Religioten, heimatlose Antikapitalisten und Miszellen

zug fällt aus
Symbolbild für deutsche Zustände

– Zum Auftakt: Geld ist da, es wird nur unnütz verballert. Das Original-Schwarzbuch kostet etwas. Die aktuellen Fälle schaue ich mir erst gar nicht an, das halte ich nicht aus.

Man kann die Wahl in Thüringen in einem Satz zusammenfassen: „Ein heimatloser Antikapitalismus stiftet irre Allianzen“. Exakt: Wenn die Partei „die Linke“ keine antikapitalistische Partei mehr ist, viele Leute aber irgendwie „gegen das System“ sind, kommt genau das heraus.

– By the way Corbyn und Labour Party: Pears Globale Real Estate enteignen!

Qutnyti (Dhaka, Bangladesh): „Time for Global Communists to Unite under Xi and the Communist Party of China“. Darauf komme ich noch zurück. (Hätte nie gedacht, dass ich mal etwas aus Bangladesh verlinke.)

– Das Internet (nein, nicht das „Web“!) wird 50 Jahre alt. Meine Website ist erst rund 20 Jahre alt – ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich angefangen habe – zuerst wohl auf Compuserve.

– Das Zitat des Tages ist von Richard Dawkins: Man müsse Relgion bekämpfen, wo immer es möglich ist. Das sag einer den Grünen oder den Religioten hierzulande – oder den Linken!

– Übrigens: benutzt jemand den Messenger von Facebook?

– Zum Thema „Die größten Kritiker der Elche:“ „A Swedish journalist who falsely accused WikiLeaks founder Julian Assange of ‘rape’ has been arrested after he was caught raping underage girls.“

– Ich will jetzt irgendwann zum Sambesi reisen. Back to the very roots.

– Vielleicht wäre Karl-Eduard von Schnitzler heute beim Antisemitenpack des BDS. Und kann sich noch jemand an den Antifaschistischen Schutzwall erinnern?

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Eine Zensur findet statt

Hat das schon jemand gelesen? „Sabotierte Wirklichkeit – oder wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird“.

Offenbar sagt der, was ich auch sage:

„Echte Zensur entsteht dann, wenn flächendeckend, immer wieder, über einen längeren Zeitraum medienübergreifend und dauerhaft zentrale Medien bestimmte Thesen, Stimmen und Sichtweisen unterdrücken.“ (Hervorhebungen im Original)“

„Der Habitus der Mittelschicht lässt oft den Hang erkennen, sich in die herrschenden Strukturen bestmöglich zu integrieren. Er ist auf Anpassung ausgerichtet, die Akzeptanz der Herrschaftsverhältnisse gehört zu seiner inneren Programmierung.“

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Kein kulturpessimistischer Diskurs

„Die Wähler über 60 verhindern einen Wahlsieg der AfD.“ Aha.

Ich vermute: Die CDU möchte an die Macht, egal wie, und wird mit der „Linken“ reden. Die Alternative: Ramelow regiert einfach ein Jahr weiter. Kann er.

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An einem Dienstag geboren

An einem Dienstag geboren

Ich empfehle uneingeschränkt mit mit höchstem Lob Elnathan Johns An einem Dienstag geboren (AfrikAWunderhorn).

Irgendwann hatte ich vorher zufällig irgendeine der Rezensionen gelesen und dachte, man müsste so etwas einmal konsumiert haben. Der Name des Autors kam mir bekannt vor.

Ich stimme den Rezensenten zwar zu, muss das aber noch steigern: Nein, es geht nicht primär um Boko Haram, obwohl der Roman im Norden Nigerias spielt und zahlreiche Wörter in Hausa vorkommen. Das ist ein exemplarischer Roman über eine Afrikaner, der in den Wirren des frühen 21. Jahrhunderts lebt – und, falls er das könnte und es einen zweiten Teil gäbe – vielleicht auch nach Europa auswandern würde.

Ich empfehle selten Romane, weil mir selbst selten welche gefallen. Dieser aber hat mich gefesselt. Ich habe zwei Tage in jeder freien Minute das Buch in der Hand gehabt und war enttäuscht, dass es irgendwann zu einem Ende kam. Wenn ich mich recht erinnere, ist mir so etwas nur bei Umberto Eco oder Rian Malan und noch wenigen anderen passiert. Man muss anmerken, dass die Übersetzung hervorragend ist, die lakonische Sprache kommt auch im Deutschen gut rüber. Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Aber so was von.

Ich wundere mich nur, dass die Jugendschutzwarte es nicht auf den Index gesetzt haben. Das letzte Drittel sollte man Jugendlichen nicht unbedingt zum Lesen geben – davon kriegten die Alpträume. Erinnert mich an Savior – den einzigen Film, den ich mir nicht wirklich angucken kann, weil er mein Nervenkostüm zerrüttet.

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Mein Passwort

password

Nur’n Vorschlag. (Credits: James Martin‎ | The Hac​ker Quar​terly)

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Caps Lock Day

caps lock day

HEUTE IST DER CAPS LOCK DAY!

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Sicherheit wird überschätzt

arbeitssicherheit

Ich hätte schwören können, dass ich dieses Foto hier schon veröffentlicht habe – das ist aber wohl nicht so. Aufgenommen in Quito, Ecuador, 1979.

Ich traute meinen Augen zuerst nicht: Die obere Leiter steht mit nur einem Balken auf der unteren, und der Mann hält sie mit einem Seil in der Balance, während der andere in Seelenruhe die Hauswand streicht. Ich frage mich, wie der überhaupt auf die Leiter gekommen ist?

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Alles Silly

tauentzien

Ich sollte schon seit Längerem wieder etwas Kluges von mir geben, Feudalismus und so zum Beispiel, aber ich musste mich mit allem Möglichem herumschlagen – dass mir meine Zimmertür entgegenkam und fast auf den Kopf fiel (in den 70-er Jahren machte man komische Scharniere) und dergleichen – auch der virtuellen Art – mehr.

Heute ist der vorletzte Tag meines Urlaubs, und ich habe beschlossen, nichts Sinnvolles mehr zu tun.

Bei Nike habe ich übrigens jetzt Schuhgröße 48. Gut, dass ich immer vorher anprobiere. Meine Adidas-Schuhe haben nicht lange gehalten, deswegen probiere ich jetzt die Konkurrenz aus.

Guten Merlot habe ich auch besorgt – im Konsumtempel des Westens. Mazel Tov!

Wenn Ihr mal richtig viel Zeit sinnlos verplempern wollt, dass versucht mal einen Teleporter von Erwin Solo in Second Life zum Funktionieren zu bringen. Dazu muss man ein Fucking Manual lesen, das kryptisch daherkommt – die deutsche Version ist völlig unbrauchbar (mein Client ist eh Englisch). Irgendwann – nach Stunden – habe ich es dann hingekriegt. Coole Sache, aber interessiert nur eine kleine zweistellige Zahl von Leuten.

silly german

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„Proserbisch“ oder: Clowns auf Hetzjagd

Zu Peter Handke hat derselbe schon 2010 das Nötige gesagt. Kein Wunder, dass der nicht mehr mit Journalisten redet.

Die FAZ spricht zu Recht von einem „Schauprozess“ gegen Handke.

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Force of Nature on the Hammond

Rick Wakeman and Jon Lord on Sunflower Jam 2011

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Lange nicht mehr so gute Musik gehört: Rick Wakeman and Jon Lord on Sunflower Jam 2011! Eine gute Gelegenheit, youtube-dl für Linux zu testen.

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Razzia [Update]

ibarra iglesia cetedral

Ibarra, Ecuador, Iglesia Catedral

Aus meinem Reisetagebuch, 23.11.1979:
In der Nacht bollert Militärpolizei gegen die Tür des Zimmers unserer Herberge. Razzia. Junge Burschen, die kaum lesen und schreiben können. Kontrollieren die Rucksäcke. H.s Messer verschwindet beinahe, die Herren akzeptieren aber ein „Geschenk“ von mir und lassen es ihm: Kohletabletten gegen diarrhea. Alle sind sehr neugierig und verhalten sich korrekt. Aber wir sind froh, als sie wieder draußen sind.

[Update] Man lernt doch nie aus. Ich habe erst jetzt festgestellt, dass man bei der Google Bildesuche ein Feature hat, um Bilder upzuloaden (das Kamera-Symbol) und die – per Algorithmus – untersuchen zu lassen. „Offiziell“ geht es darum, den Ursprung der Bilder eventuell festzustellen. Es kommt aber ganz etwas anderes heraus, wenn man das Foto oben hochlädt: Mögliche verwandte Suchanfrage: attalea speciosa. Ich weiß jetzt auch, um welche Palmenart es sich handelt.

Das ist ein bekanntes Problem bei „künstlicher Intelligenz“: Ein Computer erkennt nicht sofort, was auf einem Foto wichtig ist – hier eben weniger die Palme, sondern die Kirche – nicht immer ein Nachteil.

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Berliner Blutwurst

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Europas beste Blutwurst kommt aus Rixdorf, auch bekannt als Neukölln.

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Widerwärtige und Tyrannen und anderes Pack

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Symbolfoto für den Zustand der Welt, aufgenommen 1979 in Quito, Ecuador

Den Begriff Fake News habe ich immer recht albern gefunden, vor allem dann, wenn der von denen verbreitet wird, die selbst Lügen, Halbwahrheiten oder Unfug verbreiten. Gestern wieder der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Der Sender hatte falsch verbreitet, einer der Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Gro0beeren trete nicht mehr an.

Kachelmann wirft dem RBB-Inforadio vor, man würde dort frei erfinden. „Kachelmanns Kritik ist, dass es sich bei den Informationen auf der rbb-Webseite gar nicht um echte Messwerte handle, sie würden lediglich berechnet, was für Kachelmann das gleiche ist wie ‚erfunden‘.“

Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über den Versuch des Salonfaschisten Bernd Luckes, in Hamburg seine Antrittsvorlesung zu halten. Er würde mit Gebrüll daran gehindert und musste mit der Polizei aus dem Saal geführt werden.

Voltaire sagte dazu: Le droit de dire et d’imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse.
Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben.

Die Meinungsfreiheit gilt als einer der wichtigsten Maßstäbe für den Zustand eines demokratischen Rechtsstaates. „Eines der häufigsten Zitate zur Meinungsfreiheit wird dabei irrtümlich Voltaire zugeschrieben, entstammt aber tatsächlich der Biographie von Evelyn Beatrice Hall über ihn, um damit seine Überzeugung zu beschreiben:
I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it.

Ich halte dieses kleinbürgerliche Krawall-Pack, dass noch nicht mal jemanden aushalten kann, der die esoterischen Banalitäten der in Deutschland gelehrten „Volkswirtschaft“ von sich gibt, für unerträglich und reaktionär bis auf die Knochen. Und die Verantwortlichen von der Verwaltung der Uni sind feige – das ist ekelhaft.

Genauso zum Kotzen (Heise): „Bundesregierung finanziert türkeitreue Islamisten in Nordsyrien“.

Und now fore something completely different. National History Museum: „Wildlife Photographer of the Year 2019“. Die Fotos lohnen sich anzusehen – auch für die, die noch nie einen Vulpes ferrilata gesehen haben. (IFLScience hat auch was dazu.)

Und now fore something completely different. Mit dem Antisemitismus-Beauftragten von Baden Württemberg hat man wohl den Bock zum Gärtner gemacht, obwohl er auch manchmal ein Korn findet..

chica llorando
Symbolfoto für den Zustand der Welt, aufgenommen 1979 in Quito, Ecuador

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Apokalypse Now

Gute und zutreffende Analyse von Jutta Ditfurth: „Extinction Rebellion ist eine Weltuntergangssekte“.

„Die beiden maßgeblichen Gründer sind Roger Hallam (53) und Gail Bradbrook (47). Hallam war Biobauer, Bradbrook kommt u.a. aus der Tierrechtsszene. Die beiden und ihre mindestens zwei Dutzend Unterstützer*innen aus Konzernen und Stiftungen zogen XR wie ein großes PR-Projekt auf: ein runenhaftes Logo, drei Grundprinzipien und sonst wenig Inhalt. Sie sind ja nicht einmal gegen Atomenergie. (…) Sie haben eine sehr plumpe politische Strategie: Angst machen, Emotionen schüren, esoterische Schulungen und symbolische Blockaden.“

Und jetzt nie wieder ein Wort über diese Esoteriker.

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Unsensible Daten [Update]

Tagesspiegel: „Berliner Kammergericht hantierte leichtfertig mit sensiblen Daten“.

Man kriegt eine Gänsehaut, wenn man das liest. „Viele Juristen denken nicht ansatzweise über den sicheren Umgang mit Daten und ihren Rechnern nach. Es gibt weder Schulung noch Sensibilisierung und selbst wenn es sie gäbe, würden sich die von Berufs wegen unabhängigen Richter darüber hinwegsetzen. (…) Viele Richter arbeiten zu Hause – ein Privileg, das sie als Bestandteil der richterlichen Unabhängigkeit ansehen, obwohl es womöglich mit geltendem Datenschutzrecht kollidiert. Es ist dann unumgänglich, auch zu Hause mit personenbezogenen Daten zu hantieren und diese zu sichern. (…) Nicht auszudenken, wenn Berlin bereits die elektronische Akte hätte – dann wäre alles weg.“

In welchem Jahrhundert leben die eigentlich? Und wer ist verantwortlich? Wieso alles weg? Keine Backups?

[Update] Es ist alles noch viel schlimmer. Die Kommentare sind aber zum Teil besser als der Artikel.

Wie so etwas abläuft, kann man bei Heise nachlesen:

Am Montag, den 13. Mai, um kurz vor 15 Uhr öffnete ein Mitarbeiter eine Mail, die sich auf einen zitierten, echten Geschäftsvorgang bezog. Die Mail stammte scheinbar von einem Geschäftspartner und forderte dazu auf, die Daten im angehängten Word-Dokument zu kontrollieren und bei Bedarf zu ändern. Beim Öffnen des Dokuments erschien eine (gefälschte) Fehlermeldung, die dazu aufforderte, „Enable Editing“ anzuklicken. Dieser Aufforderung kam der Mitarbeiter nach – und das Unheil nahm seinen Lauf.
Im Hintergrund infizierte nämlich Emotet sein Windows-System und begann sofort, sein Unwesen im Heise-Netz zu treiben.

Mit Linux wäre das nicht passiert. Und Word-Dokumente sollte man grundsätzlich nicht verschicken. Ich nehme so etwas gar nicht an.

Diesen Kommentar fand ich am besten:
Das Grundproblem ist die Qualifikation der IT-Verantwortlichen. In den seltensten Fällen sind Admins studierte Informatiker, stattdessen werden Geschäftsstellenbeamte, Rechtspfleger, Richter, Staatsanwälte zu Admins erhoben, die eine Ausbildung „Learning by doing“ erfahren. Was ist der Grund? Geiz ist geil! Die Verantwortlichen in der Justiz, vorgeblich Minister/Senator und Staatssekretäre, Präsidenten der Gerichte haben keine Ahnung von IT. Man will aus Kostengründen nur Mindeststandards erfüllen. Die geringe Qualifikation der IT-Admin des Kammergerichts – die stellvertretend für die Justiz in Berlin, aber auch in den meisten anderen Bundesländern steht – zeigt sich schon, dass in der „Panikmeldung“ der Berliner Justiz von „Imotet“ statt von „Emotet“ berichtet und gewarnt wurde. Das ist an Peinlichkeit schon deswegen nicht zu überbieten, weil vor Emotet seit Monaten als wieder aktuell aufgerufene Malware allenthalben gewarnt wurde. Die vorgenannten Umstände sind der Grund dafür, dass überall im öffentlichen Dienst IT nicht funktioniert. Die gesamte Berliner Verwaltung ist mit einem Mix von Uraltrechnern und Uralt-Betriebssysteme/Software ausgerüstet, für andere Bundesländer gilt weitgehend nichts anderes.

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Walking in mouselook


Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Kasra – einer der drei Sims in Secondlife, die ich in den letzten zwei Monaten für Rollenspieler gebaut habe (vgl. Kasra – Fayeen).

Software: SimpleScreenRecorder für Linux, nicht bearbeitet (das ginge mit Shotcut). Secondlife client: Firestorm
Preferences/Graphics/Quality: Ultra. Avatar in Mouselook mode, nur nicht beim Türen öffnen). Die Videoqualität ist aber bei weitem nicht so gut wie im Original, kommt natürlich auf den Rechner und die Grafikkarte an.

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Verschlüsselt kommunizieren mit Localhost [Update]

verschlüsselt

Ich stoße jetzt auch eine neue Sicherheitsdebatte an. Die Textbausteine, die Politiker seit mehr als 30 Jahren zum Thema absondern und die unkritisch und unkommentiert von den Medien vervielfältigt werden, sind für mich nur noch Meme, über die ich kichern kann.

[Update] jetzt weiß ich auch, warum ich immer die Weltherrschaft erringen möchte.

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Wer wen? [Update]

Haaretz: „Assad Forces, Now Allied With Kurds, Push Into Northeastern Syria as Turkey Vows to Press On“.

Andererseits hat auch Israel die Kurden schon unterstützt. Israel und die Kurden haben vermutlich gemeinsam, dass sie sich die Freunde nicht aussuchen können und auf niemanden Verlass ist.

[Update] Al Jazeera hat auch was dazu.

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Tal vez el cóndor volará

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Aufstieg zum Vulkan Tungurahua, Ecuador 1979, bisher unveröffentlicht ( vgl. Aufstieg zum Tungurahua, 08.05.2011)

In Ecuador tobt eine Art Revolution, Generalstreik, Ausnahmezustand, Militäreinsatz – wie man das so kennt. Interessant ist, dass die Revolte nicht nur vom städtischen Bürgertum getragen wird, sondern vor allem von den indianischen indigenen Verbänden wie der Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador (CONAIE). Die ersetzen vor allem in den Andenstaaten die klassischen Organisationsformen des Proletariats. (Nur in Bolivien ist beides weitgehend identisch – auch mit traditionell weitaus stärkerer Militanz: Bergarbeiter sind immer extrem gut organisiert und die Speerspitze, wenn es um etwas geht.) Damit ist garantiert, dass auch das „Land“ einbezogen ist. Eine „Revolución Ciudadana“ würde schnell in sich zusammenbrechen.

Ich bin heute froh, dass ich die Reisen durch Lateinamerika damals – vor vierzig Jahren – gemacht habe. Heute wäre das kaum noch so möglich, außer man machte einen großen Bogen um alles, was nach Klassenkampf aussieht. Dazu empfehle ich noch einmal den Film „Und dann der Regen“ von Icíar Bollaín. Besser kann man das Dilemma auch eines politisch interessierten Reisenden nicht beschreiben.

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Markt von Otavalo, Ecuador 1979, bisher unveröffentlicht (vgl. Otavaleños, 15.01.2011)

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Deutschland im Herbst

herbst

Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1818

Ist ist zum Terroranschlag schon vieles von allen gesagt worden. Wenn man die so genannte rechtsextreme Szene seit 30 Jahren im Blick hatte (meine erste Reportage zum Thema schrieb ich 1989), fällt zuvörderst auf, dass sie die von Politikern, „Experten“ und den üblichen Verdächtigen abgesonderten Sprechblasen immer und immer wiederholen. Es gibt noch nicht einmal einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was genau das Problem sei.

Vor 20 Jahren gab es einen Aufstand der Anständigen, mit großem medialen Getöse – was ist daraus geworden? Was hat der bewirkt? Ich schrieb:

„Einen »Aufstand der Anständigen« kann es somit gar nicht geben, denn ein Aufstand ist immer unanständig. In den Augen der Herrschenden jedenfalls. Und seit wann macht die Mehrheit einen Aufstand? Und gegen wen? Ein »Aufstand der Anständigen« ist so sinnig, als forderten die Scientologen die Kassenzulassung.

Dennoch, ein Erfolg hätte so aussehen können: Der Rassismus und der Antisemitismus hätten abgenommen, vielleicht nicht, was die Einstellungen angeht, aber wenigstens das Verhalten betreffend. Die Anständigen waren sich aber noch nicht einmal einig, dass es gegen den Rassismus ging. Und heute befinden wir uns in einer Situation, die zu der Frage anregt: Warum hat sich trotz der zahlreichen Gesichtzeiger und der »Programme gegen Rechts« nichts geändert? Man könnte das »trotz« durch »wegen« ersetzen, wenn man nur boshaft genug wäre.

Oder darauf hinweisen, dass es ohne die Programme und unzähligen, meist unpolitischen Aktionen auf Volkshochschulniveau noch viel schlimmer gekommen wäre und die Braune Armee Fraktion schon in Bataillonsstärke ihre Wehrsportmanöver durchführte. Der »Aufstand der Anständigen« war ein gruppendynamisches Kuschelereignis mit dem kathartischen Effekt einer Beichte: Wir bekennen, dass wir böse waren, und nehmen, ganz christlich, die Schuld der braunen Kameraden auf uns, die leider beim Aufstand nicht mitmachen, und versprechen, fürderhin so brav zu sein, wie wir schon immer waren.

Der Antisemitismus wird ohnehin gern vergessen. Natürlich ist es anständig, auf Friedhöfen nicht die Grabsteine umzuwerfen. Darauf, und auf den Appell, bitte keine Gewalt und keine Synagogen abzufackeln, einigt man sich schnell. Solange Juden auf Friedhöfen liegen und ihre Habseligkeiten in Museen verstaut sind oder man nur ihre restaurierte Architektur vor sich hat und ein bisschen Klezmer für Pfarrerinnen und Fans der völkischen Folklore, gibt es keinen Streit. Aber sobald andere unangenehme Details zur Sprache kommen, etwa israelische Fahnen vor Gemüseläden im schönen deutschen Berlin oder Werbebanner der israelischen Armee auf deutschsprachigen Websites, fällt die Moral in sich zusammen. Und der Aufstand verkrümelt sich genau so schnell.“

Das hiesige Publikum erwartet hoffentlich nicht von mir, dass ich mich mit dämlichen Sprüchen befasse, die sich irgendwie mit Radikalisierung im Internet beschäftigen. Das ist unter meinem Niveau, wie Gerhard Polt richtig sagt. Ich kann mich sogar einem Kommentar der Bild-Zeitung anschließen:

„Vor wenigen Tagen noch ließen die Behörden in Berlin einen Attentäter laufen, der mit einem Messer eine Synagoge überfallen wollte – kein Haftgrund.

Wenn Juden in Deutschland angegriffen werden, fallen die Strafen meist lächerlich gering aus. Wenn Juden in Deutschland nicht an Bord einer arabischen Airline gehen dürfen, tut die Politik NICHTS“.

Interessanter Aspekt, der aber außer von mir so nirgendwo gesagt werden wird: Wozu haben wir einen Inlandsgeheimdienst, wenn es nur „Einzeltäter“ à la Breivik gibt? Ceterum censeo: Verfassungsschutz esse delendam.

Weiteres Fazit: Es gibt offenbar keine Journalisten mehr, die das rechte Milieu professionell beobachten. Der Spiegel schreibt: „Im Internet ist auch ein Manifest aufgetaucht, in dem detailliert Anschlagspläne beschrieben werden. Experten des International Centre for the Study of Radicalization (ICSR) in London haben es in einem rechten Forum entdeckt.“

Im Internet. In einem rechten Forum. Das ist ja supergeheim, das finden deutsche Journalisten natürlich nie.

Mehr fällt mir dazu nicht ein.

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