Human Rights Watch, reversed

Berliner Zeitung: „Human Rights Watch – Omar Shakir wird aus Israel ausgewiesen“.

Richtig so! Auch wenn die deutschen Medien die Juden wieder über Meinungsfreiheit belehren wollen und herummäkeln….
„Im November 2017 warf ihm die Regierung vor, in seiner Studentenzeit BDS-Aktivist gewesen zu sein. Kurz zuvor hatte die Knesset ein Gesetz verabschiedet, nach dem Nichtstaatsbürgern jede Art von Israel-Boykott verboten wird.“

So what?

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Deutschland im November, revisited

Revolution
Reprint vom 09.11.2008

Der heutige Tag, der 9. November, verkörpert wie kein anderer die deutsche Geschichte. Am 9.11.1848 wurde Robert Blum, ein Revolutionär aus Köln und Vizepräsident des Frankfurter Vorparlaments, in Wien erschossen. Blum war während der Märzrevolution 1848 Vertreter des republikanischen Flügels und würde heute von der CDU als „Linksextremist“ diffamiert werden. Man sieht: Die Rechte ist sich immer treu geblieben in Deutschland.

Jedes Schulkind sollte heute etwas von den Novemberpogromen 1938 gehört haben – die größten antisemitischen Ausschreitungen im „Land der Dichter und Denker“ seit dem Mittelalter. 2000 Jahre christlicher Antijudaismus war die Basis, ohne die der organisierte Judenmord nicht denkbar gewesen wäre. Auch das wird gern verschwiegen. Die heutigen Evangelen haben gerade ihre Reformation in der Kirche gefeiert, an deren Mauern noch heute die Judensau zu sehen ist.

Am 9. 11. 1989 fiel die Berliner Mauer. Am 9.11.2001 beschloss der Deutsche Bundestag das Anti-Terror-Paket, in dem unter anderem das Religionsprivileg im Vereinsrecht abgeschafft wird, um das Verbot „islamistischer“ Organisationen zu ermöglichen. Am 9.11.2007 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. Es scheint, als sei der 9. November ein Schicksalstag, an dem mit großer Wahrscheinlichkeit irgendein Unheil in Deutschland geschieht.

Mein Lieblingsdatum ist aber der 9.11.1918 – die deutsche Revolution. Die scheiterte leider, wie alle Revolutionen in Deutschland. Aber die Guten haben es immerhin versucht. Diese Revolution mag ich besonders, weil sie so gar nicht typisch deutsch ist, außer in ihrem Ende. Ich hätte gern in jenen Tagen gelebt, aber ich wäre vermutlich schnell erschossen worden und könnte daher heute nicht bloggen.

Auf der Website des Deutschen Historischen Museums zum Thema lesen wir: „Am Morgen des 9. November erreichte die Revolution die Reichshauptstadt. Aufgerufen von Revolutionären Obleuten, zumeist dem linken Flügel der USPD nahestehende Vertrauensleute in den Betrieben, traten die Berliner Arbeiter in den Ausstand. Zu Hunderttausenden formierten sie sich zu gewaltigen Demonstrationszügen durch das Zentrum. Ihnen schlossen sich die Soldaten der drei Jägerbataillone an, die zu diesem Zeitpunkt als einzige Truppen in Berlin stationiert waren. Auf Flugblättern bekundeten die Demonstranten ultimativ ihren Willen zum Bruch mit dem monarchischen Obrigkeitsstaat und zu einer umfassenden Neugestaltung der politischen Verhältnisse.“

Die Revolution endete, wie die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser sicher wissen, in der Ermordung der Anführer der Linken, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Es muss unbedingt erwähnt werden, dass die Mörder Liebknechts und Luxemburgs, die namentlich bekannt sind, vor Gericht freigesprochen wurden. Das Urteil wurde vom SPD-Minister Gustav Noske unterschrieben und gebilligt. Man müsste heutige Sozialdemokraten mal fragen, ob sie wissen, wer Noske war und welcher Partei er angehörte.

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9. November et al

schönbach

Reprint vom 18.11.2017

Woran ist die Weimarer Republik untergegangen? Es gibt eine Antwort, die allgegenwärtig ist. Die jeweilige Bundesregierung, Wikipedia, die Bundeszentrale der politischen Bildung, die Mehrheit der deutschen Historiker, alle Medien (mit wenigen, aber irrelevanten Ausnahmen), die Macher der Schulbücher und Materialien für Schüler – alle sind mehr oder weniger der gleichen Meinung, oder sie geben so viele Ursachen an, dass gar kein Standpunkt mehr zu erkennen ist.

Das ist doch merkwürdig, oder? Was wäre, wenn alle irrten oder die historische Wahrheit keine Chance hätte, den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen?

Ich empfehle Karsten Heinz Schönbach – für alle, die die Fakten zum Thema wissen wollen und auch die, die sich mit der Geschichte der Weimarer Republik beschäftigen.

Warnung: Das Buch ist Wissenschaft vom Feinsten, also gespickt mit Quellen und Aktenauszügen, 658 Seiten lang. [Inhaltsverzeichnis] Ich habe mehrere Wochen gebraucht, um es komplett durchzulesen. Es war die Mühe wert.

Dass sich kein großer Verlag finden ließ und sich die Medien mit Rezensionen sehr zurückhalten, kann bestenfalls im ersten Moment überraschen. Je mehr man sich in Karsten Heinz Schönbachs Untersuchung »Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926–1943« vertieft, desto weniger vermag einen das jedoch noch zu überraschen. (Heinz W. Pahlke)

Schönbach ist der erste Historiker, der Firmenakten auswerten konnte, die beweisen, dass ohne die finanzielle Hilfe der deutschen Konzerne die NSDAP nicht an die Macht gelangt wäre. (Ja, vorher hat das niemand gemacht!) Die Mehrheit des deutschen Kapitals wollte das oder nahm es billigend in Kauf, weil es ihren Interessen diente.

Äußerst interessant fand ich auch die Passagen, die anhand zahlreicher Firmenakten, Augenzeugenberichten, Briefen und Protokollen belegen, dass Hitler und die NSDAP-Führung bewusst „sozialistische“ Parolen übernahmen, um Wähler zu bekommen, das aber gegenüber den Vertretern des Kapitals zurücknahmen und relativierten. Alle Kapitalisten, die Geld gaben, wussten, dass es den Nazis damit nicht ernst war. Die NSDAP wir sogar schon pleite und hätte ohne die großzügigen Spenden des Kapitals keinen Wahlkampf mehr machen können.

Die „offizielle“ Theorie wird sich aber nicht ändern lassen, weil sie nicht auf Fakten beruht, sondern auf Ideologie. Geschichte, das beweist Schönbachs Buch, ist immer die Geschichte, wie sie die jeweils Herrschenden sehen wollen. Alles andere wird unter den Teppich gekehrt, auch wenn die Tatsachen etwas anderes sagen. Das ist heute genau so wie damals.

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Fotógrafo

fotograf

Fotografiert in Lima, Peru, Ende Juli 1984. Leider kann man aus dem Foto (Dia) nicht mehr herausholen, die Kontraste sind zu stark.

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Online durchsuchen

Bundestrojaner

Heise: „Wie Geheimdienste Cyberattacken durchführen – Ein Ex-FBI-Agent spricht über staatliche und nichtstaatliche Cyberangriffe, deren Zuschreibung und den Sony-Pictures-Hack.“

Komisch. Der spricht gar nicht über das Von-fern-auf-fremde-Rechner-zugreifen-und-online-durchsuchen!? Woran kann das nur liegen?

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Proletarier aller Milieus, vereinigt euch!

pyramids
Symbolbild für alles

Interessanter Artikel von Dennis Graemer, leider in Gendersprache und mit Geschwurbel: „ProletarierInnen aller Milieus, vereinigt euch!“

Bordieu, Eribon, Baron – das hiesige Publikum kennt das Thema schon.
Die Milieutheorie Bourdieus kann beschreiben, wie Menschen und Menschengruppen mit jenem Machtgefälle umgehen, das der Kapitalismus hervorbringt. Die marxistische Theorie kann mehr. Indem sie auf die strukturelle Logik des Kapitals verweist, legt sie offen, warum Klassen überhaupt existieren.

Der Vorwurf, die linken Gruppen würden aus „Mittelschichtkindern“ bestehen, kann überhaupt nur auf der Grundlage der Bourdieu’schen Theorie erhoben werden. Mit dem Marxismus, der die Zugehörigkeit zu einer Klasse auf Grundlage der Stellung im Produktionsprozess definiert, ist er unvereinbar. Marx erkennt mit dem Kleinbürgertum durchaus die Existenz einer „mittleren“ Klasse an, die sich zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat befindet; Doch er hat etwas völlig anderes im Sinn als jene gefühlslinken Möchtegern-KlassenkämpferInnen, welche die Kinder von LehrerInnen und IngenieurInnen als „kleinbürgerlich“ diffamieren. Marx definiert das Kleinbürgertum nämlich schlichtweg als Klasse jener, die Produktionsmittel besitzen und ihre Arbeitskraft deshalb nicht an andere verkaufen müssen, jedoch im Gegensatz zur Bourgeoisie keine ArbeiterInnen beschäftigen. Wer seine Arbeitskraft verkauft, statt von den eigenen Produktionsmitteln zu leben, ist keine KleinbürgerIn, sondern Mitglied des Proletariats.

Dem stimme ich nicht zu, obwohl die Frage an sich richtig ist. Die antisemitische Politsekte MLPD hat daraus den Schluss gezogen, marginalisierte Intellektuelle seien jetzt auch das revolutionäre Subjekt und „natürliche“ Verbündete der Arbeiterklasse, da nach der klassischen Definition von Marx jemand, der keine Produktionsmittel besitze, eben Proletarier sei. (Man könnte auf ähnlichem „Niveau“ behaupten, die Klassenbasis der Studenten von heute sei das Kleinbürgertum und das Beamten- und Angestellten-Milieu – vgl. Bordieu-, also ein Haufen opportunistischer Reaktionär*_&Innen, die man getrost ignorieren kann.)

Wer es demgegenüber ernst meint mit der sozialistischen Sache, ist bereit zu akzeptieren, dass das revolutionäre Subjekt, die proletarische Klasse, nicht als existierende Gemeinschaft im Bestehenden vorgefunden werden kann, sondern vielmehr erst im Prozess des Klassenkampfes zu sich kommt.

Aber warum kommt es nicht zu sich? (Und, realistisch gesehen – vermutlich zu allerletzt in Deutschland.)

Aus der Perspektive der KommunistInnen gilt: Theoretische Aufklärung und praktische Interventionen sind notwendig, um aus einer bunten Ansammlung von Milieus, religiösen Gruppen, nationalen Kulturen und urbanen Subkulturen die Klasse für sich zu schmieden, die Vollstreckerin der universellen Emanzipation.

Nein, das ist nicht so. Das ist Voluntarismus – die revolutionäre „Elite“, die mehr weiß als die Masse, bringt der das Schöne, Gute und Wahre bei. Falsch geraten. Lenin, ick hör dir trapsen.

Bevor die Linke überhaupt an einen solchen Klassenkampf denken kann, muss sie verinnerlichen, dass die proletarische Klasse nicht durch ihre Kultur bestimmt wird, sondern durch ihre Position innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise.

Richtig, obwohl man zum „Verinnerlichen“ protestantische Ethik brauchte. Gendersprache ist auch Kultur, also überflüssig. Statt die Spaltung der ArbeiterInnen noch weiter zu befördern, müssen sich Linke auf das konzentrieren, was die Klasse vereint.

Quod erat demonstrandum.

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Unbelehrbar

djv

Die sind einfach unbelehrbar – und dumm dazu.

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Gehen Sie (selbst)!

vantage
Plaza San Francisco, Quito, Ecuador, fotografiert November 1979

AKK möchte „im Indo-Pazifischen Raum“ aktiv werden. Die Idee stammt aber von Merkel.

Das wird wohl auf eine Hunnenrede light hinauslaufen. Ich bin dafür, dass alle, die kriegerische Handlungen vorschlagen, selbst mit gutem Beispiel vorangehen. In diesem Sinne: Vantage!

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Swing Voters

Interessanter und wohltuend sachlicher Artikel in der New York Times über die US-amerikanischen Wechselwähler: „Meet the Swing Voters Who Might Decide the 2020 Election – Men are now likelier to be undecided than women.“ Trump wird wiedergewählt werden. I told you so.

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Computational Thinking

NSA

Schöne Meldung auf Spiegel online: „Drei von zehn Schülern können nur ‚Links anklicken und ihr Handy streicheln'“. Quelle: „Computer- und informationsbezogene Kompetenzenvon Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking“.

(Die Quelle ist nicht kompetent, gutes Deutsch zu schreiben. Just saying.)

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Verirrtes

Nur mal kurz zwischendurch: Mario Vargas Llosa: El lenguaje inclusivo es una aberración. (Gendersprache ist eine Verirrung). Bien dicho, amigo!

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Alter!

dürers mutter
Albrecht Dürer: Bildnis der Barbara Dürer

Die Lebenserwartung in Russland steigt dramatisch – von nur 57 Jahren bei Männern noch 1994 auf jetzt 68 Jahre und bei Frauen auf 78 Jahre.“ (Lebenserwartung Sowjetunion – USA 1970-1988)

Die Lebenserwartung in den USA sinkt weiter: „2015 wurde eine Lebenserwartung bei Geburt bei Frauen und Männern von 78,8 Jahren ermittelt, 0,1 Jahre weniger als 2014. Bei den Männern war der Rückgang mit 0,2 auf 76,3 Jahre höher als bei den Frauen, wo die Lebenserwartung um 0,1 auf 81,2 Jahre fiel. Dabei gibt es die bekannte Kluft nicht nur zwischen Frauen und Männern, sondern vor allem zwischen besser Gebildeten und den Reicheren gegenüber schlechter Gebildeten und Ärmeren. Wer reicher ist, kann statistisch mit einer um bis zu einem Jahrzehnt höheren Lebenserwartung rechnen.“

Die Lebenserwartung in der VR China ist höher als die der USA. (Länder weltweit im Vergleich)

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Im Auftrag oder: Bürgerliche und andere Presse

sabotierte Wirklichkeit

Habe gerade Marcus B. Klöckners Buch Sabotierte Wirklichkeit: Oder: Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird gelesen. Auch wenn man schon Ähnliches zum Thema konsumiert hat, sollte man es kennen.

Ich schrieb am 03.01.2019: „Uwe Krüger zum Beispiel behauptet in seinem Buch Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten, dass die Mehrheit der Journalisten die Sicht der herrschenden Klasse übernehme. Ich gehe sogar weiter: Mehr als 95 Prozent aller deutscher Journalisten haben sich mit dem Kapitalismus nicht nur arrangiert, sondern halten ihn für das teleologische Ziel der Geschichte. Danach kommt nichts mehr, vielleicht nur noch das jüngste Gerücht Gericht.“

Wenn man das „wissenschaftlich“ mit zahllosen Beispielen noch einmal bestätigt haben will und wenn man wissen will, wie offene und verdeckte Zensur funktioniert, muss man Klöckner zu Rate ziehen.

Klöckner setzt die Thesen und Erkenntnisse Pierre Bordieus und seines Opus magnum Die feinen Unterschiede um.

(Für diejenigen des hiesigen Publikums, die eine umfassende humanistische Bildung noch wertschätzen, seien die Books of the XX Century“ des ISA World Congress of Sociology empfohlen – mir reichen aber Elias und Weber. Bordieu muss man kennen, aber Altvater Marx hat das auch schon alles gesagt, nur mit anderen Worten. Die Kritik Bordieus an Marx teile ich nicht: Ohne die „marxistische“ Konzeption der sozialen Klasse und des Klassenbewusstseins gäbe die es die Fragestellung Bordieus gar nicht. Marx hat sich aber mit dem Problem, wie Klassenbewusstsein entstehe und wie sich das im Überbau, zu dem auch die Medien gehören, widerspiegelt, nur marginal beschäftigt. Eribon und Christian Baron sind von Bordieu stark beeinflusst worden und haben auch eine vergleichbare Biografie.)

Zensur in einem System freier Medien bedeutet, dass bestimmte Perspektiven, Meinungen, Themen und Informationen bewusst oder unbewusst von Journalisten aufgrund von sozialstrukturellen, sozialisationsbedingten, weltanschaulichen Ursachen und Antrieben medienübergreifend dauerhaft und weitestgehend nicht dem Diskurs zugänglich gemacht werden. (…) Diese Zensur entsteht dann, wenn eine Vielzahl von Journalisten über eine sehr ähnlich bis identische weltanschaulich geprägte Wahrnehmungs- und Denkweisen verfügen und diese kollektiv handlungsleitend bei der Selektion [sic, „Auswahl“ hätte es auch getan], Einordnung und Gewichtung von Informationen, Nachrichten und Ereignissen sind. (Klöckner S. 25f.)

Beispiel: Wann zuletzt wurden in einer deutschen TV-Talkshow die Begriffe Klasse, Klassenbewusstsein oder gar Klassenkampf (class struggle im Englischen) benutzt? Gar nie. Aber nicht, weil das jemand verboten hätte.

Durch transformierte Verinnerlichung der äußeren (klassenspezifisch verteilten) materiellen und kulturellen Existenzbedingungen entstanden, stellt der Habitus ein dauerhaft wirksames System von (klassenspezifischen) Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata dar, das sowohl den Praxisformen sozialer Akteuer als auch den mit dieser Praxis verbundenen alltäglichen Wahrnemung konstitutiv zugrund liegt. (Die Definition von Bordieu; da das Original Französisch ist, verzichte ich darauf, das Geschwurbel in verständliches Deutsch zu übersetzen.)

„Habitus“ ist nichts anderes als das „marxistische“ Klassenbewusstsein. DerHabitus der Mittelschicht [aus der die große Mehrhheit der Journalisten stammt oder in die sie aufsteigen wollen, B.S..] lässt oft auch den Hang erkennen, sich in die herrschenden Strukturen bestmöglich zu integrieren. (…) Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Akteure, die sich in ihm bewegen, solidarisiert sich, wenn es darauf ankommt, eher mit den oberen Schichten als mit den unteren. (Klöckner, 33ff.) In der diesem Blog eigenen drastischen Sprache könnte man sagen: Allesamt Opportunisten – mit Ansage und mit Ausnahmen.

Das gilt auch für den ebenso von Bordieu stammenden Begriff „Feld“ (der, wenn er kein Fachjargon ist, eher für Bläh- und Furzdeutsch steht). Das Feld hat sichtbare und unsichtbare Grenzen,…die für die Akteure, die sich in ihm bewegen – insbesondere die Neuankömmlinge – nicht oder nur durch intensive Kämpfe überwunden werden können. (Klöckner, S. 60)

Die handlungsanleitenden, tief internalisierten Glaubensüberzeugungen führen dazu, dass viele Journaliste die Zensur, die sie ausüben, als solche nicht ansatzweise erkennen. (Klöckner, S. 65)

Journalisten akzeptieren die zum großen Teil von ihnens elbst in einem Akt des vorauseilenden Gehorsams gezogene „rote Linie“ in der Hoffnung – etwas zugespitzt formuliert – Belohnung „von oben“ zu erfahren. (Klöckner, S. 208)

Jetzt haben wir ein Problem: Fast alles richtig, was Klöckner schreibt. Es gibt aber keine Lösung. Wenn alle Journalisten bewusst oder unbewusst „parteiisch“ sind (Mittelschicht/rotgrünliberal), könnte man das Kind mit dem Bade ausschütten und gerade das gleich fordern. „Was man nicht verhindern kann, kann man auch gleich begrüßen.“ (Japanisches Sprichwort)

In den Staaten, die sich sozialistisch nannten, und im heutigen China ist es ohnehin so – der Rahmen war/ist der „Parteiauftrag“. Objektivität ist also die Lebenslüge des Journalismus, wie Demokratie im Kapitalismus auch nur der formale Rahmen ist, in dem sich die Minderheit der Herrschenden letztlich durchsetzt. Die Medien – ein Teil der Überbaus – sollen das positiv orchestrieren.

Meint jemand ernsthaft, ein Journalist könne die Systemfrage in den Mainstream-Medien stellen? Das macht der nur einmal, danach wird man exkommuniziert, das heisst: vom Diskurs ausgeschlossen. Das fällt nur deshalb nicht auf, weil es auch keine linke Partei gibt, die das macht.

Ceterum censeo: Ich bin dafür, wieder den Begriff „bürgerliche Presse“ zu benutzen. Das bringt es auf den Punkt, obwohl die Nachgeborenen vermutlich mit bourgeois gar nichts anfangen können.

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Colorido

amantani

Fotografiert auf Amantani, einer peruanische Insel im Titcacasee. Dort habe ich im April 1984 eine Woche bei Quechua-Bauern verbracht.

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Wer wählt nationalsozialistisch?

Sehr interessant ist die Frankfurter Zeitung vom 01.11.1929: „Wer wählt nationalsozialistisch? (…) Es sind die Leute mit dem kurzen Gedächtnis… (…) Es sind die Leute, die innerlich so durcheinander gebracht sind, daß sie kritiklos auf jede Hetze reagieren und jeden Schwindel glauben, der ihnen von skrupellosen Spektakelmachern vorgesetzt wird.“

Kommt jemandem das bekannt vor? In Thüringen sind sie auch innerlich durcheinandergebracht – aber das habe ich nicht anders erwartet.

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Chillen

alkohol
Beim Drogendealer meines Vertrauens

Ich habe jetzt vier Nachtschichten vor mir, davon drei mit 12 Stunden. Erwartet nicht allzuviel Kluges und Geblogtes von mir. Ich muss mich ausruhen. (Ja, ich weiß, die Überwachungskamera hatte noch keine Winterzeit – ist schon geändert.)

alkohol

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Ese miedo te hace buscar lo auténtico en la suerte de torear

stierkampfstierkampf

Ich war nur einmal im Leben bei einem Stierkampf, das reichte mir auch. Fotografiert in Quito, Ecuador, 02.12.1979.

Ich habe noch den Tagebucheintrag wiedergefunden:
1. Stiere wiegen ca. 450 kg, werden zuerst von „Hilfstoreros“ mit Muletas wild gemacht. 2. Es erscheinen Reiter mit gepanzerten Pferden, denen die Augen verbunden sind (und angeblich die Stimmbänder zerschnitten), sie verletzen den Stier mit einer Lanze im Nacken. 3. Torero zeigt seine „Kunst“ und ermüdet den Stier. 4. Torero holt sich den Degen und sticht dem Stier in den Nacken. Wenn der richtig getroffen wurde, bricht er nach ca. 30 Sekunden zusammen. 6. Ein „Metzger“ wühlt im Kopf des Stieres herum. 7. Wenn der Torero gut war, schneidet ein kostümierter Typ die Ohren des Stieres ab. 8. Der Stier wird abtransportiert und kriegt entweder Beifall oder Pfiffe.

Einige Mitspieler sind schlecht: Die Picadores setzen die Spieße zu weit hinten an, so dass der Stier blutet, oder treffen gar nicht. Die Reiter sind so ungeschickt, dass sie das Pferd vom Stier verletzten lassen. Die Toreros treffen nicht mit dem Degen. Ein Stier nahm einen Torero auf die Hörner. Der letzte Torero tötete den Stier mit nur einem Stoß.

Reaktion des Publikums teilweise unverständlich: Wenn die Stiere nicht kämpferisch genug sind, wird nach dem comisario (?) gerufen. Ein Stier muss wieder hochgezerrt werden. Publikum ist sehr patriotisch, singt die Nationalhymne mit und trägt Hüte mit „Viva Quito“.

Ausserdem ist es brüllend heiß, und ich habe keinen Hut. Fazit: Vermutlich nie wieder.

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Porn Age Verification

Porn
Symbolbild

Ars Technica: „Australia wants to use face recognition for porn age verification“.

Höre ich da einen leichten ironischen Unterton bei der Nachfrage „What could possibly go wrong?“

Der Original-Artikel – mit Links zu den Quellen – stammt vom September: „Australia is once again deciding to follow in the tracks of the United Kingdom, with the House of Representatives Standing Committee on Social Policy and Legal Affairs to look into age verification for online pornography and online wagering.“

„The main way to circumvent the block, however, is through what is known as a virtual private network (VPN). The porn blockage is based on location, and so these systems, available on both a free and subscription basis, will be able to bypass the geofencing of restricted content.“

Ich finde es gut. Dann müssen sich schon Jugendliche mit Technik wie VPN beschäftigen. Das schadet nicht.

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Setting the revolutionary agenda

Vallejo Cariola
Cariola (derecha) junto a Camila Vallejo en una gira a Alemania. Source: Wikipedia

Wenn man den Klassenkampf vermarkten will, muss man Gesichter benutzen wie in Chile verfügbar (nicht aber hierzulande). Das merken auch die medialen Schreihälse und Helfershelfer der jeweiligen Bourgeoisie wie Bloomberg: „Two Communist Lawmakers Are Suddenly Setting the Agenda in Chile“.

Da geht es eben um Revolution und um Machtfragen, nicht um den Klimascheiß, Gendersprache oder andere Gretismen und Lifeystle-Themen.

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AfD und CDU – eine Kampffront

Da wählt zusammen, was zusammengehört: AfD und CDU verhindern die Kandidatin der Linkspartei für das Berliner Verfassungsgericht, obwohl es zwischen den Linken und der CDU eine anderslautende Absprache gab. „…. während AfD-Fraktionschef Georg Pazderski von einer „Sternstunde des Abgeordnetenhauses“ sprach. Man habe mit CDU und FDP die Wahl einer ‚radikal linken Kandidatin‘ verhindert.“

Die Christdemokraten haben immer noch den „richtigen“ Klasseninstinkt. Wenn es gegen die Linken geht, arbeitet man natürlich auch mit Faschisten zusammen, wenn keiner hinguckt.

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