Ein einfaches Sicherheitskonzept für Daten

USB-Stick

In den letzten Tagen habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie man sich davor schützt,. dass die eigenen Daten bei einer Beschlagnahme der Rechner in „falsche Hände“ geraten. Der Anlass ist den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern bekannt. Man muss davon ausgehen, dass Richter und Staatsanwälte das Thema „Computer“ wie der sprichwörtliche dümmste anzunehmende User behandeln. Sie glauben im Ernst, man könne Daten auf Rechnern finden, wenn man danach sucht. Eine erpresserische Methode ist, die gesamte Hardware zu beschlagnahmen und diese nach zwei Jahren zurückzugeben, wenn die Gerichte die Maßnahme für illegal erklärt haben.

Ein Sicherheitskonzept muss einfach sein, sowohl für Windows als für Linux (mit Apple kenne ich mich nicht so gut aus) funktionieren und garantieren, dass die Daten, die man benötigt, sowohl sicher als auch jederzeit verfügbar sind. Ich meine, dass ich ein Konzept gefunden habe. Es kostet so viel wie ein USB-Stick – ich habe heute einen für elf Euro gekauft (acht Gigabyte).

Erstens: Mein Linux-Rechner ist komplett mit dem alternate Desktop verschlüsselt. Man kommt also gar nicht mehr an die Daten heran. Das Passwort ist lang genug und nirgendwo aufgeschrieben. Falls dieser Rechner beschlagnahmt würde, bekäme ich ihn nie wieder – aber die Ermittler könnten auch nichts mit ihm anfangen.

Zweitens: Der alte Windows-Rechner, den ich zur Zeit nur für Second Life und eventuell andere virtuelle Welten nutze, enthält keine sensible Daten. Für die Verschlüsselung der Festplatte nutze ich Truecrypt (Screenshot unten).

Drittens: Auf dem USB-Stick habe ich zwei Ordner, einen für Linux und einen für Windows (vgl. Screenshot oben). Der Windows-Ordner enthält das E-Mail-Programm ThunderbirdPortable und eine Kopie meiner Schlüsselbünde. Ich kann also den Stick in jeden beliebigen Rechner stecken, auch in einem Internet-Cafe, und habe immer meine E-Mails (Voreinstellung natürlich IMAP). Dazu habe ich den Torpark vom PrivacyDongle auf dem Stick installiert. Ich führe also immer einen eigenen Hochsicherheitsbrowser bei mir – mit den empfehlenswerten Erweiterungen NoScript, CookieSafe und No-Referer – alle drei sowohl für Windows als auch für Linux. Ich hinterlasse beim Surfen also keine Datenspuren.

Auf dem Stick habe ich auch noch andere Daten gesichert, zuzüglich die verschlüsselten Passwort-Daten für Revelation (Passwort-Manager für Gnome/Linux) als auch KeePass Password Safe (Passwort-Manager für Windows). Dazu sowohl für Linux als auch für Windows das auf Burks‘ Blog schon empfohlene GPG4USB. Alle genannten Programme sind einfach zu installlieren und zu nutzen, auch für Computer-Laien. Den USB-Stick kann man vor einer Hausdurchsuchung verstecken – eine Leibesvisitation ist nicht immer inklusive.

Wenn alle meine Rechner beschlagnahmt würden, hätte ich in wenigen Stunden alle meine Daten wieder zur Verfügung und könnte einfach weiterarbeiten. Eine Beschlagnahme kostet also nur“ die Hardware, und das „Ergebnis“ wäre für die Ermittler gleich null. Nicht zu vergessen: Adressen und Termien verwalte ich auf meinem Server mit eGroupware – also über ein WWW-Interface. Wer Fragen und Tipps dazu hat, sollte hier gleich kommentieren.

Truecrypt




Lively no more – bruhaha

Second Life

Heise: „Nur wenige Monate nach dem Start der virtuellen 3D-Welt Lively versetzt Google dem vermeintlichen Second-Life-Konkurrenten den Todesstoß. Bis 31. Dezember 2008 bleibt der Dienst noch online; danach ist seine Zeit endgültig vorbei.“ Ja, so hatte ich mir das gedacht: Kein Sex (verboten), und die Zugangssoftware funktioniert nur für Windows. Da kichern ja die Avatare….




Use a Condom

Second Life




Wenn Avatare den Segen spenden

Ein Artikel von mir im Rheinischen Merkur über Kirchen in Second Life und eine Fotostrecke online (die ist auch von mir, mittlerweile offline).




Virtuelle Affäre, reloaded

Second Life

Ich wollte noch einen Screenshot zum Thema „Virtuelle Scheidungssachen„, „Lockspitzel“ und Detektei in Second Life beisteuern, was hiermit geschehen sei. Den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern überlasse ich die Interpretation. Ich bin auch virtuell diskret.




Virtuelle Affäre

Second Life

Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser dieses onlindedurchsuchungsfeindlichen und Second-Life-freundlichen Blogs werden sich gelangweilt haben angesichts der Sau, die durchs mediale Dorf getrieben wird. FAZ.net: „Ein Paar aus Cornwall nämlich hat sich scheiden lassen, weil der Gatte fremdging – nicht realiter, sondern in Person seines Avatars, der angeblich einer Second-Life-Sexbombe verfallen war.“ Gulli: „Ein Ehepaar aus der britischen Grafschaft Cornwall hat sich scheiden lassen, weil der Ehemann Dave Pollard mit seinem Avatar im Online-Spiel Second Life einen Seitensprung hatte. Die Ehefrau Amy Taylor ertappte ihren Mann in einer äußerst folgenschweren Situation: Dave Pollard vergnügte sich mit einer Online-Prostituierten in der Welt von Second Life.“ Heise: „Im Februar 2007 habe die Ehefrau ihren Gatten dann aber das erste Mal mit dem Avatar einer Online-Prostituierten erwischt, heißt es, und daraufhin einen virtuellen Privatdetektiv engagiert. Damals sei es noch zu einer Versöhnung gekommen. Seit April dieses Jahres soll ihr Mann zudem eine weitere Damen-Bekanntschaft haben, mit der sie ihn auf dem virtuellen Sofa plauschend ertappt hatte.“

Man merkt schon, dass sich die Medien noch nicht einmal auf den Sachverhalt einigen können. Ich habe mir deshalb die britischen Quellen angeschaut, weil die deutschen bekantlich aus Angst des Redakteurs vor dem Link ihre Quellen nicht verlinken: The Times titelt lustig: „Oh Dave, sex with you in cyberland is unreal“ und schreibt: „I know it’s easy to make jokes about people who live out their fantasies online via geeky computer games that function as alternative worlds. David Pollard and Amy Taylor are, or rather were, one such couple. They are getting divorced because Taylor, 28, caught Pollard, 40, having an online “relationship” with a cartoon person, or avatar, and found the pain of cyber-infidelity too hard to bear.“ Und so weiter.

Der Plot ist nicht neu. Im August 2007 hat ihn das Wall Street Journal schon einmal abgefeiert: „Is This Man Cheating on His Wife?“ Die Story ist hübsch erklärt und bebildert und fast identisch. Ich hatte sie in meinem Telepolis-Artikel „Einsame Herzen 2.0“ verlinkt..

Second Life

Wie an den Screenshots unzweifelhaft zu erkennen ist, gvibt es in Second Life einen Markt für Privatdetektive, die „Scheidungssachen“ bearbeiten. Mein Avatar hat auch eine dieser wenigen Detekteien. Ungefähr ein oder zwei Mal im Monat bekomme ich einen Auftrag, einen männlichen Avatar zum Cybersex zu verführen und einen Beweis-Screenshot der Auftraggeberin vorzulegen. Da ich genug Kontakte zu bildschönen Cyberhuren habe, die das als Lockspitzel für meine virtuelle Agentur gern erledigen, verdiene ich im Durchschnitt zwei bis vier reale Euro pro Auftrag. Ich kann mich jedes Mal kaputtlachen und hätte auch einschlägige Screenshots beizutragen, wenn mein Rechner mit dem Archiv nicht zur Zeit beim Landeskriminalamt stünde.

Man fragt sich natürlich, warum die Geschichte ausgerechnet jetzt wieder auftaucht. Vermutlich ist das einfach Zufall. Man wird zum Zyniker, wenn man sieht, warum welche Meldungen durch die Mainstream-Medien gejagt werden. Von Aufklärung oder Hintergrund-Recherche keine Spur. Ohnehin wurde alles von den englischen Zeitungen abgeschrieben und nichts selbst recherchiert. Der einzige Lichtblick ist ein nachdenklicher Kommentar auf Welt Online: „Bald machen dreidimensionale Projektionen von Menschen die Anwesenheit in ‚Fleisch und Blut‘ entbehrlich: beim Flirten, Debattieren, Therapieren. Die Existenz im Netz bekommt etwas Fluides: Sehnsüchte können unmittelbar und zunehmend gefühlsecht gelebt werden. Dennoch: Wer seine Träume uneingeschränkt nachgeht, muss Treue bald altmodisch finden. Ähnlich wie bei der Flucht in Drogen, erscheinen die Verlockungen unmittelbaren Glücks gefährlich für Menschen, die im Hier und Jetzt ihre Träume stets unerfüllt sehen.“ Naja, Deutscher Kulturpessimismus, und der Vergleich mit „Drogen“ hinkt nicht nur, sondern hat gar keine Beine. Aber man ist ja schon froh, wenn ein deutscher Autor zum Thema Second Life überhaupt nachgedacht zu haben scheint.




Intrepid Ibex und Unterstützung aus der Nachbarschaft

Screenshot

„Unterstützung aus der Nachbarschaft“ hieß die E-Mail, die ich vor ein paar Tagen zum Thema „Hausdurchsuchung“ bekam. Tobias Hensel vom Technische Kundendienst der SRZ Berlin | Firmengruppe besscom hat mir einen Rechner geschenkt, der – abgesehen von der Grafikkarte und der Lautstärke (Rasenmäher) – genau so gut ist wie der, der jetzt beim Landeskriminalamt steht. Noch einmal Dank an K., der mir schon einen Tag nach der Beschlagnahme ein älteres Modell vorbeibrachte und an die Kleinspender, an die ich mich noch einmal persönlich wenden werden, sobald ich alle Zugangsdaten und Accounts geändert habe.

Screenshot

Hal Faber ist auch noch einmal auf die Ereignisse der letzten Tage eingegangen. Ich habe meine Lehren gezogen – ab sofort werde ich nie wieder ein regelmäßiges Backup vergessen, mein Rechner (jetzt mit Ubuntu 8.04 Intrepid Ibex) ist komplett verschlüsselt, dazu benutze ich wie bisher noch zusätzliche Container mit Truecrypt. Es geht alles wieder, auch andere Programme wie Revelation und den Jondos-Client (vgl. Screenshot) habe ich sofort zum Laufen bekommen. Alle neueren Screenshots aus Second Life sind leider weg. Auch muss ich Danger from the Deep neu installieren. Das alles hat mich zwei Tage Arbeit gekostet, und das war das Ärgerliche. Die Solidarität vieler Net-Citizens, Bürgerrechtler und Zensurfeinde hat das aber aufgewogen.

Screenshot




Attitude

Yuroki Uriza

Mein Avatar posiert in voller Kriegsbemalung vor einem meiner Fahrzeuge. So kann „detektivische Arbeit“ in Second Life aussehen….




Feeds mit QA Reader

Feed

In Second Life kann man sich die Feeds von Websites mit dem QA Reader anzeigen lassen. [Vgl. Burks‘ Blog, 16.01.2008]




Kirche im Cyberspace

Georgskirche

Sogar Heise hat darüber berichtet: „Erzdiözese Freiburg in Second Life. Die karolingische Georgskirche in Reichenau-Oberzell auf der Halbinsel Reichenau am Bodensee wurde originalgetreu virtuell nachgebaut. Mein Avatar war bei der Eröffnung dabei. Mehr Screenshots in den Artikeln, die in Kürze erscheinen werden.




SMeet und andere – alles, was zählt

sMeet

Da kaum ein Journalist kontinuierlich etwas Substanzielles über virtuelle Welten berichtet, bekomme ich mittlerweile zahlreiche (leider unverschlüsselte) E-Mails von Werbeagenturen und Unternehmen, die mich auf die jeweils Ihre aufmerksam machen. Mein Posting über ExitReality ließ eine Nachricht eintrudeln, die mir Smeet zum Testen empfahl. Gern geschehen, ich möchte Marktführer im Online-Journalismus über 3D-Chats sein. Risiko und Nebenwirkung: Ich bin kritisch und lasse mich vom Gesäusel von Werbefuzzies nicht einlullen, sondern versuche hinter die virtuellen Kulissen zu schauen und den praktischen Nutzen abzuwägen.

sMeet

Smeet funktioniert ohne Download einer Software, sondern, wie ExitReality, direkt über den Browser. Der Avatar läuft dorthin, wo man mit der Maus klickt. Das ist einfach und niedlich, aber technisch nur ein wenig anspruchsvoller als Larry auf einem Atari. Was tun, sprach der Avatar? Gemeinsam Musik hören, virtuell shoppen und Chatten in 3D. Smeet bietet als Schmankerl zusätzlich Telefonieren an, eine Art 3D-Skype. Das kennen wir schon aus Second Life – Voice-Chat, leider nur für Windows. Das 3D-Chat-Forum wendet sich vor allem an Schüler und Jugendliche, ist „jugendfrei“, also nach deutscher Sitte klostertauglich. Man wird unerbittlich geduzt wie in Second Life, nur dass dort der Altersdurchschnitt zwei Jahrzehnte höher liegen dürfte.

Alles, was wirklich zählt, steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und wird in dem einen Satz im obersten Screenshot perfekt zusammengefasst. Hony soit qui mal y pense. Je mehr du die Hosen runterlässt, um so interessanter bist du als werberelevante Zielgruppe oder: Früh übt sich, wer ins Schäuble-Zeitalter passen will. Ich bin also definitiv nicht die Zielgruppe von Smeet, zumal meine Browsereinstellungen mindestens die Hälfte der Features verboten haben.

sMeetsMeet

Mich regen die dämlichen Artikel in deutschen Medien über 3D-Welten leider noch zu sehr auf. Vermutlich müssen immer nur die Praktikanten ran, die das Handwerk des Journalismus für so relevant halten wie Klaus Störtebeker das Handelsrecht. Nehmen wir computerzeitung.de: „Virtuelle Büros dürfen direkten Kontakt nicht verdrängen“. Ja, lustiges Thema, daraus könnte man etwas machen. Sogar einen originellen Screenshot bekammt man zu sehen: Zwei grottenmäßig gestylte Avatare bei Sun, wo sich die Mitarbeiter virtuell austauschen. Aber was lehrt uns das? „Die Technik darf jedoch nicht überhand nehmen oder gar die menschliche Kommunikation komplett ersetzen.“ Wer hätte das gedacht. Wäre ja auch komisch, wenn in einem deutschsprachigen Bericht keine moraltheologische Warnung vor den pöhsen 3D-Welten und deren Gefahren auftauchte. Ich will keine unreflektierten Halleluja-Orgien wie während des Second-Life-Hypes im letzten Jahr, aber wenn schon berichten, dann bitte auch fragen, warum die Deutschen so etwa wie Sun oder SAP gar nicht tun und warum sie sich vor virtuellen Welten so fürchten. Ich ahne es: In der männlich geprägten Kultur deutscher Firmen, wo Herrschaftswissen und „Dienstanweisungen“ zentrale Machtfaktoren sind, ebneten Avatare die Hierarchien ein, wenn der Chef seine Sektetärin darum bitten müsste, seinen Avatar ordentlich anzuziehen, er denselben aber mit seiner Maus nicht über die nächstbeste virtuelle Treppe bewegt bekäme.

sMeetsMeet

Auch die Netzeitung bekleckert sich nicht mit Ruhm (ja, Beiträge freier Mitarbeiter werden nicht mehr genommen – so sieht das auch aus.) „Avatar-Mörderin in Japan verhaftet“. Eine geile Schlagzeile. Es geht aber nicht um Second Life, sondern den einen primitiven Manga-Chat Maple Story. Jemand hat den Account eines anderen gelöscht. Vermutlich kleben Nutzernamen und Passwort am Monitor. Die Story ist ohnehin nicht selbst recherchiert, sondern von CNN abgeschrieben. CNN bebildert Maple Story mit einem Screenshot aus Second Life – als benutzte man bei einem Bericht über das LKW-Aufkommen am Kamener Kreuz ein Foto aus einem Bahnhof der Bundesbahn als Illustration. Man fasst es nicht – für wie geistig beschränkt halten die eigentlich die LeserInnen?

Die Moral von der Geschicht‘ kommt bei der Netzeitung wie der legendäre Monthy-Python-Satz: „Wir begrüßen sie in der Mitte des Films“: „Aber es gibt auch positive Meldungen aus der Welt der Online-Spiele.“ Wer hätte das wiederum gedacht – und das in einem deutschen Medium! (By the way: Second Life ist kein „Online-Spiel“ – aber das kapieren die ohnehin nie.) Die Meldung: „In den letzten 12 Monaten ist unser Umsatz um 67 Prozent gestiegen‘, sagte Kingdon der britischen Zeitung ‚Times'“. Ach ja. Schon wieder abgeschrieben, ohne die Quelle zu verlinken. (Ja, eine abhängige Quelle, nicht mindestens zwei unabhängige, wie es wäre, wenn man seriös recherchierte. Das Portrait Mark Kingdons in der Times ist übrigens hervorragend und interessant geschrieben und besteht nicht nur aus Textbausteinen wie der Artikel der Netzeitung.) Der seichte Stumpfsinn lässt sich noch steigern: „‚Second Life‘ war in den letzten Monaten immer mehr in Vergessenheit geraten. Bei dem Spiel sind 15 Millionen User registriert, diese sind aber längst nicht alle aktive Spieler.“ In Vergessenheit geraten? Bei wem? Ist das ein Kriterium? Was will uns der Schreibkünstler damit sagen?

„Beim DJV sind gut 30.000 Menschen Mitglied, diese sind aber längst nicht alle aktive Journalisten.“ Das wäre immerhin eine korrekte Tatsachenbehauptung. Am liebsten würde ich bei manchen Journalisten das tun, was man jetzt in sMeet virtuell kann (Kommafehler im Original): „Neben der Tanz- und Winkfunktion, kannst du jetzt auch mit Kissen auf Andere schmeißen! Probier‘s mal aus…“




Avatar, kommst du nach Chokki

Chokki

Heute, am ereignislosen Sonntag, ein paar technische Details für die Eingeweihten. Wohlgemerkt, wir reden hier über die Fetaures einer sehr mächtigen Software – es geht um den Client für Second Life. (Alle anderen LeserInnen bitte wegzappen.)

Ich habe nirgendwo eine Erklärung dafür gefunden, dass man jetzt plötzlich oberhalb von 750 „Metern“ bauen kann. Für die Nicht-Eingeweihten: Jeder dreidimensionale Punkt innerhalb der 3D-Welt wird durch drei Koordinaten bestimmt, analog der Ortsangaben bei Google Earth oder den Längen- und Breitengraden auf dem Globus, zusätzlich definiert durch die Höhe. Diese drei Zahlenwerte zeigt der Client, also die Zugangssoftware, im Menü ständig an. Man weiß also immer, wo man oder ein Objekt exakt ist. Bauen konnte man bisher bis zur Höhe von 750; falls man darüber hinaus Polygone erschaffen wollte, rutschten die wieder unter die „Baugrenze“.

Natürlich gab es immer schon virtuelle „Abenteurer“, die, wie im wirklichen Leben, die „Grenzen“ austesteten [vgl. Burks‘ Blog (02.02.2008): „High Altitude Station Launcher“. Der Bericht „Exploring Second Life’s Highest Frontiers“ auf sluniverse.com ist leider nicht mehr online verfügbar.] Ich zähle mich auch zu diesen Leuten. Vor ein paar Tagen stellte ich mehr oder weniger zufällig fest, dass ich plötzlich oberhalb der Höhenkoordinate 750 „bauen“ konnte und habe das dann vorsichtig getestet. Die „Baugrenze“ scheint jetzt bei 4000 zu liegen. Ich habe mein komplettes virtuelles Büro schnell auf rund 3900 verlegt (der 4. Screenshot zeigt noch den früheren Zustand).

Wie kommt man aka der Avatar dahin? Die „Landmarken“, mit Hilfe derer Avatare sich an jeden „gemerkten“ Ort „teleportieren“ lassen könnten, vergleichbar mit den Lesezeichen des Browsers, funktionieren in dieser Höhe nicht. Nur der Besitzer der Parzelle kann sich und andere dorthin beamen.

Wanderer, kommst du nach Chokki, fliege zunächst auf die Höhe von 701 oder benutze auf Burks‘ Land ganz unten die Teleporter (blaue rotierende Scheiben auf dem „Erdboden“). Dort findest du, wie die kleinen Screenshots zeigen, eine Landebahn mit Burks‘ SciFi-Fluggeräten wie dem HS Saucer MK 1, dem HS YT 1300 (ja, „Krieg der Sterne“!) und dem HS Sith Infiltrator. Über allem schwebt das Detektivbüro Yuroki Uriza – das wird da bleiben wegen der „Laufkundschaft“.

Das Schmankerl: Etwas abseits ragt der Space Station Launcher Beta v290 in die Höhe, eine echte virtuelle Rakete. Ein Avatar, der die zu bedienen weiß, wird in rund einer Minute auf 4000 katapultiert und erblickt dann Burks‘ Raumstation und die dortige Selene (vgl. großer Screenshot) und kann sich dort umsehen.

Auf 4000 ist man garantiert auch in Second Life völlig allein, hat eine unverbaute Aussicht auf den virtuellen Morgen- oder Abendhimmel und kann sich ungestört unterhalten aka chatten.

Chokki in Second LifeChokki in Second LifeChokki in Second LifeChokki in Second LifeChokki in Second LifeChokki in Second Life




Very Erotic Kneel Fuck

kneel fuck

Diese so genannten Poseballs in Second Life (hier in einem „public orgy room“) brauchen Avatare, um die einschlägigen Bewegungen für die Simulation der geschlechtlichen Vermehrung zu vollführen. Was ein „kneel fuck“ ist, der auch noch „very erotic“ sein soll, hat sich mir nicht erschlossen, weil gerade keine Avatarin da war.




Bethanienturm am Mirbachplatz, 2.0

Von unserem Spaziergang vor ein paar Tagen in Berlin-Weißensee gibt es noch einen Nachtrag zu berichten. Am Mirbachplatz steht der denkmalgeschützte Bethanienturm, der der Evangelischen Kirche gehörte und jetzt an die Planufaktur GmbH verkauft worden ist. Eine Tafel informierte darüber, dass der Turm, wie er einmal aussehen soll – inklusive Wohnungen, schon in Second Life zu besichtigen sei. Das habe ich mir gleich angesehen (Plush Avenue South 55,131,26) – ein schönes Beispiel für die Möglichkeiten dreidimensionaler Welten für Architekten.

MirbachplatzMirbachplatzMirbachplatzMirbachplatzMirbachplatzMirbachplatz




Alle Medien der Welt aufsaugen

Sehr interessantes Interview in der Süddeutschen mit Philip Rosedale, dem „Erfinder“ und Gründer von Second Life. Das Interview ist interessant trotz der unglaublich dämlichen und typisch deutschen Fragen zu „Terroristen im Cyberspace“, „Kinderpornografie“, „Onlinesucht“ und dergleichen.

Zitate: „Nun ja, die Medien berichten kaum noch, aber die Zahl der regelmäßigen Nutzer steigt. Am Wochenende waren zum ersten Mal 71000 Leute gleichzeitig bei uns online, mehr als je zuvor. (…) Ich rechne damit, dass virtuelle Welten in zehn Jahren für den größten Teil des Datenaufkommens im Internet verantwortlich sein werden.. (…) Noch stecken wir ganz am Anfang mit dieser Technik. Aber sobald wir eine gewisse Größe erreicht haben, wird sich zeigen, dass virtuelle Welten einfacher zu benutzen sind als das normale Internet, zum Beispiel, weil sie Sprachbarrieren überwinden. (…) Künftig wollen wir den Leuten gegen Gebühr ermöglichen, mehrere virtuelle Welten zu nutzen, ihr Geld, ihre Sachen und ihren virtuellen Körper können sie dabei mitnehmen. Auch die Suche innerhalb von Second Life könnte durch Anzeigen ein Geschäft werden.

Screenshot: Cyberhure im „Red Light District“. Frage an Burks: Warum postet du so oft Fotos von Cyberhuren? Antwort: Weil die sich aus rein wirtschaftlichen Gründen sehr viel Mühe mit ihrem Aussehen geben müssen und deshalb oft die ansehnlichsten Avatare haben.




Slave Auction oder: Sapere Aude!

Slave

„Was ist Aufklärung?“ fragte der deutsche Philosoph Immanual Kant. Die Antwort ist legendär: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.“ Wie jeder jeden Tag sehen kann, sind mindestens 90 Prozent de Menschen immer noch nicht aufgeklärt. Die Guten und Aufgeklärten, die zum Beispiel gegen den Überwachungsstaat demonstrierten, vergessen manchmal leider, wie es um die Köpfe der breiten Masse bestellt ist.

Daher hier ein Beispiel für die nicht nur selbst verschuldete, sondern bewusst so gewollte Unmündigkeit – eine Metapher für masochistische Spiele in virtuellen Welten, die aber in der Realität so stattfinden würden, ließe man das Volk nur gewähren. Meinem Avatar, den ich für investigative Zwecke nutze, gelang es, in ein streng abgeschottetes Gebiet in Second Life eingeladen zu werden, das der Öffentilchkeit nicht zugänglich ist. Fast jeden Tag findet dort eine Auktion von Avataren statt, die sich freiwillig zu Sklaven haben degradieren lassen und die alles tun müssen, was ihre „Besitzer“ verlangen. (Das wird technisch über Scripte gesteuert.) Die Käufer der Sklaven sitzen wie im Kino in einer Runde und bekommen das „Angebot“ angepriesen. Die Organisatorin der Sklaven-Auktion scheut sich nicht, in ihrem Profil ihr reales Foto zu publizieren.

Ich finde – auch wenn das überspitzt klingen mag -, dass die Screenshots ein schönes Beispiel für die Tatsache sind, dass Opportunismus, Dummheit, Ignoranz und das Motto „Kopf ab zum Gebet“ als Motto deutscher Parteipolitik und das dazu passende Wahlverhalten noch genau so aktuell geblieben sind wie zur Zeit Immanuel Kants.

Slave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auctionSlave auction




Inspire Space Park

ShindaShinda

Reiseempfehlung in Second Life: Inspire Space Park in Shinda 19,195,1559. Mehr dazu: hier, hier und hier (YouTube).




Karl Marx, übernehmen Sie!

Saurier

Man muss als gelernter Linksextremist heutzutage öfter schmunzeln, weil so gut wie alle Thesen von Karl Marx über das kapitalistische Finanzsystem permanent und live verifiziert werden. „Island übernimmt totale Banken-Kontrolle“, schreibt Spiegel Online. Als wenn das etwas hülfe! Es lebe der freie Markt – aber nur solange, wie man satte Profite machen kann. Wenn dann wieder eine hausgemachte Krise kommt, schreit das Finanzkapital nach dem Staat und will sich mit den Steuergeldern der arbeitenden Bevölkerung sanieren. Mir fällt aber auf, dass sich die Journaille jetzt nicht darauf beschränkt, die Situation zu beschreiben und zu erklären, sondern affirmative Kapitalismus-Moraltheologie betreibt. Wenn Journalisten zu viel Politik machen wollen.

Abschreckendes Beispiel: Peter Hahne, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, schreibt in der Mitteldeutschen Zeitung, als ginge es wie im Kalten Krieg darum, denn Bolschewismus im Inneren zu bekämpfen: „Wer die Gunst der Stunde aber zu einer Generalabrechnung mit dem Kapitalismus und der Behauptung nutzen will, der Staat könne alles richten, leugnet die Grundlagen unseres Wohlstands. Das Bankenbeben war nicht die erste, und es wird auch nicht die letzte Krise des Kapitalismus gewesen sein. Wer aber dauerhaften Wohlstand will, braucht freie Märkte.“

Nichtssagende Sätze: „Freie Finanzmärkte“ meint er, weil niemand, auch nicht die Linke, die anderen Märkte abschaffen will. Hahne suggeriert: Kapitalimus bedeute Wohlstand für alle. Die klitzekleine Frage, wo denn jetzt die Krise herkomme, beantwortet er nicht, weil nach Hahnes Ansicht der Kapitalismus eine Art Naturereignis und eine anthrolopogische Konstante ist und ein Bankencrash so unvermeidbar wie Regen oder ein Hagelschauer. „Die Krise gehört zum System“. Ja, ganz richtig, aber die Krise ist kein Bug, sondern ein Feature für das Kapital.

Die Trotzkisten, die ich ungern zitiere, weil Sektierer meistens unrecht haben, schreiben ausnahmsweise völlig korrekt: „Ganz im Gegensatz zu den Behauptungen der Anhänger des ‚freien Marktes‘, dass Deregulierung zu mehr Transparenz führe, ist das Finanzsystem mehr denn je von Täuschung und Verschleierung geprägt. In den letzten zehn Jahren hat das Volumen von Finanzprodukten, die an keiner großen Börse gehandelt werden und völlig unreguliert sind, enorm zugenommen, wobei der Handel mit Derivaten von Aktien und Obligationen zwischen Finanzinstituten stattfindet. Und wenn ‚Wert‘, wie am Beispiel der Bilanz von Bear Stearns zu sehen, durch intern entwickelte Computerprogramme definiert wird, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zum bewussten Betrug. Tatsächlich ist einer der Gründe für die Kreditverknappung das fehlende Vertrauen der Banken und Finanzhäuser in die Angaben ihrer Geschäftspartner, mit der Folge, dass sie sich gegenseitig keinen Kredit mehr gewähren.“

Lassen wir den Altmeister persönlich zu Wort kommen (ich hatte den Satz schon Ende der siebziger Jahre bei der Lektüre angestrichen, als ich noch Tutor in den berühmten Kapital-Kursen Wolfgang Fritz Haugs am Philosophischen Institut der FU Berlin war):“Der Produktionsprozess erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als notwendiges Übel zum Zweck des Geldmachens. (Alle Nationen kapitalistischer Produktionsweise werden daher periodisch von einem Schwindel ergriffen, worin sie ohne Vermittlung des Produktionsprozesses das Geldmachen vollziehen wollen.)“ (Karl Marx: Das Kapital, Bd.2, 1. Kapitel: Der Kreislauf des Geldkapitals, S. 62)

Das heißt: Das Finanzsystem basisert auf dem Produktionsprozess, nur in dem werden Werte geschaffen. Wer zugibt, wie der deutsche Finanzminister, „dass gewisse Teile der marxistischen Theorie doch nicht so verkehrt sind“, muss auch die Marxsche (Mehr-)Werttheorie akzeptieren. Ein bisschen Marx geht genausowenig wie ein bisschen Schwangerschaft, wenn es sich um die ökonomische Theorie handelt. Wer das Finanzsystem angreift und sich dabei auf Marx beruft, muss auch akzeptieren, dass der Kapitalismus auf der Ausbeutung (im rein ökonomischen Sinn) der Ware Arbeitskraft beruht. Das System des Kapitalismus zerlegt sich nicht selbst, aber zeigt in der jetzigen Krise sein Skelett, das alles zusammenhält – die Ausbeutung eben – mit allen politischen Konsequenzen.

Der Screenshot zeigt Burks‘ Avatar in Second Life – auf einem Symbol des kapitalistischen Finanzsystems sitzend.




Freischreiber

In der joNet-Mailingliste wurde behauptet, der Freischreiber-Verband „in Gründung“ sei zu einer „großen Bewegung“ geworden. Ich habe geantwortet: „Ungefähr so groß wie die sozialen Bewegungen in Second Life. Ist eine derartige faktenfreie Selbstbeweihräucherung nicht peinlich? Wenn es hundert wären, wäre das weniger als ein gewöhnlicher Taubenzuchtverein im Ruhrpott. Über den Wolken ist die Freiheit des Denkens jedoch grenzenlos… [Mehr… im Recherchegruppe-Blog]




The Lost Gardens of Apollo

ApolloApolloApolloApollo

The Lost Gardens of Apollo“ [YouTube-Video] von Dane Zander – eindeutig einer der schönsten Plätze in Second Life.