Sklaverei, substantiiert

pleul
Fulani-Frauen mit traditionellen Gesichtszeichnungen. Source: Wikipedia/Dan Lundberg

Manchmal könnte ich das Bundesverfassungsgericht abknutschen, obwohl man dessen Presseerklärungen oft erst ins Deutsche übersetzen muss:
Die Beschwerdeführerin ist Mauretanierin und gehört dem Volk der Peul an. Sie gelangte 2016 in die Bundesrepublik Deutschland und stellte einen Asylantrag. In der persönlichen Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bundesamt) gab sie an, einem Sklavenstamm anzugehören, keine Schulbildung zu haben und als Kind an ihre Tante „verschenkt“ worden zu sein. Das Bundesamt lehnte den Asylantrag ab, stellte fest, dass Abschiebungsverbote nicht vorlägen und drohte der Beschwerdeführerin die Abschiebung nach Mauretanien an. (…) Die zulässige Verfassungsbeschwerde ist offensichtlich begründet.

Sehr schöne Entscheidung. Sie zeigt nicht nur den Zynismus der „Asylbehörden“, sondern auch deren irrationale Inkonsequenz: Eine solche Frau will man abschieben, aber Tausende von anderen, die illegal eingereist sind und mit mehreren Identitäten herumlaufen, lässt man gewähren.

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Gute Besserung, Mama!

friedel

Meine Mutter (*04.12.1925) ca. 1929 oder 1930 mit zwei Tanten (deren Namen ich vergessen habe).

To whom it may concern: Meine Mutter ist wenige Tage vor dem Tod meines Vaters schwer gestürzt und wurde per Feuerwehr in die Rettungsstelle des AVK gebracht. Dort diagnostizierte man ein Blutgerinnsel im Gehirn. Eine Operation in dem Alter lehnen Mediziner ab. Es war ziemlich dramatisch: Sie war halbseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen.

Ihr Zustand besserte sich soweit, dass sie ein anderes Krankenhaus zur Rehabilitation verlegt wurde. Es war ein Auf und Ab – manchmal konnte sie wieder einigermaßen reden, später sprach sie gar nicht mehr und schien verwirrt. Am Wochenende ist natürlich in deutschen Krankenhäusern nur ein Arzt für alle da – und gerade dann wäre mehr Personal nötig, wenn etwas passiert. Ich habe einmal den Chef vom Dienst gerufen, weil ich die Abläufe ein bisschen kenne und weiß, auf welchen „Knopf“ man drücken muss. Bestimmtes, aber höfliches Auftreten hilft manchmal – man darf nur nie nachlassen und man muss dem überlasteten Personal deutlich machen, dass man sich nicht abwimmeln lässt. Der Arzt führte in meinem Beisein ein paar Tests durch und versicherte, es sei nicht gefährlich und sie reagiere zufriedenstellend – außer dem Sprechen.

In den letzten Tagen wurde es wieder schlechter, und jetzt kommt auch noch das Besuchsverbot dazu. „Ausnahmen können bei Kindern und Schwerstkranken vereinbart werden. Bitte sprechen Sie dafür mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt“ heißt es bei Vivantes. Ärzte waren nur selten zu erreichen, eine exakte Diagnose, wenn denn nur vorliege, bekamen wir nicht. Auch schien es so, dass man meinte, unsere Mutter fiele nicht in die Kategorie „schwerstkrank“.

Ich bin in solchen Fällen für den sofortigen Einsatz der Kavallerie, ohne lange hin- und her zu diskutieren. Meine „kleine“ Schwester ist Schuldirektorin und ähnlich veranlagt. Ich konsultierte eine Anwältin und was man so macht in der Waffenkammer. Sehr hilfreich ist die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner, die und deren Mitarbeiter ich hiermit in den allerhöchsten Tönen lobe: Man war nicht nur freundlich, sondern auch kompetent. Das ist in Berliner Verwaltungen nicht selbstverständlich. Dort bekamen wir die richtigen Tipps.

Und siehe da: Die Chefärztin der Station, wo unsere Mutter gerade behandelt wird, erteilte eine „Ausnahmegenehmigung“. Unsere Mutter darf besucht werden. Ihr Zustand scheint sich auch zu bessern, sehr langsam, wie in dem Alter nicht anders zu erwarten. Zur Zeit gehen wir davon aus, dass sie im November wieder nach Hause kann.

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In memoriam Kurt Waldemar Schröder *16.10.1927 †03.10.2020

Kurt Waldemar Schröder

Mein Vater und ich im Frühjahr 1954 in Holzwickede.

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Security Engineering

ross anderson Security Engineering

Schon bestellt (via Fefe): Ross Anderson Security Engineering: A Guide to Building Dependable Distributed Systems. Das Buch gibt es auch als pdf, man muss nur jedes einzelne Kapitel herunterladen. Wer Ross Anderson nicht kennt: Da war irgendwas mit Tiger-Hashalgorithmen und Schlangen.

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Krypto- und Cyberdialoge

encryption

Vor ein paar Tagen habe ich das uralte Tutorial des Vereins German Privacy Fund „E-Mails verschlüsseln in 30 Minuten“ upgedated und die Links kontrolliert. Nach einigen Neuerungen und Versionen ist die Sache, was Usability angeht, noch schlimmer geworden, ja aus pädagogischer Sicht eine Katastrophe. Ich behauptet: Es existiert keine nutzerfreundliche Anleitung, wie man verschlüsselt, in deutscher Sprache. Da ich das Thema in meinen Seminaren lehre und fast alle nur mit Windows arbeiten, muss ich es also selbst in die Hand nehmen.

Viele Manuals lügen wie gedruckt: „Thunderbird: E-Mails verschlüsseln – einfache Anleitung“. Das ist doch grober Unfug! „Einfach“ ist das mitnichten. Es geht immer etwas schief – meistens schon bei der Installation des E-Mail Programms, falls man das noch nicht hat. (Auf meinem kleinen Windows-Laptop war keines, weil mir das zu unsicher ist – ich brauche das nur mobil für Netflix et al.)

Auf Golem finden wir zum Beispiel schon im zweiten Absatz den hübschen und „motivierenden“ Satz: Eine Suche auf dem Schlüsselserver keys.openpgp.org sowie nach dem beim E-Mail-Anbieter hinterlegten Schlüssel per Web Key Directory (WKD) unterstützt Thunderbird ebenfalls, allerdings verwirrenderweise nicht in der Schlüsselverwaltung. Die Suche kann entweder beim Lesen einer E-Mail durch Rechtsklick auf den Absender oder beim Verfassen durch einen Klick auf den Sicherheitsbutton und mehrere Menüs getriggert werden. Glaubt ihr im Ernst, ein Laie versteht das oder liest danach noch weiter? Der trinkt lieber einen Lagavulin und zeigt euch den Mittelfinger.

Seit der Version 78 ist bei Thunderbird „Verschlüsselung“ integriert, das bisher benötigte Add-On Enigmail könnte also wegfallen. (Die FAQ dazu gibt es nur in Englisch).

Wie fängt man also an? Mir blieb nichts anderes übrig, als zuerst eine Skizze (oben) zu malen, um das übersichtlich zu machen. GnuPG ist also das Programm, das Windowserinnen und Windowser brauchen. Nützlich wäre der Hinweis, dass man sowohl Dateien als auch E-Mails ver- und entschlüsseln kann. Das steht nirgendwo, stattdessen quälen mich die Leute mit Versions-Historien, die keinen Menschen interessieren, und Signaturen, die der Laie überprüfen soll, obwohl er noch gar nicht angefangen hat. Und dann kommt das Schmankerl der Usability: Kurzanleitung: Gpg4win installieren (mit allen Komponenten) und anschließend per Kommandozeile (cmd) den Befehl mkportable.exe [OPTIONS] TARGETDIR im Gpg4win-Installationsverzeichnis ausführen. Alle Optionen über mkportable.exe –help. Die portable Version enthält nicht GpgOL und GpgEX! Alles klar? Puls und Atmung noch normal?

Neuer Versuch: Man kann mit Gpg4win (Wiederholung: Das ist das Programm, das man zum Verschlüsseln braucht, wenn man Windows nutzt) also Dateien verschlüsseln. Will man das aber mit einem E-Mail-Programm machen, braucht man entweder Thunderbird ab Version 78, oder nutzt, falls man Microsoft Outlook hat oder dazu gezwungen wird, eine der Komponenten, die in Gpg4win ab Werk enthalten sind. Das lasse ich weg. (Warum? Weil Outlook Mist ist. Guckst Du hier, hier oder hier.)

Ist Gpg4win installiert, muss man die grafische Oberfläche Kleopatra benutzen – und vorher wiederfinden. (Wer denkt sich so etwas aus? Warum nicht Marcus Antonius oder Sophia Loren?) Ein Zertifikatsmanager für OpenPGP und X.509 (S/MIME); stellt einheitliche Benutzerführung für alle Krypto-Dialoge bereit. Was zum Teufel, flucht der Laie, ist ein „Zertifikatsmanager“? Und müssen jetzt alle Krypto- oder gar Cyber-Dialoge führen? So macht man das nicht! Man setzt nicht gleich Dinge voraus, die erst noch verstanden und gelernt werden sollen! Weglassen den Scheiß oder in Fußnoten verbannen! Und sagt einfach „Schlüsselverwaltung“ statt „Zertifikationsmanager“.

Mit Kleopatra kann man es hinkriegen, eine Datei zu verschlüssen, wenn man das Prinzip verstanden hat. Ich habe auch hier eine eigene Skizze angefertigt:

encryption

Aber dann? Verschicke ich die verschlüsselte Datei per E-Mail? Ja, aber so war das nicht geplant?! Wir wollten doch im E-Mail-Programm loslegen! Wenn man sich das neue Feature bei Thunderbird anschaut, nervt zunächst, dass man es gar nicht findet. Man muss erst einmal herumklicken. Ein Laie würde sofort aufgeben. Warum nicht ein Button im Menü wie bei Enigmail? Vermutlich: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht… Man kann sogar Enigmail installieren, aber danach passiert gar nichts – nur die Einstellungen lassen sich konfigurieren – aber wozu? Ich fühle mich nicht unbedingt als Laie, aber ich habe nicht herausgefunden, wie man Enigmail bedient, wenn man Thunderbird 78ff. installiert hat. Vielleicht kann man es ja nicht, weil es nur optional ist. Wer weiß…

Mittlerweile neige ich zu der Annahme, dass man zunächst das Ver- und Entschlüsseln einer einfachen Textdatei üben sollte. Danach empfehle ich – als zweiten Schritt – Mailvelope – ein Add-on u.a. für den Browser Chrome. Das kann ich auch demonstrieren, wenn jemand noch nie Webmail praktiziert hat. (Ich nutzte das höchstens einmal im Jahr – und der jeweilige Provider muss Verschlüsselung erlauben, was nicht selbstverständlich ist.)

Erfreulich: Kleopatra, Thunderbird und Mailvelope können erzeugte Schlüsselpaare importieren. Als Dozent muss man sich also entscheiden, wo und womit man anfängt.

Vielleicht mit einem Verweis auf Heise: Die Regierungen der sogenannten Five-Eyes-Nationen USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland lassen in den laufenden „Crypto Wars“ nicht locker. In einem am Sonntag veröffentlichten „internationalen Statement“ beschreiben sie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zusammen mit Indien und Japan als „ernsthaftes Risiko für die öffentliche Sicherheit“. Verschlüsselung ist also gefährlich, staatsfeindlich, riskant und wird vielleicht verboten. Dann sind die Teilnehmer motiviert. Wer sich aber dann nicht mehr traut, muss die Kunst oder Wissenschaft der verborgenen Speicherung oder Übermittlung von Informationen in einem Trägermedium erlernen. Das Thema hatten wir hier schon 2011: „Pakistanis lernen jetzt Steganografie“ bzw. bei Christian Köhntopp 1997. Oder – auch bei mir 2007 -, mit einem hübschen Mädel dekoriert…

By the way: Falls sich ein Linuxer gelangweilt hat – der kann bei Christian Imhorst vorbeischauen.

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Vielfalt?

Ein Deutsch-Pole, der Ramsy Azakir heißt, hat keinen festen Wohnsitz, aber fährt ein tödliches Autorennen mit einem in Dubai angemeldeten Lamborghini auf einer hessischen Autobahn. Muss ich das verstehen? Oder ist das Vielfalt und Multikulti oder gar Diversity?

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Caye Caulker, revisited

caye Caulkercaye caulker

Beide Bilder zeigen dieselbe Szenerie. Das obere Foto habe ich im Oktober 1979 gemacht, das untere mit meiner damaligen Freundin im November 1981. Im Hintergrund Caye Caulker vor Belize. In dem blauen Haus habe ich beide Male gewohnt. Warum meine Ex so eine schlechte Laune hatte oder ob sie nur in die Sonne blinzelte, weiß ich nicht mehr. Ich war auch unsicher, ob das Foto nicht seitenverkehrt war, aber dann wäre es das obere auch – das blaue Plumpsklo ist beide Male zu erkennen. Den Ausschlag für meine Entscheidung, dass es so richtig ist, gab die Gürtelschnalle.

Caye Caulker ist heute nicht wiederzuerkennen: Damals gab es nur Holzhäuser, keinen Flughafen, keine Autos, keine „richtigen“ Restaurants, nur Privatküchen, und alles war total easy und chillig, eben typisch karibisch, inklusive Schnorcheln am Belize Barrier Reef. Heute ist die Insel vollgeknallt mit Touristen-Herbergen jeder Preisklasse. Ich habe eine Weile gesucht, aber die Perspektive nicht wiedergefunden, nur auf alten Fotos.

2017 schrieb ich: Eine Fährverbindung nach Belize City gab es auch nicht; man musste sich in den wenigen Hafenkneipen von Belize City durchfragen, wer ein Boot mit Außenborder zu vermieten hatte.

Aus meinem Reisetagebuch 21.10.1079: [Belize City] …Mom’s Restaurant [eigentlich: Mom’s Triangle] rechts hinter der Ziehbrücke. Alle Häuser auf Pfählen, schmutzig, aber mit Atmosphäre. Schwarze in allen Schattierungen, Indios und Chinesen. Fragen uns durch nach einem Boot nach „Kekoko“. [Der mennonitische Bauer aus Tres Leguas im Norden von Belize, bei dem wir gewohnt hatte, empfahl uns „Kekoko“. Da wir keinen Reiseführer (und natürlich auch kein Internet) für Belize hatten, konnten wir das nur lautmalerisch notieren – gemeint ist Caye Caulker.] Der erste Bootsbesitzer will 30 Dollar. Das ist uns zu teuer. Wir fahren mit einem Fischerboot, das Baumaterialien für San Pedro [Ambergis Caye] geladen hat. Kommen in der Dunkelheit an. Essen noch sehr gut Fisch.

caye caulker
Die „Hauptstraße von Cay Caulker 1979. Unfassbar, wie das heute aussieht!

22.10. Lustwandeln am Strand, aber es gibt keine Möglichkeit, Hängematten aufzuspannen. [Heute weiß ich, dass das auch eine blöde Idee gewesen wäre – unter Palmen mit Kokosnüssen!] Ein Karl sagt uns, das sei auch verboten. Die erste Pension (von zweien auf der ganzen Insel!) will 12 Dollar für zwei Personen. Wir kaufen Rum und sitzen auf der Veranda im ersten Stock. 23.10. Gutes Frühstück mit Marmelade, Eiern, Speck und Brot. Wir stehen schon um sechs Uhr auf, weil es um 17.30 Uhr wieder dunkel wird. Wir wechseln das Hotel: sechs Dollar für beide! Treffen den Australier vom Busterminal in Oaxaca.

Sandfliegen sind überall, auch im Bett. Waschen unsere Klamotten mit einem Waschbrett. Baden in der Karibik – herrlich warm, Fischschwärme überall, aber bis ziemlich weit draußen nur 1,5 Meter tief. Caye Caulker ist 200 Meter breit und 800 Meter lang. Sonnenuntergang wie üblich ein Postkartenmotiv. Der „Hafen“ besteht aus einem Holzsteg. In der Nacht sitze ich noch dort und bewundere den Sternenhimmel.

24.10. Fünf Uhr Wecken, aber ohne Mücken. Das Klo ist kaputt. Freiluftklo auf dem Kai [das blaue Häuschen] ist angesagt, mit Sandfliegen. Wandere um die Insel, das ist aber kaum möglich [wegen der Mangroven, vgl. Foto unten]. Das Piraten-Englisch der Fischer ist kaum zu verstehen.

caye caulker

Aus meinem Reisetagebuch, 05.11.1981: Caye Caulker! [dort angekommen] Der Bus von Chetumal an der [mexikanischen Grenze] ist jetzt auch moderner geworden, kostet fünf Pesos, und da ich zehn Pesos im Busbahnhof auf dem Boden finde, kommen wir gerade so hin. Der mexikanische Zoll kontrolliert nicht, ob wir ein Visum für Belize haben. Im neuen Zollgebäude von Belize ist ein Heidenspektakel, nur ein Mann und der gesamte kleine Grenz- bzw. Berufsverkehr. Ein Mexikaner handelt sich einen Rüffel ein, da er sich über die Theke neigt und „señor!“ brüllt. Die Abwicklung der Formalitäten geht zwar langsam, aber korrekt in Oxford-Englisch vor sich. Der Zollhäuptling wie im Kolonialzeitalter mit Schirmmütze, Zigarette, piccobello Uniform und muskulösem Oberkörper trifft erst später ein. Wir bekommen ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltserlaubnis für die Zeit, die wir angeben.

Wir trampen bis Corozal, tauschen Geld bei Barclays, und essen ein Toast-mit-cheese-and-ham-Frühstück im Hotel auf der rechten Seite kurz vor der Brücke beim Ortsausgang. [Keine Ahnung, ich finde das nicht mehr.] Wir nehmen den Lokalbus nach Belize City.

Der erste Eindruck: Alles ist ohne Firlefanz eingerichtet, kein Jesus, Maria etc. an den Wänden, saubere Toiletten, der Tisch wird geputzt, der Bus ist genau so alt wie in Mexiko, aber viel gepflegter, nichts ist kaputt. Nach längerem Fragen erwischen wir ein Charter-Boot, nicht ohne mehrere Verkaufsangebote für Gras usw. über uns ergehen lassen zu müssen. Bei Dunkelheit kommen wir in Caye Caulker an.

Am nächsten Tag Wäsche waschen, Umschau in der Tierwelt [vgl. Fotos unten], die bekannte Mischung aus Sandfliegen, schönem Wetter und gutem Essen. Im besten „Restaurant“, kurz vor „Edith“ rechts in der zweiten Häuserreihe gibt es Lobster mit Kartoffelsalat für fünf Belize Dollar. Sehr viele Leute sprechen Spanisch oder bekennen in wehmütigem Ton, dass Spanisch ihre Muttersprache sei. Aber dann hängt auch sofort wieder ein Jesus an der Wand, auch wenn sie ausnahmsweise der Assemblies of God angehören.

Heute regnet es, und wir kommen gerade rechtzeitig vom Riff zurück. Leider etwas zu starker Wellengang und zu wenig Sonne. Die Unterwasserwelt ist ein bisschen unheimlich, was noch verstärkt wird dadurch, dass man die Entfernungen falsch einschätzt. Die größte Tiefe beträgt höchstens zwei Meter. Die Fische scheinen keine natürlichen Feinde zu haben, jedenfalls schwimmen sie nicht weg. Ein kleiner schwarzer Fisch frisst mir fast eine abgebrochene Koralle (oder was auch immer das war) aus der Hand. Einige große Fische haben eine Metallic-Randstreifen. Sehr viele blaue mit gelbem Schwanz und ganz dicke Rotbunte und einige blau und gelb Gestreifte.

Sonntag Abend ist bei Martinez große Disco-Time, und die Leute kommen sogar per Boot von den anderen Inseln. Die andere Bar gefällt uns nicht – dort verkehrt wohl die lokale Unterwelt.

Frühstück bei „Rivas“ ganz lecker mit Apfelsine und Haferschleim, aber mit einer Kompanie Ameisen auf dem Tisch. Kommentar: „Die wollen auch nur Honig frühstücken.“ Der Käpt’n heißt Alfonso. Man fragt ihn ganz harmlos, was er sonst noch so „arbeite“. Antwort: „I gave up this fuckin‘ shit.“ Überhaupt ist „fuckin'“ jedes zweite Wort bei den Unterhaltungen. Ein anderer Einheimischer erzählt, dass sein Schiff von Placencia nach Honduras fahre, aber vielleicht ist es dasselbe, was auch nach Belize City und zurück geht.

Bis jetzt ist mir der Unterschied zwischen Creolen und Cariben vom Aussehen her nicht klar. Wenn kein Wind geht, sind die Sandfliegen unerträglich, und selbst das Abbrennen von Moskito-Spiralen hilft nicht, Alfonso rät, die Stiche mit reinem Alkohol einzureiben, dass der Juckreiz weggehe…

caye caulkercaye caulker

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Saugnäpfe an der Brust und Nadeln im Arm

gesundheit

Ich habe mich gerade gegen COVID-19 Grippe impfen lassen. Dazu ein Komplett-Check wegen eines bevorstehenden minimalinvasiven Eingriffs: Kein Übergewicht. Kein erhöhter Blutdruck. Schon lange Nichtraucher. Leber ok. Keine Allergien. Keine sonstigen Auffälligkeiten. EKG wie ein Sportler. Eltern waren nie krank.

Die Vertretung meines urlaubenden Hausarztes ist Araberin und fragt mich, ob ich Deutscher sei?
„Ähm… ja?!“
Dann schwärmt sie von „den“ gesunden Deutschen…

Ich scheine dem Publikum noch länger erhalten zu bleiben.

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Cyber und so

cyber
Müsste die letzte Cyberfrage nicht heißen: Wer hat die längsten Geräte?

Das Cyberbundesamt für Sicherheit in der Cybertechnik (BSI) hat zwei Cyberfibeln herausgebracht: Digitale Cyberkompetenzen und Digitale Cyberlebenswelten (oder so ähnlich).

Ich habe die mal cybermäßig überflogen. Alles aus der Cyberrubrik „gut gemeint“. Lobenswert zum Beispiel: Von Javascript wird abgeraten. Ich bezweifele aber, dass sich jemand das zu Herzen nimmt. Schlecht: Veracrypt wird zum Beispiel gar nicht erwähnt.

cyber
Bei der letzten Cyberfrage hätte ich auch passen müssen: Ich kann die Geräte gar nicht mehr zählen.

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Elise Marie

elise marie klang

Meine Großmutter Elise Marie Schröder, geb. Klang, genannt Lieschen, *18.01.1906 in Holzwickede, +27.11.1976 in Holzwickede. Das Foto ist aus dem Jahr 1923.

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Heidekampgraben am neuköllnisch-treptowischen-schweizerischen Südpol

HeidekampgrabenHeidekampgrabenneuköllner südpolkolonie Südpol

Heidekampgraben – offenbar ist strittig, wo er genau liegt bzw. zu „wem“ er gehört. Das gefällt mir: Verschiedene Karten zeichnen die Bezirksgrenze zwischen Treptow und Neukölln auf der Graben-Ostseite ein, sodass der Graben selbst zu Neukölln gehören würde. Gemäß der offiziellen“ Karte 1:5000 (K5) der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung liegt die Grenze hingegen in der Regel auf der Neuköllner Seite und gelegentlich mitten im Graben, sodass der Graben Treptow zugeordnet werden muss. Dafür spricht auch diese Einordnung. [1. Foto; Kolonie Südpol]

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Straßenbegleitgrün

Straßenbegleitgrün

Den Bäumen dauert der Autobahnbau zu lange. Sie wachsen einfach mal.

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Caballos descansando

vistahermosa

Straßenszene in Vistahermosa, in der Nähe der Serranía de la Macarena im Osten Kolumbiens (Januar 1982).

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Großes Gringo-Treffen

gringos

Fotografiert im November 1979 in der Altstadt von Quito, Ecuador (der 2. von links bin ich). Damals gab es nur wenige Rucksacktouristen in Ecuador, und man lief sich in der Hauptstadt immer wieder über den Weg. „Der Slangbegriff Gringo (feminin Gringa) bezeichnet von Mitteleuropäern abstammende Personen, die sich in Nord- oder Mittelamerika aufhalten.“ Wisst ihr Bescheid.

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Apokalyptisches

Vongozero

Die Russen haben die ultimative Pandemie-Seite gedreht: Vongozero – Flucht zum See. Der Plot stammt aus dem gleichnamigen Roman (2011) der russischen Schriftstellerin Yana Wagner. (Interessant, dass ihre Bücher bei Amazon erhältlich sind, es aber weder einen deutschen noch englischen Wikipedia-Eintrag über sie gibt. Das ist vermutlich eine Empfehlung. Leider gibt es neben den russischen nur englische und französische Ausgaben der Thriller.)

Genderpolitisch geht es gleich typisch russisch, das heißt inkorrekt zur Sache. Die Frauen zu Beginn sind unerträgliche Zicken, intrigant, boshaft und irrational, so wie kein deutscher Krimi sich trauen würde, das zu beschreiben. Typisch russisch ist auch der Charakter des neureichen Dumpfbacken, der aussieht wie ein dummer Bauernknecht, aber Geld wie Heu hat und sich eine Geliebte hält, die er aus einer Bar weggeholt hat.

Den Hauptdarsteller Kirill Käro (kein deutscher Wikipedia-Eintrag – er ist Este) kennen wir schon aus Better than us. Seine Rolle in Vongozero ist ähnlich: Er muss die Familie zusammenhalten, und die Frauen, vor allem seine Ex-Frauen, werfen ihm ständig Knüppel zwischen die Füße.

Ich habe nur die erste Folge gesehen, aber ich wette, es werden auch weder Schwule noch Lesben auftauchen. Ich wage die Serie zu empfehlen. Der Plot ist interessant, natürlich aktuell, und das Ambiente ist anders als in US-amerikanischen Standard-Produktionen.

debian
13.02.2003: Auf meine Rechner kommt Debian.

Was haben wir noch? Heise: „Der Bundesrat stimmte einem Gesetz zu, dass [sic] unter anderem Massenabmahnungen den Boden entziehen soll.“ – „Wenn sich eine Abmahnung als ungerechtfertigt herausstellt oder die nötigen Informationen fehlen, können Betroffene vom Abmahner eine Erstattung ihrer Kosten fordern. Das soll Massen-Abmahnungen als Geschäftsmodell den Boden entziehen.“ Mal sehen, ob das wirklich hilft, zum Beispiel beim Thema Webinar, und ob auch Privatpersonen geschützt werden.

Der Tagesspiegel: „Wie Deutschland Antisemitismus mitfinanziert. Palästinensische Kinder lernen in ihren Büchern – mitbezahlt von Deutschland -, Juden zu hassen.“

Das korrupte Pack, das sich Autonomiebehörde nennt, kriegt also „erhebliche Gelder“ der deutschen Steuerzahler, um den Terror gegen Israel schon bei Kindern weltanschaulich zu fördern. die Welt wies schon vor zwei Jahren drauf hin: „Eine Studie zeigt das System von Zahlungen der Palästinensischen Autonomiebehörde an Attentäter und deren Familien. Auch Deutschland und die EU zahlen Geld an die Autonomiebehörde.“ Ändern wird sich natürlich nichts.

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In memoriam Kurt Waldemar Schröder *16.10.1927 †03.10.2020

Kurt Waldemar Schröder

Am 26.12.2003 waren mein Vater und ich shoppen.

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Sarstoon Temash National Park

Sarstoon Temash National Parkborder belize guatemala

Die Geschichte zu den beiden Fotos habe ich hier vor zwei Jahren schon erwähnt:
Wir waren in der Nacht von einem Schmuggler illegal über die Grenze zwischen Belize und Guatemala gebracht worden, Guatemala erlaubte hier keine Grenzübertritte. Wir wollten aber hinüber, weil die Option gewesen wäre, durch halb Belize wieder nach Norden reisen zu müssen, was eh schon mühselig gewesen war. Der Kerl hatte uns mit seinem Kanu bei Sonnenaufgang einfach am Strand abgesetzt – nach dem Motto: Jetzt seht mal zu, wie ihr weiterkommt. Sein Geld hatte er ja im voraus bekommen. Meine Begleiterin blieb am Strand und passte auf die Rucksäcke auf. Ich musste jemanden finden, der mir sagen konnte, wo wir einen legalen Einreisestempel für unsere Pässe bekommen würden.

Das war einer meiner zwei illegalen Grenzübertritte in meinem Leben. Die Fotos habe ich kurz nach Sonnenaufgang irgendwo in der Nähe des Temash River (haha, nur ein Plattdüütscher Wikipedia-Eintrag, auch keiner in Englisch – vermutlich von den in Belize ansässigen Mennoniten angelegt) nicht weit von Guatemala gemacht. Vermutlich sieht man oben den heutigen Sarstoon Temash National Park, ein undurchdringliches Mangroven-Gewirr, in das sich nur wenige Siedler trauen, fast ausschließlich Garifuna.

Aus meinem Reisetagebuch, 16.11.1981:
Der große Deal begann gestern: Mau Mau [so wurde der Schmuggler, unteres Bild mit Hut, genannt] will 20 Dollar mehr, 10 für ihn, 10 für den Immigration Officer. Nach langem Verhandeln geht er auf 10 Dollar runter. Die meisten Leute haben irgendwelche „Handelsbeziehungen“ mit Guatemala. In einem Shop im Dorf [Punta Gorda] bekommen wir 20 Quetzal. Mau Mau erzählt, dass Italiener beklaut worden seien, aber in Puerto Barrios nur 15 US Dollar für 20 Quetzal bekommen hätten.

Wir brechen nach Mitternacht um drei Uhr im Einbaum auf und werden ziemlich nass. Um fünf Uhr morgens sind wir in Livingston, was vom Wasser aus wie ein armseliges Nest aussieht…

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Deutsche Küche oder Charakterkopf mit Eiern

Das Thema hatten wir schon hier vor fünf Jahren (vgl. unten). Die Berliner Zeitung kommt jetzt noch mal damit: Zum Mohrenkopf: Schwarzer Chef verteidigt Namen seines Restaurants. „Ich brauche keine Weißen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind“, sagt der schwarze Restaurant-Inhaber Andrew Onuegbu.

deutsche Küche

Süddeutsche Zeitung | Magazin: „Warum nennt ein Schwarzer sein Restaurant ‚Zum Mohrenkopf‘? In einer Zeit, in der das Wort Negerkuss politisch korrekt durch Schokokuss ersetzt wird und die Schokoladen-Firma Sarotti ihren Mohr gold umfärbt? Andrew Onuegbu hat mehrere Antworten auf diese Frage. Der 42-Jährige stammt aus Nigeria – und führt sein Lokal in der Nähe des Exerzierplatzes mit dem Stempel ‚Deutsche Küche'“.

Bruhahahaha. Der hat wirklich Humor. Ziemlich cool. Erinnert mich an die Kreuzberger Kneipe „Zum Kanaken“.

Guter Mann und ein Charakterkopf mit Eiern sozusagen. Die schmallippigen Bilderstürmer_:*/Innen können mit sowas nicht umgehen und stellen Onuegbu in den sozialen Medien gleich in AfD-Nähe. Ohne Diffamierung geht es bei denen nicht. Das RND dazu: Dem Kieler Gastronom würde eine Nähe zu der Partei nachgesagt, heißt es. Hintergrund ist, dass die AfD ab Ende 2015 im “Mohrenkopf” regelmäßig Kennenlernabende veranstalten wollte. Jeden Mittwoch um 18 Uhr sollte es in dem Restaurant, das um die Ecke der AfD-Parteizentrale liegt, einen Stammtisch geben. Nach der ersten Veranstaltung gab es jedoch Gegenproteste und die Partei entschied, die Treffen nicht weiter im Kieler „Mohrenkopf“ abzuhalten.

Wenn ich noch mal nach Kiel käme, wüsste ich, wo ich einkehren würde.

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Das Ministerium für Wahrheit informiert

Das Ministerium für Wahrheit, auch bekannt als Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), informiert: Korruption und Vetternwirtschaft heißen jetzt „Unregelmäßigkeiten“.

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On the road again

interoceanica dur

Das Foto habe ich am 06.07.1984 gemacht, von der Ladefläche eines LKW aus – auf einer der damals gefährlichsten Straßen (Teil der Interoceanica Sur) der Welt. Was man auf dem Foto sieht, ist die „Straße“ für LKWs. (Vgl. auch On the road)

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