Doppelt gemoppelter Irrealis?

„Ich glaube nicht, dass es einen Sinn ergibt, mit einem Verschwörungstheoretiker ein Gespräch zu führen.“ (Markus Söder)

Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass ich jemals einem CSU-Politiker beipflichten würde.

Frage an die hier mitlesenden Oberstudienräte: Muss es nicht statt des RelativNebensatzes besser heißen „jemals einem CSU-Politiker beizupflichten“? „Beizupflichten“ ist aber nicht der Irrealis, der hier gemeint ist?! Oder wäre der Irrealis im Nebensatz doppelt gemoppelt?

image_pdfimage_print

Only right now: Biden will win

Economist: „Forecasting the US elections“. „Right now, our model thinks Joe Biden is very likely to beat Donald Trump in the electoral college.“

Immerhin eine solide Faktenbasis. Das Problem ist aber, dass die Wähler, die Trump wählen würden, das eventuell nicht sagen, daher bei Umfragen gar nicht vorkommen. Vgl. Michael Moore (2016) über den „Jesse-Ventura-Effekt“:
And because of that, and the anger that so many have toward a broken political system, millions are going to vote for Trump not because they agree with him, not because they like his bigotry or ego, but just because they can. Just because it will upset the apple cart and make mommy and daddy mad. And in the same way like when you’re standing on the edge of Niagara Falls and your mind wonders for a moment what would that feel like to go over that thing, a lot of people are going to love being in the position of puppetmaster and plunking down for Trump just to see what that might look like.

image_pdfimage_print

Church of und wo das alles enden kann

Vielen Dank der Genossin edlen Spenderin, die mir die Lettre (2017) zugeschickt hat. Darin ein Artikel von Elaine Mokhtefi über „Panther in Algerien – Eldrige Cleavers Exil im gelobten Land des Antikolonialismus„.

„After spending seven years in exile in Cuba, Algeria, and France, Cleaver returned to the US in 1975, where he became involved in various religious groups (Unification Church and CARP) before finally joining the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, as well as becoming a conservative Republican, appearing at Republican events.“ (Wikipedia)

Tja. Ich lese noch. Sehr interessant, aber vermutlich wissen die Nachgeborenen nicht, wovon die Rede ist. (Stimme im Hintergrund: „Boomer!“)

image_pdfimage_print

Palmen, Strand und Öl

scarborough

Ein Strand in der Nähe von Scarborough, Republic of Trinidad and Tobago, fotografiert Anfang März 1982. So idyllisch es aussieht: Meinem Reisetagebuch entnehme ich, dass wir nicht baden konnten, weil das Wasser voller schmieriger Ölflecken war.

image_pdfimage_print

Schon wieder Lenin, Stuttgart und Unbequemes

lenin

– Von Journalisten erwarte ich schlankes und verständliches Deutsch, keine bürokratischen Bläh- und Furz-Textbausteine („Migrationshintergrund“), kein überflüssiges Denglisch („urbaner Migrant“) und keine eitlen Verrenkungen, um sich von den einfachen Leuten abzugrenzen („Narrativ“). Wer das nicht hinkriegt, sollte das Handwerk des Schreibens neu lernen. (Passt hier gar nicht hin, aber irgendwo musste ich es unterbringen.)

Stuttgart Riots

– Zu Stuttgart (Randale und so) fiel mir ein Artikel ein, den ich vo 22 Jahren geschrieben habe und den man nicht verändern muss. Er ist aktuell:

Wer Macht hat, redet nicht über Gewalt. Die Herrschenden können andere beauftragen, Gesetze zu erlassen, die die Beherrschten zwingen, ihren Wünschen nachzukommen (Asylgesetz alias “Ausländer raus”). Wer über Gewalt kommuniziert, demonstriert, daß er selbst über nur begrenzte Macht verfügt. Man will, daß die, die den eigenen sozialen Status potentiell bedrohen, sich an Regeln halten, die man selbst aufgestellt hat. Nur die Mittelschichten fordern von allen anderen, sich an Regeln zu halten, weil sie “Angst vor dem Absturz” (Barbara Ehrenreich) haben. Wer aufsteigen will, muß die Werte der Gesellschaft verinnerlichen und sich selbst kontrollieren. Beherrsche dich, und nicht etwa andere! Der soziale Aufsteiger ist gegen Gewalt, weil Gewalt archaisch ist und die Regeln, die ihm ein gesichertes Leben ermöglichen, ad absurdum führt. Der klassische Radfahrer tritt nach unten, aber fordert gleichzeitig, daß die da oben das nicht tun. Sie sollen ihn dafür belohnen, daß er sich an die Regeln hält.

Gewalt ist eine Ikone, ein sinnliches, also medial vermitteltes Bild eines Phänomens, das unterschiedliche Gruppen jeweils verschieden wahrnehmen und interpretieren. Hooligans finden Gewalt geil. Sie verschafft ihnen alles, was das Leben versprechen kann: Körpergefühl, Überschreiten der Grenzen, Macht, Gruppendynamik, Thrill. Ein Trip ohne psychotrope Hilfsmittel. (…)

Der Diskurs über Gewalt definiert immer ein Außen-Innen-Verhältnis. Gewalt ist um so gefährlicher, je mehr sie von den Rändern kommt: Jugend – ein Schritt von der Mitte entfernt, Randgruppe, zwei Schritte, Ausländer, drei Schritte. Die Inkarnation des Bösen ist ein gewalttätiger jugendlicher Ausländer. Ein Widerspruch in sich ist ein erwachsener deutscher, aber nur in der Freizeit prügelnder Hooligan, der weder sozial marginalisiert ist noch ein politisches Motiv hat, was ihn einer Randgruppe zuordnen würde. So etwas gibt es nicht, genausowenig wie es Rassisten und Antisemiten im Bundestag gibt, die man einsperren oder verbieten könnte.

Hooligans sind die Rache des Kapitalismus: Er nimmt die Wut und die Sehnsucht der armen Schweine und verkauft sie an privilegierte junge Männer aus den Mittelschichten. Die inszenieren den Aufstand so, daß er der Gesellschaft in den Kram paßt, unpolitisch, mittels erlaubter Drogen und nur punktuell die Grenzen überschreitend, daß nicht zu viele auf der Strecke bleiben“.

– Merke: Die Gewerkschaft der Polizei ist nicht die Deutsche Polizeigewerkschaft. Das nur, weil mir ein Kollege warnend schrieb, ein Viertel der deutschen Journalisten kennten den Unterschied gar nicht. Thomas Mohr, der Vorsitzender der GdP, schrieb auf Fratzenbuch:(als Kontrapunkt zu meinem erwähnten Artikel):

Wer hier die Randalierer einer „Event und Party-Szene“ zuordnet, verharmlost das Grundproblem. Nach Schilderungen der Einsatzkräfte vor Ort handelte es sich um überwiegend migrantische Jugendliche, Heranwachsende, aber auch Erwachsene in größerer Zahl, die sich grundsätzlich an keine Verhaltensregeln halten. Das sind weitgehend testosterongeladene junge Männer, die in der Gruppendynamik schnell eskalieren! Der Organisierungsgrad, oft durch die sozialen Plattformen emotional transportiert, ist bei dieser Gruppe hoch.(…)

Die Politik fordert Rückhalt für die Polizei! Das ist dann andernorts die gleiche Politik, die bewusst und gewollt „ihre Polizei“ durch ein Antidiskriminierungsgesetz, wie in Berlin, oder durch Aussagen der Polizei generell Rassismus unterstellt, sie am liebsten auf die „Müllhalde“ zu entsorgen, wie es medial publiziert wurde. Das motiviert und befeuert solche Ereignisse nicht nur in Stuttgart.(…)

Die Polizei kann gesellschaftliche Probleme nicht alleine lösen. Seit Jahren stelle ich fest, dass uns, der Gesellschaft, womöglich viele junge Männer, die in Deutschland geboren sind und einen Migrationshintergrund haben, die überwiegend in einer „virtuellen Parallelwelt“ (sozialen Netzwerken) leben, entgleiten.
Die kein Benehmen haben, keinen Respekt gegenüber ihren Mitmenschen haben, staatliche Institutionen verhöhnen und lächerlich machen, fremdes Eigentum mutwillig zerstören und explosiv in der Gruppe gewaltbereit sind. Die Coronakrise und den Konsum von Alkohol kausal dafür mitverantwortlich zu machen, ist meiner Meinung nach zur kurz gesprungen.

Müll et al

– Zur hier schon erwähnten Kolumne: Über einen älteren Artikel zur Analyse der letzten US-Wahl könnte die taz auch etwas schreiben lassen – „alle Deutschen auf den Müll, weltweit“ – oder so ähnlich: „Why are the German-Americans Trump’s most loyal supporters?“

Kerngeschäft

– Und nun zu uns, Linke. Angus Deaton, Wirtschaftsnobelpreisträger, sagt:
„Die US-Demokraten haben es aufgegeben, die Gewerkschaften zu vertreten. Sie haben umgesattelt auf die gebildete Elite und auf Minderheiten. Die weiße Arbeiterschaft blieb ohne politische Repräsentanz zurück. In dieser Hinsicht war Hillary Clinton 2016 die schlimmste Kandidatin, die man sich vorstellen konnte. Sie ist eine typische Vertreterin der Elite, die weder Verständnis noch Sympathie für die Arbeiterklasse hat.“ (Quelle: Der Spiegel)

Hat nicht das gesamte deutsche Feuilleton sich die Finger wundgeschrieben, dass Clinton die bessere Präsidentin sei? Und was sagt uns das?

Und beschäftigt sich die „Linke“ hierzulande mehr mit der weißen Arbeiterklasse oder eher mit #blacklivesmatter in den USA und mit Flüchtlingen? Auf der gesamten Homepage der „Linken“ finde ich rund 70 Mal das Wort „Arbeiterklasse“, dafür aber rund 1.200 Mal „Flüchtlinge“. Wem wollen sie diesen Schwerpunkt wie verkaufen?

Wir sehen uns an der Fünf-Prozent-Hürde bei der nächsten Bundestagswahl!

image_pdfimage_print

#Denkmalsturz und Ikonoklasmus

lenin
Source: MLPD

„Jede Aufzeichnung wurde vernichtet oder verfälscht, jedes Buch überholt, jedes Bild übermalt, jedes Denkmal, jede Straße und jedes Gebäude umbenannt, jedes Datum geändert. Und dieses Verfahren geht von Tag zu Tag und von Minute zu Minute weiter.“ (Goerge Orwell, 1984)

Die antisemitische Stalinisten-Sekte MLPD stellt sich irgendwie gegen den Trend und stellt ein Denkmal für Lenin auf. Immerhin nicht Stalin, das trauen sie sich doch nicht.

Mir fällt dazu Marcel Mauss Soziologie und Anthropologie I. Theorie der Magie. Soziale Morphologie ein. Der magische Ritus spiele sich „in einem ausdifferenzierten magischen Milieu ab, das sich (…) von anderen Milieus abgrenzt und unterschieden werden soll. Streng genommen genügen eine einfache Haltung, ein Gemurmel, ein Wort, eine Geste oder ein Blick, um anzuzeigen, daß dieses Milieu vorliegt.“

Magie ist nicht „primitiv“, sondern immer und in jeder Gesellschaft, unterhalb der Ebene der Religionen oder ist Teil dieser.

Die Bilder- und Denkmalstürmerei ist selbstredend eine magische Handlung. Vermuteten die Stürmer, dass diese Denkmäler nicht wirkten, brauchten sie diese auch nicht zu zerstören. Die Pointe ist also, dass diejenigen, die am stärksten gegen die Ikonen des jeweils neu zu definierende Böse vorgehen, am meisten daran glauben.

„Wir müssen die Magie als ein System apriorischer Induktionen ansehen, die unter dem Druck von Bedürfnissen von Gruppen von Individuen vollzogen werden.“

Welche Gruppe? Natürlich das neue Kleinbürgertum, das von oben unter Druck steht und das sich „rein“ halten will, weil – so das magische Denken – durch „Purifikation“ (das Bedürfnis) die Gruppe stabil bleibt. Das gilt für Sprache (vgl. Gendersprache), Bilder und Denkmäler bzw. Skulpturen.

Mauss meint einleuchtend, dass die ikonoklastische magische Handlung „der Religion in ihrer Sühnefunktion Konkurrenz macht.“ Schuld und Sühne – etwas Erzprotestantisches, was nicht zufällig in den USA und in Deutschland den Furor der Sitten- und Tugendwächterinnen hervorbringt. „Zwischen dem Wunsch und seiner Verwirklichung gibt es in der Magie keinen Zwischenraum.“

(Man müsste statistisch untersuchen, ob diejenigen, die Denkmäler umwerfen, auch dem Veganismus-Asketismus huldigen vegan essen und Gendersternchen benutzen. Ich will jetzt nicht anfangen zu wetten…)

Ich empfehle einen klugen Artikel von Gesine Krüger: #Denkmalsturz:
Wo soll das alles enden? Wer stünde noch zur Dispo­si­tion – Chur­chill, Bismarck, alle Natio­nal­helden der west­li­chen Welt? Kant gar? Doch hinter der Frage, wo soll das enden, verbirgt sich oft die Angst, über­haupt anzu­fangen. Und sie zeigt, dass es tatsäch­lich erst einmal kein Ende gibt, denn so vernetzt, global die Proteste sind, so vernetzt und global, so tief veran­kert in der Gesell­schaft waren Skla­ven­handel und Kolo­nia­lismus. (…) Wem wollen wir Denk­mäler setzen und in welcher Form? Das ist viel­leicht die bessere Frage als die, wer weg soll.

image_pdfimage_print

Lima, Ancash y Carabaya

jiron ancash

Und siehe, ich kramte in den Tiefen meines digitalen Archivs und fand ein Bild, das sich ein paar Jahre vor mir versteckt hatte, fotografiert 1984.

Ich habe einige Zeit nach dem richtigen Blickwinkel gesucht: Es ist die Jíron Ancash, Ecke Jíron Carabaya.

Da ich während der damaligen Reise zwei Mal in der peruanischen Hauptstadt war, kann ich nicht mehr sagen, in welchem Monat das war – ich vermute aber der Februar.

Im Hintergrund kann man die Basílica y Convento de San Francisco de Lima erkennen. Deren Katakomben hatte ich 1979 fotografiert.

image_pdfimage_print

Betr.: Y.

körpersprache
Foto Marianne Wex: „Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse.

Zugegeben, Hengameh Yaghoobifarah macht es einem leicht, sie nicht zu mögen. Ich war versucht, ihren Text, der in der Medienblase (und nur dort) zur Zeit diskutiert wird, umzuschreiben:
Wenn die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus jedoch nicht, in welche Branchen kann man die „queere“ und gendernde Sprachpolizei dann überhaupt noch reinlassen? Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.

Aber das wäre gehässigt und geht gar nicht. Dennis Graemer schrieb auf Fratzenbuch: „Die Texte von Yaghoobifarah sind, das kann man durchaus so sagen, für gewöhnlich eine Zumutung. Es schmerzt, sie zu lesen. Inhaltlich handelt es sich um identitätspolitischen Unsinn, um postmoderne Propaganda. Der Schreibstil muss als aktiv verdummend beschrieben werden, man fühlt sich erinnert an peinliche Tumblrblogs und weinerliche Rants woker College Kids. Das ist kein Journalismus, keine Theorie, das ist Gonzo im schlechtesten Sinne.“

Schon klar. Stefan Reinecke hat in der taz mit kühlem Kopf nachgelegt: „Warum die Polizei-Müll-Kolumne aus der taz mehr als grenzwertig ist und radikale Identitätspolitik in bleiernes Schweigen führt.“

Das ist auch mein Vorwurf: Der Text wäre als Kunstprojekt denkbar, so ist er keine Satire, sondern nur Gepöbel, kostümiert als Satire.

Hengameh Yaghoobifarah
Screenshot: Facebook-Profil Hengameh Yaghoobifaras

Mir fiel aber spontan etwas zu ihren Gunsten ein. Wenn die üblichen Verdächtigen aufheulen, ist das zuerst einmal gut und nicht schlecht. Das macht Spaß, wenn es sich um einen eleganten Degen der Sprache handelt, wie bei Deniz Yücel. Wenn aber jemand mit Dachlatten um sich haut, um möglichst viele zu treffen, ist das langweilig.

Die kackbraunen Kameraden haben aber Schaum vor dem Mund, weil Yaghoobifarah alles in Frage stellt, woran sie meinen glauben zu müssen. Auch entsprichen ihr Aussehen und ihre Attitude nicht dem Klischee von dem, was der Normalotto vielleicht denkt. Die Beine breit und nicht rasieren? Es ist zum Totlachen, dass die sich darüber aufregen.

Yaghoobifara zeigt denen, dass „Kultur“, also auch die Rollen von Frauen und Männern, historisch gewachsen ist und jeweils neu definiert wird und mitnichten eine anthropologische Konstante ist, wie unsere braun gebrannten Schlichtdenker meinen.

körpersprache
Foto Marianne Wex: „Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse.

Die taz ist weitaus weniger souverän wie sie sich gibt. Einen Text von Eva C. Schweitzer in ihrem Blog hat jemand von der medialen Sittenpolizei gelöscht, deswegen dokumentiere ich ihn hier zum gefälligen Beachten. Schweitzer hat ihren Text auf Facebook rekonstruiert:

„Jetzt habe ich wahrhaftig doch noch ein PoC, ein people of color auf der Leipziger Buchmesse entdeckt, glaube ich zumindest, nämlich Hengameh Yaghoobifarah, die (oder das) ein Buch herausgegeben hat, Eure Heimat ist unser Albtraum. Bei der Lesung war ich allerdings nicht, weil ich erst mal die Frage klären wollte, was ist ein Yaghoobifarah?

>Wie ich recherchierte, ist das ein nicht-binäres Wesen, dessen Familie aus dem Iran stammt. Iraner sind bei uns — und damit meine ich Amerika — weiß, so ähnlich wie Israelis, ich habe aber keine Ahnung, welche Farbe die in Deutschland haben. Auf Fotos sieht Yabba — wir Amerikaner verwestlichen gerne komplizierte ausländische Namen — allerdings ziemlich käsekuchenfarben aus und definitiv weißer als Attila Hildmann oder Xavier Naidoo. Aber wer bin ich, jemanden zu verwehren, sich als PoC selbstzudefinieren, das wäre ja transfeindlich.

Yabba ist auch mit einem Zitat am taz-Stand vertreten, nämlich; das Einzige, was Almans mehr Angst bereitet als linksradikale, queere, trans, feministische, antirassistische, dicke Kanax seien antideutsche, linksradikale, queere, trans, feministische, antirassistische, dicke Kanax.

>Also, wenn du Angst hat, dick zu werden, liebes Yabba, da ist die Buchmesse definitiv der falsche Ort. Hier wird man an allen Ecken und Enden vollgestopft mit Keksen, Gummibärchen, Schokoriegeln und Sektgläschen. Ich selber sehe schon aus wie BB-8. Was hingegen die Angst der Almans angeht, Yabba, da bist du auf dem Holzweg. Almans haben die meiste Angst vor jungen, schlanken, cis-männliche und gänzlich unqueeren Kanax, und inbesondere davor, Sven-Sebastian und Sophie-Emily auf die gleiche Schule wie diese Kanax schicken zu müssen.

An zweiter Stelle kommt die Angst vor Sachsen, die „Merkel muss weg“ rufen, dann die Angst vor dem Klimawandel, dem Waldsterben, dem sauren Regen, dem Ozonloch, den Chemtrails, den Feinstaub und Dieselabgasen. Habe ich irgendwas vergessen? Dann erst Yabba.

Natürlich ist es fies, Yabba, wenn man als antideutsches Binärwesen in Deutschland festsitzt und Albträume hat, weil man nicht in den Iran zurückkann, weil die dort queere, trans-feministische Kanax gerne an Baukränen aufhängen und andererseits die traditionellen Einwanderungsländer wie Amerika ungerne Berufsmotzer ohne formale Qualifikationen aufnehmen. Gerade in den angelsächischen Ländern kommt man mit deutsch nicht sehr weit.

Aber wie wäre es mit Österreich? Da kannst du deutschsprachlich brillieren, Antideutsche mögen die dort auch sehr gerne, und damit du gleich das richtige Branding für dich prägst, nennst du dich am besten Yabba the Hun. Und ich finde, nach dem Transfer von Dolfi dem Schicklgrub wäre das ein echt gerechter Ausgleich.“

image_pdfimage_print

Im Namen der Ehre

Urteil des Bundesverfassungsgerichts:
„Eine ehrbeeinträchtigende Äußerung ist daher nur dann eine gemäß § 185 StGB tatbestandsmäßige und rechtswidrige (§ 193 StGB) Beleidigung, wenn das Gewicht der persönlichen Ehre in der konkreten Situation die Meinungsfreiheit des Äußernden überwiegt.“

Interessant für Flame-Wars, Shitstorms und „Hass-Reden“.

image_pdfimage_print

Salcantay – der wilde Berg

Salcantay

Der Salcantay (6.264 Meter) in den Anden Perus. Fotografiert im Juli 1984. Ich dachte zunächst, das sei derselbe Berg wie auf dem Foto bei Ayapata – also der Huayanay. Wenn man aber mein Foto mit anderen vergleicht, sieht man den Unterschied.

Ich war zwei Mal da, zum ersten Mal im Januar 1980 – damals aber zur Regenzeit. Im Januar schüttet es jeden Tag ein paar Stunden am Nachmittag. Dafür ist es in der Sommerzeit in der Nacht schweinekalt.

Wenn ich mir einige des Fotos noch einmal anschaue, komme ich aus dem Staunen über die einfach großartige Bergwelt Perus nicht heraus. Die Anden sind außerdem – bis auf die Pfade zu den Inka-Ruinen – selbst heute bei weitem nicht so überlaufen wie die Alpen.

image_pdfimage_print

Unter Neee…

mungo Park

Neu in meiner Bibliothek: Mungo Park Reisen ins innerste Afrika: Dem Geheimnis des Niger auf der Spur (1795-1806).

Ich habe das Gefühl, dass man jetzt noch schnell alle interessanten Bücher kaufen und/oder lesen sollte, in denen das N-Wort vorkommt. Vielleicht werden solche Bücher in Kürze umgeschrieben, um das „Böse“ endgültig zu bannen, womit nichts mehr authentisch wäre. (Ich sage nur: Halbblut!)

Jetzt wollten die ethnografisch vorgebildeten Leserinnen und ethnologisch interessierten Leser vermutlich wissen, wieso ich ausgerechnet auf Mungo Park komme. Die schlechte Nachricht: Es drohen euch einige Rezensionen von Büchern, die keinen Menschen mehr interessieren (zur Zeit), die aber wichtig sind für mein Puzzle als „Vorarbeit zum Einen und Einzigen Wahren und Autorativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Feudalismus und wie er den Kapitalismus gebar und warum und warum anderswo nicht – der geplante Beitrag soll allem Widerspruch und Streit zum Thema ein Ende setzen.“ Leider muss ich dazu die gesamte Weltgeschichte schnell umwühlen.

Ein Puzzleteilchen war die Lektüre von Die vorkapitalistischen Produktionsweisen. (1973). Darin: „China zur Zeit der Ch’ing-Dynastie und die Gesellschaft der Fulbe in Westafrika bis zum Einbruch des Kolonialismus, Unterkapitel: „Die Produktionsweise der Fulbe zur Zeit des Sokotoreiches – eine mit Fakten (also nicht, wie oft und leider üblich, nur eine Exegese der Klassiker) und Sekundärliteratur gespickte marxistische Analyse einer Gesellschaft, die sich von der „Urgesellschaft“ weiterentwickelte, wie und warum. Das war für mich extrem spannend, zumal ich mich mit afrikanischer Geschichte vor der Kolonialzeit nicht auskannte und ich ein Aha-Erlebnis nach dem anderen hatte.

Die Fulbe werden in den verschiedenen Sprachen und Gebieten mit unterschiedlichen Namen bezeichnet. Die auch von den Franzosen gebrauchte Wolof-Bezeichnung ist „Peul(s)“. Die Engländer in Gambia verwenden den Bambara-Ausdruck „Fula“. In Ghana und Nigeria sind sie unter dem Hausa-Namen „Fulani“ bekannt. Die Kanuri, Teda, Ostsudanesen und anderen Völker des Tschad-Beckens nennen sie „Felaata“. Bei den Tuareg heißen sie „A-Fuli“, bei den Mande „Fula“ oder „Feli“. In deutschen Arbeiten wird die Bezeichnung „Fulbe“ verwendet, die, mit dem Singular „Pullo“, ihre eigene ist. Ihre Sprache bezeichnen sie als „Fulfulde“. (…)

Der später aufzuzeigende ökonomische und soziale Differenzierungsprozeß löst die ursprüngliche ethnische und ökonomische Einheit des Hirtenvolkes auf. Johnston unterscheidet vier Gruppen mit unterschiedlichen Bezeichnungen: Die Fulbe, die ihre Herde durch unglückliche Umstände völlig verloren haben und gezwungen sind, unter den seßhaften Bauern zu leben, werden als „Fulbe siire“ bezeichnet, die wirklichen Nomaden als „Bororo“, die halbseßhaften, deren Haushalte und Herde gespalten sind, als „Fulbe nai’i“, auch „Fulbe Farfaru“. Für die zur herrschenden Klasse gehörenden, seßhaften Stadtfulbe wird in der Literatur neben den Bezeichnungen „Fulani gida“ und „town fulani“ meist der Terminus „Toroobe“

Da die apologetische Kolonialgeschichtsschreibung den Afrikanern eine eigenständige Geschichte abspricht, um die Ausbeutung als Kulturtat zu rechtfertigen, versucht sie, die Fulbe, die in der westafrikanischen Geschichte Wertvolles geleistet haben, außerhalb des afrikanischen Kontinents herzuholen. Die helle Hautfarbe und die Tatsache, daß diese Wanderhirten in gewissen Gebieten eine Herrscheraristokratie gebildet haben, reicht für eine kolonialistische Mentalität, für die die Inferiorität der schwarzen Rasse außer Frage steht, die Ursache dafür aus einer vorgeblichen weißen Herkunft abzuleiten.

Darin kam Mungo Park vor. Wisst ihr Bescheid.

image_pdfimage_print

Verfahrensfragen

Der Salonfaschist Andreas Kalbitz bleibt Mitglied der AfD. I told you so.
Die Zivilkammer 63 hat ihre Entscheidung damit begründet, dass die Antragsgegnerin das in § 10 des Gesetzes über die politischen Parteien (PartG) vorgeschriebene Verfahren nicht beachtet habe, sodass ein Rechtschutzbedürfnis für die erlassene vorläufige Regelung bestehe.

image_pdfimage_print

Zitty goes to sleep

Drei Artikel von mir aus der jetzt eingestellten Zitty sind noch online:

– Mit der Reichsbahn in den Knast, über den „Otto-Grotewohl-Express“, aus: Zitty 23/1990 (Fotos: Aram Radomski )
– Nazis sind Pop – Zitty, 11.08.1999
– Ein mysteriöser Todesfall…und viele Fragen – über den Tod des Hackers Boris F. alias „Tron“, Zitty 01.12.1999.

Ich hätte heute mehr für sie geschrieben, falls man mich zu Gendersternchen gezwungen hätte (wonach es aussieht).

Das Ende dieser Art Zeitungen war abzusehen. Sie haben, wie auch fast alle Printmedien, unter anderem das Internet total verschlafen. Man hätte erwarten können, dass Online-Plattformen wie Tinder, Parship usw. und auch alle Kleinanzeigen-Portale zuerst von Stadtzeitungen initiiert worden wären!? Sind sie aber nicht. Das ist jetzt das Resultat.

image_pdfimage_print

Wellenförmig

elektron

SCNR!

image_pdfimage_print

Sprachsteuerung 2.0

corona app

Herunterladen der Corona-App per Sprachsteuerung. By the way: Niemand hat die Absicht, eine Pflicht zum Besitz eines Smartphones einzuführen.

image_pdfimage_print

Vor und hinter Lupinen

amantaniamantani

Unsere Herberge (very, very basic) auf Amantani, einer Insel im Titacacasee auf der peruanischen Seite. (Die Frau ist meine damalige Freundin.) Ich kann das Haus nicht mehr finden, es war nördlich von der Dorfkirche. Ich kann auch auf Google Maps kein Lupinenfeld erkennen.

Der „Herbergsvater“ hat uns noch bis zum Centro Ceremonial Pachatata auf dem höchsten Berg geführt (der Berg im Hintergrund). Er erzählte, dass sein Vater die Ruinen bzw. die Häuser des Heiligtums noch habe intakt gesehen, aber da das Land knapp sei, brauchten die Leute die Steine. Die ersten Touristen seien erst vor zwei oder drei Jahren auf der Insel gewesen.

Ich muss überlegen, welche Früchte das sind? Weiß das jemand auswendig?

image_pdfimage_print

Nehmt dies, Bilderstürmer!

In Zeiten, in denen ein gesellschaftlicher Konsens darüber herrscht, dass große Mehrzweckhallen in Stuttgart-Cannstadt nach einem SS-Hauptsturmführer benannt werden konnten, sollten die protestantisch geprägten Bilderstürmer sich zurückhalten, wenn es darum geht, Straßen umzubenennen, die nach Personen benannt sind, die schon lange tot sind und die kaum jemand noch kennt. (Ist der Satz jetzt zu kompliziert? Soll ich den für die Nachgeborenen und Studenten noch mal in Schlichtdeutsch umdichten?)

image_pdfimage_print

Shitstormfrei

havel
Shitstormfreie Gegend, heute. Symbolbild (hohe Auflösung, falls jemand ein Wallpaper braucht)

„Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht verbal niederschlägt.“ (Mao Zedong über Auseinandersetzungen auf Facebook, Instagram und Shitstorms in Online-Foren)

image_pdfimage_print

Blume mit Leidenschaft

passionsblume

Meine Passionsblume überrascht mich mit einer Blüte. Also ist sie doch winterfest.

image_pdfimage_print

Da 5 Blood und so

da 5 blood

Unbedingt sehenswert: Da 5 Blood von Regisseur Spike Lee.

Action und Bildung – man erfährt alles, was man über afroamerikanische Geschichte wissen muss, in Kurzform und unterhaltsam.

Gemeinsam mit der Peer Group und den Nachgeborenen anschauen! Das ist besser als auf lächerliche Demos zu gehen, wo weiße Deutsche zusammen mit „palästinensischem“ Antisemitenpack für Farbige in den USA „Gesicht zeigen“.

Übrigens: Spiked bringt es auf den Punkt: „Why did the protests over George Floyd turn into mass hysteria? A new culture of groupthink is emerging, and it is causing mass psychosis. (…) From Hollywood to the churches, from big business to public-health officials, the word is out: support for BLM is essential, and in some cases mandatory.“

Full ack.

image_pdfimage_print

← Nächste Einträge Ältere Einträge →