudalism in Japan – a Reassessment, Cambridge 2009, zuerst erschienen 1962/63, abgedruckt in Heide Wunder; Feudalismus – 10 Aufsätze.) Hall referiert die Diskussion zum Thema ab den 1920-er Jahren.

Vorbemerkung 1:
The question of whether Japan can rightly be said to „have had feudalism“ is by no means settled. Although Westerners have been writing about „Japanese feudalism“ for well over a hundred years, the acceptability of this practice is still a matter of controversy among professional historians, notably among those who make the study of medieval Europe their specialty. To a long line of Western historians (…), however, there was no question about the appropriateness of placing the feudal label on Japan. Nor does the contemporary Japanese historian question a term which has become so important a part of his professional as well as everyday vocabulary. In a Japan in which the reading public is daily reminded that the „struggle against feudalism“ is still being waged, feudalism seems a present reality which by its very nature cannot be denied to have existed in Japan’s past. (Extract of John Witney Hall)

Vorbemerkung 2:
Wenn andrerseits die Naturalform der Grundrente, in Asien zugleich das Hauptelement der Staatssteuer, dort auf Produktionsverhältnissen beruht, welche sich mit der Unwandelbarkeit von Naturverhältnissen reproduciren, erhält jene Zahlungsform rückwirkend die alte Produktionsform. Sie bildet eines der Selbsterhaltungsgeheimnisse des türkischen Reichs. Zieht der durch Europa aufoctroyirte Freihandel in Japan die Verwandlung von Naturalrente in Geldrente nach sich, so ist es um seine musterhafte Agrikultur geschehn. Ihre ökonomischen Existenzbedingungen sind zu eng, um einer solchen Revolution zu widerstehen, und werden sich auflösen.

Vorbemerkung 3:
In allen Ländern Westeuropa’s [sic] ist die feudale Produktion durch Theilung des Bodens unter möglichst viele Untersassen charakterisirt. Die Macht des Feudalherrn, wie die jedes Souverains, beruhte nicht auf der Länge seiner Rentenliste, sondern auf der Zahl seiner Unterthanen, d.h. der Zahl der auf ihren Gütern ansässigen Bauern.*
* Japan, mit seiner rein feudalen Organisation des Grundeigenthums und seiner entwickelten Kleinbauernwirthschaft, liefert in vieler Hinsicht ein viel treueres Bild des europäischen Mittelalters, als unsre sämmtlichen, meist von bürgerlichen Vorurtheilen diktirten Geschichtsbücher. Es ist gar zu bequem, auf Kosten des Mittelalters »liberal« zu sein.

Marx bezieht sich auf H[ermann] Maron: Bericht an den Herrn Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten über die japanische Landwirthschaft. In: Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten [Monatshefte] (Berlin), Jg. 20, Bd. 39, von Januar 1862, pp. 44 u. 50, zit. nach: Justus von Liebig: Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. 7. Aufl. Th. 2, Braunschweig 1862, pp. 425 u. 432. Ich zitiere nach Das Kapital: Kritik der politischen Ökonomie | Erster Band Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals Neue Textausgabe, bearbeitet und herausgegeben von Thomas Kuczynski – jetzt wisst ihr auch, warum ich neulich fragte, wo ich Marx hineinschieben solle.

Das – IMHO ungelöste – Problem für Historiker, die sich an Marx orientieren (um das Wort „Marxisten“ zu vermeiden), ist: Die teleologische Idee, die Marx nie vertreten hat, es gebe die so genannte „Urgesellschaft“ (ein Begriff, der nur vermeiden will, genauer hinzugucken), danach die Sklavenhaltergesellschaft, danach den Feudalismus, dann den Kapitalismus, dann den Sozialismus, und das Ganze noch bitteschön zwangläufig, ist, obzwar unter Stalin noch Doktrin, schlicht und einfach Bullshit, und zwar noch nicht mal gehobener, sondern – ich wiederhole mich gern – totaler Quatsch, und ließ die Historiker der DDR, die sich die „Dritte Welt“ ansahen, verwirrt zurück.

Die Geschichte in Japan hätte sich ähnlich linear entwickeln müssen, und erstaunlicherweise völlig unabhängig von Europa. Jedoch gab es dort nie eine „Sklavenhaltergesellschaft“ – und auch der weltanschauliche Überbau – die Religion – ist nicht wirklich vergleichbar. Andererseits erkennt jeder erstaunliche – auch zeitliche – Parallelen zum europäischen „Mittelalter“ – die Kriegerkaste der Samurai entspricht in ihrer Funktion dem europäischen Ritter. Reminder: An important element of feudalism is arms-bearing as a class-defining profession. (Hall)

Sogar der Tenno als Charaktermaske entwickelt sich ähnlich – er hat immer weniger zu sagen und zu tun, bis die Warlords alles unter sich aufgeteilt haben und gegenseitig permanent Krieg führen. John Witney Hall schlägt als Arbeitshypothese vor, anstatt von einem japanischen Feudalismus vom Feudalismus in Japan zu reden – ein sehr praktischer Vorschlag, der vermeidet – wie auch in Mitteleuropa -, eine Gesellschaft nach einem Idealtypus zu beschreiben, sondern zunächst die historischen Fakten ernst zu nehmen. Feudalismus war in Mitteleuropa über mehrere Jahrhunderte die vorherrschende Produktionsweise – dennoch gab es immer noch freie Bauern und deren Genossenschaften.

Wenn es die Linearität der historischen Entwicklung nicht gibt, kann man auch die These, der Sozialismus folge zwangsläufig auf den Kapitalismus, in die nächste Tonne treten, was unter Linken für betretene Gesichter sorgt. Oder man sagt: Wenn die Chinesen uns in allem überholen (werden), ohne an dem tendenziellen Fall der Profitrate zu leiden, was dem Kapitalismus – auch dem staatlichen – immanent sein müsste, dann wäre das, was dem Kapitalismus in China vorausging, der einzig wahre Feudalismus, weil der am schnellsten den Kapitalismus wieder abschafft. Oder es ist alles ganz anders.

Wenn ihr den zweiten Teil zu lesen bekommt, setze ich die Lektüre diesen Teils voraus – sonst dürft ihr nicht kommentieren. SCNR

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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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Spielen ohne Spielzeug

Bilwi

Fotografiert in Bilwi aka Puerto Cabezas, Atlantiküste Nicaraguas, 1981.

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Was sonst noch im Internet geschah (und auch anderswo)


Symboldbild für die Zeitläufte

MintPressNews: „Afghan Opium Production 40 Times Higher Since US-NATO Invasion
About 90 percent of the world’s illegal opium is estimated to come from Afghanistan.“ Ich halte die Quelle nicht für seriös; die obige These bezieht sich auf die venezolanische Telesur. Vermutlich haben alle von RT International abgeschrieben.

Der Tagesspiegel provoziert mit hat ein paar Fakten zu den aktuell Eingewanderten: „Die meisten Flüchtlinge bringen starke demokratische Grundeinstellungen mit“. Das ist eine steile These, die sich aber offenbar verifizieren lässt. Die Zahlen:
85 Prozent kommen aus Ländern, in denen (…) die ganze oder große Teile der Bevölkerung terrorisiert wird, in denen Bürgerrechte nicht gelten oder Krieg herrscht. Ihnen ist Einiges widerfahren, nach unseren Erhebungen leiden viele unter posttraumatischen Belastungsstörungen, überdurchschnittlich oft sind davon Frauen betroffen. Fünfzehn Prozent haben Schiffbruch erlitten.

Wegen der hohen Risiken einer Flucht sind 70 Prozent der erwachsenen Geflüchteten Männer, die wiederum überwiegend jung und ledig sind. Der Familiennachzug wird deshalb in seinen Größenordnungen weit überschätzt – wenn Geflüchtete Ehepartner oder Kinder haben, dann sind sie bereits zu großen Teilen hier. 70 Prozent der Frauen, aber nur 30 Prozent der Männer haben minderjährige Kinder. (…) Sie sind im Schnitt besser gebildet und ausgebildet als die Bevölkerung ihrer Heimatländer, und zwar deutlich. (…) Migration bringt praktisch immer Dequalifikation mit sich. Aber wie gesagt, zum Teil gelingt es: etwa die Hälfte der erwerbstätigen Geflüchteten üben in Deutschland Fachkrafttätigkeiten aus, obwohl ihnen die beruflichen Abschlüsse fehlen.

Jetzt kommts: Es gibt tatsächlich etwas mehr Deutsche als Geflüchtete, die sich in Befragungen für das Führerprinzip aussprechen. Har har. Wohl und vermutlich wahr.

Die South China Morning Post vermutet die Triaden hinter den letzten Terrorangriffen auf die Protestbewegung. Interessante These, aber es werden keine Gründe genannt, warum die auf die Bevölkerung einprügeln sollten, außer, jemand hätte sie dafür bezahlt.

Die Leserschaft sollte mit dem Begriff Entebbe etwas anfangen können (vgl. auch ein Video der IDF auf Facebook).

Meedia.de: „Weil Facebook keine Gerichtskosten erstattet: Anwalt Steinhöfel lässt Konten von CDU und SPD pfänden“. Popcorn!

Für Schwindelfreie empfehle ich das fearless girl. I love it.

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WTF, wo soll ich Marx hineinschieben?!

das Kapital

Ahm… das erwischt mich jetzt auf dem falschen Fuße. Das ist doch kein USB-Stick? Obwohl die Größe hinkäme, aber mein Linux erkennt das Teil nicht. Womit soll ich das lesen bzw. wo soll ich das hineinschieben?

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Frauen- und Männersprachen

manga
Credits. Niabot/Wikipedia

Die Japaner kennen kein Patriarchat und sind die emanzipiertesten Menschen der Welt. Das müssten unsere sprachesoterischen Gender*sprechertheoretiker_/*Innen behaupten. Warum?

„Das Subjekt kann weggelassen werden – und dennoch gibt es weit mehr Möglichkeiten; „Ich“, „du“, „Sie“ etc. zu sagen als in europäischen Sprachen. Die Wörter kennen kein Geschlecht; bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Pluralbildungen. Auch an das Fehlen einer Deklination, einer Konjugation, eines Futurs und eines Konjunktivs in unserem Sinn muß man sich gewöhnen. Wenn man dann die Höflichkeitssprache(n) beherrscht, Frauen- von Männersprache unterscheiden kann, hat man die ersten Weihen schon hinter sich, ohne sich allerdings schon einen Akrobaten nennen zu dürfen.“ (Peter Pörtner: Die japanische Sprache – auch eine japanische Herausforderung. In: Konkursbuch. Zeitschrift für Vernunftkritik: Japan, Bd.1, Ein Lesebuch)

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Offene Grenzen und der Kapitalismus

Antonio Filipovic auf Facebook (Kommata korrigiert): „Ich will hier mal ein hypothetisches Szenario zur Flüchtlingskrise durchgehen. Angenommen, Europa würde von heute auf morgen beschließen die Grenzen zu öffnen und jedem Migranten, der nach Europa will, sofort ein Visum und Arbeitserlaubnis zu geben. Was würde da passieren? Ich habe häufig das Gefühl, dass viele Linken glauben, dass dann alle daherkommen, jeder von einander was lernt, die Migranten ein tolles Leben aufbauen, sich und uns gegenseitig bereichern und alle dann voll Happy sind. Nur leider macht niemand die Rechnung mit dem Kapitalismus. Meine These wäre dazu, dass durch denn massiven Zuzug von Migranten und billigen Arbeitskräften aus der dritten Welt es zur einer Verelendung unserer Gesellschaft kommt. Die Globalisierung in Europa führte dazu, dass die Slums und das Lumpenproletariat aus den vorherigen Jahrhunderten in Europa sich einfach in die dritte Welt verlagerten. Die Leute fliehen vor dem Elend des Kapitalismus der in Europa in der Form nicht mehr sichtbar ist. Wieso erwähne ich das? Ganz einfach. Ich glaube nicht, dass die Flüchtlingskrise durch offene Grenzen gelöst wird, sondern durch eine Auseinandersetzung des Kapitalismus. Solange der Kapitalismus in der Form weiter existiert, gibt es keine echte Lösung für die Flüchtlingskrise, daher brauchen wir in der Linken einen anderen Diskurs in der Migration und Flüchtlingsdiskussion. Alles andere ist nur Symptombekämpfung und eine Verschiebung des Problems.“

„Ich wünsche Ihnen eine gute Entwicklung da unten“. (Heinrich Lübke)

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Gutes Verrichten!

verrichtungsbox
Verrichtungsbox (Symbolbild)

Wörter, die aus dem Anus der deutschen Sprache ausgeschieden wurden: Verrichtungsbox, Migrationshintergrund, Durchführung, hinterfragen, Netzwerkdurchsetzungsgesetz.

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Doppeldenk: Dirtbag Left

dirtbag left
Credits: Branco – Americans for Limited Government (Medienkompetenz üben!)

Das wie gewöhnlich gut informierte Publikum wies mich auf einen Artikel in Sp¡ked hin: „Meet the anti-woke left“. (Tichys Einblick hat den Artikel ins Deutsche übersetzt. Wie hier erwähnt wurde, solle man auch die Kommentare lesen.)

Dazu passt der obige Cartoon. Auf Fratzenbuch kommentierte jemand: „Wenn Herr Lübcke sagte, ‚wenn euch das nicht passt, dann könnt ihr gerne auswandern‘, ist das Ausdruck demokratischer Gesinnung, wenn Trump dasselbe sagt, ist er ein Rassist.“

Ich weiß ja, wie das jetzt läuft. Deutsche Journalisten lesen nur bis zum oberen Abschnitt, dann haben sie sich ihre Meinung gebildet, wenn sie nicht eh schon – wie in den meisten Fällen – vorhanden war. Wie soll man jetzt diesen „Burks“ politisch einordnen? Er unterstützt Trump, seine rassistischen Statements, und liest auch noch Tichys Einblick, was wir alle nicht tun (nur heimlich), nach dem Motto: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern?!

So einfach mache ich es euch nicht. Ich schrob (Burks kann keine Rechtschreibung!) auch auf Fratzenbuch: Warum soll der Chef eines Ausschusses der herrschenden Klasse, der einen kapitalistischen Staat regiert, kein Rassist sein? Hitler war auch Vegetarier – und war der Nationalsozialismus deshalb besser? Ob Trump ein Rassist ist, ist genauso relevant wie der Farbe seiner Unterhose.

Das Kleinbürgertum, dass um seinen sozialen Status fürchtet, tritt – wie bekannt – nach unten und buckelt nach oben. Tichys Einblick etwa – das sagte ich schon – ventiliert die weltanschauliche Position des jammernden Kleinbürgertums (das sich selbst natürlich „Bürgertum“ nennt), das sich Illusionen über die Herrschaft des Kapitals machte und jetzt – Überraschung! – zwischen gemeinem Volk und herrschender Klasse immer mehr zerrieben wird. Die Krise des Kapitalismus wird zeigen, dass „Demokratie“, wie sie der Mainstream versteht, eben nur eine Illusion ist. Die Mittelklassen appellieren an die da oben, sich doch bitte an die Regeln zu halten, die angeblich common sense seien (keine Zensur usw.). Die herrschende Klasse ist aber eine Charaktermaske – sie interessiert das nicht.

In den USA wird es noch komplizierter. …a loose constellation of American leftists who reject the civility, piety and PC that has come to characterise much of the left. Schön, dass der Protestantismus erwähnt wird – da ist was dran. “ The majority of people are not woke“, explains Frost: „Why would we dismiss the majority of people as hopelessly reactionary?“ Richtig so. Das ist genau das, was auch Eribon und Christian Baron sagen.

Trump macht seine Sache aus der Sicht eines Propaganda-Experten sehr gut. Er setzt die Themen und Agenden, treibt die liberale journalistische Meute vor sich her (Skandal! Skandal! Wir empören uns!) und bedient gleichzeitig die eigenen Wähler (was sonst?).

Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass ich nicht woke bin und auch nicht sein möchte. Das hatte ich schon in der Kindheit im Überfluss. Den Rest überlasse ich der Leserschaft.

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Nicht nur Flinten-Uschi

Martin Sonneborn über das Personal im EU-Parlament – man weiß gar nicht, ob man weinen oder lachen soll.

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Gaseosas in Bilwi

gaseosas

Fotografiert in Bilwi aka Puerto Cabezas aka Bragman’s Bluff während der Alfabetisierungskampagne in Nicaragua 1981.

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Leere Lehrer et al

schild
Straßenschild in Reutlingen. Credits: Peter Glaser

Gestern beim Zahnarzt habe ich alle Berliner Tageszeitungen durchgeblättert, ob ich irgendetwas fände, was mich brennend interessierte. Leider war das Ergebnis negativ.

Was also sonst noch geschah:
Heise beschreibt die digital Leere in den Köpfen der Lehrer. Daran wird sich in den nächsten Jahrzehnten auch nichts ändern. Außerdem gehört der Wunasch nach Zensur zur – nicht nur protestantisch geprägten – deutschen Leitkultur. Typisch deutsch eben.

– Der Stern berichtet darüber, wie die britische Polizei einen Missbrauchsskandal vertuschte. Die Behörden wussten davon und deckten die Täter. Der Grund klingt absurd. Die Behörden wollten Rassenspannungen vermeiden, denn die Täter waren pakistanischen Ursprungs, die Opfer allesamt weiß. Weil sie aus Unterschichtsfamilien stammten, hatten sie keine Lobby und das Schicksal der „White Trash“-Mädchen kümmerte niemand – weder die Stadtverwaltung, noch die Polizei. (Die Geschichte ist nicht neu, sondern von einem Buch abgeschrieben.)

morning

– Karl Kobs schreibt auf Fratzenbuch: 6 Redakteure brauchte Der Spiegel, um herauszufinden, was der Volksdeutsche ohnehin weiß: dass der Jude die Politik gekauft hat. Die Bild tut etwas Gutes und startete zu Recht einen Shitstorm. Das ehemalige Nachrichtenmagazin rechtfertigt sich heute.

– Die Taz nimmt Beatrix son Storch in Sippenhaft. Der Artikel ist zwar informativ, aber erklärt gar nichts. Ihrer historischen Verantwortung nicht stellen will sich die derzeit wohl bekannteste Vertreterin der einstigen Adelsfamilie Oldenburg, Beatrix von Storch. Das ist nicht nur Deutsch des Grauens vom Feinsten – für diesen Satzbau sollte man den Autor Nikolaus von Oldenburg zehn Tage bei Wasser und Brot schmoren lassen -, sondern auch Quatsch.

Chinesische Volkszeitung aka Renmin Ribao: Am 11. Juli 2019 ist die erste durchgehende Hochgeschwindigkeitszugverbindung G319 von Chongqing nach Hongkong in Betrieb genommen worden. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt 1.520 Kilometer. Der neue Hochgeschwindigkeitszug legt die Strecke in 7 Stunden und 37 Minuten zurück. Wenn man deren Wirtschaftsnachrichten liest, wird einem ganz schwindelig.

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In Memoriam Walter Penzke

walter pentzke

Fotografiert in Leon, Nicaragua (1981). Auf dem Straßenschild steht der Name Walter Penzke, einer der Combatientes sandinistas (Facebook) in Leon, ermordet von den Schergen Somozas am 18. März 1977.

… Walter Pentzke, que fue mi responsable en Chinandega, y responsable también de que yo acelerara mi paso a la clandestinidad. A él lo asesinan una madrugada del 18 de marzo de 1977, en un puente que está en la salida hacia El Viejo, Chinandega.

Walter vivía en la casa de seguridad donde yo estaba, junto a Quxabel Cárdenas y la compañera María Lourdes Jirón „La China“, quienes eran las encargadas del Regional. Cuando cae Walter, me bajan la orientación de dejar la ciudad. Yo andaba semi-clandestino y aterrizo en León, donde había estudiado; allí me asignan los barrios La Providencia, El Laborío y el combativo Sutiava. Tuve el gusto de estar con la familia Bervis, que en ese tiempo fue un bastión para la lucha insurreccional y el sandinismo.

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Chica y perros

prinzapolka

Prinzapolka (vgl. 16.01.2011), La Mosquitia, Atlantikküste Nicaraguas, 1981

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Reise nach Jerusalem für Zeitreisende

New York Panorama

Eine ganz großartige und bildende „Spielerei“ hat sich die Standord University ausgedacht – eine interaktive Karte (The Stanfort Geospatial Network Model of the Roman World), um das Römische Reich der Antike zu bereisen und dabei realistisch zu berechnen, wie lange man braucht, sei es mit Eseln, Schiffen oder zu Fuß, dazu die Witterung als Variable.

IFLSience: Planes wouldn’t be invented until the American Revolution (according to Trump), however, meaning that the journey would take a lot longer in Roman times:

„The Fastest journey from Londinium to Ierusalem in January takes 53.5 days, covering 5,433 kilometers [3,375 miles]. Prices in denarii, based on the use of a faster sail ship and a civilian river boat (where applicable), and on these road options:

Per kilogram of wheat (by donkey): 22.74
Per kilogram of wheat (by wagon): 27.45
Per passenger in a carriage: 1897.51″

If you were to select the cheapest route, it would take you 98.4 days to complete a 6,129-kilometer (3,303-mile) journey. However, you would save yourself nearly 1,000 denarii per passenger, and 7 denarii per kilogram of wheat. And is it really a holiday if you aren’t shipping a wagonload of wheat back with you as a souvenir?

Pretty cool, indeed! Von Köln nach Jerusalem würde ich knapp zwei Monate brauchen, wenn das Schiff auf dem Mittelmeer nicht untergeht.

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Self-Surveillance oder: Wenn smarte Geräte sich prügeln

spybell

Ich habe heute ein wenig mit Technik herumgespielt, als Belohnung und Kompensation für zwei Mal Zahnarzt in zwei Tagen. [Alle Produkt-Links gehen zu Amazon o.ä.] Natürlich ging zunächst etwas schief, wie immer bei mir.

Warum habe ich mir das Gedöns angeschafft? Mich hat ständig genervt, dass Leute bei mir klingeln und ich entweder schlafe oder unter der Dusche stehe oder gar nicht da bin. Daher habe ich mir eine intelligente Türklingel besorgt: Ich kann mit jemandem, der draußen steht, reden und die Person immer auch sehen, und wenn jemand klingelte, kriege ich einen Alarm auf mein Smartphone. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Das Teil hat meinen Router auch gleich gefunden; die Installation ist bis auf Details auch für Laien machbar. („Laie“ heisst: Man muss zumindest einen Router konfigurieren können und wissen, wie man das 5-GHz-Frequenzband deaktiviert.) Bei mir kam erschwerend hinzu, dass der mit der Klingel gekoppelte Türgong Strom braucht und ich im Flur keine Steckdose hatte, die zu installieren, mitsamt der Leitung, einige Zeit in Anspruch nahm.

renkforce

Heute ging die SpyBell ständig offline und lieferte auf Anfrage keinen Videostream mehr. Wie das kam? Ich musste hin- und herüberlegen, bis ich was ahnte. Ich hatte mir schon vor einiger Zeit ein Renkforce Internet-Steckdosenradio gekauft. Ich höre nur beim Abwaschen, Kochen oder Duschen Radio und auch nur, was ich will – also keine deutschen Sender mit dummem und pseudojugendlichem Gequatsche. Das kleine Teil kann man überall, wo man Musik hören will, einfach in eine Steckdose stecken, wenn man es ein Mal mit dem Router verbunden hatte. Das Radio hat einen „Aus“-Knopf, aber die Macke, dass es ab und zu aus unerklärlichem Grund angeht – und man zu Tode erschrickt. Also habe ich eine „smarte“ Steckdose dazwischengeschaltet. Die Steckdose – also auch das Radio – schalte ich per Tuya-Smart-App an und aus. Kann nichts mehr schief gehen, dachte ich.

Kann doch. Wenn das Radio bzw. die „smarte“ Steckdose ausgeschaltet wurde, funktionierte auch die Türklingel nicht. Das Problem bekam ich erst in den Griff, als ich sowohl der Klingel als auch der Steckdose (es sind mehrere) feste IP-Adressen im Router zugewiesen hatte. Offenbar prügeln sich die smarten Geräte um die IP-Adressen, wenn die nach dem Ausschalten und Wiedereinschalten neu vergeben werden, und es gibt ein großes Kuddelmuddel und irgendein Teil bleibt übrig wie bei der Reise nach Jerusalem. Das war offenbar immer die Türklingel, vielleicht weil die am weitesten vom Router entfernt ist. (Ja, im SpyBell-Fucking-Manual wurde vor dem Problem gewarnt.)

Jetzt möchte ich wissen, wieviele „Laien“ das hinkriegen würden?! Schlagworte: DHCP-Server, IPv4-Adressen, Subnetzmaske u.v.a.m.. Da ist man gleich voller Vorfreude.

littlelf

Fehlt noch was: Dank meiner Littlelf WLAN Kamera kann ich mich jetzt selbst überwachen. (Auch die Littlelf zickt herum, weil sie ein per default eingeschaltete 5-GHz-Frequenzband nicht mag, aber dennoch sich mit ihm verbinden will.) Littlelf hat eine eigene App – von China lernen heisst eben Überwachung lernen – aber auch die Zukunft.

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Der Schoß ist fruchtbar noch

pogrom

Vintage Everyday: 30 Shocking Historical Photos of the Lviv Pogroms in 1941 – The city of Lvov (L’viv) in southeastern Poland was occupied by the Soviet Union in 1939, under the terms of the German-Soviet Pact. There were over 200,000 Jews in Lvov in September 1939; nearly 100,000 were Jewish refugees from German-occupied Poland. The Germans subsequently occupied Lvov after the invasion of the Soviet Union in June 1941.

Mir wird körperlich übel, wenn ich diese Fotos ansehe. Genauso fühle ich mich bei dem Anblick heutiger Faschisten, auch in der Ukraine, und bei Salonfaschisten. Alles das gleiche ekelhafte dumme Nazi-Pack.

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New York Panorama

New York Panorama

Blick vom Empire State Building nach Norden, New York, USA 1979

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Die Haare schön

indios

Fotografiert in Huancayo (3250m) in den peruanischen Anden, 1979

[Ich habe erst ungefähr die Hälfte meiner Lateinamerika-Fotos online. Sorry – da kommt noch mehr.]

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