Das Wort zum Sonntag
Am 19. März machten sich manche – vor allem auf Fratzenbuch – noch darüber lustig, dass ich mir Masken besorgt hatte und die bei Publikumskontakt auch trage. Jetzt sind sie alle still geworden. Es wird zum Standard, nur kriegen die meisten Leute keine mehr.
(Das Wort zum Sonntag aus meiner Küche von Burks)
By the way:
– Die Kurve sinkt noch nicht. (Danke für den Hinweis)
– In Spanien stapeln sich die Leichen. Die wichtigste Ursache: Das Gesundheitssystem wurde kaputtgespart – wie auch in Italien. Merke: Its not a bug, its a feature.
– Gutes Interview in einer schweizer Zeitung mit Kaiser Kuo: „Die Chinesen sind völlig verblüfft darüber, dass die Europäer keine Masken tragen. Es ist ja bekannt, dass viele Menschen andere anstecken, bevor sie selber Symptome haben. Mit einer Schutzmaske wird das Ansteckungsrisiko reduziert. Ebenso das Risiko, sich an die Nase oder den Mund zu fassen.“
– „Trumps bizarre Drohung mag im Affekt ausgesprochen worden sein und vermutlich ohne Konsequenzen bleibe. Sie zeigt dennoch, wie unberechenbar der US-Präsident die Krise managt.“ So urteilen deutsche Qualitätsmedien. Die Bevölkerung der USA sieht das aber ganz anders: „Mehrheit der US-Amerikaner befürworten Trumps Krisenmanagement“.
Da kann sich das deutsche Feuilleton noch so echauffieren. Unter anderem sind an Trumps Meinung, was hierzulande noch niemand bemerkt hat, die Religioten schuld. Die deutsche Journaille merkt auch gar nicht, wen sie mit Biden herbeischreiben wollen.
– Es wird demnächst viel weniger Schweden und Niederländer geben.
Jutta Ditfurth, statt peinlicher Spendenaufrufe für sich selbst! AfD, jetzt aber schnell die patriotische Pflicht erfüllen! Grüne Veganer: Spargelstechen ist voll öko!
Exponentiell hochgerechnet
Ein Freund hat mir das mal ausgerechnet, wenn die exponentielle Kurve sich halbierte und von 27 Prozent auf 13 Prozent sänke (ungefähr der aktuelle Stand). Im Klartext: Wenn die exponentielle Kurve sich nicht signifikant abschwächt, wovon auszugehen ist, hätten wir in der ersten Maiwoche 5.900.000 Infizierte, also ca. 60.000-100.000 Tote.
Oder widersprechen die hier mitlesenden Mathematiker?
Ordnung muss sein!
Nicht anfassen
Keine Corona-Gefahr, aber trotzdem nicht anfassen, auch nicht mit Handschuhen! #wirfüreuch #security #SecuritasHeroes
Ich habe jetzt vier 12-Stunden-Schichten. Am Sonntag muss ich in Second Life auf die Schnelle ein Sim bauen. Montag und Dienstag noch zwei 12-Stunden-Schichten. Danach gibt es wieder mehr hier zu lesen.
Hegel und die Typologie der Coronaisten
Wie macht mal social distancing?
– Kaufe dir Hegels Phänomenlogie des Geistes. Ist preiswerter als eine Flasche Desinfektionsmittel.
– Lies das Buch von vorn bis hinten durch, dauert ca. zwei Wochen.
– Versuche, mit anderen darüber zu reden – sie werden dich um jeden Preis fliehen.
Auch albern, aber trotzdem lustig – ich bin übrigens misanthropher Germanist mit revolutionären Einsprengseln:
– Die Aufgeregten („Es ist viel schlimmer, als ihr glaubt.“).
– Die Coolen („Alles Panikmache“).
– Die Mathematiker („Exponentialkurve“ bzw. „Es sind ja erst 0,000irgendwas Prozent infiziert.“).
– Die Virologen („Der Virus ist wesentlich tödlicher/harmloser als Grippe“).
– Die Germanisten („Egal, aber es heißt DAS Virus – und „tödlich“ kann man nicht steigern.“)
– Die Mitteilsamen, die auf Twitter im Zehn-Minuten-Takt ärztliche Bulletins über ihr seelisches und körperliches Befinden posten.
– Die Cowboys („Ich mach jetzt Abenteuerurlaub in der U6.“).
– Die Humoristen (Hamsterwitze).
– Die Humor-Verbieter („Wie könnt ihr lachen, wenn Menschen sterben und sich das Klima wandelt?“).
– Die Türkisgrünen („Die Regierung agiert vorbildlich.“).
– Die Oppositionellen („Die Regierung reagiert viel zu langsam/viel zu überzogen.“).
– Die Apokalypsegeilen („Die Erde befreit sich von den Menschen.“).
– Die Liberalen („Die wahre Leidtragende ist die Wirtschaft.“).
– Die Revolutionäre („Der Anfang vom Ende des Kapitalismus.“).
– Die Besorgten („Ich hab so Angst um meine Mama.“).
– Die Egozentriker („Mir ist es wurscht, ich bin unter 70 Jahre alt.“).
– Die Misanthropen („Endlich hab ich meine Ruhe und muss keine Menschen sehen.“).
– Die Gelassenen („Im Straßenverkehr sterben jedes Jahr 500 Menschen und niemand macht darum so ein Bohei.“).
– Die weniger Gelassenen („Wie kannst du sowas posten, du gefühlloses Schwein?!“).
– Die Geschmeidigen („Ja, es ist schlimm, aber zur Erbauung hab ich ein Gedicht geschrieben … ein unscharfes Foto von meiner Katze im Gegenlicht geschossen … das poste ich jetzt.“).
– Die Verschwörungstheoretiker („Wusstet ihr schon, dass die Illuminaten das Virus aus Atommüll, Genmais und Rotz zusammengeschraubt und per 5G-Netz verbreitet haben, damit wir alle schwule Kommunisten werden?“).
– Die Kriegsgewinnler („Meine astrologischen Tantra-Globuli / mein handgesegneter Vollmond-Krafthonig / mein selbstgebastelter Bernstein-Energiekreis für nur Euro 500,- schützt vor Corona“).
– Die Selbstbetrüger („Ich mache keine Hamsterkäufe, ich habe einfach gern 500 Rollen Klopapier, 200 Dosen gefüllte Paprika und 2000 OP-Masken zuhause, das schmückt die Wohnung so.“).
(Source: somewhere on the Internet)
RIP Papa Manu
Manu Dibango ist an Covid-19 gestorben. Ich empfehle den Nachruf der Süddeutschen: „Bach, Händel und ein Halleluja“.
Das waren noch Zeiten, als man CDs kaufte….
Rupununi, revisited again
Rupununi-Savanne, Guyana (fotografiert im Februar 1982). Leider funktioniert meine Pflanzenbestimmungs-App nicht auf einem Monitor…
Epidemiologisch wirksam
Lesenswert auf Telepolis: „Coronavirus: Epidemiologisch wirksame Maßnahmen in China“.
Jitsi
Den Rat des wohlwollenden Publikums aufnehmend habe ich mal Jitsi ausprobiert – also doch eine browserbasierte Lösung. Wenn ich mit dem Laptop eine Konferenz eröffne und mit dem anderen Rechner beitrete, kann ich mit mir selbst konferieren (falls das nötig sein würde).
Ich bin aber kläglich gescheitert, einen eigenen Server einzurichten. Hat nicht funktioniert, zahllose Fehlermeldungen der rätselhaften Art. Vielleicht muss das auch nicht sein.
Was ist eigentlich der Haken an der Version per Browser? Das würde doch ausreichen?
Die Rettung naht!
Vollkommener Ablass
Wieder ein neues Wort gelernt: Großpönitentiar. Jetzt ist ein vollkommener Ablass möglich.
War das nicht früher die Generalabsolution, die auch Konquistadoren erhielten, bevor sie die Ureinwohner Amerikas abschlachteten?
Mein Vorschlag: Man sollte das gleich automatisieren: „This Disembodied Robotic Mouth Is Reciting Algorithmically Generated Prayers“. Großartig, nur auf Dauer vermutlich sehr nervend.
Man on Bike
Ralph Steiner, Man on Bike, 1922
Einmaliges konsistentes Erlebnis
Ich arbeite mich gerade durch diese Liste (vgl. ubuntuusers) – ich könnte meine Seminare auch online anbieten (wieso komme ich erst jetzt auf die Idee?):
Liste von integrierten Webkonferenzlösungen mit erweitertem Funktionsumfang sowie Apache OpenMeetings.
Das Problem ist:
– Die Lösung muss plattformübergreifend sein, also, für Linux, Windows, Mac und Android funktionieren,
– die Lösung muss kostenfrei sein (der Marktführer Zoom erlaubt bei der kostenfreien Version nur 40 Minuten Konferenz), die Teilnehmer sollen nicht erst etwas kaufen müssen,
– browserbasierte Lösungen sind auch kompliziert, sobald man anfängt, an den Voreinstellungen etwas zu ändern (was ja u.a. das Thema meiner Seminare ist).
Bei Zoom, was mir empfohlen wurde, scheitere ich schon daran, mir eine Demoversion schicken zu lassen – irgendein Javascript-Error (obwohl ich das zugelassen hatte). Das ist doch deren Problem, nicht meins…
Kann jemand etwas empfehlen? (Ca. ein Dutzend Teilnehmer, ca. acht Stunden Dauer.)
Individual differences in personality predict the use and perceived effectiveness of essential oils
Plos One: „We found that receptivity to pseudo-profound fabricated statements and religiosity were the most consistent predictors of greater use of, perceived effectiveness of, and a willingness to spend more money on EOs.“ (via Fefe)
智能头盔吧!?
Natürlich sind die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser genau so informiert wie ich über die gegenwärtige Pandemie, wenn nicht sogar besser, weil alle vor den Geräten hängen. Wie vorhergesagt, steigt die Rate der Infektionen auch hierzulande exponentiell, weil geeignete Maßnahmen viel zu spät und und zu halbherzig getroffen wurden.
Auch wenn so genannte Experten noch im Januar abwiegelten: COVID-19 ist nicht mit Influenza vergleichbar. In Italien lässt man Leute in meinem Alter mittlerweile elend verrecken.
Mal sehen, ob unserer herrschende Klasse und die hiesigen Medien ihre antikommunistischen sinophoben Vorurteile ablegen kann und die Hilfe Chinas annimmt.
Die Volksrepublik China hat alles richtig gemacht, auch wenn es einem bei der High-Tech-Überwachung, die eingesetzt wird, gruselt. (Übrigens: Li Wenliang wurde posthum rehabilitiert. Hoffentlich lernen die was daraus.)
Kritische Infrastruktur
Schon merkwürdig, dass ich bei keiner Meldung in den Medien seit Beginn der Pandemie etwas über die Leute gelesen habe, die in der Sicherheitsbranche arbeiten, zum Teil unter extrem prekären Bedingungen. Prekär heisst: Wenig Lohn, lange Arbeitszeiten, Wechselschicht usw. Natürlich ist das auch eigenes Verschulden: Extrem geringer Organisationsgrad, Lohndumping, viel nicht tarifgebundene Subunternehmen, oft wechselnde Arbeitsplätze, Wechselschichten, oft zwölf Stunden Arbeitszeit.
Wären die Sicherheitsmitarbeiter so selbstbewusst und organisiert wie Bergleute, läge der Mindestlohn vermutlich bei 40 und nicht bei gut zehn Euro. (Meine Firma zahlt mehr, aber die ist ja auch nicht die billigste – Qualität ist eben nicht umsonst zu haben.) Die Sicherheitsbranche ist die Hochburg des Lohndumpings, noch vor dem Baugewerbe. Das wird noch dadurch gefördert, dass städtische Unternehmen – wie etwa die Krankenhauskonzerne in Berlin – oft selbst dann Billigfirmen vorziehen, wenn die lokale Verwaltung und das Personal hoch zufrieden sind. (Ich weiß, wovon ich rede.) Nur der Profit zählt.
Zudem arbeiten in der Brache oft Kolleginnen und Kollegen, die keinen deutschen Pass haben und/oder der deutschen Sprache kaum mächtig sind. Das wäre an sich nicht so wichtig, je nach Aufgabe, aber Einwanderer, vor allem aus arabischen Ländern, sind nur wenig klassenbewusst und lassen alles oft mit sich machen. Ich musste mehrfach erklären, was eine Gewerkschaft ist, sogar das Wort buchstabieren. Geholfen hat es nicht. Mein Mitleid über schlechte Arbeitsbedingungen in der Branche hält sich daher in engen Grenzen.
Die Arbeiter der Sicherheitsbranche müssen immer arbeiten (wie medinizisches Personal); wenn jemand ausfällt, muss die Schicht trotzdem besetzt werden. Was ist, wenn sich in einem Monat die Hälfte aller Leute krank melden, weil sie infiziert sind? Wer wartet die Brandmeldeanlagen in vielen Objekten, die zum Teil gar nicht so einfach zu „handeln“ sind (RTFM!)? Selbst ich kam bei einigen Manuals, die ich studieren musste, ins Grübeln.
Ich hatte sogar einmal einen lautstarken Streit mit einem Feuerwehrhäuptling, der mich anfauchte, als sie drei Minuten nach einem Brandalarm mit großem Gerät samt Leiterwagen und in Begleitung der Polizei vor dem Objekt standen, warum ich denn den akustischen Alarm ausgeschaltet habe? Er grummelte was von mehreren Tausend Euro, die ein Feuerwehreinsatz koste. Zum Glück hatte ich Recht, und er entschuldigte sich später. Ich war aber schon relativ nervös geworden – wer legt sich schon gern mit einem Expertem der Feuerwehr an? (Ursache des Alarms und des „Brandes“ war übrigens ein vor sich hin kokelnder Toaster.)
Die Sicherheitsbranche ist – wie der Name suggeriert – dafür da, die so genannte kritische Infrastruktur zu bewachen und ist daher, wie ein aufmerksamer Leser hier schon anmerkte, „systemrelevant“.
Aber wie schützt man sich, wenn man bei einer Billigfirma des Sicherheitsgewerbes arbeitet, die noch nicht einmal Dienstkleidung stellt, bei einer Einlasskontrolle davor, sich anzustecken? Zum Glück sind die meisten Events zur Zeit abgesagt… Das musste mal gesagt werden.
Die gute Nachricht: Eine Ausgangssperre wäre für mich kein großes Problem.
Nicht rauslassen!
Unlustig in Zeiten von Corona
Ich bin heute schon um 4.15 Uhr aufgestanden, weil ich arbeiten musste, und bin jetzt zu unlustig zum bloggen. Morgen mehr.
Well said, Pieter!
Nein, das ist nicht von Sophie Matisse.
Welt online: „101 Jahre mussten vergehen, bis es nun dazu kommen könnte, dass ein Auftrag der Weimarer Reichsverfassung von 1919 und dann des Grundgesetzes von 1949 endlich umgesetzt wird.“ Was? „Mehr als eine halbe Milliarde Euro pro Jahr zahlen 14 Bundesländer den Kirchen aufgrund von Regelungen aus dem 19. Jahrhundert. Diesen Zustand wollen Linke, FDP und Grüne beenden.“
Ich wollte auch einmal eine gute Nachricht verkünden. Jetzt die anderen.
The Guardian: „When will a coronavirus vaccine be ready?“ – „A vaccine could still save many lives, especially if the virus becomes endemic or perennially circulating – like flu – and there are further, possibly seasonal, outbreaks. But until then, our best hope is to contain the disease as far as possible. To repeat the sage advice: wash your hands.“
Auch hier agierten die Chinesen vorbildlich – und das könnte ungeahnte Konaequenzen nach sich ziehen.
In Italien haben wir die Apokalypse des kapitalistischen Gesundheitssystems. Samantha Criscione schrieb dazu auf Fratzenbuch: „Bergamo ist in einem der am meisten industrialisierten Gebiete Italiens. Die Regierung hätte von Anfang an ALLE nicht zur Versorgung notwendigen Fabriken und Firmen schließen müssen. Sie taten es nicht. Sie haben es bis heute nicht getan. Deshalb sind so viele Menschen erkrankt; deshalb ist das Krankenhaus so voll. In Bergamo werden zur Zeit kranke Menschen zu Hause gelassen, solange ihre Hämoglobinsättigung nicht unter 85% gefallen ist. Dies bedeutet: 90% sterben. Dann kommt die Armee und holt die Särge ab.“
Falls ihr keine Masken habt und keine Scheu vor fremdsprachlichen Manuals, könnt ihr die auch selbst herstellen. Hier in der Hauptstadt wird in drei oder vier Wochen der Ausnahnezustand herrschen – eingedenk des exponentiellen Wachstums.
Und kommt der Kommunismus jetzt durch Corona? „Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der Coronakrise eine mögliche staatliche Beteiligung an großen Unternehmen vorgeschlagen.“
Wenn wir eine Regierung einer Koalition aus ernst zu nehmenden linken Parteien hätte, würde ich das auch vorgeschlagen – und später natürlich nichts zurücknehmen.
Ceterum censeo: Jens Spahn, treten Sie zurück!
Pieter Bruegel der Ältere: Der Triumph des Todes
Cerro Calvario, revisited
Copacabana in Bolivien am Titicacasee. Wikipedia: „Eine faszinierende Aussicht auf die Stadt und auf den See hat man vom nahegelegenen Cerro Calvario, dem 3.966 m hohen Hausberg von Copacabana. Dieser Weg ist auch unter Pilgern beliebt, da er auf 14 Stationen den Leidensweg Jesu bis zur Kreuzigung zeigt.“
Ich war zufällig am Karfreitag 1979 während der Wallfahrt da.