Heil Moskau

ernst thälmann
Ernst Thälmann im Gefängnis Berlin-Moabit, 1939

Ich habe aus Neugier ein winziges Buch erworben: Der Personenkult um Ernst Thälmann. Eine Betrachtung mithilfe Max Webers Konzept der charismatischen Herrschaft (nur 17 Seiten, eine Studienarbeit im Fach Geschichte, 2015).

War „Teddy“ (so wurde Thälmann genannt) ein charismatischer politischer Führer, der sich durch eine charismatische Herrschaft auszeichnete? Handelt es sich um einen „Thälmann-Mythos“, der erst nach seinem Tod im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald geschaffen wurde oder war der ernst thälmannParteivorsitzende bereits zu Lebzeiten ein Führer, der eine so emotionale Bindung zu seiner Gefolgschaft besaß, dass sich ein Kult in diesem Ausmaß entwickeln konnte? Laut des Soziologen Max Weber ist ein primär emotionales Verhältnis zwischen Führer und Anhänger ein Indiz für eine charismatische Herrschaft.

Die Antwort: Nur ein bisschen. Aber deswegen habe ich die Arbeit nicht gelesen. Ich habe ein wenig recherchiert, ob es überhaupt etwas zum Thema „Personenkult“ um Thälmann gibt. Mitnichten. Wo soll man suchen? Bei den Historikern, Soziologen, Politologen, Antropologen, oder reicht es, Theweleit zu lesen? Die „Linke“ wäre zuständig, aber dort finde ich auch (natürlich?) nichts.

Wenn man wissen will, warum die Nationalsozialisten die Macht ergreifen konnten, trotz der damals in ganz Europa am besten organisierten Arbeiterbewegung, trotz einer kommunistischen Partei, die zeitweilig mehr als 300.000 Mitglieder hatte – also vier Mal so viel wie heute die „Grünen“ – dann muss man jeden Stein in der Geschichte umdrehen, um die Ursachen herauszufinden.

Ich habe ein schreckliches Buch in meiner Bibliothek, irgendwann auf einem Flohmarkt für wenig Geld erworben: Zur Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands – Eine Auswahl von Materialien und Dokumenten aus den Jahren 1914-1946, hg. vom Marx-Engels-Lenin-Stalin-Institut beim Zentralkomitee der SED, Berlin 1954. Genau so wie sich das anhört, ist es auch – das Grauen. Interessant ist es nur als Quelle, und auch die Fotos (in sehr schlechter Qualität) habe ich noch nie woanders gesehen. Man denkt, man habe es mit einer säkularen Religion, ja einer durchgeknallten Sekte zu tun: Keine Spur von Selbstkritik, nur ein Hurra nach dem anderen, im Lautsprecherduktus.

Ich hatte im September 2018 auf ein vergleichbares Werk hingewiesen, obwohl es 1973 erschienen ist: Alexander von Plato: Zur Einschätzung der Klassenkämpfe in der Weimarer Republik: KPD und KOMINTERN, Sozialdemokratie und Trotzkismus. Nichts gelernt, obwohl man damals in der BRD schreiben und forschen konnte, wie es beliebte – jedenfalls kritischer, als es in der DDR erlaubt worden wäre. Ich habe noch zwei ähnliche, die man auch zum Fall Thälmann vielleicht heranziehen würde (sollte man aber nicht und herrje, das gibt es sogar bei Amazon!): Die Bolschewisierung der KPD (das ist positiv gemeint), 2 Bände, hg. Verlag Rote Fahne 1970. Ich wiederhole mich: Nichts gelernt und nichts begriffen.

Ich wüsste zu gern, ob man in der DDR etwas über die Wittorf-Affäre erfahren durfte?! Da muss ich von einem kleinen und vermutlich jungen Studenten heute eine völlig richtige Analyse lesen: Ernst Thälmann und seine Abhängigkeit von den Direktiven Stalins und der Kommunistischen Internationale waren eine Katastrophe für die KPD. Genau so muss man es sehen. Vermutlich wäre Paul Levi erfolgreicher gewesen.

Und dann müsste man erforschen, warum die KPD zeitweilig mehr damit beschäftigt war, „Abweichler“ auszuschließen als die Nazis zu bekämpfen, und warum nicht nur damals die lächerliche Herumsektiererei angesagt war und was uns das heute lehrt.

Jonas Kolthoff schreibt: „Wie sehr die KPD unter Vorsitz Thälmanns nun auf Stalin und dessen Politik eingeschworen war, zeigte ein symbolischer Vorgang auf dem letzten Parteitag in der Weimarer Republik 1929. Hier wurde Ernst Thälmann mit einem „dreifachen Heil Moskau“ begrüßt. (Quelle: Der Thälmann-Skandal) O mein höheres Wesen – das ist ja furchtbar.

Das Beste, was es IMHO zur Zeit – lesbar, also kein Wälzer! – gibt, ist ein Artikel aus der Zeitschrift Z – Marxistische Erneuerung von Harald Jentsch – erfreulicherweise online: „Die KPD 1919 bis 1924 – Teil I: Zwischen Offensivtheorie und Einheitsfronttaktik“. Der 2. Teil ist leider nicht online.

rote fahne

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Girl with Broom

indian girl

Ein indischstämmiges Mädchen bei der Hausarbeit im „Z“ Mohammed’s Guesthouse, Scarborough, Republic of Trinidad and Tobago, fotografiert 1982 (vgl. 14.01.2020: „Der muslimische Onkel in Scarborough“.

Aus meinem Reisetagebuch, 11.03.1982:
Wir verlassen Charlotteville, nicht ohne ein kleines Gebet unserer Wirtin Miss Nicholson für uns ertragen zu müssen. Vor lauter Begeisterung singt sie anschließend noch ein Lied.

In Scarborough bleiben wird im Z Mohammed’s Guesthouse– (…) Bei den Muselmanens ist strictly no pork allowed. (…) Ich verstehe nicht, warum es sich die Leute nicht ein bisschen schöner machen. (…) Wir geben unser Geld für Eis aus.

Buccoo ist ein Fehlschlag, 1. düstere Stimmung, 2. keine Sonne, 3. der Strand langweilig und viele Steine, 4. wir wandern fast die ganze Strecke wieder zurück, die Straßen schmal und viele Kurven, teilweise schön, aber hässliche Neubauten überall. Der Busfahrer rast wie verrückt, ohne Rücksicht auf Verluste (in diesem Fall der Seitenspiegel).

Wir kaufen unsere erste breadfruit, zu behandeln wie Kartoffeln…

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Waffengleichheit

sig sauer
Das Foto (Ausschnitt) hat ein Fotograf 1994 von meiner Hand und der Waffe gemacht, die ich damals ganz legal mit mir führen durfte – natürlich samt Waffenschein.

Zwei Polizeigewerkschaften bekrieg(t)en sich („zwischen den Gewerkschaften bestand Streit um die Möglichkeiten und Tunlichkeit der für den Monat Mai vorgesehenen und tatsächlich durchgeführten Wahlen“). Das Bundesverfassungsgericht hat eine wichtige Entscheidung getroffen, die auch für Journalisten und Blogger interessant ist:

Die Kammer bekräftigt mit der Entscheidung die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu den grundrechtlichen Anforderungen, die sich aus der prozessualen Waffengleichheit in einstweiligen Verfügungsverfahren ergeben (…). Sie hat erneut klargestellt, dass eine Einbeziehung der Gegenseite in das einstweilige Verfügungsverfahren grundsätzlich auch dann erforderlich ist, wenn wegen besonderer Dringlichkeit eine Entscheidung ohne mündliche Verhandlung ergehen darf. Zudem hat sie bekräftigt, dass eine prozessuale Einbeziehung der Gegenseite nur dann gleichwertig durch eine vorprozessuale Abmahnung ersetzt werden kann, wenn Abmahnung und Verfügungsantrag identisch sind. Wenn der Verfügungsantrag auf das vorprozessuale Erwiderungsschreiben argumentativ repliziert, neue Anträge enthält oder nachträglich ergänzt oder klargestellt wird, ist das nicht der Fall.

Muss ich das jetzt übersetzen?

Ist ganz einfach: Jemand möchte, dass jemand anderes etwas nicht behauptet, weil es vielleicht gelogen ist – und man glaubt, das vor Gericht beweisen zu können.

Der Anwalt des Klägers mahnt zuerst ab.* Wenn die andere Partei das unterschreibt und akzeptiert, ist die Sache normalerweise gegessen (der „Abgemahnte“ muss aber die Anwaltskosten des Klägers zahlen – die Rechnung kommt meistens schnell.**)

Wenn der Beklagte sich weigert, die Abmahnung zu unterschreiben, kann man entweder sofort klagen oder zuerst eine so genannte Einstweilige Verfügung (auch: Einstweiligen Rechtsschutz) beantragen – wenn es eilt. Das angerufenen Gericht kann entscheiden, ohne den oder die Beklagten anzuhören. Wie entschieden wird, muss nicht unbedingt so sein, wie später in der Hauptverhandlung geurteilt wird – das Gericht prüft nur die vorgelegten Akten und erwägt „nach Augenschein“.

Beispiel aus der Vereinsmeierei dem verbandsinternen Hauen und Stechen (ich habe das unzählige Male hinter mir): Jemand hatte in einer bundesweit verbreiteten E-Mail behauptet, gegen mich würde wegen Verbreitung von Kinderpornografie (!) ermittelt. Einer der Angeschriebenen hatte mir das zeitnah „gesteckt“. Da die Sache frei erfunden war, eilte ich sofort zum Amtsgericht, das mich aber wegen der Schwere der Anschuldigung ans Landgericht Berlin verwies. Dort legte ich nur eine Versicherung an Eides statt vor, dass der Vorwurf erstunken und erlogen sei. Ich wäre natürlich in Teufels Küche gekommen, wenn ich gelogen hätte. Binnen einer Stunde hatte ich die gewünschte Einstweilige Verfügung, ging damit zum diensthabenden Gerichtsvollzieher (für den Wohnort meinen Prozessgegners), der das Dokument noch am selben Tag zustellte.

Beim so genannten Hauptsacheverfahren Monate später wurde der Beklagte verdonnert, die Behauptung nicht zu wiederholen. Ich hätte sogar mit dem für mich sehr schönen Urteil eine Zivilklage auf Schadensersatz anstrengen können, obwohl ich den realen Schaden nur schwer hätte beziffern und beweisen können. Das musste ich nicht, da mein Prozessgegner – nach Niederlagen vor dem Landgericht und, weil er unbelehrbar war, sogar erneut vor dem Kammergericht – mir freiwillig einen hohen Betrag zahlte, da er wusste, dass ich ihn mit einem Shitstorm vom Feinsten überzogen hätte, der seinen Ruf garantiert mehr ruiniert hätte als er meinen.

Das aktuelle Urteil der BVerfG meint: Die Gegenseite muss auch gehört werden, wenn es nur um den einstweiligen Rechtsschutz geht, außer die vorherige Abmahnung und der Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung sind identisch.

_______________________________

*Abmahnen ist ein Wort des juristischen Jargons, kein gutes Deutsch. Man sollte es auch nur bei juristischen Themen benutzen. „Die Ehefrau mahnte ihren Mann ab, nicht woanders herumzuvögeln.“ Ermahnen ist besser, und mahnen allein geht meistens auch.
** Es gibt diverse Tricks, die Kosten zu minimieren. Wenn man eine Abmahnung unterschreibt, aber trotz der Rechnung die Kosten des gegnerischen Anwalts nicht zahlt, muss der klagen. Das geschieht normalerweise bei Amts-, nicht aber bei Landgerichten – und Amtsgerichte sind billiger. Oder der Gegner überlegt es sich, ob es sich überhaupt rechnet, weil die Kosten für diese erneute Klage den Aufwand nicht lohnen oder wenn das Risiko besteht, dass der Beklagte es sich anders überlegt und es auf eine Hauptverhandlung ankommen lässt, die ganz anders ausgehen kann.

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Ohne Wumms, aber mit Wasser und Enten und noch mehr

skyline spandau
Skyline von Zitadelle und Altstadt Spandau, südlich der Insel Eiswerder – wie vor zwei Jahren.

Wie bringe ich die Weltläufte und meinen gestrigen Tag in Einklang? Da fällt mir ein, dass ich auf meinem Blog machen kann, was ich will, wenn es technisch umsetzbar ist. Also poste ich dreist Fotos und Texte, die gar nicht zusammenpassen.

Die SPD senkt die Mehrwertsteuer auf ihren Umfragewert.

Auch die „Linke“ ist mit ihrer Regierungsversessenheit weiter auf dem Weg nach unten.

By the way, Junge-Welt-Autoren Ekkehard Lieberam und Volker Külow, welch unsägliche Arroganz treibt euch, derartig grässliche Satzungetüme den Lesern zumuten zu wollen? Danke für das grandiose Beispiel, wie man erste Sätze nicht formulieren sollte:
Wir leben offenbar in einer Zeitenwende hin zu einem krachend einstürzenden Kapitalismus. Im Zeichen von Corona, der verordneten Stillegung großer Teile der Wirtschaft, eines laut GfK-Konsumklima-Index historisch beispiel­losen Einbruchs des Konsumklimas von geschätzt minus 23,1 Punkten im Mai 2020 sowie einer angesichts des weltweit angehäuften Börsenwertes von 82,5 Billionen Dollar (2017) entstehenden gigantischen Spekulationsblase gewinnt die sich schon seit 2019 ankündigende 26. zyklische Überproduktionskrise in der Wirtschaftsgeschichte des Kapitalismus bzw. die zweite Weltwirtschaftskrise im 21. Jahrhundert an Tempo und Größe.

Guckt ihr hier: Höchstens 15 oder 20 Wörter! So lautet eine Faustregel, die in Redaktionen und Stilfibeln gilt. Sätze mit mehr als 30 Wörtern versteht kaum jemand (es sei denn, sie stammten von Heinrich v. Kleist oder von mir).

Die Speicherkapazität unseres Kurzzeitgedächtnisses, die Fähigkeit also, zwei Wörter als zusammengehörig zu erkennen, wie es die zwei Teile eines Verbums sind – sie endet bei 6 bis 7 Wörtern. Besser: Das Kurzzeitgedächnis kann maximal sechs oder sieben Wörter als zusammengehörig erkennen. Zwei Teile eines Verbums sollten nicht mit zu vielen Wörter getrennt werden.

Also nicht: Ich, auf der Havel vor mich hinpaddelnd, eingedenk der Krise des Kapitalismus, die schon Trillionen Mal für alles verantwortlich gemacht wurde, aber die dessen ungeachtet und aller düsteren Prophezeiungen zum Trotz weiter krachend vor sich hinkriselt, kam am Tegeler See an, sah, und paddelte wieder zurück.

maienwerder
Zwischen den Inseln Maienwerder (rechts) und Valentinswerder

Ich bin gegen das lächerliche „Antidiskriminierungsgesetz“ in Berlin. Aber keine Sorge: Der erste Polizist, der dagegen klagt, wird vom BGH Recht bekommen. Beweislastumkehr? Sowas geht nur in den Köpfen der Grünen, aber nicht in einem Rechtsstaat (trotz der Klassenjustiz).

spandauer schleuse
Spandauer Schleuse

FiveThirtyeight: „How (un)popular is Donald Trump?“ Die Messe ist noch nicht gesungen. Es kommt nicht auf die allgemeinen Werte an, sondern nur auf die Swing States. Auf die wird Trump sich konzentrieren. Ich werde meine Prophezeiung, dass Trump gewinnen wird, Ende Oktober noch einmal überprüfen müssen. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Mississippi hinunter.

„The essential American Soul is hard, isolate, stoic, and a killer. It has not yet melted.“ (D. H. Lawrence, 1885-1930 – die deutsche Wikipedia-Version schwurbelt und faselt dermaßen („kreativ-imaginative Transformation“), dass ich die Lektüre niemandem zumuten möchte.)

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Significance

„Until the color of a man’s skin
Is of no more significance than the color of his eyes
Me say war.“ (Bob Marley: War)

Die Hautfarbe allein bedeutet also nichts und ist auch kein politisches Programm. Just saying (für Leute, die aus mir unverständlichen Gründen meinen, Talkshows seien für irgendetwas relevant außer für die Selbstbespiegelung der Medienblase).

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TL;DR, schon klar

humboldthainhumboldthainhumboldthainhumboldthain

Heute musste ich zur Polizei, nicht etwas, weil sich heute vor 40 Jahren die Bewegung 2. Juni aufgelöst hatte, sondern um des neuen Fahrrads wegen und um es zu chippen kennzeichnen zu lassen. Nach dieser Aktion bin ich noch flugs den Humboldthain hinaufgeradelt – ja, geradelt mit rund 20 km/h trotz der anspruchsvollen Steigung bis hin zum ehemaligen Hochbunker bzw. Flakturm auf der Spitze. So ein kleiner elektrischer Motor unter dem Allerwertesten ist schon praktisch!

fahrradkennzeichnung

Ach ja, Trump. Es ist ermüdend. Alle haben schon etwas geschrieben, nur ich nicht. Ich halte diejenigen, die Trump permanent kritisieren, für total naiv. Sie täuschen sich (Vorsicht! Orthodoxe marxistische Termini!) über den Charakter (Vorsicht! Zwei Genitive hintereinander!) der Klassenherrschaft des Kapitals im Kapitalismus.

Zum Erinnern: Der US-amerikanische Präsident sitzt einem Gremium vor, das auch als „Regierung“ bekannt ist und das schon Marx schlicht und treffend beschrieben hat: „Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“

Und was erwartet man von so einem Vorsitzenden dieses erlauchten Gremiums? Dass er „gut“ aussieht, vegan isst, Gendersternchen benutzt, sich gesund ernährt, die Musik hört, die bei der wohlhabenden Mittelschicht beliebt ist?

Nein. Ich erwarte genau das, was Trump liefert.

schloss berlin

Das „neue“ berliner Stadtschloss würde Trump gefallen, so kitschig ist es (ich wollte den Begriff „eklektizistisch“ vermeiden). Wenn es nach mir ginge, hätte man den grässlichen Dom abreißen und den Palast der Republik renovieren und umgestalten können. Es passt wie Arsch auf Eimer, dass jetzt noch ein Kreuz das Ensemble krönt.

By the way (ich wiederhole mich gern): Trump verhält sich mit der lächerlichen Forderung, die „Antifa“ in den USA zu verbieten, konsequent. Ich hätte an seiner Stelle genau das auch gesagt. Warum? Ganz einfach: Lest mal Bellingcat: „The Boogaloo movement is not what you think“. Man sollte schon genau hinsehen, wer die Riots in den USA unterstützt – leider macht das niemand. „I’m looking for fellow Minneapolis residents to join me in forming a private, Constitutionally-authorized militia to protect people from the MPD, which has killed too many people within the last two years.“

Die Faschisten demonstrieren also auch und sehen ebenfalls in der Polizei den Gegner. Die New York Times spricht davon, dass die Proteste von der Ultrarechten unterwandert und infiltriert seien. Auch Synagogen wurden schon antisemitisch beschmiert.

Natürlich kennt Trump seine Pappenheimer. Er darf und muss die Massen und vor allem seine Wähler belügen. Er muss die rechten Demonstranten aus der medialen Schusslinie nehmen und gleichzeitig verurteilen, was sie tun. Die einfachste Methode: Man gibt denen die Schuld, die am unbeliebtesten sind, auch wenn es die gar nicht so gibt. „Linksradikal“ ist in den USA noch mehr ein Schimpfwort als hier (obwohl hierzulande Politiker auch allzugern alles radikal Linke verbieten würden). Damit sind seine eigenen Leute aus dem Schneider.

monumentenplatz

Wem das noch nicht reicht, der konsumiert IFLScience: „The Psychology Of Riots – And Why It’s Never Just Mindless Violence“. Natürlich ist jeder „Riot“ auch ein Klassenkampf, selbst wenn die Ziele und Motive im Dunkeln liegen. According to Science: „The Psychology of Rioting: The Language of the Unheard“. Sagte auch Martin Luther King.

humboldthain

And now for something completely different. Sinnfreie Worthülsen, die ich nicht mehr lesen will: „sozio-ökologisch“. #neusprech #sprechblasenfacharbeiterinnen #gefasel #linke #deutschdesgrauens

Ich radelte so vor mich hin, wählte einen mir bisher unbekannten Radweg ab der Monumentenbrücke nach Süden bis zum Südkreuz, um die Gedenktafeln für Rosa Luxemburg in Friedenau zu fotografieren.

cranachstrasse 58wielandstrasse 23

Die Tafel in der Cranachstrase ist von Blumen überwuchert und kaum zu sehen. „Die Bezirksverordnetenversammlung ließ in den siebziger Jahren die Tafel aufstellen. Da sich der damalige Hausbesitzer gegen eine Anbringung an der Fassade gewehrt hatte, wurde ein Gestell in einer Blumenanlage – für die man sogar einen Parkplatz opferte – aufgerichtet.“

Immerhin, einen Parkplatz für das Gedenken an Rosa Luxemburg. Der Hausbesitzer hatte vermutlich einen gesunden Klasseninstinkt. So ein Verhalten ist primitive Magie: Man erträgt das nicht, was offenbar Macht hat oder haben könnte.

kurbelradiokurbelradio

And now for something completely different. Lustkauf im Internet: Kurbelradio, das wahlweise per Akku, Solarenergie, mit Batterien oder mit Handkurbel betrieben werden kann. Licht und Leselampe sind auch dabei. RTFM! Wenn der Strom ausfällt: Ich bin jetzt empfangstechnisch autark!

burks

Das letzte Foto (nach exakt 40 Kilometern per Rad) ist eine frohe Botschaft an meinen Kollegen und Freund Albrecht, der mir dieses T-Shirt geschenkt hat und damit auf ein vereinsinternes Hauen und Stechen anspielte: Eine Gruppe von Intriganten aus dem DJV Berlin hatte vor Jahren versucht, mich in E-Mails an alle möglichen Leute zu verleumden und dabei geflissentlich die Berufsbezeichnung „Journalist“ weggelassen, sondern das gefühlt mindere „Internet-Aktivist“ gewählt (die wussten damals vermutlich nicht, was ein „Blogger“ ist). Die Herren sind zum Teil noch in Amt und „Würden“ – ich vergesse so was aber nicht, ihr Loser. #djv #vereinsmeierei

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TAZ

taz

Fotografiert in Villavicencio im Osten Kolumbiens (Januar 1982). Das Foto wurde in der „taz“ irgendwann in der 80-er Jahren gedruckt – das einzige Foto, das ich jemals in der „taz“ publiziert habe. Ich weiß aber nicht mehr, in welcher Ausgabe.

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Nicht vergeben, nicht vergessen

rosa Luxemburg

Am 31. Mai 1919 fand ein Schleusenarbeiter Rosa Luxemburgs Leichnam an einer Schleuse im Landwehrkanal. Um Massenunruhen zu vermeiden, verhängte Noske (SPD) eine Nachrichtensperre, ließ den Leichnam konfiszieren und in das Militärlager Zossen bringen. Rechtsmediziner obduzierten ihn und stellten einen Pistolennahschuss als Todesursache fest.

Ich habe mich ein bisschen durch Luxemburgs Biografie auf Wikipedia gewühlt und dann noch die ihres Geliebten und Freundes Leo Logiches studiert (Schande über mich: Ich kannte ihn nicht, obwohl er Mitbegründer der KPD war!). Was waren das für unglaubliche Leben!

Rosa erhielt eine umfassende humanistische Bildung und lernte neben Polnisch, Deutsch und Russisch auch Latein und Altgriechisch. Sie beherrschte Französisch, konnte Englisch lesen und Italienisch verstehen. Sie kannte die bedeutenden Literaturwerke Europas, rezitierte Gedichte, war eine gute Zeichnerin, interessierte sich für Botanik und Geologie, sammelte Pflanzen und Steine und liebte Musik, besonders die Oper und die Lieder von Hugo Wolf. Zu ihren zeitlebens geachteten Autoren gehörte Adam Mickiewicz.

Ich kann nicht widerstehen zu fragen, wer von den Nachgeborenen oder den „Linken“ heute so gebildet ist oder sein will? Was hätte die Luxemburg wohl zu den wohlfeilen und nichtssagenden Worthülsen „nachhaltig„, „Klima“ usw. gesagt?

Sie setzte ihren kompromisslosen Kampf gegen den Nationalismus in der Arbeiterbewegung zeitlebens fort. Diese Haltung isolierte sie anfangs fast völlig und brachte ihr viele erbitterte Konflikte ein, unter anderem seit 1898 in der SPD und seit 1903 mit Lenin.

Man ahnt schon, warum die Funktionäre der SED Luxemburg nicht ausstehen konnten (obwohl die DDR – oft ekelhaft heuchelnd – versuchte, sie zu vereinnahmen):
Marxismus ist eine revolutionäre Weltanschauung, die stets nach neuen Erkenntnissen ringen muss, die nichts so verabscheut wie das Erstarren in einmal gültigen Formen, die am besten im geistigen Waffengeklirr der Selbstkritik und im geschichtlichen Blitz und Donner ihre lebendige Kraft bewahrt.

Ich meine, dass die hiesige Restlinke das Thema Diktatur des Proletariats anhand von Luxemburg neu diskutieren muss – Rosa Luxemburg war näher an Marx als die SED je war:
Jawohl: Diktatur! Aber diese Diktatur besteht in der Art der Verwendung der Demokratie, nicht in ihrer Abschaffung, in energischen, entschlossenen Eingriffen in die wohlerworbenen Rechte und wirtschaftlichen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft, ohne welche sich die sozialistische Umwälzung nicht verwirklichen läßt. Aber diese Diktatur muß das Werk der Klasse, und nicht einer kleinen, führenden Minderheit im Namen der Klasse sein, d. h. sie muß auf Schritt und Tritt aus der aktiven Teilnahme der Massen hervorgehen, unter ihrer unmittelbaren Beeinflussung stehen, der Kontrolle der gesamten Öffentlichkeit unterstehen, aus der wachsenden politischen Schulung der Volksmassen hervorgehen.

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Formiert marschieren

demonstration

Demonstrierende Arbeiter, aufgenommen 1984 in La Paz, Bolivien – ich kann nicht mehr herausfinden, wann genau und wo. Wir waren zwei Mal in La Paz, und das Foto habe ich wahrscheinlich beim zweiten Mal aufgenommen, weil das nicht in der Nähe des Palacio Quemada war.

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Männlicher Singlehaushalt oder: Rede an die Blattlauslöwen et al

pflanzenpflanzenpflanzenpflanzen

Kurzurlaub. Langes Frühstück mit Internet-Konsum. Wäsche waschen, Geschirr abwaschen, Zimmerpflanzen gießen, Rosen beschneiden, Balkonpflanzen gießen, kurze, aber motivierende Rede an die Blattlauslöwen halten, die sich zahlreich versammelt hatten. Schuhe putzen, Bad säubern. Flurteppich saugen. Rucksack ebenfalls für eine Kurzwäsche in die Waschmaschine stampfen. Jetzt bloggen.

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Remis halten?!

chess

These: Schwarz am Zug hält die Partie remis. Ich hatte die weißen Steine und habe ganz real gespielt. Mein Gegner und ich analysierten ein Dutzend folgender Züge und kamen zu dem Ergebnis, dass Weiß nicht Matt setzen kann. (Wenn die weiße Dame fiele, steht Weiß natürlich immer noch auf Gewinn.) Aber den hiesigen des Schachspielens kundigen Leserinnen und der Logik fähigen Lesern fällt bestimmt etwas ein?

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Bitte keine Winkelemente

Der Sozialismus ist keine Angelegenheit von Fahnen oder von Bannern, die hochgehalten werden müssten. Ziel und Wesen des Sozialismus ist vielmehr der aufrechte Gang in Richtung Freiheit, der Blick vom bewussten geschichtlichen Standort aus auf die konkrete Utopie des Reichs der Freiheit. Das gilt besonders dann, wenn unser Ziel der Befreiung von Kapital und Repression gefährdet erscheint oder wenn (…) noch immer die Frage von Ernst Bloch zu stellen ist: »Hat sich der Marxismus im Stalinismus nur bis zur Unkenntlichkeit oder streckenweise auch bis zur Kenntlichkeit verändert?« (Rudi Dutschke, 1974)

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Einpreisende Börsen und bürgerliche Freiheiten

handelsblatt

Das Handelsblatt, Teil der medialen Orchestrierung des Willens der herrschenden Klasse (gefühlt), räsonniert über Hongkong, Trump und die Ökonomie: Hongkong ist bekanntlich Teil der Volksrepublik China. Punkt.

By the way: Ich finde es immer recht lächerlich, wenn die Medien zwei Themen, die nichts miteinander zu tun haben, in eine Überschrift pappen, als wäre im Internet kein Platz, um das gesondert zu behandeln. Hier verschleiert es das Wichtige (it’s the economy) mit dem Unwichtigen (Gesundheit und son Kram).

Zur WHO lese ich:
Ein Problem sehen Kritiker in der Finanzierung. 2014 berichtete Frontal21, dass vom Jahresbudget der WHO von etwa 4 Mrd. US-Dollar allein etwa 3 Mrd. US-Dollar freiwillige Beiträge sind, darunter auch größere Spenden von Unternehmen, insbesondere aus der Pharmabranche. Laut dem Bericht kritisiert Transparency International die viel zu geringen Pflichtbeiträge der Staaten an die WHO. Dadurch sei ab 2001 die WHO in die Arme der Industrie getrieben worden. Ähnliche Kritik kommt laut dem Bericht von Medico international, welche meint, dass die WHO unterfinanziert sei, um auf eine Krise wie Ebola angemessen reagieren zu können. Die WHO sei mehr und mehr auf Gelder aus der Wirtschaft angewiesen, wodurch die Neutralität der WHO gefährdet sei. Medico international fordert, die privaten Interessen in der WHO zurückzudrängen, die WHO anständig zu finanzieren und zu demokratisieren…

Japan und Australien unterstützen Trumps Kritik an der WHO. Davon lese ich aktuell nichts mehr in den Medien. Die Argumente des US-amerikanischen Präsidenten kann man nicht so einfach reflexartig, wie es üblich ist, abtun.

Jetzt aber das Interessante: Warum behandelten die USA Hongkong „besonders“? Hongkong gilt in Neusprech als „liberale Marktwirtschaft“, in der Realität bedeutet das: schrankenloser Kapitalismus ohne soziales Brimborium wie hierzulande.
Unterschlagen wird bei derartigen Berichterstattungen, dass der Anteil an Millionären und Milliardären in Hongkong so hoch wie nirgendwo sonst, das Einkommen aber eklatant ungleich verteilt ist. Nirgendwo in China ist die Armutsquote so hoch wie in Hongkong. Rund 20 Prozent der Hongkonger Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Im gesamten China lag die Armutsquote 2016 nur bei 3,14 Prozent.

Jeder vernünftige Mensch sähe unter dem Strich nur Vorteile für die Bevölkerung Hongkongs, wenn die VR China auch dort das Heft komplett in die Hand nähme – Staatskapitalismus ist besser als das, was sie gerade dort haben. (Mit dieser Meinung katapultiere ich mich automatisch aus dem medialen deutschen Mainstream, der auch bei China immer im Schießscharten-Modus „argumentiert“.)

„…die USA und zahlreiche andere westliche Staaten befürchten, dass damit die in Hongkong geltenden bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt werden solle.“ Schon klar, Handelsblatt. Den Armen nützen die „bürgerlichen Freiheiten nur theoretisch etwas, aber das Kapital gibt sich (noch) demokratisch, weil es den Börsen und dem Profit dient. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

Noch schöneres Neusprech: „…Die Finanzmärkte hatten die Verschärfung des Hongkong-Konflikts offenbar bereits eingepreist.“ Sogar die Sprache schleimt sich ein.

Trump handelt also konsequent im Sinne des Kapitals. Wenn er einen Krieg der Zölle gegen China führt, dann muss das auch Hongkong betreffen, das aber von Firmen der VR China bisher benutzt wurde, um die Wirkung der „Strafzölle“ zu umgehen. „Die Märkte“ sehen das gelassen. Alles Peanuts und viel Lärm um nichts.

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Vermischte Alu-Hüte

volksbad
Müller’sches Volksbad München, fotografiert am 20.10.2003, Symboldbild für alles

Was ich unbedingt noch mitteilen wollen, aber nicht dazu kam:

Jacobin spricht mir aus der Seele, was die Aluhut-Träger angeht.

„Dennoch müssen wir uns hüten, Menschen dafür zu verurteilen, »das Falsche« zu glauben und sie für ihre Verstöße gegen den ordnungsgemäßen öffentlichen Vernunftgebrauch an den Pranger zu stellen. Wir sollten stattdessen fragen, wie der Nährboden für das weitverbreitete Unbehagen an der Aufklärung entstehen konnte: Welche Funktion nehmen die Glaubenssysteme der Gegenaufklärung in unserer Gesellschaft ein?“

„Eine zentrale Schwäche des politischen liberalen Rationalismus ist, dass er in Klassenfragen blind ist. Oft mündet er in kaum verhohlenen Klassenhass einer liberalen, gebildeten Mittelschicht auf »die Bildungsfernen«. Ungeachtet der realen Klassenzusammensetzung der verschwörungstheoretischen, vor allem aber der esoterischen Bewegung – die eine heterogene Klassenstruktur aufweist und sich zu großen Teilen auch aus der Mittelschicht speist – stellt der dumme, ungeduschte Aluhut in der öffentlichen Vorstellung eine Figur der unteren Klasse dar.“

Telepolis beschäftigt sich mit dem kurzgeschorenen Rasen an sich, der ab sofort „peinlich“ sein sollte: „Wer sich nicht freiwillig der Gartenzwergarmee anschließt, wird von den Nachbarn eingereiht.“

Twitter verbreitet die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. #prawda (Volksweisheit)

Oder auch: Trump legt sich mit [bitte selbst ausfüllen] an. Guter Mann. So funktioniert Werbung, und so setzt man Agenden.

Apropos Wahrheit: Ich empfinde irgendwie Schadenfreude. Die FAZ: „Die Recherchegruppe „Correctiv“ hat einen Bericht von „Tichys Einblick“ im Auftrag von Facebook mit einem „Teils falsch“-Stempel versehen. Das hat das Oberlandesgericht Karlsruhe nun untersagt.“

– Die USA führen einen unerklärten heimlichen Krieg gegen Venezuela. Aber das wussten wir schon.

– Zum Schluss. Ich hoffe, dass die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser, die Linux nutzen, einige Befehle, die möglich, aber desaströs wirken, nicht ausführen? Wie wäre es mit mv / /dev/null?

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NCM Moscow plus minus

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Gestern bin ich rund 40 Kilometer mit meinem neuen NCM Moscow (29 Zoll) gefahren und kann einen ersten Testbericht abgeben.

Vorab: Wer sich so ein Fahrrad vom Munde absparen muss, sollte weiterlesen. Wer aber mehr flüssig hat und eine Garage mit Platz für einen Drittwagen, sollte gleich die Moscow Plus Version kaufen, die rund 400 Euro mehr kostet.

Der Grund: Das Moscow Plus hat ab Werk hydraulische Scheibenbremsen, während bei meinem Rad mechanische Scheibenbremsen von Tektro eingebaut waren. Ich habe in einer Werkstatt für neue hydraulische Bremsen rund 130 Euro bezahlt; wer also nicht unbedingt den besseren Akku der Plus-Version haben will, spart mit dem nachträglichen Einbau besserer Bremsen Geld.

Warnung: Im Handbuch findet man nichts über den Einbau des Vorderrads. Man kann, obwohl das selbsterklärend sein sollte, dennoch grobe Fehler machen. Ich hatte, wie schon angemerkt, die Gabel verkehrt herum gedreht – dummerweise kann man so auch fahren, bis man eventuell merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Auch die kleine Achse samt Stellschrauben und Federn, die man vorn einziehen muss, wird nicht beschrieben: Auf der Skizze sieht man so gerade noch, dass die Flügelschraube rechts sitzen muss (vgl. 5. Foto). Ich bin erst nach einiger Zeit darauf gekommen, warum die Vorderbremsen schleiften (bei mir saß die Flügelschraube zuerst links).

Beim Anfahren – nach ungefähr fünf Sekunden – schaltet sich die „Anfahrhilfe“ des Motors hinzu (geht auch per Knopfdruck am Display). Den allerersten Anschub muss man allein hinkriegen – das Rad wiegt knapp 26 Kilo. Auf ebener Straße merkt man den Motor nicht sehr, aber ab der Stufe fünf fühlt es sich an, als wenn jemand hinten zusätzlich schöbe.

Der Unterschied pro Stufe macht ungefähr drei bis vier Stundenkilometer aus. Mit der ECO-Stufe 1 kommt man ohne große Anstrengung auf 20 km/h, mit Motor auf Stufe 5 ist man auf 25 ohne zusätzliche Kraftanstrengung. Wenn das Rad erst einmal in Schwung ist, schnurrt es ganz schön ab: Auf dem Tempelhofer Feld war ich schon konditionsmäßig ein bisschen angeschlagen, kam aber auf rund 30 km/h. – ohne groß zu keuchen. Bergab – hier die Halenseestraße nach Süden in Richtung Kurfürstendamm – erreichte ich ohne Mühe mehr als 38 km/h – immer noch bei ECO Stufe 1.

Mir sitzt das Display ein wenig zu sehr mittig, man kommt kaum mit dem linken Daumen zu den Knöpfen, ohne den Lenker loszulassen. Da die – rechts und links jeweils zwei – Hebel für die Gangschaltung direkt daneben angebracht sind, kann man das nicht ändern (ich habe es vergeblich versucht).

Ab Werk hat das Fahrrad nur Reflektoren hinten und vorn, man muss die Lichtanlage selbst kaufen und montieren (daher sind ein paar Dinge am Lenker zu sehen, die ich zusätzlich angebracht habe).

Ich habe auch keine Möglichkeit gefunden, eine Halterung für mein Fahrradschloss anzubringen: An die Sattelstange passt es nicht, weil der Akku im Weg ist. Also muss es immer in den Rucksack.

Ich war in der letzten Woche schon in einer Werkstatt, die gute Kritiken online bekommen hatte. Die reparieren aber keine E-Bikes, aber rieten mir sofort, bessere Bremsen anzuschaffen, was ich ohnehin plante. Mehrere große Läden In Neukölln und auch anderswo lehnten ab – wegen Corona! – sie hätten zu viele Aufträge. Gern geschehen, Sie mich auch.

Bei Leoncycle in Hannover war stundenlang besetzt und noch nicht einmal eine Ansage, wie lang es ungefähr dauern könnte. Ich hatte gehofft, die könnten mir Werkstätten in Berlin nennen.

Deshalb mache ich jetzt Werbung für den Bike-Doktor im Prenzlauer Berg: Der war professionell, schnell und auch nicht teuer. Der Fahrraddoktor hat einen Stammkunden gewonnen.

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Nixe vor Dschungel

beach

Das Foto habe ich 1982 in Charlotteville an der Man-O-War-Bay auf Tobago (Republic of Trinidad and Tobago, Kleine Antillen) gemacht – der idyllischste Ort, in dem ich jemals war. Mir gefiel der Kontrast zwischem dem Meer und dem Dschungel, der direkt hinter dem Strand begann. (Im Vordergrund meine damalige Freundin.)

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Die Schlacht auf der Rose

blattlauslöwe

Nachdem das Publikum auf Fratzenbuch mich neulich aufgeklärt hatte, dass die tierische Invasion auf meinem Balkon gutartig sei, ja zu begrüßen, weil es sich um Marienkäferlarven aka Blattlauslöwen handele, noch eine kurze Nachfrage: Muss ich diese Tierchen vor den Ameisen schützen? Meine Marienkäferlarven fressen denen gerade die Blattlausplantagen weg, die ich sonst mit Wasserstrahlen, Lavendel und noch schlimmerem bekämpfe…. Macht das die Ameisen nicht sauer?

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Bildhaft [Update]

Kurze Durchsage meinerseits: Der Satz „die BILD lügt“ ist falsch und irreführend. Richtig müsste er lauten: „Die BILD lügt oft mehr als andere Medien. Sie lügt meistens weniger als die Yellow Press“.

Ich spüre hinter dem „Bild“-Bashing die Arroganz von Leuten aus der Mittelschicht, die die so genannten „kleinen Leute“ verachten, weil diese angeblich Boulevard-Medien konsumierten statt das Feuilleton der „Zeit“ oder den Wirtschaftsteil der „FAZ“.

[Update] Einer der Kronzeugen der BILD-Zeitung: „Ich hatte keinen Kontakt zu „Bild““. Har har.

Ich erinnere an mein Scharmützel mit der „Bild-Zeitung in Gestalt ihres “investigativen” Reporters” Hans-Wilhelm Saure“. Natürlich wird in der Branche mit harten Bandagen gekämpft und nicht immer mit moralisch hochwertigen Mitteln. Dagegen habe ich nichts. Wer austeilt (wie ich), der muss auch einstecken können. Ich habe es immer so gehalten: Wer mich anpöbelt, den pöbele ich noch heftiger zurück. Der Volksmund sagt dazu: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Oder noch besser: Auf einen Schelmen anderthalbe setzen (stammt übrigens von Goethe.)

Aber wenn es unprofessionell wird und einfache Standards nicht eingehalten werden (audiatur et altera pars), dann kann man alles in die Tonne treten.

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Unter Lobbygrüpplern

poster
Plakat der Israeli Communist Party (MAKI), 1940

Immer diese „Lobbygruppen“!
„Der Regierungsbeauftragte machte sich (..) eine Strategie von Lobbygruppen zu eigen, die einen entgrenzten Antisemitismus-Begriff instrumentalisieren. Politisch oder wissenschaftlich begründete Kritik an der israelischen Besatzungspolitik soll auf diese Weise systematisch delegitimiert werden.“

Das sagte Stephan Detjen, Chefkorrespondent des Deutschlandradios im Hauptstadtstudio Berlin, im Deutschlandfunk.

Dann nenne ich den Kollegen Detjen ganz entgrenzt einen Salonantisemiten. Was hat Israel „besetzt“? War die Sowjetarmee die „Besatzungsmacht“ in Ostpreußen? Ich Polen heute die „Besatzungsmacht“ in Westpreußen, der Heimat meiner Vorfahren?

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What ist to be done (?)

cat reading Lenin

– Ich sage nur – und wiederhole mich: Normenklarheit.
Der Verfassungsgerichtshof hat die aktuelle Bußgeldvorschrift außer Kraft gesetzt. Aber nur das. Ansonsten wurde der Antrag eines Berliner Rechtsanwalts, eine „Einstweilige Verfügung“ zu erlassen, abgeschmettert. (Sehr geehrte Juristen: Das ist besser und verständlicher als „der Antrag auf Erlass einer“ usw..)

„Die Vorschrift versetzt die Bürgerinnen und Bürger nicht in ausreichender Weise in die Lage, zu erkennen, welche Handlung oder Unterlassung bußgeldbewehrt ist. Diese mangelnde Erkenntnismöglichkeit kann gerade rechtstreue Bürgerinnen und Bürger veranlassen, sich in ihren Grundrechten noch weiter zu beschränken, als es erforderlich wäre, um keine Ordnungswidrigkeit zu begehen.“

Ich bin dafür, solche Urteile auf Latein zu verfassen. Die wären dann kürzer, vermutlich auch logischer, und übersetzt werden müssen sie allemal. Deutsch ist einfach keine Sprache für Juristerei.

– Was zu Tieren: Der letzte Alligator, der (!) Hitler lebend gesehen hat, ist jetzt gestorben. In Englisch klingt das sehr süffisant:
„Saturn the alligator had an eventful life. He was born in Mississipi, USA, in 1936 before being taken to Germany, where he lived in the Berlin Zoo. This wasn’t the ideal time to grow up in Germany, even if you’re largely unaware of what’s going on by virtue of being an alligator. (…) In July 1946, Soviet soldiers took Saturn from Berlin to Moscow zoo, where he lived out the rest of his life, with zookeepers describing him as „a very peaceful character“ apart from one incident „in 1970, when he almost bit off the arm of a young guard who was too inexperienced and tried to feed him out of his hand.“

By the way: Elefanten können weniger gut saufen als der Homo sapiens.

New York Times: „How the Taliban Outlasted a Superpower: Tenacity and Carnage“. Zum Gruseln, aber es war zu erwarten.

Ein ähnliches Frauenbild wie die Taliban scheinen die Mexikaner zu haben.

– Zum Schluss: Nehmt dies, Trump-Basher aus dem deutschen Feuilleton! „People in Republican states are moving more, buying more, and suffering less unemployment“. Ach?!

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