Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil 2]

prinzipat

[Fortsetzung der Rezension des Buchs von Armin Eich Die römische Kaiserzeit: Die Legionen und das Imperium.]

Ich muss die althistorisch interessieren Leserinnen und die der Antike aus marxistischer Sicht kundigen Leser um Nachsicht und Geduld bitten: Je mehr ich zum Thema recherchiere, um so komplizierter wird es. Das Folgende ist also eher ein Exzerpt mit Notizen und work in progress.

Zum Erinnern: Die Eigentümer der villae waren die dominante soziale Klasse des Imperiums. (…) Die Gesamtzahl (…) ist auf etwa 200.000 bis 250.000 Personen geschätzt worden. Diese lokale Grundbesitzeraristokratie profitierte von der Schaffung des imperialen Friedensraumes, der einen weitgehend ungestörten Handelsverkehr zwischen weit auseinanderliegenden Regionen ermöglichte.

Die Zeitspanne, die Armin Eich behandelt, umfasst mehr als 250 Jahre, von der Machtergreifung des Imperators Augustus bis zum letzten Soldatenkaiser Marcus Aurelius Carus, kurz vor der Diocletianischen Ära.

Will man langfristige Tendenzen analysieren, steht man vor dem Problem, dass es natürlich niemals einen „Masterplan“ der jeweiligen Vertreters der herrschenden Klasse gab, was zu geschehen hätte. Man kann ebensowenig behaupten, dass Bismarck hätte vorhersehen oder gar planen können, wie der Kapitalismus ein Jahrhundert nach seinem Tod aussehen würde.

Zwei Dinge kann man aber unstrittig feststellen:

– Die Produktionsverhältnisse blieben unverändert; genauso funktionierte die Verwaltung inklusive der Steuern ungeachtet dessen, ob gerade eine Marionette des Senats Kaiser war wie der 13-jährige Severus Alexander, oder ob die Kaiser so schnell wechselten, dass in den entfernten Provinzen des Kaiser niemand wer wusste, wer in Rom das Sagen hatte, oder ob der Kaisertitel an den Meistbietenden verhökert wurde – wie an Didius Julianus.

– Die soziologische Zusammensetzung der herrschenden Klasse änderte sich: Waren in Zeiten der Republik und noch in der Ära des Augustus die Senatoren, also die Großgrundbesitzer, die auch politisch bestimmenden Funktionsträger, wurden die Klassenschranken zunehmend löchrig: nicht nur die Ritter konnten höchste Ämter – wie etwa Präfekt einer reichen Provinz – erreichen, sondern auch Emporkömmlinge und sogar freigelassene Sklaven.

…banden die Imperatoren die Sklaven und Freigelassenen ihres privaten Haushalts großzügig in Regierungsaufgaben ein. Sehr früh wird das bei den Rechnungsleitern des kaiserlichen Haushaltes, den a rationibus, deutlich. Die öffentlichen Kassen, von dem zentralen aerarium in Rom bis zu den Provinzialfisci, hatte Augustus unter der Leitung senatorischer oder ritterlicher Geschäftsträger belassen. Doch das System dieser öffentlichen Kassen hatte stets darunter gelitten, dass es keine Gesamtbilanz und keine zentrale Buchhaltungsstelle gab. Die Gesamtberechnung des staatlichen Haushalts konnte Augustus daher leicht an sich ziehen und übertrug sie den spezialisierten Freigelassenen und Sklaven seines eigenen Haushalts. Dies war die Keimzelle eines eigenständigen Finanzressorts.

Die Kaiser bauten ihre Macht und die ihres eigenen Apparats politisch und ökonomisch immer weiter aus – mit Hilfe der eigenen Klientel, strukturell vergleichbar etwa mit den feudalen Ministerialen. Kaiser Aurelian setzte durch, dass nur der Imperator Münzen prägen durfte (mit wenigen Ausnahmen). Ein im Ansatz „modernes“ Steuersystem bekam das Römische Reich aber erst unter Diocletian – mit der Capitatio-Iugatio im Jahr 287 n. Chr..

Exkurs:
Von Geoffrey Ernest Maurice de Ste. Croix hatte ich bis jetzt noch nie etwas gehört.

Sein Standardwerk der marxistischer Geschichtswissenschaft Class Struggle in the Ancient Greek World – „From the Archaic Age to the Arab Conquests“ erschien 1981. class struggle

Das Buch wurde bis jetzt nicht in Deutsche übersetzt. Das ist vermutlich kein Zufall: St. Croix‘ Interpretation der Geschichte entspricht nicht der offiziellen Parteidoktrin im Ostblock, und hierzulande ignoriert man grundsätzlich alles, was auch nur nach Marx riecht. Im Vergleich etwa zu Frankreich oder Großbritannien geht Deutschland damit einen lächerlichen Sonderweg, der nur beweist, dass hierzulande die Wissenschaft eben nicht „frei“ ist, obwohl nicht direkt zensiert wird. Der gewünschte Mainstream setzt sich automatisch durch.

Wer an einer deutschen Universität marxistisch argumentiert, darf sicher sein, keinen Job zu bekommen – und schon gar keine Professur. Das steht nirgendwo so geschrieben, ist aber dennoch wahr.

Armin Eich etwa hat sicher seinen Marx gelesen – das merkt man an manchen Stellen, auch am Titel seiner leider nicht erhältlichen Monografie „Die politische Ökonomie des antiken Griechenland“, hütet sich aber, Einschlägiges zu zitieren. Sein Buch ist dennoch hervorragend und wäre von Marx sicher über alle Maßen gelobt worden.

Die römischen Bürger hatten immer steuerliche und strafrechtliche Vorteile genossen. Das änderte sich, nachdem der Imperator Caracalla 212 n. Chr. fast der gesamten Bevölkerung des Reiches das römische Bürgerrecht verlieh. Danach bedeutete dieser Status immer weniger. Stattdessen trat die im Strafrecht verankerte Unterscheidung zwischen „ehrenwerten“ (honestiores) und „geringeren“ (humiliores) Bürgern stärker in den Vordergrund. (…) Ein humilior war nicht einmal vor dem Verlust der Freizügigkeit geschü+tzt und konnte beispielsweise gezwungen werden, nach Abschluss eines Pachtvertrages, lebenslang in dem betreffenden Pachtverhältnis zubleiben und seine Pachtstelle nicht zu verlassen.

Paradoxerweise führte die Verleihung des Bürgerrechts an mehrere Millionen Menschen dazu, dass die weniger Vermögenden und Armen immer ärmer wurden und immer weniger Rechte besaßen. Der schon zu Zeiten der Republik tobende Klassenkampf zwischen Großgrundbesitzern und kleinen Bauern verschärfte sich noch, weil immer mehr kleinere Landwirte sich verschuldeten oder sogar ihr Land verlassen mussten und sich unter die Herrschaft eines Großgrundbesitzers begeben mussten (vgl. Kolonat.) Das ist immer und überall so, sogar im Kapitalismus: Je mehr in Landwirtschaft investiert werden muss, um einen ausreichenden Ertrag zu erzielen, der das Subsistenzminimum überschreitet, also auf dem Markt, um so mehr dünnt sich die untere Schicht aus, um so mehr konzentriert sich der Profit bei den Besitzern der großen Güter.

Ich schrieb 2016: „Die „Produktivkäfte“ bedeuten am Ende der Republik: Die Bauern wurden ruiniert zugunsten der Großgrundbesitzer mit deren Latifundien. Die Produktion für den immer größer werdenden städtischen Markt verlangte nach „industrieller“ Massenproduktion. Dafür setzte man immer mehr und öfter Sklaven ein; gleichzeitig wanderten ruinierte Bauern und Landlose in die Städte ab.“

römische Kaiser
Credits: Daniel Voshart/medium.com (Photoreal Roman Emperor Project)

Der Klassenkampf der Sklaven war zwar immer präsent, aber seit Spartacus im 1. Jh. vor Chr. erreichte er nie Ausmaße, die die herrschende Klasse gefährdeten. Es gab aber andere, wegen der desolaten Quellenlage weitgehend unerforschte Aufstände vor allem von landlosen Bauern, aber auch entflohenen Sklaven, die immer wieder ein geballtes militärisches Eingreifen nach sich zogen. Im 3. Jahrhundert zog der „Räuberhauptmann“ Felix Bulla durch Italien, zu dessen Gefolgschaft auch ehemalige Sklaven gehörten. Viel bedrohlicher waren zur gleichen Zeit und bis in die Zeit des Konstantin die Bagaudae, bewaffnete Bauern und Hirten („peasant insurgents“ laut Wikipedia) in Gallien und Hispanien.

Nebenaspekt: Im 3. Jahrhundert wurde das Christentum eine staatlich geförderte Religion.

Achim Eich dazu: „Christen sollten, nach den Vorstellungen des Paulus, so in der Welt leben, „als ob sie nicht in ihr lebten“*, d.h. die Institutionen des Staates und seiner Untergliederungen sollten gegenüber den neuen, „kirchlichen“ keine ernsthafte Bedeutung haben. Demgegenüber hat die bekannte Formel des Römerbriefs, dass jede Obrigkeit von Gott eingesetzt sei, lediglich pazifizierenden Charakter: Sie entspricht der allgemeinen Tendenz der frühen Kirchenlehrer, sozialrevolutionären Bestrebungen innerhalb der jungen Bewegung durch Ermahnungen vorzubeugen.“

Das Christentum änderte also nichts an den Produktionsverhältnissen oder minderte auch nicht die Zahl der Kriege. Der Monotheismus der christlichen Art blieb (trotz Julian) diejenige Religion, die der herrschenden Klasse am meisten nützte, sowohl in der so genannten „Spätantike“ und besonders im Feudalismus. Ein Aspekt ist sicher, dass die potenziell sozialrevolutionäre Sehnsucht nach „Erlösung“ sozusagen „verstaatlicht“ und somit vorab unschädlich gemacht wurde.**

Eich dazu: „Die von Decius, Valerian und später Diocletian (284-305 n. Chr.) angestrebte religiöse Gleichschaltung der Reichsbevölkerung wurde mit nachhaltiger Konsequenz erst von den Nachfolgern Konstantins vorangetrieben, paradoxerweise doch unter christlichen Vorzeichen.“

Ich schrieb im ersten Teil über die „klassische imperialistische Eroberungsstrategie und anschließend die fiskalische Erschließung der neuen Territorien“: „Die Römer wollten also auch ihre Produktionsordnung per Gewalt exportieren.“ Diese Strategie, von der die Besitzer der villae profitierten – solange keine Niederlagen drohten – konnte im 3. Jahrhundert, während der so genannten „Reichskrise“, nicht mehr effektiv verfolgt werden. Ein Grund ist sehr einfach: Die „Barbaren“ hatten die römische Militärtechnik adaptiert, die Parther und später die Sassaniden waren der römischen Infantrie mit den Kataphrakten – der Vorform mittelalterlicher Panzerreiter – sogar überlegen gewesen, so dass die Römer ihrerseits die Form der Kriegsführung übernahmen. Auch wurden die Legionen, vor allem seit dem 4. Jahrhundert, ständig verkleinert, von gut 5.000 Mann bis zu nur noch 1.000. Das machte natürlich Sinn, falls wieder mal eine Heeresabteilung auf die Idee gekommen wäre, ihren Kommandeur zum Gegenkaiser auszurufen. Um 214 v. Chr. gab es keine Provinz mehr, in der mehr als zwei Legionen stationiert waren.

Ich kann und will mich nicht mit der Frage befassen, warum das Römische Reich untergegangen ist. Vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig: Viel interessanter ist, dass die Arbeit unfreier Bauern bzw. Kolonen effektiver war als die von Sklaven auf Latifundien. Die Dreifelderwirtschaft zum Beispiel, die sich erst im 12. Jahrhundert durchsetzte, war effektiver als die römische Landwirtschaft. Die Römer haben auch das Kummet nicht erfunden und spannten Ochsen statt Pferde vor den Pflug, was weniger effektiv war. Die Sklavenhaltergesellschaft war kein Erfolgsmodell mehr, vielleicht auch, weil mit dem Zusammenbruch der überregionalen Märkte des Mittelmeerraums und der Städte die vorindustrielle Massenproduktion nicht mehr gefordert war.

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* Ein Phänomen, das auch vom aktuellen Islam in kapitalistischen Ländern zu beobachten ist.
** Da der Islam keine Kirche kennt, konnten sich in der Geschichte oft Klassenkämpfe und Rebellionen der buntscheckigsten Art mit dem Islam leichter kostümieren, zum Beispiel beim Mahdi-Aufstand im heutigen Sudan.

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WWW 1.0

nexus
Source: CERN – ein Screenshot von Tim Berners-Lees Browser Nexus.

Vor 29 Jahren veröffentlichte Tim Berners-Lee die erste Website. Leider – das sieht man am HTML-Code – ist das Original verschollen.

Ich frage immer gern junge Menschen, die meinen, sie kennten sich mit „dem Internet“ aus: Laut Wikipedia gibt es das Internet seit 1969, das World Wide Web aber erst seit seit 1991. Wie sah denn das Internet etwa 1984 aus? Wie „surfte“ und wie suchte man etwas? Dann kommt meist verlegenes Schweigen.

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Betriebstechnische Grenzparameter

güterzug
Source: People’s Daily Online

In der VR China fahren Güterzüge jetzt mit 350 km/h.

Ich interessierte mich natürlich dafür, wie schnell das hierzulande geht bzw. ginge. Es gibt betriebstechnische Grenzparameter für Güterzüge. „Güterzüge können je nach Länge und Gewicht bis zu 120 Kilometer pro Stunde fahren. Die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt jedoch zwischen 90 – 110 Kilometer pro Stunde.“

Vielleicht wird es irgendwann so sein, dass die Chinesen auf Länder wie Deutschland herabblicken wie die Römer auf die Barbaren.

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Computer-Voodoo, revisited

computer-voodoo

Aus „Die Brücke – Transit in den Tod„, Staffel 3.

Man wundert sich nicht mehr, welch abstruse Ideen in den Köpfen der Leute ihr Unwesen treiben, wenn in jedem Film, in dem Computer zu sehen sind, per Drehbuch irgendeine magische Handlung bzw. Voodoo vorkommt.

Das mach ich auch. Ich schicke Andy Allo jetzt per E-Mail eine Datei, und wenn sie die öffnet (was sie natürlich macht), wird sie mich anrufen und einen One-Night-Stand mit mir verabreden. So einfach ist das.

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In dunkler Nacht allein und fern

nachtschicht

Solidarische Grüße an alle die draußen im Lande, die die ganze Nacht wach bleiben und arbeiten müssen!

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Frohe Festtage!

san Adres

Ich wünsche allen wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern frohe Festtage – und bleibt gesund! (Einen anderen Weihnachtsbaum hatte ich leider nicht.)

Die Insel San Andrés, Kolumbien, liegt auf der Höhe der Küste Nicaraguas, noch nördlich von Bluefields, und war 1979, als ich das Foto gemacht habe, ein verschlafenes Eiland, auf dem nur einige reiche Kolumbianer Urlaub machten. Ich war auch zum Baden auf dem Inselchen, das zwischen den Palmen zu sehen ist (Reprint von 2014).

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Cyberangriff hält an, Cyberlage gehackt dynamisch

waz

Den Prolog schreibt Nutzer Hal auf Heise.de: Die Entscheidung, auf ein Backup-System zu verzichten, fiel aus ökonomischen Gründen. Die Wahrscheinlichkeit eines völligen Datenverlustes wurde von führenden Experten (= der BWL-studierte GF) als vernachlässigbar gering erachtet.

Bonus von Nutzer Ranaka: Bonuspunkte, wenn der Trojaner per Werbung über den Browser kam. Das wäre der absolut perfekte Weg: zielgerichtete Werbung mit Edge-Browserexploit-Payload, die dann einen Ransomware-Trojaner nachlädt, der Paywalls deaktiviert und auf den betroffenen Rechnern uBlock Origin installiert… Mehr fnord geht nicht.

Ich habe mir das Gehackte mal genauer angesehen. Es geht offenbar um ein Trojanisches Pferd der Doppelpaymer-Familie. Im September hatte es die Uniklinik Düsseldorf getroffen (Echo in deutschen Medien: Die Russen! Die Russen!).

Diese Ransomware fügt die Erweiterung „.locked“ an einen Dateinamen jeder verschlüsselten Datei an, z.B. ändert sie „1.jpg“ in „1.jpg.locked“, und so weiter. Jede verschlüsselte Datei erhält eine eigene Lösegeldnotiz (.txt-Datei). Zum Beispiel ist eine Notiz für „1.jpg.locked“ „1.jpg.readme2unlock.txt“, und so weiter. [Vorsicht – der Rest der zitierten Seite ist Bullshit-Bingo und Werbung für eine Software.]

Heise schreibt: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass die entsprechende Sicherheitslücke in Software von Citrix bereits seit dem Jahreswechsel bekannt war. Dabei handelte es sich um eine Lücke in der Citrix-VPN-Software, die unter dem Namen „Shitrix“ bekannt wurde (CVE-2019-19781).

Es geht um einen VPN-Server, mit dem sich Mitarbeiter von außen in das System einloggen können. Die ursprüngliche Warnung vor der Sicherheitslücke stammt vom Dezember 2019.

Das BSI warnte im Januar diesen Jahres:
Das BSI ruft Anwender erneut dringend auf, die vom Hersteller Citrix bereitgestellten Workaround-Maßnahmen umgehend auszuführen und nicht auf die Sicherheitsupdates zu warten. Anwender, die die Workaround-Maßnahmen bislang nicht umgesetzt haben, sollten zudem ihre direkt mit dem Internet verbundenen Citrix-Systeme auf eine wahrscheinliche Kompromittierung prüfen. Angaben des Herstellers zufolge sollen Sicherheitsupdates je nach Versionszweig der betroffenen Produkte erst Ende Januar 2020 verfügbar sein. Diese sollten dann schnellstmöglich eingespielt werden.

Jetzt haben wir Dezember 2020. Noch Fragen?

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Fake news vom ZDF

zdf antisemitenpack

Die Israel-Berichte im ZDF sind mittlerweile so wahr wie die nordkoreanischen Nachrichten.
Die Millionen Palästinenser, die unter israelischer Kontrolle leben, werden viel länger warten müssen. Israel sieht sich nicht zu ihrer Versorgung mit Vakzinen verpflichtet und so sind sie auf die Palästinensische Autonomiebehörde angewiesen – der es an Geld fehlt.

Fake news! Die Jerusalem Post schrieb vorgestern:
The Palestinians have not approached Israel for help in obtaining COVID-19 vaccines and are planning to purchase them on their own with the help of the international community, Palestinian and Israeli officials said on Sunday.
A senior official with the Palestinian Authority Ministry of Health said that the Palestinians do not expect Israel to sell them, or purchase on their behalf, the vaccine from any country.
The official told The Jerusalem Post that the Palestinians will soon receive nearly four million Russian-made vaccines against COVID-19.

Vielleicht zweigt ja die Hamas etwas Geld vom Tunnel- und Bombenbau ab?

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1759

Jacobus

Habe ich gerade bekommen – den Heiratseintrag eines meiner Vorfahren: Jacob Schröder (Szreyder) vom 22.09.1759 (katholisches Kirchenbuch Bromberg). Ich kann Jacobus noch nicht richtig einordnen, aber die Schröders saßen damals in Otteraue-Langenau an der Weichsel. Ich habe den Eintrag (rechts oben) noch nicht komplett entziffern können.

1759! Das war im Siebenjährigen Krieg. Einen Monat zuvor war die preußische Armee bei Kunersdorf geschlagen worden.

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Ho Ho Ho!

stalinallee

Ich hoffe, das hiesige Publikum hat politisch nachhaltig eingekauft!

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Harmonisch

harmonielehre

Ein bisschen Weiterbildung in der Theorie der schönen Künste kann nicht schaden. Ich wurde durch Werbung manipuliert und kaufte von Thomas Krämer Harmonielehre im Selbststudium.

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Gernderinfiziert, revisited

Sehr schöner Text von Michael Westerhoff auf ruhrbarone.de: „Warum ich nicht mit Gender* spreche“.

Wir sprechen heute eine akademische Gender-Sprache und nicht mehr so wie auf der Straße. Und uns ist egal, worüber Deutschland spricht. Wir haben uns inhaltlich und sprachlich meilenweit von vielen Menschen abgekoppelt. Das gilt für private elektronische Medien genauso wie für öffentlich-rechtliche. Wir wundern uns also, dass die Menschen ihre „Informationen“ lieber von YouTubern, aus windigen Telegram-Gruppen oder bei rechten Bloggern beziehen? Ich wundere mich darüber nicht.

Für mich gilt das ohnehin nicht, aber ich stimme zu. Insbesondere die „Linke“ sollte sich das zu Herzen nehmen. Das wird aber nicht passieren, weil Sprachesoterik eine quasi-religiöse Konsistenz hat und – vergleichbar mit einer Subkultur – ein soziales Milieu nach „unten“ abgrenzen soll. Gendersprache ist nichts anderes als systemaffiner Klassismus.

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USB On-The-Go oder: And the winner is Horst

USB on-the-go

Die hiesige Schwarmintelligenz in Gestalt des wohlwollenden Lesers Horst empfahl: Wenn’s ein normales USB-Kabel ist, dann probier Er mal einen sogenannten OTG-Adapter dazwischen. Ist zwar nur 1 Kontakt anders beschaltet, der sorgt aber dafür, daß sich das „smarte“ Telefon nicht stumpf wie ein Speicherstick aufführt.“

Ich wusste nicht, was USB OTG ist – so etwas wie Coffee-to-go? Und warum kann das ein normales USB-Kabel nicht? Dafür ist es doch da? Und warum steht das nicht im fucking manual von Yamaha?

Und siehe: Das OTG Adapterkabel löste mein Problem: Die App Smart Pianist erkennt plötzlich doch mein E-Piano.

Letztlich bleibt es aber Kabel-Voodoo…

smart pianistsmart pianist

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GPT und MBR [Update][2.Update]

Ich fürchte, ich brauche jetzt die Hilfe eines Windows-NerdsGurus. Ich bin in dem Betriebssystem nicht mehr so fit und muss alles nachgucken, was aber hier nicht hilft.

Folgende Fehlermeldung kommt, wenn ich mit Windows 10 und Veracrypt einen USB-Stick verschlüsseln will:

error

Natürlich habe ich schon stundenlang gegoogelt. Der Praxistipp von Chip funktioniert bei mir nicht:
Sollte der Datenträger noch Volumes oder Partitionen enthalten, müssen diese nun entfernt werden. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf das entsprechende Volume, anschließend wählen Sie „Volume löschen…“ beziehungsweise „Partition löschen…“ aus.
Klicken Sie den Datenträger, den Sie konvertieren möchten, mit der rechten Maustaste an. Aus dem Kontextmenü wählen Sie „Zu MBR-Datenträger konvertieren“ aus.

Gelöscht habe ich. Die letztere Option existiert aber nicht, auch wenn ich die Datenträgerverwaltung als Admin ausführe.

error

Laut Microsoft gibt es Kommandozeilen; das wollte ich mir aber nicht antun. Also habe ich das empfohlene Programm Partition Wizard Free Edition installiert (das natürlich mit Werbung nervt).

error

Da gibt es das gesuchte Feature, den USB-Stick als „MBR neu zu erstellen“. Das Ergebnis bleibt aber dasselbe: Veracrypt meckert mit der obigen Fehlermeldung.

Was mache ich falsch? Das ist wieder ein hervorragendes Beispiel dafür, dass alles schief gehen kann, selbst die einfachsten Dinge, und kein Manual das erwähnt.

[Update]

error

Das Problem wurde nicht gelöst, die Fehlermeldung erscheint immer noch. Jetzt weigert sich Windows sogar, den USB-Stick zu formatieren. Ich glaube, ich werde doch mal Linux bemühen müssen. Aber was sage ich, wenn jemand das geplante Tutorial liest und genau diesen Fehler bekommt?

[2. Update] Ich gehe davon aus, dass das Problem nicht gelöst werden kann. Ich habe den Stick jetzt auch mit Linux fomatiert, aber das Ergebnis mit Veracrypt unter Windows bleibt gleich. Vielleicht bin ich auch der einzige Mensch, der diese Fehlermeldung bekommt.

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Es cybert sehr oder: Ich hacke euch alle!

google

Cyberattacken allüberall. Überraschung! Es war Putin – „according to people familiar with the matter.“ Schon klar.

Der Postillion hatte vor drei Jahren etwas dazu geschrieben.

Mal ganz langsam zum Mitschreiben. All of the organizations were breached through the update server of a network management system made by the firm SolarWinds, FireEye said in a blog post Sunday.

SolarWinds.Orion.Core.BusinessLayer.dll is a SolarWinds digitally-signed component of the Orion software framework that contains a backdoor that communicates via HTTP to third party servers. We are tracking the trojanized version of this SolarWinds Orion plug-in as SUNBURST.

Digital signiert, hmhm. Das müsste doch aufgefallen sein?

The backdoor uses multiple obfuscated blocklists to identify forensic and anti-virus tools running as processes, services, and drivers. Malware mit eingebautem Schlangenöl-Detektor! Sehr witzig.

By the way: Was ist eigentlich eine dll-Datei?
DLL-Dateien verhalten sich ähnlich wie die bekannten EXE-Dateien. Die DLL-Dateien lassen sich per Doppelklick ausführen, jedoch läuft die Handlung meist unsichtbar im Hintergrund ab.
Die Dateiendung .dll wird nicht nur von DLL-Dateien, sondern auch von EXE-Dateien und Treibern genutzt. DLL-Dateien sind somit ein wichtiger Bestandteil des Windows-Systems.

Soso.

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Sauer scharf

sauer-scharf-suppe

Meine neue Suppenschüssel passt besonders gut zu selbst gemachter Sauer-Scharf-Suppe mit Tapioka-Nudeln! Und das ging so:

Eine fette Möhre (oder drei kleine) in dünne Scheiben schneiden. Eine Zwiebel schreddern. Eine Paprika in kleine Stücke hacken. Zwei Esslöffel Sesamöl in einem Wok oder einer tiefen Pfanne erhitzen, erst die Möhren dazu, dann die Zwiebeln und das Paprika. Dann eine halbe Dose Jalapeños abtropfen lassen, etwas kleiner schneiden (sehr scharf!) und ebenfalls dazugeben (frische Jalapeños habe ich in Neukölln noch nicht gefunden).

Wenn sich das Sesamöl um das Gemüse gelegt hat und die Zwiebeln glasig werden, ein Glas abgetropfter Bambussprossen (oder auch Bambusstreifen) dazugeben und noch ein paar Minuten brutzeln lassen. Danach mit zwei Esslöffeln Sojasauce ablöschen (ich nehme helle Sojasauce, die ist besser).

Parallel dazu einen Topf mit ca. eineinhalb Liter Wasser aufkochen und fünf Brühwürfel dazugeben. (Im ursprünglichen Rezept wurden drei Liter Wasser angegeben. Nach einem halben Dutzend Versuchen habe ich weniger genommen – das ist vermutlich Geschmacksache.)

Jetzt vier Esslöffeln Ketchup in das kochende Wasser – und das Gemüse. Mit sechs Esslöffeln Saucenbinder ein wenig andicken (die Suppe muss kochen, wenn man den Saucenbinder hineinschüttet, sonst klumpt es). Dann mehrere kleine, in Scheiben geschnittene Lauchzwiebel in die Suppe.

Drei Eier mit ein wenig Wasser ein einem Schälchen verquirlen und dann mit einem Schöpflöffel langsam rotierend in die Suppe gleiten lassen. Mit Essig, Zucker und ein paar Tropfen Sesamöl abschmecken.

Glasnudeln bereitet man anders zu als „europäische“ Nudeln. Es reicht schon, sie mit kochendem Wasser zu überschütten und dann ein wenig in der Suppe ziehen zu lassen. Meine vietnamesischen Tapioka-Nudeln muss man erst mit kaltem Wasser übergießen und dann drei Minuten (höchstens!) kochen. Wenn man sie zu lange kocht, werden sie matschig.

Guten Appetit!

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Transit in den Tod und Computer-Voodoo

die brücke

Komisch, dass mir die Netflix-Algorithen erst jetzt Die Brücke – Transit in den Tod hereinpülten. Ganz außergewöhnliche schwedisch-dänische Krimi-Kost! Es gibt schon so viele Rezensionen, dass ich nicht noch mehr das Internet vollschreiben muss.

Nur eines: Die Heldin Saga Norén (Sofia Helin) „leidet“ in der Serie an einer Art Asperger-Syndrom. Das führt zu urkomischen Dialogen. Ich musste manchmal laut auflachen, was mir bei skandinavischen Filmen sonst nie passiert. Der dänische Kommissar Martin Rohde (Kim Bodnia) versucht, fröhlichen Smalltalk zu machen, weil „man das unter Kollegen so üblich ist“. Wenn sich aber jemand daraus nichts macht, wird es kompliziert, weil die Kommunikation irgendwie ins Leere läuft.

die brücke

Szene: Die Norén und Rohde fahren Auto, minutenlang, und Rohda versucht etwas Nettes zu plaudern, weil man sich noch nicht kennt. Irgendwann fragt er, da seine Kollegin unentwegt stur aus dem Fenster blickt: „Hörst Du mir überhaupt zu?“ Sie: „Ich sitze doch neben Dir, warum sollte ich nicht zuhören?“ Rohde verschlägt es manchmal einfach die Sprache.

Oder: Die schwedische Kommissarin hat plötzlich Lust auf Sex. Sie geht in eine Bar, lächelt einen Kerl an. Der lächelt zurück und fragt: „Möchtest Du etwas trinken?“ Sie: „Nein.“ Er halb beleidigt ab. Sie hinter ihm her: „Warum lässt du mich einfach stehen?“ Er: „Äh?“ Sie: „Möchtest du Sex mit mir?“

Nach dem Liebesspiel setzt sie sich ins Bett und schaut auf dem Laptop zersäbelte Leichenteile an. Er wacht auf und fragt geschockt: „Was machst Du da?“ – „Ich bin bei der Kripo. Arbeit.“ Der Kerl flieht nach kurzer Zeit völlig konsterniert aus der Wohnung.

die brücke

Natürlich kommt wieder Computer-Voodoo vor. Das Übliche: Wir haben da einen Nerd im Keller, der kann Passwörter knacken. Oder: Wenn etwas nicht funktioniert, ist es garantiert „ein Trojaner“. Da hat vermutlich irgendein Russe mit einer Nadel in ein Püppchen gestochen, und die „Trojaner“ machen sich auf den Weg und demolieren zielgerichtet Bits und Bytes. Vielleicht sollte man Drehbuch-Autoren mal in mein Seminar schicken, aber dann würde es weniger lustig in solchen Filmchen.

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Masken her, prestissimo!

masken

Berlin-Neukölln, Karl-Marx-Straße. „Die Märkte“ richten es mal wieder. In Kuba wäre das nicht passiert, und in China schon gar nicht.

Ich werde jetzt Schoko-Kaffee trinken, danach das Solfeggietto weiterüben, das ich mal auswendig konnte, sogar prestissimo, aber komplett verlernt habe, und dann werde ich etwas bloggen.

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C920 Pro HD Webcam

webcam

Höher, schneller, weiter, besser. Ich habe mir jetzt für meinen Hauptrechner eine Logitech C920 HD Pro Webcam (Link geht zu Amazon) besorgt. Ich war es leid, immer bei Videokonferenzen auf den Bildschirm meines Laptops hinunterstarren oder die Brille rauf- und runterschieben zu müssen. Außerdem ist der Monitor hier größer.

Ich war ein bisschen in Sorge. Bei Logitech kennt man wie gewohnt das Betriebssystem Linux nicht. Daher hatte ich mich vorher erkundigt, ob die Kamera kompatibel sei. Ist sie. Man muss natürlich wissen, wie man so etwas zum Laufen bringt – mit Cheese zum Beispiel.

Will man aber eine Konferenz mit BigBlueButton eröffnen, darf Cheese nicht aktiviert sein, beides zusammen funktioniert nicht. Die Kamera kann Aufnahmen von 2304×1536 Pixel, das ist ganz ordentlich.

Ich brauchte das Erfolgserlebnis , weil ich immer noch damit kämpfe, die App für mein Piano in Betrieb zu nehmen – das Gerät wird per USB-Kabel einfach nicht erkannt. I keep you informed.

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Pepe tritt ab

pepe
Pepe Mujica, Protoplasma K, CC BY-SA 2.0

José „El Pepe“ Mujica (*1935) hat seinen Rückzug aus der Politik erkärt.

Für mich ist er ein Held und Vorbild. „Elf Jahre seines Lebens verbrachte Mujica in einer 3,5 Quadratmeter engen Einzelzelle, oft in Handschellen, den eigenen Urin trinkend, unter Dauerbeleuchtung gesetzt, die den Unterschied von Tag und Nacht aus der Wahrnehmung löschte.“

Dieses Virus ist das globalisierteste Wesen aller Zeiten. Ob reiche oder arme Länder, es lässt keinen Kopf auf den Vogelscheuchen sitzen. Zum anderen erleben wir die Folgen der langjährigen Kritik am Staat, weil es einerseits eine sowjetische Staatsformel gab, die glaubte, alles mit dem Staat gelöst zu haben. Doch dann tauchten die Ultraliberalen auf, die im Grunde überhaupt nicht liberal sind, weil sie jede Form von Diktatur befürworten und glauben, dass der Staat auf ein Minimum reduziert werden muss. Doch jetzt, wo die Kartoffeln anbrennen, rufen alle nach dem Staat: „Gib mir dieses, fordere Disziplin, lass dieses und mach das andere“, und so weiter. Unser eigentlicher Kampf sollte sein, dass wir das Beste im Staat erkennen und von ihm fordern, denn in Wirklichkeit ist der Staat ein kollektiver Wert, den wir besitzen und brauchen. Und warum ist er es? Weil der Markt dies nicht leisten kann … Die Welt wird (Anm.: nach dem Virus) nicht dieselbe sein. Wir müssen lernen, das Leben anders anzupacken. Die Frage ist, wieviel wird es uns kosten und welchen Preis werden wir zahlen, bis zu dem Tag, an dem die Wissenschaft uns eine Reihe von Antworten gibt, die heute noch lange nicht verfügbar sind. Es kann dem Homo sapiens auch helfen, etwas bescheidener aufzutreten und zu lernen, dass die Natur befolgt und respektiert werden muss.

Wenn die Revolution kommt, dann aus Lateinamerika. Menschen wie „El Pepe“ oder Camila Vallejo oder Francisca Alvarado Mamani werden sie anführen.

In Montevideo hat auch wieder ein Linksbündnis gewonnen. Ab nächsten Herbst denke ich darüber nach; die Flüge sind mittlerweile bezahlbar.

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