Ideensteinbrecher

„Der Islam“ ist wie jede Religion der Weltgeschichte kein eigenständig wirkendes Subjekt, sondern ein je nach historischer Konstellation beliebig verwendbarer Ideensteinbruch, ein Sammelsurium verschiedenster Texte, Traditionen und exegetischen Strömungen, die so heterogen sind, dass man sich daraus eine Argumentation für und gegen ungefähr alles basteln kann. (Fabian Lehr)

Das hat wieder nichts mit dem Islam zu tun. Alle haben zum aktuellen Thema schon etwas gesagt, nur ich noch nicht. Es wiederholt sich ohnehin alles. Daher nur Textbausteine, die dem Publikum bekannt erscheinen werden.

Der Attentäter von Wien gehört der albanischen Minderheit in Nordmazedonien an. Er stammte er aus dem Dorf Celopek nahe der Stadt Tetovo. Das Gebiet ist nahezu ausschließlich von ethnischen Albanern bewohnt. Diese Minderheit bildet etwa 25 Prozent der Bevölkerung des Landes und bekennt sich größtenteils zum Islam.

Man könnte bei Stichwort „Islam“ wieder Gilles Kepel heranziehen: „Das Schwarzbuch des Dschihad – Aufstieg und Niedergang des Islamismus“ oder „Die Rache Gottes“ – Standardwerke zu den radikalen Auswüchsen der monotheistischen Religionen. Kepel behauptet sinngemäß, der Terror sei immer ein Zeichen dafür, dass die ursprüngliche Idee sich nicht hat verwirklichen lassen, was, wenn wir ihm glauben, auch für die deutsche RAF zutraf, die erst dann aktiv wurde, als klar wurde, dass die in der Theorie erwünschte und prognostizierte Revolution nicht kommen würde. Osama bin Laden war für Kepel die „medienwirksamste Form“ des Scheiterns der „salafistisch-dschihadistischen“ Bewegung.

Im Januar diesen Jahres schrieb ich: Zum Thema muss man nur eine Presseerklärung der Aleviten lesen (nicht mehr online, von 2009): „Die Dominanz und das Selbstbewusstsein, mit dem der politische Islam in Deutschland eine Form der Religiösität in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt, der in seiner Ausprägung mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung nicht vereinbar ist, verängstigt nicht nur alevitische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland zunehmend. (…) Dieses Urteil (das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 29.09.2009 (AZ.: VG 3 A 984.07), wonach einem muslimischen Schüler das Recht eingeräumt wurde, einmal täglich sein Gebet in der Schule verrichten zu dürfen) ist die Fortführung einer befremdlichen Tradition der deutschen Justiz. Das betäubungslose Schächten von Tieren, die Teilnahme am Schwimmunterricht im Burkini, Kinder die Jihad heißen sowie Frauen, die mit Verweis auf die Scharia keine Härtefallscheidung von prügelnden muslimischen Ehemännern bekommen. All das hat den Segen der freiheitlich demokratischen Justiz in Deutschland. Dieses Maß an Liberalität bei Entscheidungen deutscher Gerichte in Bezug auf den Islam vermissen wir in Entscheidungen der Verwaltungsgerichtsbarkeit z.B. in ausländer- und asylrechtlichen Entscheidungen“.

Man könnte auch etwas fordern, wie etwa Ulf Poschardt (hinter der Paywall der „Welt“):„Moscheen, in denen der Hass auf Christen, Juden, Homosexuelle, Frauen, Nichtgläubige gepredigt wird, müssen umgehend geschlossen werden, eingeflogene Imame, die so predigen, müssen ausgewiesen werden. Die Finanzierung der Moscheen muss transparent gemacht werden. Wer sich von undurchsichtigen Verbänden finanzieren lässt, darf nicht eine Moschee auf deutschem Boden betreiben.“

Ich war in meiner Studentenzeit Abonnent der „Peking Rundschau“, bin daher ideologisch verblendet und sympathisiere immer zuerst mit chinesischen Methoden.

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Damengambit

Queen's Gambit

Vielleicht etwas für passionierte Schachspieler (zu denen ich mich zähle): The Queen’s Gambit (Damengambit) auf Netflix, nach dem Roman von Walter Tevis (ich wusste gar nicht, dass „bildungsroman“ ins Englische übernommen wurde, har har).

Das Thema: Schach, vor allem mit sich selbst, kann in den Wahnsinn treiben oder an dessen Rand, hat Stefan Zweig mit seiner Schachnovelle ultimativ behandelt. Man sollte vermuten, dass alles Nachfolgende nur ein schlechter Abklatsch sein könnte oder die Vorlage misshandeln muss (wie bei „Polaris“). Der Film versucht das zu umgehen, indem die zentrale Figur von einer jungen Frau gespielt wird. Das geht nur deshalb nicht schief, weil die Hauptdarstellin Anya Taylor-Joy wandlungsfähig wie ein Chamäleon ist und durch ihre Präsenz alle Mitspieler in den Schatten stellt. Allein ihre Blicke reichen aus, um eine ganze Geschichte zu erzählen.

Die Süddeutsche meint: In „Das Damengambit“ geht es Anya Taylor-Joy als Schachgenie ums Gewinnen und um andere Suchtmittel. Selbst wer mit Schach nichts anfangen kann, wird diese Serie mögen. Ich meine: Nur die. Schachspieler, die mehr wissen als der normale Laie, bekommen nicht viel Schachliches geboten, obwohl es um nichts anderes geht, da man natürlich dem Publikum nicht zumuten kann, etwa eine zweistündige Meisterpartie zu verfolgen. Deswegen spielen alle rasend schnell wie im Blitzschach, was dazu führt, dass man die Stellungen weder versteht noch erkennen noch analysieren kann. Das wahre Thema handelt von „Obsession“, wie Vulture es formuliert: „Anya Taylor-Joy Is Addicted to Chess, Drugs, and More Chess“. Und den Preis, den man dafür zahlt, ein Genie zu sein.

Die Story könnte die von Paul Murphy sein, mit Einsprengseln von Bobby Fischer (ich habe die Serie noch nicht bis zum Schluss angesehen und weiß nicht, wie es ausgeht, aber ich kann es ahnen). Historisch gesehen ist der Plot, der in den 60-er Jahren in den USA spielt, politisch korrekter Blödsinn: Die erste Schachgroßmeistern war Nona Gaprindaschwili 1978. Noch heute findet man viel weniger Frauen in der obersten Elo-Liga als Männer. Zum Glück wird man nicht von feministischen Plattituden belästigt. Die Heldin Beth weiß, was sie kann, und fegt die Männer reihenweise vom Brett.

Meine bisherige Lieblingszene: Beth ist schon bekannt und alle wissen, wie gut sie ist. Bei einem Turnier geht sie zu dem ihr zugewiesenen Platz, wo schon ein jüngerer Mann gedankenversunken wartet, der, als er sieht, dass er gegen Beth spielen muss, erbleicht und laut shit! ruft.

SchachbücherSchachbücher

Ich spiele Schach, seitdem ich acht oder neun war, mit meinem Vater, der aber von Theorie nichts wusste. Als ich zum ersten Mal allein in den Urlaub fahren durfte, mit 16, ins Kleine Walsertal, weil ich da schon mit meinen Großeltern gewesen war, wusste ich nicht so recht, was ich mit mir selbst anstellen sollte und kaufte mir dort ein Reiseschachspiel und ein Lehrbuch über Schacheröffnungen, eine Übersetzung aus dem Russischen, und lernte es so gut wie auswendig. Ich weiß nicht mehr, was damals in mich gefahren war. (In der letzten Woche hatte ich dann zum ersten Mail ein Techtelmechtel mit einem bildhübschen Mädel und keine Lust mehr auf Schach.) Seit der Lektüre dieses Buches spiele ich auf Vereinsniveau, und Laienspieler haben nicht den Hauch einer Chance.

Im „The Queen’s Gambit“ kommt zu Beginn oft die Sizilianische Verteidigung vor, die ich so gut wie nie nutze und die mich nervt, wenn ich mit den weißen Steinen spiele. Irgendwie mag ich es nicht, wenn man mir beim Kampf ausweicht – ich spiele immer e2-e4 und erwarte den gegnerischen Bauern dann auf e5. Heute morgen haben ich in meinen Schachbüchern geblättert und mir vorgekommen, meine Kenntnisse über „den Sizilianer“ aufzufrischen. Der Film scheint also auch – bei mir jedenfalls – ein bildungsfilm zu sein.

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Eine teure Reise mit Umwegen in die Pampa

kaulsdorfer Seen

Es begab sich aber zu der Zeit, dass Angela Merkel Kanzlerin von Deutschland war, dass ich tun und lassen konnte, was ich wollte und keinerlei Gebot der Herrschenden ausging, ich dürfe keine Musikinstrumente besitzen. Und jedermann ging nicht mehr aus dem Haus, dass er den Lockdown respektiere, ein jeglicher in seiner Stadt.

Da machte sich auch auf Burks aus Rixdorf, aus der Stadt Neukölln, nach ausgiebigem Googeln, in das sogenannte Mahlsdorf in der Stadt Preußens, die da heißt Berlin, auf dass er ein neues E-Piano erstünde. Und siehe, der Weg war lang, holperig und führe an exotischen und abgelegenen Regionen wie den Kaulsdorfer Seen vorbei.

get the sound

Bei einem Musikinstrumenten-Dealer kehrte er ein und erstand ein Gerät, für das er sich schon vorher entschieden hatte.

Interessant, dass die Lieferfristen für alle Instrumente extrem lang sind – für ein schwarzes E-Piano meiner Wahl hätte ich fast bis zum April nächsten Jahres warten müssen. Das liegt angeblich an der aktuellen Pandemie. Die Leute machen offenbar mehr Hausmusik und mahlsdorf neukölln border=kaufen dafür wie verrückt ein. Ich nahm also ein weißes Exemplar, was ohnehin unauffälliger ist und Mitte Dezember kommen wird. Für den Preis – weniger als 1.000 Euro – darf man nicht zu viel erwarten, aber ich spiele selten. Wenn man vieles verlernt hat und üben will, ist ein Klavier mit Kopfhörer erste Wahl – im Sinne der Nachbarn.

Auf dem Rückweg geriet ich noch mehr in die Pampa, weil die Hauptstrecke für Fahrräder teilweise nicht befahrbar ist, sogar auf Schlammstrecken, die eigentlich für Pferde gedacht waren. Ein Mountainbike zickt da aber nicht herum. Irgendwann musste ich Google fragen und wurde per Frauenstimme leider über Köpenick gelotst. Also bin ich gestern fast 50 Kilometer gefahren, was ich dann in meinen bettschweren Füßen spürte.

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Sexiest Man of the Century

Sean Connery

Der ältere Sean Connery war immer mein Lieblingsschauspieler. (Nein, Zardoz habe ich nie gesehen, und das muss ich auch nicht nachholen).

Ich weiß gar nicht, wieviele DVDs mit Filmen ich hier habe, in denen er mitspielt (alle Links gehen zu Amazon): Outland – einer meiner Lieblingsfilme, natürlich Der Name der Rose und Jagd auf Roter Oktober und Die Wiege der Sonne. Die 007-Reihe hat nie Eindruck auf mich gemacht, ich kann mich auch nicht erinnern, ob die die Filme überhaupt gesehen habe.

Wenn er auf der Szene erschien, machte seine körperliche Präsenz alle anderen kleiner, ähnlich wie bei Lino Ventura. Eine Frage der Attitude – so etwas kann man vermutlich im Schauspielunterricht nicht lernen.

Schade, dass er schon gestorben ist. Filme mit ihm hätte ich sogar angesehen, wenn er mit dem Rollator erschienen wäre.

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Trends of repression, censorship and ideological homogeneity

The Intercept fliegt aus der Blogroll.
The final, precipitating cause is that The Intercept’s editors, in violation of my contractual right of editorial freedom, censored an article I wrote this week, refusing to publish it unless I remove all sections critical of Democratic presidential candidate Joe Biden, the candidate vehemently supported by all New-York-based Intercept editors involved in this effort at suppression.

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Run through the jungle

run through the jungle

Bolivien, Pando-Dschungel (ungefähr hier), fotografiert Ende Juni 1984. Meine damalige Freundin und ich waren auf dem Marsch zu einem Kautschuksammler samt Familie. Man hatte uns gesagt, der „Weg“ sei leicht zu finden. Vermutlich hätte Winnetou die Aufgabe als „leicht“ empfunden, wir waren ganz schön verunsichert. Wer den Urwald kennt, weiß, dass manchmal wenige falsche Schritte ausreichen, um verloren zu sein. (Vgl. „Tag der Arbeit“ 01.05.2019, „Der Kautschuksammler, revisited“ 04.04.2011)

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Gadget 008

spionage Kugelschreiberspionage Kugelschreiberspionage Kugelschreiber

Ich konnte nicht widerstehen und habe mir eine Spionage-Überwachungskamera in Form eines Kugelschreibers gekauft.

Das Teilchen macht alles, was die Produktbeschreibung behauptet. Man muss aber per trial and error versuchen, was die beste Entfernung für Fotos ist. Die Videoqualität ist ausreichend.

Was bei mir jedoch ein „ungenügend“ bekommt, ist die „Anleitung“. Auch in Englisch habe ich eine Weile gebraucht um zu kapieren, was die meinen. So etwas ist unverschämt, zumal auch online nichts zu finden ist, was verständlicher ist.

Ich habe auch nicht herausbekommen, wer den Stift herstellt – die Suche nach der Marke MiniYamaso ergibt keine vernünftigen Ergebnisse. Es war den Versuch wert. Für den Preis kann man vermutlich nichts besseres erwarten.

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Leerstelle

leerstelle

14 Jahre lang stand dort mein Klavier an der Wand. Ich habe es verschenkt und werde mir ein E-Piano kaufen. Ich weiß nur nicht nicht, welches ich nehmen soll. Ich neige zum Yamaha YDP-144 B. Was sagt die musikalische Schwarmintelligenz?

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Gesucht: Fucking Manual

netz
Netz (Symboldbild)

Gibt es irgendwo eine verständliche und einfache Anleitung, wie man Linux- und Windows-Rechner in seinem eigenen Netzwerk verbindet, ohne dass man mit der Kommandozeile arbeiten muss?

Beispiele, wie es nicht funktioniert, habe ich jetzt gefühlt 20 Fantastilliarden Mal gelesen. Chip: „Die Verbindung zu Netzwerkfreigaben stellen Sie unter den verschiedenen Systemen am einfachsten über den jeweiligen Dateimanager her. Linux-Benutzer gehen auf „Netzwerk“ und dann auf „Netzwerk durchsuchen“. Bei mir gibt es diesen Menüpunkt „durchsuchen“ nicht, obwohl hier vier Rechner im Netz hängen.

Samba ist auf allen Linux-Rechnern installiert, aber ich kapiere es nicht. Kein Rechner kann auf den anderen zugreifen – nur per ssh und Kommandozeile. Oder sollte ich etwas installieren? Ich habe wirklich keine Lust mehr, mich mit den Mist zu beschäftigen, vor allem, wenn ich in den zahllosen fucking manuals das Wort einfach lesen muss.

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The barest whisper of a lead

Florida und Texas entscheiden. Wenn Trump Florida und/oder Texas gewinnt, bleibt er Präsident. Wenn ich irre, dürft ihr mich einen falschen Propheten nennen, ohne erschossen zu werden.

Trump is unlikely to win a second term without winning the Sunshine State, a richly diverse mix of peninsula and panhandle that he put in his column with a margin of just 113,000 votes four years ago. Polls suggest he has the barest whisper of a lead against the former vice president in a state with 29 electoral votes.

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Harte Linie und die ersten Maßnahmen

female worker

Die grüne Partei ist, was ihre Führung angeht, also Habeck, Frau Baerbock, vor allen Dingen auch Frau Göring-Eckardt, das ist eine neokonservative Partei, das muss man wissen. (Gerhard Sch.)

Ja, meine Rede, aber die „Linke“ hat das noch nicht gemerkt. Sie sollte ideologisch auf Distanz gehen.

Was Sahra Wagenknecht sagt, ist auch nicht neu: „Statt um soziale Ungleichheit, Armutslöhne und niedrige Renten drehen sich linke Debatten heute oft um Sprachsensibilitäten, Gendersternchen und Lifestyle-Fragen. (…) Von Arbeitern und Arbeitslosen werden linke Parteien kaum noch gewählt.“

[Passiv ist schwerer zu verstehen als aktives Tun. Als Linkspopulist und Sprachspartaner empfehle ich: Arbeiter (sic) und Arbeitslose wählen heute kaum noch linke Parteien.]

Es sei auch nicht rechts, anzusprechen, dass es kaum möglich sei, eine Schulklasse zu unterrichten, in der über die Hälfte der Kinder kein Deutsch spricht, „oder dass wir auch in Deutschland ein Problem mit dem radikalen Islamismus haben“. Wenn Linke das alles ausblenden, müsse man sich nicht wundern, dass viele Bürger zur AfD überlaufen.“

Was tun? Ich fürchte, „Die Linke“ ist nur noch durch einen parteiinternen Putsch vom Weg in den Abgrund aufzuhalten. Wäre ich 20 Jahre jünger und Mitglied, böte ich mich als Strippenzieher an – eine Frau müsste aber die Revolte führen.

Erste Maßnahme: Das Wort „Klima“ wird gestrichen. Klima, Öko, Bio gehören nicht zur corporate identity einer linken Partei Das ist kleinbürgerlicher Lifestyle und Feuilleton. Man kann sich um die verirrten Seelen, die nur das wichtig finden, kümmern, aber dieses Thema gehört nicht vorn in die Agenda. (Das Wort „nachhaltig“ wird auch verboten.)

„Eine sozial gerechte Energiewende und ökologische Produktion ist dringend notwendig.“ „Sozial gerecht“ im Kapitalismus? Das ist reformistischer, ja reaktionärer Unfug und mitnichten „links“. Da erwarte ich doch gleich „gerechte Löhne“ und „gerechten Handel“. Es kommt aber noch schlimmer: Die „Linke“ kämpft „für faire Produktionsverhältnisse“. Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Euch sollte man ein in Schweinsleder gebundenes „Kommunistisches Manifest“ um die Ohren hauen, am besten die Prachtausgabe mit Metallbeschlägen. Klassenkampf! Und am besten so unfair wie möglich gegen das Kapital!

Das Gesagte gilt auch für „Flüchtlinge“. Schon der Begriff zeigt die suggestive und die hierzulande paternalistisch gemeinte Absicht. Das Wort „Einwanderer“ hört sich für die urbanen Mittelschichten offenbar viel zu einfach an, wäre aber ehrlicher, weil man sich nicht erdreisten sollte, aus der bloßen Tatsache, dass jemand irgendwie nach Deutschland kommt, auf die Motive schließen zu können. Viele flüchten unstrittig vor dem Elend und den Kriegen, darunter sind aber auch Glücksritter, religiöse Fanatiker, Kriminelle und andere Gestalten, mit denen man nicht ernsthaft etwas zu tun haben möchte. Wenn man sich die Sprechblasen und mantraförmigen Textbausteine der „Linken“ ansieht, könnte man meinen, Einwanderer seien ihnen wichtiger als das Elend in deutschen Pflegeheimen.

„Wir fordern ein Bleiberecht für alle Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, spätestens, wenn sie fünf Jahren in Deutschland leben.“ Damit kann man beim Pfarrer punkten, und gut gemeint ist es wohl, aber so sollte man das nicht verkaufen. In Deutschland gibt es 187.000 Menschen, die ausreisen sollen, das aber nicht tun (können). Für die möchte die „Linke“ ein Bleiberecht? Oder was? Nicht? Dann sagt es genauer. Oder haltet einfach das Maul bei diesem Thema. Als Linker kann man dazu ohnehin nichts Vernünftiges sagen oder nur moralinsauer herumschwallen. Das würde niemand übelnehmen.

Ich habe kein Problem damit, beim Thema „innere Sicherheit“ eine harte Linie zu fordern von der linken Partei, die ich wählen würde. Mehr Mittel und höhere Löhne für die Polizei: bin ich dabei. Es gibt ähnliche viele „linke“ Polizisten wie in der Gesamtbevölkerung. Wenn die Bewerber aber der Abschaum sind, weil kaum noch jemand einen Beruf wählt, der stressig ist und mies bezahlt wird, kann auch eine Ausbildung nichts daran ändern, dass sich bei der Polizei Leute tummeln, die dort nichts zu suchen haben.

[Tagtraum: Wenn es eine Revolution gegeben hätte (wie in Griechenland, als ein Linksbündnis plötzlich und unerwartet die Macht errang), würde ich zuerst die Polizei und das Militär auf meine Seite ziehen und denen notfalls das Blaue vom Himmel versprechen. Besuch bei der GSG 9 mit Fototermin und Pralinen. Wäre auch eine hübsche Botschaft an die Feinde. Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen, sagte mal jemand. Dann würde ich eine Nachtsitzung mit dem Bundesverfassungsgericht ansetzen und versichern, dass das Grundgesetz unverändert gälte, aber bekanntlich den Kapitalismus nicht vorschreibe. Am frühen Morgen würde ich alle Banken besetzen lassen. Mehr braucht man nicht, um zu gewinnen. Tagtraum Ende.]

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De omnibus dubitandum

Karsten Krogmann war „Chefreporter“ der Nordwest-Zeitung und ist jetzt „Kommunikationschef“ beim Weißen Ring. (Schon komisch, welche Titel in der Medienblase vergeben werden.) In einem Interview mit dem „Branchendienst“ Kress (von dem ich aus mehreren Gründen nicht viel halte) sagt er einige kluge Dinge:
Und wie unabhängig ist eine Magazinredaktion, die Aktivisten eine Ausgabe gestalten lässt, wie das der „stern“ gerade zusammen mit Fridays for Future gemacht hat? Viele Journalisten lösen doch selbst nicht ein, was sie als Anspruch formulieren. Ich glaube, dass in der sich rasant verändernden Medienwelt ein Kriterium zunehmend wichtiger wird als Unabhängigkeit, nämlich Transparenz. Das bedeutet, Interessen und Abhängigkeiten sichtbar zu machen… (…)
Ich habe aber erlebt, wie in der Redaktion zunehmend alles auf den Prüfstand kommt: Es wird genau gemessen, welche Themen wie viele Abos generieren, welche Beiträge die größte Reichweite erzielen oder die stärksten Socal-Media-Reaktionen auslösen. In vielen Häusern rücken Vertrieb und Marketing immer näher an die Redaktionen heran. Ich habe die Zeitung zu einem Zeitpunkt verlassen, zu dem immer sichtbarer wurde, dass sich die ganze Branche in diese Richtung entwickelt und die wichtigsten redaktionellen Kriterien mittlerweile Verkaufbarkeit und Reichweite heißen.

Das ist nicht neu. Ich hätte aber vor gut 30 Jahren nie gedacht, dass ich erleben würde, dass der klassische Journalismus, wie ich ihn später auch lehrte, fast komplett abgeschafft wird bzw. sich selbst abschafft. Journalismus lebte immer von der Illusion, „objektiv“ zu sein und „wahrheitsgetreu“ zu berichten. Dem stehen der Klassenstandpunkt und die soziale Herkunft der Journaille entgegen, die sich gerade in Deutschland immer schon den Herrschenden angebiedert hat. Nicht zufällig ist das lächerliche „autorisierte Interview“ eine deutsche Erfindung.

Vom schreibenden Journalismus kann man nicht leben, wenn man unabhängig bleiben will wie ich, also keine „feste“ Stelle hat. Wer etwas anderes behauptet, hat entweder Lebensabschnittsgefährten, die notfalls mit durchfüttern und die Miete bezahlen, oder wurde schon mit einem Silberlöffel im Mund geboren. Oder lügt und hochstapelt. Oder ist Aufstocker.

Ich verdiene mit diesem Blog nichts. Amazon zahlt alle drei (!) Monate eine niedrige zweistellige Summe für Klicks auf Links zu manchen Büchern. Ich verdiene etwas durch die Seminare, die ich an verschiedenen Einrichtungen gebe, und bald auch hier solo und online, aber nicht soviel, dass ich davon meinen Lebensunterhalt komplett bestreiten könnte. Das macht mein Job in der Sicherheitsbranche. Pro Jahr kommt immer noch ein dreistelliger Betrag von der VG Wort. Ich werde nichts erben, meine Eltern hatten kein Häuschen. Solange ich arbeiten kann, werde ich das also tun müssen, es sei den, ich schriebe einen Bestseller.

Solange ich keine Gicht bekomme oder dement werde, werde ich also bloggen, und zwar genau so, wie das Publikum es gewohnt ist: Niemand redet mir rein, ich nehme keine Rücksichten, ich schone niemanden, und ich lege mich mit jedem an, der mir dumm kommt. Ich muss niemandem nach dem Mund reden. Descartes (Cartesius) schrieb: An allem ist zu zweifeln. Das ist gut und richtig so. Es gilt auch hier das Marxsche Motto aus dem „Kapital“:

Jedes Urtheil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurtheilen der s.g. öffentlichen Meinung, der ich nie Koncessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des grossen Florentiners:
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!
[„Geh deinen Weg und lass die Leute reden“, abgewandeltes Zitat aus Dante, „Die göttliche Komödie“, „Das Fegefeuer“, 5. Gesang].

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Lang ist’s her

burks und mutter

Meine Mutter und ich, 1953. To whom it may concern: Mein 94-jährige Mutter ist gestern wieder nach Hause gekommen. Die Lähmung ist fast ganz weg, sie kann auch wieder normal sprechen. Aber in dem Alter kann man viele Dinge nicht mehr tun.

Zwei nette Damen vom Pflegedienst schauten alsbald in meinem Beisein nach dem Rechten. Eine sagte lächelnd zu meiner Mutter: „Wir wissen ja, dass Sie sehr autonom, willensstark und aufmüpfig sind.“ Aha. Jetzt weiß ich, woher meine Gene kommen.

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Nimm dies, Erdogan!

charlie hebdo' bein

Das morgige Titelblatt von Charlie Hebdo. Ich gehe davon aus, dass sich so etwas hierzulande noch nicht einmal die Titanic trauen würde.

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Burks‘ Bein

burks' bein

FYI. So sieht ein Bein nach einer Woche aus, wenn einem eine Krampfader operativ entfernt wurde. Heute gab es noch eine zweite Nachuntersuchung. Der Arzt sagte: Alles super, alles wird wieder gut. Die Flecken gehen auch wieder weg.

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Wir sind kein Horst

Sehr geehrter Herr Neonazi Horst Mahler!
Sie beschweren sich darüber, dass Sie verpflichtet werden sollen, in Zukunft ihre sämtlichen Texte eine Woche vor der Veröffentlichung dem brandenburgischen Landeskriminalamt vorzulegen. Das sei Zensur. Ist es nicht, solange Sie unter Führungsaufsicht stehen.
Ich empfehle Ihnen auch einen Blick in § 138 StGB, insbesondere Absatz 2:
(2) Ebenso wird bestraft, wer
1. von der Ausführung einer Straftat nach § 89a oder
2. von dem Vorhaben oder der Ausführung einer Straftat nach § 129a, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1 Satz 1 und 2,
zu einer Zeit, zu der die Ausführung noch abgewendet werden kann, glaubhaft erfährt und es unterlässt, der Behörde unverzüglich Anzeige zu erstatten.

Ceterum censeo: Ich bin gegen Zensur und meine auch, dass eine Demokratie verirrte Gestalten wie Attila Hildmann und Horst Mahler aushalten sollte.

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Zickzack und das Bad der Inka

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Die oberen drei Fotos zeigen Qenko – das Quechua-Wort für „Zickzack“, ein „heiliger“ Platz der Inka; das untere Tambomachay, das „Bad der Inka“ im Valle Sagrado bei Cusco, alle fotografiert im November 1980. Auf dem unteren bin ich zu sehen.

Mein Tagebucheintrag an dem Tag ist lächerlich und kurz. Offenbar war ich von Eindrücken schon so übersättigt, dass ich die beiden archäologischen Stätten nicht mehr verkraften konnte. (Im deutschen Wikipeida ist Quenko irrelevant.) „It is one of the largest huacas (holy places) in the Cusco Region. Many huacas were based on naturally occurring rock formations. It was believed to be a place where sacrifices and mummification took place“. Natürliche Felsenformation? Man muss das gesehen haben – ich keine keinen Ort auf der Welt, der so ähnlich ist, auch nicht in den Andenstaaten. Der riesige Felsblock ist perforiert und ähnelt eher einem Meteoriten.

Qenko war und ist mir heute noch unheimlich. Innen wie eine Art labyrinthische Tropfsteinhöhle, und steinerne „Tische“, zweifellos aus dem Felsen gehauen. Man man mag sich gar nicht vorstellen, was die da gemacht haben. Offenbar ist auch die Literatur zu Qenko spärlich und überschaubar. Man weiß also kaum etwas.

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Koreanischer Bulgogi-Fleischtopf

Koreanischer Bulgogi-FleischtopfKoreanischer Bulgogi-FleischtopfKoreanischer Bulgogi-Fleischtopf

Ich wollte mir schon immer beibringen, wie man asiatisch kocht. Jetzt hatte ich ein leckeres Erfolgserlebnis beim zweiten Versuch mit einem Koreanischen Bulgogi-Fleischtopf. Beim ersten Mal fand ich keine Zeit mehr, das Rundfleisch zu marinieren. Ich schmeckte jetzt einen Unterschied: Das tote Rind in dünnen Scheiben hatte eine Nacht mit den Zutaten im Kühlschrank verbracht und war gleich viel wohlschmeckender.

Das Rezept: Rund 400 Gramm Rinderfilet (das ist teuer! Credits: Blutwurstmanufaktur – das Fleisch von dort schrumpelt nicht zusammen, wenn man es brät). Das sind zwei Portionen, aber die esse ich locker allein auf.

Für die Marinade: 2 Esslöffel Austernsauce, ein Esslöffel Gochujang (Koreanische Chili-Paste, superlecker!). Ein Esslöffel Maisstärke, ein Esslöffel helle Sojasauce, ein Ei, ein Teelöffel gemahlener schwarzer Pfeffer, ein Esslöffel reines Sesamöl. Die Zutaten in einer Schale gut durchmischen, das zerschnittene Fleisch eine Nacht darin ziehen lassen.

Zwei rote Zwiebeln zerkleinern, ca. 15 Gramm geschälten Ingwer mahlen bzw. zerreiben. Zwei Esslöffel Pflanzenöl in eine Pfanne geben (ein Wok ist natürlich besser, vgl. mittleres Foto). Das Fleisch ca. sechs Minuten braten. Immer schön wenden und aufpassen, dass es nicht zu „durch“ wird.

Dann das Fleisch in eine Schüssel legen, noch einmal zwei Esslöffel Öl in den Wok und die Zwiebeln und den Ingwer darin dünsten. Zum Schluss das Fleisch aus der Schüssel dazugeben und kurz verrühren. Mit Reis servieren.

Die Möhre hätte ich aus ästhetischen Gründen in schmale Streifen schneiden sollen. Gurken probiere ich das nächste Mal aus, ich muss mich noch entscheiden, welche Sorte ich nehmen werde. Das Spiegelei habe ich weggelassen, weil ich vermutete, dass das tote Tier mich schon pappsatt machen würde – was der Fall war. Das Fleisch war so zart, dass ich es mit Stäbchen zerteilen und essen konnte!

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Arminius turbator Germaniae

barbaren border=

M(arco) Caelio T(iti) f(ilio) Lem(onia tribu) Bon(onia)
[I] o(rdini) leg(ionis) XIIX ann(orum) LIII s(emissis)
[ce]cidit bello Variano ossa
[i]nferre licebit P(ublius) Caelius T(iti) f(ilius)
Lem(onia tribu) frater fecit

Barbaren“ auf Netflix ist eine Seifenoper in pseudohistorischen Kostümen und (für mich) nicht sehr spannend. Sechs Folgen à 50 Minuten. „Gucken Sie das bloß nicht“ sage ich jedoch nicht. Ich habe immer gern Historien-Schinken konsumiert, wenn sie nicht allzu albern waren.

Das ist kein Vorwurf an die Macher Barbara Eder und Steve Saint Leger. Niemand hat behauptet, dass es sich um ein Dokumentarfilm handele, genausowenig wie Pearl Habor einer ist. Fantasy ist es aber auch nicht – es fehlen die Drachen und die Quoten-NegerAfrogermanen, die man heutzutage bei Massenware erwarten muss. Sex habe ich bisher nicht viel gesehen, auch kein Lotterleben der Römer.

Gewalt: Klar, das macht den Reiz aus, aber wirklich grausam ist „Barbaren“ nicht, sondern eher kindertauglich. Gut, ein bisschen weniger kindertauglicher als die Schlägereien von Bud Spencer, eher in Richtung 300, wo man zwar Blut spritzen sieht, aber keine Eingeweide.

barbaren border=

Arminius turbator Germaniae, Segestes parari rebellionem saepe alias et supremo convivio, post quod in arma itum, aperuit suasitque Varo, ut se et Arminium et ceteros proceres vinciret: nihil ausuram plebem principibus amotis; atque ipsi tempus fore, quo crimina et innoxios discerneret.

Die gute Nachricht: Das Thema – der Krieg der Römer gegen die „Germanen und die so genannte Varusschlacht ist spannend, leider aber schon historisch vergiftet, weil durch den deutschen Nationalismus in der Geschichte bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Andererseits gibt es kaum verlässliche und authentische Quellen. Tacitus schrieb seine Annalen ein Jahrhundert nach den Ereignissen, sein Werk ist so historisch „korrekt“, als schilderte ich ich Ersten Weltkrieg und hätte nur den Großen Brockhaus und Ernst Jünger als Quellen.

Alle Rezensenten erwähnen selbstredend, dass die Römer in „Barbaren“ Lateinisch mit starkem italienischen Akzent sprechen. Warum sprechen aber die „Germanen“ dann nicht Althochdeutsch? Einer der Autoren sagt: „Wir wollten so verstärken, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die germanischen Stämme, und nicht — wie sonst — die Römer sympathischer finden. Das ist ein klares Alleinstellungsmerkmal der Show. Wir möchten die Geschichte aus Sicht der „Barbaren“ erzählen — deshalb heißt die Serie ja auch so.“

Das ist natürlich Quatsch. Die Sprache der Darsteller klingt wie eine Mischung aus Schulhofdeutsch und manchmal Österreichisch, man erwartet fast schon Pseudo-Jugendsprache wie „klar, Alter!“ oder „Voll krass die Römer!“ (Ich glaube nicht, dass die Cherusker an Wort „Arschloch“ kannten.) Die FAZ stellt zu Recht fest: „Wer „Vikings“ oder „Game of Thrones“ schätzt, wird sich hier nicht fremd fühlen, aber wohl über die schlichte Dramaturgie und die noch viel schlichteren Dialoge seufzen.“

barbaren border=

Arminium super insitam violentiam rapta uxor, subiectus servitio uxoris uterus vaecordem agebant; volitabatque per Cheruscos arma in Segestem, arma in Caesarem poscens.

Ich halte es ohnehin für unmöglich, einen Film zu machen, der das römische Weltreich oder die tribalistische organisierten Bauernn und die Warlords der „Germanen“ auch nur annähernd authentisch beschreibt – bis auf die Kleidung. Immerhin sind die Netflix-Germanen nicht immer ungekämmte Langhaarige wie in den meisten Filmen, was historisch nicht korrekt ist, sondern man sieht sogar manchmal den Suebenknoten. Bis jetzt wurde ich auch nicht mit Rasta-Look oder lächerliche Hipster-Seitenscheitel-Rasuren wie in „Vikings“ gequält. Aber darauf kommt es nicht wirklich an. Man sollte nicht vergessen, dass alle Reaktionen, Gefühle, Ideen historisch gewachsen sind, über Jahrhunderte. Den „Gefühlshaushalt“ eines Menschen in „Germanien“ vor zwei Jahrtausenden kann man nicht nachvollziehen. Es fehlte zum Beispiel jegliche Affektkontrolle im heutigen Sinn. Über die Motive des Handelns sollte man daher nicht spekulieren. Die „psychologischen“ Gründe des Arminius, wie sie „Barbaren“ konstruiert, sind schlicht Fantasy.

Die Figur des Segestes finde ich am Interessantesten. Mich wundert nicht, dass er der „Bösewicht“ spielen muss, mit dem man sich nicht identifiziert. Vermutlich ist das aber grundfalsch – als erklärte man den Hagen von Tronje im Nibelungenlied zum bad guy. Das ist er auch nicht, sondern genau das Gegenteil – die damalige Moral der herrschenden Feudalklasse zum Maßstab genommen. Segestes war vermutlich ein Opportunist, der aber die Situation mit klarem Verstand sah (wenn man sich das Ergebnis seines Tuns ansieht) und der demgemäß – zu seinem eigenen Vorteil natürlich – handelte. Ich sehe eher wie Hegel im Römischen Weltreich den Weltgeist, also den „Fortschritt“, ungeachtet der unstrittigen Tatsache, dass die römischen Legionen in Germanien permanent Massen- und Völkermord begingen. Die Germanen hätten das auch getan, hätten sie die technischen Mittel dazu gehabt.

Segestes ist ein Vertreter der sich formenden herrschenden Klasse der ursprünglichen germanischen Stammesgesellschaft. Die Konflikte, die sich daraus ergeben, sind spannend. Was wäre aus den Germanen geworden, wenn die Römer das Land bis zur Elbe besetzt hätten? Wären öffentliche Bäder und Fußbodenheizungen, die es zur damaligen Zeit schon im heutigen Syrien gab, zum Standard geworden? Oder umgekehrt? Wenn die Römer Germanien gar nicht interessiert hätte?

Ach, jetzt habe ich die Frauen vergessen. Ich bin aber ein Kerl und kann mich mit Frauen in Filmen ohnehin nicht identifizieren.

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KISS [Update]

keep it simple stupid
Symbolbild

Nur für den Fall, dass ihr wissen wollte, was man an einem letzten Sonntag im Urlaub nach dem Frühstück so macht: Man überarbeitet Websites und Tutorials.

[Update] By the way: Interessiert sich jemand für Mathematik? Oder dafür, dass der Besitz bestimmter Zahlen illegal sein kann?

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